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Gibt es sowas wie Wiedergeburten?

Ich kämpfte gegen die Wellen an. Meine Arme brannten, meine Beine fühlten sich schon taub an. Alles was ich hörte waren die Wellen, die um mich herum auf das Wasser schlugen.

Einen kurzen Moment ging ich unter. Wie wild strampelte ich, um wieder über die Wasseroberfläche zu kommen.

Als ich es für eine Sekunde schaffte schnappte ich panisch nach Luft. Wenn mich nicht bald jemand finden würde, würde ich ertrinken.

Die Erkenntnis war überdeutlich in meinem Kopf, aber ich konnte nicht aufgeben. Auch wenn ich keine Lust mehr hatte zu kämpfen und auch keinen Grund.

Ich merkte, wie eine Welle über mir einschlug und mich unbarmherzig hinab schleuderte. Ich versuchte weiter mit allen Mühen wieder über Wasser zu kommen, doch ich war zu schwach, zu ausgepowert. Meine Kleidung hing wie Backsteine an mir und zog mich weiter Richtung Meeresgrund.

Der Drang zu Atmen wurde immer schlimmer und so langsam, aber sicher fingen meine Lungen an zu brennen. Wie von selbst öffnete ich den Mund und meine Lungen wurden mit Wasser gefüllt. Ich spürte noch einen Widerstand. "Der Meeresboden", dachte ich, dann wurde alles schwarz.

Ich riss die Augen auf und schnappte nach Luft. In meinen Lungen war tatsächlich sowas wie ein Stechen, das an das Brennen von grade erinnerte.

Ich starrte auf das Meer vor mir. Ein paar Schritte und das Wasser würde über meine Füße schwappen.  Hastig stolperte ich zurück. Panik stieg in mir auf. Ich würde auf gar keinen Fall da rein gehen.

Wo auch immer dieser Wachtraum, oder was immer das grade gewesen war, herkam, er machte mir Angst.

Was wenn ich wirklich ertrinken würde. Es waren schon viele Kinder und Jugendliche und sogar auch Erwachsene ertrunken, auch in Ufernähe. Es war also gar nicht so unwahrscheinlich, dass ich ebenfalls einer dieser Menschen sein würde.

"Nun komm schon Lou! Das Wasser ist herrlich!"

Ich fixierte meine Schwester, wie sie mit den Wellen auf und ab wippte und mir voll Freude zu winkte. Ein Horrorszenario nach dem Anderen zog durch meinen Kopf.

"Lottie, komm da sofort raus!", rief ich zurück. Was wenn ihr was passieren würde und sie ertrank, weil ihr niemand schnell genug helfen konnte?

Meine Atmung verschnellerte ich sich, während Lottie tatsächlich aus dem Wasser auf mich zu kam.

Ich atmete erst auf als sie das Wasser vollständig verlassen hatte. "Was ist denn los? Geht's dir gut? Du siehst so blass aus."

,,Ähh... Alles gut, ich gehe ein wenig spazieren. Pass auf dich auf, okay?"

,,Mach ich. Bis gleich."

Lottie ging wieder auf das Wasser zu und ich wandte mich ab, bevor ich das sehen musste.

Ich beschloss nicht am Wasser entlang zu gehen und sah mir stattdessen das Dörfchen in dem wir Urlaub machten an.

Es war kein klassisches Urlaubsdorf und die Häuser sahen alt und dennoch sehr gemütlich aus.

Ich kam an einem kleinen Fachwerkhaus vorbei, was mir besonders gut gefiel.

Irgendwoher kam es mir unglaublich bekannt vor, obwohl ich schwören könnte es noch nie in meinem Leben gesehen zu haben. Alleine schon deswegen, weil ich noch nie hier war.

Plötzlich blitzte etwas vor meinem Auge auf.

Ich lief lachend aus dem Haus heraus. Verfolgt von meiner großen Schwester. Mir über die Schulter sehend rief ich: ,,Du kriegst mich nie im Leben!" Wieder entwich mir ein befreites LachenAuch meine Schwester lachte auch und versuchte noch ein wenig schneller zu rennen, aber ihre Beine waren zu kurz und so stolperte sie und fiel hin.

Als ich das bemerkte rannte ich zu ihr. ,,Geht's dir gut?" Mit großen Augen sah ich sie an. Ihre Augen glitzerten, während sie ihre Hand ausstreckte, mich berührte und sagte: ,,Hab dich!"

,,Das war total unfair!" ,,Tja, hast du wohl Pech gehabt." 

,,Kinder! Kommt ihr Essen?", hörte ich Mama von innen rufen. ,,Wir kommen gleich!", schrie meine Schwester zurück.

Ich half ihr auf und gemeinsam liefen wir wieder ins Haus.

Der Gedankenblitz verschwand und ich nahm meine Umgebung wieder klar und deutlich war.

War das grade eine Vision gewesen? Auf jeden Fall war ich noch ein Kind gewesen und das Mädchen mit dem ich gespielt hatte kannte ich nicht.

Mit einem Kopfschütteln stolperte ich ein paar Schritte zurück. Was um Himmelswillen war das!?

Immer wieder überfordert und verwirrt zurückschauend, machte ich mich auf den zu der Ferienwohnung, die momentan mein Zuhause war.

Weil meine Beine auf der Hälfte drohten nachzugeben, hielt ich an einem Spielplatz und setzte mich auf die Schaukel. Erst jetzt trat der Schock richtig ein, als es schon wieder passierte. Schon wieder wurde ich aus dem Hier und Jetzt gerissen.

Ich kam um die Ecke und betrat den Spielplatz. Schnurstracks lief ich um das Klettergerüst herum, wo schon mein Freund auf mich wartete. Hier waren wir von den Blicken abgeschirmt.

Es war uns verboten zusammen zu sein und offiziell hatten wir beide eine Freundin. Aber im Geheimen trafen wir uns trotzdem und führten so etwas wie eine Beziehung. 

,,Hey Eddie." Ich legte lächelnd meine Arme um seinen Nacken und zog ihn für einen Kuss an mich heran.

,,Hi Will", murmelte meine Affäre zwischen zwei Küssen und presste mich gegen die Wand des Klettergerüstes.

Ich ließ mich auf einen hitzigen Kuss ein und zog Eddie näher an mich heran, sodass er mich mit seinem kompletten Körper gegen das Holz hinter mir und es passte kein Haar mehr zwischen uns.

Wir lösten uns, blieben aber trotzdem so nah aneinander stehen. Wir keuchten beide und mein Freund hatte deutlich gerötete Wangen und geweitete Pupillen.

Seine Stirn lag an meiner und ein breites Lächeln zierte sein Gesicht und meins ebenfalls.

Ich zog ihn am Nacken für einen weiteren Kuss zu mir herunter.

Nur nebenbei nahm ich war, wie jemand scharf die Luft einzog. Ich war einfach zu sehr auf den Kuss fixiert.

Erst als wir auseinander gezogen wurden, bemerkte ich, dass wir Zuschauer gehabt haben mussten.

Mein Freund wurde von mir weggerissen und auch ich wurde festgehalten. Ich wehrte mich mit aller Kraft. Versuchte um mich zu treten und zu schlagen, aber ich konnte nichts tun.

Hilflos musste ich mit ansehen, wie Eddie von mir weggezerrt und weggebracht wurde.

Oh mein Gott, das war sehr viel intensiver gewesen, als die beiden Male vorher. Ich spürte Tränen auf meiner Wange und wischte sie weg.

Um nicht nochmal sowas erleben zu müssen, lief ich so schnell ich konnte in die Ferienwohnung.

Auf dem Weg stolperte ich immer wieder, konnte aber grade noch so mein Gleichgewicht halten und lief weiter.

Als ich endlich angekommen war, musste ich feststellen, dass meine Familie noch am Strand sein musste, denn ich war alleine.

Einmal tief durchatmend griff ich nach meinem Handy und tippte auf den Kontakt mit dem Namen meines Freundes. Ich hoffte inständig, dass Harry dran gehen würde. Ich brauchte jetzt ganz dringend jemanden zum Reden.

,,Hey Sweetcheeks. Hast du mich schon vermisst?"

,,Harry?", fragte ich, noch immer ein wenig verstört. Mein Tonfall schien Harry zu beunruhigen, denn er fragte sofort: ,,Was ist los Lou?"

,,Ich... ich glaub, ich werd wahnsinnig."

,,Alles wird gut. Ich bin da. Erzähl was passiert ist."

Harry's Stimme zu hören tat mir gut und beruhigte mich. Langsam wurde es in meinem Kopf klarer.

,,Ich sehe Dinge, die nicht da sind."  ,,Wie meinst du das?" ,,Da tauchen einfach Szenen in meinem Kopf auf und... und die sind dann einfach da. Harry hilf mir, ich glaube ich dreh durch!"

,,Louis, alles wird wieder gut, okay? Du drehst nicht durch, versprochen. Wo bist du grade?" ,,In unserer Ferienwohnung." ,,Gut. Geh in dein Zimmer. Leg dich aufs Bett und atme tief durch und dann erzählst du mir nochmal genau was passiert ist."

Ich nickte, obwohl mir bewusst war, dass er das nicht sehen konnte. Während ich in mein Zimmer lief und mich hinlegte, redete Harry mir immer wieder beruhigend zu. Ich wünschte er könnte jetzt neben mir liegen, mich fest in den Arm nehmen und einfach für mich da sein.

,,H..Harry? Ich liege jetzt." ,,Okay, gut. Und jetzt atmest du tief ein und aus. Versuch dich nur darauf zu konzentrieren."

Ich machte, was er mir gesagt hatte und konzentrierte mich nur auf das Atmen, bis ich mich bereit fühlte, wieder zu sprechen.

,,Es... es war so. Ich bin mit meiner Familie an den Strand gegangen und auf einmal war ich nicht mehr am Stand, sondern... sondern direkt im Wasser und, Harry, ich bin ertrunken. Es war ein grausames Gefühl. Fast, als ob es wirklich so passiert ist. Aber ich bin noch nie ertrunken. Das macht mir Angst. Was wenn das meine Zukunft war?"

,,Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht deine Zukunft war Lou. Mach dir keine Sorgen."

,,Das war noch nicht alles Harry. Ich... ich bin dann wieder vom Strand weggelaufen. Ich bin dann in das Dorf da und ich fand ein Haus besonders schön und... und es kam mir irgendwie bekannt vor und dann kam wieder sowas.

Ich hab mich als Kind gesehen, wie ich mit meiner scheinbar großen Schwester gespielt habe. Im Garten.

Aber... aber ich hab doch gar keine große Schwester. Meine Schwestern sind alle jünger als ich.

Und dann bin ich weiter. Ich war so geschockt, dass ich mich erstmal setzten musste.

Ich war dann auf so einem Spielplatz und da ist es nochmal passiert. Aber irgendwie intensiver. Ich... ich hab mit nem Typen rumgeknutscht, der irgendwie meine Affäre war, weil ich nicht schwul sein durfte und eine Freundin haben musste oder so.

Und dann muss uns jemand dabei gesehen haben und der hat dann irgendwen gerufen, der den Typen und mich auseinander gezogen und ihn weggeschleppt hat."

Nach einer kurzen Schweigepause, fragte Harry: ,,Ich nehme mal an, dass der Typ von dem du erzählt hast nicht ich war oder?"

,,N...nein. Ich bin offen schwul und niemand hat was dagegen und ich hab auch keine Freundin. Ich glaube ich werde wirklich verrückt!"

,,Nein Lou, ehrlich gesagt glaube ich einfach du bist ein Phänomen."

,,Wie meinst du das?" ,,Sag mal Lou, glaubst du an Wiedergeburten?"

,,Man, keine Ahnung, hab ich mir noch nie Gedanken drüber gemacht. Worauf willst du überhaupt hinaus?"

,,Egal, würdest du mir ein paar Fragen beantworten, zu deinen Visionen, Träumen, was auch immer?"

,,Ähm, j... ja klar",ich war jetzt endgültig verwirrt, was sollte Harrys Frage zu den Wiedergeburten?

,,Okay, warst du eher im Körper drin oder hast du es eher als Zuschauer erlebt."

Ich musste tatsächlich einen Moment nachdenken, bevor ich antwortete: ,,Ich hab in einem Körper gesteckt."

,,Okay, war das immer die selbe Person?" ,,Keine Ahnung, das Alter hat immer gewechselt, deswegen kann ich das nicht so genau sagen."

Ich war um einiges ruhiger geworden. Alles einmal auszusprechen hat sehr gut getan und das Harry so positiv darauf reagierte beruhigte mich zusätzlich.

,,Hat dich mal eine Person mit Namen angesprochen?" ,,Nein. Oh, Moment, doch. Der Typ mit dem ich rumgemacht habe, hat mich Will genannt." ,,Hmm, könnte eine Abkürzung für einen Namen sein. William vielleicht. Obwohl das ein lustiger Zufall wäre, wo dein Zweitname doch William ist. Okay, weiter. Hast du das Mädchen oder den Knutschtypen bei einem Namen genannt?"

,,Das Mädchen nicht, aber den Typen habe ich Eddie genannt. Ist das vielleicht ein Spitzname zu Edward. Das wäre allerdings ein noch lustigerer Zufall, weil dein Zweitname ja Edward ist."

Es fing an irgendwie Spaß zu machen mit Harry meine Visionen, Träume, was auch immer zu analysieren.

,,Ja, das wäre es tatsächlich. Kannst du sagen, wie alt du jeweils warst?"

,,Also, da an dem Haus war ich vielleicht sechs oder sieben. Im Meer muss ich um die 18, 19 gewesen sein und auf dem Spielplatz war ich vielleicht so 17."

,,Danke Lou. Mehr Fragen hab ich nicht. Aber um nochmal auf die Wiedergeburten zu sprechen zu kommen. Nach allem was du mir grade so erzählt hast, klingt es für mich extrem so, als würdest du aus einem anderen Leben berichten. Und die Erinnerungen sind irgendwo tief in dir verborgen und erst wenn du mit einem Ort oder vielleicht auch einem Geruch etwas besonders stark verbindest, dann kommt die Erinnerung wieder hoch. Das mit dem Geruch müssten wir mal ausprobieren."

,,Haz, verrenn dich da nicht in irgendetwas. Für mich klingt das sehr unwahrscheinlich."

,,Wir werden sehen Lou, wir werden sehen", meinte Harry geheimniskrämerisch.

Ich hörte, wie die Tür aufging. Meine Familie musste zurück gekommen sein und mich vermutlich mal ausfragen wo ich gewesen war.

,,Du Haz? Ich muss auflegen, meine Familie ist grade wieder gekommen."

,,Okay Boo, ich werde ein wenig recherchieren. Wann kommt ihr nochmal genau zurück?"

,,Am Sonntag, wir bleiben ja nur das Wochenende." ,,Also in zwei Tagen. Gut bis dann. Ich liebe dich über alles Lou. Lass dich nicht zu sehr schocken, wir kriegen schon raus was das ist."

Tränen stiegen mir in die Augen. Er war der beste feste Freund überhaupt. ,,Danke Harry. Ich liebe dich auch. So so sehr."

Ich legte auf, schaute noch eine halbe Minute still auf mein Handy, schickte Harry dann ein Herz über Whatsapp und begab mich dann zu meiner Familie.

,,Hey Lou. Wo warst du?", fragte mich meine kleine Schwester Phoebe. ,,Eigentlich wollte ich mit dir Wasserball spielen, aber du warst dann gar nicht mehr da."

,,Ich bin ein bisschen im Dorf herumgelaufen. Morgen spiele ich mit dir Wasserball versprochen." Eigentlich hoffte ich inständig, dass wir morgen etwas anderes machen würden oder keine Visionen oder Träume kamen.

Ich hatte ja auch keine Ahnung, wie lange das dauert. Ob das nur der Bruchteil einer Sekunde ist oder ein paar Minuten andauert.

,,Hmm, ist es wenigstens schön?" ,,Jap, ich fand es sehr schön und gemütlich." ,,Das ist ja wenigstens etwas. Und du versprichst morgen mit mir und Daisy Wasserball zu spielen?" ,,Ja, ich verspreche es hoch und heilig!" ,,Okay." Phoebe lächelte glücklich vor aich hin und mir ging das Herz auf. Ich liebte es, meine Geschwister glücklich zu sehen.

,,Mama?" ,,Ja, Boobear?" ,,Ich bin müde. Die Fahrt war doch anstrengender als gedacht. Ich glaube, ich gehe jetzt schon ins Bett." ,,Geht's dir gut, Schatz?" Sie legte eine Hand auf meine Stirn.

,,Ja, alles gut. Ich bin bloß müde." ,,Okay, ruh dich aus. Ich hole dich gleich zum Abendessen." ,,Danke Mama." Ich umarmte sie noch einmal feste, dann ging ich tatsächlich in mein Zimmer und legte mich ins Bett.

Eigentlich wollte ich in Ruhe über den heutigen Tag nachdenken, doch kaum hatte ich mich hingelegt und die Augen geschlossen, war ich auch schon eingeschlafen.

Geweckt wurde ich durch ein leichtes Rütteln an meiner Schulter. ,,Boobear, es gibt Abendessen", hörte ich meine Mutter flüstern.

Langsam schlug ich die Augen auf. ,,Danke fürs Wecken." ,,Gerne Boo. Kommst du?" Ich nickte und kämpfte mich aus dem Bett hoch.

Während des Essens war ich sehr still und hing meinen Gedanken nach. Meine Mutter bemerkte das natürlich, sagte aber erst später am Abend etwas.

Dan war grade im Bad und duschte und meine Schwestern waren alle zusammen und Fizzys und Lotties Zimmer, als Mama mich auf meine Schweigsamkeit ansprach: ,,Was ist los? Du bist so ruhig im Moment."

,,Mama, gibt es sowas wie Wiedergeburten?" ,,Ich denke schon. Warum willst du das wissen?" ,,Ich... ich glaube ich hab schonmal gelebt."

,,Das musst du mir genauer erklären." Und das tat ich auch. Ich erzählte ihr von den Visionen und von Harrys Theorie. Sie hörte sich alles geduldig an und unterbrach mich kein einziges Mal.

Als ich fertig war mit erzählen, nahm sie mich wortlos in den Arm und wiegte mich sanft hin und her. Sie schien genau zu bemerken, wie sehr mich das alles mitgenommen hatte.

,,Ich glaube, ich gehe jetzt ins Bett", verkündete ich. ,,Mach das Schatz. Gute Nacht." ,,Schlaf gut." ,,Und träum was schönes!" ,,Du auch." Ich lächelte Mama an und ging dann wieder ins Bett und auch dieses Mal schlief ich schnell ein. Aber ich schlief unruhig.

Zumindest den ersten Teil der Nacht. Irgendwann hatte ich das Gefühl, als würde sich etwas warmes an mich kuscheln und ab da schlief ich tief und fest bis zum nächsten Morgen durch.

Morgens wachte ich auf, als es hell im Zimmer wurde. Verschlafen blinzelnd kuschelte ich mich noch etwas tiefer in die Kissen und an den warmen Körper hinter mir.

Moment mal! Ein Körper hinter mir?

Vorsichtig drehte ich mich um und sah in Harrys schlafendes Gesicht. Was machte er hier? Sanft strich ich über seine weiche Wange. Ich musste lächeln.

Harry fing an zu blinzeln und ich konnte einen Blick auf seine wunderschönen, grünen Augen erhaschen.

,,Guten Morgen." ,,Guten Morgen Lou." Harrys Stimme war rau und tief.

,,Was machst du hier?" ,,Ich konnte dich doch nicht einfach so alleine lassen. Außerdem bin ich neugierig." Harry lächelte mich mit seinem unwiderstehlichen Grübchenlächeln an.

,,Wann bist du eigentlich gekommen?", versuchte ich mich von seinem Lächeln abzulenken.

,,Gestern Nacht irgendwann. Du warst furchtbar unruhig, bis ich mich zu dir gelegt habe. Hast du schlecht geträumt?" ,,Keine Ahnung, ich kann mich nicht mehr erinnern, aber seien wir ehrlich. Wundern würde es mich nicht, wenn ich schlecht geträumt hätte." ,,Ja, da hast du wohl Recht."

Ich gähnte herzhaft und kuschelte mich enger an Harry. Seine Wärme und das behagliche Gefühl ließen mich wieder wegdämmern.

Viel Zeit blieb mir allerdings nicht. Keine Viertelstunde später kam meine kleinen Schwestern Phoebe und Daisy  hereingeplatzt.

,,Lou, du musst aufstehen. Wir wollen wieder an den Strand. Lottie hat gestern noch erzählt, dass sie eine kleine Bucht gefunden hat, die etwas abseits vom Strand ist. Da wollen wir unbedingt hin, also beweg deinen Hintern aus dem Bett!", klärte mich Phoebe auf, während Daisy ins Bett gekrabbelt kam und sich zwischen mich und Harry legte. Daisy liebte Harry mehr als sie mich liebte, da war ich mir fast sicher.

,,Daisy, du darfst mir jetzt nicht in den Rücken fallen! Steh sofort wieder auf!" Ich kicherte leicht und Harry grinste breit.

,,Wir stehen jetzt auf." Damit gab sich Phoebe zufrieden und hüpfte wieder aus dem Zimmer.

Wir standen tatsächlich auf, machten uns fertig und frühstückten dann alle gemeinsam. Danach machten wir uns auf den Weg zu besagter Bucht

Zum Glück überraschte mich auf dem Weg keine meiner Visionen, was fast schon etwas merkwürdig war.

Wir kamen an der Bucht an. Sie war wunderschön. Das Wasser schien hier kristallklar zu sein und der Sand war vom Meer fein gemahlen und weiß. Es schien als wären wir die ersten Menschen, die das hier zu Gesicht bekamen.

Keine Sekunde später wusste ich, dass dem nicht so war.

Lachend spritzte ich ihn nass. Auch er lachte befreit. Hier konnte uns niemand sehen und somit waren wir wenigstens für diese paar Stunden frei. Es war Nacht und der Mond und die Sterne scheinen auf uns herunter.

Er kam auf mich zu und küsste mich. Ich verschränkte meine Hände in seinem Nacken und genoss die Freiheit keine Angst haben zu müssen.

,,Wir sollten das an den Strand verlegen", meinte er atemlos und ich nickte zustimmend.

Er presste seine Lippen wieder auf meine und drängte mich in Richtung Strand.

Ich stolperte und landete im Sand. Eddie kniete nun über mir und küsste mich immer noch.

Irgendwann trennten wir und er rollte sich von mir herunter. So lagen wir dann nebeneinander im Sand. Händchenhaltend und außer Atem vom Kuss.

Erschrocken schnappte ich nach Luft. ,,War das grade eine Vision?" Ich konnte nur nicken. Harry nahm mit der einen Hand meine und legte seinen anderen Arm um meine Taille.

Ich legte meinen Kopf an seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. ,,Willst du mir erzählen, was du gesehen hast?"

,,J... ja.", stockend begann ich zu erzählen, ,,Ich war hier. Mit diesem Eddie, meinem Knutschpartner. Wir waren ein wenig schwimmen und dann sind wir küssend aus dem Meer gelaufen, wo ich gestolpert und im Sand gelandet bin. Wir haben uns noch eine Weile geküsst, dann hat er sich von mir herunter gerollt und wir lagen Händchen haltend am Strand."

,,Um ehrlich zu sein, macht dieser Eddie mich schon irgendwie eifersüchtig." ,,Brauchst du nicht zu sein. Wirklich nicht. In diesem Leben liebe ich nur dich!"

Er grinste mich an und küsste mich kurz. ,,Ich muss mich Zuhause unbedingt hinsetzten und recherchieren. Ich will wissen ob es dieses Leben, von dem du so oft Visionen hast, wirklich gibt. Vielleicht sollte wir nochmal durch die Stadt laufen." ,,Haz, das ganze ist für mich sowieso schon gruselig genug, ich möchte da eigentlich nicht öfter durch als unbedingt nötig."

Jetzt sah Harry etwas betreten aus. ,,Sorry Lou, ich hab nicht bedacht, wie es dir gehen muss." Ich küsste ihn nochmal zur Versöhnung. ,,Alles gut, aber lass uns jetzt zu meinen Schwestern gehen, ich hab ihnen gestern versprochen, heute mit ihnen zu spielen." ,,Okay, lass uns gehen."

Am Abend saß ich an Harry gelehnt, die wiederum am Kopfende des Bettes lehnte. Er googelte auf meinem Laptop und ich versuchte ein Buch zu lesen, aber ich konnte dem Buch einfach nicht die gewünschte Aufmerksamkeit schenken und merkte immer wieder, wie mein Blick zum Laptop glitt.

,,Ah, hier ist etwas. Schau Louis: William Tars. Geboren 1507, gestorben 1526. Mit 18 ertrunken. Ach Mist. Er hat zu seinen Lebzeiten immer nur in Österreich gelebt und ist da in einem Bergsee ertrunken, nachdem er beim klettern abgestürzt war. Das passt nicht."

Die Aufregung, die mich ergriffen hatte ließ wieder nach und ich ließ enttäuscht die Schultern sinken.

Eine Weile herrschte wieder Schweigen, bis Harry sich erneut zu Wort meldete.

,,Oh, schau mal, das könnte jetzt aber tatsächlich sein." Ich sah gespannt von Harry zu Lapton, als er weiter sprach.

,,William Cartwright. Geboren 1864, gestorben 1883. Ertrunken hier in diesem Meer. Er gehörte zu einer eher wohlhabenderen Familie und hatte eine große Schwester mit dem Namen Elizabeth. Außerdem hatte er offiziell eine Freundin, Verlobte, was auch immer, namens Olivia Bradley. Es kam 1882 jedoch heraus, dass William ein Verhältnis zu einem Jungen, Edward Ashbury, gehabt hat. Schwule wurden zu der Zeit nicht toleriert und noch dazu kam Edward aus einer der ärmeren Familien der Stadt. Man sah sie zusammen auf einem Spielplatz herumknutschen und da man keinen Skandal in der Familie Cartwright wollte, stellte man es so hin, dass Edward ihn genötigt hätte. Er wurde daraufhin zum Tode verurteilt. Keine drei Monate später am Anfang des Jahres 1883 fand man Williams Leiche am Strand nahe der Klippen, nachdem er einige Tage zuvor schon vermisst wurde. Man geht davon aus, dass er von den Klippen gestürzt oder gesprungen sein musste. Man geht allerdings von Selbstmord aus."

Ich musste schlucken. Das klang extrem nach dem, was ich so gesehen hatte. Harry sah mich erwartungsvoll an. ,,Ja... ja, das klingt sehr nach dem was ich... was ich gesehen habe", stotterte ich.

Mitfühlend legte Harry mir einen Arm um die Schulter und klappte den Laptop zu.

In den nächsten Wochen beschäftigte ich mich viel mit William, mit seinem Leben, seinen Beziehungen, seiner Familie.

Ich konnte nicht so richtig mit ihm abschließen. Er ließ mich schlaflose Nächte durchleben und Harry und die Schule vernachlässigte ich auch immer mehr.

Die ersten zwei Wochen nahm Harry das einfach so hin, ließ mir Zeit, aber danach versuchte er mich wieder für andere Sachen als William zu motivieren. Meine Gedanken verweilten aber nach wie vor immer nur bei meinem früheren Leben.

Das ging so lange mehr oder weniger gut, bis Harry der Kragen platzte.

,,Louis, so kann das nicht weiter gehen! Du hast auch jetzt noch ein Leben! Du kannst nicht immer nur in der Vergangenheit leben!" Nach dieser Ansprache war ich sprachlos. Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, drehte Harry sich um und verließ den Raum.

Die Tage danach suchte ich immer wieder das Gespräch, aber er blockte jedes Mal ab. Mir war zum heulen zu mute. Also verzog ich mich am Freitag nach der Schule in mein Zimmer und weinte tatsächlich. Ich hatte Harry vergrault, die Person, die mir in meinem kompletten Dasein am wichtigsten war und das nur, weil ich etwas, schon längst vergangenem hinterher gejagt hatte.

Meine Mutter kam einmal ins Zimmer und als sie sah, wie es mir ging, setzte sie sich an mein Bett, strich mir durch die Haare und fragte, ob sie mir etwas bringen könne. Ich verneinte und dann ließ sie mich wieder alleine. ,,Ruf mich wenn du etwas brauchst", wies sie mich noch an.

Aber das einzige, was ich brauchte war Harry. Ganz allein Harry. Vor lauter Erschöpfung schlief ich schließlich ein. Deshalb bemerkte ich auch nicht, wie Mama zwei Stunden später in mein Zimmer kam, mir eine kleine Reisetasche packte und wieder verschwand.

Geweckt wurde ich erst eine gute halbe Stunde später mit einem Kuss auf die Wange. ,,Louis, wach auf."

Ich musste träumen. Das war ganz klar Harrys Stimme gewesen, aber das konnte ja nicht sein. ,,Lou."

Diesmal bekam ich einen Kuss auf die Lippen. ,,Nun wach endlich auf." Ich hielt krampfhaft die Augen zu, nur um diese Illusion noch ein wenig zu wahren.

,,Okay, wenn es nicht anders geht...", hörte ich ihn noch sagen, dann wurde ich hoch genommen. Sofort riss ich die Augen auf. Ich blickte gradewegs in Harrys grüne Augen.

,,Gut, du bist endlich wach." ,,Harry, wo trägst du mich hin?" ,,Ins Auto." ,,Warum?" Ich klammerte mich ganz fest an ihn um seine Wärme zu spüren, um mir zu versichern, dass er noch da war.

,,Das wirst du schon sehen." Ich fragte nicht weiter, sondern genoss nur die Nähe und die Geborgenheit, die Harry ausstrahlte.

Harry setzte mich vorsichtig auf dem Beifahrersitz ab und wollte mich loslassen, aber ich klammerte mich nur weiter an ihn. Er sollte mich nicht wieder verlassen.

,,Lou, ich gehe nur eben um das Auto und setzte mich auf den Fahrersitz ja? Ich bin sofort wieder da", flüsterte er mir mit seiner tiefen Stimme ins Ohr. Ich bekam eine Gänsehaut und ließ Harry langsam los.

Während er um das Auto lief, schnallte ich mich schonmal an. So langsam wachte mein Gehirn endgültig auf. Das alles war kein Traum. Harry würde mit mir irgendwo hinfahren. Eine leise Vorfreude stieg in mir auf.

Sobald er sich gesetzt hatte, legte er seine Hand auf meinen Oberschenkel und nahm sie nur noch zum Gang einlegen wieder herunter.

Wir schwiegen, bis ich nochmal fragte: ,,Harry, wo fahren wir hin?" ,,Zu William, du musst endlich abschließen." ,,Was meinst du?" ,,Ich meine, dass du vielleicht mal einen ganz bewussten Abstecher zu deinem alter Ego machen musst."

Ich nickte, irgendwie machte das Sinn. ,,Heißt das du hast mir vergeben?" Harry schaute mich kurz verwirrt an. ,,Ich war nie wütend auf dich." ,,Und warum hast du mich dann ignoriert?" ,,Weil ich diese Reise vorbereitet habe und ich wollte nicht, dass du was davon erfährst, weil ich nicht wusste, wie du reagieren würdest." ,,Achso."

Vorsichtig legte ich meine Hand auf Harrys und spielte mit seinen Fingern. ,,Ist das ein neuer Ring?", fragte ich als ich einen Ring mit einer Rose an seinem Zeigefinger trug.

,,Jap." Mehr antwortete er nicht.

Die Fahrt hatte noch zirka zwei Stunden gedauert und mittlerweile war es mitten in der Nacht. Wir checkten in einem Hotel ein und gingen dann sofort ins Bett. Ich kuschelte mich fest an Harry und seine umschlossen meinen Körper sanft.

Wir traten am nächsten Morgen auf die Straße. Es war noch ein wenig kühl, aber der Himmel war klar und es versprach ein schöner Tag zu werden.

,,Okay, wo müssen wir hin, um deine Erinnerungen zu wecken?" ,,Theoretisch könnte hier überall eine Erinnerung sein. Aber ich weiß auch nicht so genau, wie sich das verhält." Ich nahm Harrys Hand und verschränkte seine Finger mit meinen. ,,Ganz egal, was gleich passiert. Bitte lass meine Hand nicht los." Ich hatte ein wenig Angst.

,,Mach ich nicht Lou. Ich liebe dich." ,,Ich dich auch. Mehr als alles andere!" Ein kurzer Kuss, dann liefen wir los. Lange musste ich nicht warten, dann passierte es wieder und irgendwie spürte ich es auch. Es breitete sich ein merkwürdiges Gefühl in meinem Körper aus, dass ich nicht wirklich beschreiben konnte.

Ich rannte. Edward an meiner Hand. Es war ein Fluchtversuch, von dem ich wusste, dass er nicht klappen würde. Mit der Zeit fiel ich immer weiter zurück. ,,Will, du musst laufen."

,,Ich kann nicht mehr!" ,,Du musst, bitte, wir können es schaffen!" Das war eine Lüge und das wussten wir beide.

Ich hörte die Schritte hinter mir immer näher kommen. ,,Ich liebe dich Edward! Vergiss das nie! Nicht in diesem Leben, noch bei dem was nach dem Leben kommt! Denn das hier kann unmöglich das Ende sein!" ,,Ich liebe dich auch William! Ich verspreche dir, wir werden immer wieder zueinander finden!"

Die Schritte waren immer näher gekommen. Wir blieben stehen. Es brachte jetzt eh nichts mehr. In dem Wissen, dass es das letzte Mal sein würde, presste ich meine Lippen auf seine und vergrub meine Hände in seinen unglaublich weichen Locken.

Der Kuss schmeckte nach meinen und seinen Tränen. Wir wussten beide, dass er sterben würde und wir wussten auch beide, dass ich nachkommen würde.

Mit aller Leidenschaft, die wir aufbringen konnten, küssten wir uns. Es war wie ein Abschied. Seine Arme umfingen meinen kompletten Körper und trotz dieser  Situation fühlte ich mich geborgen in seinen Armen.

Dann wurden wir auseinander gerissen und ich sah in sein tränenverschmiertes Gesicht. ,,Ich liebe dich! Jetzt und in alle Ewigkeit!" ,,Ich liebe dich auch! So sehr!", schluchzte ich.

Ich schlug die Augen auf. Es war nicht wie sonst. Ich war nicht geschockt. Ich wusste genau wann das gewesen war. Es war zwei Tage nach dem Spielplatzskandal passiert. Wir hatten versucht zu fliehen, irgendwo hin, wo wir frei waren. Wir wurden geschnappt und Edward wurde weggesperrt. Eineinhalb Monate später wurde er dann geköpft.

Harry neben mir atmete schwer. ,,Oh mein Gott!" ,,Was ist los?" ,,Ich... ich hab grade auch so eine Vision gehabt. Ich hatte jemanden an der Hand und wir sind weggelaufen. Wir wurden geschnappt. Es war grausam!"

,,Das... das kann nicht sein", hauchte ich. ,,Lou, was meinst du?" ,,Ich hatte die selbe Vision." ,,Meinst du, meinst du ich könnte Edward sein?" ,,Ich weiß nicht. Es würde schon irgendwie Sinn machen oder? Ich meine, warum solltest du das sonst auch gesehen haben?" ,,Keine Ahnung Lou, aber eins weiß ich. Ich liebe dich!"

Ich musste lächeln und dann küssten wir uns an der selben Stelle, an der Edward und William sich auch geküsst hatten. Harry hatte Recht gehabt, ich hab das hier gebraucht um abschließen zu können. Und ich fand die Erklärung schön, dass Harrys und meine Seelen sich immer wieder finden würden, weil unsere Liebe stärker war als der Tod oder das Leben.

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