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Freaks III

Hey,
vorab, ich habe den Begriff One Shot nicht ganz verstanden, weshalb es eventuell einen 4. Teil geben wird. Es ist einfach so, dass ich wärend dem Schreiben bemerkt habe, dass es viel zu lang wird (20 000 Wörter). Deshalb habe ich es jetzt nochmal in zwei Teile geteilt.
Aber das ist dann wirklich der letzte Teil von Freaks, ich versprechs 😁💙💚

Theorien zu Edward gerne in die Komentare, es interessiert mich brennend was ihr von der ganzen Situation haltet und was ihr denkt, wie er gestorben ist😌😇❤

All the Love ~ L xx

《♡》

"Es ist alles deine Schuld Harry. Wie kannst du überhaupt noch in den Spiegel sehen? Deinen großen Bruder auf dem Gewissen habend. Schämst du dich kein bisschen, dein Leben ohne mich weiter zu leben? Ich sollte an deiner Stelle sein, das wissen wir beide Harold. Ich hätte es mehr verdient zu leben, ich war schon immer in allem besser als du. Vor allem was neue Freunde finden anbelangt. Wie viele hast du nochmal? Richtig, gar keinen. Du hast nur noch Gemma und Mom, die beide an mich denken, wenn sie dich ansehen. Jede Bewegung, jedes Wort wird sie an mich erinnern. Wieso lebst du überhaupt noch Harry? Du bist eine Last und reibst unserer Familie nur unter die Nase, dass ich tot bin. Und wegen wem? Wegen dir. Ohne dich wären sie besser dran. Ohne dich wären alle besser dran. Selbst Louis, oder was glaubst du warum er gegangen ist?" Edward sieht arrogant zu seinem Bruder, während er eine seiner Augenbrauen hebt. Er verschränkt seine Arme vor der Brust und läuft langsam um Harry herum, der auf einem Stuhl sitzt. Er sieht auf seine Füße. Seinen Bruder anzusehen würde ihm zu viele Schmerzen bereiten.

"Mir nicht zu antworten holt dich auch nicht aus dieser Hölle raus Haz. Wir wissen beide, dass ich jede verdammte Nacht wieder kommen werde und dich jedesmal daran erinnern werde, was du getan hast."

Edward hat seinen Bruder bei den Haaren gepackt, zieht sie nach hinten, sodass dieser den Kopf heben muss und spricht diese Worte nah an Harrys Ohr. Harry wehrt sich nicht. Hat er noch nie. Edward war schon immer stärker, selbst als sie fünf waren. Edward mustert seinen Bruder von der Seite, als sich ein Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitet, welches so voller Hass, Missgunst und Spott trieft, dass es Harry eine Gänsehaut verursacht.

"Was glaubst wie lang es noch dauert bis Gemma den Kontakt gänzlich zu dir abbricht? 2 Wochen? 3? Oder doch nur 5 Tage?" ,fragt der Ältere der Zwillinge spielerisch, während er Harrys Haare wieder los lässt und sich anschließend vor ihm positioniert bevor er in die Hocke geht. Beide Hände legt er auf Harrys Knie und blickt starr hoch in das Grün. "Sie liebt mich, sie würde niemals den Kontakt abbrechen" ,antwortet Harry zum erstmal mit zittriger Stimme. Er versucht stark zu bleiben, straft seine Schultern etwas, doch als Edward beginnt zu lachen, sackt er wieder in sich zusammen. Es hat doch keinen Sinn.

"Lieben? Ach Harold, das ist keine Liebe. Niemand könnte so ein Monster wie dich jemals lieben. Du hast deinen eigenen Bruder umgebracht und erwartest ernsthaft, dass Gemma dich noch lieben würde? Du bist naiv Harry. Warst du schon immer und wirst du auch immer bleiben."

Abfällig lacht er als er sich wieder erhebt und seine Arme vor der Brust verschränkt.

"Erbärmlich was aus dir geworden ist und sowas soll studieren? Lärcherlich. Glaubst du Mom und Gemma haben sich wirklich für dich gefreut, als du den Brief mit der Zusage bekommen hast? Sicher, dass sie sich für dich gefreut haben? Dafür, dass du eins deiner Ziele erreicht hast? Oder ist ihre Freude viel mehr darauf ausgelegt, dass du ausziehen wirst und sie dir endlich nicht mehr in das Gesicht sehen müssen? Siehst du nicht die Qual in ihren Gesichtern, wenn sie dich auch nur ansehen? Du solltest über eine Gesichts-Op nachdenken. Mein Gesicht steht dir nicht."

Absätzig sieht er auf seinen kleineren Bruder herab, der mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf da sitzt und darauf hofft, dass es bald vorbei ist.

"Harry?" Ertönt plötzlich eine weitere Stimme. Es ist eine weibliche. Die beiden Brüder hören sie nur ganz dumpf und weit enfernt. Edward sieht lächelnd nach oben, ehe er sich wieder Harry zuwendet. "Scheint so als hättest du Gemma wieder aufgeweckt. Hat sie seit meinem Tod überhaupt jemals friedlich schlafen können ohne, dass du meinen Namen schreist?" Nichts als blanker Hohn schwingt in seiner Stimme mit, Harry bekommt eine Gänsehaut.

Edward tritt wieder vor ihn und legt seinen Zeigefinger unter Harrys Kinn. Er zwingt ihn dazu in seine Augen zu sehen. Harry schmerzt der Anblick des Grüns mit den leichten braunen Sprenklern drin. Edward hatte schon immer die schöneren Augen.

"Richte unserer Schwester liebe Grüßen von ihrem Lieblingsbruder aus."

Edwards gehässiges Lachen begleitet ihn noch bis aus dem Traum hinaus. Selbst als er seine Augen öffnet und in das besorgte Gesicht seiner Schwester blickt, hallt es noch in seinen Ohren wieder.

"Bist du bereit für deinen ersten Tag am College?"

Gemma lächelt ihn schief an, als sie ihm durch die zerzausten Haare streicht. Sie weiß, dass es nur kontraproduktiv ist, Harry direkt nach einem Alptraum darauf anzusprechen. Sie verlegt dieses Gespräch auf später.

Harry erwiedert das Lächeln nur halb.

"Ich schätze schon."

《♡》

"Versprich mir, dass du dich jede Woche mindestens einmal bei mir meldest. Falls du irgendwelche Probleme haben solltest, kannst du dich natürlich auch öfter melden."

Gemma wirft ihrem Bruder einen prüfenden Seitenblick zu, ehe sie ihre Augen wieder auf die Straße vor sich richtet. Beiden ist klar, was Gemma mit "Probleme" meint. Es geht um Harrys Alpträume. Wie so oft in letzter Zeit. Jedenfalls seit Harry der Meinung ist, dass er keine Therapiestunden benötigt und sich dadurch seine Alpträume nur noch verschlimmert haben. Gemma gefällt das gar nicht, doch sie kann ihren Bruder nicht zwingen. Er ist alt genug für eigene Entscheidungen, mit denen er selbst leben muss.

"Es wird schon alles gut gehen. Es ist grad nur wieder so eine Phase, in der sie schlimmer sind, dass ist immer so, wenn ich viel um die Ohren habe. Das geht vorüber" ,meint Harry gelassen und lehnt seinen Kopf an der dafür vorgesehenen Stütze an.

Gemmas Griff um das Lenkrad wird etwas fester.

Harry nimmt das ganze viel zu gelassen. Diese ganzen Alpträume sind nicht normal und erst recht nicht gesund. Er sollte es ernster nehmen. Gemma sieht doch wie es ihn eigentlich fertig macht, warum redet er diese Alpträume dann immer so klein? Es gibt Nächte, in denen Harry so verzweifelt und voller Schmerzen schreit, dass man annehmen könnte, er würde gerade sterben.

"Es geht vorüber? Warum nochmal hast du dann diese Alpträume schon seit Edwards Tod? Harry verstehst du es nicht? Es wird nie vorüber gehen. Die Terapiestunden waren deine einzige Chance."

Gemma kann den Vorwurf in ihrer Stimme nicht unterdrücken, als der letzte Satz ihre Lippen verlässt. Sie meint es nicht böse, in keinster weise, sie macht sich nur Sorgen um ihren kleinen Bruder. Es wird ihr schwer fallen ihn gehen zu lassen, immerhin kann sie jetzt nicht mehr ein Auge auf ihn haben. Außerdem bekommt sie seine Alpträume nicht mehr mit, was Harry Spielraum dafür lässt, wie viel er ihr erzählt. Er wird es bestimmt runterspielen. Sie kennt ihn nur zu gut.

"Gemma! Ich gehe jetzt aufs College, wie stellst du dir das bitte vor? Die Terapiestunden sind so gar nicht möglich, außerdem hätte ich für sowas sowieso keine Zeit."

Harry wird jetzt auch ein wenig lauter und verdreht seine Augen. Er will doch eigentlich gar nicht mit ihr Diskutieren. Will er wirklich nicht, aber ebenso wenig will er, dass sie sich immer so sehr in sein Leben einmischt. Es ist seine Sache wie er mit den Alpträumen umgeht. Er weiß, dass sie sich nur Sorgen macht, doch es ändert nichts an seiner Einstellung.

"Man hätte bestimmt eine Lösung finden können" ,murmelt Gemma stur.

Harry massiert mit Zeigefinger und Daumen seinen Nasenrücken, während er ausatmet. Das macht er immer, wenn er versucht sich selbst zu beruhigen. Bisher hat es eigentlich immer ganz gut funktioniert.

"Wir- können wir einfach das Thema wechseln?" ,fragt Harry und lässt seine rechte Hand auf seinen Oberschenkel fallen, während er seinen Kopf zu Gemma dreht.

"Du kannst dich nicht immer vor den unangenehmen Themen drücken Harry."

"Hab ich gemerkt" ,murmelt Harry und sieht genervt aus dem Fenster. So hatte er sich die letzten paar Stunden mit seiner Schwester nicht vorgestellt.

"Welcher Alptraum war es heute? Du hast nicht so laut geschrien, also vermute ich es war der, in dem Edward mit dir spricht?" Gemma lässt es wie eine Frage in der Luft hängen. Sie weiß eigentlich genau, dass ihre Vermutung richtig ist, trotzdem antwortet Harry.

"Ja, es war der harmlose."

Gemma nickt.

Sie öffnet den Mund, um noch etwas zu sagen, doch Harry stoppt sie.

"Themawechsel, jetzt. Oder ich schweige für die restliche Fahrt."

Gemma rollt mit den Augen. Harry ist so stur, es ist unfassbar. Da sie allerdings nicht weiter mit ihm diskutieren will, gibt sie nach.

"Fein, wie geht es Louis?"

Harry spannt sich unmerklich an. Er räuspert sich kurz, ehe er seiner Schwester antwortet.

"Gut."

Harry traut sich nicht seiner Schwester zu sagen, dass er seit einem Jahr nichts mehr von Louis gehört hat. Anfangs hatten sie noch sehr viel Telefoniert und Videoanrufe gemacht, doch es wurde von Monat zu Monat weniger, bis sie nur noch alle paar Wochen mal sowas wie Hallo geschrieben haben. Vor einem Jahr ist der Kontakt gänzlich abgebrochen. Harry würde einen Teufel tun und das seiner Schwester erzählen. Sie würde sich nur noch mehr Sorgen um ihn machen und das will er nun wirklich nicht.

Seufzend wendet er seinen Blick von Gemma ab und sieht aus dem Fenster. Den Start in seinen neuen Lebensabschnitt, hatte er sich besser vorgestellt, aber Harry kann damit Leben. Es ist ja nicht das erste mal, dass er enttäuscht wurde.

《♡》

"Und wo genau müssen wir jetzt hin?"

"Wir sollen warten, scheinbar werde ich von einem älteren Studenten abgeholt. Liam oder sowas" ,antwortet Harry sobald er von der Anmeldung zurück ist. Gemma hat auf ihn gewartet und auf Harrys Koffer aufgepasst. Sobald dieser wieder bei ihr angelangt ist, belagert sie ihn mit Fragen, die er selbst nicht wirklich beantworten kann.

"Weißt du wenigstens welche Zimmernummer du hast?"

"428" ,antwortet Harry mit angespanntem Kiefer, die Zahl erinnert ihn an eine Entfernung, an die er nicht gerne erinnert werden möchte. Das blaue Blättchen, was an dem Schlüssel hängt, macht das ganze nicht besser. Es hat seine Augenfarbe. Harry hasst seinen Schlüssel jetzt schon und sein Zimmer, welches höchstwahrscheinlich die selbe Farbe trägt wie das Blättchen an seinem Schlüssel.

Ihm wurde es so erklärt, dass jeder Wohnungstrakt in einer anderen Farbe gehalten wird und er hat sein Zimmer nunmal im blauen Wohnungstrakt. Wo auch sonst? Unter all den Farben, die es gibt, musste es blau sein. Natürlich.

"Schau mal, der sieht so aus, als würde er wen suchen" ,meint Gemma und deutet mit einem Kopfnicken in die Richtung eines Jungen, der ziemlich verloren herumläuft und sich immer wieder umsieht. Er spricht gerade Jemanden an und lächelt entschuldigend, als die andere Person den Kopf schüttelt. Deutlich frustriert fährt er sich durch seine blonden Haare, ehe er sich nochmal umschaut. Diesmal bemerkt er Harry und sein Blick bleibt bei ihm kleben. Der frustrierte Ausdruck weicht aus dem Gesicht des Jungen, als er zielstrebig auf Harry zuläuft. Ein freundliches Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus.

"Bitte sag mir, dass du Harry Styles bist und ich nicht schon wieder die falsche Person angesprochen habe."

Harry erwidert das Lächeln und hält dem Blonden seine Hand hin. "Ja ich bin Harry, bist du Liam?" ,fragt der Lockenkopf freundlich, während der Junge seine Hand zur Begrüßung schüttelt. Er hält Gemma ebenfalls die Hand hin und schüttelt schmunzelnd seinen Kopf.

"Nein sorry, ich bin Niall. Liam ist ein Freund von mir und ist gerade leider verhindert. Er hat mich gebeten dich abzuholen und dir schonmal dein Zimmer zu zeigen. Liam kommt dann später dazu, ich hoffe das stellt jetzt kein Problem für dich dar." Niall kratz sich etwas verlegen am Hinterkopf, als wäre es ihm tatsächlich etwas unangenehm. "Warum sollte es eins darstellen?" ,fragt Harry verwundert nach, stehts ein freundliches Lächeln auf den Lippen.

"Weil ich erst seit einer Woche hier bin und Liam schon seit einem Jahr. Ich kannte ihn schon davor und ich hab ihn schon ein paar mal hier besucht, weshalb ich mich hier eigentlich auch schon ganz gut zurechtfinde."

"So lang du weißt, wo mein Zimmer ist, ist alles okay. Liam kann mich Morgen auch noch herumführen. Bin sowieso ein bisschen müde und will mich erstmal in meinem Zimmer einrichten" ,winkt Harry lächelnd ab. Ihm ist es sowieso lieber, wenn er erstmal seine Ruhe hat. Morgen ist auch noch ein Tag. Außerdem ist Harry nervlich etwas am Ende und benötigt ganz dringend ein wenig Ruhe. Auch wenn er es nur ungern zugibt, es könnte etwas mit seinem letzten Alptraum zu tun haben, dass er sich gerade so erschöpft fühlt. Allerdings schiebt er es dann doch lieber auf die lange Autofahrt.

"Ich will dich nicht stören Harry, aber ich würde dann wieder fahren, sonst komme ich zu spät Zuhause an. Ich will Mom nicht unnötiger Weise wecken. Du schaffst das von hier an ohne mich oder?" ,fragt sich ernsthaft besorgt.

Sie hat ein schlechtes Gewissen, ihn jetzt schon einfach allein zulassen. Auf der anderen Seite sollte Harry schon alt genug sein, außerdem hat er jetzt auch Niall, der ihm bei irgendwelchen Fragen zur Seite steht. Gemma ist etwas beruhigt, da ihr Niall sehr sympathisch und freundlich rüberkommt. Insgeheim hofft sie, dass er sich mit ihm anfreundet.

Harry kann den traurigen Ausdruck in seinem Gesicht nicht verhindern, als er sich seiner Schwester zuwendet.

"Ist okay, meldest du dich sobald du da bist?"

Gemma lächelt leicht, während sie Harry nochmal fest an sich drückt. Es fällt ihr schwer ihn gehen zulassen. All die Jahre hatte sie ein Auge auf ihn und hat auf ihn aufgepasst. Es ist komisch für Gemma nicht mehr im selben Haus wie ihr kleiner Bruder zu wohnen. Das ist eine wirklich große Umstellung für sie, die ihr definitiv nicht leicht fallen wird.

"Natürlich, pass auf dich auf. Ich hab dich lieb."

"Ich dich auch."

Ein letzter Kuss auf seine Wange, ein letztes Mal durch die braune Lockenpracht wuscheln und ein letztes Mal in das Grün schauen, bevor sie sich auch noch von Niall verabschiedet und schließlich davon läuft. Wissend, dass sie den Abschied kurz halten musste. Sie ist nicht gut in sowas, entweder es dauert 5 Minuten oder 5 Stunden.

Harry sieht ihr etwas nachdenklich hinterher, ehe Niall sich räuspert.

"Oh sorry, ich-"

"Alles gut Harry. Ich wollte nur deine Aufmerksamkeit, damit ich dich endlich zu deinem Zimmer bringen kann." Niall sieht ihn mit einem leichten Lächeln an, während Harry versucht seine Gedanken zu ordnen. Er hat gerade nochmal über Edward nachgedacht und seine Träume, hauptsächlich über das, was Gemma ihm vorhin im Auto gesagt hat.

"Kann ich mal deinen Schlüssel sehen?" ,fragt der Blonde freundlich und streckt seine Hand aus, damit Harry den Schlüssel in diese legen kann.

"Ah du bist im blauen Trakt, heißt du studierst Musik oder? Natürlich studierst du das, immerhin sollte dich Liam herumführen. Entschuldige bitte, ich rede manchmal zu schnell für mein Gehirn." Niall lacht einmal peinlich berührt und hält Harry wieder den Schlüssel hin. Harry nimmt ihn grinsend an und steckt ihn sich in die Hosentasche.

"Oh soll ich dir tragen helfen? Das ist echt kein Problem" ,versichert Niall ihm im nächsten Atemzug, nachdem er Harry seine Hilfe angeboten hat.

"Gern."

Auf dem Weg zu Harrys zukünftigen Zimmer redet Niall ziemlich viel über alles, was ihm gerade so durch den Kopf geht. Harry findet es ziemlich entspannend sich mit ihm zu unterhalten. Niall wirkt fast schon kindlich und ist einfach so unbeschwert. Harry mag seine Anwesenheit und hofft, dass er es nicht noch vermasselt und es tatsächlich schafft sich mit dem, wie er mittlerweile herausgefunden hat, Iren anzufreunden.

"In jedem Flur gibt es am Ende einen kleinen Gemeinschaftsraum, in dem es eine Küche gibt und ein paar Tische mit Stühlen. Badezimmer und alles ist von deinem Zimmer aus erreichbar. Oh und ich weiß übrigens schon wer dein Mitbewohner sein wird. Ich hab mich Vorgestern schon mit ihm angefreundet. Du hast echt Glück, Tommo ist viel besser als Nick, der leider Gottes mein Mitbewohner ist" ,plappert Niall munter weiter, während er Harry die Treppen hochführt. Laut Niall ist der Aufzug seit 2 Wochen kaputt, sehr zum Missfallen Harrys.

"Da bin ich aber beruhigt" ,schnauft Harry und stützt sich auf seinem Koffer ab. Er hat keinerlei Kondition, was eventuell mit dem Hass für Sport zusammenhängen könnte. Der hat sich auch in den letzten Jahren nicht gerade verringert.

"Komm schon, nicht mehr lang. Wir sind sogar schon im richtigen Flur" ,versucht Niall ihn zu motivieren, als er Harrys gequälten Gesichtsausdruck sieht.

Niall lacht etwas, während er sich wieder in Bewegung setzt. Harry folgt ihm.

Erleichtert atmet der Lockenkopf aus, als Niall endlich vor einer der Türen stehen bleibt und erwartungsvoll zu seinem neuen besten Freund sieht. Niall schließt schnell Freundschaften. Vorausgesetzt er findet die andere Person sympathisch.

"Siehst du, war doch gar nicht so schwer" ,meint Niall unbekümmert, als Harry ebenfalls vor der Türe stehen bleibt und seinen Schlüssel aus der Hosentasche kramt.

"Wehe der Aufzug bleibt noch länger gesperrt" ,murrt Harry und öffnet die Zimmertüre. Neugierig sieht er sich in dem Zimmer um, während er langsam weiter reinläuft. Niall folgt ihm und läuft zielstrebig zu dem Bett auf der rechten Seite, dort stellt er alles ab. Er streckt sich einmal ausgiebig, ehe er sich wieder zu Harry umdreht und diesen schmunzelnd beobachtet. Der Lockenkopf hat mittlerweile den Kleiderschrank geöffnet und nimmt diesen genau unter die Lupe.

"Ich würde dich dann jetzt erstmal alleine lassen. Liam und ich kommen so ungefähr in einer Stunde nochmal vorbei."

Harry löst seinen Blick von den fremden Klamotten im Schrank und sieht lächelnd zu Niall. "Okay, danke nochmal für's tragen helfen. Du hast auf jeden Fall was gut bei mir."

"Nichts zu danken, hab ich doch gern gemacht" ,winkt der Ire ab.

Beide tauschen noch kurz ihre Handynummern aus, bevor Niall schließlich den Raum verlässt und Harry endlich die gewünschte Ruhe hat.

Neugierig geht er wieder zu dem Schrank und mustert die befüllte Hälfte. Er erhofft sich durch die Klamotten ein Bild von deren Besitzer machen zu können, doch es funktioniert nicht ganz. Harry will sich gerade abwenden, als ihn etwas stutzig werden lässt.

Einer der Hoodies kommt ihm verdächtig vertraut vor. Vermutlich bildet er es sich bloß ein, doch der Hoodie sieht Harrys Lieblingshoodie ähnlich, den er seit zwei Jahren nicht mehr finden kann. Harry schüttelt bestimmend den Kopf und ruft sich ins Gewissen, dass es mehrere solcher Hoodies gibt und er nicht den einzigen hatte. Trotzdem lässt ihn dieses Gefühl nicht los, weshalb er beschließt sich mit auspacken davon abzulenken, was die darauffolgende Stunde auch recht gut funktioniert.

Er ist gerade dabei, seinen Koffer auszuräumen, als er hört wie die Türe geöffnet wird.

Zuerst denkt er es ist Niall, doch dann fällt ihm ein, dass es nicht Niall sein kann, weil dieser keinen Zimmerschlüssel hat. Theoretisch gesehen kann es also nur Harrys zukünftiger Mitbewohner sein. Freudig dreht Harry sich um und will ihn mit dem breitesten Lächeln begrüßen, immerhin erhofft Harry sich durch einen guten Start ein friedvolles Zusammenleben, doch als er sich umdreht, bleiben ihm die Worte im Hals stecken. Stattdessen entflieht seiner Kehle nur ein geschocktes Keuchen, als er nach all den Monaten das funkelnde Blau wieder vor sich hat.

"Ich sagte doch, man sieht sich immer zweimal im Leben Flowerboy."

Die Hose, die er gerade eigentlich in den Kleiderschrank legen wollte, lässt Harry jetzt fallen. Zu sehr ist er mit der Tatsache überfordert, dass Louis vor ihm steht. Er versucht etwas zu sagen, doch er weiß nicht was. Harry ist sich noch nichtmal sicher, ob er sich überhaupt freut Louis nach allem zu sehen. Dieser steht nämlich mit dem breitesten Grinsen vor Harry, so als wüsste er gar nicht, was er dem Jüngeren damals mit dem Umzug angetan hat. So als hätte Harry nicht noch monatelang seine Nächte damit verbracht, dem Älteren hinterherzutrauen. So als wären Harrys Alpträume nie noch schlimmer geworden, weil Edward nur noch über Louis geredet hat und ihm eingeredet hat, dass Louis ihn nie leiden konnte. So als wäre Harry nie durch die Hölle gegangen, die man auch Liebeskummer nennt. Louis sieht ihn so an, als wäre er nie weggewesen und das stört den Lockenkopf. Das stört ihn gewaltig.

Er weiß, dass er Louis nichts vorwerfen kann, immerhin ist er mit daran Schuld, dass der Kontakt abgebrochen ist. Außerdem wollte Louis nie Umziehen und für Harrys Alpträume kann der Ältere schon dreimal nichts. Dennoch stört ihn Louis' Begrüßung. Dieses Vertraute. Er fühlt diese Vertrautheit gegenüber Louis nicht mehr. Sie war mal da, ja, aber sie ist längst nicht mehr so stark wie noch vor zwei Jahren.

Ebenso missfällt es Harry, wie ausgeglichen Louis aussieht. Ganz anders als er ihn in Erinnerung hatte. Auch dieses breite Grinsen ist neu, genauso wie die nicht schwarzen Klamotten. Louis trägt einen hellblauen Hoodie. Sein Louis hätte sowas niemals angezogen. Diese Realisation trifft ihn wie ein Schlag. Sein Louis existiert nicht mehr, es ist jetzt nur noch Louis, der sein Leben scheinbar weitergelebt hat. Es ist so, als würde eine ganz neue Person vor ihm stehen. Harry mag es nicht. Er mag den Gedanken nicht, dass Louis es so viel besser ohne ihn ergangen ist. Vielleicht hatte Edward gar nicht so Unrecht, als er meinte, Louis wäre ohne Harry besser dran.

Louis bemerkt, dass erstmal nichts von Harrys Seite auskommt, dadurch lässt er sich allerdings nicht verunsichern. Er versteht Harrys geschockte Reaktion, immerhin hat er doch selbst nicht damit gerechnet, den Jüngeren hier anzutreffen. Louis konnte sich nur schonmal darauf vorbereiten, als Niall ihm vorhin von Harry erzählt hat. Louis hatte sofort den Verdacht, dass es sich bei diesem Harry um seinen handeln könnte, weshalb er sofort zu seinem Zimmer ist, um sich selbst davon zu überzeugen. Er ist so unendlich froh darüber ihn widerzusehen, vor allem unter diesen Umständen. Sie teilen sich ein Zimmer für einen sehr langen Zeitraum. Es könnte nicht besser für den Wuschelkopf laufen.

Bei Harry ist die Information, dass Louis sein Mitbewohner ist, auch gerade durchgesickert und anders als Louis, verflucht Harry sein Leben. Er ist komplett überfordert und weiß nicht so recht wie er mit Louis umgehen soll.

Dieser Zwiespalt seiner Gefühle treibt ihn jetzt schon in den Wahnsinn und er ist gerade mal fünf Minuten mit Louis im selben Raum.

Die anfängliche Freude über seinen Platz hier am College, ist wie weggeblasen, jetzt, da er weiß, wer sein Mitbewohner ist. Harry wird sich doch nie im Leben auf etwas anderes als Louis konzentrieren können. Das ist unmöglich. Harry wünscht sich wirklich es wäre anders, doch er kann seinen verschnellerten Herzschlag in Louis' Nähe einfach nicht kontrollieren. Selbst nicht nach dieser langen Zeit, in der sie sich nicht gesehen haben. Harrys Herz spielt verrückt.

Louis' lächelt vorsichtig, als sich Harrys überraschter Gesichtsausdruck in eine neutrale Mine verändert.

"Ich hab dich vermisst Clumpsy."

Harry hätte schwören können, sein Herz gerade knacken gehört zu haben. Wie lang hat er diesen Namen nicht mehr gehört? Und wie oft hat er sich schon gewünscht, ihn wieder zu hören? Viel zu oft für Harrys Geschmack. Er mag es nicht, was Louis für einen Einfluss auf ihn hat und er mag es nicht, wie der Kleinere offensichtlich da versucht anzusetzen, wo sie aufgehört haben. So einfach geht das nicht. Harry kann nicht so tun, als wäre nichts passiert. Er kann den Schmerz nicht einfach vergessen. Er ist einfach noch viel zu präsent.

"Du hättest mir schreiben können."

Harry will es nicht, doch seine Stimme zittert etwas, als er Louis antwortet. Außerdem kam es vorwurfsvoller rüber, als Harry es eigentlich wollte. Das bemerkt er allerdings erst, als Louis so aussieht, als hätte er ihm eine Backpfeife verpasst. Aber ganz ehrlich, was hatte Louis erwartet? Dass Harry ihm in die Arme fällt und die letzten 2½ Jahre einfach so aus seinem Gedächtnis verbannt?

Louis seufzt. Das schlechte Gewissen ist im deutlich anzusehen.

"Du weißt aber schon, dass wir beide Schuld daran sind, dass der Kontakt abgebrochen ist? Außerdem hab ich es vermisst dir gegenüber zustehen. Es ist anders wie bei Videoanrufen."

"Du hättest mich auch besuchen kommen können. Ich hatte es dir mehr als nur einmal angeboten" ,entgegnet Harry immernoch abweisend. Er weiß einfach nicht, was er sonst tun soll. Er wendet den Blick ab, nicht mehr fähig seine Lieblingsfarbe plötzlich wieder vor Augen zu haben. Es ist zu viel auf einmal. Diese ganzen Gedanken in Harrys Kopf, die keine Ruhe geben wollen und Harrys Müdigkeit sind keine gute Kombination.

Ein Zucken durchfährt Harrys Körper, als ihm einfällt, weshalb er nicht geschlafen hat. Edward.

Harry kann auf gar keinen Fall mit Louis in einem Zimmer schlafen! Was wenn er wieder einen Alptraum hat und Louis das mitbekommt? Das geht nicht- das. Nein. Harry muss es hinbekommen, dass er einen anderen Mitbewohner bekommt. Ihm egal wen, Hauptsache nicht Louis.

"Ich geh mich beschweren" ,spricht Harry seinen Gedanken laut aus, während er sich in Bewegung setzt.

"Was? Warum?"

Louis stellt sich Harry in den Weg, doch dieser schiebt ihn mit Leichtigkeit weg.

"Harry!"

"Ich will einen anderen Mitbewohner" ,zischt Harry und schüttelt Louis von seinem Arm ab.

"Das wird nicht funktionieren, die werden dich nicht einfach mit Jemandem umtauschen. Bleib doch hier und wir reden vernünftig darüber. Ja es war scheiße von mir, aber du trägst doch genauso Schuld wie ich. Warum willst du ein anderes Zimmer?"

Louis hat Harrys Handgelenk fest umklammert, weshalb sich der Größere genervt zu Louis umdreht. Er zieht seine Hand aus dessen Griff und legt seine Schultern auf Louis', um ihn etwas von sich wegzuschieben. "Es geht einfach nicht, okay? Ich kann nicht mit dir in einem Zimmer schlafen, dass ist- nein wirklich nicht." Harry schüttelt energisch den Kopf und lässt seine Hände von Louis' Schultern gleiten.

"Aber Flow-"

"Harry. Mein Name ist Harry" ,unterbricht er Louis schnell. Er kann diese ganzen Kosenamen jetzt wirklich nicht gebrauchen. Sie sind nicht auf dieser Ebene, in der man sich süße Spitznamen gibt. Jedenfalls nicht mehr.

"Du bist wirklich sauer auf mich, oder?" ,fragt Louis seufzend und fährt sich mit der rechten Hand durch die Haare.

"Nein ich bin nicht sauer. Ich bin- ich weiß nicht was ich fühlen soll, um genau zu sein und das ist das Problem. Es ist kompliziert und deshalb will ich ein anderes Zimmer." Harry versucht es ihm in einer ruhigen, gefassten Stimme zu erklären, obwohl es in seinem Inneren ganz anders aussieht.

"Du willst ein anderes Zimmer? Jetzt schon? Was hat Tommo gemacht?" ,fragt Niall von der Türe aus. Louis hatte sie offen gelassen, als er das Zimmer zuvor betreten hat.

"Du solltest eher fragen, was er nicht gemacht hat" ,murmelte Harry leise in seinen nicht vorhandenen Bart. Louis hört es allerdings und macht einen Schritt auf ihn zu. In dem Moment betritt noch ein weiterer Typ das Zimmer und sieht etwas irritiert zwischen Harry und Louis hin und her. "Es tut mir leid Harry. Ich versteh, dass du nicht weißt, was du gerade fühlen sollst, mir geht es nicht anders. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dich hier anzutreffen, aber ich freue mich. Ich freue mich wirklich dich wiederzusehen."

Harry sieht ihn stumm an, ehe er sich Niall und dem, ihm unbekannten, Typen zuwendet.

"Du bist Liam oder?" ,fragt Harry interessiert nach und ignoriert Louis' Aussage zuvor komplett. "Ehm ja, schön dich kennenzulernen" ,kommt es unwohl von Liam, der zwischen Louis und Harry hin und her sieht. Ihm ist klar, dass zwischen den beiden irgendwas vorgefallen sein muss. Allerdings will er sich nicht einmischen. Louis kennt er gerade mal seit einer Woche und Harry seit einer knappen Minute.

"Kannst du mich vielleicht gleich herumführen? Ich will nicht länger hier bleiben, als unbedingt nötig."

Harry sieht Liam fast schon flehend an, weshalb sich Liam ernsthaft fragt, was Louis in der kurzen Zeit schlimmes gemacht haben könnte. Bevor er jedoch Harry antworten kann, ergreift ein angepisster Louis das Wort.

"Nicht nötig, ich geh schon. Geb mir aber bitte bescheid, sobald du damit aufhörst, dich wie ein Kleinkind zu benehmen. Denkst du ich wollte damals umziehen?"

"Sieht aber mittlerweile nicht mehr so aus, als würdest du den Umzug großartig bereuen."

Louis sieht ihn verständnislos an, während er ungläubig den Kopf schüttelt. "Was ist los mit dir? Du bist so anders als früher" ,fragt Louis doch tatsächlich mit einem Hauch von Besorgnis in der Stimme.

"Ich bin immernoch der Selbe, was ich von dir allerdings nicht behaupten kann."

"Okay, was ist dein Problem?" ,fragt Louis jetzt nochmal mit mehr nachdruck nach. Ihn nervt Harrys Verhalten, es hat etwas arrogantes an sich.

"Dein Hoodie."

"Mein- was?"

"Er ist blau. Du hast noch nie etwas anderes als schwarz getragen. Warum ist er blau?"

Louis schüttelt fassungslos den Kopf.

"Ich werde mich garantiert nicht vor dir rechtfertigen, warum mein Hoodie blau ist. Wieso stört dich sowas belangloses überhaupt?"

Harry spannt seinen Kiefer an. Er will nicht zulassen, dass die nächsten Wörter seinen Mund verlassen. Louis hat recht, es ist belanglos. Jedenfalls sollte es das sein. Louis hat einen blauen Hoodie an und jetzt? Es heißt ja nur, dass Louis sich weiterentwickelt hat. Ohne ihn. Aber das ist doch nicht wichtig. Es ist genauso wichtig wie Harrys Existenz in Louis' Leben. Nämlich gar nicht. Der Kleinere kommt gut ohne ihn zurecht, deshalb sieht Harry nicht, warum er sich wieder in Louis' Leben integrieren sollte. Am Ende ruiniert er nur wieder alles. Das kann er doch am besten, laut Edward jedenfalls.

"Ignorierst du mich jetzt wieder? Das ist so kindisch und nervig. Ich- was ist aus dir geworden?" ,fragt Louis aufgebracht und gestikuliert viel zu dramatisch mit seinen Händen, als Harry ihn nur schweigend gemustert hat.

"Menschen entwickeln sich weiter" ,antwortet Harry nur knapp.

"Ja, und das offentsichtlich nicht immer zum Positiven wie ich sehe."

Harry trifft diese Aussage wirklich, aber er will es sich nur ungern ansehen lassen, weshalb er seine neutrale Mine aufrecht hält.

"Wolltest du nicht gehen?"

Louis sieht ihn einen Moment lang fassungslos an, ehe er sein Gesicht zu einer wütenden Mine verzieht.

"Unglaublich! Wer auch immer du bist, du bist definitiv nicht mein Harry" ,wirft Louis dem Lockenkopf sauer an den Kopf und drückt sich an Liam vorbei um aus dem Zimmer zu kommen.

"Und du bist ganz sicher nicht mein Louis!"

Harry muss das letzte Wort haben. Muss er immer. So fühlt er sich, als hätte er die Diskussion gewonnen, selbst wenn es noch nichtmal eine richtige Diskussion war.

Harrys Blick gleitet von der Türe zu Liam und Niall, die beide aussehen, als hätten sie die letzten Minuten lieber nicht mitangesehen.

Harry seufzt.

Na toll, nach der Aktion sind beide bestimmt nicht mehr an einer Freundschaft mit ihm interessiert.

"Ehm es tut mir leid, dass ihr das mitansehen musstet."

Auf Nialls Lippen bildet sich sofort ein verstänsvolles Lächeln. "Alles gut, du musst dich dafür nicht entschuldigen."

Liam nickt zustimmend.

"Danke... Würdet ihr es mir übel nehmen, wenn ich jetzt lieber meine Ruhe hätte und ihr mir Morgen das Gelände zeigt?" ,fragt Harry vorsichtig, da er nicht weiß, ob es für Liam klar geht. Immerhin sollte sich Harry nach Liam richten, dieser ist nämlich schon so nett und bietet sich freiwillig an, Harry alles zu zeigen.

"Das ist wirklich kein Problem. Morgen ist auch noch ein Tag, außerdem scheinst du auch kaputt von der Anreise zu sein. Wir melden uns einfach morgen nochmal bei dir."

Harry nickt dankbar wegen Liams Vorschlag und schüttelt dessen Hand zum Abschied.

Von Niall wird er doch tatsächlich in eine herzliche Umarmung gezogen, von der er ziemlich überrascht ist. Noch überraschter ist er allerdings, als Niall sich zu seinem Ohr beugt und ihm etwas zuflüstert.

"Das wird schon wieder mit Louis, er ist nur eine kleine Diva. Er liebt den großen Abgang."

《♡》

Harry hatte nicht vor einzuschlafen. Er wollte seine restlichen Klamotten in den Schrank räumen, sich in sein Bett legen und über die Situation nachdenken, in der er sich jetzt befindet, doch irgendwie muss er dabei eingenickt sein. Edward hat natürlich nicht lange auf sich warten lassen.

Schweigend sitzen sich die zwei Brüder gegenüber. Der eine schelmisch grinsend mit einer lockeren Haltung, während der andere den Kopf gesenkt hat und in sich zusammensackt. Edwards Grinsen wird breiter, als er seinen Bruder in dem Stuhl immer kleiner werden sieht. "Louis hasst dich." Edwards stimme ist schneidend, aber vor allem gehässig. Sein Ton hat wieder dieses "Ich hab es dir doch gleich gesagt" besserwisserische in sich. "Hast du gesehen wie er dich angeschaut hat? Wie das Monster, das du bist. Scheint so, als hätte er dein wahres Gesicht jetzt auch endlich mal gesehen. Hat ja lang genug gedauert."

Harry sagt nichts. Warum sollte er auch, wenn sein Bruder doch Recht hat.

"Ich frag mich wie lang wohl Niall und Liam brauchen, um zu bemerken, was für ein Monster du bist. Deinen eigenen Bruder hast du getötet und trotzdem darfst du noch die selbe Luft einatmen wie Louis. Er ist so viel besser als du, ein Wunder, dass er überhaupt noch mit die redet. Ich würde es viel mehr verdienen, an deiner Stelle zu sein und Louis' Aufmerksamkeit zu bekommen. Er ist perfekt und du... du bist ein wandelndes Chaos, dass alles mit sich in die Tiefe reißt, was sich dir auch nur um 100 Meter nähert."

Harry hat schon oft versucht einfach aufzustehen und wegzugehen, versucht, Edward einfach nicht zuzuhören. Doch es klappt nicht. Er ist wie festgefroren auf seinem Platz.

Edward hingegen steht gelassen auf, stützt sich mit seinen Händen auf dem Tisch zwischen hinen und beugt sich zu Harry vor. Das hämische Lächeln stehts auf den Lippen. "Schau mich an Hazza" ,bittet er in einem freundlichen Ton. Harry macht was ihm gesagt wird, da er genau weiß, dass Edward sonst wütend wird. Der Jünger blickt mit zitternder Unterlippe hoch, genau in Edwards emeraldgrünen Augen. Die braunen Sparkel schimmern goldfarbend. Er stellt sich wieder aufrechter hin und läuft geschmeidig um den Tisch herum. Seitlich neben Harry bleibt er stehen, ihren Augenkontakt hat keiner der beiden unterbrochen.

Edwards Gesichtszüge werden entspannter und ein ehrliches Lächeln breitet sich auf den Lippen des Älteren aus. Sanft legt er seine Hand auf Harrys Schulter.

"Wieso kommst du nicht zu mir? Wir könnten mehr Zeit miteinander verbringen, so wie früher. Erinnerst du dich noch Haz? Die gute alte Zeit. Es könnte wieder so sein wie damals. Nur du und ich. Keine Alpträume mehr. Keine Selbstzweifel. Klingt das nicht schön?" Edwards Tonlage ist charmant und umhüllt ihn wie Honig. Harry fällt es schwer sich Edward zu widersetzen, vor allem wenn er diese Tonlage verwendet.

"Wenn ich mit dir mitgehen würde, heißt das nicht, ich würde sterben?"

"Sie es viel mehr als eine Erlösung von all deinen Schuldgefühlen an" ,entgegnet Edward mit einem einfühlsamen Lächeln. Harry ist verwundert über die Sanftheit seiner Stimme und auch etwas eingenommen. Es hat etwas tröstliches. Er bekommt endlich wieder die Liebe von ihm, die er sich seit Edwards Tod gewünscht hat. Er hat diese geschwisterliche Art der Liebe und Zuneigung so sehr vermisst. Klar, er hat noch Gemma, aber Edward ist sein Zwilling. Sie waren schon immer enger, klebten fast schon an dem jeweils anderen. Harry erinnert sich nicht gern an früher. Es erinnert ihn bloß daran, was er jetzt nicht mehr haben kann.

"Ich verzeih es dir, wenn du mitkommst. Alles wird wieder gut und wir werden uns nicht weiter damit beschäftigen, dass du die Schuld an meinem Tod trägst. Ich werd wieder dein großer Bruder sein und dich im Arm halten, wenn du nicht schlafen kannst. Klingt das nicht schön? Wir können kuscheln, so wie wir es immer gemacht haben. Ich kann dich im Arm halten und dir das Gefühl von Vertrautheit vermitteln. Louis kann das nicht. Außerdem bleibe ich an deiner Seite, obwohl ich von all deinen schlimmen Taten weiß. Was glaubst du wie schnell Louis weg ist, sobald du ihm von mir erzählst? Es war doch schon immer so. Niemand bleibt für immer an deiner Seite, mich ausgeschlossen natürlich. Ich bleibe immer bei dir und passe auf dich auf." Edward streicht Harry durch die braunen Locken, während er ihm liebevoll anlächelt. Harry lächelt zaghaft zurück. Es ist ungewohnt, dass Edward so liebevoll mit ihm umgeht.

Es vergeht einige Zeit, in der Edward einfach nur den Kopf seines Bruders grault.

Irgendwann verschwindet allerdings Edwards Hand und Harry öffnet fragend die Augen. Ihre Blicke verhaken sich miteinander und Edward hält ihm lächelnd eine Hand hin.

"Alles was du tun musst, ist meine Hand zu nehmen und ich befreie dich aus der Hölle. Du musst es nur wollen Hazza. Es ist doch sowieso egal ob du lebst oder nicht, Niemand wird dich vermissen" ,redet Edward ruhig weiter. Eine Hand liegt auf Harrys Schulter, die andere ist ihm entgegengestreckt, damit er nur noch seine in Edwards identische legen muss. Edward lächelt immernoch.

"Es ist ganz leicht Haz, vertrau mir."

Harry sieht die braunen Sparkel in Edwards Augen Schimmern. Dieser Blick erinnert ihn so sehr an früher, weshalb er tatsächlich seine Hand etwas anhebt, ohne weiter drüber nachzudenken.

Edwards Grübchen zeigen sich, als er die Regung in Harrys rechter Hand bemerkt.

"Sehr gut Hazza, du hast es gleich geschafft. Gleich ist es vorbei" ,säuselt er vor sich hin und streicht mit der Hand, die zuvor auf Harrys Schulter lag, jetzt durch dessen Haare.

Harrys Hand schwebt über Edwards. Der Jüngere müsste sie nur noch ein paar Zentimeter sinken lassen und Edward würde die Zügel an sich reißen. Edward würde dafür sorgen, dass er seinen Bruder zu sich holt. Ein diabolisches Grinsen schleicht sich auf Edwards Lippen. Es reißt Harry aus seiner Trance. Schnell zieht er seine Hand zurück, als er ein paar mal blinzelt und den Kopf schüttelt.

"N-nein... ich kann nicht..das-" Harry bricht ab.

Nicht weil er nicht weiter sprechen kann, sondern weil Edward voller Wut die Hand in Harrys Locken krallt. Mit voller Wucht zieht Edward an Harrys Haare und sorgt dafür, dass Harrys Kopf Bekanntschaft mit der Tischplatte macht und das nicht nur einmal.

Edward wiederholt den Vorgang immer wieder, während er Harry mit Beschimpfungen regelrecht bespuckt.

Harry hat unendliche Schmerzen und will einfach nur noch, dass es aufhört. Doch es passiert nicht. Edward macht ungestüm weiter. Jedenfalls bis Harry plötzlich auch noch einen brennenden Schmerz auf seiner Wange fühlt.

Erschrocken reißt der Lockenkopf seine Augen auf und sieht direkt in ein blaues Augenpaar, welches ihn besorgt mustert.

"Oh mein Gott, du bist wach. I-ich hatte solche Angst. Ich bin gerade wieder gekommen und wollte- ich und dann hast du deinen Kopf gegen die Wand neben dir geschlagen. Immer und immer wieder... ich also- geht es dir gut?"

Louis ist komplett durcheinander.

Er sitzt auf Harrys Schoß und ist immernoch über ihn gebeugt. Langsam lässt er Harrys Hände aus seinem Griff und richtet sich etwas auf.

Harry sieht sich überfordert um, ehe er begreift was passiert ist. Er hatte einem Alptraum und Louis ist während diesem zurück ins Zimmer gekommen. Erst jetzt bemerkt Harry seinen pochenden Kopf und fasst sich an die Stirn. Seine Fingern sind etwas rot als er sie ansieht und sich anschließend aufrichtet. Jetzt fällt ihm auch Louis wieder ein, der immernoch auf seinem Schoß sitzt.

"Es ist nur eine kleine Wunde, ich hatte schon Angst, du hättest dich stärker verletzt" ,meint Louis, als er bemerkt, wie Harry seine roten Finger mit gerunzelter Stirn mustert.

Louis sieht ihn besorgt an und streicht Harry ein paar verschwitzte Strähnen aus der Stirn. Louis mustert den Jüngeren dabei verträumt und lässt seine Hand jetzt zu Harrys Wange wandern. Er lässt sie dort liegen und seufzt leise.

"Es tut mir leid wegen vorhin. Ich hab das nicht so gemeint. Ich war wütend und verletzt, es tut mir wirklich leid. Du bist überhaupt nicht kindisch, wenn dann bin ich es. Du hast allen Grund dazu sauer auf mich zu sein, ich hab's verbockt und dass du nicht mehr mein Harry bist, liegt nicht daran, dass du dich verändert hast, sondern weil ich dich hab gehen lassen. Es tut mir wirklich leid Harry. So verdammt sehr." Louis krallt sich in Harrys Shirt und legt seinen Kopf gegen Harrys Brustbein. Leise beginnt er zu schluchzen, da er weiß, dass er es sich mit Harry versaut hat. Endgültig. Doch plötzlich legen sich zwei Arme um den zitternden Körper und ziehen diesen näher zu Harry.

Louis' Atmung stoppt. Er hat Angst etwas falsch zu machen.

Harry sagt nichts, doch allein die Tatsache, dass er Louis umarmt, beruhigt den Kleineren ungemein. Er weiß, dass Harry ihm längst nicht verziehen hat. Eine einfache Entschuldigung macht die letzten Jahre nicht einfach wieder rückgängig. Louis weiß, dass er gerade nur umarmt wird, weil Harry einfach ein zu großes Herz hat, um den weinenden Louis nicht zu trösten.

Langsam löst Louis sich und sieht räuspernd in Harrys grüne Augen.

"Sorry ich wollt nicht ablenken von-... dem gerade eben. Willst du darüber reden?" Louis wusste nicht, wie genau er es sonst hätte sagen sollen, aber scheinbar hat er irgendwas falsch gemacht, denn Harry schiebt ihn mit den Worten "Ich muss mich kurz abduschen" von seinem Schoß und sprintet förmlich in das angrenzende Bad.

Louis sieht ihm überrascht hinterher.

《♡》

Das "kurz abduschen" endet in einer einstündige Dusche, in der Harry fast nur mit leerem Blick gegen die Wand gestarrt hat.

Er hat über seinen Alptraum nachgedacht, tut er immernoch. Manchmal versucht er sie Revue passieren zu lassen und denkt über Edwards Worte nach. Er gibt es ungern zu, aber er ertappt sich selbst dabei, wie er manche Aussagen von seinem Bruder als wahr erachtet. Natürlich tut er das,schließlich ist sein Bruder in den Träumen viel mehr sein Unterbewusstsein, das nur die Gestalt von Edward als Sprachrohr benutzt.

Seine Therapeutin meinte, dass die Alpträume erst aufhören, wenn er sich selbst für das damals verzeiht. Wenn er sich vergiebt, die Schuld von sich nimmt.

Doch so leicht sich das sagt, ist es definitiv nicht.

Harry hat es versucht, schon oft, aber er kann sich einfach nicht selbst verzeihen. Jedenfalls nicht mit vollster Überzeugung.

Er seufzt, als er aus der Dusche steigt und sich die Haare trocken rubbelt. Da er sich nichts zum umziehen mitgenommen hat, bindet er sich das Handtuch um die Hüften und schaut vorsichtig in das Zimmer. Louis befindet sich in einer halb sitzenden, halb liegenden Position in Harrys Bett und hat die Augen geschlossen.

Offentsichtlich hat der Ältere auf Harry gewartet und ist dabei eingeschlafen.

Harry ist ziemlich erleichtert darüber, er hatte Angst vor Louis' Fragen. Zum Glück muss er sich erst Morgen mit diesen rumschlagen.

Auf leisen Sohlen schleicht Harry zu ihrem Schrank. Er will Louis auf gar keinen Fall wecken. Vorsichtig zieht er eine Boxershorts aus dem Schrank und zieht sie sich schnell über nachdem er das Handtuch fallen gelassen hat. Es folgt eine Jogginghose, die er sich ebenfalls über die Beine zieht und ein paar Socken für seine Füße. Kurz zögert Harry, doch dann öffnet er Louis' Seite des Schrankes und greift sich seinen Hoddie, den Louis ihm zuvor geklaut hat. Mittlerweile ist er sich ziemlich sicher was das betrifft. Ohne zu zögern zieht er sich diesen über und greift nach seinen Chelsa Boots.

Mittlerweile ist es kurz vor Mitternacht. Harry hat beschlossen nochmal rauszugehen. Er braucht Zeit für sich. Außerdem kann er nach dem Alptraum sowieso nicht mehr schlafen.

Harry sieht nochmal zu Louis und bekommt Mitleid, da der Kleinere ziemlich verrenkt dasitzt. Das kann nicht gemütlich sein. Harry will nicht, dass Louis am nächsten Tag Nackenschmerzen hat, weshalb er jetzt zu ihm ans Bett ran tritt.

Mit geschickten Fingern zieht Harry Louis die Schuhe von den Füßen, ehe er ihn sanft bei der Hüfte packt und seine andere Hand an Louis' oberen Rücken legt, um ihn leicht anheben zu können. Mit Leichtigkeit platziert Harry den Kleineren in eine gemütlichere Position, eher er ihn noch zudeckt und Louis durch die Haare streicht. Harry ignoriert die Tatsache, dass er den Wuschelkopf in seinem Bett gelassen und nicht in Louis' getragen hat. Möglicherweise will er damit bezwecken, dass am nächsten Tag sein Bett nach Louis' riecht. Genauso himmlisch wie der Hoodie, den er gerade trägt.

Als Harry merkt, dass er den Älteren einfach nur beim Schlafen beobachtet hat, schüttelt er den Kopf und wendet sich ab. Er greift nach einer Mütze und zieht sie sich über die noch nassen Haare, bevor er leise die Türe hinter sich zuzieht.

《♡》

Ein kalter Schauer läuft Harrys Rücken runter. Es ist kälter als er dachte. Er läuft jetzt schon eine kleine Weile über das Gelände. Es ist eine ruhige, angenehme Nacht, mal abgesehen von dem leichten Wind, der Harry ab und zu zum Zittern bringt. Ohne ihn wäre es recht angenehm, denkt sich Harry.

Edward würde jetzt bestimmt das selbe von ihm behaupten.

Harry schüttelt den Kopf, er will jetzt nicht über seinen Bruder nachdenken. Er hat andere Sorgen. Das Thema Louis ist zum Beispiel etwas, worüber er sich eher den Kopf zerbrechen sollte. Mittlerweile weiß der Lockenkopf nämlich überhaupt nicht mehr, wie er mit Louis umgehen soll.

"Du siehst aus als könntest du 'ne Zigarette gebrauchen."

Aus seinen Gedanken gerissen bleibt Harry stehen und sieht überrascht zur Seite. Eine Junge, ungefähr in Harrys Alter, sitzt auf der Bank, eine Zigarette zwischen den Fingern und ein schiefes Lächeln auf den Lippen. Er sitzt nicht normal auf der Bank, sondern hat es sich auf der Lehne bequem gemacht. Seine Füße hat er auf der Sitzfläche abgestellt und stützt sich mit den Unterarmen auf seinen Oberschenkeln ab, die Zigarette klemmt lässig zwischen seinem Zeige und Mittelfinger.

Es ist dunkel und der Typ trägt, ebenso wie Harry, eine Mütze, weshalb er weder seine Haar- noch seine Augenfarbe erkennen kann.

Das einzige, was er ausmachen kann, sind die hohen Wangenknochen, die durch das spärliche Licht des Mondes hervorgehoben werden. Der Typ trägt eine schwarze Skinny Jeans, die an den Knien jeweils ein Loch hat. Trotz des Hoodies kann Harry die schlaksige Figur des Jungen ausmachen.

Als Harry näher an ihn heran tritt, wird das Gesicht des Fremden besser erkennbar für den Lockenkopf.

Er erkennt das sein Gegenüber ein Septum hat und schmunzelt leicht, da es ihn irgendwie an Gemma erinnert. Sie hat letztens überlegt sich auch eins stechen zu lassen.

"Willst du? Heute hab ich meinen sozialen Tag, normalerweise teile ich meine Zigaretten nicht" ,teilt ihm der Junge feixend mit, steckt sich die Zigarette zwischen die Lippen und holt seine Schachtel aus der Hosentasche. Mit einer hochgezogenen Augenbraue hält er Harry die geöffnete Schachtel hin. Harry mustert sie skeptisch, ehe er sich einen Ruck gibt.

Er nimmt sich eine der Zigaretten und setzt sich zu dem Typen auf die Lehne. Der Fremde hält ihm ein Feuerzeug hin, mit dem Harry seine Zigarette an zündet und erleichtert aufseufzt nachdem er den ersten Zug genommen hat.

"Ich dachte schon du wärst Nichtraucher" ,teilt der Junge drm Lockenkopf seine Gedanken mit und lächelt wieder schief.

Harry findet es heiß.

Nichts ist Vergleichbar mit Louis' Lächeln, doch der Junge neben Harry weiß eindeutig wie man Jemanden mit seinem Lächeln um den Finger wickeln kann.

"Ich rauche nur ab und zu. Ganz selten, meistens wenn ich traurig bin" ,gesteht Harry und nimmt einen erneuten Zug. Der Junge beobachtet ihn dabei von der Seite. "Na dann haben wir schonmal was gemeinsam. Ich bin übrigens Logan." Er hält Harry die freie Hand hin und Harry ergreift sie lächelnd. "Harry."

"Du rauchst also auch nur, wenn du traurig bist?"

"Kann man so sagen. Ich fürchte es ist nur ganz schlecht für meine Lunge, dass ich dauerhaft traurig bin" ,entgegnet Logan mit einem kleinen Schmunzeln, was Harry etwas ansteckt. Seine Mundwinkel heben sich leicht.

"Willst du drüber reden?" ,fragt Harry einfühlsam. Er sorgt sich zu schnell um andere. Das war schon immer sein Problem.

"Nicht wirklich, du?"

"Nicht wirklich."

Logan schmunzelt etwas bei Harrys Antwort. Er wendet den Blick wieder nach vorne ab und nimmt einen tiefen Zug an seiner Zigarette.

Sein Blick liegt auf dem Rauch, der seinen Mund verlässt und in den Himmel hinaufsteigt.

"Es gibt da so einen Jungen" ,beginnt Logan trotz seiner Antwort von vor ein paar Minuten. Kurz schnalzt er an dem Ende seiner Zigarette, damit die Asche abfällt, bevor er weiter spricht. Harry hört ihm aufmerksam zu.

"Ich versuch' ihn schon seit einem halben Jahr auf ein Date einzuladen, aber er korbt mich jedesmal. Die Tatsache, dass er mich korbt, stört mich nichtmal so. Das was mich stört ist, dass er mir noch nichtmal die Chance gibt, ihn zu überzeugen, dass ich kein Arschloch bin. Er ist der festen Überzeugung, dass ich es eh nicht ernst meinen würde. Das ist absolut Lächerlich! Wenn ich es nicht ernst meinen würde, hätte ich ihn schon nach dem ersten Korb in Ruhe gelassen. Mittlerweile weiß ich einfach echt nicht mehr was ich machen soll und eigentlich bin ich nicht sooo uhg verliebt. Ich hasse das Gefühl, es bringt nur Ärger mit sich."

Logan wirkt gegen Ende fast schon bockig, als er sich über die Liebe beschwert.

Seinen Kopf hat er mittlerweile in seine linke Hand gestützt. Sein linker Ellenbogen bohrt sich von dem Gewicht förmich in seinen Oberschenkel, doch Logan könnte das nicht egaler sein.

"Wem sagst du das." Harry tut es Logan gleich und seufzt.

"Bist du auch verliebt oder wie?"

"Es ist ein klein wenig komplizierter" ,setzt Harry an und sieht etwas unsicher zu Logan. Dieser nickt ihm leicht zu, was Harry als Aufforderung versteht, es ihm zu erzählen.

Er zögert nicht lange und spricht zum erstmal wirklich offen über die Gefühle zu Louis, über seine Ängste, Selbstzweifel und selbst seine Alpträume lässt er nicht weg. Harry weiß nicht wieso, aber er hat das Gefühl Logan vertrauen zu können. Dieser sitzt die ganze Zeit über da, nickt ab und zu und raucht an seiner Zigarette. Die ganze Erzählung lang sagt er nichts und auch als Harry fertig ist, bleibt er zunächst stumm.

"Das ist... ziemlich harter Tobak und ich dachte, ich hätte ein Problem." Logan schüttelt etwas überfordert den Kopf.

"Und du denkst echt, dieser Louis Typ würde dich verlassen, wenn du ihm von deinen Alpträumen erzählen würdest?"

"Wir sind nicht zusammen, aber ich habe halt Angst, dass falls es dazu kommen sollte, er mich verlässt, sobald er von Edward erfährt. Deshalb benehme ich mich gerade auch so abweisend ihm gegenüber. Ich habe Angst davor. Spätestens wenn wir zusammen sind, muss ich ihm davon erzählen. Nochmal ertrag ich es nicht von ihm verlassen zu werden."

Harry sieht auf seine Hände, vor ein paar Stunden hätte er sich echt nicht vorstellen können, mit einem Fremden über so etwas persönliches zu sprechen. Doch er tut es und er fühlt sich irgendwie besser. Logan gibt ihm das Gefühl verstanden zu werden, etwas was Harry lange nicht mehr hatte. Das Letzte mal, als er Louis kennengelernt hatte. Er hat sich oft an ihre Begegnung an der Mauer zurückerinnert. Jetzt wo Harry so darüber nachdenkt, erinnert Logan ihn tatsächlich ein wenig an den Louis von damals. Vermutlich vertraut er sich ihm deswegen an.

"Wie wäre es, wenn du es ihm davor erzählst? Also ich meine bevor ich zusammenkommt oder euch zumindest aufeinander einlasst" ,schlägt Logan vor und Harry findet die Idee gar nicht so abwegig. Allerdings hindert ihn etwas daran, es Louis nicht einfach zu erzählen.

Er mag den Gedanken nicht, dass Louis danach ein schlechtes Bild von ihm hat. Das teilt er Logan auch mit, weshalb dieser wieder verstehend nickt.

"Also falls meine Meinung bei dieser Geschichte überhaupt zählt... Ich denke nicht, dass du Schuld an Edwards Tod bist. Es war ein Unfall und wenn Louis dich danach wirklich als schlechten Menschen ansehen sollte, kannst du gern zu mir kommen und wir haben dann so 'ne richtig abgefuckte Beziehung, mit der wir Louis und Kyle so richtig eifersüchtig machen" ,meint Logan leicht und stößt seine Schulter gegen Harrys. Der Lockenkopf beginnt tatsächlich etwas zu lachen und schüttelt seinen Kopf.

"Mal schauen, vielleicht komm ich auf das Angebot zurück."

Logan schmunzelt.

"Vielleicht könntest du dich auch erst langsam an die Sache herantasten. Du musst ja nicht gleich Morgen zu Louis gehen und ihm alles erzählen, aber du könntest zumindest damit aufhören, so abweisend zu sein. Sag ihm, dass du einen Neuanfang willst. Ihn nochmal neu kennenlernen. Ihr könnt euch vorsichtig aneinander rantasten, werdet Freunde und dann erzählst du es ihm. Wenn er bleibt, kannst du ihn nach einem Date fragen, wenn er geht, war er nie der Richtige" ,schlägt Logan wieder etwas ernster vor. Harry nickt leicht. Das klingt vernünftig.

"Ich denke das ist machbar."

"Das denke ich auch, du bekommst das schon hin. Falls du Hilfe brauchst, kannst du dich jeder Zeit bei mir melden. Ich wohne im grünen Trakt." Logan schenkt ihm wieder dieses schiefe Lächeln. Harry erwidert es.

"Im Grünen? Was studierst du? Ich wohne im blauen."

"Physiologie und du scheinbar Musik, wenn mich nicht alles täuscht."

"Du liegst tatsächlich richtig."

Logan nickt zufrieden, ehe er von der Bank aufsteht und sich einmal ausgiebig streckt.

"Ich würde wirklich gern noch länger mit dir plaudern, allerdings ist es mittlerweile weit nach 2 Uhr und ich würde wirklich gern noch ein wenig von meinem Schönheitschlaf abbekommen. Ich wünsch dir viel Glück mit Louis und versuch nicht immer alles wegen Edward zu überdenken. Du bist keine schlechte Person, wegen dem was damals passiert ist."

Harry ist mittlerweile ebenfalls von der Bank aufgestanden und zieht Logan in eine Umarmung. "Danke für's Zuhören. Das hatte ich gebraucht" ,murmelt Harry gegen Logans Brustbein. Der Typ ist doch tatsächlich größer als Harry.

"Nicht dafür Kleiner, wir sehen uns."

Logan knufft ihm noch einmal in die Schulter, ehe er sich abwendet.

"Hey warte mal, ich hab doch gar nicht deine Handynummer. Wie soll ich mich bitte bei dir melden?" ,ruft Harry ihm hinterher, als Logan gerade um die Ecke biegen wollte. Dieser bleibt jetzt stehen und dreht sich schief lächelnd zu Harry um.

"Es wäre viel zu einfach dir meine Nummer zu geben. Ich wohne im grünen Trakt, dass ist alles was du wissen musst."

Logan dreht sich grinsend um und lässt einen schmunzelnden Harry zurück.

Er mag Logan. Das tut er wirklich.

《♡》

Mit gerunzelter Stirn sitzt Harry auf der Bettkante von seinem Bett und sieht auf den schlafenden Louis herab. Er hat schon lange aufgegeben in dieser Nacht wenigstens noch etwas Schlaf zu finden. Es ist hoffnungslos. Harry schwirren einfach zu viele Gedanken im Kopf herum.

Der Lockenkopf hat sich vorhin im Gemeinschaftsraum einen Tee gemacht, den er jetzt trinkt, während er Louis beobachtet.

Er versucht sich einzureden, dass es überhaupt nicht komisch ist, was er gerade tut, doch irgendwie klappt das nicht so richtig. Es ist hoffnungslos. Harry sieht mit einem Seufzen zu seiner Digitaluhr neben dem Bett.

5:28 leuchten ihm die Zahlen in blauer Schrift entgegen.

Harry hat sich fest vorgenommen mit Louis ein ernstes Gespräch zu führen, sobald dieser wach wird. Doch jedesmal, wenn Louis sich auch nur ein kleinwenig bewegt, überdenkt Harry sein Vorhaben. Er will wirklich mit Louis reden, ihm anbieten, erstmal Freunde zu werden nach der ganzen Sache und einfach abwarten was sich zwischen ihnen entwickelt. Sie haben immerhin alle Zeit der Welt, da braucht man keine voreiligen Entscheidungen treffen. Harry und Louis haben genug Zeit und diese wird sich der Jüngere auch nehmen.

Louis bewegt sich wieder, weshalb Harry die Luft anhält. Zweifel kommen wieder auf, ob er es wirklich tun sollte, doch als Louis plötzlich seine Augen aufschlägt und Harry die Sicht auf das Blau frei gibt, sind alle Zweifel komplett vergessen.

Möglicherweise vergisst Harry auch zu blinzeln.

Louis Stirn kräuselt sich, als er Harry auf der Bettkante sitzten sieht. "Harry? Was machst du auf meiner Bettkante" ,fragt Louis irritiert und wohlgemerkt mit rauer Morgenstimme.

"Ehm Hi."

Wenn Harry sich schlagen könnte, würde er das wahrscheinlich genau jetzt machen.

Louis zieht nur seine Augenbrauen hoch, als Harry ihn begrüßt. Er wartet darauf, dass Harry noch irgendwas sagt oder zumindest seine Frage beantwortet, aber es scheint nichts mehr von dem Jüngeren zu kommen.

"Harry?" ,versucht Louis es erneut und rüttelt damit Harry aus seiner Starre.

"Ehm ich wollte mit dir reden über also äh- ich wollte nochmal über unser Gespräch von vorhin sprechen" ,schafft Harry es irgendwie zusammen zu stottern.

Louis richtete sich jetzt im Bett auf und mustert Harry skeptisch.

"Gespräch. Du sprichst von unserem Streit oder?"

Harry verzieht unzufrieden sein Gesicht und neigt seinen Kopf ein wenig, während er sich auf seine Unterlippe beißt. "Naja Streit hätte ich es jetzt nicht genannt" ,murmelte Harry und versucht dem bohrenden Blau auszuweichen. Louis' stechenden Blick konnte er noch nie stand halten.

"Sondern?"

Harry hebt seinen Blick jetzt doch und sieht in das Blau. Einen Moment ist er abgelenkt ehe er antwortet.

"Eine Meinungsverschiedenheit?"

Harry spricht es mehr aus wie eine Frage, da er ziemlich unsicher ist. Louis schmunzelt etwas, als er es erkennt. Harry hat das früher schon gemacht. Sobald er sich auch nur ein bisschen unsicher wahr, hat er alle seine Sätze wie Fragen betont. Louis freut sich, dass sich wenigstens das nicht geändert hat.

"Gut, okay und worüber genau möchtest du jetzt sprechen?" ,fragt Louis um Harry etwas auf die Sprünge zu helfen. Der Jüngere lässt sich alles aus der Nase ziehen.

Harry seufzt und starrt seine Tasse in der Hand an, als gebe es gerade nichts interessanteres. Mit einem Räuspern stellt Harry die Tasse jetzt auf seinen Nachttisch, faltet seine Hände und legt sie in seinen Schoß. Nur langsam finden Harrys Augen die von Louis'.

"Okay, also vorweg wollte ich mich für mein Benehmen entschuldigen. Ich war einfach überfordert, als du so plötzlich vor mir standest und wusste nicht so recht, was ich machen soll. Es war zu viel auf einmal und die Tatsache, dass du mit diesen Spitznamen von vor 2 Jahren um dich geworfen hast, hat mich einfach wütend gemacht. Spitznamen haben etwas vertrautes und irgendwie ist diese Vertrautheit bei uns einfach nicht mehr da, das ist jetzt gar nicht böse oder vorwurfsvoll gemeint. Es ist nunmal so, aber ich meine es ist jetzt nichts an dem man nicht arbeiten könnte, wenn man es wirklich wollen würde. Ich mein, wir könnten eventuell von vorne anfangen und uns so gesehen neu kennenlernen. Wir haben uns beide verändert, weshalb ich das nur fair finde und ich würde mich wohler fühlen, wenn du am Anfang eventuell die Spitznamen weglassen könntest?"

Louis hat Harry aufmerksam zugehört und lacht am Ende leicht. Harry ist sich wieder unsicher. Nervös beißt Harry sich auf seine Unterlippe. Er kann überhaupt nicht einschätzen, wie Louis reagieren wird.

"Du willst also, dass wir von vorne anfangen?" ,fragt Louis mit einem ernsten Ausdruck im Gesicht nach.

Harry nickt vorsichtig.

"Okay."

"Okay?" Harry dachte nicht, dass Louis sofort zustimmen würde.

"Ja, okay."

Louis lächelt sanft, ehe sich ein spitzbübisches Grinsen auf seinen Lippen ausbreitet. Er hält Harry stumm seine Hand hin. Dieser mustert sie mit hochgezogenen Augebrauen, ehe er sie ergreift und leicht schüttelt.

"Hi ich bin Louis, 20 Jahre alt, studiere Musik und bin dein neuer Mitbewohner."

Harry schmunzelt.

"Harry, 19 Jahre alt und ich studiere ebenfalls Musik" ,erwidert er grinsend, froh darüber, dass Louis es so gut aufnimmt und Harry die Zeit gibt, die er braucht.

Louis lehnt sich schmunzelnd gegen die Bettlehne. Seine Augen verengen sich etwas, während er Harry mustert.

"Theoretisch darf ich dir jetzt schon einen Spitznamen geben, schließlich kannten wir uns damals auch kaum und ich hab dir trotzdem schon einen verpasst" ,argumentiert Louis sein Grinsen unterdrückend. Er weiß genau, dass Harry nachgeben wird.

"Fein, aber es darf keiner sein, der schon existiert" ,fordert Harry Augenrollend.

"Fein."

Louis mustert Harry lang, weshalb dieser etwas nervös wird. Sein Herz beginnt schneller zu pumpen, seine Handflächen fangen an zu schwitzen und sein Gesicht erhitzt sich unangenehm. Harry hasst seinen Körper für diese Reaktion. Louis hat ihn nur etwas länger angesehen und seine Hormone spielen schon verrückt. Toll. Wirklich toll.

"Hippie."

Harry blinzelt überrascht.

"Wie bitte?"

"Hippie" ,wiederholt Louis schmunzelnd.

"Hippie?" Harry versteht absolut nicht, was Louis will. Der Ältere rollt schmunzelnd mit den Augen und Harry fragt sich, ob er gerade wirklich etwas offensichtliches nicht versteht.

"Dein Spitzname. Hippie."

Harry versteht und formt ein 'O' mit seinem Mund. Louis lacht. Harry sieht aus wie ein Fisch.

"Wie kommst du auf Hippie?"

"Ich weiß nicht, ich dachte es wäre eine schöne Steigerung von Öko. Vom Öko zum Hippie in 2 Jahren, eine richtige Glanzleistung Harold."

Harry weiß, dass Louis ihn nur stichelt und ihn damit aus seiner Reserve locken will, doch Harry lächelt bloß. Froh darüber, dass er das mit Louis geklärt hat. Jetzt bereiteten ihm nur noch seine Alpträume sorgen, doch diese schiebt er in den hinteren Bereich seines Kopfes. Dieses Problem wird er hoffentlich lösen, wenn es soweit ist. Er kann nur inständig hoffen, dass Logan recht behält und Louis ihn nicht verlässt, sobald Harry ihm von seiner Vergangenheit erzählt. Er schätzt Louis nicht so ein, dass er einfach geht, wenn Harry ihm so etwas wichtiges anvertraut. Allerdings hat Louis ihn schonmal verlassen und da hatte Harry es auch nicht erwartet.

Harry mustert den Wuschelkopf vor sich.

Hoffentlich war es kein Fehler von ihm Louis eine Chance zu geben und sich ihm gegenüber nicht mehr abweisend zu verhalten.

Harry vertraut Louis. Er wird schon nicht gehen.

Edward bezweifelt es.

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