Hinterhalt
Larno folgte den vier Männern in gutem Abstand.
Sie gingen von den Gärten der Hofburg an der Kapelle vorbei und suchten sich im Schatten mehrerer Bäume einen Platz zum niedersetzen, welche zwischen dem Palas mit der Kemenate der Vorburg und der Ringmauer eng standen.
Der schmalgesichtige Mann mit spitzem Kinnbart, welcher unter der grauen Kutte einfacher Leute bessere Kleidung trug und auch ein Langschwert, schien sich mit seinen Kumpanen unbeobachtet zu fühlen. Gleichwohl wirkte ein Jeder der Männer für sich unruhig. Auch der Schmalgesichtige. Doch war er wohl nicht der Anführer der Gruppe, denn ein jeder war suchenden Blickes auf die Leute, welche das Tor der Hofburg passierten.
Larno hatte sich bei den Stallungen der Burg einen Platz gesucht, von wo er die vier Männer sehen konnte. Doch bedauerte er, so weit weg zu sein.
Gleichwohl war dies letztlich gut, wie sich zeigte. Zwei andere Männer, die ebenso gekleidet waren, gesellten sich kurz dazu, erfragten etwas und gingen sodann wieder ihrer Wege in der Vorburg.
Also gab es noch mehr von diesen zwielichtigen Gesellen hier. Doch wozu diese Verkleidung? Für Larno konnten es gedungene Leute sein, die für den König unter den Leuten sprechen sollten- oder jubeln, wie der Spitzbärtige. Vielleicht wollten sie auf eine Entlohnung warten? Oder hatten sie vielleicht andere Pläne? Und welche Rolle spielte der Berater und Sprecher des Königs hierbei. Hatte Heinrich II. gar seine Leute unter die Einfachen geschickt? Doch warum dann mit Waffen, wo doch hier Friede erklärt worden ist?Dies alles erschien beunruhigend genug, um zumindest aufmerksam zu bleiben- ja vielleicht sogar den polnischen Herzog Boleslaw und seine Ritter zu warnen. Doch was, wenn es nicht an dem war?Das, was Markgraf Ekkehard von Meißen wiederfahren war, sollte Herzog Boleslaw nicht erleiden müssen.Vorsichtig zog sich Larno aus den Stallungen zurück und ging wieder zu den Gärten.
Auf dem Weg dorthin nahm er wieder zwei Männer wahr, welche ebenfalls in gleicher Weise gewandet waren. Ein Zufall? Daran mochte Larno nun nicht mehr glauben.
Nahe dem Saal sah Larno Hermann von Meißen, den Sohn Ekkehard's. Ihn wollte Larno seine Bedenken wenigstens sagen.
Hermann war im Gespräch mit einem Geistlichen.
„Werter Herr Hermann. Ist es mir erlaubt, Euch kurz zu sprechen?" fragte Larno im gebührenden Abstand, um nicht zu aufdringlich zu wirken.
Hermann erkannte Larno, der lange Zeit seine Braut Reglindis zu beschützen hatte und auch – wie er selbst- derzeit im polnischen Lager mit weilte. Daher verabschiedete er sich höflich von dem Geistlichen und kam näher.
„Was gibt es zu besprechen?", fragte Hermann.
„Ich bin mir nicht sicher, dennoch möchte ich Euch und Herzog Boleslaw sowie Eure Männer zu Aufmerksamkeit gegen Dritte bitten. Nennt mich einen vorsichtigen hasen- doch ich beobachte hier seltsame Leute, die sich als Einfache ausgeben, doch unter ihren Kutten bei dieser Hitze besseres Gewand tragen. Auch habe ich einige von den Männern vorhin beim Abgesandten des Königs gesehen."
„Nun, der König wird hier seine Spitzel laufen lassen, damit er keinen Gefahren ausgesetzt ist.", mutmaßte Hermann von Meißen.
„Für Spitzel mischen sie sich nun zu wenig unter die Menschen- und es sind viele.", entgegnete Larno.
„Und? Was soll ich dagegen tun? Wir dürfen keinen Streit führen wegen des Hoffriedens zum Fürstentag. Dies wäre ein ungebührlicher verstoß und hätte Folgen! Bis zur Haft kann dies gehen- wie es dem König auch gefällt im Nachgang."
„Ich habe vier von den Männern vorhin mit dem Berater des Königs bei den Gärten kurz sprechen gesehen. Sollte dies königliche Vorsicht sein, so sollten wir uns auch vorsichtig geben." Larno zeigte sich entschlossen, seiner Besorgnis notwendigen Nachdruck geben zu wollen.
Hermann von Meißen überlegte kurz. „Nun gut. Ich werde meinem Schwiegervater Eure Besorgnis mitteilen. Doch auch sagen, dass dies Euer Anliegen ist. So lassen wir ihn als deinen Lehnsgeber entscheiden, was er für notwendig erachtet."
Larno nickte zustimmend, denn andere Wahl blieb ihm nicht.
Aufmunternd- ihm zu folgen- klopfte Hermann Larno's Schulter und ging schnellen Schrittes zu den Gärten voran. Larno folgte.
Dort waren die Gespräche zwischen Heinrich II. und Herzog Boleslaw Chrobny bereits beendet.
Sirko von Dobsicz war erfreut, dass Larno zurück kam- auch wenn dieser mit Hermann von Meißen direkt an ihm vorbei zu Herzog Boleslaw ging.
Hermann wechselte einige leise, vertrauliche Worte mit seinem Schwiegervater- zeigte zudem auf Larno, der abseits stand.
Boleslaw Chrobny winkte Larno näher zu sich heran.
Als Larno nah genug war, sprach der polnische Herrscher. „Ist es wahr, was mir berichtet wird? Seht ihr Gefahren für mein Wohlergehen?"
Larno verbeugte sich. „Herr, ich kann nur berichten, was ich selbst gesehen habe. Und sollten meine Befürchtungen um Euer Wohl letztlich unbegründet sein, so verzeiht mir meine Sorge um Euch. Doch sollten die Männer, die zahlreich sind- ich selbst habe acht davon selbst gesehen, Euch oder anderen Herren hier trotz des Waffenfriedens gegenübertreten, so will ich Euch zur Seite stehen dürfen- notfalls Euer Leben schützen."
Boleslaw Chrobny schien wenig überzeugt davon und sah sich wohl auch keiner Gefahren ausgesetzt. Vielleicht war es die treue Ergebenheit, die Larno hier zu zeigen suchte, die ihm gefiel.„Nun dann, junger Ritter, ich werde mit dem Markgrafen von Schweinfurt gleich aus der Burg gehen, um unsere Unterredungen auf dem Weg und in seinem Lager zu führen. So war es dessen Wunsch. Ihr dürft mich nicht beraten und auch nicht dem Markgrafen in die Rede sprechen! Doch will ich Euch und auch Herrn Sirko erlauben, uns zu begleiten. Wenn ihr die Leute erkennen solltet und nur dann, wenn die Fremden wirklich gegen uns stehen sollten, so werden wir genug Zeit finden, unsere Schwerter auch zu ziehen. In keinem Fall dürfen wir es sein, die den Waffenfriede brechen!"
Larno verbeugte sich erneut. „Ich verstehe und Danke Euch. Gebe es Gott, dass ich die Lage falsch einschätzte, so will ich schweigend euer Urteil darüber annehmen, edler Herzog."
Boleslaw Chrobny nickte.
Auch Larno nickte- jedoch Herrn Hermann zu, der ihm dieses Gespräch ermöglichte.
Als sich die Herren etwas entfernten kam Ritter Sirko hinzu. „Was ist in Dich gefahren Larno?"
„Herr Sirko. Habt ein Auge auf Männer mit grauen oder braunen Kutten, die darunter ein Schwert tragen! Ich sage Euch, irgendetwas geht hier vor. Und ich sah es als meine Pflicht, Herzog Boleslaw zu warnen vor möglicher Gefahr."
„Welche Geister treiben Dich um? Hier ist verkündeter Waffenfriede! Keiner der Edlen- egal ob König oder Bischof würde es wagen, diesen erklärten Frieden zu stören.", sprach Sirko leidenschaftlich auf Larno ein.
„Wenn dies so bleibt, dann haben wir zumindest einen Spaziergang an der Seite des Herzoges und des Markgrafen. Vielleicht können wir uns für deren Verständigung über ein Bündnis nützlich machen.", entgegnete Larno vorwitzig.
Herr Sirko rollte die Augen.
Schon sah man Herzog Boleslaw sich vor dem Versammlungshaus von Herzog Bernhard von Sachsen freundschaftlich verabschieden.
Der Markgraf von Schweinfurt stand schon nahe beiden zwei Herzögen, um Boleslaw aus der Hofburg zu seinem Lager zu begleiten.
„Sirko, so kommt nun!", bat Larno.Die beiden Ritter gingen näher.
Augenscheinlich bestanden gute Meinungen zwischen Herzog Bernhard und Boleslaw Chrobny.
Wie altbekannte Gefährten sprachen sie miteinander und lobten das Wiedersehen hier in Merseburg, verbunden mit der Hoffnung, alsbald erneut einander zu begegnen. Mit Lächeln und Armgruß verabschiedeten sich die zwei Edlen.
So kam Herzog Boleslaw nun zum Markgrafen Heinrich von Schweinfurt- einander ebenso freundlich begegnend.
„Wie verliefen Eure Gespräche mit dem König?", erfragte Markgraf Heinrich.
„Oh. Überaus freundlich, wenngleich ich für uns Polen- trotz des Angebotes einer außerordentlichen Summe Geldes nicht die Stadt Meißen an mich bringen konnte. Und nur mit viel Überreden rang ich dem König ab, dort Herrn Gunzelin einzusetzen und ihm vorerst die Meißener Mark zu verleihen. Doch will ich nicht klagen, den wir Polen wurden überaus wohl beschenkt. Heinrich II. verlieh mit als Schenkung die Marken Lausitz und das Milzenerland. Mit diesen Wohlgefälligkeiten kann ich zufrieden abziehen." Herzog Boleslaw war seine Zufriedenheit darüber anzusehen.
„Und warum nicht Meißen?", hakte der Markgraf nach.
„Er frömmt dem Reich wohl nicht!- So drückte es der König aus. Doch scheint ihm daran gelegen, uns im Osten als Vasall und Freund zu wissen."
„So kommt. Ich gebe Euch das Geleit zu meinem Lager, wo wir denn unsere Angelegenheiten besprechen wollen. Denn auch mir ist an einem Bündnis gelegen.", sprach Heinrich von Schweinfurt offen.
Nachdem die Herren nun einige Schritte gegangen waren, kam nach dem Gang um die Kapelle nun das östlich Tor der Hofburg in Sicht.
Doch war das Tor verschlossen und die wenigen Wachen standen dort mit anderen Männern zusammen- im Wortgefecht, wie es den Anschein hatte. Die vier Torwachen sahen sich dort elf anderen Männern gegenüber, die hier in die Hofburg wohl mit Waffen- und wohl auch unberechtigt- eingedrungen waren und zur Rede gestellt wurden. Damit die Unbekannten sich nicht entziehen konnten, hatte eine der Wachen vorsorglich das Tor der Pfalzburg verschlossen.
„Was ist dort los?", fragte Markgraf Heinrich von Schweinfurt, im Angesicht des Zerwürfnisses der Wachen mit den Fremden.
„Ich weiß es nicht!", gab Herzog Boleslaw Chrobny zögerlich zurück. Vielleicht war es auch die eigene Vorsicht des polnischen Herrschers- insbesondere nach der von Larno ausgesprochenen Sorge und Vermutung- doch schickte er zwei Männer voraus, den Grund des Tumultes zu ergründen und zu schlichten.
Doch kaum erspähten die bewaffneten Eindringlinge die nahenden Herren- also den Herzog der Polen und den Markgrafen von Schweinfurt, so warfen sie ihre Kutten zurück und zogen ohne Grund die Schwerter, um sich Ihnen in den Weg zu werfen.
Einer der vorgeschickten polnischen Ritter wurde sofort zu Boden gebracht und blieb reglos liegen. Der andere Mann hatte noch Zeit seit Schwert zu ziehen- doch war er auch schnell verletzt und lag rücklinks mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden.
„Das sind die Männer, die ich in Verdacht hatte!", schrie Larno lauthals heraus.
Obwohl ungläubig über diese drohende Gefahr- jedoch entschlossen, sich zur Wehr zu setzen, zogen Boleslaw und der Markgraf ihre Schwerter und einige Ritter, welche nahe dem Herzog und Grafen waren ebenfalls.
Doch schon war die Schaar der verkleideten Bewaffneten heran und erstes Klingenspiel war zu hören.
Eine der Torwachen brach bereits getroffen von einem Schwerthieb verwundet zusammen.
Zwei weitere Schufte kamen hinter der Kapelle hervor- dort, wo sich vorhin die Verdächtigen zurückgezogen hatten.
Auch diese Beiden zogen sofort ihre Schwerter.
Mögen der Markgraf und Herzog Boleslaw kluge Strategen sein- gute Duellanten und Kämpfer mit dem Schwert waren sie aus Larno's Blick und Einschätzung wohl beide nicht. Denn nur mit großer Mühe und Unsicherheit führten die Edlen ihre Schwerter.Während Larno indes schon einen der Gegner mit heftigem Hieb den Schwertarm blutig schlug, so dass dieser Unhold sein Schwert verlor und heftig klagend zurückwich aus der Schaar der fremden Bewaffneten, hatte Larno den Herzog Boleslaw wenig erfolgversprechend im Kampf gesehen.
„Sirko! Lauf zurück und hol den Herzog Bernhard mit seinen Wachen herbei! Sonst steht es schlecht um unseren Herren!", schrie Larno dem Gefährten zu.
Sirko nickte und wich- anfangs noch unentschlossen, seinem Herzog jetzt keinen guten Beistand geben zu können, dann doch zurück, um mit gezogenem Schwerte zurück zu laufen.
Indes fiel ein weiterer Waffenknecht der Burg am Tor erschlagen oder schwer getroffen zu Boden. Die Angreifer hielten das verschlossene Tor- wohl auch, um dem Herzog und dem Markgrafen jeden Weg aus der Burg zu versperren.
Der Hinterhalt war gut gewählt- und die Lage für die nach drei Seiten eingeschlossenen Kämpfer nicht die Beste. Das Tor war der Schlüssel, um aus dem Kampf davon zu kommen- dies erkannte Larno schnell.
„Zum Tore!", rief er daher, auch auf die Hoffnung der Hilfe der Sachsen hoffend. Denn nur, wenn diese alsbald kamen und damit den Angreifern in den Rücken fielen, hatte man Gelegenheit zu bestehen.
„Zum Tor! Kämpft Euch an das Tor!", befahl nun auch Herzog Boleslaw.
Einer der Begleiter des Markgrafen von Schweinfurt sank verwundet auf alle Viere und kroch, mit dem Schildarm sein Schwert durch den Staub des Torweges schiebend, aus dem Platz des Tumultes weg.Als Larno dies sah, war er anfangs besorgt, denn ein nachgesetzter Hieb hätte den Edelmann sofort niedergestreckt.
Doch der Angreifer setzte überraschend- trotz all des Blutrausches- nicht nach. Vielmehr ging er nun auf den nahe stehenden Herzog Boleslaw los, der sich nun gegen zwei Männer zur Wehr setzen musste.
Als er dies gesehen hatte, war Larno sich sicher, wer hier eigentliches Ziel der Strolche war- der Herzog selbst war das Ziel und wohl auch der Markgraf.
Sich nach hinten umschauend, kämpfte sich Larno näher an Boleslaw Chrobny heran.
Ein Angreifer, der nur auf Larno's Schwert im Kampf achtete, hatte nicht bemerkt, wie Larno mit der linken Hand schnell den scharfen, kurzen Dolch zog. Nur so konnte Larno dessen Arm mit schneller Bewegung einschneiden, dass auch dieser Angreifer verwundet wurde.Diese Gelegenheit sehend, kam Larno endlich nun näher zum Herzog heran und gab ihm Waffenhilfe, indem er einen Widersacher auf sich lenkte.
Endlich nun waren Herzog Bernhard und eine Vielzahl seiner Bewaffneten zu sehen. Herr Sirko zeigte mit dem Schwert auf die bewaffneten Fremden und den Kampf. Bernhard von Sachsen war ein Mann der Tat. Sofort zog der sein Schwert und gab seinen Leuten Anweisung es ihm gleich zu tun.
Zeitgleich kam der Markgraf und einer seiner Begleiter nun an das Tor heran. Wild schlagend, versuchte er mit der linken Hand den Torriegel aufzuschieben.
Eine der Torwachen- auch im Kampf- versuchte ihm dabei zu helfen und stemmte sich mit ganzer Manneskraft gegen den schweren Riegel.Jedoch half dies wohl augenscheinlich nicht.
„Zerschlagt den hölzernen Riegelhalt am Tor!", rief Larno heraus. „Dann brechen wir es so auf!"
Der Wachknecht hatte den Ruf gehört. Verstört und verängstigt tat er jedoch, wie es vorgeschlagen war.
„Der hat mich beraubt!", schrie einer der verwundeten Ritter Boleslaws heraus.
„Weiter ihr Männer! Brecht das Tor auf!", rief Boleslaw dazwischen, ohne über den geschehenen Raub zu befinden.
Jetzt war es wichtiger, an das eigene Leben zu denken.
Larno stand Rücken an Rücken mit dem Herzog Boleslaw und beide verteidigten sich mannhaft gegen drei Angreifer. Bernhards Leute griffen nun entschlossen ein, so dass sich die Anzahl der Männer endlich zu Gunsten der Verteidiger stellte.
Doch die fremden Unholde ließen nicht nach, dem Herzog und dem Markgrafen nach dem Leben zu trachten. Sie hieben entschlossen und mit großer Wucht auf jeden ein, der sich geschwächt unter den Leuten am Tor zeigte.
Immer weniger Platz blieb den Verteidigern, während sie den Waffenknecht der Burg schützten, damit der mit seinem Schwert den Riegel zerhacken konnte.
Und endlich gelang dies.
Das Tor wurde einen Spalt geöffnet, so dass der dort nahe stehende Markgraf von Schweinfurt dem Tumult nach außen entkommen konnte.
„Schnell Herr. Rettet Euch!" , bot Larno durch Zuruf an, den Rückzug zu schützen.
Während er dies aussprach fiel neben Larno ein weiterer Pole verwundet zu Boden und suchte aus dem Torbogen heraus zu kriechen. Er jedoch hatte weniger Glück. Ein Hieb- durch einen Angreifer am Hals gegeben- zeigte sofort Wirkung. Reglos fiel der Mann letztlich tot in den Staub.
Hinten wurde auch Herr Sirko von Dobsicz verwundet und zog sich hinter die Sachsen zurück.
Herzog Bernhard und einer seiner Ritter hieben gemeinsam auf einen Mann ein, bis der Unhold niedergestreckt war.
Nun kam Larno ein Mann gegenüber, dessen Gesicht er nur zu gut kannte- es war der Spitzbärtige, der dem König so gut zugerufen hatte und auch mit dessen Berater das Gespräch geführt hatte.
Der Spitzbart kämpfte erfahren und sehr gut- auch war er nicht verletzt bislang.Die Duellanten belauerten einander- eine Schwäche oder Unbedachtheit des Anderen erhoffend.
Diese Gelegenheit nutzte nun der Herzog Boleslaw I. Chrobny von Polen, um sich durch das leicht offene Tor hinaus zu zwängen.
Nun hatte sich der Herr in Sicherheit gebracht, wie der Markgraf und einer seiner Leute es bereits geschafft hatten. Auch die Torwache, die so heftig auf den Riegel eingeschlagen hatte, war schon sicher vor dem Tor.
Bernhards Männer gewannen im hinteren Bereich nun schnell an Boden gegen die Vielzahl der Unbedachten.
Als nun zwei der maskierten Unholde verwundet niederfielen und der Spitzbart dies erkannte, so ließ er schnell und entschlossen von dem weiteren Kampf mit Larno ab und flüchtete aus dem Torbogen zu den Stallungen herüber.
Auch drei andere Feinde suchten sich nun frei zu kämpfen gegen die Sachsen. Einem gelang dies- er rannte weg hinter die Kapelle der Hofburg. Der zweite Mann nahm noch den Geldbeutel eines der gefallenen Herren und folgte ihm nach.Der Dritte war erschlagen.
Der Hinterhalt war – nur durch großes Glück und die mannhaften Sachsen- misslungen.
Nun drängte sich auch Larno durch den schmalen Torspalt hindurch.
Herzog Bernhard- noch das blutige Schwert in der Hand und voller Zorn- ergriff sich eine der noch lebenden Torwachen am Kragen. „Wie kann es sein, dass ihr fremde Bewaffnete in die Burg lasst!"
„Aber Herr, wir hatte die Männer aufgefordert, die Burg zu verlassen. Die kamen uns unrecht vor. Deshalb hatten wir sie angesprochen! Waren es anfangs nur Vier, denen wir vorwarfen hier zu Unrecht eingedrungen zu sein, so wurden es schnell sechs- dann acht Bewaffnete. Wir waren zu viert, weshalb wir das Tor schlossen, um weiteren Zugang oder auch deren Flucht zu verhindern- so, wie es unser Auftrag ist bei Gefahr. Doch der Auflauf an fremden wurde immer größer mit einem Male. Und als die hohen Adligen kamen, ging auch sofort der Kampf los."
Mit bösem Blick ließ Bernhard von Sachsen den Torknecht wieder los.
„Bringt in Erfahrung, wer die Männer sind. Wer von denen noch lebt wird gefangen und verhört!", wies Bernhard von Sachsen einen nahestehenden Ritter an. „So! Und du da? Mach mir den Weg frei, damit ich nach Herrn Boleslaw sehen kann! Hoffen wir, dass er unverletzt ist! Während dieses Friedens hier ist es eine Schande, dass so etwas passiert ist."
Bernhards Wut sorgte dafür, dass nun alle emsig waren, das Tor zu öffnen, welches erbrochen war. Wer hier nicht mithalf, der sorgte sich um die verwundeten Leute der Eigenen oder schleppte Verwundete der Gegner hinfort. Weitere Wachen kamen hinzu und sicherten den Schauplatz.
Vor dem Tor war ebenfalls noch Aufregung. Auch wenn sich hier keine weiteren Feinde wie durch ein Wunder befanden, so war die Gefahr noch nicht gebannt.
Bernhard von Sachsen zwängte sich nun durch den Torspalt, um selbst nach Boleslaw zu sehen.
„Nur so wenige? Der Rest Eurer Begleiter?", fragte er.
„Tot oder verwundet auf der anderen Seite!", sprach der Markgraf Heinrich von Schweinfurt erzürnt. „Wie kann dies in einer Hofburg geschehen? Noch dazu zu so einem wichtigen Anlass? Und erklärtem Friede?"
„Ich weiß es nicht, edler Heinrich! Verletzte unter Euch? Boleslaw?"
Der Herzog von Polen schüttelte den Kopf.
„Und dies Blut dort am Umhang?" Bernhard zeigte auf eine Blutspur an des Herzogs Gewand.
„Nicht von mir, edler Bernhard!"
„Ihr hattet Glück, dass ich noch vor der Halle war und mich mit den Meinen beriet. Hättet ihr nicht nach mir geschickt, so würdet ihr wohl jetzt allesamt dort auf der anderen Seite des Tores im Blutbade liegen!" Bernhard steckte sein Schwert in die Scheide zurück.
„Ich habe niemanden geschickt?", sprach Herzog Boleslaw fast fragend.
„Mit Verlaub Herr. Ich war es, der Herrn Sirko bei Erkennen des Hinterhaltes aus dem Kampf gab und nach Herzog Bernhards Hilfe ersuchen ließ.", gab Larno – noch außer Atem vom Kampf- kleinlaut in der Runde der Herren zu.Boleslaw nickte verstehend und musterte Larno dabei.
„Guter Mann!", pflichtete Herzog Bernhard zu.
„Ja. Wir stehen in Eurer Schuld!", stellte der Markgraf Heinrich für sich fest.
„Doch müssen wir klären, wie diese Bewaffneten hier Zugang fanden- und noch dazu in solchem Aufgebot!", forderte Boleslaw.
„Ich werde Graf Esico befragen dazu. Und wer von denen noch lebt, wird gehört- mit harter Hand! Meine Männer versuchen noch, die anderen Flüchtigen zu stellen. Ich gebe Euch Männer zum Schutz an die Seite für den Heimweg. Findet bitte erst einmal Ruhe nach dem geschehen."
„Ich danke Euch, Herr Bernhard.", sprach der Markgraf. „Doch will ich empfehlen zum Lager der Polen zu gehen. Es ist näher und stärker gesichert- nur für den Fall, dass uns jemand nachzusetzen sucht! Denn ich habe den Eindruck, dieser Überfall und Hinterhalt galt Herzog Boleslaw! So wollen wir ihn in Sicherheit wissen unter seinen Leuten!"
Bernhard nickte zustimmend.
Ein Sachsenritter, der nun ebenfalls durch das Tor herauskam, wurde gleich von Herzog Bernhard angewiesen.
„Ritter Ramward! Schickt mir zehn meiner Männer heraus, die den Herzog und den Markgrafen in das polnische Lager geleiten. Und Eilt Euch! Meine Freunde sind unverletzt, aber geschunden vom Kampf!"
„Jawohl, Herr!" schon verschwand der Ritter wieder hinter dem Tor.
Nachdem das Burgtor mit einem Flügel leidlich geöffnet werden konnte, kam auch das Geleit der Sachsen schon.
Der weitere Heimweg ins Lager blieb ohne Vorkommnis.
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