Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Burgherrenurteil

Drei Männer zeigten sich oben am Gitter. Man hörte, wie der schwere Metallriegel geöffnet wurde. Krachend ließen die Männer das Gitter nach hinten fallen und postierten sich forschend um das tiefe Erdloch.

Biello und Larno waren aufgestanden- jetzt, da sich dort oben etwas tat.

Larno's Schmerzen hatten nachgelassen. Gestern noch hatte der Kopf bis in die Nacht gebrummt. Heute waren nur noch die Rippenschmerzen zu spüren- ein Ergebnis der Tritte und Hiebe, welche er bei der Festnahme erhalten hatte. Der innere Seelenschmerz über die ungerechte Behandlung war größer.

Die zwei Gefangenen hatten nun schon den zweiten Tag in diesem finsteren, kalten Loch zugebracht. Das sie hier unten ausharrten, schien bislang dort oben niemanden zu interessieren. Gestern und auch heute gegen die Mittagszeit hatte jemand etwas Brot in die Grube hinab geworfen. In der gestrigen Nacht dann fand es wohl eine der Wachen belustigend, in das Erdloch hinein zu pissen. Trotz der lauten Beschwerden von unten aus dem Loch war es dem- wohl auch angetrunkenen- Wachknecht egal, das die Gefangenen dies demütigend und ekelhaft fanden. Wer dies dort oben war, konnte man im Dunkeln allerdings nicht erkennen.

Nun jedoch, in dieser dunklen Abendstunde, schienen die Wachen etwas zu wollen.

Einer hielt eine brennende Fackel über das Loch. Die drei Männer beugten sich über das Loch und kniffen im Fackellicht die Augen zusammen, um die Gefangenen anzusehen.

„Du dort!"- eine der Wachen zeigte auf Larno- „Raufkommen!"

Einer der Wachknechte brachte eine Holzleiter und ließ die Leiter in die Tiefe der dunklen Grube hinab.

„Warum? Was wollt ihr von ihm?", fragte Biello mit deutlicher Besorgnis.

„Du halt's Maul. Und der dort kommt rauf! Alleine!", forderte der gleiche Wachknecht nochmals mit tiefer, energischer Stimme.

Larno und Biello sahen sich an. Die Leiter senkte sich nun auf den Boden der Grube. Sollte man der Forderung nachkommen? Warum sagten die Wachen nicht den Grund dafür?

„Na los! Wird's bald?", forderte eine zweite, hellere Stimme.

„Schon gut! Biello, ich gehe."

„Aber..."

Larno ergriff die wackelige Holzleiter und kletterte hinauf. „Mach dir keine Sorgen."

Doch diese Beruhigung wollte Biello nicht einfach hinnehmen. „Was wollt ihr von Herrn Larno? Wo bringt ihr ihn hin?", fragte er hinauf zu den Wachen, die Larno grade von der Leiter halfen.

„Das hat dich nicht zu interessieren!", ranzte eine der Wachen und zog die Leiter wieder aus der Grube.

Larno war wie benommen. In der Grube war es Dunkel- um ihn herum mittlerweile auch, es war Abend, der zur Nacht wurde. Das helle Fackellicht blendete seine an Dunkelheit gewöhnten Augen.

„Los! Dort entlang! Lauf hinterher!", sagte der kleine Wachmann mit der fast piepsig hellen Stimme.

„Folge mir!" forderte nun der Vorausgehende. „Und denk nicht einmal daran wegzulaufen!"

Und wirklich- an eine Flucht hatte Larno in dieser Situation wirklich nicht gedacht. Jetzt jedoch, da der Bewaffnete es ansprach, überlegte er wirklich kurz, sich zu entziehen. Da man Ihnen die Fesselung abgenommen hatte, war es ein leichtes, einem der Männer ein Schwert aus der Scheide zu reißen und sich damit gegen die Wachen durchzusetzen. Doch warum? Was würde das nützen? Es würde seine Lage nur verschlimmern. Die Lage von Biello sicher auch- und der saß noch in der Grube.

„Wo bringt ihr mich hin?"

„Sei ruhig und folge einfach! Wirst schon sehen!", gab der Vorausgehende bekannt. Mehr brauchte Larno anscheinend nicht zu wissen.

Die drei Männer begleiteten Larno über den dunklen Innenhof der Burg Genea. Einige andere Wachknechte mit ihren Fackeln gingen querab vorbei, interessierten sich jedoch nicht für den Gefangenen.

Zum Palas brachte man Larno- sehr zu seiner Verwunderung. Doch vielleicht war dies auch ein gutes Zeichen. Über die große Wendeltreppe wurde Larno in das Obergeschoss gebracht.

Hier klopfte der Vorausgehende an. Auch ein weiteres Mal klopfte er und lauschte, bis ein deutliches „Ja!" von dort heraus drang. Es war die Stimme von Herrn Manfred, dem Voigt der Burg.

Ein Hieb in den Rücken- wohl durch den kleinen Wachmann mit dem Speerschaft gegeben- zeigte Larno an, in den Raum mit hinein zu gehen, dem ersten Mann zu folgen. Dies herbe Antreibens hätte nicht sein müssen, was Larno auch dem kleinen Wachmann mit einem finsteren Blick quittierte.

Es war die Voigtstube, in welche sich Larno nun zu begeben hatte. Jedoch - soweit Larno dies bekannt war- sei diese Stube derzeit dem Herzog Heinrich von Bayern zur Verfügung gestellt. Alle besseren Räumlichkeiten standen derzeit nur den edelsten Herrn und Gästen hier im Palas zur Verfügung.

Im Dunkel des Raumes standen Herrn Manfred und auch der Markgrafensohn Hermann von Meißen. Der polnische König Boleslaw Chrobny saß in einem Stuhl, neben ihm zwei Männer. Ein weiterer Edler, den Larno auch vom Sehen nicht kannte, stand zur Rechten am Fenster und sprach dort leise mit einem Geistlichen. Zwei Wachen waren bereits in dem Raum, in dem es nun- durch die hinzu kommenden drei Wachen und Larno- etwas beengt wurde.

Voigt Manfred zog das Gespräch an sich, nachdem die Tür geschlossen war und der Geistliche am Fenster sich vor der Nase gewedelt hatte- wohl wegen des Gestankes, den Larno mit sich in diese Stube gebracht hatte.

„Larno? Du kennst den Vorwurf, dessen man Dich mitbeschuldigt? Du sollst mit dem Biello Kumpanei mit einem der von mir abgestellten Wachknechte betrieben haben, um den Diebstahl von zwei Kelchen im bayerischen Jagdlager gemeinsam zu begehen! Du weißt, dass es nur dem Burgherrn zusteht, Gericht darüber zu halten und zu entscheiden! Da nun jedoch mehrere höhere Herren hier im Hause sind, will ich auch deren Meinung dazu haben."

Larno drehte die linke Schulter einige Mal, welche ihm schmerzte, bis es im Schultergelenk ein lautes Knacken gab.

„Nun? Du kannst jetzt dazu sprechen!", forderte Herr Manfred mit ruhiger, gelassener Stimme auf.

Larno atmete einmal tief durch.

„Herr Manfred, Ihr werten Herren, geehrter Herr Hermann, geehrter König Boleslaw von Polen. geehrter Herzog Heinrich!", begann Larno besonnen seine Rede. „Der Vorwurf des Diebstahls, dessen ihr mich bezichtigt, ist ein schwerer Vorwurf. Ebenso der Vorwurf der Kumpanei mit einem Dieb, der jedoch sein Urteil durch ein Schwert bereits erhielt. Ich bedaure, dass diese Vorwürfe mich in den Augen der Herren in schlechtes Ansehen setzen- fast ebenso bedaure ich, dass ich in so schlechtem Zustand und Gestank vor Euch stehen muss. Euer Knecht, Herr Manfred, war mir durch den Aufenthalt an der Burg vom Sehen bekannt- dies räume ich ein, aber gehörte er zu den Leuten hier, die einen Slawen - egal welchen Standes- nicht schätzen und keinen Umgang zu meinesgleichen suchen. Ihr hattet Euren Mann der polnischen Jagdgesellschaft zugewiesen, welche er- wie Biello und ich- zu schützen hatte. Dort zu wachen war unsere Aufgabe- und seht es mir nach- soweit es Biello und mich betrifft haben wir diese Aufgabe mit vollem Eifer erfüllt und uns nicht geschont. Der Freundlichkeit der Bayern verdankten wir es, dass wir in deren Zeltlager einen Schlafplatz für uns Drei auf Bitte erhielten und so teilten wir uns beim Ruhen ein. Als Biello und ich vom Wachen am Waldesrand gegen Morgen zurückkamen, wurden wir unverhofft von Männern des bayerischen Lagers -und ohne vom Grund der Tätlichkeiten gegen uns zu wissen- beschuldigt des Diebstahls. Biello und auch ich wussten nicht, worum es genau ging. Doch waren die Bayern sehr nachdrücklich damit, uns dingfest zu machen. Wir gaben keinen Widerstand, da wir auf gerechte Wertung der wirklichen Sachlage hoffen. Keiner von Uns Beiden war auch nur in der Nähe des Bayernlagers am Jagdhof über die Nacht und selbst Euren Mann haben wir erst in tiefer Nacht dort zurück gelassen und schlafend gewähnt. Dass euer Mann, Herr Manfred, ein Dieb ist- oder als solcher beschuldigt wird- erfuhren wir erst später am Morgen- nach dem Handgemenge. Wir- und ich spreche auch für den Biello- sind unschuldig und bitten Euch Herren um gerechtes Urteil über Uns. Denn wenn ihr die Umstände kennt, so werdet auch Ihr edlen Herren zu unserer Unschuld finden."

Herr Manfred nickte, als Larno all dies vorgebracht hatte. Dann sah er zu Herrn Hermann herüber.

Hermann von Meißen sah sich das Wort übergeben.

„Gut gesprochen! Edle Herren, edle Gäste. Den Herrn Larno kenne ich nur als Mann der treuen Pflichterfüllung. Er beschützte meine Gemahlin zu jeder Zeit. Schon bevor ich den Larno kennen lernte, stand er Reglindis und ihren Damen mehrfach bei- ja, er rettete ihr und ihren Hofdamen sogar mehrfach das Leben und schützte die Frauen mit seinem eigenen Leben vor Gefahr." Herr Hermann sprach die letzten Worte zu König Boleslaw Chrobny gerichtet.

„Doch kann man des Menschen geheimen Willen nicht kennen, auch wenn man ihn zu kennen glaubt!", warf Herzog Heinrich von Bayern ein. „Ich würd mich zügeln, für meine Leute- auch wenn ich ihnen traue- die Hand ins Feuer zu strecken. Herr Manfred hat bestimmt auch nicht übel von seinem Knecht gedacht! Dennoch hat er gestohlen."

„Wohl wahr, Herr Heinrich! Dennoch - mit aller Offenheit in dieser Sache, die der Voigt entscheiden soll- der Larno steht meiner Wertung nach ohne Schuld!"

„Ist denn der Slawe schon dem christlichen Glauben beigetreten und hat seinen heidnischen Göttern entsagt?", fragte der Geistliche neben Herzog Heinrich.

Alle blickten auf Larno.

Der konnte nur den Kopf schütteln. „Ich wurde noch nicht getauft."

„Und entsagt hast Du deinen Göttern wohl auch nicht, entnehme ich deinem Reden?", nochmals fragte der Geistliche- nachdrücklicher diesmal.

„Ich wurde als Kind nach Rethra gebracht und dort ausgebildet. Doch nicht als Diener des Glaubens an Svarosic wurde ich ausgebildet, sondern militärisch geschult- im Umgang mit allerlei Waffen und Kampftechniken. Ich wurde nie gebeten, Svarosic und den alten Göttern zu entsagen."

Der polnische König Boleslaw ließ sich bislang alles übersetzten, sprach nun jedoch selbst. Einer der Herren neben ihm übersetzte.

„Mein Herr Boleslaw sagt, er möchte wissen, ob du vor Jahren gegen seine Kämpfer für die Lutizen die Waffen erhoben hast. Auch möchte er mehr erfahren über Eure Kampfschulungen in Rethra."

„Edler König, in Rethra werden Kinder und jüngere Männer für den Kampf geschult. Viele werden von den Stämmen der Lutizen oder Redarier dorthin gebracht. Andere wieder - so wie es mir erging- werden von Vasallen- Stämmen gefordert. Da ich als Linone im Stamme der Brisanen lebte, erschien es dem Stammesfürsten eine leichte Wahl, mich zu bestimmen und mitzugeben mit einem Rethra- Priester. Ich war meinem Herrn entbehrlich und er musste keiner eigenen Stammesfamilie seiner Burg ein Kind entreißen. In Rethra wird man zu Gehorsam und Erfüllung der Pflicht zu allererst erzogen. Eigener Wille, den Kinder zuweilen haben dürfen daheim in ihren Familien, wird dort nicht geschätzt. Schnell wurde ich erst ein Pferd- Krieger, dann ein Hirsch- Kämpfer bis ich den höchsten Grad der Kampfgeschicklichkeit als Eber- Krieger erlangte. An allen denkbaren Waffen wird dort ausgebildet. Beile, Äxte, Dolche, Schwerter, Bogen, Speer- mit all diesen Waffen trug man dort Kämpfe aus, um besser zu werden. Kampftechniken wie Zweikampf und den Kampf mit der Faust, ja selbst taktische Schulungen gab es. Umgehen des Feindes, in die Flanken schlagen, alleiniger Kampf aus dem Hinterhalt, ja selbst das Einnehmen von Burgen wurde unterrichtet. Doch gegen die Polen habe ich nie die Hand erheben müssen, war jedoch gegen die Spreewanen und Lusitzii für den Lutizenbund in den Kampf gezogen."

„Dies sind auch alles slawische Stämme- jenseits der Elbe im Osten. Keine christlichen Leute, Herr Abt!", ergänzte Herr Hermann von Meißen für den Geistlichen. „Wir haben auch schon gegen diese Stammesbünde Feldzüge gemacht."

Der bayerische Abt drehte sich weg. Diese zusätzliche Erklärung hatte er nicht erbeten.

„Mein Herr Boleslaw sagt, wir Polen stehen ständig mit dem Lutizenbund in Fehde. Deren Krieger sind gut ausgebildet, wie viele polnische Ritter leidvoll erfahren mussten. Doch seid ihr nunmehr ein Rittersmann im Dienste der befreundeten und verbündeten Linonen. Wie kam es dazu? Erklärt dies meinem Herrn!", forderte der Übersetzer.

„Eure Tochter, König Boleslaw, und Eure Gemahlin, Herr Hermann kann Euch die Begebenheiten ebenso bestätigen, wie ich Sie Euch edlen Herren schildern kann: Nach Rückkehr aus Rethra- man wird dort nach sechs Jahren als Freigesprochener entlastet vom Dienst für Svarosic- wollt ich an der Burg Slivor ein ruhiges Leben führen. Ein Holzfäller sollte ich nach meinem Halbbruder werden, doch hätte ich mich auch als Jäger geeignet. Eine Familie hätte ich in ruhigen Zeiten dort gegründet und tägliches Auskommen im Sinn gehabt. Doch ergab es ein Handstreich des redarischen Fürsten Neromir, dass er sich in Besitz der Burg brachte und viele Leute dort ermordete. Wen er am Leben ließ, der war zu seinem Dienst gezwungen, wie ein Sklave. Einige konnten aus der Burg fliehen. Und sie machten mich zu ihrem Anführer im Kampf gegen Neromir und seine Krieger. So kämpften wir gegen Redarier und Lutizen dort- und siegten letztlich unter sehr hohem Blutzoll dort. Wir nahmen die Burg wieder ein. Doch Brände wüteten und die Brisanen sahen dort keine Zukunft mehr. Andere Siedler schlossen sich an, als wir in die friedlichen Lande der Linonen zogen. Und Fürst Berogast hieß uns herzlich willkommen. Da ich für die Leute sprach, erhob mich Fürst Berogast zu einem Herrn über eine neue Ansiedlung. So kam ich zum Stande, musste ihm und den Linonen jedoch den Treue- Eid geben."

Boleslaw redete leise etwas.

„Der Herr sagt, ihm wurde davon berichtet. Auch von dem Leid, welches Euch persönlich widerfahren ist. Und Eurem Treuschwur. Er fragt, ob ihr diesen Schwur eingehalten habt?"

„Ich habe diesen Schwur eingehalten!"

„Warum hat man Euch dann den Titel genommen und ein anderes Lehen zugewiesen?"

König Boleslaw schien sehr gut über Larno unterrichtet zu sein- auch über den Gang der Dinge im Linonenland. Von seinen Reisen mit dem Markgrafensohn war Larno auch bekannt geworden, dass die Polen sehr gute Verbindungen zu fast allen Elbslawischen Stämmen unterhielten. Sicherlich auch zu den Linonen und deren Fürsten Berogast bestanden diese für Beide nützlichen Absprachen offenbar. Oder war es Reglindis, die ihrem Vater diese noch neuen Informationen zugetragen hatte?

„Mein Lehnsherr hat mich als Geleit Eurer Tochter Reglindis- auf deren persönliche Bitte- mitgegeben. Diese Aufgabe erstreckt sich für mich bis zur Hochzeit der Herrin Reglindis mit Herrn Hermann. Sie ist nunmehr erfüllt und ich könnte zu den Linonen zurückgehen. Doch mein Herr dort, Fürst Berogast, hat mein Lehen- Burg Bojek- nunmehr einem anderen Mann übergeben, welcher dort vor Ort ist und ihm daher besser zu Diensten ist. Ich bekam ein weniger gutes Lehen zugesprochen."

„In meinen Augen ist dies nicht der wahre Grund, ihr Herren.", gab Herzog Heinrich seinen Standpunkt dazu. „Dieser Mann, der hier vor Gericht steht, kann Uns doch sonst etwas erzählen, um seine jämmerliche Haut zu retten. Keiner von Uns kann dies nachprüfen! Und mit dem in Rede stehenden Vorwurf hat es nichts zu tun."

Der bayerische Geistliche pflichtete seinem Herzog bei. „Ich sehe dies ebenso. Die frevelhafte Tat ist nicht allein durch den Tod eines der Männer gesühnt- auch wenn das Diebesgut wohl nun wieder dort ist, wo es hingehört: Bei seinem Besitzer! Ich schlage vor, ihn hart zu geißeln mit neununddreißig Hieben. Seinen anderen slawischen Kumpan auch!"

Herzog Heinrich nickte.

Und Voigt Manfred? Er prustete lang die Luft durch die Lippen, so dass diese hörbar flatterten. dazu rollte er mit seinen Augen. Voigt Manfred schien nachdenklich über das Maß der Strafen. Es schien ihm schwer zu fallen, in dieser Sache zu richten.

Auch der Markgrafensohn hielt sich mit einer Wertung des Vorschlages zurück, wenngleich auch er seine Augen übermäßig aufriss. Dies ließ erkennen, dass auch er das Strafmaß nicht für gut fand.

König Boleslaw seinerseits blieb gefasst und ruhig. Er schien nachzudenken. Um dies zu zeigen, verschränkte er die Arme vor der Brust und legte die Stirn in Falten.

Alle Herren sahen zum Polenkönig herüber. Sein Urteil hatte hier in der Runde Gewicht. So viel Gewicht, dass auch Hermann vielleicht nach ihm seine Meinung sagen würde.

Darauf hoffte Larno in diesem Moment, zumal er erkannte, dass die hohen Herren diese für sie leidige Sache zum Ende bringen wollten.

Der Übersetzer gab Boleslaw's Worte auf das Genaueste wieder:

„Die Männer sind Slawen. Sie zu geißeln, um die Leiden Christi nachzuvollziehen und damit Buße zu leisten wird Beiden fremd erscheinen. Und zudem bin ich mir über die Schuld der Männer nicht entschlossen einig. Und sollten Sie unschuldig sein, so würde diese Strafe nicht die Richtigen treffen. Die Kelche sind wieder da? So hatte nur der tote Mann die Tat vollbracht- nach meiner Auffassung. Mein Vorschlag: Überstellt beide Männer in meinen Dienst. Ich werde dies Urteil dem Fürsten Berogast mitteilen lassen- so wie ich es vermute, wird Berogast wenig an den beiden Männern liegen. Hinzu kommt der schwere Vorhalt von Herzog Heinrich, der Berogast sicher dazu bewegen wird, diesem Mann hier vor uns das Lehen wegzunehmen. Und so dieser Lehnbesitz das Einzige war, was ihn zurück in die Lande der Linonen bringen würde, so kann er sich für mich nützlich machen. Sein Wissen um die Lutizen und ihre Kampfschulungen halte ich für wertvoll. Und nicht zu vergessen, Herr Hermann, er rettete mehrfach Eure Braut und meine Tochter. Allerdings habe ich eine Bedingung dafür an den Mann und auch den anderen: Sie müssen dem heidnischen Gott entsagen und zur Lehre der Mutter Kirche finden! Dies sollte auch Euch, Abt Bonifatius, ausreichen. Denn ihr habt diese Schafe dann näher zu Gott gebracht. Nicht wahr?"

Der Geistliche wankte erst mit dem Kopf, nickte jedoch dann. Herzog Heinrich von Bayern machte eine Handgeste, als ob ihm dies letztlich egal sei.

Die Ereignisse wirkten auf Larno, der die Worte der einzelnen Herren jedoch für sich wertete.

Auch Hermann überwand sich nun zu reden. Hierbei blickte er Voigt Manfred an.

„Ich denke, dies ist ein guter Ratschlag."

Herr Manfred nickte. „So soll dies auch mein letztliches Urteil in der Sache sein, Larno. Findet ihr und der Biello aus freien Stücken zu Gott, so will ich euch Beide in den Dienst von Herrn Boleslaw von Polen geben. Solltet ihr Euch heute und zukünftig nicht zur Mutter Kirche bewegen lassen, so drohe ich Euch zwanzig Rutenschläge an."

Alle blickten zu Larno.

„Ich nehme Euer Urteil an und trete zu den genannten Bedingungen in polnischen Dienst. Den slawischen Göttern entsage ich hiermit- von Euch bezeugt."

Für alle unvermittelt, kniete sich Larno nun- dem polnischen König Boleslaw zugewandt- nieder und gab sich bußfertig als Bittsteller.

Boleslaw war hiervon so sehr überrascht- ja auch ein wenig beeindruckt, dass er nachfragte, was Larno damit bewirken wolle.

„Edler Boleslaw. Als mein neuer Herr möchte ich Euch um zwei Sachen für mich bitten und hoffe, auch wenn mein Aussehen und dieses Gericht heut nicht für mich sprechen, dass ihr mein Bitten überdenkt?"

Nach Übersetzung nickte der polnische König.

„Ich bitte Euch darum, mir zu gestatten, Eure Sprache zu erlernen. Unsere polabische Slawensprache ist dem Polnisch wohl nah verwandt, daher sollte mir dies gelingen. Ich habe Eurer Tochter gut gedient und hierbei bereits von Fräulein Nerin aus deren Gefolge einiges erlernt. Und die zweite Sache: Bitte stellt mich gegenüber Fürsten Berogast als meinen bisherigen Lehnsgeber nicht als schlechten Mann dar. Im Land der Linonen sind Viele, deren Wertung mir doch wichtig ist. Sie sollen nicht schlecht von mir denken."

Boleslaw gefiel, was er hörte. Diese Forderungen waren für ihn nicht zu weitgehend.

„Mein Herr Boleslaw sagt, er wird später darüber entscheiden- nicht heute. Ihr sollt das Urteil heute nur annehmen, dies ist ihm wichtig. Geht nun und holt den Anderen aus dem Verließ. Mein König wird Euch zu sich rufen lassen."

Larno nickte unterwürfig. dann stand er auf und mit einem Kopfnicken entbot er vor dem Gehen den Herren die Ehrbezeigung.


Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro