Zerbrochene Seelen
An der alten, hohlen Eiche kamen die Flüchtigen an, ließen sich auf den Waldboden fallen- erschöpft, benommen.
Hilflos sahen sich die Überlebenden an. Ratlos. Rastlos.
Was nun?- So stand es in den entsetzten Gesichtern geschrieben.
Die Mädchen und auch der eine Knabe weinten verbittert.
Milorad kämpfte auch mit den Tränen, versuchte diese jedoch zu unterdrücken. Mit dem Ärmel wischte er jedoch Spucke vom Mund.
Larno sah jeden Einzelnen an- alle dieser jungen, unbeschwerten Seelen waren soeben zerbrochen. Zerbrochen am Verrat und der Gewalt der Lutizenkrieger. Keiner von diesen Kindern hatte je zuvor gewaltsamen Tot gesehen oder erleben müssen. Milorad waren die Eltern genommen binnen eines kurzen Momentes.
Das Elend dieser Überlebenden war augenscheinlich.
„Wir müssen zurück nach Slivor." Milorad sprach dies zwar nur leise aus, es reichte jedoch, um es alle hier an der Eiche hören zu lassen.
„Was willst Du? Dorthin zurück?", fragte Larno forsch. „Du hast gesehen, was Die mit unseren Leuten angestellt haben, oder?"
Larno versuchte Milorad die Hand auf die Schulter zu legen, doch Milorad wehrte mit einem Armwischen die Hand bockig ab.
„Das habe ich. Doch ich muss zurück.", beharrte Milorad.
„Um nichts in der Welt gehe ich dorthin zurück." Larno sprach fest und deutlich.
Der weinende Junge aus Slivor hatte zugehört und nickte Larno beipflichtend zu.
„Was kümmert es Dich, einen Bezdomni, was dort ist. Ich muss meine Eltern begraben dürfen und Danuta ist auch dort. Ebenso der Wladim und meine kleine Schwester!", schrie Milorad den Larno schroff vor den Anderen an.
„So! Darum geht es Dir also! Und was ist Ihnen geholfen, wenn DU einfach so zurück gehst? Willst Du mit denen, die dort noch sind einfach so davon fliegen? Die Lutizen verstehen keinen Spaß! Du bist ein Fürstensohn Slivor's! Vielleicht suchen deren Krieger schon nach Dir um die Blutlinie der Slivorici endgültig auszulöschen!", geiferte Larno entschlossen.
Milorad ließ sich auch ins Gras fallen.
Larno schaute in die Gesichter der anderen um ihn: „Überlegt doch erst einmal! Alles hat sich verändert! Alles! Wir müssen nachdenken, was wir nun tun können. Und dann müssen wir uns Ziele setzen, die erreichbar für uns sind auf dem Weg dahin."
„Bist DU jetzt auch noch unser Anführer? Dummer Bezdomni?", sprach Milorad mit abfälligem Blick.
Larno warf einen ebenso bösen Blick zurück. Zu gern hätte er dem Fürstensohn vor aller Augen eine Ohrfeige gegeben- doch ratsam war dies bei aller Aufgewühltheit nicht.
„Ihr bleibt hier! Alle!", sprach er mehr zu dem leichtgläubigen Milorad, als zu den verschreckten Anderen. „Ich hole mir meine Waffen aus der Hütte und versuch, etwas Essbares mitzubringen. Alles, was ich tragen kann."
„Du bist der Älteste von uns? Willst uns allein lassen?", fragte eines der Mädchen.
„Ich komme wieder hierher. Mein Wort darauf! Versucht einen geschützten Platz für die Nacht zu finden- keine Hütte! Irgendwo eine Bodensenke, die man mit Ästen abdecken kann. Und kein Feuer! Den Rauch würden sie sehen von der Burg!"
Mit diesen Worten schickte sich Larno an zum Gehen. Vorsichtig blickte er sich um, versuchte geräuschlos seinen Weg durch den Wald zu finden. So nahe an Slivor kannte er den Wald recht gut. Doch Vorsicht war geboten. Er musste mit weitem Abstand um die Niederung herum nach Norden gehen- dort wo die Hütte war. Auch der offene Hauptweg musste passiert werden auf dem Weg zur Hütte.
Gefahren konnten überall lauern.
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