Waffen
Es gab nur zwei Wege, um mit einem Karren gut nach Slivor zu gelangen. Ein Weg hiervon , der Weg vom Nordwesten an der Siedlung Slepna vorbei durch die Wälder führte, wurde zur Falle für den Ochsenkarren, der von einem Gespannführer und zwei redarischen Kriegern durch den Wald gebracht wurde.
Was diese Männer nicht wussten- der Knüppeldamm war noch nicht repariert. Man hatte Ihnen wohl bereits vor längerem die Anweisung gegeben, ihre Ladung nach Slivor zu bringen.
Wegen eines querliegenden Baumes musste der Karren anhalten. Während der Gespannführer nach möglichen Ausweichwegen für den Karren um das Hindernis herum vom Wagen herab suchte, waren die zwei Redarierkrieger schon am dem dünnen Baum auf dem Weg. Sie hatten die Speere abgelegt, um mit Armkraft das Hindernis aus dem Weg zu schaffen.
Doch dies war ihr Fehler.
Denn was wie Windbruch aussah- und in den Wälder der Pregynica nicht ungewohnt war- war eine Falle.
Und in dieser Falle befanden sich die Begleiter des Karrens nun. Die Falle schnappte zu.
Aus Laubverstecken und von beiden Seiten des Hindernisses lösten sich die Schatten im Wald heraus.
Zum allerersten Mal nun waren es Menschen, Feinde, auf die die jungen Rebellen ihre Pfeile abschossen.
Es war so, wie Larno es allen vorher beschrieben hatte: Man hatte nur wenig Zeit, um zwei oder drei Pfeile sicher abzuschießen, bevor die Redarier sich besinnen konnten und zu ihren Speeren oder einem Schild greifen würden.
Waren einige Pfeile an den zwei Kriegern am Baum vorbei geflogen in aller Eile des Überfalles, so trafen andere Pfeile zwar- jedoch kraftlos.
Drei Pfeile jedoch zeigten Wirkung.
Der dünnere der Männer wurde am Hals getroffen und am Bauch. Nach Luft ringend ging er – nur auf die Wunde am Hals achtend unter großem Blutverlust in die Knie.
Der stämmige andere Krieger wollte überstürzt fliehen und erhielt einen Treffer in den unteren Rücken. Der Schmerzensschrei drang durch den Wald. Noch während er sich nun mühte, den Pfeil hinten am Körper aus der Wunde zu bringen, waren Sladko und Milorad mit ihren Speeren heran. Unter mehreren Stichen der Beiden verließ den Krieger das Leben.
Der am Hals verwundete Redarier blickte mit entsetzten Augen in die Runde- bekam durch die Wunde keinen Ton aus dem Mund- nur leichtes Röcheln. Hier war es Larno, der -fast auf Mitleid- den Mann mit seinem Spieß tötete.
Einzig der Gespannführer, der ein älterer Mann war, blieb unbehellig von den Pfeilen bislang.
Ebenso überrascht wie entsetzt sah er sich schnell von den jungen Leuten umringt- mehrere richteten ihre Pfeile schon auf den Mann.
„Bitte. Nicht. Lasst mich gehen. Ich hatte nur das Tier zu führen- bin unbewaffnet. Ein Bauer!"
„Zieh das Wams und die Schuhe aus! Dann rennst du den Weg zurück, ohne Dich umzudrehen. Und komm nie wieder, hörst Du?" schrie Premyslaw den Mann an.
Larno rief dem Bauern zu: „Du kannst gehen. Nur damit du anderen eine Warnung geben kannst- dass Neromirs Leuten nicht geholfen werden sollte. Verstehst Du?"
„Jaja!", sprach der Bauer hastig und zog sich die Schuhe aus, warf die Schuhe zum Leinenwams ins Gras.
„Lauf- und dreh Dich nicht um! Verstanden?", herrschte Milorad laut heraus.
Der Bauer lief los- fast ungläubig, mit dem Leben davon gekommen zu sein.
„Nehmt den Toten die Waffen ab und die Sachen. Zieht sie dann tiefer in den Wald und scharrt Laub über sie. Macht schnell."
Auf Larno's Weisung hin liefen Dobrawa und Sladko zu dem Dicken, Larno zog Andra mit sich zu dem Dünnen. Hastig fast rupfte man an den zwei Toten herum, um die Hosen, Sachen und guten dicken Westen zu bekommen- auch die Schuhe. Die Speere, ein Schild, ein Messer und die Sachen flogen auf einen Haufen- bevor die Körper in die Wälder am Weg gezogen wurden.
Der Ochse vor dem Karren stand wie Steif über diese Zeit, hatte nur einmal kurz zu Beginn des Überfalles gezuckt. Nemanja, Gesa und Premyslaw standen um den Karren, als Milorad die Decke über den Waren zurückschlug.
Als Larno und Andra zurück kamen, blickten sie in staunende Gesichter: Neben drei großen Getreidesäcken waren mehrere Speere, Holzschilde, befüllte Pfeilköcher und Schwerter weniger guter Qualität die Beute, die auf dem Karren war.
„Waffen für Neromir!", sagte Larno. „Die sollen unseren Leuten keinen Schaden mehr bringen! Wir werden sie gegen ihn und seine Krieger verwenden!"
Alle nickten.
„Aber es ist zu schwer für uns. Wir können das niemals schleppen. Ohne den Karren geht es nicht." Nemanja's Einwand war berechtigt.
„Ich führe Euch das Tier!", sprach Sladko. „Habe ich schon oft gemacht. wird schon gehen."
„Dann schnell! Zum Wustnower Pfad müssten wir es bis Mittag schaffen. Wir laden den Karren irgendwo ab- verstecken den Karren, wo es Gelegenheit gibt und schaffen den Ochsen nach Westen. Aus dem Wald. Zu Bauern vielleicht?" Andra hatte gut mitgedacht und – für einen Jungen seines Alters- sehr klug gesprochen.
Larno nickte. „Doch der Wagen lässt eine Spur am Boden. Zu nahe an die Felsenberge darf sie nicht führen. Wir werden wohl abseits schon abladen müssen- müssen vorsichtig sein, damit sie unser Lager nicht finden und nichts dorthin weist."
Milorad nickte, bedeutete zu Sladko das Tier anzutreiben. Alle anderen fassten am querliegenden Baum an und zogen ihn zur Seite.
Mit einem Rucken fuhr der Karren an.
Die Sachen der toten Krieger wurden schnell mit obenauf geworfen und Andra zog die Decke wieder über die Ladung.
Wie schnell alles vorüber war.
Alle sahen sich aufmerksam um.
Der Bauer war schon nicht mehr zu sehen. Auch sonst niemand.
'Was für eine Beute!', dachte Larno bei sich. Mit diesen Waffen konnte man sich noch besser für den Kampf ausrüsten.
Zurück blieb das Blut der Redarier auf dem Weg.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro