Sorge um Nemanja
"Larno, das mit Nemanja tut mir furchtbar leid. Bei allen Feuergöttern, ich schwöre es Dir. Diese Biester waren einfach überall um uns. Und dann war da noch dieser Zwerg, der die Hunde wie besessen angetrieben hat. Gehetzt hat er sie auf uns.", versuchte Premyslaw zu erklären.
Larno war bleich vor Entsetzen über Nemanja offene Fleischwunden. Ein linkes Bein und auch ihr linker Arm wiesen furchtbar blutende Wunden auf. Nemanja musste unvorstellbaren Schmerz leiden. Ihr Gesicht war schweißnass, ebenso ihre langen Haare.
Gleichwohl fand Nemanja noch Worte im Schmerz- auch um Premyslaw ein wenig vor einem möglichen Zornesausbruch Larno's zu schützen: "Er hat Recht, mein Liebster. Wir mussten uns gegen fünf dieser Bluthunde und diesen garstigen Antreiber wehren. Aus dem nichts waren die Hunde da. Mich gingen vier dieser Biester an, Premyslaw nur ein Hund. Ich konnte einem dieser Kläffer meinen Bogen ins Maul geben. Zwei hatte ich gleich am Bein und der letzte Hund bekam meinen Arm zu fassen, als ich mich schützen wollte. Ich habe jeden von den Vieren mit dem Dolch getötet. Die Bluthunde waren wie im Blutrausch, bissen sich fest und gaben selbst mit dem Dolch im Körper nicht nach. Am Bein festgebissen bis sie der Tot ereilte."
"Schlimm war's. Mich bekam der Köter nicht zu packen. Fünf- Sechs Mal habe ich mit dem Speer das Biest erwischt. Jeder normale Hund würde sich trollen mit eingezogenem Schwanz- nicht so diese Biester. Als ich vor dem Hund dann Ruhe hatte, kam dieser Zwerg auf mich zu und zog seinen Dolch. Auch mit seiner Peitsche hat er mich erwischt- aber nicht so schlimm. In seinen Bauch habe ich meinen Speer gestoßen. Weiß nicht mehr, wie oft ich versucht habe, ihn vorher zu erwischen. Als der Kampf vorbei war wollt ich gleich Nemanja helfen. Doch da lag sie schon- die toten Biester um sich verteilt und der letzte mit ihr am Boden liegend. Obwohl er schon sein Leben aushauchte- Nemanja's Arm hielt er immer noch fest im Maul und zuckte und riss am Fleisch herum."
Die Schilderungen gingen so nah, dass man das Gefühl hatte, dem grausamen, blutigen Kampf beigewohnt zu haben.
Nemanja verzog im Schmerz das Gesicht, nickte jedoch bestätigend. "Premyslaw hat dann den Letzten mit einem wuchtigen Fußtritt von mir weggetreten. Ich hatte schon keine Kraft mehr, dem das Maul zu lösen."
Erst jetzt blickte Larno in die Runde. Alle waren sie da. Bis auf die beiden Männer- den Wencel und Sladko. Überall im Raum kauerten die erschöpften Gestalten und versuchten der Gorcini- Bäuerin und Larno Platz bei Nemanja zu geben.
Der guten Bauersfrau war ihre Besorgnis im Gesicht anzusehen. "Gereinigt hab ich die Wunden. Die am Arm ist auch schon gut verbunden. Doch um ihr Bein mach ich mir große Sorgen. Die Bisse gingen tief ins Fleisch hinein- bis auf den Knochen sogar hier vorn."
Das war beunruhigend. Jeder wusste, was dies bedeuten konnte. Eine Wunde- wie diese hier an Nemanja's Oberschenkel- konnte schon den Tot bedeuten, wenn sich das wunde Fleisch nicht beruhigen lies oder sich Eiter daran festsetzte.
"Können wir etwas für Sie tun?", fragte Larno die Bäuerin. "Oder dir helfen, Nemanja?"
Die Bäuerin zog besorgt die Augen hoch und die Stirn in Falten. "Schwer zu sagen. Hier ist keiner, der sich gut mit Kräutern auskennt. So etwas habe ich auch bei meinem Mann noch nicht gehabt. Einer sollte bei den Brisanen im Wald nachfragen, ob dort ein Schamane ist. Sonst brennen wir es aus und hoffen, dass die Geister es gut mit ihr meinen."
Larno wollte sofort seine Bereitschaft erklären, die anderen Brisanen- Stämme aufzusuchen. Grade als er seine Stimme erheben wollte, fiel ihm Nemanja ins Wort.
"Hol mir bitte meinen Vater her. Ich möchte ihn jetzt wirklich gern bei mir haben."
Hierbei legte Nemanja sacht ihre Hand auf Larno's Arm. Diese Berührung wirkte wie ein Zauber auf Larno - es beschwichtigte ihn, schien beruhigend auf seine aufgewühlte Seele.
Mit dem Blick des besorgten Liebenden sah er in Nemanja's Augen.
"Ich hol dir deinen Vater. Sei unbesorgt."
Nemanja lächelte sacht- dann zog ihr der Schmerz wieder das Gesicht in ein verzerrendes, ängstliches Ziehen davon.
Die Gorcini- Bäuerin sah auf Nemanja, richtete jedoch das Wort an Larno. "Tue dies. Hol ihr den Vater. Nach einem Schamanen können wir auch einen der Anderen schicken."
Larno nickte.
"Ich mache das.", sprach Premyslaw, der immer noch besorgt auf Nemanja blickte. Vielleicht war es auch ein Gefühl von Schuld, nicht rechtzeitig Nemanja helfen zu können. "Ich gehe. Ich habe sie schon bis hierher geschleppt- jetzt soll ihr auch geholfen werden!"
Frau Bogna stand aus ihrer Ecke in der Hütte auf. "Und ich werde mit dir gehen, Junge. Vielleicht kann eine besorgte Frau mehr erreichen. Ihr alle hier,.."- Bogna wandte sich an die Dobrawa und Andra- "... ihr seit hier erst einmal in Sicherheit und gut versorgt. Ich will dem armen Mädel auch helfen."
Nemanja hielt immer noch Larno's Hand. "Doch bitte, geh erst morgen in der Früh. Du bist noch ganz erfroren. Ich will heute Nacht nicht ohne Dich sein. Setz Dich hier zu mir und schlaf ein wenig."
Während Premyslaw und seine Mutter sich fertig machten, in die Nacht hinaus aufzubrechen, setzte sich Larno neben Nemanja. Schnell überfiel ihn die Müdigkeit in der Wärme der Bauernhütte. Das Gesicht stach ihn an den Wangen von der Wärme. Kaum hatte er etwas Brot gegessen, da rutschte er schon in sich zusammen.
Hier- an Nemanja's Seite. Hand in Hand.
Nur manchmal im Schlaf spürte er es, wenn Nemanja aus Schmerz die Hand drückte.
'Morgen also- gleich in der Frühe. Nemanja. Ich hole Dir Deinen Vater her.', dachte Larno immer und immer wieder.
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