Rauch im Wald nahe Slivor
Der Tag der Hochzeiten war vorüber.
Während Danuta und Milorad voll Glück waren und dies auch den Leuten zeigen wollten, so hielt Beide der Respekt vor dem tragischen Tod von Nemanja- so kurz nach ihrer Hochzeit mit Larno und ohne Möglichkeit, eine Feierlichkeit und gemeinsame Hochzeitsnacht erleben zu dürfen- davon ab, dies zu überschwänglich zu zeigen oder zu feiern.
Selbst Sie hatten Nemanja 's letzte Reise im stillen Tross heute verabschiedet.
Heute- einen Tag danach- waren auch Sie, wie die meisten engen Freunde Larno's mit ihm und dem alten Stanielub am morgen hinaus gegangen, um die immer noch im Brautkleid auf der getragenen Bahre aufgebetteten verstorbenen Schönheit, ein letztes Geleit zu geben. Auf Stanielub's Vaterwunsch hin war nahe seiner Hütte im Wald eine Stelle für das Totenritual gefunden und hergerichtet worden.
Stanielub war ein gebrochener Mann und auch Larno war der tiefe, heftige Seelenschmerz ins Gesicht geschrieben. Vier Männer- auch der selbst noch geschwächte Sladko- hatten sich freiwillig bereit erklärt, Nemanja dorthin zu tragen. Auch Wibor und Luran waren unter den Trägern, sowie ein alter Slivorer, der Stanielub diesen Dienst nicht verweigern konnte.
Am Waldrand verabschiedeten die Leute den Tross der Nahestehenden für den letzten Abschied, bevor sich die Leute wieder in die Burg begaben- schweigsam, weinend und in eigenen Gedanken.
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Den edlen Frauen hatte man die gute Hütte zwar gelassen, aber alle vornehmen Frauen hatten zugestimmt, dass Slivorer Frauen mit ihren kleinen Kindern mit in dieses Obdach einziehen konnten.
Eng war es hier geworden und auch laut- die Kinder untereinander ließen ihrem Spiel freien Lauf. Die Gefühle der Trauer waren den Kindern hier fremd.
Conia hatte es sich mit Bohumil nun auf der guten schwarz- roten Wolldecke von Fräulein Nerin gemütlich gemacht. Die polnische Prinzessin Reglindis war sich nicht zu stolz, viele ihrer persönlichen Dinge wie Decken und Felle den Leuten zu überlassen.
Nerin hatte sich von Conia alles über Nemanja und Larno berichten lassen und den polnischen Damen diese Geschichten wiedergegeben, so gut sie es vermochte. Die Mädchen waren von dem Gesagten sichtlich berührt und lange sprachen sie miteinander, wie man hier vielleicht noch Hilfe oder Ratschlag geben könnte. Viele gutgemeinte Worte wurden gewechselt- auf polnisch oder mit Gesten.
Allgegenwärtig war die Not in der Burg, obwohl man den Kampf gewonnen hatte.
Den besten Vorschlag hatte wohl Fräulein Nerin. Ein Vorschlag, der vielleicht nicht nur im Sinne aller Slivorer und Slepnaer Menschen war, sondern auch die eigenen Ziele und Absichten der polnischen Herren umsetzen konnte.
Die edle Reglindis und Nerin selbst wollten diesen Vorschlag auch Larno und den Männern unterbreiten- allerdings war der Moment dafür heute wohl nicht der richtige und würde sich vielleicht heute auch nicht mehr ergeben.
Doch mit Conia hatte Nerin darüber sprechen können- hier in der Hütte zwischen den engen Schlafplätzen. Und Conia fand den Vorschlag sehr gut, wollte sich bei Larno für die Idee der hohen Frauen verwenden und ein Gespräch mit ihrem Schwager zu Stande bringen.
Auch einige junge Slepnaer und Slivorer Frauen, die beiläufig das Gesagte mit anhörten, unterstützten den Vorschlag Nerin's.
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Der Schamane Pridmir legte einige Kräuter, die er sich von Lumiki erbeten hatte, zu den Füßen von Nemanja's Leichnam. Stanielub und dann Larno gaben der Toten einen letzten Kuss in dieser Welt.
Pridmir sprach auch hier einige Worte.
Larno indessen war so voller Trauer in sich gekehrt, dass er die Welt um sich kaum wahrnahm. Die sich überschlagenden Ereignisse der letzten Tage lagen wie schwere Steine auf seiner Seele und seiner Brust. Es schien ihm dem Atem zu rauben- und dies, wo er es so mochte die kalte Winterluft zu atmen.
Als Stanielub ihm die Fackel fragend hinhielt, konnte er Sie kaum ergreifen, ohne den kalten Seelenschmerz in sich zu spüren. Doch der Nachdrücklichkeit von Nemanja's Vater konnte er sich nicht erwehren.
Stanielub hatte nie ein Wort des Vorwurfes gegenüber Larno geäußert- kein Wort über Schuld. Doch Larno fühlte sich schuldig an Nemanja's Tod- tief in sich macht er sich selbst böse Vorhaltungen.
Wortlos stieß Larno die Fackel für das Feuerbett, mit dem Nemanja zu den Göttern stieg, in das Stroh und Holz.
Dann blickte er das letzte Mal in Nemanja's Gesicht. Selbst im Tode war sie noch schön.
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Nerin fröstelte, obwohl es mitten am Tag war. Allein war sie auf den Wall gestiegen, hatte sich in einer dicken feinen Jacke eingewunden und ihre Hände fest und tief unter die Arme gesteckt.
Von Wall, hier - nahe dem Torhaus hinter den Palisaden- sah sie weit im Wald einige stärker werdende Rauchschwaden über die Baumkronen aufsteigen.
Wortlos sah sie dies- fühlte einen Seelenschmerz.
Obwohl sie weder Nemanja noch Larno kannte, so kannte Sie die Geschichte über deren tiefe Liebe nun. Und sie sah die Bilder der gestrigen Hochzeit der Beiden vor ihren Augen.
Bitternis und Gram stiegen in ihr auf. Auch sie trauerte um diese junge tote Frau.
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