Die Beratung der Slepnaer
In der kleinen Hütte des Wibor, dem Ältesten von Slepna, wurde es eng um die Feuerstelle.
Nach und nach waren die Männer des Dorfes hierher gekommen- mit wenigen Ausnahmen. Nur kränkliche und Leute auf Reisen fehlten. Sonst jedoch waren nach Wibors Blick alle seiner Bitte um Unterredung gefolgt. Erwartungsvoll saßen oder standen die Männer im Rund. Man begrüßte einander und diskutierte.
Als Wibor sich erhob, wurde es ruhiger in der Hütte. Die Leute wollten hören, was der Älteste Ihnen zu sagen hatte. Er blickte fest in die Gesichter und Augen in der Runde der Männer.
"Liebe Freunde. Ich denke, ihr es mittlerweile alle, was sich zugetragen hat. Der Herr der Burg Slivor, Fürst Neromir, fordert Abgaben. Von uns- von jedem Einzelnen hier in der Runde!"
Ein Rumoren ging durch den Raum.
Ein älterer Bauer mit fast lederner, windgekerbter Haut erhob zornig seine Stimme: "Eine Schande ist das. Gott Svarozic soll ihn dafür strafen!"
"Der Gott des Feuers soll ihn verschlingen!", rief ein anderer Mann und erhielt Zustimmung durch seine Sitznachbarn.
Wibor beschwor zur Ruhe mit deutlichen Gesten.
"Jeder Bauer hat drei Sack Getreide, einen Ochsen, oder eine Kuh, zwei Schweine oder Ziegen, fünf Hühner von nun an- und für jedes Jahr danach- an die Burg Slivor zu bringen!"
"Eine Frechheit ist das!", sprach der alte Bauer erneut- und allen Anderen aus der Seele. "In Saus und Braus will er leben, der feine Herr Neromir. So viel kann kein Hof, keine Familie geben. Wir haben dann nichts mehr für uns- oder die Saat des Folgejahres. Und die Tiere? Was mache ich, wenn meine Kuh nicht trägt? Dann habe ich meine Kuh zu geben? Ich habe nur die eine Kuh. Und Federvieh, Schafe und Ziegen habe ich keine!"
Wibor antwortete: "Stanislaw, das musst du mir nicht sagen. Ich kenne Deinen Hof. Genau wie Deinen und Deinen!" - Wibor zeigte auf zwei andere Bauern in der Runde. "s ist nichts zu geben, wo nichts ist!"
"Ja. genau so ist es!", rief ein Mann zornig.
Wibor erbat Besonnenheit.
"So! Und nun lasst und beraten, was wir tun sollen und was wir tun können in der Sache."
Der alte Bauer erhob sich. "Nichts werden wir dagegen machen können. Nichts. Besinnt Euch darauf, was der Redarierfürst mit dem Slivorer Herrn Wielzko tat- das Messer hat er ihm in den Rücken getrieben! Und uns Einfachen wird es ebenso ergehen!"
"Ja. Holen werden sie es sich!", rief einer dazwischen.
"Die Krieger wird er schicken! Und strafen wird er uns- vor den Augen unserer Frauen und Kinder! Froh werden wir sein, wenn sie uns unser Leben lassen!", rief ein Anderer und ballte die Faust zum Himmel.
Ein Dritter rief: "Selbst die kirchlichen Sachsenmänner aus Havelberg wollten nicht so viel! Und die haben wir davon gejagt! Neromir ist Slawe, wie wir, und gibt sich noch schlimmer!"
"Er hat doch viel Land im Osten. Und mehrere Burgen darauf! Soll er doch von dort seine Männer versorgen!", rief ein weiterer Mann dazwischen- aufgestachelt durch den Zorn.
Wibor spuckte ins Feuer. "Recht habt ihr. Ihr alle! Doch vom Schimpfen ist uns nicht geholfen!"
"Warum braucht denn der Neromir so viel? Er hat doch schon alles. Der Fürst schläft bestimmt nicht hungrig ein am Abend.", fragte ein junger Bauer, der hinten in der Hütte stand.
Eine Stimme nahe dem Feuer flüsterte hörbar: " Das die Slivorer diesen Herrn ertragen können!"
Wibor hob die Hand. "Die Slivorer auf der Burg? Die werden sich diesen neuen Herrn nicht gesucht haben. das wissen wir doch alle, wie Neromir in Besitz der Burg kam. Und einige Slivorer sind auch in den Wäldern und bekämpfen Neromir und seine Männer! Immer noch- obwohl es nun schon fast Frühling ist. Aufgegeben haben sie sich nicht!"
"Vielleicht ist ja dieser Larno Schuld? Er und seine Leute greifen ja ständig die Karren mit Lieferungen der Lutizen und Redarier an.", sprach ein zahnloser Alter.
Wibor überlegte kurz. "Die Rebellen im Wald? Nein. Die tragen keine Schuld, wenn Neromir unser Getreide verlangt. Was der Larno den Redariern genommen hat, das bringen er und seine Leute doch zu den Bauern im Umland. Das wisst ihr doch. Du da- Nepolki! Hast Du nicht ein Schwein von den Wald- Rebellen im Stall stehen? Und du, Zwanko? Brachten sie Dir nicht zwei Sack Getreide? Redarisches Getreide? Als Saatgut für dieses Jahr? Nein. Der Larno hat keine Schuld, wenn Neromirs Gier hier spricht. Die Redarier wollen ihn ja lieber töten, oder davon jagen aus dem Land. Damit sich keiner mehr widersetzt!"
Wer soeben von Wibor angesprochen wurde, schwieg jetzt still. Der Älteste hatte Recht. Larno und seiner Gruppe war zu danken, sie traf keine Schuld.
Ein Bauer hatte einen Vorschlag zu machen: "Wir könnten Höfe zusammen legen. Dann kann der Neromir nichts dagegen machen, wir würden nur unter weniger Dächer ziehen. Dann könnten wir hoffen, das sie zufrieden sind."
"Das werden sie nicht. Die Händler erzählen doch, wohin unsere Abgaben gehen werden. Neromir wird die Sachen verkaufen und mit den Polen und anderen handeln. Damit kauft er dann die Lutizischen und deren Krieger. Führt ein gutes Leben!", rief ein Mann, von dem bekannt war, dass er gut mit den Händlern verhandeln konnte.
"Das wird so passieren!", stimmten zwei andere Männer zu.
"Wehren sollten wir uns! Wie gegen die Havelberger und diesen Christenbischof!", warf ein großer Kerl seine Meinung in die Runde.
Stille kehrte kurzzeitig in der vollen Hütte ein. So dachten vielleicht einige hier- und nun war es ausgesprochen worden!
"Wie denn? Die Lutizenkrieger kämpfen ihr Leben lang- wir haben schon lang keinen Speer mehr geführt.", fragte Wibor in die Stille der Hütte.
"Und wenn die Rebellen uns helfen? Mit Waffen, meine ich? Oder sollen wir auch in die Wälder gehen und unsere Felder brach zurück lassen?", fragte jemand leise.
"Wir könnten auch nach Westen ziehen, die Höfe hier verlassen. In die freien Lande der Brisanen dort. Oder zu den Linonen- die sind friedfertig und noch weiter weg von Neromir's Macht?"
Der alte Windgegerbte sprach: "Slepna! Das ist meine Heimat. Die Pregynitza ist meine Heimat, hier bin ich geboren und lebe hier in Slepna. Tag für Tag und Jahr für Jahr. Solange ich denken kann. Ich werde hier bleiben. Egal, ob der Herr auf Slivor mir grollt- ich werde nicht gehen. Mögen jedoch die Jüngeren ihr Glück im Wald oder der Flucht in die Ferne suchen, ich nicht mehr. Aber wenn ich noch jung wäre und mehr Kraft in den Knochen hätte- ich würde zu dem Larno in den Wald gehen und gegen diesen Neromir kämpfen! Seine Sache ist auch unsere Sache. Wenn ihr ehrlich zu Euch selbst seid, erkennt es Jeder von Euch. Und die Rebellen leben frei! In Angst zwar- aber in Freiheit!"
Viele nickten.
Wibor, der Älteste, erkannte, dass hier und heute keine Lösung gefunden werden konnte.
"Ich versuche, diesen Larno und seine Leute zu treffen und werde mit Ihnen reden. Alles ist besser, als abzuwarten! Und wir sollten anhören, was der Larno zu sagen hat. Dann entscheiden wir!"
Das dies mit Gefahren für Wibor und die Slepnaer einherging, dass brauchte Wibor nicht aussprechen. Schweigen müssten alle darüber- auch gegenüber den Frauen. Neromir durfte in keinem Fall etwas darüber erfahren.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro