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7 - Hölle und Himmel


Abteil 666 - 999

Wut hatte sämtliche Angst vertrieben. Zumindest, was Johann anging. Henriette klammerte sich an die Vorstellung, gammeliges Obst essen zu müssen, welches sie ansah und Marie schien einfach nur verwirrt.

„Wohin gehen wir?"

„Zu diesem Mistvieh", erklärte Johann. „Wenn es einen Fluch gibt, soll er ihn zurücknehmen und wenn es keinen gibt, schuldet er dir eine Entschuldigung. Und ich bin ihm auch noch etwas schuldig." Johann rieb sich mit der freien Hand über den Brustkorb.

„Was bist du dem denn schuldig?", fragte Henriette.

„Eine Retourkutsche." Dann blieb er plötzlich stehen. Dieses Mal lag nichts auf den Ledersitzen, niemand saß darauf und nichts ragte zwischen den Sitzreihen hervor. Dieses Mal sahen sie das Szenario im gleichen Moment, wie sie es hörten. Kreischen. Schreie. Geschimpfe. Aufgeregtes Flügelschlagen und Gerangel.

Nicht in diesem, sondern im nächsten Abteil.

Ein regelrechter Kriegsschauplatz tat sich vor ihnen auf. Auf der linken Seite drängten sich gehörnte, geflügelte Kreaturen mit fratzenartigen Gesichtern und gereckten Klauen zusammen. Sie keiften und fauchten. Ihre Schwänze peitschten, manche hatten schlangenartige Tentakel und andere Körperteile von Tieren. Eines dieser Wesen war halb Löwe, halb Mensch. Ein anderes hatte den Hinterleib eines Pferdes und den Kopf eines Mannes.

„Was zur Hölle ist das?", fragte Henriette leise.

Johann sagte nichts und auch Marie fehlten die Worte.

Auf der rechten Seite drängten sich ebenfalls Wesen zusammen. Sie saßen oder standen und wirkten wie das komplette Gegenteil. Diese Wesen trugen leuchtend weiße Kleider und schienen von einem Glanz umgeben zu sein. Johann musste blinzeln und die Augen abwenden. Wo die anderen Kreaturen hässlich und abstoßend waren, waren diese Gestalten zu schön, um sie direkt anzuschauen.

„O mein Gott!", entfuhr es Henriette im gleichen Augenblick, in dem Marie „Feen und Hexen!" sagte.

„Bist du sicher?" Johann wandte sich ihr zu. Ihm schien nichts mehr unmöglich.

Marie nickte. „Lichtwesen und Wesen der Dunkelheit. Gute und böse Magie. Auch diese sind verflucht." Johann schaute zwischen der blonden jungen Frau und den Halbtierhalbmenschwesen hin und her. „Zwischen dir und denen besteht keinerlei Ähnlichkeit." Er schüttelte den Kopf.

„Manche Flüche sieht man. Manche spürt man", erklärte Marie und legte ihre Hand auf ihr Herz.

„Wenn du meinst." Davon verstand Johann nichts. Er packte den Gehstock fester. Henriette stieß ihm den Ellbogen in die Seite und zischte ihm etwas zu, dass wie „sei nicht so verdammt unsensibel" klang. Zu Marie gewandt, sagte sie: „Ich bin sicher, wir finden eine Lösung."

„Ob der böse Wicht unter ihnen ist?" Johann nahm Kreatur für Kreatur unter die Lupe. Obwohl sie sich alle ähnlich sahen, glich doch keines dem anderen. Eines erinnerte ihn an eine Sphinx, ein anderes an einen Gargoyle. Allesamt hätten sich für die Rolle der Antagonisten in einem Videospiel oder Fantasyfilm casten lassen können und der Maske eine Heidenstange Geld und Zeit gespart.

„Ich sehe keinen Wolf", sagte Marie. „Den würde ich unter Hunderten erkennen."

„Weißt du, er sieht nicht immer aus, wie ein Wolf." Johann bezweifelte, dass sie ihn unter den dreißig oder vierzig, vielleicht auch doppelt so vielen Höllenkreaturen, in welcher Form auch immer, erkennen würden. Vielleicht gab es hier sogar ein Nest von bösen Wichtern? Der Gedanke trieb ihm einen Schauer über den Rücken.

„Dann gehen wir doch hin und finden es heraus." Johanns Entschlossenheit schien auf Marie abzufärben.

„Ob das wirklich so eine gute Idee ist?" Henriette beäugte das Geschehen kritisch. Die Wesen beider Seiten schienen sich aus irgendeinem Grund nicht weit in den Mittelgang hineinzuwagen. Vorwiegend waren es die abscheulichen Kreaturen, die mit Klauen, Schwänzen oder Hörnern einen Vorstoß anzettelten. Die weißen Wesen blockten diese ab, auch wenn Henriette nicht richtig erkennen konnte womit sie dies taten. Jedes Mal, wenn es zu einer Berührung kam, leuchtete ein gleißend helles Licht auf und die Wesen der dunklen Seite wichen zischend und zeternd zurück.

„Ich glaube einfach, dass wir da hindurch müssen. Irgendein Gefühl sagt mir, dass wir die Antworten auf der anderen Seite finden." Bevor ihn die Unsicherheit übermannen konnte, beschloss Johann es darauf ankommen zu lassen und schob die Schiebetür, die sie jetzt noch von diesem Szenario trennte, auseinander.

Ohne die Barriere war der Lärm noch tosender. Es zischte, surrte, knurrte. Es wurde geschrien und geschimpft, aber in keiner Sprache dieser Welt. Und all der Lärm ging nur von der linken Seite aus. Die Lichtwesen waren vollkommen still.

Noch standen die Geschwister und ihre Begleiterin in sicherer Entfernung. Aber selbst Johann zögerte nun.

Dann sprach eine Mädchenstimme mitten in den Tumult hinein. „Lasst uns mal bitte durch." Mit Erstaunen erkannte Johann Maries glockenhelle Stimme.

Und mit noch mehr Überraschung sah er eines der Lichtwesen, eine große mächtige Erscheinung, das eine Hand zum Gruß erhob. Und mit der anderen Hand hob es ein mächtiges flammendes Schwert. Dieses tippte es langsam auf die Mitte des Gangs. Vom Flammenschwert zog sich eine goldene Spur in beide Richtungen. Einmal bis zu ihren Füßen und dann vor ihnen bis zum anderen Ende des Abteils entlang.

Die gehörnten Kreaturen wichen zu den Fenstern zurück und drängten sich dicht aneinander. Sie stießen schrille, eindeutig schimpfende und protestierende Laute aus. Erst jetzt erkannte Johann, dass auch welche unter den Sitzen kauerten und andere an der Decke hingen und aussahen wie gehörnte Fledermäuse mit Schlangenköpfen. Es waren weitaus mehr Höllenkreaturen, als er ursprünglich angenommen hatte.

„Kommt!" Er setzte einen Fuß auf die goldene Linie und atmete langsam aus, als nichts weiter passierte. Lediglich ein angenehm warmes Kribbeln spürte er unter der Fußsohle. Einer Linie aus goldenem Licht zu folgen, sollte einfach sein. Trotzdem setzte er langsam und vorsichtig einen Fuß vor den anderen als würde er rechts und links von einer Klippe stürzen, wenn er die Linie verfehlte.

Die Kreaturen keckerten und zischten ihnen zu, aber keiner rührte sich vom Fleck. Die Lichtwesen saßen oder standen still, manche hoben die Hand zum Gruß, wenn sie vorbeigingen, aber keine von ihnen sprach etwas.

Der Mittelgang fühlte sich an wie der schmale Grat zwischen Gedeih und Verderben. Johann spürte, wie die Ungeheuer nur auf einen falschen Schritt warteten, um sich auf ihn zu stürzen. Alle Augenpaare waren auf die drei Menschen gerichtet – rot glühende, geschlitzte, weit aufgerissene. Er versuchte sie zu ignorieren. Aber mehr als einmal zuckte er bei einem plötzlichen Geräusch zusammen.

„Kusch", zischte ein gehörntes Wesen und streckte seine Klauen nach ihm aus, ohne ihm dabei wirklich zu nahe zu kommen. Johann wich instinktiv zur anderen Seite aus.

Henriette, die hinter ihm ging, zuckte zusammen. Sie wäre am liebsten auf die andere Seite gerannt, um es schnellstmöglich hinter sich zu bringen. Aber an Johann führte kein Weg vorbei und ihr Bruder legte ein langsames Tempo vor. Marie, die den Abschluss bildete, schien zu träumen und mit ihren Gedanken weit weg zu sein.

Johanns Füße verließen den Lichtstreifen am Boden. Ein Lichtwesen sprang eilig zurück und brachte eine Entfernung zwischen sich und den Menschenjungen. Trotzdem konnte Johann die Hitzewelle im Gesicht spüren. Henriette zog ihn zurück zur Mitte.

Ohne weitere Vorfälle erreichten sie die letzte Sitzreihe des Abteils. Schon war die Schiebetür zum Greifen nah. Aber Johann zögerte. Die Scheiben waren abgedunkelt, so dass er nicht hindurch sehen konnte. Ob aus dem anderen Abteil etwas zu hören war, konnte er bei all dem Gezische und Gekeife nicht hören. Er drehte sich zu Henriette und Marie um, und dabei sah er die zwei Gestalten, die nebeneinander auf dem Sitz entgegen der Fahrtrichtung, saßen. Ein Lichtwesen und ein Wesen der Dunkelheit. Auf der linken Seite. Eng umschlungen. Die anderen Wesen schienen die beiden zu ignorieren.

„Ist was?", zischte der Dunkle. Er hatte ein beinahe menschliches Gesicht, aber zwei Hörner ragten zwischen dem langen Haar hervor und die Hände bestanden aus langen Krallen. Auf seinem nackten, muskulösen Oberkörper waren seltsame rote Zeichen gemalt. Zu jeder Schulter ragte ein krallenbesetztes Flügelpaar hervor, das obwohl es eingerollt war, die gesamte Lehne des Sitzes vereinnahmte. „Noch nie ein kuschelndes Paar gesehen?"

Johann konnte den Blick nicht abwenden. Das Lichtwesen an seiner Seite wirkte zart und zerbrechlich, aber das Seltsamste am Anblick der beiden waren die Bewegungen, mit denen die liebliche Hand über die Brust des Gehörnten strichen. Auch er hatte eine seiner Pranken um ihre Schultern gelegt und wie es aussah, hatte ihr Kopf bis vor kurzem noch auf seiner Schulter geruht. Johann fand seine Sprache nicht.

Aber Marie schien gerade rechtzeitig aus dem Land ihrer Träume zurückzukommen. „Entschuldigt die Störung", flötete sie. „Aber wir suchen den bösen Wolf. Er ist nicht zufällig irgendwo hier?"

Der Gehörnte lachte humorlos auf. „Er war hier." Mit der Klaue deutete er hinter sich. „Glaubt ihr, dieses Spektakel gab es schon immer?"

„Wo ist er jetzt?", fragte Marie, da weder Johann noch Henriette Anstalten machten, etwas zu unternehmen, sondern nur mit aufgerissenen Augen auf das ungleiche Paar starrten.

Wieder lachte der Gehörnte. „Vor euch. Um auch in diesem Bereich sein Unheil zu stiften." Dieses Mal zeigte seine Kralle nach vorne in Richtung der dunklen Scheiben zum nächsten Abteil.

Das Lichtwesen strich ihm beruhigend über die breiten Schultern. „Es war hier nicht immer so. Einst herrschte Friede zwischen dem Himmelreich und der Hölle. Wir lebten Seite an Seite. Wie zwei Seiten einer Münze. Zwischen uns gab es keinerlei Berührungspunkte. Eine Grenze, die wir nicht überschritten." Das Lichtwesen deutete auf die Linie aus Licht, die bereits verblasste. „Kopf und Zahl", versteht ihr. „Beide gleichwertig und gleich viel wert. Beide nötig, um das Gleichgewicht zu halten."

„Was ist geschehen?" Endlich hatte Johann den Schock überwunden.

„Das Böse kam in die Welt", erklärte der Gehörnte. „Er gesellte sich unter uns und säte Zwiespalt und Neid. Leider fand er viele Zuhörer in den Reihen meiner Dämonen." Das Lichtwesen hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Die Welt war eine flache Scheibe. Die Sonne stand über uns. Spendete jedem Licht und Schatten. Teilte die Welt in ein Oben und Unten, in ein Hier und Da. Zwei Seiten einer Münze." Die Krallenhand zeigte nach draußen. Johann folgte der Geste mit den Augen und erschrak. Der Zug durchquerte eine flache Ebene ohne jegliche Erdkrümmung. Er schaute auf wüstes Land. Wo einst Wälder und Felder gewesen sein mussten, blieb nur noch Sand und Stein.

„Das Böse hat unsere Welt aus den Fugen gehebelt. Mit seinen vergifteten Worten stellte er die Münze auf die Kante. Nichts stimmte mehr. Auf einmal lebten nur noch die Engel im Licht. Wir fielen tief hinab ins Reich der Unterwelt, wo uns nur die Finsternis blieb." Johann konnte das tiefe Bedauern aus der Stimme des gehörten Dämons heraushören. „Seitdem kämpfen die gefallenen Dämonen darum, wieder hinaufsteigen zu können ins Reich des Lichts."

Der Engel griff nach der Hand des Dämons. „Aber auch die schlimmste Tat bringt etwas Gutes mit sich, mein Liebster. Wenn die Barriere noch wäre, hätte ich nicht auf deine Seite kommen können und dich nie gefunden." Ein zarter Daumen strich über gehörnte Haut.

„Ich hätte dich aus der Ferne geliebt."

Johann hatte genug. „Konntet ihr denn gar nichts dagegen tun?"

„Aber das taten wir", erklärte das Lichtwesen. „Das Böse wollte weiterziehen, woanders Chaos stiften, nachdem es unsere Welt zerstört hatte. Im letzten Moment schafften wir es, ihn mit unseren Engelszungen zu berühren. Wir glaubten, es wäre genug, ihm die freie Sprache zu nehmen. Aber wir haben uns geirrt. Es war zu wenig. Selbst an die Reimform gebunden, schafft er es noch, sein Gift zu verspritzen." Der Engel seufzte. "Um unseren Fehler auszumerzen, verfolgen wir ihn durch die Zeiten. Seit Jahrtausenden. Und sie folgen uns." Sie deutete auf die Dämonenschaar in ihrem Rücken. "Aber er entkommt uns. Ein um das andere Mal. Und er wird stärker, während wir unsere Kraft verlieren."

„Ich bin ihm begegnet und er hat mich verflucht", plapperte Marie. "Ich muss ihn finden, damit er den Fluch von mir nimmt."

„Das tut mir leid", erwiderte der Engel.

„Und ich muss ihn finden, damit ihn endlich jemand aufhält", ergänzte Johann. Henriette biss sich nur auf die Lippen und sagte nichts.

„Meinst du, das hätten wir nicht auch versucht?" Der Dämon hatte sich von seinem Sitz erhoben und zu seiner vollen Größe aufgerichtet. Nur mit Mühe konnte er dabei verhindern, dass seine Hörner durch die Decke stießen. Auch das Lichtwesen stand auf. Ihr Kopf reichte bis knapp an seine Schultern, dennoch legte sie eine zarte Hand auf diese. „Reg dich nicht auf, Lou", beruhigte sie ihn. „Wir alle haben getan, was in unserer Macht stand. Es war zu wenig. Vielleicht ist es wirklich Zeit, es einem Menschenjungen zu überlassen."

Der Dämon stieß ein tiefes Knurren aus. „Ich bin ein Dämonenfürst ohne Volk. Wie du siehst, bleibt mir nur eine wütende Dämonenschar. Und sie gehorchen mir nicht mehr, weil ich in ihren Augen abtrünnig wurde und unsere Sache verraten habe, als ich mich in Sera verliebte."

„Das hast du nicht." Das Lichtwesen stand fest an seiner Seite. „Lou hat sich mit meinesgleichen verbündet und gemeinsam beratschlagten wir, wie der Übeltäter aufzuhalten wäre. Schnell waren wir uns einig, dass wir unseren besten Krieger losschicken mussten. Nur er war stark genug, sich unbemerkt an den bösen Wicht heranzuschleichen und ihm das Handwerk zu legen. Wir gaben ihm unsere stärkste Waffe mit auf den Weg. Ein Schwert aus reinstem Licht."

Henriette, Johann und Marie hielten gespannt den Atem an.

„Wir haben nie wieder etwas von ihm gehört. Aber das Böse lebt immer noch in dieser Welt."

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