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Luftangriff

erzählt von Rosalie


Die Zeit schien in einer Wüste nicht mehr zu existieren. Denn ich wusste nicht, wie lange wir bereits schon herum irrten. Ruben behauptete zwar die ganze Zeit über, er hätte noch jede Orientierung, doch wir anderen bezweifelten das schon stark. Außer Nyco. Der blieb schweigsam und ich fragte mich, wie er das nur schaffte. Doch selbst die lebensfrohe Ophelia war stiller geworden und das, obwohl sie noch mehr Motivation für diese Mission besaß, als Delilah, Gwyneth, Charlotte und ich und so wurde die Stimmung immer angespannter.

Ruben war genervt, weil wir die ganze Zeit über motzten (besonders Charlotte).

Wir waren genervt, weil es kein Ende gab.

Und die Zwillinge waren not amused darüber, dass ihre Haare spröde und immer kaputter wurden. Das bereitete mir Sorgen, doch die beiden erklärten mir, das sei normal und sie wussten, dass dies passieren würde. Wasser sei das Wichtigste für Pflanzenmenschen und wenn sie dieses zu wenig hatten, gepaart mit zu viel Sonne, verdorrten sie. Sie würden zwar nicht sterben, aber wenn sich nicht bald etwas ändern würde, würden sie aussehen, als seien sie Hundert, lachten die beiden. Charlotte erwiderte daraufhin schwach, sie würden ja schon wie Hundert aussehen. Doch lachte nicht mal über ihren eigenen Witz. Die ständige Hitze ging uns alle an die Nerven und verlangte uns alles ab. Wie Matthew vorausgesagt hatte. Wir hatten keine Kraft mehr und erst recht nicht dafür, zu streiten oder zu sticheln.

Außerdem sagten die Zwillinge mir, würde sich ihr Aussehen wieder verbessern, sobald sich die Umgebung normalisiert hätte. Denn die Mücken-Händelwurz und das Manns-Knabenkraut seien einfach keine Wüstenpflanzen.

Trotzdem blieb ich beunruhigt.

Außerdem waren die Zwillinge nicht die Einzigen, die ihr Äußeres unfreiwillig geändert hatten.

Auch Charlottes sonst so perfekt glänzendes und strahlendes Haar hatte schon mal bessere Zeiten erlebt und Gwyneth war leichenblass und wirkte, als würde sie jede Sekunde in Ohnmacht fallen. Außerdem hatte sie Augenringe, die bis zum Mond reichten. Sie trug ihre schönen, lavendelfarbenen Flügel mit den tollen braun-weißen Kreisen mittlerweile so tief, dass sie fast auf dem Boden schliffen. Anfangs war sie die meiste Zeit in ihrer Schmetterlingsform geflogen, weil der kleine Körper eines Schmetterlings nicht so viel Sonnenlicht aufnehmen konnte. Doch irgendwann hatte sie keine Kraft mehr und seitdem wanderte sie in ihrer Mischform trostlos und beunruhigend still neben mir her.

Auch Ruben und Nyco waren eine Zeit lang und dazwischen immer mal wieder in ihren Tierformen gewesen. Ruben, weil er dachte, er könnte so vielleicht etwas erschnüffeln und Nyco, weil er der Meinung war, sein Katzenkörper kam mit der Hitze besser klar. Dass beides nicht so ganz aufging, wurde den beiden am zweiten Tag auch bewusst.

Es war ein einziges Dahinsterben.

Dabei dachte ich die kurze Zeit, in der wir uns in der Straße der Gefallenen befunden hatten, war schon schrecklich gewesen. Doch das Soldatenviertel war der reinste Luxus im Vergleich zu den ewigen, endlos scheinenden Sandhügeln, der brennenden Hitze und die Hoffnungslosigkeit, die uns mittlerweile ergriffen hatte. Ich war mir langsam auch nicht mehr sicher, ob wir jemals wieder aus der Wüste herausfinden würden. Die Abende und Nächte waren das Einzige, das uns immer wieder neue Kraft gab. Doch die waren leider viel zu kurz, um Delilahs, Ophelias und Charlottes Haare und Gwyneths Hautfarbe zu verbessern.

Ich wusste nicht, ob es der vierte oder fünfte Tag des Herumirrens gewesen war, schlug ich allen vor, doch am Abend und in der Nacht zu suchen und am Tag zu ruhen, da uns die Hitze eines Tages umbringen würde. Es gab keine Einwände. Also ruhten wir den ganzen darauf folgenden Tag und schritten weiter fort, kaum, dass die Dämmerung angeschlagen hatte.

So hatten wir zwar mehr Energie als vorher, doch tagelang ohne wirkliche Orientierung und Ziel in einer Wüste herum zu laufen, hatte langsam, aber sicher, unsere Ressourcen aufgebraucht.

Die Zwillinge und mich tröstete die Kühle auf unserer Haut und ich hatte den Eindruck, die Haare der Zwillinge wirkten nach ein paar Stunden in der Dunkelheit der Wüste bereits wieder weniger strohig.

Trotzdem hatte ich langsam keine Lust mehr. Vor allem, weil dieses schweigsame Gehen die Gedanken an meinen Vater und mein Leben auf der Erde immer mehr ankurbelte und ich langsam von meinen eigenen Gedanken irre wurde. Charlotte würde hier sagen, ich seis ja schon längst. Ja. Diese Wüste machte wohl jeden früher oder später irre.

Plötzlich verwandelte sich Ruben in seine Hundeform und begann, den Boden, sowie die Luft zu beschnüffeln.

Charlotte schnaubte genervt. „Was machst du da??"

„Riecht ihr das nicht?", fragte er zurück, nachdem er sich in seine Mischform zurück verwandelt hatte.

„Ähm, ne", motzte sie wieder um.

Da drehte er sich zu ihr um und konnte es scheinbar nicht glauben.

„Ruben, sie haben nicht unsere Geruchssensoren", bemerkte Nyco seelenruhig.

Ruben seufzte auf. Es schien, als würde er das immer wieder vergessen.

„Angeber!", meckerte Charlotte. „Was ist jetzt? Würdest du uns mal aufklären?"

„Es liegt ein komischer Geruch in der Luft und ich höre Schritte. Ganz in der Nähe"

„Ich spüre es auch", nickte Nyco.

„Urgh, macht uns doch keine Angst!", sagte Ophelia und begann sich an ihre Schwester zu kuscheln.

Mir gefiel das Ganze auch nicht. Immerhin konnte ich bei einem Angriff nichts tun. Ich konnte mich nicht mal wie die Zwillinge in eine Pflanze verwandeln (was zwar eigentlich auch nichts nützte, aber immerhin war es irgendwas).

„Sie kommen", sagte Nyco.

Ich wollte noch so dumm fragen, wer kommen würde, doch da war es schon zu spät.

Es wurden skurrile Dinger, die wie kleine Bomben aussahen, von der Luft aus auf uns abgefeuert. Nyco schaffte es gerade noch, mich und die Zwillinge aus der Reichweite der Bomben zu bringen. Ich weiß, es war der völlig falsche Zeitpunkt, an so was zu denken, aber dass Nyco mich berührte (auch, wenn es nur eine leichte Berührung an der Schulter gewesen war), hatte mich fast so sehr aus der Fassung gebracht, wie die Tatsache, dass wir angegriffen wurden.

Man merkte sofort, dass alle außer den Zwillingen und mir auf solche Fälle trainiert worden waren. Gwyneth, auch wenn sie völlig neben der Spur gestanden hatte, und Charlotte, waren blitzschnell weg geflogen, um so den Bomben auszuweichen. Und Ruben hatte sofort seine Nunchakos, die ihm sonst immer am Hosenbund hingen, gezückt und sich zum Gegenangriff bereit gemacht. Nyco tat dasselbe, nachdem er mich und die Zwillinge vor dem schnellen Tod durch Luftbomben gerettet hatte.

Da tauchten sie auch schon auf.

Die wahnsinnig gewordenen Soldaten.

Ich hatte eigentlich erwartet, dass sie wie Geister aussehen würden. Vielleicht sogar durchsichtig waren.

Doch sie sahen ganz normal aus. Sie hatten nicht mal rote Augen oder so was.

Das einzig wirklich gruselige, waren ihre irren Bewegungen, die so wirkten, als hätten sie noch nie in ihrem Leben etwas anderes gemacht und nachdem ich das festgestellt hatte, wurde mir bewusst, dass es vermutlich auch so war. Es waren Soldaten. Ihre Lebensaufgabe war kämpfen, beschützen, ihr Leben riskieren. Doch diese Soldaten hatten niemanden mehr zu beschützen und ihr Leben war es auch nicht mehr wert zu leben. Vermutlich dachten sie das.

Ihre Bewegungen waren fließend, fast tänzerisch. Es war beängstigend. Außerdem hatte ich unfassbare Angst. Nicht nur um mich und die Zwillinge, sondern auch um Gwyneth, Nyco und Ruben. Ich hatte Angst, dass sie dem nicht gewachsen sein würden. Ja okay, vielleicht hatte ich sogar auch einwenig Angst um Charlotte.

Mittlerweile war nun auch Charlotte zurück auf dem Sandboden der Wüste und kämpfte gegen drei Soldaten mit ihren Schwertern. Sie schaffte es tatsächlich mit drei Schwertern gleichzeitig zu kämpfen.

Und ich stand daneben und konnte nicht glauben, was passierte.

Gwyneth blieb in der Luft und bombardierte die Soldaten von oben mit ihren Blütenzaubern. Die sahen zwar total schön und hübsch aus, doch getroffen würde ich nicht unbedingt von denen werden wollen.

„Was soll ich tun?", rief ich zu Ruben, der gerade einem Soldaten seine Nunchakos drüber gebraten hatte.

„Geh!!", schrie er. „Bringt sie hier weg!!"

„Aber..."

Doch da zog mich Delilah schon weg, aber ich konnte meine Augen nicht von dem, was hinter uns lag, abwenden. Es war zu schlimm.

Kaum zu glauben, aber... es wurde noch schlimmer. Gwyneth war auf die Erde geflogen, um so besser helfen zu können, doch sie wurde in dem Augenblick, in dem sie die Erde mit ihren Füßen berührte, in einen Treibsand gezogen. Sie schrie entsetzlich auf und ich wusste, was ich zu tun hatte.

Sofort riss ich mich von Delilah los und lief über den kompletten Kampfplatz, einfach zwischen Ruben, Nyco, Charlotte und den gefühlt tausend Soldaten durch. Die drei sahen mir schockiert hinter her und ich hörte, wie Ruben „Nein!!" schrie, doch es war, als käme es von weit weg. Meine ganze Konzentration lag bei Gwyneth, die mittlerweile verzweifelt versuchte, mithilfe einer von ihr geschaffenen Pflanzenranken, sich selbst aus dem Treibsand zu befreien. Mir erschien es, als würde alles in Zeitlupe ablaufen. Ich war voller Adrenalin.

„Gwyneth!! Gwyneth!!"

Diese schrie und kämpfte. Als ich bei ihr war, versuchte ich sie unter den Armen zu nehmen, rutschte aber selbst fast in den Treibsand.

„Warte, ich helf dir"

Ich stand auf und versuchte es erneut. Ich sah Gwyneth an, dass sie am Ende ihrer Kräfte war und dennoch versuchte sie es immer weiter. Sie gab nicht auf.

Ich biss die Zähne zusammen und tat mein Bestes, alles an Kraft, die ich besaß, für Gwyneth aufzubringen.

„Komm, Gwyneth, wir schaffen es"

Ich wollte sie gerade etwas aus dem Treibsand ziehen, da packte sie mich an meinem Unterarm, sah mich eindringlich an und sagte mit zittriger, leiser und heiserer Stimme: „Geh, Rosalie, ich schaff das schon allein. Bring dich in Sicherheit"

„Nein!! Ich bleib hier"

Ich sah sie stur an. Wahrscheinlich hatte ich wie immer meinen sturen Blick drauf, über den die Zwillinge immer sagten, ich sehe mit diesem aus, wie ein bockiges, süßes, kleines Kind, das kein Eis bekam.

„Bitte... geh. Ohne dich sind wir nichts"

„Aber jetzt kämpft ihr auch allein. Ich möchte aber auch was tun"

„Noch kannst du das nicht" Sie schrie vor Schmerz. „Bitte..."

Mir standen Tränen in den Augen, die zerbrechliche Gwyneth außer Atem und völlig verzweifelt zu sehen. Das alles war ein einziger Alptraum.

Ich hatte keine Kraft, meine Tränen zurück zu halten.

„Gwyneth...", weinte ich.

Da lächelte sie.

Doch da wurde ich von einem schlanken, aber kräftigen, Arm gepackt, der mich mit leichten und schnellen Schritten, wie sie nur eine Katze hatte, zurück zu den Zwillingen brachte. Ich nahm alles immer noch in wie in Zeitlupe wahr und trotzdem wusste ich, wer mich in seinen Armen trug. Mein Herz schlug so schnell, wie ich es noch nie zuvor gespürt hatte und das war nicht nur wegen Gwyneth und weil ich weinte, sondern auch wegen ihm. Weil es seine Arme waren.

Das Leugnen war zwecklos. In dieser ausweglosen Situation wurde mir bewusst, dass ich mich verliebt hatte. Schon die ganze Zeit über hatte ich den Verdacht gehegt. Jetzt war es klar. So dumm es war, aber es war von Anfang an Liebe auf den ersten Blick gewesen.

Ich konnte gar nicht so schnell denken, da war er schon bei den Zwillingen stehen geblieben, die leichenblass waren.

„Rose, was machst du denn? Das ist viel zu gefährlich"

Ich hörte Delilahs Vorwürfe gar nicht richtig. Ich starrte Nyco an, weil ich sah, dass er am Kopf blutete. Zwar nicht schlimm, doch ich wollte ihm helfen.

„Nyco... du..."

Ich berührte die Stelle, er nahm meine Hand, die die Wunde berührte und sagte: „Alles wird gut. Beruhig dich. Das ist nicht schlimm" Zu den Zwillingen sagte er: „Bringt sie weit weg von hier. Wenns sein muss, schlagt Wurzeln um sie"

Und weg war er.

Und ich war mir nicht sicher, was passiert war. Ich glaube, ich hatte ihn etwas lächeln sehen.

„Eigentlich können wir doch keine Wurzeln um irgendwem schlagen", kam es von Ophelia.

Ich sah sie an und begann zu lachen, bis mein hysterisches Lachen zu einem bitterlichen Weinen wurde. Delilah und Ophelia sahen sich an, weil sie mich noch nie weinen gesehen hatten. Ich selbst sah mich ja kaum weinen.

Sie brachten mich in eine Höhleneinbuchtung, die wirklich so eng war, dass wir drei gerade noch Platz hatten und nur ein schlanker Mensch durch das Loch klettern konnte. Es war also perfekt um sich vor wahnsinnig gewordenen, durchtrainierten Soldaten zu verstecken.

Normale Menschen weinen laut, doch ich weinte leise in mich hinein. Lediglich ab und zu kam ein kleiner Schluchzer hervor. Beide kuschelten sich an mich, teilweise weil sie mussten, weil die Höhle wie gesagt sehr eng war, aber hauptsächlich taten sie es, um mich zu trösten.

„Hey, es wird alles gut, okay?", hörte ich Delilah sagen. „Sie schaffen das schon"

Wie in Trance, antwortete ich: „Denkst du?"

Sie lächelte. „Ja"

Ich stand auf und beobachtete den Kampf aus dem engen Schlitz in der Höhle.

Gwyneth hatte sich mittlerweile aus dem Treibsand mithilfe von Nyco befreien können und torkelte noch etwas, doch sonst schien es ihr gut zu gehen. Ich lächelte erleichtert und erneute Tränen rannten mir die Wange hinunter.

„Schau, ihr geht es gut" Ophelias Stimme schien auch zu lächeln.

Plötzlich gab es einen lauten Knall, der nicht wie jeder andere war. Dieser brachte aus dem hoch gewirbelten Staub und Sand der Wüste Blumen und Blätter hervor und es war klar, was der Ursprung dieses Knalls gewesen war. Es war die zierliche Gwyneth, die ich nun inmitten des Staubnebels wild hustend und schließlich zusammen brechen sah.

„Oh nein, Gwyneth!!", schrie ich und quetschte mich so schnell aus der Höhle, bevor die Zwillinge mich aufhalten konnten.

„Was? Was ist passiert?", hörte ich Delilah noch.

Aber ich war schon lange auf dem Weg zu ihr. Die Soldaten waren alle verschwunden. Scheinbar hatte die Blumenexplosion von Gwyneth sie verschreckt und sie hatten sich zurückgezogen. Glück im Unglück.

Was auch Glück war, Ruben hatte sie noch rechtzeitig auffangen können, bevor sie auf dem unsanften Boden gefallen wäre. Nun legte er sie behutsam ab. Er selbst sah auch nicht toll aus. Dann sah ich zu Nyco, der sich neben Gwyneth gekniet hatte und so ruhig wie immer sagte: „Gut, sie atmet noch"

Seine Wunde am Kopf hatte mittlerweile aufgehört zu bluten.

„Wieso hätte sie auch nicht atmen sollen?", fragte ich panisch.

Da sah er mich an und stand wieder auf. „Na ja, man weiß nie..."

„Jedenfalls war das sehr gefährlich", schimpfte Ruben und sah mich böse an. „Du wärst zweimal fast gestorben, ist dir das klar? Gut, dass du die Bombe aus der Luft nicht gesehen hast, ist wohl menschlich. Immerhin hörst du nicht so gut wie Nyco und ich. Aber... dass du versucht hast, Gwyneth zu helfen, war einfach nur dumm"

Ich sah ihn grimmig an und stemmte die Hände in die Hüften. „Hör mal zu, du Hund! Ich bin Teil von euch und wenn einer von euch in der Klemme steckt, versuche ich zu helfen. Ich hab vielleicht keine Kräfte und bin euch sonst keine Hilfe, aber immerhin hab ich euch neulich einige Anhaltspunkte über den Zustand der Königin und so geliefert, auf die ihr ohne mich nicht gekommen wärt. Also, beruhig dich, es ist ja nichts passiert!"

„Es ist nur nichts passiert, weil Nyco dich gerettet hat!!", brüllte er.

Augenblicklich wurde ich still und lief rot an. Oh verdammt, das hatte ich verdrängt.

„Du hattest mächtig Glück, Mädchen", murrte Ruben. „Auf jeden Fall sind die echt gut. Beim nächsten Mal müssen wir besser darauf vorbereitet sein"

„Es wäre halt auch einfacher gewesen, wenn Rosalie euch helfen hätte können", bemerkte Delilah und Ophelia fügte hinzu: „Oder wir"

„Nun, das ist halt jetzt so", murmelte Ruben und senkte den Kopf, als würde er über etwas nachdenken.

„Da hatten wir heute viel Unglück", seufzte Charlotte, zog einen Handspiegel aus ihrem Gepäckwürfel und richtete sich die Haare. „Gott, ich seh ja furchtbar aus"

„Du hast ja auch grad gekämpft", gab ich zu verstehen.

Sie sah mich an. „Du siehst aber noch viel schlimmer aus, als ich"

Ich stöhnte genervt und war trotzdem verunsichert. Sollte ich wirklich so schlimm aussehen?

„Man merkt, du hast keinerlei Kampferfahrung" Charlotte hantierte immer noch mit ihrer Frisur herum, während sie das in einem für ihre Verhältnisse einigermaßen netten Tonfall von sich gab.

„Was machen wir jetzt mit Gwyneth? Geht's ihr soweit gut?", fragte ich Nyco.

„Soweit ich das sehen kann, ist sie einfach nur total erschöpft", sagte dieser. „Dieser Megaknall am Ende, den sie gemacht hat, damit die Soldaten verschwinden, hat ihr den Rest gegeben. Und erst recht ist es nicht so einfach, sich aus einem Treibsand zu befreien. Vor allem nicht, wenn man es die meiste Zeit allein versucht hat. Trotzdem finde ich, war es gut, dass du versucht hast, ihr zu helfen. Sonst hätte sie nicht so lange durchgehalten"

Ich musste schmunzeln. Es freute mich, dass Nyco dadurch Ruben ein bisschen widersprach und mich lobte. Also hatte ich doch nicht alles falsch gemacht.

„Dennoch war es nötig, dich aus der Schusslinie zu bringen" Er legte einen Zeigefinger an seinen Mund wie in einer Denkpose.

„Du darfst aber nicht mehr weglaufen!", schimpfte Ophelia.

„Ja, ist ja schon gut... ich wollte nur..."

„Bleibt nur zu hoffen, dass wir bald deine Fähigkeit herausfinden", unterbrach mich Charlotte.

Das hoffte ich allerdings auch.

„Geht's euch anderen auch soweit okay?", fragte ich vorsichtig.

„Außer dass meine Haare total scheiße aussehen, ja", murmelte Charlotte und ich musste lächeln. Toll, wenn das ihr einziges Problem war.

„Ja, ich hab nur echt nen Kohldampf", sagte Ruben.

„Nyco?" Ich sah ihn von der Seite an.

Er fixierte schon wieder so intensiv meinen Blick und mir stockte sofort der Atem. Oh Gott, oh Gott, hoffentlich sah das Charlotte nicht...

„Geht schon"

„Tut dir nicht der Kopf weh?"

„Ein wenig"

„Haben wir Verbandszeug?", fragte ich die Zwillinge, die sofort welches aus ihren Gepäckwürfeln fischten.

Glücklicherweise waren es auch die Zwillinge, die das Verarzten von Nyco übernahmen, weil ich keine Ahnung davon hatte. Sie verpassten ihm einen Kopfverband, mit dem er sich sichtlich unwohl fühlte.

Er gab einige klägliche Miau-Geräusche von sich.

„So schlimm sieht es nicht aus", versuchte ihn Ophelia zu trösten, doch trotzdem ließ Nyco die Ohren hängen.

Eigentlich sah er so mit hängenden Ohren wahnsinnig süß aus.

„Aber was machen wir jetzt mit Gwyneth?", fragte ich.

Ruben überlegte und warf einen Blick auf die immer noch bewusstlos auf dem Boden liegende Gwyneth. Wenigstens schien sie keine äußeren Verletzungen zu haben. Da hatte es Ruben und Nyco schon schlimmer erwischt.

Nachdem er fertig überlegt hatte, sagte Ruben: „Ich werde mich in einen Hund verwandeln und sie so wärmen. Außerdem kann ich sie als Hund besser beschützen"

„Da wäre es praktisch, wenn sie ein Schmetterling wäre", bemerkte Delilah und Ruben erwiderte mit einem Seufzen: „Ja, das stimmt schon, aber so muss es nun auch gehen. Ich bin mir sicher, sie wird bald wieder aufwachen. Sie braucht nur Ruhe"

Ich war beruhigt, dass ich Gwyneth jetzt in sicheren Händen (oder Pfoten??) wissen konnte.

„Und was ist mit dir?", fragte Ophelia und sah mich traurig von der Seite an. „Können wir dich alleine schlafen lassen oder hast du Alpträume?"

Augenblicklich ließ ich rot an, weil mir Ophelias Frage total peinlich war. Besonders vor Charlotte. Ich erwartete, dass sie etwas Boshaftes dazu zu sagen hatte, doch als ich dem Engel einen Seitenblick zu warf, biss sie sich nur kichernd auf den Zeigefinger und verkniff sich so scheinbar eine dumme Bemerkung. Auch gut. Immerhin konnte man es mir wirklich nicht negativ anrechnen. Ich war keine Kämpferin. Auf so was war ich nicht vorbereitet und da war ich auch irgendwie froh darum. Ich wollte nicht völlig abgebrüht kämpfen können. Da blieb ich lieber schwach und hilflos.

„Das... das weiß ich doch nicht!", stotterte ich. „Außerdem hab ich ganz bestimmt keine Alpträume!!"

Die Beiden sahen sich gegenseitig an und ihnen wurde bewusst, dass sie mich in eine peinliche Lage gebracht hatten.

„Ich pass auf sie auf", kam es urplötzlich von Nyco.

Alle sahen ihnen überrascht an, am meisten aber wahrscheinlich die Zwillinge und ich. Ich konnte es nicht glauben. Hatte er das tatsächlich gerade gesagt?

„Ähm... ähm...", gab ich unglaublich intelligent von mir.

Doch Nyco unterbrach mich: „Nichts gegen euch, Delilah und Ophelia, aber ihr habt keine Fähigkeiten oder Kampferfahrung. Und Ruben passt bereits schon auf Gwyneth auf"

„Auf mich muss wirklich nicht...", versuchte ich weiterhin meine Würde zu bewahren.

Da lächelte er mich an und sagte: „Kein Problem. Ich mach das wirklich gern"

Darauf konnte ich nur ein dummes und überraschtes „Öh" von mir geben und die Zwillinge kicherten. Gwyneth hätte bestimmt ebenfalls mit ihnen gekichert, wenn sie nicht... na ja... bewusstlos auf dem Boden liegen würde.

Täuschte ich mich oder suchte er einen Vorwand, um mit mir allein sein zu können?

Neeeeein, das wäre ja...

„Ich werde mich jetzt hinlegen. Die Sonne geht schon auf", verkündete Ruben und um so schnell wie möglich von Nyco und mir in einem Zelt abzulenken, fragte ich ihn: „Brauchst du noch was? Eine Decke oder ein Kissen für Gwyneth oder so was? Ich hab bestimmt genügend in meinem Würfel"

Das klang immer noch schräg.

„Nein, danke" Auch er lächelte mich ganz dezent an, so, dass es schon fast nicht zu erkennen war. „Lasst uns nur schnell noch die Decken aufspannen. Nicht, dass wir auch noch einen Hitzschlag bekommen"

Richtig. Das hatte ich total vergessen zu erwähnen. Da ich ja die Einzige war, die in einem Zelt schlief, hatten sich die anderen bei Sonnenaufgang immer Decken aufgespannt, unter denen sie schliefen. Sonst würde sie die Wüstensonne braten.

Man merkte beim Aufbauen des Schlafplatzes, dass alle ziemlich erschöpft waren. Charlotte, Ruben und Nyco schafften es nur noch mit letzter Kraft. Und da wollten Ruben und Nyco, mich und Gwyneth beschützen? Das konnte ja was werden...

Die Zwillinge breiteten wieder einige Kissen, die aussahen wie Blätter, aus und legten und streckten sich zum Schlafen bereit auf diese.

Charlotte breitete ihre Flügel aus und schlief auf diese Weise (was ziemlich unbequem aussah. Schliefen alle Engel so?).

Und Ruben verwandelte sich wieder in einen Bernerdiner mit wunderschönem rötlich-braunem Fell, süßen braunen Ohren und riesigen Pfoten in derselben Farbe und legte sich dicht neben Gwyneth, bei der ich nicht mehr wusste, ob sie noch bewusstlos war oder mittlerweile nur noch tief und fest schlief. Ophelia war noch mal aufgestanden und half ihm dabei, Gwyneths Kopf ganz sanft auf seinen Hunderücken zu legen. Er nickte meiner Freundin daraufhin dankend zu und sie legte sich zurück in ihr und Delilahs Kissenreich.

Ich errichtete mit Nycos Hilfe mein Zelt, flüsterte allen eine gute Nacht zu, um Gwyneth nicht zu wecken, breitete meinen Schlafsack aus und legte mich in diesen. Ich war mir nicht sicher, was Nycos Plan war.

„Äääh, Nyco... willst du draußen bleiben oder...?"

Da kroch er zu mir ins Zelt und legte sich neben mich. Dabei hielt er, anständig wie er war, genügend Abstand zwischen uns. Ich starrte ihn nur verdutzt an.

„Ist das für dich in Ordnung so?", fragte er in einem unverfänglichen Ton.

„Ähm... ja... klar"

Bestimmt lief ich schon wieder rot an.

„Ich werde mich in eine Katze verwandeln, okay?", teilte er mir außerdem mit. „Also nicht erschrecken. Wenn was sein sollte, merke ich das oder du weckst mich, ja?"

Es war erschreckend, wie er immer attraktiver für mich wurde.

Ich gab nur ein beeindrucktes „Mhm" von mir und nickte wie ein nervöser Teenager. In gewisser Weise war ich das auch. Nur dass ich kein Teenager mehr war, sondern ne alte Schachtel.

„Da wäre noch was" Nyco hatte den Kopf gesenkt und sah mich ernst an. Ich brachte immer noch kein vernünftiges Wort heraus. „Du solltest aufpassen, was du tust und wohin du gehst, solange du deine Kräfte noch nicht kennst. Das war heute wirklich gefährlich und echt knapp"

Mir blieben der Atem und das Herz stehen, als er das sagte. Er machte sich wirklich Sorgen um mich!!

„Dann gute Nacht", sagte er, doch bevor er sich in eine Katze verwandeln konnte, sprudelte es aus mir heraus: „Nyco, tut mir Leid, dass ich dich neulich im Zug so angemotzt hab"

Da lächelte er mir verständnisvoll zu.

„Schon gut. Charlotte macht dich permanent so nieder, da ist es verständlich, dass dir irgendwann der Kragen platzt. Ich hätte vielleicht was sagen sollen"

Ich sah ihn verdutzt an. Er hatte also tatsächlich verstanden, was meine bösen Blicke zu bedeuten hatten.

„Und jetzt schlaf ein bisschen", sagte er und verwandelte sich in eine dunkelbraun-gräuliche, schlanke Katze, mit niedlichen schneeweißen Ohren und Pfoten und dem Kopfverband der Zwillinge.

„Gute Nacht", sagte ich traurig und legte mich hin.

Doch ich fand keine Ruhe. Umso mehr ich darüber nachdachte, dass Nyco nur wenige Zentimeter von mir entfernt lag (zwar in Form einer Katze), wurde ich immer nervöser. Es gefiel mir immer noch nicht, welche Wirkung dieser Kerl auf mich hatte. Ich war nicht ich selbst.

Er hingegen schlief seelenruhig, besser gesagt, er schlief, wenn auch nicht seelenruhig. Immer wieder zuckte er zusammen und wechselte alle paar Minuten die Schlafposition. Wäre er in seiner Mischform geblieben, wäre er dabei so laut, dass ich nicht schlafen hätte können. Doch als Katze war er dabei relativ leise. Dennoch fiel ich nicht in einen geruhsamen Schlaf. Müde war ich. Das auf jeden Fall. Und ich spürte, dass mein Gehirn eine Pause zum Nachdenken und Verinnerlichen der heutigen Geschehnisse benötigte. Es hieß doch immer, es gäbe Seele, Geist und Körper. Während mein Körper und mein Geist Ruhe suchten, kam meine Seele richtig on Tour und mit richtig doofen Gedanken daher.

Außerdem machte ich mir Sorgen um Nyco. Er schien Alpträume zu haben und irgendwie wirkte es so, als ob er meine Hilfe brauchen würde- und nicht ich seine.

Allerdings wusste ich auch nicht, was ich tun sollte.

Also beschloss ich, mich aufzusetzen und nahm all meinen Mut zusammen, ihn zu streicheln. Er war eine Katze, was sollte schon passieren?

Ganz vorsichtig streichelte ich ihn.

Doch scheinbar nicht vorsichtig genug.

Nyco wachte auf und starrte mich an. Meine Güte, im Starren war der Kerl Meister.

Ich schnappte voller Schrecken nach Luft, als er zusammenzuckte und mich so geschockt ansah, als hätte ich versucht, ihn zu schlagen.

Tja, und so kam es, dass wir uns beide gegenseitig geschockt anstarrten und niemand etwas sagte. Gut, Nyco konnte in seiner Tierform nicht sprechen, aber... verwandeln tat er sich auch nicht. So saßen wir da, starrten und wussten beide nicht, was wir tun sollten. Wessen Idee war es noch mal, Nyco zu streicheln?

Ach ja, meine.

Irgendwann hielt ich es für das Beste, mich einfach weg zu drehen und hinzulegen, in der Hoffnung, jetzt schlafen zu können. Nein, natürlich nicht. Jetzt war nämlich nicht nur meine Seele aktiv, sondern mein Körper hatte Gänsehaut und mein Geist im übertragenen Sinn auch.

Ich traute mich kaum zu atmen, schloss die Augen und hoffte, dass nichts passierte.

Natürlich hatte ich nicht das Glück, dass Nyco ausgerechnet jetzt stumm blieb. Er verwandelte sich erneut und ich spürte, seinen Blick auf mir ruhen. Warum konnte er nicht endlich aufhören, mich immer so anzustarren? Und warum störte mich das eigentlich nicht?

Ich glaube, ich gab ein komisches, verpeiltes Quietschen von mir, als ich plötzlich Nycos warme und weiche Hand an meinem Haar spürte.

Oh Gott, er streichelte mir das Haar!!

„Ich weiß, dass du wach bist", flüsterte er.

Und ich wusste, dass er es wusste. Verdammt!

„Ich weiß ganz ehrlich nicht, was ich sagen soll"

Tja, das wusste ich auch nicht.

„Reden ist nicht so meine Stärke..."

Als ob ich das nicht wüsste!! Dieser Tag war immerhin der Tag gewesen, an dem er ausnahmsweise mehr als fünf Sätze mit mir allein gesprochen hatte. Die nicht, wie sonst immer, der Allgemeinheit gegolten hatten- sondern nur mir.

„Es ist total dumm... immerhin ist es nicht das erste Mal für mich..."

Sofort schlug ich meine Augen auf, achtete allerdings akribisch darauf, mich so wenig wie möglich zu bewegen. Ich wusste, dass er wusste, dass ich wach war, trotzdem wollte ich ihn nicht ansehen.

Was für ein erstes Mal???

„Es wäre irgendwie einfacher, wenn du mich anschauen würdest"

Na toll.

Ich seufzte und bevor ich tat, was er wollte, murmelte ich: „Und es wäre irgendwie nett, wenn du aufhören würdest, meine Haare zu streicheln" Mit diesen Worten setzte ich mich auf und versuchte einen trotzigen Gesichtsausdruck aufzusetzen.

„Oh, tut mir Leid" Ihm war es sichtlich unangenehm. „Ich wollte dir nicht zu nahe treten..."

Da lächelte ich ihn versöhnlich an. „Schon gut. Mir hat nur noch nie jemand, außer meinem Vater und die Zwillinge, die Haare gestreichelt" So traurig das für mein Alter eigentlich war, musste er trotzdem mein Lächeln erwidern. „Hey, hör zu, du bist bestimmt müde und vielleicht ist dein Gehirn deshalb ein bisschen durcheinander. Schlaf ein bisschen. Du kannst es mir ja morgen auch noch sagen, wenn es dann immer noch wichtig ist"

In Sekundenschnelle erhob er wie ein Blitz seine Katzenohren und sah mich aufgeregt an.

„Nein, warte!" Ich sah ihn verdutzt an. „Morgen hab ich vielleicht keine Gelegenheit mehr dazu..."

Was sollte das denn jetzt heißen??

„Die Wüste Azrek ist wahnsinnig gefährlich" Er seufzte. „Wer weiß, was noch passieren wird"

Auf einmal sah er total niedergeschlagen und deprimiert aus.

„Warst du schon mal verliebt, Rosalie?"

Ich sah ihn erschrocken an und schüttelte dann traurig den Kopf.

„Warum nicht?" Jetzt sah er tatsächlich trauriger aus als ich. „Gibt es auf der Erde niemanden, der dich interessiert? Niemanden, bei dem du dich wohl fühlst? Mit dem du den Rest deines Lebens verbringen möchtest?"

Erneut schüttelte ich wehmütig den Kopf. „Nein, die Kerle auf der Erde sind nicht besonders faszinierend oder interessant, geschweige denn, so toll, dass ich mich in ihrer Gegenwart wohl gefühlt und mir gewünscht hätte, den Rest meines Lebens an ihrer Seite zu verbringen"

Ich war kurz davor noch ein deprimiertes Und die Jungs hatten auch noch nie so was in mir gesehen von mir zu geben, ließ es dann aber. Das war too much information. Das ging Nyco wirklich nichts an.

„Warum fragst du das überhaupt?"

„Ich..."

„Du?"

„Ich... möchte mehr über dich erfahren, Rosalie"

Er sah mich schüchtern an und ich erstarrte. Ich bekam eine Gänsehaut, allein von der Art und Weise, wie er meinen Namen sagte und erst recht davon, wie süß er war.

„Oh... oh wow..." Als er stutzte und mich fragend ansah, kicherte ich dämlich und erklärte: „Du musst wissen, ich habe keinerlei Erfahrung in so was und mit Kerle kenne ich mich null aus. Weißt du, nicht nur ich finde die Kerle auf der Erde uninteressant, sie mich scheinbar auch"

Jetzt hatte ich es ihm doch gesagt.

„Das heißt...", begann er und ich unterbrach schnell: „Das heißt, dass noch nie ein männliches Wesen mehr von mir erfahren wollte. Um ehrlich zu sein, sind die Zwillinge im Grunde die Einzigen, die das je wollten"

„Das ist merkwürdig"

„Inwiefern sollte das merkwürdig sein?" Ich verzog das Gesicht und versuchte über seine Aussage nicht zu lachen.

Man merkte, die Antwort war ihm unangenehm.

„Ich finde dich sehr interessant...", murmelte er und schien den Boden des Zeltes wahnsinnig spannend zu finden. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Männer auf der Erde so desinteressiert sind"

Weil ich anstrengend bin, nicht besonders toll aussehe und eigentlich kann mich auch niemand leiden, schoss es mir sofort in den Kopf und eigentlich hätte ich Nyco auch ein Buch darüber schreiben können, warum ich mit zwanzig noch nie verliebt gewesen war, geschweige denn, einen Freund gehabt habe. Doch auch diesen Satz ließ ich in meinem Kopf.

Ich lief total rot an, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich darauf reagieren sollte. War das nicht schon eine Liebeserklärung? Neee, oder? Ach Gott, ich hatte doch keine Ahnung davon!! Am liebsten hätte ich die Zwillinge geholt.

Und eben, weil ich keine Ahnung hatte, was ich diesem extrem süßen Katzenmenschen antworten sollte, wie ich mich verhalten sollte, um ihn nicht zu verletzen, tat ich das, was ich oft tat, wenn ich überfordert war: Ich wurde biestig. Eigentlich war das genau das, was die Leute immer so verletzte.

„Hör mal zu!" Ich versuchte, ihn so böse, wie möglich anzusehen und hatte keine Ahnung, ob es mir gelang. Er sah mich erschrocken an. „Ich bin absolut nicht das, für das du mich vielleicht hältst oder was du dir von mir erhoffst. Ich bin weder interessant, noch faszinierend, noch sonst irgendwas, okay? Noch nie wollte ein Kerl auf der Erde was von mir! Meinst du, mich hätte irgendwer mal angeschaut? Die Zwillinge... ha! Bei denen manchmal schon. Vermutlich nur wegen ihren Haaren, aber... ich wurde nie angeschaut. Nie beachtet! Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dir das abkaufe, was du hier abziehst! Warum sollte mich ausgerechnet ein Katzenmensch aus einer Parallelwelt toll finden?"

Umso mehr ich redete- besser gesagt, schrie-, desto lauter und emotionaler wurde ich und desto mehr viel mehr ein, was ich ihm entgegenschleudern konnte. Durch meine vielseitigen Temperamentsausbrüche hatte ich gelernt, dass diese meistens unbegründet und unfair waren. So war mir in diesem Moment auch völlig bewusst, wie unfair ich gegenüber Nyco war. Er konnte nun wirklich nichts für meinen Frust...

Eigentlich war es in meinen Ausbrüchen immer so, dass die Leute meistens total schweigsam und traurig oder wütend wurden. Jedenfalls, ließ es sie nie kalt.

Und dann war da Nyco.

Er saß da, sein Katzenschwanz strich unruhig über den Boden, doch sein erschrockener Gesichtsausdruck war vollkommener Ruhe gewichen. Wie der Ausdruck meines Vater immer war, als ich noch klein war und Blödsinn gemacht hatte, die blöden Jungs in der Schule schlug oder sonst andere unmädchenhafte Dinge tat. Während alle anderen Eltern geschockt von mir gewesen waren, hatte mein Vater stets gelacht, mich zwar geschimpft, aber ich sah ihm trotzdem immer an wie sehr er mich liebte und dass er eigentlich stolz auf mich war. Weil ich meinen eigenen Kopf hatte und kein gewöhnliches kleines Mädchen war.

Oh, Papa, du fehlst mir so... Ich hoffe, du schaffst es, dein Essen selbst zu kochen...

Gerade noch konnte ich meinen Mund davon abbringen, laut „Papa" zu brabbeln.

„Rosalie... vielleicht magst du mir das jetzt auch nicht glauben" Nyco sah traurig zur Seite, bevor er weiter sprach: „aber ich kenne auch das Gefühl, wenn einen niemand will. Wenn alle mehr Erfolg haben, als man selber"

Mir blieb nichts anderes übrig, als ihn wie einen Karpfen anzuglotzen.

Er lächelte mich an! Warum??

„Aber ich... aber du... warum bist du jetzt so nett?"

Da zuckte er lächelnd mit den Schultern und sagte in einer Seelenruhe: „Tja, ich hab einfach die Hoffnung, dass du mir irgendwann glaubst"

„Aber..."

„Ich hätte ahnen müssen, wie unerfahren du bist. Ich hätte dich nicht so überfordern dürfen" Ich musste ihn total beeindruckt angesehen haben, denn er schmunzelte mir zu. „Jetzt sollten wir wirklich schlafen gehen"

Ich nickte doof und gab ein kleinlautes „Ja" von mir. Wow, dieser Kerl schaffte es immer wieder mich zu beeindrucken. Dadurch schaffte er tatsächlich das, was kein Kerl auf der Erde je geschafft hatte (außer meinem Vater natürlich).

„Noch mal: Gute Nacht, Rosalie", sagte er und verwandelte sich in die süße Katze zurück, rollte sich zusammen und schloss die Augen.

Auch ich legte mich hin und wurde endlich ruhiger.

In diesem Moment wünschte ich mir nichts mehr, als ihm glauben zu können. Es gab nichts, dass ich mehr gewollt hätte. Ich wollte ihm glauben! Doch noch konnte ich es einfach nicht. Ich hatte noch nicht das Vertrauen in ihn, das ich hierfür brauchte. Vielleicht könnte ich niemals aufbringen.

Doch ich wusste, ich musste mein Herz öffnen.

So wie ich es bei den Zwillingen getan hatte.

Und bei Lakaria, um die Mission beginnen zu können.

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