Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Körper der Erde

erzählt von Rosalie


„Leider wird es sich darauf hinauslaufen, dass du deine Kräfte während unserer Reise in die Wüste Azrek herausfinden musst", kam es so regungslos wie immer von Nyco. „Wir haben keine Zeit, uns jetzt ausgiebig damit zu befassen und dich dementsprechend zu fördern"

Ich seufzte. „Schon unfair. Ihr wurdet euer ganzes Leben lang darauf vorbereitet"

Da streichelte mir Delilah nett lächelnd die Schulter. „Mach dir keine Sorgen. Natürlich ist es blöd für dich, aber wir werden dir helfen, heraus zu finden, wo deine Fähigkeiten liegen und dich so gut wie möglich unterstützen. Dafür sind Phel und ich doch mitgekommen" Sie sah kurz zu Ophelia, die freudig zustimmte.

„Wenn es zu einem Kampf kommt, müsst ihr die Zwillinge und Rosalie möglichst aus der Schusslinie bringen", sagte Matthew mit ernster Miene an Ruben gewandt.

„Ich weiß" Ruben erwiderte grimmig.

„Phel und ich könnten uns im Notfall in unsere Pflanzenform verwandeln, doch..." Sie sah mich traurig an und ließ den Rest des Satzes im Raum stehen.

„Ich werde schon zu Recht finden", sagte ich.

„Ich verstehe ja immer noch nicht, warum wir diesen Menschen überhaupt brauchen", motzte Charlotte weiter. „Sie ist uns in keiner Weise eine Hilfe. Sie steht uns eher im Weg"

Dieser Mensch", betonte Gwyneth böse. „heißt Rosalie und hat alles aufgegeben, um uns zu helfen! Hör endlich auf, sie zu verurteilen"

„Ganz ruhig, Ladies", mischte sich Matthew ein und hob beruhigend die Hände.

Irgendwie fand ich es sogar amüsant, dass Gwyneth an diesem Tag so angriffslustig gegenüber Charlotte war, so dass sich Delilah nicht viel Gelegenheit bat, sich aufzuregen. Mir gefiels. Das half Ophelias und meinem Plan.

„Chi Long und ich werden euch jetzt noch Wasser und Proviant mitgeben" Der Soldat zwinkerte uns allen zu. „Nur für den Notfall"

„Das ist nett von euch", lächelte Gwyneth.

Die Soldaten gaben uns Wasser und Essen mit, das lange haltbar war, die Hitze in der Wüste überstehen würde und nicht gekocht werden musste. Ja, man merkte, Soldaten wussten am besten über extreme Überlebenssituationen Bescheid. Was man essen und wie lange aufbewahren konnte. Im Großen und Ganzen waren das folgende Dinge: Dörrfleisch, Dörrobst, Kekse (für den Zuckerspiegel), Nüsse, besonders Pistazien und Dauerbrezen (ich wusste gar nicht, dass es die in der Parallelwelt auch gab. Ich dachte immer, die gabs nur in Bayern). Zu den Dauerbrezen sagte Matthew schmunzelnd, die gebe er mir mit, damit ich meine Heimat nicht vergesse. Als könnte ich das jemals. Außerdem gaben sie uns den Hinweis, darauf zu achten, unsere Haut zu bedecken, da wir sonst einen Sonnenbrand Stufe 10 bekämen (Zitat vom lachenden Matthew). In einer Wüste mit Jacke herum laufen? Ich konnte mir wirklich Besseres vorstellen, aber sie hatten Recht. Sie meinten, wir sollen niemals die Orientierung verlieren, sonst würden wir die Reise nicht überleben (rosige Vorstellung!!), möglichst nicht streiten, weil die Hitze uns an die Nerven gehen wird und ganz viel trinken. Außerdem fragte Chi Long, ob wir Decken dabei hatten. Ich zwar nicht, aber die Anderen. Lustigerweise Charlotte auch nicht. Das würde auf jeden Fall noch interessant werden.

So verließen wir Matthew Wolf und Chi Long, die wohl beeindruckendsten jungen Männer, die ich je in meinem Leben begegnet war. Schade, dass sie viel zu alt für mich waren und nicht mehr auf der Erde lebten. Anders gesehen... ich ja auch nicht mehr.

Da wir keine Landkarte dabei hatten, die genau genug war, gab uns Chi Long eine, auf die er den Weg nach Azrek gezeichnet hatte. Ruben nahm sie und so gings los. Ich hätte sehr gerne bei den Soldaten übernachtet, da ich etwas müde und hungrig war. Nachdem wir die Straße der Gefallenen verlassen, durch Wufflia bis zum Osttor geschritten und ein wenig unschlüssig in der Gegend außerhalb Lakarias gelaufen waren und dann schließlich Rast machen, weil es dämmerte, aß ich was. Ich war fix und fertig. Der Tag hatte mich ziemlich aufgewühlt. Die Streitereien, das was Gwyneth über mich gesagt hat, das was Matthew gesagt hat und die Tatsache, dass ich im Kampf im Weg sein würde. So würde mich Charlotte nie akzeptieren und Ruben nie mögen. Und Nyco... wer wusste schon, was der fühlte oder dachte? Wenn er überhaupt fühlte oder dachte.

Was mich daran erinnerte, dass ich mit den Zwillingen über ihn sprechen wollte.

Nachdem wir alle miteinander schweigsam gegessen hatten, saßen die Zwillinge bei mir in meinem Zelt.

Wir knabberten gesalzene Pistazien, wo ich mir nicht ganz sicher war, ob das nicht an Kannibalismus von den Zwillingen grenzte und unterhielten uns über alles, was uns in den Kopf kam, bis ich mich räusperte und fragte: „Hey, Mädels, was haltet ihr eigentlich von Nyco?"

Die Beiden, die gerade noch schallend über einen Witz von Ophelia gelacht hatten, verstummten augenblicklich und starrten mich an.

„Warum?", erwiderte Delilah mit einer Gegenfrage. „Magst du ihn?"

Ich spürte, wie ich rot wurde.

„Nein, wie kommst du denn darauf?"

„Du hast noch nie gefragt, was wir von jemandem halten", gab Ophelia zu Bedenken und Delilah ergänzte breit grinsend: „Erst recht, was wir von einem Kerl halten"

Ich erinnerte mich an das Gespräch, das wir in einem Cafe geführt hatten, bevor sie mir alles erzählt hatten.

„Das muss was bedeuten, Rose"

Ich schluckte. „Na ja... vielleicht ist er mir ja sympathisch..."

„Sympathisch?" Delilah zog die Augenbrauen hoch.

„Ja, oder vielleicht... finde ich ihn ja ganz nett..."

„Du fandest noch nie nen Kerl ganz nett", zerstörte Ophelia meine Erklärungsversuche.

Ah, die Tatsache, dass ich alle Kerle auf der Erde so wahnsinnig uninteressant gefunden und niemals irgendeinen von ihnen Beachtung geschenkt hatte, verriet mich jetzt mehr als mein dämliches Gestammel.

„Rose, du kannst uns nichts vormachen", grinste Delilah. „Außer deinem Dad gibt es absolut niemandem auf der Welt, der dich so gut kennt wie wir"

„Genau!", bestätigte Ophelia. „Du kannst uns nicht anlügen. Auch vorhin haben wir gemerkt, dass du zutiefst gekränkt warst, bevor wir die Straße der Gefallenen betreten hatten"

Ich seufzte und senkte ertappt den Kopf. „Na gut, ihr habt Recht"

„Natürlich haben wir das", lachte Delilah und Ophelia stieg mit ein und die beiden klatschten sich ab.

Ich seufzte resigniert.

„Also, was willst du alles wissen?", grinste Ophelia.

„Wie? Was sollte ich denn...?"

„Na, wegen Jungs und so. Du weißt das ja nicht", unterbrach sie sofort.

Ich kam mir vor, wie eine zehnjährige, die in der Grundschule einen Jungen niedlich fand. Auf der anderen Seite... das Einzige, was mich von so einem Mädchen unterschied, war lediglich das Alter und dass ich nicht mehr in die Grundschule ging. Oh Gott, konnte es noch peinlicher werden?

„Ich möchte eigentlich nur wissen, was ihr von ihm haltet"

Die Beiden waren sichtlich enttäuscht, dass das das Einzige war, was ich wissen wollte. Wahrscheinlich erwarteten sie so Sachen wie „Wie geht Sex?" „Auf was muss ich achten?" „Wie flirte ich?". Uninteressant.

Irgendwie brauchten mir die Beiden entschieden zu lange mit ihrer Antwort.

„Na ja, er scheint ganz nett zu sein, aber...", begann Delilah.

„Aber?"

„...aber mehr auch nicht"

Urgh.

Da lachte Ophelia auf. „Ach, bestimmt ist er voll der nette Kerl! Nur schüchtern! Eigentlich ist er ja auch irgendwie knuffig"

„Knuffig?"

Ihre Schwester sah sie geschockt an.

„Ja, oder nicht?"

„Nur wegen seinen Ohren"

„Ne, auch so"

„Warum denn?"

„Ist dir nicht aufgefallen, wie er manchmal Rosalie anstarrt?"

„Hä? Ne. Und deshalb ist er knuffig?"

„Ne, ist er einfach"

„Ach, du bist doch furchtbar!!"

„Mädels?", versuchte ich zu unterbrechen.

„Ne!!"

„Doch! Für dich ist doch jeder niedlich. Wahrscheinlich findest du sogar Charlotte niedlich oder diesen kläffenden Ruben..."

„Ruben, ja. Charlotte, nein"

Delilah stöhnte genervt.

„Charlotte beleidigt Rose immer so. Das mag ich überhaupt nicht. Warum tut sie das? Was stimmt denn nicht mit ihr?"

Ich glaube, mit Charlotte stimmte vieles nicht. Ich war kurz davor, es laut auszusprechen, doch die Zwillinge waren zu sehr mit ihrer regen Diskussion beschäftigt und ich war nicht sicher, ob das ein gutes Zeichen war. Wenn sich die Beiden ausnahmsweise mal nicht einig waren, dann... pfff... ich hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, weil es noch nie vorgekommen war. Sprach es für Nyco oder gegen ihn? Jedenfalls mochte Ophelia eigentlich jeden, deshalb konnte man ihre Meinung nicht vollwertig zählen.

„Ähm, Mädels, was war das mit dem Anstarren?" Jetzt hatte ich plötzlich doch ihre Aufmerksamkeit. „Phel, du hast doch was mit Anstarren gesagt. Das ist mir auch schon aufgefallen. Es war zwar noch nicht so oft, aber... na ja... ich dachte, ich hab vielleicht nen Popel im Gesicht..."

Die Beiden lachten. Ich kam mir so unglaublich dumm vor.

Es war nicht so oft? Rose, ich fürchte dir ist Einiges nicht klar", kicherte Delilah. „Der Typ sieht dich permanent so an. Für kurze Zeit hatte ich schon die Überlegung im Kopf, ob der vielleicht n Perverser ist oder so..."

„Was???"

„Ja, bei Katzenmenschen weiß man das nie..."

Da schlug ihr Ophelia auf den Kopf und keifte: „Wieso denkst du immer, dass jeder genauso wäre, wie seine Art? Außerdem sind Katzenmenschen nicht pervers"

Ich begann zu lachen und die Beiden sahen mich verwundert an.

„Ihr seid so süß"

Delilah räusperte sich mit rotem Kopf. „Jedenfalls... er scheint nett zu sein und wer weiß? Vielleicht mag er dich ja auch"

Ich verzog das Gesicht. Das glaubte sie doch wohl nicht selber. Wenige Menschen, egal ob Männlein oder Weiblein, mochten mich. So war das nun mal. Und bestimmt gab es bei Individuen aus fremden Welten auch keine Ausnahme.

„Schau nicht so", befahl Delilah grimmig.

„Ja, du schaust so, als wär das völlig ausgeschlossen" Ophelia war so aufgeregt, dass sie einen ganz roten Kopf hatte. Das sah irgendwie auch niedlich aus.

„Ist es doch auch..."

Ich sah verlegen und deprimiert auf den Boden und knackte eine Pistazie.

„Na ja, weißt du, Rosalie, Laetitia hatte in der Nacht vor unserem Aufbruch ins Schloss eine Vision", erzählte Ophelia.

„Eine Vision?"

„Ja, bestimmt hast du uns reden gehört"

„Ich dachte, ihr hattet einfach so noch was zu besprechen"

Sie schüttelten beide die Köpfe und begannen von allem zu erzählen, was sie selber wussten, was natürlich nicht dem Ganzen entsprach. Scheinbar hatte Laetitia einen ruhigen Kerl gesehen, der mich liebte und den ich liebte und dass dieser Kerl vermutlich kein Mensch war.

Nachdem sie ihre Aufklärung beendet hatten, war ich absolut verunsichert. Ich mit einem Wesen aus Lakaria? Das klang illegal, obwohl ich aus den früheren Erzählungen Laetitias ja wusste, dass es nicht illegal, nur nicht von der Gesellschaft akzeptiert war. Doch... wollte ich von einer Gesellschaft verstoßen werden, in die ich eigentlich sowieso nicht hineingehörte? Das würde mein Ansehen bei Charlotte und Ruben nicht unbedingt weiterhelfen. Geschweige denn, meinem Ansehen irgendwo. Oder meinem Ansehen vor mir selbst. Oder vor den Katzenmenschen...

„Rose, das ist wirklich nichts, was dir Angst machen muss" Ich zuckte zusammen, als Delilahs mütterliche, sanfte Stimme endlich durch zu meinem Gehirn drang. „Wir werden für dich herausfinden, ob Nyco mit der Vision gemeint ist oder nicht. Kümmer du dich um deine Pflichten"

Ich nickte und war unglaublich dankbar, die Zwei dabei zu haben. Ich umarmte sie.

„Ihr seid die Besten"

„Wissen wir doch"

„Da gibt es noch was, was ich euch fragen wollte"

„Ja??", fragten beiden ganz aufgeregt. Scheinbar erwarteten sie immer noch, dass ich ihnen sehr intime Fragen stellte.

„Ähm... kann es passieren, dass man durch die reine und klare Luft von Lakaria irgendwie... na ja, dass das Gehirn auf einmal Dinge denkt, die es davor nie gedacht hat?"

„Hä? Was meinst du?", fragte Ophelia.

„Na ja, zum Beispiel hat mich noch nie jemand so beeindruckt, wie es Matthew und Chi Long taten, außerdem fand ich Matthew auch noch attraktiv oder so was"

„Uh", machten beiden und freuten sich sichtlich, dass ich endlich die Reaktion zeigte, die sie sich seit Jahren von mir wünschten, wenn irgendwo ein attraktiver Kerl war.

„Dann kommt noch das mit Nyco dazu..." Ich seufzte. „Also, langsam glaube ich, eure Luft macht mich kirre"

Da kicherten beide und Delilah sagte: „Weißt du, ich glaube nicht, dass es unsere Luft ist"

„Was soll es sonst sein?" Ich zog genervt die Augenbrauen hoch.

„Na, du veränderts dich!", lachte Ophelia. „Die positive Atmosphäre hier verändert dich und dein Bewusstsein für Menschen! Du siehst die Welt endlich so, wie du sie sehen solltest"

„Wie sollte ich sie denn sehen?"

Mir gefiel das, was Ophelia sagte, nicht. Es klang, als wäre meine Weltanschauung falsch.

„Du denkst, dass dich niemand lieben kann, weil du dich selbst nicht magst", erklärte Delilah. „Hier in Lakaria sind die meisten sehr tolerant und freuen sich, dass du da bist und das bist du nicht gewöhnt. Du bist es gewohnt, am Rande der Gesellschaft zu stehen, wo dich niemand mag. Man akzeptiert deine Anwesenheit, könnte aber getrost darauf verzichten. Nicht wahr? Dass es hier anders ist, verwirrt dich. Du beginnst dich willkommen zu fühlen und deshalb veränderts du dich. Vielleicht fühlst du, dass Nyco der Richtige für dich ist und fühlst dich ihm deshalb verbunden. Vielleicht hattest du das Gefühl einfach bei niemandem auf der Erde, weil du wusstest, die Liebe deines Lebens wohnt in einer Parallelwelt"

„Woher hätte ich denn das wissen sollen?" Ich seufzte. „Ach, Delilah, was redest du da? Willkommen kann ich mich doch gar nicht fühlen, so wie sich Charlotte und Ruben mir gegenüber verhalten"

„Na ja, die Zwei sind ja auch Ausnahmen" Ophelia verzog das Gesicht. „Wobei ich glaube, dass dich Ruben eigentlich schon mag. Jedenfalls redet er nicht so negativ über dich, wie Charlotte"

Das ist ja auch kaum zu übertreffen, dachte ich mir mürrisch.

„Also, ihr denkt, mit mir ist alles in Ordnung?", fragte ich unsicher.

„Jaaaaa!!", freute sich Ophelia und ihre Schwester winkte belustigt ab: „Besser könnte es dir gar nicht gehen"

„Doch, wenn Nyco ihr seine Liebe gestehen würde", kam es wieder um von Ophelia.

„Auch wieder wahr..."

„Hey! Hey", machte ich und da mussten beide wieder lachen.

Ich war definitiv noch nicht so weit, dass mir jemand seine Liebe gestand. Außerdem. wusste ich ja nicht mal, ob ich selber in ihn verliebt war. Wollte ich das überhaupt wissen?

Dann sah ich zu den Beiden hinüber, wie sie lachten und Spaß hatten und dann wurde mir bewusst, dass es egal war, ob ich mich verliebt hatte oder nicht oder sich die Prophezeiung bewahrheiten würde. Die, die mir am wichtigsten waren, würden immer mein Vater und die Zwillinge bleiben. Daran konnte auch keine Prophezeiung etwas ändern.

Dann wieder um erinnerte mich mein eigenes Gehirn daran, dass mir schon sehr, sehr lange, so lange ich die Zwillinge im Grunde kannte, etwas von ihnen wissen wollte.

„Hey, hört mal..." Ich begann wenig selbstbewusst zu stottern an. „ich... es gibt da seit Jahren, das mich interessieren würde"

Ich wollte gerade weiter reden, da senkte Delilah den Kopf und verschränkte die Arme ineinander, seufzte und sagte: „Du möchtest bestimmt wissen, wie unsere Haut unter der Kleidung aussieht, richtig?" Ich nickte. „Hm, ich hab um ehrlich zu sein, schon darauf gewartet, wann du es fragst" Sie lächelte schief. „Immerhin liegt dir das schon seit damals auf der Seele, richtig?"

Ja. Seit damals, als mir aufgefallen war, dass die beiden selbst bei über 30 Grad Celsius mit Pullovern in die Arbeit kamen und auch sonst akribisch darauf bedacht waren, ihre Haut zu verbergen und ich sie gefragt hatte, warum dies so sei. Damals hatten sie mich mit einem „Weil wir sehr kälteempfindlich sind" abgespeist und ich wusste, dass es gelogen war. Am meisten hatte ich das bemerkt, weil sie tot unglücklich mit ihrer eigenen Antwort gewesen waren. Als hätten sie ein schlechtes Gewissen gehabt. Heute wusste ich, dass sie überhaupt nicht kälteempfindlich waren und hatte die Bestätigung, dass sie gelogen hatten und doch hatte ich mich nie getraut, sie nach dem wahren Grund zu fragen. Doch heute wollte ich es wissen. Heute konnten sie endlich ehrlich zu mir sein.

Das alles war ziemlich genau vor 2 Jahren gewesen, als die Zwillinge in die Stadt gekommen waren, ihre Ausbildung zeitgleich mit mir begonnen und wir uns irgendwie angefreundet hatten und ich dachte, ich würde endlich Freunde finden. Wie glücklich ich war...

Sie zogen beide ihre dünnen Pullover aus, die, wie so oft, farblich auf ihre rosaroten Haarspitzen abgestimmt waren und anfangs fand ich es beunruhigend, dass sie sich vor mir auszogen. Immerhin hatten sie das noch nie getan und eigentlich hatte es auch sonst noch niemand getan- meinem Vater ausgeschlossen natürlich.

Für mich war es völlig okay, dass sie sich nur oben frei machten und ihre BHs anbehielten. Was sich mir für ein Anblick anbot, hätte ich nie zu träumen gewagt. Das klang vielleicht doof und versteht mich nicht falsch, aber ihre Haut nach über 2 Jahren Freundschaft und all diesen dummen Lügen, die sie mir erzählen mussten, endlich sehen zu dürfen, war schier unglaublich. Und sie waren so schön. Ich hätte nie gedacht, so was von Frauen, besonders von Haut, jemals zu sagen oder zu denken.

Ihre vollständigen Körper schienen überzogen mit Tattoos aus Pflanzenranken, Blüten ihrer Pflanzenart und Blättern zu sein. Sie sahen aus, als wären sie eine einzige lebensgroße Blume. Als sie ihre Pullover auszogen, wurden die Tattoowierungen echt und ich berührte sie.

Delilahs Pflanze, die Manns-Knabenkraut, zeigte sich durch die vielen, kleinen, rosa Punkte auf ihrer Haut oder besser gesagt, sie befanden sich auf den Blättern, die ihre Arme bedeckten. Am Hals befand sich die Blüte ihrer Pflanze, die Knolle, schön dunkelrosa, die in der Innenseite weißlich mit klitzekleinen, roten Punkten war.

Delilah erklärte mir, der griechische Name ihrer Art sei Orchis mascula. Orchis sei griechisch für „Hoden". Bei näherem Betrachten fiel mir auf, dass man ihre Blütenform sehr wohl als hodenförmig durchgehen lassen könnte.

Während Delilahs Körper übersät mit rosa Punkten waren, weil das Manns-Knabenkraut diese auch hatte, war Ophelias Körper ganz schlicht. Sie hatte dünne, normale, grüne Blätter auf ihrer Haut und ihrem Bauch und der Vanilleduft, den Ophelia immer mit sich trug und der sonst nur ganz dezent wahrnehmbar war, war nun etwas stärker, aber auch nicht so, dass er aufdringlich wurde. Auch die Blüte an Ophelias Hals war dunkelrosa, nur wesentlich kleiner und schlichter als Delilahs. Er war komplett dunkelrosa, ohne weiße Stellen und rote, kleine Flecken. Vom Inneren ihrer Blüte gingen jeweils zwei zierliche Blätter in derselben Farbe hervor. Der griechische Name der Mücken-Händelwurz war Gymnadenia conopea.

Außerdem erklärten mir die beiden, dass ein Pflanzenmenschbaby nur entstand, wenn sich zwei Pflanzenmenschen (und hierbei war es egal, ob es Mann und Frau oder Mann und Mann oder Frau und Frau war. Voll die coole Sache) miteinander vereinten. Sprich: Wenn sie ihre Pflanzenranken verknoteten. Ich wusste nicht wieso, aber das hörte sich unglaublich romantisch an. Und dabei mochte ich keine Romantik.

Die Persönlichkeit des dabei entstandenen Samens, bestimmte die Pflanzenart. Meist kamen aber auch, wie in Delilahs und Ophelias Fall, zwei oder mehrere Samen heraus, die dann sehr ähnliche Pflanzen mit einer ebenso ähnlichen Blütezeit wurden. Das Manns-Knabenkraut hatte eine Blütezeit von Mai bis Juni, weshalb sie nicht so oft vorkam und die Mücken-Händelwurz hatte eine Blütenzeit von Mai bis August. Ihre Eltern hatten sie nebeneinander gepflanzt und gewartet, wann sie blühen würden. Das bestimmte auch jeder Samen selbst, sagte Delilah, manche waren schneller, manche langsamer. Beide blühten Mitte Juni, weil das die kurze Zeit war, in der ihre Pflanzenarten eine gemeinsame Blütezeit hatten.

Das alles war leicht verwirrend, doch ich war dankbar, dass sie sich mir so öffneten.

Die Beiden erzählten mir auch, dass sie leider nicht wussten, was ihre Eltern für Pflanzen gewesen seien, doch Laetitia hätte die Vermutung, dass ihre Mutter eine Hundsrose, eine Rosa canina und ihr Vater entweder ein Sommerflieder, Buddleia, oder ein Stängelloser Enzian, Gentiana clusii, gewesen sein könnten. Da eine Hundsrose weiß bis leicht rosafarben und ein Stengelloser Enzian eher dunkelblau waren, konnte sich so diese dunkelrosa Farbe der Zwillinge gebildet haben. Doch dies seien nur Spekulationen, da die Persönlichkeit der Samen wie gesagt die Pflanzenart bestimmte und nicht welche Farbe die Eltern hatten.

Deshalb war Ophelias Pflanze weniger wuchtig als die von Delilah, weil sie weniger impulsiv und aufbrausend war, als ihre Schwester. Sie war eher schlicht in ihrer Persönlichkeit (ich zitiere Ophelia selbst! Ich würde ihre Persönlichkeit nicht als schlicht bezeichnen, aber gut).

Ich selber hatte keinen Peil, was das alles für Pflanzen waren, geschweige denn, wusste ich wie sie aussahen.

Da kramte Ophelia in ihrer Hosentasche, zog ihren Gepäckwürfel heraus und holte wieder um aus diesen einen Naturführer heraus. Ich staunte nicht schlecht, als ich dies sah.

„Du hast einen Naturführer dabei???"

„Ja, warum denn nicht?" Sie zuckte nur mit den Schultern. „Auch als Pflanzenmenschen kennen wir nicht jedes Wesen der Natur oder jede Pflanze"

„Wohl gemerkt, wir kennen fast jede, aber nun mal nicht alle", fügte Del hinzu.

„Zum Beispiel sind Pflanzenmenschen eine Seltenheit, die in ihrer Pflanzenform keinen Stängel haben", erklärte Ophelia weiter. „Das ist nämlich ziemlich unpraktisch. Außerdem sind dies auch meistens Arten, die sich an so genannten „Wirten" bedienen und diesen alle Nährstoffe entziehen. Nur die Samen mit den schlechtesten Persönlichkeiten, die bereits fiese Eltern haben, werden zu solchen komischen Pflanzen" Dann lächelte sie wieder so süß wie üblich. „Aber die meisten von uns sind ja total nett und haben selbst noch nie in ihrem Leben solche Schmarotzer gesehen"

Da erhob Delilah aber ihren Finger und ihre Stimme: „Nun ja, die Schuppenwurz, Laetitias Art, sind streng genommen auch Schmarotzer, aber... bei denen kann man komischerweise nicht über alle sagen, dass sie nen schlechten Charakter hätten. Siehe Laetitia selbst"

„Oh ja, das stimmt", überlegte ich. „Und welche habt ihr noch nie gesehen?"

Wie ich erfahren durfte, meinten die Beiden mit unangenehmen Pflanzenzeitgenossen Arten wie die Mistel, Stängellose Kratzdistel oder (scheinbar ganz übel) Seide. Keiner der drei Arten seien sie je begegnet, doch Laetitia hatte ihnen mal von einer Auseinandersetzung erzählt, die sie mal mit einer anderen Zauberin aus einer anderen Stadt gehabt hatte, die eine Seidenpflanze gewesen war.

„Sie hat gesagt, sie habe noch nie ein so arrogantes und scheinheiliges Wesen getroffen", beendete Ophelia die Erzählung.

„Dabei kennt sie Engel" Delilah ekelte sich förmlich vor den Gedanken an Engel.

„Tja, scheinbar sind Engel immer noch liebenswürdiger als Seide", überlegte ihre Schwester und musste kichern. „Dann sollte ich darauf achten, dass Del niemals einer begegnet"

Ihre Schwester verzog das Gesicht und auch ich musste lachen. Oh ja, wenn Delilah sich bereits mit Charlotte immer in die Haare kam, wie sollte das dann erst bei Seide werden, wenn diese tatsächlich so schlimm sein sollten?

„Aber man darf nie vergessen, dass es auch nette stängellose Pflanzenarten gibt. Den Weißen Mauerpfeffer zum Beispiel", lächelte Phel. „So einem sind wir auch noch nicht begegnet. In Lakaria wohnen eher Pflanzen mit Stängel"

Mir rauchte der Schädel.

„Oh, ich wollte dir ja alle zeigen", bemerkte Phel und ich musste sagen, ich hatte es auch vergessen.

Zuerst zeigte sie mir die Seite, auf der ihre beiden Arten waren, dann zeigte sie mir den Stängellosen Enzian, Sommerflieder, Laetitias Art und die Hundsrose. Anschließend alle Arten, die umstritten und als unangenehm galten und ja... die meisten wirkten wirklich etwas... seltsam. Dann zeigte sie auf etwas eiförmiges, das bedrohlich aussah, weil es voller Stacheln war.

„Was ist das??", fragte ich entsetzt.

„Das ist eine Weberkarde, eine Dipsacus sativus", erklärte Delilah sachlich. „Sie hat eine sehr interessante Art und Weise zu blühen und in Frankreich und Italien isst man sie als Gemüse"

Ich verzog das Gesicht und da mussten beide lachen.

Auch so einen, seien sie noch nie begegnet, was beide schade fanden. Na ja, man musste ja auch nicht alles kennen lernen oder jeden kennen.

Jedenfalls konnte ich, nachdem mir Ophelia alle von ihnen genannten Pflanzen mit einem Bild gezeigt hatte, sie mir gleich viel besser vorstellen. Dennoch hoffte ich, dass ich die Beiden eines Tages auch in ihrer Pflanzenform sehen könnte. Das wäre wirklich ein Traum.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro