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Gwyneths Entdeckung

erzählt von Rosalie


Als ich an nächsten Tag immer noch in dieser seltsamen, aber schönen Schlafposition erwachte, war mir erstmal unfassbar heiß. Dieser Schlafsack wärmte schon besser wie jede Heizung. Die Kombination Nyco und Schlafsack war der ultimative Wärmespender. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so geborgen gefühlt.

Während wir geschlafen hatten, hatten wir uns scheinbar nicht viel bewegt. Lediglich Nycos Hand, die zu Beginn der Nacht (besser gesagt, des Tages) noch auf meinem linken Oberarm geruht hatte, lag nun beruhigend auf meinem Kopf, als hätte er mich die ganze Nacht lang gestreichelt. Vielleicht hatte er es getan. Ich erinnerte mich nicht daran. Vermutlich war ich sofort eingeschlafen und eigentlich spielte es auch keine Rolle.

Ich fasste mich an den Kopf. Das Kopfweh war jedenfalls weg. Nyco war die beste Medizin. In seelischen, wie körperlichen Problemen.

Ich wandte meinen Kopf einwenig, um ihn ansehen zu können. Er wirkte nun viel ruhiger, wie sonst, wenn er schlief. So beseelt wie er schlief, hatte er vermutlich schon sehr lange nicht mehr geschlafen. Zumindest sah er so aus. Doch mir ging es da nicht anders. Komisch eigentlich.

Schlagartig wurde mir bewusst, wie dumm das langsam auf Charlotte und Ruben wirken musste. Immerhin schlief Nyco seit einigen Tagen nur noch in meinem Zelt und war gar nicht zu ihrem Gemeinschaftslager zurückgekehrt. Langsam konnte man es nicht mehr damit abtun, dass er nur mal nach mir sehen oder für mich da sein wollte, wenn ich einen Alptraum bekommen hätte. Der Kampf gegen die Soldaten war schon länger als eine Woche her. Doch in dieser Zeit war mehr passiert, als ich verkraftete. Ich hatte so viele schlimme Dinge erfahren, bei denen ich nicht wusste, wie oder wann ich sie verarbeiten sollte.

Zum einen war ich immer noch wütend auf die Zwillinge, weil sie mir erneut etwas Wichtiges aus meinem Leben verschwiegen haben.

Zum anderen war da meine Mutter. Die Hexe. Sie war nach achtzehn Jahren wieder Teil meines Lebens und das war tausendmal schlimmer, als das mit den Zwillingen. Bei denen wusste ich, dass ich ihnen eigentlich grundlegend vertrauen konnte, doch meine Mutter hatte so viel vergeigt, wie man nur vergeigen konnte und das, was mir Nyco letzte Nacht (oder Morgen) erzählt hatte, war vernichtend. Der Mandant war schuldig in allen Anklagepunkten.

Ich seufzte leise aus und beobachtete erneut den schlafenden Nyco. Es war merkwürdig, mit solchen Problemen zu tun zu haben. Ich war noch nie mit solchen Mutterproblemen konfrontiert gewesen, geschweige denn, in den Armen des süßesten Kerls des ganzen Universums gelegen. Oder in den Armen irgendeines Kerls. Okay, dies war allerdings eher weniger ein Problem, dennoch wusste ich nicht, wann oder ob ich jemals bereit für eine Beziehung mit ihm sein würde. Und ich wollte ihm unter keinen Umständen das Herz brechen oder ihm wehtun.

Ich rieb mir den Kopf. Wenn ich weiter so grübelte, würde ich erneut Kopfschmerzen bekommen von dem vielen Nachdenken.

Plötzlich bewegte sich die Hand in meinen Haaren und Nyco wandte den Kopf zu meinem. Ich sah etwas hoch, um sein Gesicht sehen zu können und flüsterte: „Guten Morgen" Dann fiel mir wieder ein, dass es streng genommen mitten in der Nacht war und so sagte ich: „Ich meine natürlich, gute Nacht"

Er miaute leise vor sich hin und murmelte brummig: „Gute Nacht, ja"

Ich stützte mich ab, setzte mich auf und sah ihn fragend und zugleich lächelnd an. „Du scheinst ziemlich gut geschlafen zu haben"

Auch er setzte sich auf, rieb sich durch die wuscheligen Haare und sah mich noch so völlig verwirrt an, wie man es nun mal tat, wenn man gerade aufgewacht war.

„Ja, irgendwie schon"

Ich legte den Kopf schief und nahm all meinen Mut zusammen. „Du schläfst eigentlich eher schlecht und unruhig, richtig?"

Er sah mich erstaunt an, nickte dann allerdings. „Ja, ich wache eigentlich immer mehrmals in der Nacht zuckend auf. Ich weiß auch nicht, warum" Dann lächelte verschmitzt wie ein kleiner Junge. „Aber neben dir war es etwas anderes. Ich bin zwar nach dir eingeschlafen, aber trotzdem hast du irgendwie geholfen"

Ich lief rot an und senkte schüchtern den Kopf. Er war so süß.

So sagte ich gerührt: „Danke, dass du immer so ehrlich zu mir bist"

Er lächelte etwas und schien sich darüber zu freuen.

Das was uns darauf folgend am Frühstückslagerfeuer in der Nacht inmitten der wunderschönen Oase in der beängstigenden Wüste Azrek erwartete, war allerdings weniger erfreulich. Wie nicht anders zu erwarten war, fiel Nycos Verhalten langsam auf und Ruben und Charlotte warfen uns merkwürdige Blicke zu. Selbst die Zwillinge schienen überrascht zu sein, dass Nyco erneut einen Tag bei mir geschlafen hatte. Wie gerne hätte ich mit ihnen darüber gesprochen. Doch nein, es war noch nicht Zeit dafür, ihnen erneut mein Vertrauen zu schenken. Die Einzige, die nicht überrascht und auch irgendwie nicht besonders interessiert an Nyco und mir zu sein schien, war Gwyneth. Vermutlich war es ihr egal, ob aus ihm und mir etwas wurde. Immerhin war Gwyneth so gelassen in manchen Dingen, sie würde sich bestimmt darüber freuen.

Wann sie allerdings nicht gelassen war, war in dieser Nacht. Sie sah noch nervöser aus, als gestern, bevor sie uns von ihrer Entdeckung berichtet hatte. Ich konnte mir schon denken, worum es ging.

„Leute, bitte esst etwas schneller", hetzte Gwyneth die ganze Zeit über.

„Himmel! Bist du heute lästig!", bemerkte Charlotte. „Ich meine, du bist ja immer irgendwie lästig, aber heute übertreibst du echt! Lass mich gefälligst mein Obstmüsli zu Ende essen"

„Es ist wichtig!", beteuerte Gwyneth.

„Mein Frühstück auch!"

Hilfesuchend sah Gwyneth zu mir und Ruben. „Leute, es geht um den König. Ich muss noch mal in den Schacht. Ich muss es einfach, okay?"

„Wie wir dir bereits gestern genauer erläutert haben", motzte Charlotte. „ist das viel zu riskant, außerdem unmöglich. Immerhin ist der Grund, warum wir dich erneut retten mussten, der, weil der Schacht, in dem du gestern rein geflogen bist, zugeschüttet wurde. Du kannst da nicht mehr rein"

„Auch ich bleibe bei meinem Standpunkt, dass ich Gwyneth Recht gebe", sagte nun ich und Charlotte sah mich wütend an. „Wir haben schon genügend Zeit hier betrödelt. Außerdem warst doch du diejenige, die sich anfangs immer bei mir beschwert hat, wie lang ich gebraucht habe, nach Lakaria zu kommen. Und jetzt möchtest ausgerechnet du, Charlotte, Zeit verschwenden? Ist das dein Ernst?" Sie knurrte mich einwenig an, doch ich zuckte nur mit den Schultern. „Ich bleibe dabei. Ich kann den Schacht wieder finden und vergrößern, so dass wir alle durchkönnen. Er ist bestimmt noch da"

„Du bist irre. Ihr seid alle irre", meckerte Charlotte.

„Ich bin auch kein Fan davon", murmelte Ruben nachdenklich.

„Dann lasst uns abstimmen", sagte ich bestimmend. „Wer Charlottes und Rubens Meinung ist, dass wir nicht versuchen sollten, Gwyneths Schacht wieder zu finden, hebt die Hand"

„Dürfen wir auch abstimmen?", fragte Ophelia und ich nickte.

Natürlich hoben Ruben und Charlotte die Hände und Nyco folgte ihrem Beispiel.

„Sonst niemand?", fragte ich ordnungsgemäß. Als ich sah, dass sich jeder sicher war, sagte ich: „Wer der Meinung ist, dass ich versuchen soll, den Schacht zu finden und zu vergrößern, der hebe jetzt die Hand"

Gwyneth und ich hoben die Hand... genauso die Zwillinge. Tatsächlich setzten sie sich für mich ein.

„Seid ihr alle sicher?", fragte ich jeden noch mal.

Die Zwillinge sahen sich unsicher an, nickten sich dann aber zu und anschließend mir. Auch Gwyneth wich nicht von ihrer eigenen Meinung ab. Und ich erst recht nicht.

Ich senkte meine erhobene Hand wieder, sah in die Runde und sagte: „Es steht vier zu drei. Das bedeutet, wir werden Gwyneths und meiner Bitte folgen, nach dem Schacht suchen und ich werde versuchen, ihn zu vergrößern"

„Ihr Menschen mit eurer doofen Demokratie", murmelte Ruben missmutig.

Nyco seufzte wehmütig und gab sich sichtlich geschlagen. Ich wusste, was er dachte und ich konnte mir denken, dass auch Ruben sich Sorgen um mich machte. Doch dieses Mal würde ich nicht übertreiben. Wenn es nicht klappen würde, müssten wir uns einen anderen Weg suchen.

Gesagt, getan.

So gingen wir nach dem Frühstück zurück zu dem Felsen, der Gwyneth verschluckt hatte. Außer Gwyneth und mir, schienen auch die anderen nervös zu sein. Ruben und Nyco vermutlich deshalb, weil sie darauf warteten, dass ich es wieder übertrieb und bewusstlos wurde. Doch da konnten sie lange warten. Das würde nicht passieren.

Heute galt es: Alles oder nichts.

„Bist du sicher, dass das das Richtige ist?", fragte mich Ruben unsicher.

Ich drehte mich zu ihm um, nickte und sagte: „Natürlich weiß ich nicht, ob wir tatsächlich den richtigen Weg gehen. Aber irgendwas müssen wir tun"

„Okay, sei vorsichtig"

Ich nickte und wandte mich wieder dem Felsen zu, während ich flüsterte: „Erde, komm zu mir"

Sofort verwandelte ich mich in mein Erden-Kleid und stand barfuss auf dem harten und mit kleinen Steinchen übersäten Boden.

„Erde, ich bitte dich, hilf mir, den Spalt wieder zu finden, den Gwyneth neulich entdeckt hat. Räume alle Steine, die ihn verdecken, aus dem Weg!", rief ich und streckte meine beiden Hände in die Richtung aus, in der sich der Fels befand.

Tatsächlich bewegten sich die Steine und schweren Brocken, die Gwyneth zugeschüttet hatten, schwebten in der Luft und ich bewegte sie schließlich mit meinem Händen ein paar Meter weiter weg und bildete aus ihnen einen Haufen. Es dauerte gewiss einige Minuten, bis ich fertig war und ich sah, wie die anderen mich beeindruckt beobachteten. Gwyneth und Ophelia hüpften abwechselnd aufgeregt auf und ab und konnten es kaum erwarten, dass der Spalt wieder zu sehen war. Schließlich war er wieder da, so wie er wohl ausgesehen hatte.

Ich klatschte in die Hände und drehte mich zu den anderen. „Und? Was sagt ihr? Hat doch super geklappt"

„Der Kraft aufwendigere Teil kommt ja auch noch, wenn ich mich nicht irre", brummte Ruben und ich spürte die Warnung darin.

Ich seufzte. „Keine Sorge. Ich pass schon auf"

„Muss ich dich daran erinnern, dass du das beim letzten Mal auch schon gesagt hast?"

„Du bist ja schlimmer als mein Dad"

„Schade, dass er jetzt nicht hier ist, sonst würde er bestimmt zu mir halten"

Ich lachte. „Nein, ich denke, er würde mich eher darin bestärken"

Ruben schüttelte den Kopf und stöhnte genervt auf.

Nyco prustete leise vor sich hin. Ich hatte ihm ja erzählt, wie mein Vater immer reagiert hatte, als ich noch klein gewesen war und Mist gebaut hatte. Oh ja, mein Vater hätte mich, indem was ich tat, bestärkt. So wie immer. Doch leider war er nicht hier.

„Lasst uns jetzt weiter machen", sagte ich, schritt zu dem Spalt hin und berührte ihn. Anschließend flüsterte ich: „Erde, bitte vergrößere diesen Spalt für uns, damit wir hindurch können"

Mit einem lauten Tosen und Rumpeln wurde er breiter und höher, so dass jeder von uns problemlos durchgehen konnte. Es war sogar möglich nebeneinander herzugehen. Die Anderen liefen neugierig zu mir und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, wie sich der Spalt von selbst langsam nach hinten und in die Breite zog. Ich war selbst erstaunt, dass es ohne Schwierigkeiten klappte.

Ich nahm mir Nycos Ratschlag sehr zu Herzen, immer gut und anständig mit den Elementen zu sprechen und dies schien wirklich Wirkung zu haben.

Irgendwann hörte das Tosen und Rumpeln auf und mit einem lauten „Bumm!" war es totenstill.

„Schätze, das ist das Ende des Tunnels", bemerkte ich. „Wir können reingehen. Erde, du darfst gehen", sagte ich und das Element verließ mich und hinterließ mich wieder in meinem ursprünglichem Aussehen.

Gwyneth atmete laut ein und aus, um sich zu beruhigen.

„Ich hoffe sehr, wir finden etwas darin", sagte sie, während wir den Tunnel betraten. „Nicht, dass es eine falsche Fährte war und ich mich getäuscht habe"

„Ich hab irgendwie nicht das Gefühl, dass du dich getäuscht hast, Gwyneth", murmelte ich und legte meine Hand freundschaftlich auf ihre Schulter und sie sah mich an. „Von dem Tunnel geht eine komische Stimmung aus. Findet ihr nicht?"

„Ja, er fühlt sich falsch an", murmelte auch Nyco und Ruben sagte: „Ja, er riecht seltsam"

„Der Wahnsinn scheint hier allgegenwärtig zu sein", sagte nun Charlotte.

„Rosalie, würdest du uns Licht machen?", fragte Ruben.

Im ersten Moment wusste ich nicht, was er meinte, verstand es dann aber, rief das Feuer und flüsterte: „Bitte mach uns Licht, damit wir etwas sehen können"

Da entflammte ein Flämmchen auf meiner rechten Hand und ich war erstaunt, dass es nicht schmerzte. Im Gegenteil. Die Wärme, die davon ausging, war total angenehm. Verwirrt sah ich nun Ruben an: „Und jetzt? Soll ich jetzt die ganze Zeit so herum laufen? Ich weiß nicht, ob die Verwandlung mir recht viel von meiner Kraft nimmt"

„Stimmt, wir brauchen etwas als eine Art Fackel", überlegte Ruben.

„Oh, wartet", sagte Gwyneth, konzentrierte sich und ließ zwischen ihren Händen eine riesige Rose erscheinen, die sie prompt mir reichte. „Hier"

„Ich soll eine Rose als Fackel benützen?", fragte ich verwirrt, doch sie nickte mir auffordernd zu und ich zuckte mit den Schultern und zündete die Rose, die so groß wie mein ganzer Oberkörper war, mit meinem Feuer an. Tatsächlich klappte es sofort und das Flämmchen behielt seine Größe und ich verabschiedete das Element wieder.

„Was ich mich auch frage, wie konnten die Soldaten immer in ihr Quartier gelangen, wenn man nur in klitzekleiner Form hineingelangen kann?", wunderte sich Gwyneth.

„Bestimmt gibt es irgendwo einen Geheimgang", sagte Ruben. „Anders geht es nicht. Immerhin sind Soldaten immer noch Menschen, egal, wie wahnsinnig sie sind. Sie haben keine spirituellen Fähigkeiten und können sich nicht schrumpfen"

„Außer", überlegte ich. „außer sie haben tatsächlich zu einem Gott gebetet, der ihnen die Fähigkeit gibt, sich zu verkleinern"

„Das ist total verrückt", meckerte Charlotte. „So einen Gott gibt es nicht. Und ich muss es wissen, immerhin bin ich ein Engel"

Ich verdrehte genervt die Augen und verschränkte die Augen, während wir gingen.

„Ich meine ja nur. Die Königin wurde wahrscheinlich auch mit einem Mittel vergiftet, von dem ihr dachtet, so etwas gibt es nicht. Mittlerweile ist für mich alles denkbar und möglich", argumentierte ich.

„Wir wissen nicht, ob sie vergiftet wurde" Charlotte ließ nicht locker, doch ich auch nicht. „Man verliert nicht von einem Moment auf den anderen jegliche Lebensfreude und Lust auf Essen und Trinken. Egal, wie depressiv man ist. Man wird nicht so wie sie"

„Du musst es ja wissen", kam es wieder um kaum hörbar von Charlotte.

Ich seufzte erneut und ließ es dabei bleiben. Klar, ich kannte mich mit Depressionen nicht besonders aus und kannte auch glücklicherweise niemanden mit dieser Krankheit, doch mittlerweile war es so verbreitet und so viele Menschen hatten sie, dass man dadurch auch mehr darüber wusste. Noch für zehn Jahren sah es hierbei ganz anders aus. Es deprimierte mich jedes Mal, wenn ich im Fernsehen sah, wie viele Leute Depressionen hatten. Wieso war das so? War die Welt so schlecht?

Langsam machte ich mir Sorgen, ob der Tunnel nicht doch zu breit und auffällig war. Ich wollte nicht, dass uns die Soldaten meinetwegen bemerkten. Deshalb drehte ich mich immer wieder prüfend um, ob uns auch ja niemand folgte. Bis jetzt schien die Luft rein zu sein.

Allerdings nicht für Ruben.

„Urgh, dieser Geruch wird auch immer schlimmer", sagte er und hielt sich mit blassem Gesicht die Nase zu.

Wir schnupperten in die Luft und rochen es plötzlich auch.

„Das ist Weihrauch!", kam es mir. „Wieso hab ich das nicht früher gerochen?"

„Vermutlich, weil du nur die Nase eines Menschen hast", antwortete Ruben, ohne eine Spurt Boshaftigkeit und weil ich wusste, dass er Recht hatte, war ich ihm auch nicht beleidigt.

Wir Menschen hatten nun mal nicht so einen guten Geruchssinn wie Tiere, besonders wie Hunde.

„Und vermutlich sind wir bald da", wandte Nyco ein.

„Was ist das denn?", wunderte sich Charlotte und war stehen geblieben, um verdutzt einen kleinen Seiteneingang zu beäugen.

„Vielleicht ihr Schlaftrakt", überlegte Ruben.

„Der ist mir gar nicht aufgefallen", bemerkte Gwyneth.

„Den kann man auch leicht übersehen", sagte Charlotte so einigermaßen freundlich und Ruben trat an ihre Seite und begutachtete ebenfalls den Eingang skeptisch. „Ich hab ihn ja auch nur gesehen, weil ich wenige Meter entfernt daran vorbei gegangen bin. Von oben und mit deinen kleinen Schmetterlingsfüllern konntest du ihn bestimmt nicht sehen"

Gwyneth ging in die Denkerpose und nickte zustimmend und auch ich musste zugeben, dass das ganz plausibel klang.

„Lasst uns weitergehen", beschloss Ruben, nachdem die intensive Analyse des Eingangs nichts ergeben hatte, doch Nyco und die Zwillinge blieben gespannt stehen und sahen in die Richtung, aus der wir gekommen waren.

„Ich nehme Schritte wahr", murmelte Delilah und Ophelia bestätigte: „Ich auch" und klammerte sich an ihre Schwester.

„Jemand hat den Tunnel bemerkt", bemerkte Nyco.

Argh, verdammt! Ich hatte geahnt, dass er auffallen würde. Ich hätte ihn doch sofort nach uns schließen sollen. Doch ich dachte, dass wir ihn noch für eine eventuelle Flucht gebrauchen hätten können.

„Schnell! Versteckt euch!"

Ohne mit der Wimper zu zucken, schob uns Nyco in den Seiteneingang und stellte sicher, dass man uns im Dunkeln nicht sah, legte den Finger an den Mund und machte leise „Pscht". Gerade noch passten wir alle hinein und Nyco blieb ganz vorne stehen und zückte seine Wurfsterne. Kaum einer traute sich zu Atmen, um ja nicht laut genug zu sein. Mir stockte sowieso der Atem, da Nyco so dicht vor mir stand, dass man mich hinter ihm bestimmt nicht sah und ich ihn einfach von hinten umarmen hätte können. Sein Geruch wehte mir in die Nase und gerade noch konnte ich ein verträumtes Seufzen unterdrücken.

„Bin ich froh, dass keiner von euch nach Schweiß riecht", flötete Charlotte.

„Pscht!!", machte Nyco.

„Ja ja..."

„Pscht!!"

„Soll ich das Feuer ausmachen?", fragte ich und hatte Schwierigkeiten, Nyco nicht den Rücken abzufackeln.

„Versteck es hinter deinem Rücken", flüsterte mir Ruben zu.

„Okay", flüsterte ich ebenfalls und hielt die Rosenfackel hinter meinem Rücken, achtete aber darauf, meine eigenen Haare nicht zu verbrennen.

„Und jetzt Ruhe", zischte uns Nyco zu.

Erneut hielten wir alle die Luft an und dieses Mal entlockte sich Charlotte keinen doofen, unangebrachten Spruch.

Ich betete, obwohl ich nicht religiös war und hoffte, dass irgendein Gott mein Gebet erhören würde. Ich wollte nicht, dass die Soldaten uns erwischten, nur, weil ich den Tunnel zu breit und zu auffällig zurück erschaffen hatte.

Bitte, bitte, bitte, lass alles gut gehen.

Die Schritte kamen immer näher und wurden ebenso immer lauter. Die Soldaten waren bald bei uns.

Buddha, Allah, Gott oder sonst wer, bitte, rettet uns.

Ich atmete erleichtert aus, als alle Soldaten an uns vorbei liefen.

Außer einer.

Der blieb genau vor unserer Nase stehen, ungeachtet von den Anderen, und starrte uns an. Zum Glück schien ihm allerdings nicht bewusst zu sein, dass er uns anstarrte. Er schnaubte wütend vor sich hin und ich wusste, wie gut die Instinkte von Soldaten waren. Wir waren so gut wie tot. Ängstlich krallte ich mich mit der linken Hand, die nicht die Rosenfackel hinter den Rücken hielt, in Nycos und drückte mich wie ein kleines Häschen unemanzipiert an ihn. Ich war nur froh, dass es viel zu dunkel war, um mich sehen zu können. Doch ich konnte spüren, wie Nyco leicht irritiert den Kopf zu mir wandte.

Der Soldat schritt immer näher an uns heran und bald würde er genau vor Nyco und Ruben stehen. Ich musste etwas tun.

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, holte die Fackel hinter meinem Rücken hervor, ließ Nycos Pullover los, den ich immer noch festgehalten hatte und flüsterte ihm, so leise ich konnte, ins Ohr: „Bitte nimm du die Fackel. Ich hab eine Idee"

„Rosalie, nein", flüsterte er zurück, doch da hielt er sie bereits in der Hand. „Rosalie, was hast du vor?"

Ich erwiderte nichts und flüsterte, kaum hörbar: „Erde, komm bitte zu mir, so leise du kannst und sorge dafür, dass ich mich nicht zu auffällig verwandle"

Tatsächlich bekam es das Element hin, mich so zu verwandeln, dass man es selbst in der dunkelsten Dunkelheit nicht bemerkte. Denn eigentlich verhüllten mich die Elemente in helle Strahlen, wenn sie sich mit mir verbanden. Doch es klappte. Kein einziger Funken wurde versprüht, während das Element zu mir kam.

„Lenk den Soldaten von uns ab. Wirf einen Stein von der anderen Seite", befahl ich und das Element gehorchte.

Alle, außer mir, selbst der Soldat, zuckten bei dem Klacken, dass der Stein von sich gab, als er zu Boden fiel, zusammen. Das Element hatte einen Stein zu Boden fallen lassen, der einige Meter von uns entfernt, in Richtung des Inneren, sein Übriges tat. Der Soldat lief sichtlich verwirrt dorthin, sah sich um, konnte natürlich nichts entdecken und folgte seinen Kumpanen ins Innere des Tunnels, dort wo vermutlich die Zeremonie abgehalten wurde, die Gwyneth gesehen hatte.

Ich atmete erleichtert auf, genauso wie alle anderen und bedankte mich bei meinem Element und es entließ mich. Sofort verließen wir unser Versteck und waren froh, über unsere Freiheit.

„Das war echt knapp!", sagte Gwyneth und hielt sich aufgeregt die Hand auf ihr Herz.

„Ja, das war es", murmelte Nyco. „Wir müssen besser aufpassen"

Anschließend wandte sich Ruben an mich: „Das war wirklich gut. Ich hätte nicht gedacht, dass du das Element bitten kannst, deine Verwandlung unauffälliger zu machen"

Ich zuckte lächelnd mit den Schultern und erwiderte: „Um ehrlich zu sein, war ich mir selbst nicht sicher, ob das klappt. Aber ich dachte mir, ich probiers einfach aus, sonst weiß ich es nie"

„Das hätte uns ins Gefahr bringen können", maulte Nyco, drückte mir die Fackel wieder in die Hand und verschränkte missmutig die Arme.

Ich sah ihn herausfordernd und flirtend an. „Das waren wir sowieso"

„Also, ich fands echt cool!", freute sich Ophelia und hüpfte auf und ab.

„Ja, das war fantastisch, Rose", bestätigte Delilah und sah mir mit dezentem Lächeln intensiv in die Augen und ich ihr.

In diesem Moment wurde uns wohl beiden bewusst, wie sehr wir einander vermissten.

„Lasst uns weitergehen, okay? Wer weiß, wer noch alles den Tunnel bemerkt", unterbrach Ruben und schritt voran.

Wie immer folgten wir ihm wie Entenbabies und ich hoffte, dass ich nicht erneut um ein Wunder beten und uns niemand begegnen würde.

Zum Glück blieben wir tatsächlich die letzten Meter zu unserem Ziel, dem Hauptquartier der Soldaten, unentdeckt und mussten uns nicht mehr verstecken. Bald konnte ich sogar die Rosenfackel ausmachen, da das Hauptquartier deutlich vor uns zu sein schien und uns hell entgegen leuchtete. Mein Herz schlug schneller als sonst, so aufgeregt war ich. Was würde uns erwarten? Was war das für eine Zeremonie, die Gwyneth beobachtet hatte? Würde der König hier sein? Doch mein Gefühl sagte mir, dass er hier war. Dass die wahnsinnig gewordenen Soldaten etwas mit seinem Verschwinden zu tun hatten. Was würde uns erwarten?

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