Finde die Blumen
erzählt von Rosalie
Ab und an wachte ich in der Nacht auf und hätte am liebsten auf die Uhr oder mein Handy geschaut, doch mein Handy hatte nach der Überschreitung ins Paralleluniversum den Geist aufgegeben und selbst wenn nicht, hätte es mir nichts genützt. Lakaria hatte immerhin eine andere Zeitmessung.
Trotz der unbequemen Sitzhaltung konnte ich erstaunlich gut schlafen, so erschöpft war ich. Auch die Anderen schienen gut und tief zu schlafen. Nur Nyco zuckte immer noch viel zu häufig im Schlaf. Es interessierte mich brennend, was er wohl träumte. Ob es Alpträume waren oder ob er vielleicht von seiner Vergangenheit träumte.
Bald, viel zu früh, weckte mich Ruben. Es war aller höchstens sieben Uhr morgens, da es noch fast dunkel war. Gwyneth und Charlotte streckten sich bereits und Nyco sah sich um, ob er feindliche Soldaten erblickte.
„Wie geht's dir?", fragte mich Ruben sofort.
„Besser", sagte ich wahrheitsgemäß.
Zwar war es mir immer noch peinlich, wie wenig Ausdauer ich hatte, dennoch war ich froh, dass mir scheinbar nicht mal Charlotte meine gestrige Schwäche böse nahm.
Ich warf einen Seitenblick auf den König, der immer noch nicht ins Reich der Wirklichkeit zurückgekehrt war und sagte: „Sehr im Gegensatz zum König, was?"
Ruben seufzte. „Ja, leider unverändert"
„Mir ist der Name des Typen auf dem Gemälde wieder eingefallen", flüsterte Nyco. Ruben und ich sahen ihn erwartungsvoll an. „Ich verstehe selbst nicht, wie ich diesen vergessen habe können"
„Na, sag schon", forderte Ruben ihn ungeduldig auf.
Nyco seufzte schwer. „Herzog Jonasan"
„Waaaas?" Nach anfänglichem Schock seitens von Ruben, ging er in die Denkerpose und murmelte: „Hm, das könnte tatsächlich stimmen. Das ist echt heftig"
Ich verstand gar nichts.
Doch da flüsterte Nyco plötzlich:„Die Luft ist rein. Wir können gehen"
„Wir nehmen wieder den König", nickte Ruben und sah dann uns Mädels an. „Könnt ihr uns Rückendeckung geben?"
„Natürlich" Charlotte stellte sich noch gerade hin, wie nicht eh schon und wirkte dadurch noch größer und noch viel schöner.
Gwyneth erwiderte weniger motiviert und gähnte.
Auch ich gähnte kurz und mein Magen gab ebenfalls seinen Senf dazu.
„Ja, lasst uns gehen, sonst isst sich mein Magen selbst auf", lächelte ich, obwohl ich mir nicht sicher war, ob mein Körper nach gestern Abend bereits die Kraft wieder hatte, ein Element zu rufen. Auch der ständige Hunger machte mir Sorgen und zerrte an mir.
Ruben und Nyco hievten also den schweren König hoch und legten sich je einen Arm von ihm um. Ich war dankbar, dass beide so kräftig waren. Charlotte zückte augenblicklich zwei ihrer drei Schwerter und Gwyneth ließ ebenfalls einen kleinen Rosenzauber zwischen ihren Händen wachsen. Stetig für einen spontanen Angriff bereit.
Da ich der Ansicht war, dass weder das wuchtige Erdenkleid, geschweige denn das ewig lange Wasserkleid mir bei einer schnellen Flucht eine Hilfe sein und mir sogar eher im Weg umgehen würden und es mir für das Luftkleid viel zu kalt war, entschied ich mich für Element Feuer, das ich rief. Dieses hatte nämlich auch den tollen Nebeneffekt, das es mich immer wärmte. Außerdem hatte es eine Hose und so musste ich keine Angst haben, dass irgendjemand durch den leichten Wind, der heute ging, meine Unterwäsche sehen würde. Ja, ich dachte in so einer Situation an so was. Das sprach entweder für oder gegen mich. Entscheidet selbst.
„Bist du schon wieder stark genug dafür?", fragte mich Gwyneth besorgt.
Ich erwiderte mit einem selbstsicheren Lächeln und Nicken. „Es muss gehen"
Nun sah sie mich noch besorgter an. Ich weiß, dass ich, was das betraf, wahrscheinlich zu ehrgeizig war.
„Mit mir ist alles gut. Beeilen wir uns"
Während wir hinter Ruben und Nyco hinterher trotteten, schweiften meine Gedanken immer wieder zu den Zwillingen, ob es ihnen gut ging und ob sie vielleicht genauso ausgehungert waren wie ich.
Doch schon bald unterbrach Gwyneths freudige Stimme meine Gedankengänge: „Leute, ich hab eine Idee"
Die Jungs ächzten etwas vor sich hin, blieben allerdings nicht stehen. Gwyneth deutete dies als Zeichen, einfach drauf los sprechen zu dürfen.
„Wir würden uns erheblich Zeit sparen, wenn wir uns aufteilen würden. Wenn ihr den König ins Lager bringt und ihn versorgt und jemand mit Rosalie mitgeht, um die Zwillinge zu suchen"
„Was habt ihr nur immer mit aufteilen?", meckerte Ruben.
„Recht hat sie eigentlich", kommentierte Charlotte. „Es ist nicht nötig, dass ihr dreifache Rückendeckung habt. Ich sollte auch völlig ausreichen, vor allem, weil ich bezweifle, dass uns die Soldaten angreifen werden"
„Wie kannst du dir da so sicher sein?" Die Skepsis war immer noch nicht aus Rubens Stimme gewichen.
„Ich glaube es einfach nicht. Sie müssen erstmal ihre Wunden lecken" Dann warf sie arrogant ihre langen, blonden Haare nach hinten und hätte Gwyneth und mich fast mit ihren Schwertern aufgespießt. „Außerdem müssten meine drei Schwerter und ich völlig ausreichen"
Ich warf ihr einen genervten Seitenblick zu. Wie konnte man nur so eingebildet sein?
Die Jungs blieben stehen, drehten sich ebenso genervt zu uns um und warfen dem Engel unserer Gruppe einen viel sagenden Blick zu.
„Komm schon, Ruben", wandte nun wieder Gwyneth ein und sah den Hundemenschen mitleidsvoll an. „ich weiß doch, dass du dich wohler fühlen würdest, wenn die Zwillinge wieder da wären. Also, lass Rosalie und mich sie suchen, damit du beruhigter bist" Dann sah sie zu mir. „Und Rosalie natürlich auch"
„Denkt ihr wirklich, dass ihr alleine klar kommt?", fragte nun Nyco in Besorgnis getränkt in meine Richtung.
„Wie ich bereits vorhin Gwyneth erläutert habe, ist mit mir wieder alles in Ordnung" Ich verschränkte selbstsicher die Arme und sah ihm intensiv in die Augen. Doch so hart wie ich tat, war ich natürlich nicht. Ein leichtes Lächeln entfuhr mir dennoch.
Nyco seufzte lange, sehr lange, aus, bis er sagte: „Dann sei es so"
Gwyneth und ich grinsten beide wie zwei Honigkuchenpferde, Gwyneth klatschte sogar noch äußerst euphorisch in die Hände und ich versicherte: „Wir kommen sofort zurück, nachdem wir Delilah und Ophelia gefunden haben"
Beide warfen uns noch sorgenschwere Blicke zu, seufzten erneut und ließen uns gehen. Wie von der Tarantel gestochen, liefen Gwyneth und ich los. Oder besser gesagt, Gwyneth flog und ich lief. Manchmal war es schon ein bisschen unfair, dass ich nicht fliegen konnte.
So leise wir nur konnten, schlichen wir um den kompletten Fels herum, in dem sich das Hauptquartier befand (oder befunden hatte??), sahen uns immer wieder um, ob Soldaten da waren und Gwyneth hielt von der Luft aus Ausschau. Es schien alles gut zu sein. Gut so. Denn ich spürte, dass meine Kräfte noch nicht vollständig zurückgekehrt waren. Die Nacht war zu kurz gewesen, um sie komplett zu regenerieren. Doch das hätte ich vor Ruben und Nyco nie zugegeben und ich wollte auch nicht, dass es Gwyneth unbedingt bemerkte. Schnell die Zwillinge finden. Das war das Wichtigste.
Es dauerte eine Ewigkeit, bis wir den Fels umrundet und jedes Gebüsch und jeden Baum genauer untersucht hatten. Langsam wurde ich panisch und wütend. Wo konnten sie nur stecken?
Ich fluchte und fluchte und kickte stinksauer auf mich selbst, kleine Steine aus dem Weg. War es so unmöglich für mich, meine besten Freundinnen in ihrer Pflanzengestalt wieder zu finden? War ich so unfähig?
„Sei nicht sauer", ertönte plötzlich Gwyneths Stimme hinter mir und ich spürte ihre Hand auf meiner Schulter ruhen. „Sie sind hier irgendwo. Das spür ich. Sie haben sich allerdings so gut versteckt, dass selbst wir sie nicht finden können. Das ist doch gut. So konnten die Soldaten sie erst recht nicht finden und mitnehmen"
Ich verschränkte immer noch wütend die Arme voreinander.
„Hoffentlich hast du Recht und die Soldaten haben sie nicht gefunden"
„Na klar"
„Aber vielleicht haben sie sie doch gefunden und deshalb finden wir keinen Hinweis auf die Beiden"
„Ach Quatsch!" Gwyneth schlug mir mit der Hand, die auf meiner Schulter geruht hatte, aufmunternd auf den Rücken. „Kopf hoch, wir finden sie. Wir sind doch immer hin der Schmetterlingspart und der Menschliche Part der Fünf Krieger" Sie zwinkerte mir zu.
Ich seufzte und lächelte sie an.
Ruhig Blut, Rosalie, wenn du den Verstand verlierst, hilft das auch niemanden, tadelte ich mich selbst.
Während ich erneut in Gedanken versunken war, lief Gwyneth hinter ein Gestrüpp, das wir eigentlich schon durchsucht hatten und rief, bevor ich sie darauf hinweisen konnte: „Was sind die Beiden noch mal für Pflanzen?"
„Aber Gwyneth, wir..."
Sie kuckte aus dem Gebüsch hervor, was trotz all meiner Hektik und Panik im Kopf irgendwie niedlich aussah.
„Welche Farbe haben sie?", wiederholte sie.
„Rosa", rief ich und kam zu ihr hingelaufen. „Delilahs Pflanze hat überall auf den Blättern noch zusätzlich rosa Punkte"
„Interessant", kicherte Gwyneth. „Deine Freundin Delilah ist mit ihrer Pflanzenart schon ein bisschen auffällig, oder?"
Sie zeigte tatsächlich auf ein Manns-Knabenkraut, mit dem unverkennbar, rosa Punkten und einer dagegen zierlich und unauffällig wirkenden Mücken-Händelwurz, die einen fröhlichen Vanilleduft verbreitete.
Plötzlich erhellten sich beide und meine Freundinnen standen vor mir. Eine von ihnen –natürlich Ophelia- umarmte mich sofort stürmisch.
„Rose! Wir dachten schon, du kommst gar nicht mehr! Bei meinem Duft, freu ich mich dich zu sehen", verkündete sie.
Nachdem sich Ophelia ausgetobt hatte, ließ sie nun auch ihre Schwester mich umarmen und weil sie so glücklich war, wurde Gwyneth ebenfalls in ihre freudige Begrüßung involviert.
Noch währenddessen murmelte Delilah finster: „Ich kann doch auch nichts für meine Punkte"
Gwyneth rieb sich am Hinterkopf. „So war das doch gar nicht gemeint"
„Wo sind denn die Anderen?", fragte Ophelia und sah sich suchend um.
„Wir haben uns aufgeteilt, weil der König dringend verarztet werden musste und Gwyneth und ich euch unbedingt suchen wollten", erklärte ich.
„Oh!", rief Ophelia. „Dann habt ihr ihn tatsächlich gefunden! Ich hätte nicht geglaubt, dass er sich wahrhaftig im Hauptquartier befindet"
„Jup, wir konnten ziemlich interessante Dinge herausfinden", grinste Gwyneth.
„Oh, wirklich??"
„Aber erzählt uns das lieber, wenn wir wieder bei den anderen sind", mischte sich Delilah ein und legte ihrer Schwester eine Hand auf die Schulter. „Mir ist nicht wohl dabei, hier rum zu stehen, zu tratschen und eventuell ein Ziel für wahnsinnige Soldaten zu sein"
„Bei meinem Duft, bist du wieder dramatisch, Del", kicherte Ophelia.
Diese verschränkte die Arme und sah wütend zur Seite. „Außerdem hab ich Hunger. Da ist mit mir nicht gut Kirschen essen"
Ihre Schwester und ich kicherten und behielten unsere Kommentare für uns. Wenn Delilah hungrig war, war sie noch fieser als ich, wenn ich wütend war. Und das heißt was!
Dennoch mussten wir ihr alle beipflichten, da wir alle hungrig waren und dass es wohl wirklich keine gute Idee war, schutzlos herum zu stehen. Ich gab es immer noch nicht gerne zu, doch, falls uns Soldaten angreifen würden, würde ich im Kampf Gwyneth keine Hilfe sein. Doch das sprach ich natürlich nicht laut aus.
Wir beeilten uns und gingen dabei so schnell, dass wir schon fast liefen, damit wir so bald wie möglich wieder bei Nyco, Ruben und Charlotte waren. Gwyneth und ich hatten den Zwillingen in Kurzfassung erklärt, dass wir fliehen und die Oase verlassen mussten, da die Soldaten nun von unserer Anwesenheit Bescheid wussten und uns suchten.
Im Lager angekommen, hatte uns ausgerechnet Charlotte eine kleine Suppe gekocht, weil Nyco und Ruben mit der Pflege des Königs beschäftigt gewesen waren und Ruben sie darum gebeten hatte, damit wir diese sofort essen konnten. Sie hatten bereits von dieser gegessen und versucht, dem König auch etwas einzuflössen. Nach Rubens und Nycos enttäuschten Gesichtsausdrücken zu urteilen, war ihnen das leider nicht gelungen. Ich warf einen raschen Seitenblick auf den König. Er lag immer noch völlig regungslos und unverändert da. Das Einzige, das sich zu vorher unterschied, war seine Hautfarbe, die tatsächlich wenigstens etwas gesünder aussah und die vielen Verbände, die sie um ihn gelegt hatten.
Nachdem wir eilig gegessen hatten, wuschen wir schleunigst das benutzte Geschirr ab und halfen den Jungs und Charlotte unser Lager zu räumen. Möglichst so, dass die Soldaten nicht erkennen konnten, wo es gewesen war. Gruselig.
Während die Zwillinge ihre vielen Kissen und Decken, auf denen sie zu schlafen pflegten, zurück in ihre Gepäckwürfel verfrachteten und leicht geknickt zu sein schienen, beteuerten sie immer wieder, wie schade es sei, die Oase verlassen zu müssen. Doch alle schönen Dinge hatten ihr Ende.
Irgendwann fragte sie Ruben: „Zwillinge, Rosalie und Gwyneth haben euch von den Vorfällen erzählt, oder?"
„Wir wissen nur, dass wir fliehen müssen, weil die Soldaten nach uns suchen", sagte Ophelia und sah ihn dabei mit großen, naiven Augen an.
„Und dass ihr den König gefunden habt, sehen wir selbst", murmelte Delilah und zeigte auf den bewusstlosen König.
„Gut, dann reden wir später darüber"
Delilah schnaubte kurz böse auf. Vermutlich, weil ihr nicht gefiel, dass sie und Ophelia keine Auskunft bekamen. Zumindest noch nicht. Doch Ruben hatte Recht. Jetzt hatten wir keine Zeit für nähere Erläuterungen, wir mussten so schnell wie möglich die Oase verlassen. In der Wüste würde es den Soldaten hoffentlich nicht so leicht fallen, uns zu finden. Außerdem, so sagte zumindest Ruben, würde der natürliche Wind, der in der Wüste blies, unsere Spuren sowieso schnell verwischen, ohne dass wir es tun mussten. Ich für meinen Teil hatte da nicht so große Hoffnungen wie er, aber na ja. Doch ich versuchte auf Rubens Vertrauen zu vertrauen, denn das war im Moment, das einzige, was ich hatte. Wenn jemand so was wusste, dann ein Hundemensch wie er. Ein Hundemensch, der sein Leben lang auf Situationen wie diese, trainiert worden war.
Natürlich überhörte er Delilahs schnippisches Schnauben nicht, sah sie ernst an und sagte: „Die Soldaten werden bald hier sein und alles nach uns absuchen. Umso schneller wir hier weg sind, desto besser. Oder seid ihr scharf auf einen Kampf?" Nun sah er sie noch durchdringender an. Als beide eingeschüchtert den Kopf schüttelten, fuhr er fort: „Das denk ich mir. Außerdem wird uns der König vor der Nase davon sterben, wenn wir ihn nicht sofort zurück nach Lakaria bringen, wo wir bessere medizinische Möglichkeiten haben, als hier"
Seine Formulierung mit vor der Nase davon sterben, irritierte mich etwas, da dies nun wirklich nicht Rubens Art war. Das war etwas, was Delilah oder Charlotte oder gegebenenfalls auch ich, sagen würden, doch kein todernster Hundemensch.
„Ist ja gut", winkte Delilah ab. „Wir sind fertig und startbereit"
Zur Demonstration, wies sie Ruben auf die Stelle der Wiese, in der sich ihr Stapel an Kissen und Decken befunden hatte, hin.
„Sehr gut", murmelte er und wandte sich an alle anderen. „Seid ihr auch soweit?"
„Fast, ich hab noch Probleme mit meinem Zelt", sagte ich und Charlotte seufzte genervt.
Ich weiß, dass ein Zelt unpraktisch war, darauf hatten mich die anderen schon mehrmals in der Wüste aufmerksam gemacht, doch ich konnte mir einfach nicht vorstellen auf dem Boden zu schlafen oder so, wie es die Zwillinge taten. Inmitten eines Meeres aus Kissen, Decken und dem Boden viel zu nahe. Nicht, dass ich mich vor der Natur ekelte, aber beim Schlafen war ich eine Tussi.
„Du könntest es einfach mit einem Luftzug zusammen klappen", neckte Charlotte wenig hilfreich.
Daraufhin warf ich ihr einen bösen „Ist das dein Ernst?"-Blick zu.
„Es ist besser, wenn sie ihre Kräfte für spätere Angriffe schont", half mir wenigstens Nyco und sah mich viel sagend an.
Vermutlich merkte er, dass ich eigentlich noch gar nicht bereit für einen Kampf und viel zu schwach wäre. Allerdings war er so freundlich und erläuterte dies nicht vor den anderen.
„Warte, ich helf dir", sagte er und im Nu war das doofe Zelt endlich zusammen gebaut und verstaut in meinem Gepäckwürfel.
Ich schwöre, in der Zeit in der Wüste war mir der Abbau des Zeltes nicht so lästig vorgekommen. Vermutlich war es jetzt nur gerade deshalb so, weil wir im Stress, in Eile und auf der Flucht waren. Die leichtesten Dinge klappten halt einfach nicht mehr, wenn man in Eile war.
Ich lächelte ihn dankbar an und achtete wie immer darauf, nicht allzu verliebt auszusehen. Er erwiderte mein Lächeln verlegen.
Dann wandte er sich von mir ab, stand auf und sagte: „Ruben, wir sind auch so weit"
„Dann können wir gehen", verkündetete dieser.
Ich stand ebenfalls auf und wir alle nickten ihm zu. Wir waren bereit.
„Nyco und ich werden uns damit abwechseln, den König zu tragen"
„Das wird aber sehr anstrengend", äußerte sich Gwyneth und sah zweifelnd zum bewusstlosen König. „Seid ihr euch sicher, dass ihr das einige Nächte und stundenlang schafft?"
„Da muss ich der Naiven zustimmen", pflichtete ihr Charlotte zu.
„Ja, dadurch sind wir ein gefundenes Fressen für wahnsinnige Soldaten", sagte nun auch ich.
„Ich weiß, optimal ist es nicht, aber es geht nicht anders", seufzte Ruben und man sah ihm an, wie wenig überzeugt er von seinem eigenen Einfall war. „Aber habt ihr eine bessere Idee?"
„Ich würde ja sagen, dass ich mit Element Luft was tun könnte, aber, falls uns dann jemand angreifen würde, wären meine Kräfte bestimmt schon so geschwächt, dass ich euch letzten endlich doch keine Hilfe wäre" Auch ich seufzte resigniert. Das war grauenhaft. „Es tut mir so Leid"
„Außerdem kommt das sowieso nicht infrage", stellte Nyco sofort und unbarmherzig, mit einem deutlichen Blick auf mich, klar. „Rosalie ist noch nicht kräftig genug und schließlich ist sie unsere stärkste Waffe, die wir innovativer einsetzen sollten. Ohne sie, sind wir im Kampf aufgeschmissen"
„Schön, dass du das so siehst", meckerte Charlotte und verschränkte genervt die Arme voreinander.
„So war das nicht gemeint", versuchte Nyco die Sache zu retten, doch Charlotte unterbrach ihn sofort: „Ist schon gut, Katze, ich habs verstanden"
Allerdings war ich mir nicht sicher, ob sie es wirklich verstanden hat oder dies nur behauptete. Nyco warf ihr ebenfalls einen skeptischen Blick zu, sagte aber nichts mehr. Wir hatten jetzt sowieso keine Zeit mit einer zickigen Charlotte zu diskutieren.
Nicht nur wegen den Soldaten, sondern auch wegen dem plötzlichen, ziemlich starken Sturm, der über uns her brach. Doch es fühlte sich nicht wie ein richtiger Sturm an. Eher wie das Werk von jemanden. Wie das Werk der Hexe.
Der Sturm wurde direkt vor uns stärker und einige Grashalme unter unseren Füßen, wurden ausgerissen und hinfort geweht. Instinktiv und ohne, dass ich das wollte, klammerte ich mich an Nyco, um nicht ebenso wie die Grashalme, fort zu fliegen und er hielt mich fest in seinen Armen. Die Zwillinge und Gwyneth schrieen panisch und Charlotte kämpfte mit ihren langen Haaren, die ihr immer wieder ins hübsche Gesicht wehten.
Seltsamerweise hatte ich keine Angst in diesem merkwürdigen Sturm. Ich spürte, dass sie es war. Dass sie wieder da war. Vielleicht wäre mir ein Angriff lieber gewesen, als das erneute Erscheinen dieser Hexe. Dieser feigen und unehrenhaften Frau.
Der Sturm verebbte ebenso schnell, wie er gekommen war, wir erhoben unsere Blicke und tatsächlich stand sie direkt vor uns. Meine Mutter. Rena Hansen. Die Heldin Lakarias. Ich beschimpfte sie allein für ihren Auftritt mehrfach mit schlimmen Schimpfwörtern in meinem Kopf.
„Hallo, Fünf Krieger", sagte sie mit ernstem Gesicht. „ich werde mir die Frage, wie es euch geht, sparen, da ich euch beobachtet habe und weiß, dass ihr auf der Flucht seid"
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