Die Welt von Lakaria
erzählt von Rosalie
Ich musste zur Seite gefallen sein, denn glücklicherweise wachte ich nicht in meinem eigenen Erbrochenen auf. Oder es wurde darauf geachtet, dass dies nicht passierte.
Als ich meine Augen aufschlug, wusste ich nicht, wo ich war, doch als ich die Zwillinge und Laetitia sah, wurde mir einiges klar.
1. Ich war im Zauberladen.
2. Ich hatte mich übergeben und war dann in Ohnmacht gefallen.
3. Das bedeutete, ich hätte stets auf sie hören und beim nächsten Mal einen Stuhl nehmen sollen.
4. Meine Fassade der unendlichen Stärke war zerborsten.
5. Ich wusste, was ich zu tun hatte.
Und diese Tatsache war beunruhigend und befreiend zu gleich. Ich vermutete mal, so fühlte es sich an, entjungfert zu werden. Beunruhigend war dies bestimmt, weil es schmerzhaft war und man blutete, aber auch befreiend, weil man, na ja, Sex hatte.
Aber wer weiß, ob ich mit diesem Vergleich Recht hatte? Ich würde es ja doch nie heraus finden.
Ich sah aus den Augenwinkeln, dass mich Laetitia stolz anlächelte. Konnte diese Frau jetzt doch Gedanken lesen oder nicht?
„Geht es dir wieder besser?", fragte mich Ophelia sichtlich besorgt und half mir wieder auf die Beine.
Ausnahmsweise setzte ich mich gerne auf den Stuhl.
Ich schnüffelte an meinen Haaren, fragte Ophelia, „Stinke ich?" und hob ihr eine Haarsträhne von mir hin. Sie schnüffelte und antwortete: „Nein, immerhin warst du so schlau nicht in deine eigene Kotze zu fallen"
Wie beruhigend.
„Wenn doch, würde Ophelia sowieso deinen Geruch übertönen", gab Delilah von sich. Als ich sie fragend ansah, lachte sie und erklärte: „Es ist dir bestimmt bereits aufgefallen, dass Ophelia einen sehr starken Vanilleduft hat, oder?"
Ich nickte. „Ja, ich dachte, das sei ihr Parfüm oder so"
„Ihr natürliches Parfüm, ja", grinste Delilah. „Die Mücken-Händelwurz, also die Pflanzenart, die Teil ihrer Genetik ist und in die sie sich in Lakaria verwandelt, verströmt einen leichten Vanilleduft"
Da seufzte Ophelia. „Was allerdings auch einen entscheidenden Nachteil hat" Sie machte eine Pause. „Falls ich mal irgendwie in Schwierigkeiten kommen sollte, würde man mich anhand meines natürlichen, extravaganten Geruches wieder wahrnehmen können. Es ist zwar glücklicherweise so, dass die meisten Menschen nicht so auf den Duft anderer achten, aber meiner ist einfach so stark, dass er sogar dir aufgefallen ist"
Ich seufzte, es war deprimierend, wenn sie so etwas sagte, aber nun ja, es stimmte.
Meine Wahrnehmung auf Dinge, sowie meine Beobachtungsgabe waren beide nicht besonders ausgeprägt. Das hieß, wenn Ophelias Duft sogar mir aufgefallen war, musste er sehr charakteristisch und auffällig sein.
„Warum solltest du jemals in Schwierigkeiten geraten?", fragte ich.
„Weil ich mit dir befreundet bin und in Lakaria wirst du bestimmt einige Feinde haben"
Da musste ich schlucken.
Sollte es tatsächlich Personen in Lakaria geben, die nicht die Rettung ihrer und einer anderen Welt mochten? Die wollten, dass alles den Bach runter ging? War so viel Egoismus überhaupt möglich?
Laetitia sah mich zweifeln und sagte: „Es gibt sehr wohl Anhänger des absurden Glaubens, die Welt wäre ein besserer Ort, wenn sie nicht bewohnt wäre"
„Um ehrlich zu sein, bin ich auch der Meinung" Ich rieb mir verlegen den Kopf.
„Das meine ich nicht, Rosalie", sprach Laetitia sofort weiter, ohne mir Zeit zu geben, mich zu erklären. „Deine Meinung ist nur auf die Erde bezogen und ja, in diesem Fall kann man davon ausgehen, dass auf der Erde noch alles besser war, bevor ihr Menschen der Schöpfung hinzugefügt wurdet. Diese Anhänger allerdings beziehen ihre Meinung nicht nur auf die Erde und die Menschen, sondern auch auf Lakaria und alle anderen Städte in der Parallelwelt"
„Und das ist kompletter Blödsinn" In Delilahs Stimme schwang wie so häufig ihre enorme Stärke mit, die keinen Widerstand duldete. „Es wird wohl nirgendwo Wesen geben, die besser auf ihr Umfeld achten, als in der Parallelwelt. Uns mit den törichten Menschen zu vergleichen, ist eine bodenlose Frechheit!"
Ich schluckte und traute mich nicht, etwas wie zum Beispiel „Hey, ich bin auch ein Mensch, das weißt du schon, oder?" zu äußern. Delilahs Mimik und Gestik sprach Bände und diese Bände sagten eindeutig, ich solle meine Klappe halten.
Ihre Zwillingsschwester und Laetitia strichen ihr aufmunternd über die Schultern und trösteten sie.
„Es wird immer dumme Wesen geben, Del", flüsterte Laetitia.
„Ich weiß, aber es ist so demütigend"
„Hör doch nicht darauf"
In diesem Moment fühlte ich mich unendlich von den dreien entfernt. Es wirkte, als hätten sie meine Anwesenheit völlig vergessen.
Wenn meine Beine nicht mehr so wackelig gewesen wären, hätte ich mich raus geschlichen. Das alles machte mir sowieso Angst. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass die stets selbstbewusste und starke Delilah sich von irgendetwas in der Welt gedemütigt fühlen könnte. Vor allem nicht, von so lächerlichen Wesen, wie diesen Anhängern, die mich vermutlich als ihre Feindin ansehen würden.
Ich war tief in meinen Gedanken versunken, als Laetitia mich plötzlich ansprach: „Rosalie, es ist Zeit zu gehen"
Ich schreckte auf. „Was? Jetzt schon?"
Da schmunzelte die Zauberin, strich mir über mein Haar (jetzt, wo ich wusste, dass es nicht nach Kotze stank, machte mir das nichts aus) und sagte melodisch: „Nein, nicht für immer. Dazu geht es dir noch nicht gut genug. Aber bald wird es soweit sein"
Das beruhigte mich nicht im Geringsten.
„Kannst du aufstehen?", fragte Delilah. Sie hatte sich wieder völlig im Griff und sah mich besorgt an, ich nickte und lächelte sie an und sie lächelte zurück. So ungern ich es zugab, aber ihr Lächeln gab mir Kraft. Die Kraft, aufzustehen.
„Aber Laetitia, ich weiß nicht, ob ich soweit bin", gab ich zu Bedenken.
Da lächelte die mächtige Zauberin erneut und legte den Kopf schief. „Ich sehe, dass du soweit bist"
Sie sah es? Wie? Hatte sie eine Vision? Und wann hatte sie diese gehabt? Merkte man es überhaupt, wenn sie eine hatte?
Himmel! Ich war noch nicht so weit!!
Da spürte ich eine Hand, die meine nahm. Und Vanille.
Ich brauchte nicht zu ihr hinzusehen, um zu wissen, dass es Ophelia war, die meine Hand genommen hatte, dennoch tat ich es, weil auch dies mir Kraft gab.
„Du kannst das, Rose" Sie lächelte so süß, dass ich mit den Tränen kämpfen musste. „Delilah, Laetitia und ich sind die ganze Zeit bei dir"
Und sie würde dies auch wörtlich nehmen.
„Dann bist du soweit?", fragte mich Laetitia.
Ich zögerte. War ich soweit?
Nun ja, weil ich mir Lakaria heute mal „nur" ansehen würde, hieß das ja nicht automatisch, dass ich meine Mission annehmen würde. Obwohl ich mittlerweile dummerweise tatsächlich dazu tendierte. Und hey, vielleicht gefiel es mir in Lakaria sogar und ich würde freilich dort bleiben. Außer meinem Vater (und mein Job) gab es nichts, was mich davon abhielt. Ich würde ja doch nie auf der Erde einem Kerl begegnen, mit dem man normale, gute Gespräche führen könnte und der mich überhaupt wahrnahm.
Jup, richtig gehört. Eine auffällige Person wie ich schaffte es nicht, positive Aufmerksamkeit zu erregen. Wenn ich auffiel, dann nur weil ich mich aufregte oder niemand mit mir zusammen in einem Völkerballteam sein wollte.
Wenn ich so darüber nachdachte, hätte es mir sofort Spanisch vorkommen müssen, dass sich zwei hübsche Mädels aus meiner Berufsschulklasse zu mir gesellten. Ich meine, huuu, niemand tat das.
„Rosalie?"
Ich seufzte tief aus und nickte. „Ja, Laetitia, ich denke für einen kurzen Besuch bin ich soweit"
Schlimmeres, wie ich gerade erfahren hatte, konnte es ja gar nicht mehr geben, oder?
Ha! Falsch gedacht! Aber nun gut, trotzdem ging ich mit. Oder reiste mit. Oder... was auch immer.
„Dann folge mir", sagte Laetitia mystisch und gab mir mit ihrer Hand ein Zeichen.
Das gefiel mir nicht. Ich war noch nie woanders. Vor allem nicht ohne meinen Vater.
Ich folgte ihr also in den Raum, der sich hinter der Ladentheke befand. Ich war heute schon eine ganze Weile in dem Laden, so lange, dass ich gar nicht mehr wusste, wie spät es eigentlich war- und trotzdem hatte ich nie an diesen Raum gedacht. Er war durch einen dichten, violettfarbenen Vorhang vom Laden getrennt. Wenn man durch den Vorhang durchging, knisterte er leicht auf dem Boden, weil er so lang war.
Der Raum diente Laetitia vermutlich als Lagerraum, da er voller Zauber- und Magiesachen war, die sie verkaufte. Ein bisschen erinnerte mich das Ganze an die Anfangsfolgen von Doremi, wo Doremi auch einen Zauberladen betritt, bei dem man auch locker meinen könnte, alles sei fake. Aber das war es nicht. Mahoka war eine echte Zauberin (was ihr dann auch zum Verhängnis wurde), ebenso wie Laetitia. Nur würde das nie jemand außer uns erfahren dürfen.
Der Raum hatte einen Schreibtisch voller Papier, jede Menge Regale und einen skurrilen, äußerst alt wirkenden Schrank. Woran erinnerte mich das wieder? Ach ja, Narnia.
Und vor genau diesem blieben wir stehen. Ich ahnte schlimmes.
Laetitia faltete die Hände, sah zu Boden und senkte den Kopf, während sie etwas leise vor sich hinmurmelte, was sich etwas nach Latein anhörte. Nicht, dass ich unbedingt wusste, wie sich das anhörte. Jedenfalls war es keine gängige Sprache, die man identifizieren konnte, wie englisch, französisch, spanisch oder mandarin.
Aus dem noch geschlossenen Schrank kam weiß-rosafarbenes Licht, das überhaupt nicht blendete. Im Gegenteil, es war erstaunlich warm und angenehm. Ich schloss sogar die Augen, bis ich Ophelias Atem an meinem Ohr wahrnahm: „Das Licht leuchtet in derselben Farbe, die auch die Pflanze der Zauberin hat. Cool, nicht wahr?"
Ich sah sie verwundert an. Delilah verstand, dass ich es nicht verstand und erklärte, ebenfalls im Flüsterton: „Die meisten Zauberinnen sind Pflanzenmenschen und jede Pflanze hat eine Hauptfarbe. Laetitia ist eine Schuppenwurz, die fast nur weiß-rosa sind, eine hinterhältige Art, da sie Laubblättern die Nahrung nehmen, weshalb Pflanzenmenschen, die Schuppenwurzen sind, sich nicht unbedingter Beliebtheit erfreuen. Laetitia hatte es anfangs in Lakaria deshalb sehr schwer"
„Aber Schuppenwurzen sind wunderschön", kicherte Ophelia leise in mein Ohr.
Es war tatsächlich cool, dass die Farbe des Lichtes sich der Zauberin anpasste. Dann wusste man auch sofort, welches Tor zu welcher Zauberin gehörte.
Das Licht wurde weniger und als es schließlich komplett weg war, öffnete Laetitia wieder die Augen, senkte ihre Hände und sagte: „Wir können jetzt gehen"
„Wollen Sie nicht noch den Laden zusperren?", fragte ich und zeigte verwirrt in die Richtung.
Da schnipste Laetitia mit den Fingern ihrer rechten Hand, zog eine Augenbraue hoch und schon hörte ich wie ein Schlüssel die Tür zusperrte. Krass!
„Zufrieden?"
Ich nickte baff.
„Dann lasst uns gehen", eilte sie.
Delilah öffnete sachte die Schranktür, hinter der sich ein ebenfalls weiß-rosafarbenes Portal befand. Ich staunte nicht schlecht, als ich das sah. Wie ich später erfuhr, war Laetitia in der Lage, jeden Schrank in ein Portal Lakarias zu verwandeln. Nur war es selbst für eine mächtige Zauberin wie sie äußerst anstrengend, die Herrin von mehreren Toren zu sein.
Ophelia und Delilah gingen sofort hinein, was ihnen beide sehr viel Vergnügen bereitete. Wer weiß, wie lange sie schon von ihrer Heimat getrennt gewesen waren?
Delilah schob mich leicht in die Richtung und sagte, so sanft wie immer: „Na komm" und ich ging hinein und sofort wanderte ich durch einen Weg, der umringt von Pflanzenranken war.
Im selben Augenblick atmete ich schon die absolut reine Luft Lakarias ein, die völlig frei von Schadstoffen war. Lediglich der Duft der Ranken um uns herum, war wahrnehmbar.
Dies war also dieses berühmt, berüchtigte Lakaria, das mein Leben zu verändern, wenn nicht sogar zu zerstören, drohte. Ich wusste immer noch nicht, was mich erwartet, geschweige denn, was ich davon halten sollte. Denn Fakt ist: Egal, was für eine Entscheidung ich treffen würde, sie würde schwerwiegende Konsequenzen haben. Entweder musste ich mein altes Leben aufgeben und meinen Vater verlassen oder die Welt würde untergehen.
Vielleicht mag es für euch völlig klar sein, wie man sich entscheiden sollte, aber ich wollte nicht, dass mein Vater alleine war. Er würde eventuell mit der Hilfe von Außenstehenden zu recht kommen, aber ich wollte nicht, dass auch noch die zweite Frau in seinem Leben ihn verließ- seine Tochter.
Und so wanderte ich mit den Zwillingen und Laetitia in dieser fremdartigen Welt umher und plötzlich hatte ich so viele Fragen im Kopf, die ich unbedingt loswerden wollte. Auf einmal hatte ich eine Neugierde, die ich zuvor noch nie in meinem Leben verspürt hatte.
Deswegen fragte ich die Zauberin: „Laetitia, darf ich Ihnen einige Fragen stellen?"
Da lachte sie und sagte: „Selbstverständlich, ich beantworte sehr gerne, äußerst gerne, deine Fragen. Frag alles, was du wissen möchtest"
„Nun", überlegte ich. „wie muss ich mir Lakaria vorstellen? Ist es einfach eine riesige Stadt in einer Parallelwelt? Oder besteht die Parallelwelt nur aus Lakaria? Gibt es auch noch andere Städte hier?"
Laetitia sah sich um und antwortete: „Man könnte Lakaria als eine Art Stadtstaat bezeichnen"
„So was wie Luxemburg bei uns auf der Erde?", fragte ich.
Sie lächelte erneut. „Ja, allerdings"
„Sie kennen Luxemburg?"
Das erschien mir jetzt doch etwas zu krass, da ja Luxemburg nicht wirklich ein sagen wir mal „präsentes" Land in der Geschichte Europas war. Nicht so wie Deutschland, die Hitler an die Macht gebracht hatten oder Großbritannien, Frankreich, Russland und in gewisser Weise auch Spanien.
„Selbstverständlich", meinte sie. „Ich befasse mich gerne mit der Erde. Sie wäre ein so wundervoller Ort, wenn die Menschen sie nicht zerstören würden"
Soweit hatte ich noch gar nicht gedacht, aber umso öfter wir darüber sprachen, umso glaubhafter und wahrscheinlicher kam mir Laetitias und Delilahs Meinung vor.
Doch da erklärte die Zauberin auch schon weiter: „Im Prinzip ist Lakaria ein normaler Stadtstaat wie alle Stadtstaaten auf der Erde. Nur, dass die Bewohner hier Mischformen sind oder Engel, Soldaten oder durchschnittlich drei Meter große Riesen. Sie müssen wie die Menschen auch Geld verdienen, um leben zu können. Wir tun es durch ganz normale Dinge, wie zum Beispiel gärtnern, backen, designen, für andere putzen, handwerkliche Dinge. Es sind, wenn du so willst, dieselben Dinge, die ihr auf der Erde auch tut. Der Katzenpart der fünf Krieger ist Konditor. Das mag dir wohl ein bisschen befremdlich vorkommen, Rosalie, aber für uns ist das der absolute Alltag und niemand stört sich daran. Außer vielleicht deine Feinde, die Anhänger des absurden Glaubens"
„Tatsächlich?", fragte ich ungläubig und sah sie mit großen Augen an. „Eine Katze als Konditor? Das stelle ich mir irgendwie nicht besonders hygienisch vor"
Vor allem, wenn sich im bestellten Kuchen ein Katzenhaar befand oder so. Uah, ich mochte zwar Katzen, aber das ging dann doch zu weit.
Obwohl ich den Gedanken an Katzen, die Kuchen backten, echt merkwürdig und eklig fand, hörte ich Laetitia zu, als sie fort fuhr: „In der Tat gibt es viele weitere Stadtstätte im Paralleluniversum. Wir importieren und exportieren mit diesen, damit wir überleben können. Ich denke, das macht ihr auf der Erde auch" Ich nickte. „Wir haben dieselbe Technik, wie ihr sie habt, denn viele Wesen, die die Erde besucht haben, haben sie mit zu uns gebracht. Denn ihr Menschen seid nicht immer so dumm, wie ihr manchmal handelt"
Da lachte sie erneut. Ich kam mir etwas komisch vor, wenn sie von den Menschen so redete. Aber ich musste ihr ja in allen Sachen Recht geben.
„Und ist Lakaria reich oder arm? Wie ist denn das Leben hier?", fragte ich weiter.
„Lakaria ist mittelständig", erzählte Laetitia. „Ohne viel Kriminalität, weil wir hier alle sehr, sehr friedlich sind. Es gibt allerdings auch einige Stadtstaaten, die nicht so friedlich sind wie wir. Wir sind wahrscheinlich, mit Abstand, eine der friedlichsten"
Sie sah die Zwillinge an und beide nickten zustimmend.
Das war ja schon mal beruhigend.
„Und gibt es Bevölkerungsschichten?"
Bei dieser Frage mussten alle drei lachen und ich kam mir unglaublich dumm vor.
„Nun, so etwas Bescheuertes haben wir nicht, Rosalie", sagte Laetitia, in einem Tonfall, den ich nicht wirklich als arrogant bezeichnen konnte. Es war viel mehr Stolz, der in ihrer Stimme zu hören war. Den Stolz, so etwas Dussliges nicht zu fördern. „Tut mir leid, dass ich das so drastisch sage, aber Bevölkerungsschichten sind absolut unnötig. Man sollte niemanden für seine Herkunft verurteilen oder niedermachen"
Auch hierbei hatte sie vollkommen Recht und nun mal Hand aufs Herz: Eigentlich gab es Bevölkerungsschichten sowieso hauptsächlich nur noch in Ländern, die in Sachen Menschenrechte, Rechte im Allgemeinen, Emanzipation der Frauen, Armutsbekämpfung und Fortschritt, ziemlich hinten waren.
„Die Einzigen, die sozusagen höher gestellt sind", fuhr Laetitia wieder ganz normal fort, als hätte ich diese vollkommen lächerliche Frage mit den Bevölkerungsschichten nie gestellt. „ist selbstverständlich die Königsfamilie. Aber von den normalen Bürgern sind wir alle gleichgestellt. Zum Beispiel sind Pflanzenmenschen nicht höher gestellt, als –nehmen wir mal- Hundemenschen oder Engel werden nicht anders behandelt als alle anderen. Auch wenn sie zweifelsohne so tun, als seien sie besser, intelligenter. Aber im Prinzip sind wir alle gleich, wir haben alle dieselben Rechte"
„Das klingt wundervoll", schwärmte ich. „Wenn wir das auf der Erde nur auch so durchführen könnten"
Da ertönte plötzlich Delilahs Stimme von meiner linken Seite aus.
Die ganze Zeit über waren sie und ihre Schwester zu meiner linken gegangen, Delilah ganz außen, während Laetitia es bevorzugte, rechts an meiner Seite zu bleiben.
„Ihr habt aber auch völlig bescheuerte Politiker an der Macht, Rose"
„Ja, ihr Menschen trefft so unkluge Entscheidungen, das tut mir richtig in der Seele weh. Und dass ihr so viele Bäume fällt... ihr solltet euch was schämen", pflichtete ihr Ophelia bei.
Meine Güte, es gab scheinbar nichts, was die Menschen irgendwie richtig machten. Außer dass wir so coole Dinge, wie Glühbirne oder Telefon erschaffen hatten. Doch eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust, erneut über die Dummheit meines Volkes zu sprechen. Ich konnte ja doch nichts ändern.
Deshalb stellte ich der Zauberin die nächste Frage: „Es gibt also bestimmte Arten. Leben dann die Riesen außerhalb der Stadt?"
„Ja, das müssen sie leider", seufzte Laetitia. „Aufgrund ihrer Größe und ihrem leichten Hang zur Brutalität sind sie mehr oder weniger gezwungen, außerhalb der Gesellschaft, besser gesagt, der Stadt zu leben"
„Oh, das ist ja dumm", kommentierte ich, weil mir die Riesen tatsächlich Leid taten.
„Ja, aber so ist es nun mal. Der Friede ist für uns das wichtigste", meinte sie. „Alle anderen Wesen und Mischformen leben in ihrem jeweiligen Viertel, das dafür extra erbaut wurde" Und so begann sie, mir alle Namen dieser Viertel aufzuzählen: „Das Viertel, in dem die Zwillinge und ich leben, trägt den wunderschönen Namen La Fleur, das der Katzenmenschen heißt Nyala. Die Hasenmenschen leben in HopCity. Die Hundemenschen in Wufflia, das Viertel der Schmetterlingsmenschen ist FlyHigh und befindet sich ganz weit oben in den Bäumen, was es uns am Boden lebenden Wesen schwer macht, sie zu besuchen, wenn uns danach ist. Das Viertel der Engel heißt Himmelstor, weil die Eingänge Ähnlichkeit mit dem Tor einer Burg haben und alles wirklich sehr nach Himmel aussieht. Das Viertel der Riesen heißt Mondstraße, was ein kleiner Gag der Gründer war, weil man früher immer behauptete, Riesen seien so groß, dass sie den Mond berühren könnten. Und ja, damals waren die Riesen sogar noch größer als sie es heute sind" Sie lachte kurz auf. „Das ist wirklich fantastisch, findest du nicht, Rosalie?" Ich nickte und war ziemlich beeindruckt.
„Ihr habt also auch einen Mond?", fragte ich.
„Ja, einen anderen wie ihr, der auch anders aussieht, aber ja" Dann wurde sie etwas leiser und senkte den Kopf. „Dann gibt es da noch ein Viertel, dass du unter allen Umständen versuchen solltest zu vermeiden- das Viertel der Soldaten. Die Straße der Gefallenen"
Ich erschauderte. „Wow, das klingt ja düster"
Wenn sogar eine so mächtige Frau wie Laetitia mir empfahl, diesen Ort nicht zu betreten, sollte ich es vielleicht wirklich nicht tun. Aber irgendwie blieb das Gefühl in mir, dass sich dies wohl nicht ganz vermeiden lassen würde. Für die Mission. Und für die Position und Stellung, die ich dadurch in Lakaria inne halten würde.
Ich erschauderte erneut- nur bei dem bloßen Gedanken daran, was passieren könnte, wenn ich eventuell irgendwann mal dieses Viertel betreten musste.
„Es ist nur, die Soldaten sind sehr speziell. Auf der Erde wurden sie tot geglaubt und dadurch lösen sich ihr Körper und ihre Seele auf und wandern zu uns ins Paralleluniversum. Dort müssen sie sich eine Stadt suchen, in der sie sich wohl fühlen und in der sie ihr neues, ruhiges Leben beginnen können. Bei uns in Lakaria leben am meisten Soldaten. Der Grund dafür ist sehr einleuchtend. Eben weil es bei uns so wenig Kriminalität und deswegen sehr viel Frieden gibt, fühlen sie sich hier am wohlsten und bleiben. Allerdings gibt es einen Grund, warum die Soldaten nicht Teil der fünf Krieger sind"
„Ach ja und welchen?", fragte ich neugierig.
„Stell dir vor, du warst im Krieg und hast schreckliche Dinge gesehen. Auf der Erde hat man dich tot geglaubt und dadurch aufgehört nach dir zu suchen" Ich sah die Zauberin traurig an und senkte den Kopf. Da nickte sie und erklärte: „Ganz genau. Soldaten haben nach den traumatischen Ereignissen meist nicht mehr die Kraft und auch nicht das Verlangen danach, jemals wieder in einem Kampf oder Krieg zu dienen. Zum Teil auch, weil es ihnen ihr erdisches Leben gekostet hat. Familie, Freunde, Kinder, Ehefrauen... Außerdem sind sie sehr anfällig für psychische Probleme und haben Alpträume. All diese Dinge würden sie in ihrer Aufgabe als einer der fünf Krieger behindern. Verstehst du?"
Ich nickte erneut. Nur dieses Mal voller Unbehagen.
Die Zwillinge und Laetitia schienen das zu merken und so sensibel und spirituell die Zauberin auch war, schnitt sie daher ein anderes, nicht so beängstigendes Thema für mich an. Und ich konnte ihr gar nicht sagen, wie dankbar ich ihr darum war.
Dennoch war es irgendwie schön und in gewisser Weise auch beruhigend, dass die Soldaten hier, in Lakaria, im Paralleluniversum, ein neues Leben anfangen und ihren Frieden schließen konnten.
„Hast du sonst noch irgendwelche Fragen?"
Ich zuckte zusammen, weil ich viel zu sehr in meinen Gedanken an die gequälten Soldaten war. Meine Güte, war ich heute empfindsam.
„Ja", lächelte ich, auch um mich abzulenken. „es gibt tatsächlich noch einige Fragen zu den verschiedenen Arten, die mir auf der Seele brennen"
„Dann los", freute sich Ophelia und lächelte mich an.
„Könnten denn die verschiedenen Arten zusammen leben oder geht das nur mit ihresgleichen? Und könnte zum Beispiel ein Katzenmensch mit einem Hundemenschen eine Partnerschaft eingehen?"
Auch hierbei mussten die Drei lachen. Nur dieses Mal konnte ich mir absolut nicht vorstellen, warum. Ich konnte mir ja selbst nicht erklären, warum mir diese Frage so wichtig war.
„Das wird wahrscheinlich niemals passieren, Rosalie", lachte Delilah und Laetitia räusperte sich und antwortete sachlich: „Rechtlich erlaubt ist es allerdings, dass zwei verschiedene Arten sich lieben und eine Beziehung miteinander führen, dennoch gesellschaftlich würde ich es dir nicht empfehlen. Wir sind zwar ein sehr toleranter Ort, aber Mischlinge aus zwei verschiedenen Arten sieht man selbst bei uns nicht unbedingt gerne"
„Und wenn sich jemand von euch in einen Menschen verlieben würde?"
Zugegeben, das war wohl sehr abwegig, aber die Liebe ging laut Filmen und Büchern immer ziemliche Irrwege, die meistens für die Beteiligten alles andere als angenehm waren, und genau deshalb musste ich ihr diese Frage stellen. So dusslig sie vielleicht war.
Alle sahen mich verwundert an.
Jup, ein menschenhassender (besonders jungshassender) Mensch stellte eine Frage zum Thema Liebe. Mir war völlig klar, dass die Zwillinge sich da was zusammen reimen würden.
Noch etwas verdutzt antwortete Laetitia schließlich: „Nun ja. Auch hierbei gilt dasselbe wie bei einer anderen Art. Es ist erlaubt, aber es bringt einige Schwierigkeiten in der Gesellschaft mit sich. Man muss sich wirklich sicher sein, ob man das will und das auch sicher gemeinsam durchstehen kann"
Ich senkte die Schultern, die ich vor lauter Neugierde gehoben hatte und dachte nach. Hey, das war gar nicht so schlecht. Ich gab es zwar nur ungern zu, dennoch hoffte ich irgendwie schon, dass mir wenigstens in Lakaria ein netter Junge begegnen würde, der mich wenigstens faszinierte. Ich redete nicht von sich-gleich-verlieben, aber auch mal ein gutes Gespräch mit einem Kerl führen, wäre schon eine tolle Erfahrung für mich.
„Wenn sich jetzt allerdings doch ein Katzenmensch und ein Hundemensch ineinander verliebt und beschlossen hätten, zusammen zu bleiben und sogar ein Kind erwarten würden- nehmen wir das alles einfach mal nur theoretisch so an-, was wäre dann? Was für ein Tier wäre es dann? Wäre das Kind ein Hundemensch oder ein Katzenmensch?"
„Du stellst sehr interessante Fragen, Rosalie", freute sich Laetitia und lächelte mich nett an.
„Es kommt nicht unbedingt oft vor, dass was du da theoretisch überlegst", meinte Delilah.
„Nicht?", fragte ich verwundert.
„Nein, eben weil es gesellschaftlich nicht anerkannt wird, trauen sich die wenigsten sich ihre wahren Gefühle einzugestehen", erklärte Delilah und Ophelia fügte in einem für so ein Thema vielleicht etwas zu fröhlichem Ton hinzu: „Das ist irgendwie so wie bei euch auf der Erde das Thema Homosexualität und so"
Wow, das war wieder um total traurig.
„Um deine Frage zu beantworten", unterbrach Laetitia. „erst in der Pubertät lässt sich feststellen, welches Gen, also das Hunde- oder das Katzengen, ausgeprägter bei dem Kind ist. In der Zeit davor ist es einfach ein Mischling, das zum Beispiel, den Geruchssinn eines Hundes, aber dennoch Katzenohren, hat. Das ist eine sehr schwierige Zeit, weil Mischlinge, wie bereits gesagt, nicht unbedingt akzeptiert werden. Nach und während der Pubertät kommt das stärker ausgeprägte Gen zum Vorschein und der junge Mischling verändert sich äußerlich und charakterlich so. Wenn das Hundegen stärker wäre, würde sein Geruchssinn ausgezeichnet werden, er würde ein guter Kämpfer werden und absolut treu. Er hätte Hundeohren, sowie Hundeschwanz. Alles Katzenähnliche wäre nicht mehr sichtbar. Freilich würde es immer Teil seines Körpers bleiben, aber der Hund in ihm würde immer stärker sein"
Auf diese äußerst lange, und zugleich verwirrende Antwort gab ich nur ein fasziniertes Nicken von mir. Diese ganzen Informationen musste ich erstmal verarbeiten, weshalb es auch bestimmt zehn Minuten dauerte, bis mir die nächste einfiel. Und diese fiel mir eigentlich auch nur ein, weil ich mich, während der kurzen Zeit des Schweigens, in Lakaria umsah und mein Blick irgendwann auf die Zwillinge kam.
„Del, Phel?"
Beide sahen mich an.
„Ja? Ist irgendwas?", fragte mich Delilah.
„Na ja, eigentlich nicht, aber mir ist gerade eingefallen, dass es mich schon die ganze Zeit interessiert, warum ihr diese sehr spezifischen Blumenranken und alles auf euren Körpern habt? Ist das das Erkennungszeichen der Pflanzenmenschen?", erwiderte ich.
„Jup!", machte Ophelia. „das ist auch der Grund, warum wir mit dir nie in Schwimmbäder oder andere Orte gegangen sind, wo man seine Haut freizügig zeigen muss"
„Es ist zwar so, dass sie auf der Erde wesentlich dezenter sind, als jetzt gerade, dennoch konnten wir es nicht riskieren, dass jemand von euch Menschen uns sieht", erklärte Delilah weiter. „Dies führte auch dazu, warum Ophelia und ich stets Pullover tragen mussten. Egal, wie heiß uns war"
„Obwohl Pflanzenmenschen kaum bis gar nicht schwitzen", vollendete Phel die Erklärung.
„Also wolltet ihr mit mir weg gehen, aber ihr konntet nicht, aus Angst, dass ihr auffallen würdet?", fragte ich.
„Ja, es tut uns total Leid, dass wir dir nichts sagen konnten und dir so viel verschweigen mussten", gab Ophelia kleinlaut von sich, doch ich winkte ab und hakte mich bei ihr ein. „Ach, weißt du, Phel, jetzt wo ich das weiß, ist es schon okay"
Da freute sie sich und ich freute mich, weil sie sich freute.
„Sagen Sie mal, Laetitia", begann ich erneut und sah zu der mächtigen Zauberin und sie zu mir: „haben dann alle anderen auch so spezielle Sachen, an denen man erkennt, was für eine Art sie sind?"
„Sehr richtig" Sie lächelte mich nett an. „Sie weisen alle äußeren Merkmale auf, die du von den normalen Tieren auch kennst. So haben Hasenmenschen lange Ohren, mit denen sie unglaublich gut hören können, Katzenmenschen haben Schnurrhaare, sowie Katzenohren- und schwanz, Hundemenschen tendieren zu Schlappohren und Schmetterlingsmenschen haben große, bunte Flügel am Rücken und lange Fühler am Kopf. Die einzigen, die solche Merkmale nicht aufweisen, sind Engel, Riesen und selbstverständlich die Soldaten. Deshalb sind Engel auch nicht so gefährdet, wenn sie auf der Erde wandern, weil es bei ihnen diese Extras nicht gibt. Sie haben lediglich Engelsflügel, die allerdings sofort verschwinden, wenn sie das Tor zur Erde überschreiten. Und Riesen haben sowieso nicht die Erlaubnis, die Parallelwelt jemals zu verlassen"
„Warum denn?", fragte ich sofort.
„Das Problem bei den Riesen ist, dass sich ihre außergewöhnliche Größe nicht verringert, wenn sie auf der Erde sind" Ich nickte. „Du verstehst bestimmt, dass das untragbar und viel zu gefährlich ist"
„Ja... das wäre wirklich schlecht... aber wie siehts mit den Soldaten aus? Dürfen die die Erde besuchen?"
„Diesen Fall hatten wir um ehrlich zu sein noch nie", erläuterte sie und dachte kurz nach. „Nein, ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemals ein Soldat zurück auf die Erde wollte. Und selbst wenn, wäre dies auch viel zu gefährlich, weil sie ja auf der Erde tot geglaubt sind. Vermutlich wären sie auf der Erde lediglich unsichtbare Geister, die den Menschen Angst einjagen würden"
Das alles erschien mir schon irgendwie logisch. Wobei ich es doch ein bisschen seltsam fand, dass die Soldaten nie den Wunsch verspürten, nur noch ein einziges Mal auf die Erde zu reisen. Wenn ich mir vorstellte, ich wäre im Krieg gewesen, man würde aufhören nach mir zusuchen und ich würde in Lakaria bleiben, ich würde schon irgendwann mal meine Familie wieder sehen wollen. Aber vielleicht empfanden Menschen, die tatsächlich im Krieg gewesen waren, einfach anders, als normale Leute. Vielleicht war auch der Schmerz, zurückzukehren, viel zu groß, um ihn zu überwinden. Und vielleicht hatten sie auch einfach nur Angst.
„Essen dann die Mischformen auch das, was das jeweilige Tier auch gerne isst?"
„Richtig", nickte Laetitia. „Hasenmenschen zum Beispiel ernähren sich fast nur von Salat, Karotten, Heu und Schalenfrüchten. Hunde- und Katzenmenschen haben nichts, was sie fast nur essen. Sie essen im Prinzip alles, wobei Hundemenschen ab und zu Fleisch essen und Katzenmenschen Milch lieben. Und falls du dich gerade fragst, wer dann die Speisen eines Konditors ist... nun ja, das mögen alle Arten gerne" Die Zauberin, die Zwillinge und ich lachten. „Engel sind Vegetarier. Womit du sie aber total glücklich und fast zahm machst, ist mit Keksen und Milch. Die Einzigen, die sich nur von Fleisch ernähren, sind die Riesen. Fleisch exportieren wir übrigens von der Erde, wobei die Riesen manchmal auch selbst jagen"
„Du musst wissen, es gibt auch Tiere, die keine Mischformen sind", sagte Delilah. „Also, das wären alle Waldtiere, außer Hasen, Kühe, Pferde... hauptsächlich die Nutztiere"
„Jede Art hat auch einen bestimmten Körperbau, Rosalie", kam es von meiner rechten Seite, von Laetitia. „Hundemenschen sind von Natur aus kräftigerer Statur, während Katzenmenschen eher schlaksig und Schmetterlingsmenschen sehr, sehr zierlich sind. Hasenmenschen sind meistens kleiner und zierlicher"
„Und Riesen tendieren zu Übergewicht", lachte Delilah und ich musste ebenfalls lachen.
„Auch hier sind Engel wieder eine Ausnahme", fuhr Laetitia fort. „Sie können jegliche Form annehmen, wie es ihnen gefällt, wie bei euch Menschen auch. Allerdings muss man sagen, achten Engel sehr auf ihr Aussehen, da sie sonst gehänselt werden würden"
„Engel sind ziemlich gemein", murmelte Ophelia und verschränkte die Arme. „Ich kann gar nicht genau sagen, zu wem sie gemeiner sind. Zu ihresgleichen oder zu anderen"
„Engel sind einfach scheiße!", brach es auch ihrer Schwester heraus.
„Na na na, Delilah, so was möchte ich nicht hören!", schimpfte die Zauberin.
„Aber Laetty, du kannst sie doch selbst nicht leiden", maulte Delilah.
„Schon, aber trotzdem darfst du so was nicht sagen" Auch Delilah verschränkte nach dieser Aussage die Arme und sah genervt zur Seite. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, weil es einfach zu lustig aussah. Als Delilah immer noch nicht nachgab, fügte Laetitia hinzu: „Bestimmt würdest du auch nicht wollen, dass jemand sagt 'Uah, Pflanzenmenschen sind scheiße'"
Okay, jetzt war es vorbei. Ich konnte mein Lachen nicht mehr zügeln und so brach ich in schallendem Gelächter aus.
„Ja ja, schon gut", brummte Delilah und warf mir einen bösen Blick zu.
Laetitia seufzte und wandte sich dann wieder an mich: „Gibt es sonst noch etwas, das dich interessiert, mein Kind?"
„Zwei klitzekleine Fragen hätte ich da noch an Sie" Ich symbolisierte das Wort klitzeklein noch zusätzlich mit meinen Fingern.
„Dann los"
„Zuerst mal: Welche Rasse hat die Königsfamilie? Immerhin haben Sie vorhin gesagt, die Königsfamilie sei höher gestellt, schon klar, weil sie die Königsfamilie ist, aber es muss doch einen Grund haben, warum nur sie regieren, oder? Bei Bienen und Ameisen gibt es ja auch nur eine Königin, weil sie die Einzige ist, die sich fortpflanzen kann"
„Sehr richtig, nur das mit dem fortpflanzen ist bei uns selbstverständlich nicht der Grund"
Ich schmunzelte. „Ja, vermutlich nicht, aber was ist es dann?"
„Die Königsfamilie hat das so genannte 'Königsgen' in sich, weshalb auch nur sie berechtigt sind, über Lakaria zu regieren. Freilich hat jeder Stadtstaat seine eigenen Könige. Das Königsgen ist kurz gesagt eine Verbindung von allen Arten, die es gibt"
„Woooow, wirklich? Das heißt, sie können sich in alles verwandeln?"
„So ziemlich ja", erklärte Laetitia. „der König und seine Töchter zum Beispiel können sich in Hunde, Katzen, Schmetterlinge, Hasen, Riesen, ja sogar Engel verwandeln"
Das war ja mal total krass.
„Könnten Menschen und Mischformen aus der Parallelwelt nicht zusammen leben?", fragte ich, nachdem ich mich geräuspert hatte.
Dies war tatsächlich vorerst meine letzte Frage!
„Nein, das geht leider nicht, Rosalie", beteuerte die Zauberin. „Es wäre wirklich schön, wenn dies ginge, allerdings ist die Gefahr zu groß, dass die Menschen uns ausrotten würden, wenn wir mit ihnen gemeinsam auf der Erde oder sie bei uns in der Parallelwelt leben würden"
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Dieses Kapitel möchte ich eigentlich seit Jahren überarbeiten und habe wirklich nie die Motivation dazu. Wahrscheinlich werde ich es nie ändern, lol xD Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem ^^
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