Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Wasser so dunkel wie das Herz des Feindes

erzählt von Rosalie


So sehr sich alle auch über die wiederkehrende Sonne freuten- ja, selbst Charlotte- regte sich Ruben anschließend eher darüber auf, dass wir durch den Regen wichtige Zeit verloren hatten, so dass wir uns nun noch mehr beeilen mussten, das Gegengift für Königin Juilette zu finden. Manchmal nervte es schon, dass Ruben bei jeder Kleinigkeit in Panik zu verfallen schien und herum stresste. Als hätten wir nicht schon genug Stress.

„Jedenfalls, können wir heute nicht mehr weiter gehen", meckerte er weiter. „Es wird bald dämmern und der Boden ist der reinste Sumpf" Dabei warf er einen kurzen Blick auf den Boden und seufzte schwer. „Wenn das weiter so geht, finden wir nie Lavendel und das Johanniskraut"

Da klopfte ihn Gwyneth belustigt auf die Schulter. „Ach, mach dir keine Gedanken! Ich fühls richtig in den Flügeln, dass wir sehr bald das finden werden, wonach wir suchen"

„Solange du nicht vergisst, was wir suchen", ließ Charlotte schnippisch anmerken.

„Dann gehen wir einfach morgen ein bisschen weiter, als sonst", sagte Nyco. „Ruben, du hast noch Orientierung, oder?"

Ruben verschränkte die Arme und ließ Nyco durch seinen Blick wissen, wie dämlich seine Frage war. Immerhin war er ein Hundemensch und die verloren nie ihr Ziel.

Mir war es an diesem Tag egal, ob wir weiter gingen oder bis morgen warteten. Ich war erstaunlich gut drauf, wegen dem tollen Gespräch mit Nyco und dass ich so wenigstens kleine Einblicke in seine Gedankengänge erhalten hatte. Außerdem wusste ich nun mehr über das Königspaar und das freute mich noch dazu. Ich kam mir in Lakaria manchmal, trotz der Bemühungen der Zwillinge und Gwyneth, ausgeschlossen vor, da ich manche Dinge einfach noch nicht wissen konnte. Es war immer schön, wenn ich langsam, in kleinen Schritten, immer mehr von dieser Welt erfuhr. Ich wollte alles wissen und in mich aufsaugen.

Ein Wehmutstropfen gab es allerdings doch. Natürlich hatte ich mir vorstellen können, wie bösartig Jonasan wohl war, aber durch Nycos Erzählung lag es nun klar vor meinen Augen. Er war sogar so böse und womöglich durchgeknallt, dass seine eigenen Eltern, die Erbfolge änderten und Theorus zum König krönen ließen. Wahrscheinlich war es die klügste Entscheidung, die das Alt-Königspaar je in ihren Leben getroffen hatten und wir alle konnten froh darüber sein, dennoch erschütterte es mich. Ein Teil in mir hatte immer gehofft, Jonasan sei vielleicht gar nicht so böse und das alles war nicht so schlimm. Doch da hatte ich mich getäuscht. Er schien sogar noch gemeiner zu sein, als wir dachten.

Die Boshaftigkeit und Missgunst gegenüber seinem eigenen Bruder war allerdings das, was mich am meisten schockierte. Natürlich war Jonasan wütend auf seine Eltern gewesen, weil sie ihm seinen Thron weggenommen hatten, doch wie konnte man so wenig zu Selbstkritik fähig sein, um nicht sehen zu können, dass es wohl besser so war? Wie konnte der zukünftige König, der sein ganzes Leben lang darauf vorbereitet wurde, urplötzlich so seltsam und listig werden, dass seine Eltern ihm misstrauten? Was war wohl passiert?

Es war schier unbegreiflich für mich. Doch ich war froh, dass ich nun die Vergangenheit ein wenig besser kannte.

Es vergingen zwei Tage, in denen nichts Besonderes geschah. Wir wanderten bei Tagesanbruch weiter, machten wenige Pausen, um die verlorene Zeit auf zu holen und Ruben zu beruhigen, aßen, tranken und schließen bei Nacht.

Am dritten Tag nach dem Regen, während wir weiter schritten, warnte uns Ruben eindringlich und ein wenig einschüchternd vor dem Donnerwald. Natürlich konnte ich mir rein gar nichts darunter vorstellen.

„Was ist denn der Donnerwald?", fragte ich darum.

„Im Paralleluniversum ist er einer der gefährlichsten Orte", erklärte Delilah. „Zumindest ist es laut unzähligen Erzählungen und Legenden so. Ob man diesen glauben darf, sei dahingestellt"

„Natürlich sind sie wahr!", maulte Ruben dazwischen. „Glaubst du etwa, dass in der Hundeschule Lügen erzählt werden?"

„Keine Lügen, aber da kaum jemand den Donnerwald betreten hatte und daraufhin wieder lebend herauskam, hat auch niemand Beweise", sagte Delilah nüchtern.

„Und da müssen wir durch?", fragte ich ängstlich.

Gwyneth neben mir seufzte. „Ja, leider. Das wird so anstrengend"

Ich machte mir da eher andere Sorgen.

„Ach kommt, macht Rosalie doch nicht so Angst", bemerkte Ophelia mit einem Blick auf mich. „Es ist schon richtig, dass die meisten, die je den Mut aufgebracht haben, den Donnerwald zu betreten, nicht mehr heil oder gar nicht daraus zurück kehrten. Allerdings seid ihr doch die Fünf Krieger und wenn jemand das Rätsel des Donnerwalds, sowie die Gefahren bestehen kann, dann doch ihr"

„Immer wieder schön, was du für ein grenzenloses Vertrauen in uns hast", schnaubte Charlotte.

„Dann finden wir eben heraus, was Sache ist", sagte Ophelia aufgeweckt. „Wir werden einfach die Beweise bringen, die eindeutig versichern, dass der Donnerwald nicht das ist, was die Legenden sagen"

„Das ist so bescheuert", kommentierte Charlotte.

„Ja, wahrscheinlich", lachte Ophelia, so unbekümmert, wie es nur ihr vermag. „Aber dann werden unsere Namen in den neuen Geschichtsbüchern der Viertelschulen stehen, weil wir das Gegenteil beweisen werden"

„Du weißt aber schon noch, warum wir eigentlich hier sind, oder?", fragte Delilah mit einem skeptischen Blick auf ihren Zwilling.

„Selbstverständlich!"

Ophelia sagte dies mit voller Überzeugung, Brust raus, Kopf stolz nach oben und die Hände in die Hüften gestützt. Tja nun ja, wenigstens würde unser größter Fan niemals aufhören, an uns zu glauben.

Ruben seufzte schwer und rieb sich den Kopf, während Charlotte genervt die Augen verdrehte und sagte: „Manchmal glaube ich echt, in deinem Kopf ist anstatt eines Gehirns ein einziger Brei"

„Heeey!", beschwerte sich Ophelia dann doch und Delilah stellte sich schützend vor sie: „Kein Grund, gleich beleidigend zu werden"

„Na, was solls?" Charlotte zuckte darauf nur mit ihren Schultern. „Wir haben sowieso größere Probleme als das" Sie zeigte genau auf die Stelle auf Rubens Karte, an der sich der Donnerwald befand und seufzte. „Zuerst die größte Wüste und jetzt der größte und gefährlichste Wald des gesamten Paralleluniversums. Langsam glaube ich, das Schicksal will uns sterben sehen"

„Das wird nicht passieren!", verkündete ich. „Wir sind doch die Fünf Krieger und ja, es wird gefährlich und ja, ich habe auch verdammt noch mal Angst, aber gemeinsam schaffen wir das!"

Der vorwurfsvolle Blick, den Charlotte mir daraufhin zu warf, sprach Bände und bedarf keiner Worte.

So schritten wir also weiterhin ganz normal, so wie wir es die letzten Tage auch getan hatten, durch die Gegenden des Paralleluniversums und näherten uns immer mehr dem Donnerwald. Ruben sagte uns, dass er heute noch den kleinen Stadtstaat Deliria erreichen wolle, damit wir dort übernachten konnten.

Es begann gerade zu dämmern, als wir es tatsächlich erreichten.

Während Ruben und Nyco sich nach einer Gaststätte umsahen und die Zwillinge, Gwyneth, Charlotte und ich am Südtor Delirias auf ihre Rückkehr warteten, erklärte mir Delilah ein paar wissenswerte Fakten über den Stadtstaat. Sie erzählte, dass Deliria wesentlich kleiner als Lakaria war, dadurch natürlich auch weniger Einwohner hatte und dass sie auch viele Wesensarten nicht hatten. Sie sagte, sie hatten zum Beispiel keine Hasenmenschen, Riesen oder Engel.

„Engel, wie ich, sind ja auch wahnsinnig selten", kam es eingebildet von Charlotte.

Wir alle warfen ihr genervte Blicke zu und Gwyneth sagte: „Engel an sich sind selten, zugegeben, aber deine Arroganz ist bei deiner Art wirklich nichts Besonderes"

Charlotte schnappte schockiert nach Luft, wandte sich von uns ab und kümmerte sich weiterhin um ihre Fingernägel. Die Zwillinge und ich amüsierten uns leise darüber. Egal, wie gutmütig und optimistisch Gwyneth war, wenn es um Charlotte ging, verlor sie alles davon. Ein bisschen mochte ich diese fiese Gwyneth.

„Außerdem solltest du auch noch wissen, dass Deliria die Partnerstadt von Rias ist", erklärte Delilah weiter. „Da beide Stadtstaaten sehr klein sind -Rias sogar noch mehr als Deliria- haben sie vor ungefähr 50 Jahren beschlossen, sich in politischen Belangen und bei Handelsgeschäften zusammen zu tun"

„Ist Rias hier in der Nähe?", fragte ich und hätte am liebsten auf Rubens Karte gesehen.

Delilah nickte. „Ja, es ist nicht weit von hier. Sehr wahrscheinlich werden wir es morgen früh erreichen"

„Aber warum verbünden sie sich dann nicht gleich zu einem großen Stadtstaat?", fragte ich neugierig. Das begriff ich noch nicht ganz, wenn sie sowieso bei vielen Sachen zusammenarbeiteten und Nachbarn waren.

„Damals, vor etwa 50 Jahren, als Deliria und Rias Partnerstädte wurden, wurde in der Bevölkerung beider Staaten gewählt, ob sie sich zusammenschließen sollen oder nicht", fuhr Delilah fort und Ophelia ergänzte: „Aber die meisten Bewohner beider Staaten entschieden sich dagegen und wollten keine so große Veränderung. Mit einer Zusammenarbeit in Politik und Handel waren sie einverstanden, aber alles andere wäre ihnen zu viel gewesen"

Ich verzog das Gesicht. „Das erscheint mir nicht unbedingt das Klügste"

Delilah zuckte mit den Schultern. „Tja, das Volk hat damals so entschieden und solange die Königshäuser und die Bewohner zufrieden damit sind, wie es seit 50 Jahren ist, wird sich das auch nicht ändern"

Ich schüttelte den Kopf. Immerhin machte es beide Stadtstaaten angreifbarer, wenn sie zwei kleine Städte blieben. Eine größere Stadt war doch viel stärker und sicherer, als zwei kleine. Aber okay. Die Zeit würde zeigen, ob sich hierbei noch etwas ändern würde. Ich hoffte es ein wenig. Immerhin wollte ich nicht, dass den Bewohnern von Deliria und den von Rias etwas passierte.

Eine Frage brannte mir allerdings noch auf der Seele: „Haben Deliria und Rias dann auch Fünf Krieger, die die Stadt beschützen?"

Ophelia nickte und lächelte niedlich, als sie antwortete: „Klar, jeder Stadtstaat, und sei er noch so klein, hat seine eigenen Fünf Krieger. Die meisten Stadtstätte haben mindestens fünf verschiedene Arten. Darum ist es möglich, die Fünf Krieger aus allen Arten zusammen zu stellen"

„Haben sie dann auch Menschen?"

Es wäre mega cool, wenn wir in Deliria Menschen aus der Erde begegnen würden!

Doch Delilah zerstörte augenblicklich meine Illusion und schüttelte den Kopf: „Nein, es gibt einige, die noch nie einen Menschen wie dich erblickt haben. Morgen, wenn wir Rias erreicht haben, wirst du dort wahrscheinlich der erste Mensch sein, den sie je gesehen haben" Sie machte eine kurze Pause, um nachzudenken. „Selbst bei Deliria bin ich mir nicht sicher, ob sie einen Menschlichen Part haben"

Und ich hatte immer geglaubt, Menschen gab es in jedem Stadtstaat. Dies enttäuschte mich etwas.

Doch plötzlich sah ich Nyco und Ruben zurückkommen. Sofort strahlte ich bei Nycos Anblick auf und meine Enttäuschung verflog.

„Und?", fragte Gwyneth. „Haben wir einen Schlafplatz?"

„Jup", verkündete Ruben und deutete uns, dass wir ihnen folgen sollten. „Kommt mit. Es ist nicht weit"

Es war tatsächlich nicht weit. Es waren vielleicht zehn Minuten Fußweg durch Deliria. Viele Individuen drehten sich um, beobachten uns und redeten untereinander über uns. Mir war das ein bisschen unangenehm, aber in Anbetracht der Tatsache, dass wir Fremde waren, vielleicht auch ein bisschen verständlich. Ich fühlte mich wie eine Außenseiterin. Schon wieder. Auch wenn ich natürlich froh war, dass wir die Erlaubnis erhalten hatten, Deliria zu betreten und sogar eine Nacht dortbleiben durften, fühlte ich mich trotzdem wie ein Objekt.

Nachdem wir unsere Zimmer in einer Gaststube bezogen und uns ein bisschen ausgeruht hatten, beschlossen wir, im Restaurant der Gaststube etwas essen zu gehen. Ich war etwas aufgeregt, in einem Restaurant in einem Paralleluniversum zu speisen. Hoffentlich fand ich mir auch etwas, dass ich essen konnte.

Die Zwillinge sahen meine Zweifel und halfen mir beim Studieren der Karte. Es wunderte mich, dass die Karte weniger von einer Menükarte auf der Erde abwich, als ich dachte. Aber gut für mich!

Nachdem wir bestellt hatten, beugte sich Ruben vor und sagte: „Bevor wir morgen aufbrechen, müssen wir unbedingt neue Vorräte kaufen. Soweit ich richtig gerechnet habe, habe ich nur noch ein bisschen Dörrfleisch, Nyco seine halbe Flasche Milch, Rosalie ihre Dauerbrezen und Charlotte ihre Schminkutensilien. Und die Zwillinge haben ja sowieso nichts dabei"

Den letzten Satz sagte er ohne jeglichen Vorwurf. Wir wussten immerhin alle, dass die Zwillinge als Pflanzenmenschen nicht viel zu essen brauchten, darum hatten sie auch kaum etwas in ihrem Reisewürfel. Natürlich hatten sie bereits oft gesagt, dass sie Proviant tragen konnten, auch wenn sie selbst nichts davon aßen, doch Ruben hatte immer darauf bestanden, dass die Fünf Krieger ihre Sachen sehr wohl selbst tragen konnten.

„Nur schade, dass man Schminke nicht essen kann", antwortete ich schelmisch mit einem Seitenblick auf Charlotte, die mich darauf nur böse ansah und sonst schwieg. „Und meine Dauerbrezen sind eigentlich auch eher nur Brösel, weil sie leider viel zu schnell kaputt gehen"

„Also, wir müssen dringend einkaufen gehen, wenn wir schon in einer Stadt sind", sagte Ruben. „Wir werden zwar morgen Rias und wenn wir schnell sind, Erwardsen erreichen, doch selbst der Weg nach Rias ist mit unserem derzeitigen, nicht vorhandenen Proviant viel zu weit. Wir würden verhungern"

„Schon gut, dann kaufen wir morgen ein", winkte Gwyneth ab und ich fügte hinzu: „Das klingt doch nach einem Plan!"

Kurz darauf bekamen wir bereits unser Essen und alle stürzten sich förmlich darauf. Alle waren ausgehungert.

Nachdem wir im Restaurant der Gaststube gefrühstückt hatten, in der Stadt einkaufen gewesen waren und uns ein letztes Mal frisch gemacht hatten, ging es nun weiter nach Rias und Edwardsen.

Auf dem Weg dorthin erzählten mir die Zwillinge und Gwyneth noch einige andere Fakten über Rias und erklärten mir außerdem, dass Erwardsen eine der größten Stadtstädte im gesamten Paralleluniversum war und sogar ein riesiger See, der den Namen Edwardsloch trug, an die Stadt grenzte. Meine Frage, warum der See Edwardsloch genannt wurde, bereute ich sofort. Denn Gwyneth erzählte, dass sein Wasser so dunkel war, dass er aussah wie ein Loch und wenn man darin schwimme, fühle man sich, als würde man von einem riesigen, schwarzen Loch aufgefressen werden. Ich erschauderte und bedankte mich sarkastisch bei Gwyneth für ihre tolle Beschreibung. Sie und Ophelia lachten daraufhin und selbst bei Ruben und Nyco konnte ich ein Schmunzeln sehen.

„Also, ich möchte wirklich heute Edwardsen erreichen", beharrte Ruben, während einer kurzen Pause.

„Was hast du denn an Rias auszusetzen?", wunderte ich mich.

„Na ja, es ist eigentlich nur ein Dorf und da werden sie sicher keinen Schlafplatz für uns haben", seufzte er.

„Ach komm!", lachte Gwyneth. „Du hast es geschafft, in einer riesigen, gefährlichen und unerforschten Wüste schlafen zu können und plötzlich bist du wählerisch?"

„Ja, Ruben, bist du nach unserem Erfolg mit der Rettung des Königs zur Prinzessin geworden oder was?", lachte ich.

Er sah Gwyneth und mich finster an und lachte sarkastisch: „Ha, ha, sehr witzig. Darum geht es mir gar nicht"

„Aha, sondern?", fragte ich.

„Ich weiß, wenn wir Edwardsen erreicht haben, dass wir bald unser Ziel gefunden haben", erklärte Ruben sachlich. „Der Ort, an dem sich laut Laetitia ein Meer aus Lavendel ergießen soll"

Ich erschrak. „Aber bitte kein lebendiger Lavendel"

„Laetty war sich sicher, dass es keine Pflanzenmenschen sind", beruhigte mich Delilah und berührte mich an der Schulter. „Sonst hätte sie es dazu gesagt. Sie weiß doch, dass niemand hier jemanden töten will. Geschweige denn, würde sie zulassen, dass wir unsere eigenen Artgenossen töten müssen"

„Dann hoffe ich, dass sie Recht hat", seufzte ich.

„Sie ist eine Zauberin, Rose", sagte Delilah. „Es gibt fast nichts, was sie nicht weiß"

„Ja, das müsstest doch ausgerechnet du am besten wissen", fügte Ophelia zwinkernd hinzu.

„Ja ja", lachte ich nur.

Nach drei Stunden trafen wir tatsächlich in Rias ein, baten auch dort um Einlass und suchten uns ein Restaurant. So sehr ich Rubens Aussage bezweifelt hatte, so sehr musste ich ihm jetzt zu stimmen. Rias glich wirklich viel mehr einem etwas größerem Dorf als einer Stadt. Ein bisschen musste ich über diese Tatsache schmunzeln.

Zum einen fand ich es schade, dass wir Rias gleich wieder verließen, doch auf der anderen Seite war ich wieder um froh. Die Individuen dort starrten uns -und besonders mich- noch durchdringender an, als es die Bewohner von Deliria getan hatten. Und das war mir wirklich zu viel. Klar, sie hatten noch nie einen Menschen gesehen und ja, es war komisch, dass die Fünf Krieger eines weit entfernten Stadtstaates in ihrem kleinem Örtchen Essen gingen. Doch das war noch lange keinen Grund, uns anzustarren, als wären wir Außerirdische.

Charlotte war die Einzige von uns, die die Aufmerksamkeit der Bewohner anfangs gemocht hatte, doch selbst ihr und ihrem übertriebenen Ego war es zu viel geworden. Und das sagte verdammt viel aus.

Ich konnte wirklich nicht sagen, ob meine Meinung über Rias positiv oder negativ war.

Jedenfalls waren wir alle letzten endlich froh, es wieder zu verlassen. In der ersten Stunde unserer Reise nach Edwardsen beschwerte sich Charlotte noch über das Verhalten der Bewohner von Rias, doch als sie merkte, dass es keinen sonderlich zu interessieren schien, hörte sie tatsächlich auf. Ein Wunder!

Ich wusste nicht, wie lange wir gingen und wie viele kleine Pausen wir gemacht hatten, bis wir endlich das Stadttor von Edwardsen erreichten. Man sah sofort, dass Edwardsen nicht nur größer, sondern auch reicher war, als Lakaria, Deliria und Rias. Das Eingangstor, durch das wir schritten, nachdem uns die Wachen befragt und durchgelassen hatten, war riesig und imposant. Es war beige und kleine Goldpartikel funkelten und schimmerten, wenn die Sonne darauf schien. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

„Mund zu, es zieht", meckerte Charlotte, als sie meinen offenen Mund sah.

Ich sah sie böse an, doch sie schwang arrogant ihre langen, blonden Haare über ihre Schulter und ging weiter. So eine doofe Kuh!

„Wow, hier ist es wirklich wunderschön!", kam es sogar von Gwyneth.

„Ha! Nicht nur ich finde es beeindruckend hier", sagte ich an Charlotte gewandt und streckte ihr die Zunge entgegen.

Sie bildete die Augen zu Schlitzen, sagte allerdings nichts.

„Also, ich muss sagen, das hat schon was", staunte Ruben und lehnte sich an Nyco, der daraufhin sagte: „Ich wusste ja, dass Edwardsen reich ist, aber kleine Goldpartikel in ihrem Tor zu verarbeiten, bedeutet wohl, dass sie genügend davon haben und nicht damit sparen müssen"

„Oh ja", nickte Ruben und ging weiter.

„Ich glaube, das ist der zweit schönste Ort, an dem ich je war", verkündete Ophelia und Gwyneth fragte lachend: „Und was ist dann der Schönste?"

„Na, La Fleur natürlich!", lachte Ophelia.

Ich musste schmunzeln. Das war so typisch sie.

„Beeilt euch", hetzte Ruben. „Ich möchte vor Anbruch der Dunkelheit unseren Schlafplatz und Rosalies Zelt aufgebaut haben"

„Wo werden wir eigentlich schlafen?", fragte ich.

„Am Edwardsloch", antwortete Ruben knapp und ich schluckte.

„Ist es nicht zu gefährlich da?"

Ruben zuckte mit den Schultern. „Was sollen wir denn sonst tun? Mir wurde gesagt, dass alle Gasthäuser voll sein sollen"

„Was ich immer noch anzweifle", kommentierte Charlotte. „Die wollen uns einfach nicht dahaben!"

Ausnahmsweise musste ich Charlotte zustimmen. Es konnte doch nicht sein, dass alle Gasthäuser einer so reichen Stadt wie Edwardsen voll belegt waren. Ich hatte noch nicht viel Ahnung vom Leben im Paralleluniversum oder wie der Tourismus so von statten ging, doch für mich hörte sich das auch nach Ausrede an. Es kam mir unwahrscheinlich vor, dass Edwardsen ausgerechnet jetzt so viele Besucher hatte. Doch warum sollten sie uns anlügen? Warum sollten sie uns nicht dahaben wollen?

Jedenfalls war ich nicht erfreut zu hören, dass wir am Edwardsloch übernachteten. Einem See, dessen Wasser so schwarz wie ein Loch war.

Schließlich kamen wir am Edwardsloch an und Gwyneth hatte mit ihrer Erklärung für den Namen des Sees leider nicht übertrieben. Dabei hatte ich so sehr darauf gehofft.

Ein tiefer Seufzer entfuhr mir, als ich auf den See blickte.

Nyco kam an meine Seite und schaute mich voller Sorgen an. „Ist alles in Ordnung, Rosalie?"

Ich lächelte ihn an, weil die Tatsache, dass er sofort zu mir kam, mich rührte. Ich nickte und antwortete: „Ja, es ist alles in Ordnung. Ich mache mir nur Sorgen. Immerhin könnte das unsere letzte Nacht werden"

„Was meinst du damit?"

„Ab morgen durchqueren wir doch den Donnerwald", setzte ich zu einer Erklärung an. „Und wer weiß, ob wir die nächste Nacht überhaupt noch erleben werden. Es könnte durchaus sein, dass wir morgen alle drauf gehen"

Ein kleines Schmunzeln huschte kurz über sein Gesicht. „Hast nicht neulich noch gesagt, dass wir alles schaffen werden?"

„Ja, aber ich habe auch gesagt, dass ich Angst habe"

Das Schmunzeln verschwand aus seinem Gesicht. „Ja, ich denke, das haben wir alle. Das sollten wir auch, denn sobald man angstfrei in eine Mission geht, wird man unvorsichtig und das könnte für uns tödlich werden"

Ich seufzte erneut. „Wenn wir nur wüssten, was uns da für Tiere erwarten"

„Das weiß niemand so genau" Einige Sekunden schwiegen wir uns an, während Nyco sichtlich über etwas nachdachte. Er räusperte sich mehrere Male hintereinander, wechselte ständig seine Position und schien sich mehr und mehr zu verspannen. „Rosalie?" Ich wandte mich zu ihm. „Ähm... also ich kann vor deinem Zelt schlafen, wenn du dann beruhigter schlafen kannst"

Ich erstarrte über seine Aufrichtigkeit und sein Mitgefühl.

Doch bevor ich meine Gedanken zu Ende gedacht hatte, sagte ich: „Du kannst auch in meinem Zelt schlafen, wenn du willst"

Oh Gott! Das hatte ich jetzt nicht wirklich gesagt, oder?

Erschrocken über mich selbst, zuckte ich zusammen, hielt mir den Mund zu und stotterte: „Entschuldige, Nyco, ich... ich weiß nicht, was gerade in mich gefahren war. Das war eine doofe Idee. Bitte vergiss es wieder"

Er lächelte süß und brachte mich damit zum Schmelzen, während er entgegnete: „Das ist lieb von dir und das braucht dir wirklich nicht unangenehm zu sein. Allerdings glaube ich, würde es für Aufruhr bei Charlotte und Ruben sorgen, wenn ich noch ein einziges Mal bei dir im Zelt schlafe"

„Und du meinst echt, vor meinem Zelt würde beide weniger aufregen?" Ich konnte mein Lachen nur schwer zurückhalten.

Nyco zuckte mit den Schultern. „Na ja, ich hoffe es"

Schließlich ging er weiter, nachdem Gwyneth ihm bei etwas zu Hilfe rief und augenblicklich kamen die Zwillinge auf mich zu gerannt. Ophelia stupste meinen Oberarm mit ihrem Ellenbogen an, was aufgrund der Pflanzenranken auf ihrem Arm etwas schmerzhaft war, da diese leicht meinen Arm streiften, und grinste ich mich schelmisch an.

„Na? Was war das denn?"

„Was war was?", fragte ich dumm zurück.

„Du hast geflirtet!", rief sie viel zu laut für meinen Geschmack. Alle anderen sahen uns seltsam an und Charlotte schüttelte den Kopf und machte weiter mit dem, was sie gerade tat. Dabei hüpfte sie wie ein Zwerg auf der Stelle herum. „Unsere Rosalie hat geflirtet!"

„Na ja, sie hat es versucht", lachte Delilah.

„War das nicht gut?", fragte ich kleinlaut.

Da berührte mich Delilah belustigt an der Schulter und legte ihre Hand darauf ab, als sie sagte: „Für deinen ersten Versuch war es ganz okay. Aber es ist noch ausbaufähig"

„Ach, Del!", schimpfte ihr Zwilling. „Ich finde, sie hat es toll gemacht! Endlich ergreifst du die Initiative!"

Ich hatte es eher als peinlich empfunden, aber gut. Vielleicht war das auch normal. Trotzdem war es unfassbar süß von ihm, mir vorzuschlagen, dass er vor meinem Zelt schlafen könne, damit ich mich sicherer fühlte. Ach, wären wir nur unter uns. Dann hätten wir auf niemanden Rücksicht nehmen müssen.

Während ich Ophelia Gwyneth beim Kochen half, bauten die anderen unsere Schlafplätze auf und ich bot mich an, das Feuer an zu machen. Nun, wenn das wer konnte dann ich, oder?

„So ein menschliches Feuerzeug ist schon irgendwie cool", hatte Ophelia gelacht.

Nachdem ich die Feuerstelle angemacht hatte, half ich beim Kochen und Gwyneth flippte bei Ophelias Erzählung von meinem ersten Flirtversuch fast genauso aus wie meine Freundin. Daraufhin beschwerte ich mich lauthals bei Ophelia, ob es wirklich nötig war, jedem davon zu erzählen.

„Ihr wart so laut, jeder hat es mitbekommen", lachte Gwyneth.

„Na toll, danke Phel", sagte ich mit einem gespielt bitterbösen Unterton, musste dann aber auch lachen.

Nachdem sie das Essen auf die Feuerstelle gestellt hat und es dann endlich irgendwann fertig war, rief ich alle zum Essen, wir setzten uns im Kreis um das Feuer und aßen. Nyco setzte sich glücklicherweise sofort neben mich und ich versuchte meine Freude darüber zu verbergen.

Gwyneth und ich spülten das Geschirr, während die anderen sitzen blieben und weiterredeten. Als wir zurückkamen, setzten wir uns erneut dazu und stiegen in das Gespräch mit ein.

Als die Stimmung irgendwann in eine etwas melancholische Richtung umschlug, sah Gwyneth seufzend auf das dunkle Wasser des Edwardslochs -einem See, der so groß war, dass ich die andere Seite nur schwer erkennen konnte- und sagte: „Eigentlich echt gar nicht mal so unschön hier, wenn nicht das Herz unseres Feindes so dunkel wäre wie das Wasser des Sees"

„Ein schöner und leider sehr passender Vergleich", lobte Ruben sie.

Ja, das stimmte. Nachdem mir nach dem Gespräch mit Nyco klar geworden war, dass Jonasans Herz und seine Seele vermutlich mehr verkommen waren, als ich angenommen hatte, gab mir Gwyneths Spruch einen kleinen Stich im Herzen. Doch ich wusste, sie hatte Recht. Nur gut, dass ich das jetzt auch wusste. Zu hoffen, dass sich in Jonasan noch ein bisschen Menschlichkeit -wenn man das im Paralleluniversum überhaupt so nennen konnte- befand, war naiv von mir gewesen.

„Und wir morgen nicht eine Reise ohne Wiederkehr antreten würden", kam es düster von Charlotte.

Alle sahen sie an.

„Hey, positiv bleiben!", jubelte Ophelia und stupste Charlotte, die neben ihr saß, mit einer geballten Faust ganz sanft an.

Diesen Augenblick zwischen den Beiden von außen zu beobachten war göttlich.

Doch auch Ophelia musste ich zustimmen. Nur mit einer gesunden Prise Optimismus hatten wir eine Chance lebendig und so einigermaßen heil den Donnerwald verlassen zu können. Wenn wir von vorn herein negativ davon ausgingen, es nicht zu schaffen, schafften wir es auch nicht.

Ich beneidete Ophelia immer wieder für ihre Klugheit und ihren schier unendlichen Glauben.

Mit gemischten Gefühlen legten wir uns schließlich alle schlafen. Auch, wenn wir nichts in der Richtung wirklich ausgemacht haben, konnte ich Nyco hören, wie er sich in eine Katze verwandelte und sich vor mein Zelt hinlegte. Ein breites Grinsen strahlte auf meinem Gesicht, als ich mich in meinen Schlafsack legte und die Augen schloss.

Ich wusste nicht, ob es wirklich an Nyco lag oder ob es die Erschöpfung nach einem anstrengenden Tag gewesen war, doch ich fiel sehr schnell in einen tiefen Schlaf und wachte erst wieder auf, als mir im Schlafsack aufgrund der Morgenwärme zu heiß wurde. Ich setzte mich auf, rieb mir die Augen und gähnte. War es tatsächlich bereits Morgen?

Ich hatte wirklich gut geschlafen. Ich hatte nicht mal etwas geträumt. Und wenn doch, konnte ich mich nicht mehr daran erinnern.

Als ich den Reißverschluss meines Zeltes öffnete und Nyco in Katzengestalt wie einen Wachhund dasitzen sah, zuckte ich kurz zusammen, bis ich zu lachen begann.

„Was tust du da?", fragte ich belustigt.

Nyco zuckte bei dem Aufklang meiner Stimme ebenfalls zusammen, drehte seinen kleinen Katzenkopf zu mir und verwandelte sich miauend in seine Mischform.

„Guten Morgen, Rosalie"

„Guten Morgen, Nyco"

Er schien kurz zu überlegen, was er antwortete. „Na ja, es ist noch keiner wach, also dachte ich mir, kann hier auch sitzen bleiben und noch etwas die Augen zu machen"

„Du hast ausgesehen wie ein Wachhund", lachte ich.

Nyco lief etwas rot an. „Oh, wirklich?"

Ich nickte amüsiert und begann ein anderes Thema: „Ich bin überrascht, dass mich das erste Mal kein Ruben geweckt hat"

„Ja, das stimmt, ich bin auch überrascht"

Doch nicht nur das war anders. Auch, dass niemand im Schlafplatz lag. Keine Delilah, keine Ophelia, kein Ruben, keine Charlotte, ja nicht mal Gwyneth sah ich irgendwo. Sie waren alle weg. Ich hatte sofort ein unangenehmes Gefühl. Irgendwas stimmte da nicht.

„Wo sind denn alle?", fragte ich.

Nyco antwortete nicht darauf und schien ebenfalls ein ungutes Gefühl zu haben. Er hatte plötzlich diesen Gesichtsausdruck, an dem ich erkannte, dass er etwas witterte. Und das gefiel mir gar nicht.

„Komm mit!", deutete er mir und ich folgte ihm durch den kleinen Wald, der nur wenige Meter von unserem Schlafplatz entfernt gleich auf dem Strand lag.

Es war schon etwas merkwürdig, dass sich inmitten eines Strandes ein klitzekleiner Wald befand. Doch im Paralleluniversum gab es wohl nichts, das es nicht gab.

Und schließlich hinter dem Wald sahen wir auch, wo alle Fünf Krieger und die Zwillinge waren. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, so absurd war das, worauf Nyco und ich gerade blickten.

Wir sahen Charlotte, Ruben und Gwyneth gegen ein riesiges, Kraken ähnliches Tier kämpfen, dessen Farbe dieselbe des Wassers hatte und meine besten Freundinnen in seinen Tentakeln festhielt.

„Ach, du scheiße!", entfuhr es mir und lief zu Charlotte, Ruben und Gwyneth, die sichtlich erleichtert war, uns zu sehen.

„Rosalie! Nyco! Da seid ihr ja endlich", sagte sie.

„Was ist das?", fragte ich und Nyco fragte hingegen vorwurfsvoll: „Warum habt ihr uns nicht geweckt?"

„Das wollten wir, aber in dem Augenblick als Ruben die Zwillinge losschicken wollte, euch zu holen, hat das Vieh sie gegriffen und dann hat es sich nicht mehr ergeben", erklärte Gwyneth ängstlich und atemlos.

„Sorry, dass wir andere Probleme hatten!", schimpfte Charlotte, flog hoch und bearbeitete das Wesen mit ihren Klingen.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro