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Die Mondstraße

erzählt von Rosalie


Wir gingen mittlerweile ungefähr den halben Tag und folgten Ruben immer weiter, ohne ihn anzuzweifeln. Ich hatte ja bei der Heimreise vor ein paar Tagen festgestellt, wie wenig er das mochte. Aber wer mochte das schon?

Vereinzelt, wenn jemand Pause brauchte, was meistens Gwyneth war, machten wir kurz Rast, um zu ruhen oder zu essen.

Glücklicherweise regnete es nicht, dennoch wäre es mir lieber gewesen, wenn die Sonne uns nicht fast die Haut verbrennen würde, doch man konnte nicht alles haben. Zu viel Sonne war besser als Regen.

Ich warf einen sorgenvollen Blick auf die Zwillinge, die ein paar Schritte hinter mir gingen und sich angeregt mit Gwyneth unterhielten. Ihre Haut, sowie ihre Haare waren so hübsch wie immer. Also schien ihnen diese niederbrennende Sonne weniger auszumachen als mir. Es schien nicht zu stark für sie zu sein, wie vor ein paar Wochen in der Wüste Azrek. Es war eigentlich wirklich cool, dass wir die Wüste so gut überstanden hatten. Klar, die Hitze hatte uns ziemlich fertig gemacht, dennoch hätte es viel, viel schlimmer kommen können. Und zum Glück hatten wir genug Proviant und Wasser dabei gehabt.

Plötzlich blieb Ruben stehen, drehte sich mehrfach im Kreis und starrte abwechselnd seine Karte, die er an diesem Tag noch kaum aus der Hand gelegt hatte, und dann wieder in den Himmel. Immer wieder schnüffelte er in die Luft. Er witterte etwas. Oder jemanden.

Nyco schloss zu ihm auf, der scheinbar dasselbe roch wie Ruben und murmelte: „Wir sollten einen anderen Weg nehmen"

„Ja, sollten wir", seufzte Ruben und sah unglücklich aus. „Ich verstehe das nicht. Wir sind doch so gegangen, wie mir die Zauberin gesagt hat. Wieso kommen wir dann an der Mondstraße vorbei?"

Mondstraße?? Das Viertel der Riesen??

Nun war ich diejenige, die zu den beiden aufschloss und sie erwartungsvoll ansah. Ich kam mir selbst vor, wie ein kleines Kind, das auf Süßigkeiten von der Oma wartete.

„Wir sind bei der Mondstraße?", freute ich mich.

Ruben verzog das Gesicht. „Das ist nichts, worüber du dich freuen solltest"

Gekränkt stemmte ich die Hände in die Hüften. „Warum nicht?"

Auch Gwyneth, Charlotte und die Zwillinge, die noch abseits gestanden hatten, kamen dazu und Delilah sagte: „Na ja, weil Riesen nicht unbedingt Wesen sind, denen du begegnen möchtest"

„Ich möchte jedes Wesen von Lakaria kennen lernen. Das wisst ihr" Nun verschränkte ich die Arme vor der Brust und seufzte traurig. „Immerhin muss ich für den Rest meines Lebens hier leben. Dann möchte ich auch über alles Bescheid wissen und jeden kennen, den ich kennen lernen kann"

„Das ist ja sehr löblich, aber...", setzte Delilah an und ihre Schwester fuhr fort: „...aber selbst Delilah und ich sind noch nie einem Riesen begegnet. Du siehst, wir wissen auch nicht alles. Wenn Ratsversammlungen sind, ist der Abgeordnete der Riesen immer nur per Videochat dabei, weil Riesen viel zu gefährlich sind"

„Aber ihr wisst wenigstens, wie sie aussehen"

„Ja, das stimmt schon...", druckste Ophelia herum.

Da klopfte Gwyneth den grimmig dreinblickenden Ruben mehrmals auf das Schulterblatt und sagte: „Ach komm schon! Wir sind doch die Fünf Krieger, oder? Wir haben wahnsinnig gewordene Soldaten überlebt, also können wir es sicher auch mit Riesen aufnehmen. Außerdem, warum sollten sie uns angreifen? Wir kommen doch in Frieden"

Ruben warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Du bist doch verrückt. Riesen lieben den Kampf, schon vergessen?"

„Und du bist ein Feigling", konterte Gwyneth erstaunlich ernst, ohne mit der Wimper zu zucken. Wow.

„Wenn wir uns nicht einigen können, könnten wir doch wieder abstimmen", schlug Ophelia vor.

Ich wusste Ophelias Gedanke sehr zu schätzen, weshalb ich sie freundlich anlächelte, bevor ich Ruben angiftete: „Mir ist es egal, ob ihr wollt oder nicht. Ich gehe in die Mondstraße und schau mir alles an"

„Rose, ich fürchte, wir haben nicht unbedingt Zeit dafür...", begann Delilah, doch Gwyneth zerstörte ihren Versuch, mich mit Logik davon abzuhalten, augenblicklich: „Wieso? Ruben hat doch vorhin gesagt, dass wir sehr schnell heute waren und viel Zeit aufgeholt haben"

Delilah und Ruben stöhnten beide verzweifelt auf und schlugen sich fast zeitgleich die Hände ins Gesicht. Ophelia kicherte vor sich hin und auch Charlotte prustete leise dahin. Fast hätte ich auch mitgelacht, doch ich fand es furchtbar, dass mir immer jeder sagen wollte, was richtig für mich war.

Ich wollte dahin.

Ich wollte die Riesen sehen.

Ich wollte sehen, wie sie leben.

Ich wollte alles, was ich erleben konnte, in mich aufnehmen, wie den Duft von leckeren Dampfnudeln.

„Ich gehe", meckerte ich. „Ich garantiere euch, dass ich in einer Stunde wieder da bin"

„Als wir das beim letzten Mal hatten, hat deine Freundin Gwyneth verloren", stichelte Charlotte und zeigte mit dem Finger auf Delilah, die sich unbehaglich räusperte.

Allerdings war ihr Tonfall dabei nicht gewohnt bösartig und fies, nein, es hatte eher den Anschein, als wollte sie mich aufrichtig warnen und mich darauf hinweisen, dass das beim letzten Mal schon ein Fehler gewesen war. Vielleicht war der seltsame Unterton von Charlotte auch der Grund, warum Delilah sie nicht wie gewöhnlich anmotzte. Sehr merkwürdig.

„Ohne mich findest du das Viertel nicht", bemerkte Ruben.

„Das werde ich sehr wohl", sagte ich selbstbewusster, als ich im Grunde war. „Die Elemente werden mir schon helfen"

Ruben seufzte verzweifelt auf und winkte ab. Er hatte scheinbar aufgegeben.

„Luft, bitte komm zu mir", sagte ich und sofort trug ich wieder dieses furchtbar kurze, hellblau-gräuliche Kleid mit den himmelblauen Perlen am Dekolletè, die sich auch in meinem bis zur Hüfte reichenden Haaren wieder fanden und dem goldenen Gürtel, sowie die bläuliche Schrift auf meinem linken Arm Air Catcher.

„Bitte flieg mich zur Mondstraße", befahl ich und interessanterweise wusste das Element, was ich meinte und wohin es ging. So flog ich schnurstracks dahin, wo ich wollte.

Unter mir konnte ich Ruben beeindruckt sagen hören: „Ich glaubs nicht. Das klappt ja wirklich"

„Ihre Alleingänge sind echt zum Kotzen", kommentierte Charlotte, doch dann war ich bereits außer Hörweite.

Am liebsten hätte ich ihr die Frisur mithilfe eines Zaubers zerstört.


erzählt von Nyco


Beeindruckt sahen wir Rosalie nach. Charlotte grummelte böse vor sich hin, während Ruben und Delilah sich besorgt ansahen. Ophelia und Gwyneth freuten sich über Rosalies Erfolg. Ich mich im Übrigen auch. Es war faszinierend, wie gut sie bereits mit ihren Fähigkeiten nach so kurzer Zeit umgehen konnte. Sie war wirklich ein Naturtalent.

Dennoch musste ich trotz aller Freude und Faszination für sie zugeben, dass ich auch besorgt um sie war. Vermutlich wusste sie, wie gefährlich Riesen sein konnten, aber vielleicht unterschätze sie sie auch. Vielleicht würde es Riesen geben, die sie erkannten und wussten wer sie war, aber wenn dies nicht der Fall war, würden sie sie umbringen. Riesen liebten Kämpfe und Brutalität und ließen keine Gelegenheit aus, dies beweisen zu können. Außerdem waren sie nicht unbedingt die intelligentesten Geschöpfe im Paralleluniversum. Natürlich konnte man auch hierbei nicht alle in einen Topf werfen, aber den meisten ging Gewalt vor Verstand.

Allerdings musste ich auch bei dem Gedanken, wie willensstark sie war lächeln. Es war wundervoll, sie dabei beobachten zu können, wie sie ehrgeizig alles erreichen wollte, was ihr im Kopf herum schwirrte. Außerdem war es schön zu sehen, dass sie alles erfahren und erforschen wollte, was sich im Paralleluniversum befand. Sie wirkte dabei immer wie ein kleines, neugieriges Kind, auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer.

Es war wundervoll.

Sie war wundervoll.

Ich war hin und her gerissen, ob ich mir nun Sorgen um sie machen sollte oder nicht. Immerhin war sie der menschliche Part der Fünf Krieger. Ich war mir sicher, dass sie sich mittlerweile sehr gut selbst verteidigen konnte. Auf der anderen Seite, waren die Riesen dreimal so groß und ihr gefühlte tausendfach körperlich überlegener. Mit Riesen legte man sich wirklich nicht an. Nicht mal zum Spaß.

Es war zum Haare raufen. Diese Gefühle, die ich für sie hegte, brachten mich eines Tages noch um den Verstand.

So sagte ich schließlich: „Wir müssen ihr nachgehen"

„Warum denn? Sie hat sich den Mist selbst eingebrockt", motzte Charlotte und sah mich wissend an. „Du suchst doch nur wieder einen Grund, sie zum hundertsten Mal retten zu können, damit du gut bei ihr dastehst. Es ist absolut nervtötend, dich ständig dabei beobachten zu müssen, wie du um sie herum tapst, wie eine rollige, fette Katze"

Ich wusste selbst nicht, ob mich das kränkte, was sie mir da an den Kopf warf. Eigentlich konnte man sagen, prallte das meiste, was Wesen zu mir sagten, an mir ab. Nur die Meinungen von ganz Wenigen interessierten mich. Doch nicht Charlottes. Sie war meistens so gemein zu Rosalie, dass ich es kaum aushielt. Deshalb sah ich sie nur nichts sagend an und versuchte, keine Wut zu empfinden.

Gwyneth sah verwirrt zwischen Charlotte und mir hin und her und sagte kleinlaut: „Ich bin aber auch der Meinung, dass wir ihr helfen sollten"

Da wandte sich Charlotte an sie: „Du willst ihr doch nur helfen, weil sie dich gerettet hat. Außerdem warst du auch dafür, dass sie überhaupt dahin geht"

Gwyneth stemmte wütend die Hände in die Hüften. „Und? Ich finde es toll, dass sie so engagiert ist und alles kennen lernen möchte. Außerdem sind wir ein Team, Charlotte! Wenn einer in der Klemme sitzt, hilft man ihm, egal, was ist. Du solltest dich was schämen, dass Rosalie das sofort verstanden hat, obwohl sie gar nicht von hier kommt und du nicht. Du stehst hier und machst wie immer alles schlecht" Sie wandte sich an Ruben, Delilah, Ophelia und mich. „Also, ich werde ihr nachfliegen"

„Wir können zwar nicht fliegen, aber wir kommen trotzdem mit", sagte Delilah und Gwyneth nickte ihr zu.

„Ich komm auch mit", brummte Ruben und auch ich nickte. „Ich natürlich auch"

„Dann los", verkündete Gwyneth, verwandelte sich in einen Schmetterling und flog voraus.

Auch Ruben und ich verwandelten uns in unsere Tierformen, damit wir Rosalie besser erschnüffeln konnten, wobei ich es immer wieder schade fand, dass meine Nase nicht so hervorragend war wie die von Ruben. Aber nun ja. Dafür konnte ich klettern.


erzählt von Rosalie


Vorsichtig landete ich inmitten des Dorfplatzes des Viertels. Es kam mir seltsam vor, dass es keine Wachen gab, wie bei den Soldaten. Anders gesehen, wäre es auch völlig blödsinnig gewesen. Dies war das Viertel der Riesen. Die brauchten wohl kaum Aufpasser, die vermutlich schwächer waren als sie selbst. Außerdem ließen sich Riesen wahrscheinlich auch von niemanden rum schupsten.

„Danke, Luft, du darfst gehen", sagte ich fröhlich und hatte wieder meine eigenen Klamotten an.

Ich sah mich im Viertel um und versuchte dafür zu sorgen, dass mich niemand sah. Ich wollte keinen Streit anzetteln oder böse Blicke auf mich werfen. Ich wollte einfach nur in Ruhe kucken.

Ein wenig sah es schon belustigend aus, wie männliche und weibliche Riesen teilweise mit oder ohne Handtaschen oder Rucksäcken an mir vorbei gingen, ohne mich zu sehen. Dabei wirkten sie so sehr, wie Menschen, die in der Einkaufspassage meiner Heimat Dinge besorgten und ihr Vergnügen hatten, dass es mir leicht in der Brust schmerzte. Sofort dachte ich wieder an meinen Vater und wie sehr er mir fehlte.

So leise ich konnte, schlich ich mich noch näher an die Riesen heran.

Scheinbar war ausgerechnet heute ein Markt mit vielen verschiedenen Ständen. Aus manche von ihnen kam ein wunderbarer Duft, bei dem mein Magen gleich knurrte, obwohl wir erst vor ein paar Stunden, etwas Warmes gegessen hatten, dass Gwyneth für uns gekocht hatte.

Ich schlich mich näher heran und schnüffelte hungrig in die Luft, wie Ruben und Nyco es immer taten. Der Geruch von Käse, vermischt mit etwas anderem, das ich allerdings nicht erschnuppern konnte, lockte mich immer näher an die Stände. Immer näher an die Riesen. Fast wäre ich in einen hineingelaufen, doch glücklicherweise waren sie so groß, dass er mich so schnell, wie ich wieder weg war, gar nicht bemerkt hatte. Aller höchstens hatte er mich als leichten Windhauch wahrgenommen.

Während ich sie so beobachtete, hatte ich genügend Zeit mir eine Meinung über die Riesen zu bilden. Auf mich wirkten sie nicht so, als würde es ihnen Spaß machen, Leuten mit Absicht Qualen zu zufügen. Natürlich wirkten sie aufgrund ihrer Größe und ihres breiten Körperbaus einschüchternd, doch selbst wenn mich jemand dumm von der Seite anquatschen würde, würde ich sicherlich mit ihm klar kommen. Immerhin war ich nicht umsonst der menschliche Part der Fünf Krieger. Außerdem wollte ich es Ruben und Delilah beweisen, wozu ich fähig war.

In der nächsten Sekunde meiner Gedanken, bevor ich ihn wahrnehmen konnte, tauchte vor mir ein gewaltiger Riese mit Glatze und dreckiger Arbeitskleidung, die stark nach Holz und Schweiß stank, auf und schubste mich mit nur einer Hand so weit nach hinten, dass ich stolperte und mir den Kopf stieß. Er machte diese Bewegung, als sei ich ein Zahnstocher, den man umfallen ließ. Vermutlich war ich für ihn auch nicht mehr als ein Zahnstocher in der Landschaft.

Es verwunderte mich allerdings mehr, dass er mich an der Ecke zu einer kleinen Gasse überhaupt bemerkt hatte.

Ich stöhnte schmerzerfüllt vor mich hin und rieb mir den Kopf.

„Was macht ein Mensch hier?", brüllte er mich an. „Wie kommst du hierher?"

„Zu Fuß", antwortete ich wahrheitsgemäß, stand wieder auf und ging einige Schritte auf ihn zu.

„Willst du mich verarschen?", pöbelte er weiter.

„Nein, ich bin wirklich zu Fuß hier"

„Du bist ein Mensch. Du hast hier gar nichts zu suchen"

„Das haben mir meine Kameraden auch gesagt", seufzte ich.

„Du willst mich wirklich verarschen"

„Nein", versuchte ich ihn verzweifelt von der Wahrheit zu überzeugen. „Hör zu, mein Name ist Rosalie Hansen. Ich bin mit meinen Kameraden auf der Suche nach einem Gegengift für..."

Weiter kam ich nicht mehr, da er mich erneut schubste. Nur leider noch viel heftiger, als der erste Schlag gewesen war. Dieses Mal stieß ich mit einem Gemüsewagen zusammen, der aus unerfindlichen Gründen dort stand. Ich fiel inmitten von Salatköpfen, Zwiebeln, Tomaten und Gurken hin und stöhnte. Langsam versuchte ich mich auf zu setzten, doch der Schwindel in meinem Kopf erschwerte mir mein Vorhaben.

„Mann, hast du mir nicht zugehört?", brummte ich fertig mit den Nerven. „Ich sagte, ich bin Rosalie Hansen und auf der Suche nach etwas"

Bedrohlich, wie eine Naturgewalt, kam er auf mich zu und brüllte: „Soll der Name irgendwas in mir auslösen? Ich kenne keinen Menschen und es interessiert mich nicht, wer du bist. Du hast kein Recht, hier zu sein, deshalb töte ich dich jetzt"

Ich hatte kein Recht hier zu sein? Nun ja, das stimmte in gewisser Weise, allerdings war ich der menschliche Part der Fünf Krieger und ehrlich gesagt, machte es mich wütend, wie respektlos er mit mir sprach.

„Du tötest mich? Du weißt wohl wirklich nicht, wer ich bin", seufzte ich, als mir dies bewusst wurde.

Sollte dieser dümmlich wirkende Riese wirklich nicht wissen, wer Rosalie Hansen war? Wie wichtig ich für seine Heimat war?

„Menschen bringen Unheil", brüllte er weiter und mit jedem Wort kam er mir und dem Gemüsewagen näher. „Deswegen musst du vernichtet werden"

„Aber...", wollte ich protestieren, doch da zerschlug er mit beiden Händen und einer solchen Wucht den Gemüsewagen, dass ich mich in letzter Sekunde noch heraus retten konnte. „Du machst mich echt wütend. Na schön, du hast es nicht anders gewollt", fauchte ich.

Er sah mich wenig beeindruckt an.

Da rief ich das Element Feuer zu mir. „Feuer, bitte hilf mir"

Natürlich kam es und ich stand mit hohem Pferdeschwanz, einem dunkelrotem, spitzen Oberteil, einer Hose in einem helleren Rot-Ton und Stiefeletten, in denen alle Farben vereint wurden, vor ihm. Ich war wieder das Girl on Fire.

Jetzt war er doch beeindruckt.

„Wer bist du?", fragte er doof.

„Das hab ich dir bereits zweimal gesagt", motzte ich ihn wütend an. „Ich bin Rosalie Hansen. Und wenn du mich tötest, ziehst du den Zorn von sehr vielen mächtigen Wesen in Lakaria auf dich"

„Aha", machte er nur.

„Feuer, versohl ihm den fetten Hintern!", schrie ich und zielte mit beiden Händen auf seinen wirklich sehr monströsen Hintern.

Tatsächlich traf ich ihm, er sprang wie ein hysterisches, kleines Mädchen auf und ab und schaffte es schließlich, mit seinen riesigen Händen das Feuer von seinem Hinterteil zu löschen.

Er grummelte so lange vor sich hin, so dass es mit jeder Sekunde immer lauter und donnernder wurde.

„Du bist tot, Mädchen!!"

„Das glaube ich nicht", antwortete ich breit grinsend und bewarf ihn immer wieder mit kleinen oder großen Feuerbällen, die ihm allerdings ziemlich egal zu sein schienen.

Wütend kam er immer näher an mich heran. Als er nur noch ein paar Zentimeter von mir entfernt war, konzentrierte ich mich und beschoss ihn mit einer schier überwältigenden Feuerwelle. Die größte Attacke, die ich bis jetzt je gemacht hatte.

Doch er wischte sie mit einer schnellen Armbewegung weg, als hätte er eine Fliege verscheucht.

Überrascht starrte ich ihn an und passte nur eine Sekunde nicht auf, doch er packte mich mit seinen beiden Händen und würgte mich.

Verzweifelt rang ich um Luft und versuchte mich, aus seinem verhängnisvollen Griff zu befreien.

Doch ich wurde immer schwächer und umso schwächer ich wurde, desto mehr wünschte ich mir, ich hätte auf die Anderen gehört. Ich musste wirklich mein Temperament in den Griff kriegen. Das würde nicht nur mein Leben, sondern auch das der anderen erheblich erleichtern. Verdammt! Warum musste ich auch immer jeden irgendwas beweisen? Ich kam mir so unfassbar dämlich vor. So dämlich wie dieser Riese war. Weil er nicht wusste, wer ich war. Weil er diese Frechheit besaß, mich nicht zu kennen. Meinetwegen hatte seine Heimat ihren König wieder.

Doch meine Arroganz brachte mir nun nichts mehr. Denn er drückte immer fester und immer weniger Sauerstoff drang in meine Lunge. Ich spürte, dass mein Kopf röter wurde und wie mein Leben langsam aus mir wich.

In meinen vermeintlich letzten Minuten wollte ich an diejenigen denken, die mir etwas bedeuteten.

Vater. Es tut mir Leid, dass du mich nie wieder siehst.

Delilah. Ich wünschte, ich wäre je so selbstsicher gewesen wie du.

Ophelia. Ich wünschte, ich hätte je das Gute so gesehen wie du es tust.

Gwyneth. Ich wäre ein besserer Mensch gewesen, wenn ich nur so nett gewesen wäre wie du.

Ruben. Leider werde ich nie erfahren, was deine traurigen Erfahrungen mit den Soldaten sind.

Laetitia. Danke für Ihre Ratschläge und Ihre Geduld.

Prinzessin Sunshine. Danke, dass du immer an uns geglaubt hast.

Prinzessin Luna. Ich hoffe, du beginnst irgendwann, mehr zu lächeln.

Charlotte. Ich danke dir, dass du meinen Ehrgeiz aus mir herauskitzelst mit deiner Dummheit und deiner nervtötenden Arroganz.

Und Nyco. Der du vielleicht die Liebe meines Lebens warst. Bitte verzeih mir, dass ich dir nie gesagt habe, was ich für dich empfinde. Bitte verzeih mir, dass ich Angst vor meinen eigenen Gefühlen hatte. Bitte verzeih mir meine Dummheit.

Weiter kam ich nicht mehr, da der Riese von mehreren Wurfsternen am Kopf getroffen wurde, die eine solche Wucht mit sich brachten, dass sein Kopf heftig nach links flog. Seltsamerweise folgten auf die Wurfsterne dornige Rosenblätter, die sich in seinen Armen festkrallten. Dadurch ließ er von mir ab, schrie vor Schmerz auf, fluchte in Worte, die ich nicht verstand und ich flog unsanft zu Boden, hielt mir den Hals, der durch die ständige Reibung brannte, und keuchte schwerfällig auf.

In einer Schwindel erregenden Fast-Ohnmacht hörte ich einen Hund laut aufbellen und mit meinen verschwommenen Augen sah ich wie sich dieser an der fetten Wade des Riesen fest biss.

Ich hob kurz meinen Kopf, flüsterte fragend Rubens Namen, bevor mein Kopf wieder auf den Boden fiel und verfiel einem heftigen Hustanfall.

Schließlich schaffte es der Riese, sich Ruben endlich vom Leib zu halten und so flog Ruben im hohen Bogen zu Boden, stand allerdings in Sekundenschnelle wieder auf. Mir war klar, dass er im Kämpfen wirklich besser war als ich. Ich saß eine gefühlte Ewigkeit hier am kalten Boden und hustete mir die Seele aus dem Leib.

Erneut packte Ruben zu und der Riese fluchte nun durchgängig Wörter, die ich nicht verstand.

Schließlich sprang Nyco in seiner Katzenform zu dem Riesen hoch (was ein Wunder war. Ich hatte nicht gewusst, dass Katzen fünf Meter hoch springen konnten) und kurz, bevor er den Kopf des Riesen erreicht hatte, verwandelte er sich wieder in seine Mischform und trat ihm mit einer solchen Wucht seinen Fuß ins Gesicht, dass der schwere Riese tatsächlich umfiel. Ruben brachte sich in letzter Sekunde in Sicherheit, sonst wäre er unter ihm gelandet, da er immer noch am Bein des Riesen gehangen hatte. Nyco landete, so sicher es nur einer Katze vermag, auf den Beinen und keuchte schwer.

Während ich das Spektakel von der Seite beobachtete, war meine Lunge wieder in ihren normalen Atemrhythmus gefallen, meine Augen sahen wieder normal und der dumme Husten hörte auf.

Leider sahen meine Augen auch, dass sich der Riese wieder aufrappelte. Nyco, Ruben und Gwyneth machten sich zu einem erneuten Angriff bereit und schauten grimmig und zu allem bereit, bis plötzlich eine Stimme am Eingang der Gasse auftauchte, die sich sobald zu einem festen Körper manifestierte. Diese Stimme war genauso tief und dunkel, wie die des Riesen, nur klang sie viel intelligenter, als sie sagte: „Hört auf. Bitte hört auf"

Mit schnellen Schritten kam uns ein anderer Riese entgegen. Dieser hatte etwas mehr Haar auf dem Kopf als der andere, dennoch auch eher sporadisch. Sie hatten einige Löcher und ließen ihn älter wirken. Er hatte eine ähnliche Statur, als der Dumme, dennoch war er edler gekleidet und stank nicht.

Nyco, Ruben und Gwyneths Gesichter erhellten sich und ihre verspannten Körper wurden lockerer. Ruben hatte sich in seine Mischform zurück verwandelt. Ein erleichtertes Aufatmen durchdrang die Gasse.

Beruhigend bewegte der andere Riese seine Hände immer wieder von oben nach unten: „Bitte, bringt ihn nicht um. Sagt mir lieber, was das Problem ist"

Ruben ging ein paar Schritte auf ihn zu, lächelte und gab ihm die Hand: „Abgeordneter Brutus, es freut mich sehr, Sie zu sehen"

„Mich auch, Ruben" Ein leichtes Grinsen durchzuckte das Gesicht des anderen Riesens. Er sah wieder zu seinem am Boden liegenden Artgenossen. „Nun, was ist geschehen? Hat euch Wüürg angegriffen?"

Gwyneth, die beim Erscheinen des Anderen, zu mir gelaufen war und nun stützend den Arm um mich gelegt hatte, sah kurz zu mir und antwortete: „Na ja, um ehrlich zu sein, wissen wir das selbst nicht" Sie nickte kurz in meine Richtung. „Wir haben nur gesehen, wie er Rosalie am Hals gepackt und sie gewürgt hat. Wir waren auf der Suche nach Rosalie und hörten schließlich den Lärm"

„Es tut uns sehr Leid, dass wir einen Ihrer Gefolgsleute fast bewusstlos geschlagen haben, Abgeordneter", bedauerte Ruben ehrlich und wandte seinen Kopf nach hinten zu mir und Gwyneth. „dennoch hatten wir keine andere Wahl. Scheinbar hat er Rosalie angegriffen und wollte sie umbringen. Sie ist Teil unseres Teams und als solches müssen wir sie beschützen"

Bei Rubens Worten musste ich lächeln. Ich war Teil des Teams.

Mit einem nachdenklichen „Hmm" schritt der Riese näher an mich heran und augenblicklich machte ich mich kampfbereit. Er blieb vor Gwyneth und mir stehen, ich sah ihn finster an und er sagte: „Du bist also Rosalie Hansen, richtig?"

„Ja, aber das ist nichts, was ich dem anderen nicht schon tausendmal gesagt hätte", motzte ich ihn an und warf einen abfälligen Blick auf den am Boden liegenden Riesen, den der Abgeordnete vorhin Wüürg genannt hatte.

„Ich verstehe", nickte dieser. „Nun, es ist sehr blöd gelaufen, dass wir uns so kennen lernen, Rosalie"

Ich schnaubte böse auf. Auch, als er mir freundschaftlich die Hand reichte und mich anlächelte.

„Steh erstmal auf"

Immer noch grimmig drein kuckend stand ich gemeinsam mit Gwyneth auf, die den Arm um mich fallen ließ.

„Ich bin Brutus, der Abgeordnete der Mondstraße", erklärte er mir. „Und dein Gegner ist unser Tischler Wüürg und nun erzähl mir bitte, was geschehen ist"

„Ich wollte die Mondstraße besichtigen, hab mich extra versteckt, um kein Unheil zu bringen oder so und dann stand der Typ auf einmal vor mir, hat gesagt, dass ich kein Recht hätte, hier zu sein und dass er mich deshalb umbringen wird", erzählte ich wahrheitsgemäß. „Ich hab ihm zweimal gesagt, wer ich bin, aber irgendwann wurde mir klar, dass er wohl nicht wusste, wer Rosalie Hansen ist"

„Tja, Wüürg ist ein bisschen brutal und schlägt lieber zu, bevor er nachdenkt", gestand mir der Abgeordnete sichtlich peinlich berührt mit einem Seitenblick auf Wüürg. „Hier in der Mondstraße kennen viele deinen Namen nicht. Manche von uns wissen auch gar nicht, wer Ruben und die anderen sind. Es tut mir wirklich Leid, dass es zu diesem Missverständnis kam. Ich hoffe, er hat dich nicht all zu schlimm zu gerichtet"

Ich seufzte genervt auf, sah zu Wüürg, der sich langsam aufrappelte, allerdings noch keine Orientierung zu haben schien und sagte: „Ich denke, mir geht es besser, als dem hinter uns"

Da lachte der Abgeordnete laut und schallend auf und stimmte mir zu.

Anschließend warf ich jeden der vier der Fünf Krieger einen bösen Blick zu und murmelte: „Meine Rettung wäre echt nicht nötig gewesen. Das hätte ich auch alleine geschafft"

„Tatsächlich?", widersprach Ruben und gerade noch konnte er sich ein Lachen verkneifen. „Das sah aber ganz anders aus"

„Aber wirklich, Rosalie!", schimpfte Gwyneth und berührte kurz meinen Arm. „Wenn die Zwillinge nicht den Lärm gehört und wir dich nicht gefunden hätten, wärst du vermutlich in den nächsten Minuten erstickt und gestorben"

„Apropos, wo sind eigentlich...?", wollte ich gerade fragen, doch da traten die Zwillinge hinter der Ecke am Beginn der Gasse hervor und Ophelia umarmte mich stürmisch und beschwerte sich sogleich bei mir. „Dir scheint wohl immer noch nicht bewusst zu sein, wie wichtig du bist!"

„Ja ja, ist schon gut...", murmelte ich leise.

„Nein! Nichts ist gut!", widersprach Ophelia weiter.

Da seufzte Delilah. „Verstehst du jetzt, warum Ruben und ich nicht wollten, dass du allein in die Mondstraße gehst?"

Auch Gwyneth an meiner Seite seufzte. „Wir hätten dich nicht ermutigen sollen" Dabei sah sie theatralisch zu Ophelia und beide warfen sich vielsagende Blicke zu.

„Trotzdem kann ich immer noch auf mich selbst aufpassen", protestierte ich.

„Scheinbar nicht", meckerte Ruben.

Da trat Nyco an meine andere Seite, an der Gwyneth nicht stand, wühlte mir durch die Haare und sagte währenddessen: „Wir retten dich ja mehr oder weniger gern, aber langsam wird es zur Normalität und das ist nicht gut. Beim nächsten Mal sind wir vielleicht nicht so schnell"

„Beim nächsten Mal wird sie auf uns hören", sagte Ruben und klang dabei wie ein befehlshaberischer Vater.

Ich verschränkte die Arme und schwieg.

Der Abgeordnete der Riesen lachte erneut laut auf und sagte: „Das ist ja wirklich nett! Aber was führt euch eigentlich des Weges? Wieso befinden sich die Fünf Krieger soweit fort von Lakaria?" Er sah sich suchend um. „Und wo befindet sich euer Engel?"

„Sie ist bestimmt nicht unser Engel", protestierte Gwyneth ungewohnt mürrisch.

Der Abgeordnete grinste. „Trotzdem. Wo ist sie?"

„Das ist eine interessante Frage, die ich mir auch schon gestellt hab", stimmte ich ihm zu.

Nun war es Ruben, der frustriert aufseufzte. „Sie hat sich strikt geweigert, mit uns zu kommen"

„Warum überrascht mich das nicht?", schnaubte ich.

„Glücklicherweise haben wir sie ja nicht gebraucht", sagte Nyco in einem merkwürdigen Tonfall, der eine Spur von Zynismus aufwies. Hatten sich die beiden etwa gestritten, nachdem ich weg war?

„Aber meine Frage, warum ihr hier seid, ist immer noch nicht beantwortet", meldete sich der Abgeordnete.

Ruben erklärte es ihm sehr sachlich und so kurz, wie möglich und augenblicklich verstand der Abgeordnete und nickte.

„In der letzten Versammlung wurde schon berichtet, wie schlecht es ihr geht" Bedrückt sah er auf den Boden. „Leider konnte ich ihr noch nie persönlich begegnen aufgrund meiner Größe" Entschuldigend sah er an sich selbst herab und alle außer mir nickten zustimmend und verständnisvoll. Dann sah er zwischen Wüürg und mir hin und her. „Dann bin ich ja froh, dass ihr Rosalie rechtzeitig gefunden habt und ich dazu gekommen bin. Es wäre undenkbar gewesen, wenn Rosalie Hansen, der Menschliche Part der Fünf Krieger, aufgrund der Unwissenheit eines Riesen gestorben wäre"

„Das wäre verheerend gewesen", murmelte Ruben nachdenklich. „Und vermutlich hätte es früher oder später dafür gesorgt, dass auch Königin Juilette stirbt"

Ich musste schwer schlucken, als Ruben dies äußerte. War das so? Starb die Königin ohne mich? Natürlich würde die Mission sich für die Anderen durch meinen Tod erheblich verschlechtern, wenn sie nicht sogar unmöglich sein würde.

Dieser Gedanke war sehr beunruhigend.

Ebenso beunruhigend war auch, dass sich Wüürg endlich wieder bewegte, aufstand und mich wütend knurrend ansah.

„Duuu! Du wirst jetzt sterben!", brüllte er.

Dabei zeigte der Riese auf mich und schritt auf mich zu

Ich erzitterte und war dankbar, dass der Abgeordnete der Riesen, Brutus, zwischen uns stand. Allerdings stellten sich augenblicklich auch Nyco, Gwyneth und sogar die Zwillinge vor mich, um mich zu beschützen. Ruben hingegen blieb an seinem Platz, ließ allerdings Wüürg keine Sekunde aus den Augen.

Brutus berührte den wütenden Wüürg an der Brust und schob ihn ein paar Zentimeter von uns allen weg, machte beruhigende Bewegungen mit seinen Händen und murmelte: „Bitte beruhige dich, Wüürg. Das sind die Fünf Krieger aus Lakaria. Du darfst nicht gegen sie kämpfen"

Sofort wechselte sein Gesichtsausdruck von wütend zu absolut verwirrt.

„Häää?", machte er.

Oh wow, da war ich ja wirklich an die hellste Glühbirne im Kronleuchter geraten.

„Schau her", sagte Brutus und zeigte abwechselnd auf uns. „hier haben wir Ruben, den Hundepart, Nyco, den Katzenpart, Gwyneth, den Schmetterlingspart und dahinter Rosalie Hansen, den Menschlichen Part, gegen die du gekämpft hast"

Nachdenklich legte Wüürg die Hände an den Mund. „Ach so, deswegen hat sie mir so oft gesagt, wie sie heißt"

Ich stöhnte genervt auf, während Ruben und Nyco belustigt vor sich hin grinsten und die Zwillinge und Gwyneth los prusteten.

„Richtig, Wüürg, richtig", sagte Brutus und man merkte, dass auch er sich ein Lachen verkneifen musste. „Hör zu, ich weiß, dass das unsere Mentalität ist und vor allem du, gerne kämpfst, aber du solltest beim nächsten Mal deinem gegenüber besser zuhören. Du weißt, es laufen sehr wenige Menschen im Paralleluniversum herum und die meisten davon, sind ehemalige oder aktuelle Krieger von Stadtstätten. Vor allem gegenüber Rosalie solltest du mehr Respekt zeigen. Sie ist die wohl mächtigste von allen, die es gegeben hat und je geben wird. Wenn du sie getötet hättest, wäre die Hoffnung, auf die Genesung von Königin Juilette gleich null gewesen..."

Während er sprach, veränderte sich sein Tonfall, sowie seine Mimik und Gestik von tadelnd bis sie am Ende sogar leicht passiv-aggressiv wurde. Wie es aussah, konnte er es selbst nicht glauben, dass ein Kamerad von ihm, mich nicht erkannt hatte und fast getötet hätte. Und ich konnte immer noch nicht glauben, dass ich fast gestorben wäre. Außerdem war es merkwürdig, dass die Bewohner Lakarias, selbst die Riesen, so große Hoffnungen in mich setzten. Es war schön und doch beängstigend.

Da seufzte der Abgeordnete Brutus auf und sagte: „Nun gut, ich hoffe, du hast aus deinem Fehler gelernt"

Wüürg nickte schuldbewusst und sah mich entschuldigend an. Auch, wenn er seine Entschuldigung nicht mündlich raus brachte, glaubte ich ihm, dass es ihm wirklich Leid tat und vergab ihm.

Dann wandte sich der Abgeordnete an uns: „Gibt es etwas, womit wir das Geschehene wieder gut machen können?"

„Ihr könntet uns sagen, wo wir Charlotte finden", scherzte Ruben.

„Nicht, dass wir sie unbedingt wieder haben wollen würden", lachte ich.

Die Zwillinge und Gwyneth lachten mit mir.

„Nun, leider weiß ich nicht, wo sie sich befindet", antwortete der Abgeordnete. „Allerdings gibt es eine kleine Kneipe hier im Viertel. Vielleicht ist sie dort"

„Ich möchte Ihnen jetzt wirklich nicht widersprechen, aber ich bezweifle, dass sich so ein eingebildeter Engel wie Charlotte in einer Kneipe niederlässt", beteuerte ich in gewisser Weise dennoch belustigt.

Belustigt darum, weil der Gedanke, die Vorstellung, dass Charlotte ein Bier oder einen Cocktail in einer Kneipe im Viertel der Riesen genoss, einfach zu köstlich war. Auf so ein Niveau würde sie sich nicht herablassen. Immerhin war sie doch der tollste und schönste Engel im Universum! Zumindest, wenn es nach ihr ging.

Der Abgeordnete grinste. „Das könnte schon sein, trotzdem sollten wir mal nachsehen"

Er schien der Einzige zu sein, der davon überzeugt war.

Wüürg begleitete uns, weil er jetzt ein starkes Bier brauchte, wie er uns sagte. Nun, so sah er auch aus.

Doch aller Zweifel zum Trotz, fanden wir Charlotte, den Engelpart der Fünf Krieger von Lakaria, tatsächlich in einer kleinen Bar am Dorfplatz, von dem aus meine Reise durch das Viertel begonnen hatte, an einem Gläschen Wein nippend. Alles an diesem Anblick war sehr belustigend: Charlotte in einer Bar. Ich hätte nie gedacht, dass sie eines Tages mal so was Normales tun würde. Einen Wein trinkend. Okay, in der Bibel tranken sie auch immer Wein und die ganzen reichen Säcke taten dies ebenfalls, dennoch sah es an Charlotte merkwürdig-skurril aus. Was vermutlich auch daran lag, dass ich nicht gedacht hätte, dass es Wein im Paralleluniversum gab. Tja, Lakaria überraschte mich immer wieder.

Wir hatten kaum den Raum betreten, da verneigten sich einige Riesen vor uns, was die komplette Situation noch merkwürdiger machte. Sie, sowie der Barkeeper, begrüßten uns, reichten uns ihre riesigen Hände und freuten sich, uns kennen lernen zu dürfen.

Der Raum hatte eine unfassbar hohe Decke, damit die Riesen natürlich rein passten. Auch seine Größe war überwältigend. Selten hatte ich einen so großen Raum gesehen. Als ich so darüber nachdachte, fiel mir auf, dass er vermutlich auch größer war als der Thronsaal im Schloss und das war sehr, sehr cool. Auf der anderen Seite waren Riesen überdurchschnittlich groß und brauchten daher den Platz. Dennoch war ich beeindruckt. Vielleicht war es doch keine schlechte Idee gewesen, in die Mondstraße zu fliegen.

Die Einrichtung sah aus, wie eine ganz normale Kneipe. Vielleicht unordentlicher, dennoch akzeptabel.

Charlotte drehte sich erst zu uns um, als der Trubel um uns vorbei war, der Barkeeper wieder hinter der Theke stand und die Leute sich fröhlich und begeistert ihren Getränken und Spielen am Tisch zuwandten.

„Na endlich!", flötete sie. „Ich musste ganz schön lange in dieser Bruchbude auf euch warten"

Der Barkeeper, der gerade Gläser polierte, warf ihr einen vernichtenden Blick zu.

„Du hättest ja nicht hier auf uns warten müssen", motzte ich.

„Ich wusste, dass wir sie hier finden würden", freute sich hingegen der Abgeordnete.

Da stand Charlotte auf, wollte gerade ein paar Scheine auf die Theke legen und verkündete: „Gut, dann können wir ja gehen. Wie ich sehe, lebt der Mensch noch"

Ich schnaubte böse auf.

Darauf antwortete niemand etwas, nicht mal Delilah oder Gwyneth. Doch ihre Gesichter sprachen Bände.

Der Barkeeper legte sein Glas, das er in der Hand gehalten hatte, nieder, grinste uns breit an und sagte: „Bitte, bleibt doch noch ein bisschen! Habt ihr Hunger? Ich lade euch ein"

„Oh nein, nein, wir brauchen nichts", winkte Charlotte ab, doch Gwyneth unterbrach sie augenblicklich: „Oh ja, das wäre super! Ich verhungere!"

Ophelia stimmte ihr zu und Ruben und Nyco nickten und ich seufzte, weil auch mein Magen knurrte: „Ja, ich auch. Haben Sie auch was für Pflanzenmenschen?", fragte meine Freundin.

Der Barkeeper überlegte. „Hmm, da wird sich bestimmt was finden. Man hat doch nicht jeden Tag die Fünf Krieger im Lande"

Charlotte stöhnte genervt auf, doch jeder ignorierte sie gekonnt. Die Einzige, die etwas darauf sagte, war Delilah: „Tja, wer so wenig teamfähig ist wie du, und Rosalie lieber verrecken lässt, anstatt ihr zu helfen, hätte eigentlich eine schlimmere Strafe verdient, als noch länger hier zu bleiben"

„Wo sie Recht hat", murmelte Ruben und kaschierte das Gesagte mit einem gespielten Husten.

Ophelia, Gwyneth und ich kicherten, bis unser Gelächter von dem hungrigen Knurren unserer Mägen unterbrochen wurde.

Charlotte beugte sich ihrem meiner Meinung nach zu mildem Schicksal und aß einen Salatteller. Tatsächlich kreierte der Küchenchef ganz spontan und extra für die Zwillinge etwas Pflanzenmenschengerechtes, was den Beiden schmeckte. Interessanterweise erwähnte niemand, nicht mal Ruben, dass uns der lange Aufenthalt hier, zeitlich wieder ziemlich nach hinten werfen würde. Doch ich schätze, dass selbst er einsah, dass manchmal unvorhersehbare Dinge passierten und ihm schien es in der Mondstraße zu gefallen. Und ich unterhielt mich angeregt mit Wüürg, erzählte ihm, wer ich war und was ich hier tat. Tja, vielleicht würde es später mal nützlich sein, einen Riesen als Fan zu haben.

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