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11 - Scheißegal

LÄCHEL DOCH MAL
11 — Scheißegal

Offensichtlich sind wir dir scheißegal.

pov nico
[Gegenwart; Februar 2024]

Endlich ging es mir wieder gut. Oder besser gesagt, es ging mir besser. Gut wäre gelogen.

Ob es an der brünetten Schönheit lag, die mir seit Kurzem nicht mehr aus dem Kopf ging, oder daran, dass unser Album fast fertig war und ich endlich mal durchatmen konnte, wusste ich nicht.

Aber ganz ehrlich? Das war mir auch egal.

Mit Josie hatte ich mich bisher zweimal getroffen. Beim ersten Mal in 'nem kleinen Café, wo wir uns stundenlang ausgefragt hatten.

Sie wollte alles über mich wissen, und ich hatte nichts ausgelassen. Warum auch? Ich wollte keine unausgesprochenen Dinge zwischen uns.

Josie hingegen hatte Antworten, die mich gleichzeitig unterhielten und faszinierten. Sie machte sich damit nur noch interessanter. Ich konnte wirklich nicht genug von ihr bekommen.

Zum Beispiel habe ich jetzt erfahren, dass sie im internationalen Marketing arbeitet. Klingt schon krass, aber noch krasser: Sie spricht vier Sprachen.

Kein Witz. Vier. Fließend!

Ich meine, ich war schon stolz auf mein gutes Deutsch und auf meine Berliner Schnauze, falls die überhaupt als Sprache durchging.

Neben Deutsch und Englisch konnte sie Französisch – Maxim wird durchdrehen, wenn ich ihm das erzähle – und, – was mich am meisten beeindruckte, – sogar Japanisch.

Japanisch, Dicker! Das hatte sie sich in 'nem Auslandsjahr in Japan angeeignet.

Ich fand's irgendwie erfrischend, mal von 'nem Leben zu hören, das so gar nichts mit Musik zu tun hat. Sie hat mich mit ihrer Unabhängigkeit echt beeindruckt, und diese 'Normalität' an ihr?

Die war einfach... angenehm.

Klar, sie war 'n kleiner Fan, aber sie hielt sich erstaunlich zurück, was meine Musik anging.

Die üblichen Fragen wie 'Wie läuft's auf Tour?' oder 'Wann kommt das nächste Album?' kamen schon, aber das gehört ja irgendwie dazu.

Ich hab' nichts dagegen, über meinen Job zu quatschen – im Gegenteil, ich mach das sogar gern. Aber Josie? Sie wollte mehr über mich wissen, nicht nur über den Musiker.

Und das war einfach großartig.

Für unser zweites Treffen hab' ich ein schickeres Restaurant vorgeschlagen. Nichts Abgehobenes, aber schon 'n bisschen edler. Als sie die Preise auf der Karte gesehen hat, wollte sie direkt wieder raus. »Viel zu teuer!«, meinte sie. Aber ich hab' sie mit einem charmanten Augenzwinkern zum Bleiben gebracht. »Keine Sorge, geht auf mich.«

Auf'm Heimweg vom Restaurant nahm ich sie, wie es sich gehört, mit meinem Flitzer mit. Sie war sowieso 'n Fan von dem Wagen – und ehrlich gesagt, ich konnte's ihr nicht übel nehmen.

»Willst du direkt nach Hause?«, fragte ich, während wir an einer roten Ampel hielten.

Sie war völlig in ihr Handy vertieft, so tief, dass sie erst hochschaute, als ich sie direkt ansprach. Dabei runzelte sie leicht die Stirn, als hätte ich sie aus einem wichtigen Gedanken gerissen.

»Ähm...«, murmelte sie, schaltete das Handy aus und legte es auf ihren Schoß.

»Wir könnten noch was unternehmen«, schlug sie dann vor, wobei 'n leicht verlegenes Lächeln ihre Lippen umspielte. »Aber nur, wenn du Zeit hast.«

Ich musste grinsen. »Ich hab' noch Zeit, kein Problem«, sagte ich und ließ den Wagen wieder rollen. Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte 'n zufriedenes Lächeln über ihr Gesicht, eines, das sie offenbar nicht ganz unterdrücken konnte.

»Zu dir oder zu mir?«, fragte ich irgendwann locker, als ich um 'ne Kurve bog.

»Zu dir, wenn's okay ist«, kam ihre Antwort ein bisschen zu schnell.

Ich lachte leise und warf ihr 'nen amüsierten Seitenblick zu. »Das ging ja fix.«

Sie zuckte nur mit den Schultern und strich sich 'ne Haarsträhne aus'm Gesicht. »Ich hab' nicht aufgeräumt. Außerdem muss ich doch mal sehen, wie Nico Seyfrid so lebt«, grinste sie frech.

Ihre Worte waren locker, aber irgendwas in ihrem Blick passte nicht so ganz. Ihre Augen strahlten nicht wie sonst, und ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass sie mir was verheimlichte.

Ich dachte kurz drüber nach, ob ich was sagen sollte, aber entschied mich dagegen.

Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, oder sie brauchte einfach 'nen Moment.

Der Rest der Fahrt war entspannt, bis wir schließlich in meiner Tiefgarage ankamen.

Kaum hatte ich eingeparkt, war sie schon hin und weg. »Wow, das ist ja riesig hier!«

Ich konnte mir 'n Schmunzeln nicht verkneifen. »Warte erst auf die Aussicht«, sagte ich und warf ihr einen amüsierten Blick zu.

Die Treppe nach oben schien sie dann aber doch etwas herauszufordern. »Mann, sind das viele Stufen«, keuchte sie irgendwann und blieb kurz stehen, um durchzuatmen. Ich musste lachen.

Sie sah einfach so herrlich normal aus, wie sie da in ihren Winterstiefeln hinter mir herlief, leicht außer Puste. Irgendwie süß.

Als wir endlich oben ankamen, blieb sie keuchend vor meiner Tür stehen. »Das war 'n ganzes Workout. Aber das lohnt sich jetzt, oder?«, fragte sie mit einem schelmischen Lächeln.

»Versprochen«, sagte ich und zog den Schlüssel aus meiner Tasche.

Ich schloss die Tür auf und drückte sie langsam auf, während ich das Licht anknipste. Draußen war es inzwischen dämmrig geworden, und das warme Licht der Deckenlampe tauchte den Flur in eine gemütliche, einladende Atmosphäre.

»Willkommen«, sagte ich und trat zur Seite, damit sie reinkommen konnte.

Sie schlüpfte aus ihren Schuhen, zog ihren Mantel aus, und ich nahm ihn ihr ab, um ihn aufzuhängen. Währenddessen ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen, ihre Augen blieben kurz hier und da hängen, wanderten über die Möbel und die kleinen Details meiner Wohnung.

»Sehr schön«, meinte sie schließlich und schenkte mir 'n Lächeln. »Keine Ahnung, was ich erwartet habe, aber die Einrichtung gefällt mir echt.«

Ich konnte mir 'n Grinsen nicht verkneifen. Es tat gut zu sehen, wie wohl sie sich fühlte.

»Und wo ist jetzt die versprochene Aussicht?«, fragte sie mit leuchtenden Augen.

Ich deutete in Richtung der Küche und grinste geheimnisvoll. »Komm, ich zeig's dir.«

Sie folgte mir, und ihre Augen nahmen neugierig jedes Detail auf, während wir durch meine gemütliche Küche gingen. Ihre Finger strichen kurz über das warme Holz des Küchenblocks, und 'n kleines Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie die Utensilien und die Details bemerkte.

Ich hatte ihr oft erzählt, wie gerne ich koche, und offenbar hatte sie das nicht vergessen.

Ich schob die Terrassentür auf und trat beiseite. »Voilà«, sagte ich mit 'nem Augenzwinkern.

Sie trat hinaus, blieb sofort stehen und holte hörbar Luft. Berlins Skyline lag vor uns, ein Meer aus glitzernden Lichtern, eingerahmt von den letzten Farben des Sonnenuntergangs.

Es war so romantisch, dass es fast schon zu perfekt war. Ich bin ja eigentlich kein Fan von 'perfekt', aber diesmal ließ ich's durchgehen.

»Oh wow«, flüsterte sie und lehnte sich an die Brüstung. Ihre Augen waren vor Staunen weit geöffnet. »Du hast echt nicht übertrieben.«

Ich trat neben sie, legte die Arme auf die Brüstung und sah ebenfalls hinaus.

»Dafür haben sich die Treppen echt gelohnt«, fügte sie mit 'nem breiten Grinsen hinzu.

Ich nickte zufrieden und lehnte mich 'n bisschen näher zu ihr. »Hab' ich doch gesagt.«

Das Glück strahlte mich an. Der Moment war einfach perfekt. Der Anblick – nicht nur die Skyline, sondern auch sie, mit ihren strahlend grünen Augen, ihrem ansteckenden Lachen und ihrer positiven Energie – erfüllte mich mit 'ner Wärme, die ich irgendwie vermisst hatte.

Ich wollte es nicht wahrhaben, aber je öfter ich sie sah, je öfter wir schrieben, desto klarer wurde mir, dass ich Gefühle für sie entwickelte, die ich schon lange nicht mehr empfunden hatte. Vielleicht hatte ich sie sogar lange einfach unterdrückt.

Plötzlich war sie mir so wichtig, dass mir der Gedanke, sie einfach nur ins Bett zu kriegen, wie ich es sonst so leichtfertig tat, völlig fremd war.

Zu meinen bisherigen Bekanntschaften hatte ich nie 'ne richtige Bindung aufgebaut, aber mit ihr war das anders. Da war etwas Besonderes.

»Mir gefällt, dass du lächelst«, sagte sie plötzlich und riss mich aus meinen Gedanken. »Das solltest du öfter machen«, fügte sie lachend hinzu.

Ich blinzelte, leicht überrumpelt. »Lächle ich denn so selten?«, fragte ich, ehrlich verwirrt.

Sie kicherte, zuckte mit den Schultern und legte den Kopf leicht schief. »Na ja, bei mir grinst du ständig. Aber du hast doch mal gesagt, dass du momentan nicht so oft was zu lachen hast, oder?«

Ich nickte langsam. »Stimmt«, gab ich zu und spürte, wie ich kurz nachdenklich wurde.

Fast automatisch wanderte meine Hand in meine Hosentasche und holte die Zigaretten hervor.

Ich hielt ihr die offene Schachtel hin – 'n stummer Vorschlag. Ich wusste noch von der Party, dass sie ab und zu rauchte, auch wenn ich sie nie mit einer eigenen Schachtel gesehen hatte.

Kurz zögerte sie, dann griff sie zu, zog eine heraus und schob sie sich lässig zwischen die Lippen.

Ich grinste, trat 'nen Schritt näher und hielt mein Feuerzeug bereit. Die Luft zwischen uns fühlte sich plötzlich anders an, schwerer, aufgeladener.

Als ich das Feuerzeug an ihre Zigarette brachte, waren wir uns so nah, dass ich ihren Atem angenehm auf meiner Haut spüren konnte.

Unsere Blicke trafen sich, und für 'nen Moment war da nur diese Spannung zwischen uns.

»Danke«, murmelte sie schließlich, nahm den ersten Zug und ließ den Rauch langsam durch ihre Lippen entweichen.

Verdammt, wie konnte selbst so etwas Banales wie Rauchen bei ihr so unglaublich attraktiv wirken?

»Gern geschehen«, murmelte ich und nahm selbst 'nen Zug von meiner Zigarette.

»Gelegenheitsraucherin?«, fragte ich locker, während ich den Rauch in die andere Richtung blies, damit er sie nicht störte.

Sie nickte langsam. »Früher öfter, jetzt nur noch selten«, sagte sie und lächelte dabei so charmant, dass ich fast vergessen hätte, wie man atmet.

»Gibt noch andere Gründe«, fügte sie hinzu und ließ den Satz einfach so stehen.

Ich beobachtete sie, wie sie an ihrer Zigarette zog, erst unsicher, fast zögerlich. Ihr Blick wanderte immer wieder zu mir – schüchtern, suchend.

Vorsichtig ging ich auf sie zu. Ihre großen, erwartungsvollen Augen schauten fragend zu mir auf. Ohne 'n Wort zu sagen, legte ich behutsam meine Arme um sie und zog sie sanft an mich.

Wir standen einfach da, rauchten schweigend nebeneinander. Selbst als die Zigaretten längst runtergebrannt waren, blieb sie dicht bei mir, als würde sie meine Nähe, meine Wärme suchen.

Langsam hob' ich meine Hand und strich durch ihr weiches Haar. Es fühlte sich unglaublich angenehm an, und dieser unverwechselbare Duft ließ mich kurz alles um mich herum vergessen.

»Danke für den Abend«, flüsterte sie irgendwann und sah mich an. In ihren Augen blitzte etwas auf, das ich nicht ganz deuten konnte.

»Jederzeit«, sagte ich leise, fast wie von selbst, während ich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht strich. Meine Finger verweilten 'nen Moment an ihrem Ohr, bevor ich sie langsam zurückzog.

Mein Blick wanderte über ihr Gesicht, von der perfekten Nase mit den zarten Sommersprossen, zu den Grübchen, die mit jedem Lächeln tiefer wurden. Aber am meisten fesselten mich ihre Lippen – voll, rot und so verführerisch.

Unzählige Male hatte ich sie betrachtet, jedes Detail hatte ich mir eingeprägt. Sie waren wie 'ne Einladung, ein Versprechen. Ich sehnte mich danach, sie zu berühren, ihren Geschmack zu erfahren. Und doch hielt mich etwas zurück.

Traurig genug, dass ich mich nicht einmal mehr daran erinnern konnte, wie 'n Kuss schmeckt, wenn er wirklich etwas bedeutet.

Maxims Küsse waren wie billige Bonbons – süß, schnell verzehrt und letztlich hohl.

Er verteilte sie, als wäre es ein Spiel, übermütig und sorglos, ohne die geringste Tiefe.

Ich hasste ihn dafür, dass er mich diese bittersüße Abhängigkeit schmecken ließ. Und doch sehnte ich mich danach, dass er nie damit aufhörte.

War es zu früh? Zu riskant? Ein Schritt zurück könnte bedeuten, dass alles verloren war.

Ich sah tief in ihre Augen. Sie waren so aufgeregt, so voller Sehnsucht. Ihr Atem ging schneller, ihr Körper zitterte leicht gegen meinen.

Ich wollte sie küssen, so sehr, dass es wehtat. Aber 'n kleiner Teil von mir zögerte.

Tarek hatte mal behauptet, dass man fragen müsse. Aber das war doch so... langweilig. Wo war da die Leidenschaft, die Spontanität?

Bevor ich überhaupt 'ne Entscheidung treffen konnte – oder überhaupt die Chance hatte, darüber nachzudenken – spürte ich, wie sie näher kam. Ihre Arme legten sich um meinen Hals, und plötzlich war da diese unglaubliche Nähe.

Meine Hände zitterten leicht, als ich sie instinktiv näher an mich zog. Was war bloß los mit mir? Sonst war ich immer so locker, so unbeschwert.

Ich schloss die Augen, atmete tief ein, versuchte, mich zu sammeln. Dann beugte ich mich langsam zu ihr hinunter. Ihre Lippen waren so nah, dass ich schon ihren süßen Lippenstift wahrnahm.

Auch sie kam näher, langsam, zögernd. Unsere Nasen berührten sich, und 'n elektrisierendes Kribbeln breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Und dann, endlich, trafen sich unsere Lippen.

Es war 'ne Explosion von Gefühlen, ein Feuerwerk, das mich innerlich erbeben ließ.

Jede Sekunde fühlte sich an wie 'ne Ewigkeit, und gleichzeitig verging sie viel zu schnell.

Doch bevor ich mich ganz darin verlieren konnte, zog ich mich zurück. Nur um in ihren Augen zu lesen, um zu sehen, ob sie fühlte, was ich fühlte.

Ihre Augen suchten meinen Blick, überrascht, vielleicht sogar 'n wenig enttäuscht.

Es war, als hätte sie mehr erwartet – und das wollte ich ihr geben.

Ohne zu zögern zog ich sie erneut an mich, diesmal mit all der Leidenschaft, die ich vorher unterdrückt hatte. Meine Hände umfassten sanft ihr Gesicht, als unsere Lippen sich wieder trafen, und diesmal war es keine vorsichtige Annäherung.

Dieser Kuss war anders.

Tiefer, echter, voller Leidenschaft – ein stilles Versprechen, all die unausgesprochenen Dinge, die wir fühlten, endlich greifbar zu machen.

Als wir uns schließlich lösten, sahen wir uns an, beide mit 'nem Lächeln, das alles sagte, was Worte nicht ausdrücken konnten. Ich zog sie enger an mich, und für 'nen Moment war es, als würde nichts und niemand uns stören können.

Doch natürlich – genau als alles perfekt und wie in 'nem Traum war, schepperte die Türklingel los, so laut, dass wir erschrocken auseinanderfuhren.

Genervt stöhnte ich auf, völlig fassungslos, dass dieser Moment so brutal unterbrochen wurde.

»Sorry...«, murmelte ich, noch halb benommen, während ich mich widerwillig von ihr löste.

In dem Augenblick, in dem ihre Nähe verschwand, fühlte sich alles leer an. Zu leer.

Auf dem Weg zur Tür spürte ich ihren Blick in meinem Rücken – diese Augen, enttäuscht, vielleicht auch verletzt, die mich nicht losließen. Es machte alles nur noch schlimmer.

Als ich zurückkam, stand sie im Türrahmen der Küche. Ihre Arme hatte sie locker vor der Brust verschränkt, der Blick war gesenkt.

Ihre Schultern wirkten schmal, die Haltung irgendwie... unsicher, fast verletzlich.

»Tut mir leid«, sagte ich hastig, die Worte stolperten aus meinem Mund. Es klang fast flehend, als könnte ich damit alles wieder einrenken. »Ich wollte das nicht... ich—«

»Schon gut«, unterbrach sie mich leise, fast tonlos. Sie sah mich nicht an, nicht wirklich. Ihre Stimme war ruhig, aber auf 'ne Art, die mir mehr Sorgen machte, als wenn sie laut geworden wäre.

Wie immer dauerte es 'ne gefühlte Ewigkeit, bis endlich jemand auftauchte. Als ich dann das vertraute Lachen von Tarek hörte – dieses übertriebene, laute Kichern, das immer sofort die Aufmerksamkeit auf sich zog – und die tiefe, fast schon sonore Stimme von Maxim vernahm, hätte ich am liebsten 'nen Molotowcocktail geworfen.

»Ah, ah, ah, nicht so schnell!«, rief Tarek, als er seinen Fuß gegen die Tür stemmte und das, obwohl ich sie nicht mal richtig zugezogen hatte.

Was wollten die beiden jetzt schon wieder?

Wie selbstverständlich drängte sich Tarek an mir vorbei in den Flur, Maxim folgte ihm mit seiner typischen, fast provozierenden Ruhe.

Kaum standen sie im Flur, glotzten sie mich mit diesem Grinsen an – diesem speziellen, absolut nervtötenden Grinsen, das Tarek perfektioniert hatte und das Maxim stillschweigend unterstützte.

Und natürlich dauerte es keine fünf Sekunden, bis es mich wieder wahnsinnig machte.

Ihre Blicke wanderten schließlich zu Josie, die immer noch etwas unsicher im Türrahmen stand.

Sie hob zaghaft die Hand, 'n halbherziger Gruß, der so höflich wie möglich wirken sollte, aber verriet, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie sich in dieser Situation verhalten sollte.

»Oooooh«, zog Tarek das Wort genüsslich in die Länge, während sein Blick verdächtig zwischen Josie und mir hin und her wanderte.

»Stören wir?« Seine Stimme war absichtlich zu hoch, die Theatralik übertrieben. Ich konnte nicht anders, als genervt mit den Augen zu rollen.

Maxim dagegen, und das überraschte mich selbst, wirkte fast verlegen. Ein Hauch von Unsicherheit huschte über sein Gesicht, als er Josie ansah.

Gerade, als ich etwas entgegnen wollte, mischte sie sich auch noch ein. »Nein, nein, alles in Ordnung«, sagte sie schnell, fast schon zu schnell, und machte 'nen Schritt in Richtung ihrer Schuhe. »Ich wollte sowieso gerade gehen.«

Ich drehte mich zu den Jungs um und schenkte ihnen 'nen Blick, der hoffentlich klarmachte, wie wenig ich sie gerade hier gebrauchen konnte.

»Was macht ihr überhaupt hier?«, fragte ich trocken, während mein Blick unwillkürlich an dem Sixpack Bier in Maxims Hand hängen blieb.

»Eh, Nico«, lachte Tarek und schaute mich an, als wäre ich gerade komplett bescheuert. »Hast du mal in den Kalender geschaut? Es ist unser monatlicher Männerabend!« Sein Grinsen war breit wie immer, und er tippte überdramatisch auf sein Handgelenk, wo natürlich keine Uhr war.

Verdammte Scheiße.

Es war unsere Tradition, einmal im Monat abzuschalten – quatschen, trinken, rauchen, einfach abhängen. Nur wir drei. Als Ausgleich für'n Alltag, die Arbeit, für all den Stress. Und ausgerechnet heute war dieser verdammte Abend.

Unfassbar unpassend. Alles in mir schrie danach, die Jungs rauszuwerfen, die Tür abzuschließen und den Abend nur mit Josie zu verbringen.

Ich ignorierte Tareks dämliches Grinsen und richtete meinen Blick stattdessen auf sie.

Sie stand schon halb in ihrer Jacke, offensichtlich bereit, so schnell wie möglich zu verschwinden.

»So, ich bin dann mal weg«, sagte sie mit 'nem gezwungenen Lächeln, dass kaum ehrlich war.

»Ich–ich bring' dich noch nach Hause«, platzte es aus mir heraus, während ich hektisch versuchte, meine verdammten Schuhe zu finden.

»Nein, nein, das musst du wirklich nicht«, entgegnete sie schnell und hob abwehrend die Hände. Ihr Lächeln war höflich, aber leer – es erreichte ihre Augen nicht mal ansatzweise.

Ich schluckte schwer. Ich wollte etwas sagen, irgendwas, das die Situation rettet. Aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Sie musste denken, dass ich sie loswerden wollte.

Bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, stand sie schon direkt vor mir. Ihre Augen huschten nervös zwischen mir und den Jungs hin und her.

»Danke noch mal«, flüsterte sie leise.

Und bevor ich irgendwas sagen konnte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. So schnell, dass ich's kaum begriff und dann war sie auch schon wieder weg. Noch 'n kurzes Lächeln, ein beiläufiges Winken in Richtung der Jungs, und sie verschwand durch die Tür. Die fiel ins Schloss, und ich stand einfach da, völlig überfordert.

Ich atmete tief durch und wollte mich gerade umdrehen, bereit, die Jungs zur Sau zu machen – schließlich war das alles irgendwie ihre Schuld.

Aber als ich mich ihnen zuwandte, blieb mir der Atem weg. Tarek sah mich an, und sein Gesicht, eben noch voller Leben, war auf einmal wie eingefroren, bitter und hart. Ich hätte mich am liebsten sofort umgedreht und das Weite gesucht.

Neben ihm stand Maxim, und guckte mich nur mit 'nem schuldbewussten Blick an, der alles noch schlimmer machte. Ganz großartig, ehrlich.

»Was ist denn los?«, fragte ich schließlich, meine Stimme klang brüchig und unsicher.

Tarek lachte kurz auf, aber es war kein echtes Lachen. Es klang bitter, fast spöttisch. »Sag mal, Nico, sind wir dir eigentlich so scheißegal?«, fragte er und machte 'nen Schritt auf mich zu.

Ich blinzelte irritiert und wich instinktiv 'n Stück zurück. »Was? Was hab' ich getan?«, stammelte ich, während mein Gehirn fieberhaft nach 'ner Antwort suchte, die diesen plötzlichen Stimmungsumschwung erklären konnte.

»Ist es wegen Josie?«, fragte ich schließlich. »Ich hab' euch doch gesagt, dass wir uns treffen.« Es konnte doch nicht ernsthaft daran liegen.

Tarek reagierte nicht. Stattdessen kam er noch näher, und seine Augen funkelten gefährlich. »Entscheidest du jetzt alles allein' über unseren Köpfen hinweg?«, knurrte er, und sein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er richtig wütend war.

Ich schluckte schwer, unfähig, seinen Blick zu lösen. »Was redest du da?«, brachte ich heraus, aber es klang schwach, kaum überzeugend.

Da meldete sich plötzlich Maxim aus dem Hintergrund zu Wort, seine Stimme scharf und überraschend laut. »Vielleicht mal ein bisschen mehr Ehrlichkeit, Nico?«, schnappte er.

Aha, also hatte er doch was zu sagen.

»Hä? Was soll das? Was redest du denn da?«, erwiderte ich, jetzt etwas lauter. Ich versuchte, die Kontrolle zurückzugewinnen, aber bevor ich weitermachen konnte, war Tarek schon wieder da.

»Wir wollen wissen, warum wir dir offensichtlich so scheißegal geworden sind!«, fauchte er und machte 'nen weiteren Schritt auf mich zu.

Sein Gesicht war jetzt so nah, dass ich fast 'nen Schritt zurückgemacht hätte. »Warum du nur noch lügst, dich von uns abschottest und deine sonst so große Fresse nicht mehr aufkriegst!«, brüllte er, seine Stimme überschlug sich fast.

Ich wollte was sagen. Ehrlich. Irgendein dummer Spruch vielleicht, um die Spannung zu brechen. Oder 'ne Entschuldigung, auch wenn ich nicht wusste, wofür genau. Aber es ging einfach nicht.

Tarek schnaufte wütend, seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Weißt du was, Nico?«, zischte er schließlich, »Fick dich einfach.«

Und dann schubste er mich. Nicht heftig, aber gerade so fest, dass ich aus dem Gleichgewicht geriet und 'nen Schritt zurücktaumelte.

Scheiße.

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