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01 - Depressiv

Spin-Off zu 'Sommer meines Lebens' + 'Vierspur'. Kann unabhängig voneinander gelesen werden.

‼️

Die Story wird hauptsächlich aus Nicos Perspektive erzählt. Zwischendurch gibt es ein paar Zeitsprünge, die erklären, warum alles so ist, wie es ist. Aber keine Sorge, die sind immer oben angegeben, damit du den Überblick behältst. :)

Die Kapitel sind etwas länger als gewohnt, aber das sollte – hoffentlich – kein Problem sein? ;)

Viel Spaß! ♥

LÄCHEL DOCH MAL
01 — Depressiv

Das ist doch kein Tabu,
alle Megastars sind depressiv.

pov nico
[Gegenwart; Januar, 2024]

Fröstelnd zog ich meine Kapuze noch tiefer in mein Gesicht. Alter Schwede, war das kalt geworden in Berlin. Dazu schneite es seit diesem Morgen auch noch wie blöd. Was für 'n Mist.

Es war Anfang Januar, 'n neues Jahr, neue Herausforderungen und auch 'n neues Album – und ich fror mir erstmal den Arsch ab.

Früher hab' ich's geliebt, wochenlang im Studio zu sitzen und an neuen Tracks zu basteln. Das war mein Leben, mein Antrieb. Aber jetzt?

Jetzt zieht mich die Musik immer wieder in 'ne Zeit zurück, die ich eigentlich längst hinter mir lassen wollte. Sie sollte mich ablenken, mich unterhalten. Stattdessen machte sie mich leer.

Ein bisschen trotzig knallte ich die Tür meines viel zu teuren Sportwagens zu und schloss ihn ab – natürlich in dem Wissen, dass ich ihn später noch schön vom Schnee befreien durfte. Großartig.

Ironischerweise hatte ich mir den Flitzer als Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit gekauft.

Zumindest dachte ich das.

Jetzt, wo ich da stand, eingemummelt in Daunenjacke, Schal und mit schlechter Laune, erschien mir das alles irgendwie... sinnlos.

Neben mir stand Tareks schwarzer Mercedes, der irgendwie fast bescheiden wirkte, obwohl der sicher auch 'n Vermögen gekostet haben musste.

Ich ärgerte mich insgeheim, dass ich erst jetzt checkte, dass er offenbar schon längst da war.

Scheiße, ich war echt zu spät.

Ich ließ meinen Blick noch kurz über'n verschneiten Parkplatz schweifen, zog meinen Schal etwas höher und machte mich auf'n Weg.

Der Schnee knirschte bei jedem Schritt unter meinen Schuhen, während der braune Gebäudekomplex langsam näher kam.

Seufzend öffnete ich die Tür. Die vertrauten Gänge, durch die wir früher so oft gegangen waren, um gemeinsam an neuen Projekten zu feilen, schienen jetzt so weit entfernt.

Ich erinnerte mich an die langen Nächte, die wir hier verbracht hatten, an die Diskussionen, das Lachen. Es war mehr als nur 'n Studio, es war unser Rückzugsort, unser zweites Zuhause.

Ich stieß die Tür zum Umkleideraum auf und trat ein. Die Luft war schwer, 'n bisschen muffig – dieser vertraute Mix aus alten Teppichen, abgestandenem Kaffee und einer Spur von uns.

Ich schmiss meine Jacke an den Haken und schlüpfte in meine abgetragenen Studioschuhe.

Während ich die Schnürsenkel festzog, ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen.

An den Wänden klebten Zettel, Notizen und Post-its – ein Sammelsurium aus all den Jahren.

Ideen, die nie fertig wurden. Termine, die längst keinen Sinn mehr machten. Telefonnummern, die niemand mehr wählen würde.

Ein chaotisches Durcheinander, das uns früher mal inspiriert hatte, jetzt aber wirkte wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Irgendwie nutzlos, aber trotzdem ein Teil von mir. Ein Teil von uns.

Irgendjemand war definitiv schon da, das merkte man schon am dumpfen Dröhnen der Musik und am Lachen, das durch die geschlossene Tür drang.

Ich atmete tief durch, straffte die Schultern und stieß die Tür auf. Plötzlich verstummte die Musik und mehrere Köpfe drehten sich zu mir um.

»Wieder zu spät, Seyfrid!«, rief Joe, ohne sich umzudrehen. Sein Ton klang gewohnt locker, aber die leichte Anspannung war nicht zu überhören.

Ich seufzte genervt und verdrehte die Augen. »Ja, ich weiß, tut mir leid«, murmelte ich und fuhr mir mit einer Hand durch die Haare. Sie waren jetzt etwas länger, als ich es gewohnt war, und irgendwie störte mich das immer noch.

»Du wirst deine Gründe haben, nicht wahr, Nini?«, kam es plötzlich von Tarek aus'm Off. Kaum hatte er das gesagt, kam er auf mich zu und schmiss seinen Arm locker über meine Schulter. Ich erwiderte seine Umarmung nur halbherzig.

Sein Lachen war heute wieder viel zu breit für so'n verschneiten Tag, und überhaupt wirkte er in letzter Zeit viel gechillter als sonst.

Irgendwie hatte er seine sonst so dauerhafte Schlechte-Laune-Fresse abgelegt.

Ich sah Maxim mit seinem Handy in der Hand und 'nem breiten Grinsen aus der Gesangskabine kommen. »Hey, na?«, fragte er, steckte das Handy, mit dem er wahrscheinlich die Aufnahme gemacht hatte, in die Hosentasche und kam auf mich zu.

Leider blieb 'ne Umarmung seinerseits aus, was ich schade fand, aber irgendwie war das in letzter Zeit zwischen uns normal geworden. Ich konnte es mir auch nicht erklären, warum.

»Hey, ich – tut mir leid, Jungs«, murmelte ich halbherzig und versuchte, mich so klein wie möglich zu machen.

Es war wirklich 'n Reflex, immer so zu reagieren, als müsste ich mich für alles entschuldigen.

Für 'nen Moment überlegte ich, ob ich mir jetzt 'ne richtig gute Ausrede zusammenbasteln sollte.

»Hab' verpennt«, entschied ich mich schließlich und deutete mit 'ner Handbewegung hinter mich an, dass ich jetzt verschwinden würde. Zumindest bis in die Küche, um mir 'nen Kaffee zu holen.

»Noch jemand?«, fragte ich hinterher, mehr aus Gewohnheit als aus echtem Interesse. Das Schweigen, das mir entgegenschlug, war fast bedrückend. Dann eben nicht. Schon verstanden.

In der Küche, die direkt gegenüber dem Hauptstudio lag und so gut ausgestattet war, dass man hier problemlos ganze Mahlzeiten zubereiten konnte, fischte ich gleich eine der unzähligen Tassen aus'm Regal, die sich hier im Laufe der Jahre angesammelt hatten und zum größten Teil aus Merchandising von Freunden bestanden.

Ich stellte meine Tasse unter den Superfancy-Vollautomaten, der mich ehrlich gesagt mit seinen unzähligen Funktionen etwas überforderte.

Früher hatten wir irgendeinen Instantkaffee, dann irgendwann eine mit Pads, dann eine mit Kapseln – und die fand ich schon sehr hochwertig – und seit zwei Jahren dieses Monstrum.

Ich beschwere mich nicht, es war nur zu einfach geworden. Manchmal vermisse ich die Zeit, als Kaffee kochen noch 'ne echte Herausforderung war und nicht nur 'n Knopfdruck entfernt.

»Alter, alles in Ordnung?«, hörte ich plötzlich Tarek hinter mir. Ich zuckte zusammen, obwohl ich es irgendwie schon erwartet hatte.

In diesem Studio war man nie wirklich allein. Es war, als würde immer jemand auftauchen, sobald man 'nen Moment für sich selbst haben wolltest.

»Das glaub' ich dir nicht!«, hakte er fast lachend nach, öffnete den Kühlschrank und schien darin nach etwas Essbarem zu suchen.

»Bin einfach müde, Mann«, gab ich zu und nahm 'nen großen Schluck von meinem Kaffee.

Tarek nickte nur verständnisvoll und zog 'ne ziemlich faule Banane aus'm Kühlschrank. »Mann, Maxim!«, rief er sichtlich angepisst und hielt die fast schwarze Frucht demonstrativ hoch.

Im selben Moment tauchte Maxim wie aus'm Nichts im Türrahmen auf, völlig ungerührt und scheinbar ohne zu wissen, was vor sich ging.

»Was ist los?«, fragte er mit 'nem Schulterzucken und halbinteressierten Blick.

Tarek warf die Banane mit 'nem dramatischen Schwung in Maxims Richtung. »Du willst mir doch nicht sagen, dass die noch gut ist?«

Dieser fing sie mit 'ner geübten Bewegung auf und schnupperte daran. »Riecht doch noch gut«, sagte er trocken. Dann biss er mit 'nem fast zu zufriedenen Gesichtsausdruck hinein.

»Du weißt doch, dass überreife Bananen besonders gesund sind. Voller Antioxidantien und so«, behauptete er mit diesem unverschämt überzeugten Lächeln, das er immer auflegte, wenn er irgendeine Halbwahrheit als bahnbrechende Erkenntnis verkaufen wollte.

Ich hob meine Kraftklub-Tasse etwas höher, als könnte sie mich vor seiner pseudowissenschaftlichen Offensive retten, und nippte demonstrativ weiter.

»Hättest wenigstens was vom Bäcker mitbringen können, wenn du schon zu spät kommst«, mischte sich jetzt auch noch Joe ein und sah mich fordernd an. »Klar, dann noch für jeden 'nen Starbucks oder was?«, entgegnete ich trocken.

»Gute Idee«, brummte Tarek halb gespielt sarkastisch und schenkte sich 'nen Kaffee ein. »Aber bitte mit Hafermilch. Und vielleicht noch 'ne Zimtschnecke dazu.«

»Nee, jetzt nicht, kann wer anderes machen. Ich brauche Nico jetzt hier!«, konterte Joe bestimmt, griff nach meinem Handgelenk und zog mich gegen meinen Willen mit sich zurück ins Studio. 

»Komm, Meisterproduzent, wir brauchen deine Meinung.« Ich hatte gar keine Zeit zu protestieren, wurde in 'nen Stuhl geschubst und bekam gleich Kopfhörer in die Hand gedrückt.

»Hör dir das an und sag, ob das brauchbar ist. Maxim hat heute wieder 'nen Clown gefrühstückt«, meinte er und ließ sich neben mich fallen, um irgendeinen Track zu starten.

»Pardon, noch habe ich gar nichts gefrühstückt, außer der Banane«, warf sich Maxim ein, der seinen Weg zurück ins Studio gefunden hatte.

Er lehnte sich direkt neben mich an den Tisch und sah mich wieder so erwartungsvoll an. Ey, ehrlich. Der ging mir langsam auf'n Sack.

»Sag, ob das cool ist«, meinte er dann noch und wedelte zu den Bildschirmen mit irgendwelchen Tonspuren rüber, die ich noch nie gesehen hatte.

Mit 'nem tiefen Seufzer setzte ich die Kopfhörer auf, nahm meine Tasse und bat Joe, den Track zu starten. Immerhin kannte ich den Beat – den hatten wir gestern erst zusammengebastelt.

Maxims Stimme setzte ein, und für 'nen Moment genoss ich es, sie so direkt im Ohr zu haben. So locker und ohne irgendwelchen Druck.

Und sein Flow? Der war echt richtig tight. Ich konnte keinen Fehler hören, keinen Hänger. Also was zum Teufel war wieder Joes Problem?

Der unfertige Part endete auch gleich wieder und lief nur ins Instrumentale über.

Seufzend zog ich die Kopfhörer wieder ab und legte sie vor mir auf'n Schreibtisch.

»Nicht gut?«, fragte Maxim sofort, und ich konnte sehen, wie er versuchte, etwas in meinem Gesicht zu lesen. Ich rieb mir die Stirn und überlegte, wie ich ihm das am besten schonend beibringen konnte, ohne dass er gleich in Panik verfiel.

»Geht es dir gut?«, fragte ich ernst und sah ihn fest an. Seine blauen Augen musterten mich mit einer Mischung aus Panik und Ungläubigkeit.

»Ja, hä, warum fragst du?«, kam es von ihm, während er leicht den Kopf schieflegte, als ob er dachte, er hätte irgendwas verpasst.

»Weil...«, begann ich, immer noch nach den richtigen Worten suchend. »Wie kommst du auf so 'nen absolut... absurden Scheiß?«, fragte ich schließlich. Joe neben mir nickte sofort eifrig. »Sag ich doch!«

Maxim zog verwirrt die Augenbrauen hoch. Er verstand mich nicht. Klar, der Track war gut. Nichts gegen den Flow, nichts gegen den Vibe. Das war typisch Maxim, so authentisch und direkt.

Ich stieß 'nen weiteren Seufzer aus und schüttelte den Kopf. Es war fast perfekt. Aber es war so verdammt persönlich. Seit wann war es das?

Ich sah, wie Maxim die Lippen zusammenpresste und anscheinend versuchte, eine plausible und verständliche Antwort zu finden.

»Können wir reden?«, fragte er schließlich fast flüsternd, aber mit 'nem Blick, der irgendwie mehr bat als forderte. Mit großen Augen starrte ich ihn an. Was war denn jetzt los?

»Allein?«, flüsterte ich zurück, immer noch völlig verwirrt. Er nickte nur kurz und sprang dann ohne weitere Erklärung auf.

Ich warf noch 'nen Blick auf Joe, der mit den Schultern zuckte, als hätte er beschlossen, dass er nichts mehr verstehen müsse. Dann wandte er sich wieder seinem Kram zu.

Auf dem Flur reichte mir Maxim plötzlich meine Jacke. Ich nahm sie verwirrt entgegen.

»Raus?«, fragte ich eher beiläufig und nickte, als er seine Zigaretten hochhielt. Okay, das klang gut. Mir war sowieso nach frischer Luft.

Ich zog meine Jacke an, schloss sie bis zum Kinn und folgte ihm den langen Gang bis zum anderen Ende, durch die eigentliche Fluchttür, hinaus auf's Dach, das eigentlich zum Gebäude darunter gehörte, sich aber gut als Raucherecke eignete.

Ein Schweigen breitete sich zunächst zwischen uns aus, während er seine Zigarette drehte und ich meine nur mit 'ner gewohnten Handbewegung einfach aus der Packung nahm.

Er rauchte ohnehin viel weniger als früher, hatte aber angefangen, sich seine nur noch selbst zu drehen. War mir persönlich zu aufwendig.

»Was ist los?«, fragte ich nach meinem ersten Zug und noch während der Rauch meinem Mund entwich. Ich hatte das Gefühl, meine Hände würden gleich absterben bei der Kälte hier, ey.

Maxim blickte auf, den Filter immer noch zwischen die Lippen geklemmt.

Er sah heute wieder so unverschämt gut aus mit seinem Dreitagebart und irgendwie leuchteten seine Augen auch noch besonders intensiv im Kontrast zu dem dunklen Himmel um uns herum.

Er antwortete nicht sofort. Stattdessen drehte er in aller Ruhe seine Zigarette zu Ende, zündete sie an und inhalierte tief.

»Was ist los mit dir?«, fragte er und fixierte mich mit seinem Blick. Seine Augen schienen alles durchdringen zu wollen.

Ich hielt dagegen, schweigend. »Ich bin müde, hab ich doch gesagt—«, setzte ich an, aber er ließ mich nicht ausreden.

»Bullshit«, schnitt er mir das Wort ab. »Das ist nicht alles. Seit Tagen bist du wie 'n Geist. Verschlossen, abweisend. Sag mir, was los ist.«

Ey, was soll das eigentlich?

»Maxim«, sagte ich, etwas genervt, und schloss kurz die Augen, um mich zu sammeln. »Ich würde es dir sagen, wenn etwas wäre«, fügte ich hinzu, nachdem ich sie wieder öffnete.

Er starrte mich unverwandt weiter an. »Wirst du nicht«, sagte er, und seine Stimme hatte jetzt diesen schroffen Unterton, der mir sofort auf die Nerven ging. »Du erzählst mir gar nichts mehr, das ist das Problem.« Er trat 'nen Schritt näher.

Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Wie bitte? Wann hätte ich damit anfangen sollen?

Er war immer mein erster Vertrauter gewesen. Ihm hab' ich immer alles zuerst anvertraut.

»Ich erzähle dir immer alles!«, entgegnete ich, völlig verwirrt, und fuchtelte etwas zu wild mit der Zigarette in meiner Hand herum. »Wirklich alles! Wann tue ich das nicht?«

Maxim atmete tief durch, nahm 'nen angespannten Zug und scharrte mit'm Fuß ein wenig im Schnee, bevor er antwortete.

»In letzter Zeit immer öfter. Ich weiß nicht genau, wie es dir geht, ob es etwas Neues gibt, wie dein Dating-Leben läuft, ob sonst etwas passiert ist. Ich weiß nur, dass du müde bist, dass dich die Albumproduktion stresst, dass du fertig werden willst.« Seine Stimme klang fast verzweifelt.

Aber das war's. Das war alles. »Mehr gibt's in meinem Leben auch nicht. Ich pendle nur noch zwischen Bett und Studio. Da bleibt kenne Zeit für etwas anderes.« Ich wollte mich irgendwie erklären, aber es fühlte sich an, als würde alles, was ich sagte, mich nur noch weiter von dem entfernen, was er eigentlich hören wollte.

Ein Moment der Stille breitete sich zwischen uns aus, so dick und schwer wie der Schnee, der langsam von oben auf uns herabrieselte. Es war, als würde die Kälte auch alles andere ersticken.

»Wann hast du das letzte Mal jemandem gefickt?«, fragte er völlig unzensiert und so ernst, dass mir nicht nur wortwörtlich die Glieder einfroren, sondern so ziemlich alles in meinem Gesicht.

»Was–was, warum?«, versuchte ich irgendwas zusammenzukratzen, was so gar nicht klappen wollte. Er hob nur fragend die Augenbrauen und wartete auf meine Antwort.

»Weiß–weiß ich nicht, Mann«, murmelte ich schließlich und zog hektisch an meiner Zigarette. Der Rauch kratzte in meiner Kehle, aber wenigstens gab mir das 'n paar Sekunden Zeit, mich zu sammeln. »Irgendwann im Herbst oder so. War halt 'ne Einmalige Sache.«

Das stimmte sogar. Da war diese Party von 'nem gemeinsamen Freund gewesen. Ich hatte sie dort kennengelernt, hübsch und leicht zu haben – und mir war in der Nacht jede Art von Vernunft abhandengekommen. Ich hatte sie abgefüllt, mit zu mir genommen, sie gevögelt und am nächsten Morgen ohne 'n Wort wieder rausgeschmissen.

Die Erinnerung hinterließ 'n flaues Gefühl in meinem Magen. Nicht, weil ich Mitleid oder Reue empfand – dafür war ich nicht der Typ –, sondern weil ich nicht mal mehr wusste, wie sie hieß.

Maxim wiegte seinen Kopf hin und her und lachte leise, fast herablassend. »Du brauchst wirklich wieder 'ne Freundin«, sagte er so frech, dass ich ihn nur anstarren konnte. Was, bitte, hatte ihn heute geritten, so bodenlos unverschämt zu sein?

»Ich brauch' gar nichts! Ich komm' gut allein' zurecht«, sagte ich trocken, nahm 'nen letzten tiefen Zug und ließ den Rest in'n Schnee fallen.

»Nein, tust du nicht!«, fauchte Maxim zurück, schnippte auch seine Zigarette in'n Schnee und trat sie mit 'nem kräftigen Fußtritt aus. »Dein Leben ist ein einziges Chaos' Deine Wohnung sah beim letzten Mal aus wie 'ne Müllhalde!«

Ich spürte, wie mein Blutdruck gefährlich in die Höhe schoss. »Das stimmt nicht! Ich hab' aufgeräumt!«, entgegnete ich viel zu schnell.

Natürlich war das gelogen.

Die Unordnung stapelte sich in meiner Wohnung fast bis in den Flur. Aber das ging Maxim verdammt noch mal nichts an. Wer war er überhaupt, mir so 'ne Predigt zu halten?

Er lachte bitter auf und sah mich ernst an. »Gib zu, dass es dir nicht gut geht, Nico.« Seine Stimme klang plötzlich leise, fast besorgt, als ob er sich ernsthaft Sorgen machen würde.

Ich wehrte ab. »Mir geht's ausgezeichnet!«, entgegnete ich laut und bestimmt und starrte ihn wütend an. Meine Stimme klang hohl und überzeugte nicht einmal mich selbst.

Er seufzte tief. »Es ist doch nicht schlimm, wenn man mal so eine Phase hat.«

Ich verstand nicht, worauf er hinauswollte. »Was für 'ne Phase?«, fragte ich ungläubig.

»Na, so 'ne depressive Phase«, antwortete er, als sei es das Normalste der Welt. »Das ist völlig verständlich. Du hast im Moment viel um die Ohren. Und dann bist du jetzt vierzig... da kann noch viel kommen. Verstehst du?«

Bäm. Da war sie, diese verdammte Zahl.

Vierzig.

Er hätte mir genauso gut in die Magengrube treten können. Das war das Letzte, was ich jetzt hören wollte. Nicht jetzt. Nicht hier.

»Ich bin nicht depressiv!«, schrie ich plötzlich, so laut, dass es selbst mich erschreckte. Ohne seine Reaktion abzuwarten, drehte ich mich ruckartig um und stapfte Richtung Tür. Rein, weg von ihm, weg von diesem dämlichen Gespräch.

Maxim mit seiner überheblichen, ach-so-besorgten Art konnte mich mal. Das hatte er damals schon so drauf, immer dieses Psychogelaber, immer dieses 'Ich versteh dich ja.' Es war ja nicht mal falsch – und genau das machte es unerträglich.

Er seufzte genervt, blieb aber erstaunlich ruhig. »Ich sag das nicht, um dich fertigzumachen, okay? Aber vielleicht solltest du dir mal—«

»Halt's Maul!«, fauchte ich, viel zu laut.

Ohne ihn anzusehen, machte ich Anstalten, einfach abzuhauen. Doch bevor ich auch nur 'nen Schritt machen konnte, spürte ich, wie er meinen Arm packte. Nicht grob, aber bestimmt.

»Und was ist das hier?«, fragte er leise, fast sanft, und hielt mir etwas vor die Nase.

Eine kleine Verpackung.

Ich blinzelte. Sekunden vergingen, bevor mein Gehirn realisierte, was da in seiner Hand lag.

Meine Benzos.

Scheiße.


* Benzodiazepine (kurz Benzos) werden verbreitet bei Angststörungen und Insomnie (Schlafstörung) eingesetzt. Wirken angstlösend und beruhigend.

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