Laut donnerte es gegen meine Zimmertür und ich schreckte hoch. Heiß und brodelnd erwachte auch die Kraft in mir. Was zur Hölle war das?
Die Luft anhaltend starrte ich mit großen Augen auf die Tür als es erneut hart dagegen schlug. Wurde der Palast angegriffen und jemand versuchte in mein Zimmer zu gelangen? Panisch flog mein Blick durchs Zimmer auf der Suche nach etwas, dass ich als Waffe gebrauchen konnte. So leise wie möglich kletterte ich aus dem Bett und tapste in Richtung Bad. Vielleicht konnte ich mich darin so lange einschließen bis, wer auch immer gegen meine Tür schlug, weg war.
"Eure Hoheit wacht auf!", drang Chous Stimme durch das schwere Holz und ich erstarrte. War das sein Ernst?!!
Wutentbrannt lief ich zur Tür und riss sie auf als Chou gerade nochmal dagegen hämmern wollte. Sein Arm hing für ein paar Sekunden in der Luft ehe er ihn herunter nahm und den Rücken durchdrückte.
"Guten Morgen Hoheit", begrüßte er mich emotionslos.
"Guten Morgen?! Hast du sie noch alle so gegen die Tür zu schlagen?!! Ich dachte wir werden angegriffen!" Meine Stimme war laut und schneidend, doch Chou ließ sich nichts anmerken.
"Ich wusste nicht wie fest Ihr schlaft", gab er mir nur als Antwort und sah dabei stur gerade aus.
Ungläubig sah ich ihn an. War das alles?
"Das rechtfertigt trotzdem nicht, dass du beinah meine Tür zerstört hast!"
"Ihr übertreibt. Wie ich sehen kann, geht es der Tür noch außerordentlich gut." Sein Ton war ruhig und gefasst und sein Gesicht war eine perfekte Maske des Leibwächters, der er sein sollte. Ich konnte nur schwer an mich halten, zumal ich gestern ja noch den Entschluss gefasst hatte mit ihm zu reden. Aber mit der Aktion machte er es mir unfassbar schwer.
"Ich wurde von Aron angewiesen Euch zu wecken und Euch zu ihm zu bringen um zu frühstücken", setzte er mich in Kenntnis ohne auf mich einzugehen.
Er wollte das von gestern also weiter durchziehen? Bitteschön, wie er wollte!
"Ich dachte Ihr seid Leibwächter und keine Kammerzofe. Aber wie ich sehe, seid Ihr multifunktional", feuerte ich zurück und durchbohrte ihn mit meinem Blick.
"Wenn Ihr wüsstet", brachte er mit dunkler Stimme als einzige Antwort hervor und ein Schauer jagte mir über den Rücken, gefolgt vom heftigen Klopfen meines Herzens.
"Wartet hier!", wies ich ihn an und schloss eilig die Tür bevor ich noch etwas dummes tat. Wie, ihm an die Kehle zu gehen. Oder über den unanständigen Unterton in seiner Stimme nachzudenken.
Stöhnend fuhr ich mir durch die Haare. Dieser Typ machte mich fertig. Dabei kannte ich ihn erst seit kurzem! Egal wie sehr ich es versuchte, er machte es mir in jeder erdenklichen Art und Weise schwer. Er hatte mich entführt und dafür entschuldigt und es mir erklärt. Er gab mir einen Schutzring mit dem er meine Freiheit achten konnte und wollte sie mir dann wieder einschränken. Ich wollte einen Weg finden und er machte dicht. Gleichsam wie sehr ich mich bemühte ihn zu verstehen, es gelang mir nicht.
"Beeilt Euch Eure Hoheit!", drängte Chou durch die Tür.
"Hetz mich nicht!", fauchte ich zurück und starrte böse die Tür an, ehe ich zum Kleiderschrank lief und verdrießlich die Türen öffnete.
Im Geiste hatte ich schon mit weiterer goldener Kleidung gerechnet, doch falsch gedacht. Der gesamte Schrank war voll mit meinen eigenen Klamotten von der Erde. Irritiert schob ich die Kleiderbügel hin und her. Wie kamen die denn hier her?!
Als ich eine der Schubladen aufzog, stieg meine Verwunderung nur noch mehr, denn mein Blick fiel auf meine Unterwäsche. Aber wenn meine Kleidung hier war, bedeutete das doch, dass jemand sie geholt haben musste?!
Sofort zuckte mein Blick zur Zimmertür, während sich der Gedanke weiter spann. Wenn Chou meine Sachen geholt hatte, bedeutete das auch, dass er zwangsläufig meine Unterwäsche gesehen hatte.
"Oh Scheiße!", fluchte ich und es war mir fast schon peinlich unangenehm.
"Alles in Ordnung Hoheit?", kam erneut seine Stimme von draußen durch die Tür.
"Ja."
Ich würde ihn später noch zur Rede stellen müssen, aber erst nachdem ich mit ihm über das andere gesprochen hatte.
Eilig schnappte ich mir einige Sachen und verschwand im Bad. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich in der goldenen Kleidung von gestern eingeschlafen war. Doch wie scheinbar fast alles hier, sah das Gewand nach wie vor tadellos aus. Rasch zog ich es aus und schlüpfte in meine eigenen Sachen, wobei ich mich augenblicklich etwas besser fühlte. Es hatte an sich keine große Bedeutung, doch diese Kleidung gehörte zu meinem Leben auf der Erde und war vertraut.
Mein Blick glitt vom Gold zum Spiegel und ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen als er auf den Aufdruck meines Pullis traf. Dort prangte nämlich ein großes Krümelmonster in typischer Manier mit Keks in der Hand.
Genau richtig!
Weich strich der Stoff über meine Haut als ich mir die Ärmel bis zu den Fingerspitzen zog und das Bad wieder verließ.
Ohne große Eile schlüpfte ich in meine Schuhe und schlurfte weiter zur Tür. Als ich sie öffnete, hob Chou, welcher sich an die Wand gelehnt hatte, den Kopf. Sein Blick flog kurz über mich und für einen winzigen Augenblick hätte ich schwören können, dass sich seine Mundwinkel nach oben bewegt hatten.
"Da seid Ihr ja", kommentierte er monoton und stellte sich gerade hin während ich die Tür hinter mir zu zog.
"Nächstens hetzte ich dich mal genauso. Mal schauen wie dir das gefällt!"
Ich verwendete bewusst die persönliche Form, denn ich hoffte, dass er sich wieder etwas öffnete.
"Ihr vergesst welchen Beruf ich ausübe. Da ist es von Vorteil schnell zu sein."
Damit lief er auch schon los und ich hatte keine andere Wahl als ihm zu folgen.
"Das gilt wohl auch für deine Zunge", erwiderte ich und merkte erst als Chou mich mit seltsam hochgezogener Augenbraue von der Seite ansah, wie zweideutig meine Wortwahl war.
"Ich meine unser Gespräch von gestern. Ich konnte sehen, dass die Worte schneller draußen waren als du darüber nachdenken konntest", berichtigte ich mich schnell mit hochroten Wangen. Praktischerweise fielen mir just in dem Moment einige meiner Locken ins Gesicht und versteckten meine Unbedachtheit.
"Da habt Ihr Recht. Auch wenn ich immer noch auf meine Bitte von gestern bestehe."
Kurz spürte ich Ärger meine Magengegend durchstreifen doch ich beachtete dies nicht weiter. Er konnte mich so oft darum bitten wie er wollte, meine Freiheit war mir heilig.
"Auch wenn ich deine Sorge zu schätzen weiß, selbst wenn sie nur zu deinem Job gehört, ich werde deiner Bitte nicht nachkommen. Und das ist auch nicht verhandelbar und ich werde darüber nicht mehr mit dir reden."
Meine Stimme war fest und machte deutlich, dass das mein letztes Wort zu diesem Thema war. Das schien sogar Chou zu begreifen, denn entgegen allen Erwartungen schwieg er, obwohl er noch nicht aussah als hätte er aufgegeben. Vielmehr sagte sein Blick, dass es nur eine Frage der Zeit wäre wann er mich das nächste Mal darum bitten würde.
"Chou ich weiß nicht was meine Worte bei dir ausgelöst haben aber ich sehe was sie zwischen uns erzeugt haben. Es tut mir leid."
So, jetzt war es draußen.
Schräg schielte ich durch meine Haare zu ihm hoch und sah wie er über meine Worte nachdachte.
"Du brauchst dich nicht entschuldigen. Immerhin hattest du Recht, ich habe meine Grenze überschritten. Ich hätte vorher darüber nachdenken sollen was ich eigentlich sage aber die Verärgerung war in dem Moment größer."
Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und ich schob mir rasch die Haare hinters Ohr. Sein Blick war wieder weicher als zuvor und auch die Tatsache, dass er diesen Titel-Quatsch wieder sein ließ, gab mir ein besseres Gefühl.
"Ich muss mich eher bei dir entschuldigen. Ich weiß wie schräg dir das meiste hier vorkommen muss und ich kann mir vorstellen wie belastend es sein muss dieser Flut an Anforderungen und neuen Informationen stand zu halten. Und dann dränge ich dich so weit in die Ecke, dass es dazu kommen musste."
Seine Worte sorgten dafür, dass ein Gewicht von meinem Herzen abfiel, von dem ich bisher nicht wusste, dass es so schwer auf mir gelastet hatte.
"Vergeben und vergessen?", fragte ich ihn und sah ihn von der Seite an. Kurz flog ein seltsamer Ausdruck über sein Gesicht, aber dann nickte er.
"Dir kann ich vergeben und vergessen."
Fragend zog ich die Augenbrauen zusammen. Was sollte das denn bedeuten?
Ich öffnete schon den Mund um ihn danach zu fragen, doch er kam mir zuvor.
"Wo warst du danach?" Aus seiner Stimme klang sein Pflichtbewusstsein und ich widerstand dem Drang die Augen zu verdrehen.
"Ich habe dafür gesorgt, dass meine sozialen Kontakte nicht nur auf dich beschränkt sind."
"Und das heißt?" Nun zog er eine Braue in die Höhe.
"Ich hab den Palast nicht verlassen falls du das meinst."
"Das beruhigt mich nur teilweise. Mit wem hast du dich angefreundet?" Seine Stimme war von einem Hauch Neugierde gefärbt, doch hauptsächlich hörte ich Skepsis heraus.
"Wieso? Hier im Palast arbeiten doch nur vertrauenswürdige Personen dachte ich?!"
"Das stimmt auch. Aber ich will lieber vorher wissen wen du mit deinem Ärger auf mich angesteckt hast und wer mich heute für unseren Streit am liebsten köpfen möchte."
Ein Lachen löste sich aus meiner Kehle und ich sah ihn belustigt an. Die Vorstellung wie Hektor versuchte ihm den Kopf abzureißen war zu komisch.
"Nun wenn das so ist, dann freu dich schonmal auf einen Besuch von Hektor."
"Oh man", stöhnend rieb er sich über den Nasenrücken. "Da hast du dich ja mit dem Richtigen angefreundet."
Er schüttelte den Kopf und blieb dann vor einer Tür stehen, die mit kleinen Intarsien verziert war. Fast schon galant öffnete er sie mir.
Als ich an ihm vorbei hindurchgehen wollte, erreichten mich seine leise gesprochenen Worte, bevor er die Tür hinter mir schloss.
"Ach und netter Pulli."
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