Den größten Teil des Tages verbrachte ich weiterhin lesend auf meiner Fensterbank. Ich war wieder mal gefesselt vom beschriebenen Geschehen und hatte, wie schon so oft, die Zeit aus den Augen verloren.
Die Sonne neigte sich langsam wieder der Erde zu und in unserer Einfahrt sah ich gerade den Wagen meines Papas einparken. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich an all die neuen Bücher dachte, die er mir mitgebracht hatte.
Kurzerhand legte ich das Buch zur Seite und hüpfte von der Fensterbank. Dann eilte ich die Treppe runter um meine neuen Bücher und natürlich auch meinen Papa in Empfang zu nehmen.
Beschwingt öffnete ich die Haustür bevor Papa es tun konnte. Dieser stand mit dem Schlüssel in der Hand vor mir und schüttelte nun belustigt den Kopf als er meinen erwartungsvollen Blick sah.
"Hallo auch", begrüßte er mich und ich trat ein Stück zur Seite, damit er reinkommen konnte. In seiner Hand trug er eine große Tüte, welche ich neugierig beäugte.
Papa ging weiter in die Küche und stellte die Tüte auf dem Tisch ab.
"Deine Bücher sind noch im Auto", wandte er sich an mich. Das musste er mir nicht zweimal sagen, schon war ich losgeflitzt um meine neuen Lieblinge zu holen.
"Und bring die Blumen für deine Mama auch mit. Die sind auch noch im Auto!", rief er mir noch hinterher.
Voller Vorfreude trat ich an den noch offenen Kofferraum und fand eine weitere Tasche in der sich deutlich die Ecken von Büchern abzeichneten. Mit einer Hand öffnete ich die Tasche und quietschte glücklich auf, als ich endlich die Bücher sah.
Sieben nagelneue Cover strahlten mir entgegen und ich konnte einfach nicht die Finger von ihnen lassen. Sanft strich ich über eins nach dem anderen.
Zeit sie in ihr neues Zuhause zu bringen!
Ich schnappte mir die Tasche und wollte schon loslaufen, als mir Papas Bitte wieder in den Kopf schoss. Im Kofferraum entdeckte ich bei einem zweiten Blick hinein auch die Blumen. Es war ein hübscher Strauß aus orangenen Lilien und blass rosa Rosen, welches die Lieblingsblumen meiner Mama waren. Ohne Frage würde sie sich darüber freuen.
Die Tasche mit den Büchern hängte ich mir über die Schulter und nahm den Strauß in eine Hand damit ich mit der anderen den Kofferraum schließen konnte.
Beschwingt ging ich zurück ins Haus und gab Papa den Blumenstrauß.
"Der ist wirklich schön. Mama wird sich sicher freuen",sagte ich ihm direkt und sein Blick flog über die Blumen.
"Danke mein Schatz. Ich hoffe du hast Recht", antwortete er und ich fand es wirklich süß wie er sich immer noch etwas von der Nervosität, wie man sie bei frisch verliebten Paaren kannte, bewahrt hatte.
Kurz drückte er mich, ehe er sich weiter daran machte die auf dem Tisch stehende Tüte auszuräumen.
Bereits auf dem Weg aus der Küche blieb ich nochmal kurz stehen und drehte mich noch einmal kurz zu ihm um.
"Ach und Papa, danke, dass du meine Bücher abgeholt hast."
Auch er drehte sich zu mir und ein sanftes Lächeln umspielte seinen Mund.
"Gerne doch. Aber warne mich nächstens vor, dass es so viele auf einmal sind."
"Aber das müsstest du doch mittlerweile von mir gewohnt sein", brachte ich ihm zwinkernd entgegen und er schüttelte nur den Kopf.
Grinsend huschte ich die Treppe wieder hoch und zurück in mein Zimmer. Dort legte ich die Tasche auf meinem Bett ab und warf mich dann daneben. Dann begann ich ein Buch nach dem anderen aus der Tasche zu holen und konnte es einfach nicht sein lassen bei jedem einzelnen mir nochmal den Klappentext durchzulesen. Auch wenn ich ihn bei allen Büchern bereits kannte, denn sonst hätte ich die Bücher ja nicht gekauft, so kam es mir vor wie das erste Mal.
Sieben Klappentexte später konnte ich mich nur noch schwer zurückhalten eines der neuen Bücher sofort zu lesen. Die Sache war nämlich, dass ich die feste Regel hatte erst ein Buch fertig zu lesen, bevor ich ein anderes anfing. Und blöder Weise war ich mit dem Buch, welches ich die meiste Zeit des heutigen Tages gelesen hatte, noch nicht ganz fertig.
Also stand ich unter größter Anstrengung meiner Selbstbeherrschung von meinem Bett auf und trug die Bücher rüber zu meinem Bücherregal, was jedoch schon seit geraumer Zeit deutlich überlastet war. Auch die Bretter, die ich zusätzlich neben dem Bücherregal an der Wand angebracht hatte, bogen sich bereits unter dem Gewicht.
Kurz setzte ich die sieben neuen Bücher auf dem Boden ab, um die Hände frei zu haben um zu versuchen meine alten Bücher irgendwie anders anzuordnen, sodass noch Platz war. Jedoch bin ich noch nie sonderlich gut in Tetris gewesen und am Ende hatte ich, wie auch immer ich das geschafft hatte, sogar noch weniger Platz als vorher.
Mit in die Hüften gestämmten Händen trat ich einen Schritt zurück und biss mir auf die Unterlippe, während ich überlegte, wie man das Problem am Besten lösen könnte.
Andererseits störte es doch wohl auch keinen, wenn die neuen Bücher vorerst auf dem Boden standen. Natürlich nur solange, bis mir eine bessere Lösung einfiel.
Geistig wog ich noch die Pros und Kontras meines Einfalls ab, als plötzlich mein Handy anfing zu piepen und somit den Eingang einer Nachricht anzeigte. Letztendlich war das dann wohl irgendwie der ausschlaggebende Punkt meine Bücher vorerst dort stehen zu lassen.
Suchend wanderte mein Blick durchs Zimmer, welches mal wieder ein klein wenig chaotisch war. Aber wer aufräumt ist zu faul zum suchen, heißt es ja schließlich.
Aus einem Gefühl heraus lief ich zurück zu meinem Bett und tatsächlich, dort lag mein Handy neben einigen Lesezeichen, Bleistiften und Zettelchen mit kleinen Kritzeleien.
Neugierig entsperrte ich es. Eine Nachricht von Mya leuchtete auf.
Fast schon rechnete ich mit weiteren süßen Bildern von ihr und ihrem Freund bei ihrer Radtour, doch stattdessen war es eine Textnachricht.
Hey Kel, Jaxon schmeißt heute Abend wieder eine Party. Er hat schon wieder sturmfrei, der Glückliche. Hast du Lust mitzukommen? Kilian wird auch da sein ;-)
Sofort verzogen sich meine Mundwinkel zu einem verstohlenen Lächeln als ich an den süßen Schlagzeuger aus dem örtlichen Club dachte. Kilian war ein Jahr älter als ich und ich hatte ihn bei dem alljährlichen Straßenfest unserer Stadt vor ein paar Wochen kennengelernt. Damals haben wir uns eine Weile unterhalten und als er erfuhr, dass ich mich ebenfalls für Musik interessierte, lud er mich ein Vormittags mal im Club wo er arbeitete hinter die Kulissen zu schauen. Begeistert hatte ich die Einladung angenommen und war tatsächlich wenige Tage später Vormittags in dem Club.
Es war echt schön und wir hatten uns wirklich super verstanden. Aber irgendwie hatten wir seit dem keinen Kontakt mehr. Wir haben zwar unsere Nummern ausgetauscht und auch geschrieben, doch mittlerweile war das ganze irgendwie ins Stocken geraten. Meine Nachrichten wurden teilweise erst Tage später beantwortet und auch unsere Versuche uns zu treffen, hatten nicht geklappt. Entweder hatte er zu viel Arbeit in dem Club oder musste irgendwas anderes erledigen oder ich hatte keine Zeit wegen der Schule.
Aber das war jetzt die Gelegenheit ihn wiederzusehen.
Klar hab ich Lust mitzukommen! Gerade wenn er da sein wird. Ich muss nur noch meine Eltern fragen, aber ich glaube nicht, dass sie es verbieten werden.
Rasch drückte ich auf senden und wenige Sekunden später ploppte die nächste Nachricht von Mya auf.
Na dann zieh dir besser was besonderes an ;-)
Soll ich dich abholen oder fährst du selbst?
Uff, das war tatsächlich eine gute Frage. Vielleicht wäre es besser wenn ich selbst fahre, was jedoch den Nachteil hätte, dass ich nichts trinken durfte. Andererseits könnte ich somit aber auch keine peinliche Aktion vor Kilian starten, die ich nachher zu hundert Prozent bereuen würde.
Ich frag meinen Papa ob ich sein Auto leihen kann. Also ich fahre selbst.
Kaum, dass ich die Nachricht gesendet hatte, kam auch schon Myas Antwort.
Alles klar, bis später dann :-)
Breit grinsend schaltete ich mein Handy aus. Nur allein bei dem Gedanken Kilian wiedersehen zu können konnte ich nicht mehr mit dem Grinsen aufhören. Aber noch musste ich meine Freude ein wenig zügeln, denn auch wenn die Chance ziemlich klein war, dass meine Eltern nein sagten, so bestand sie trotzdem.
Wie auf Wolken schwebte ich den Weg hinab ins Wohnzimmer, wo ich meine Eltern vermutete. Der Uhrzeit nach zu gehen musste Mama auch schon zu Hause sein.
Glücklicherweise waren sie tatsächlich im Wohnzimmer. Auf dem kleinen Tisch entdeckte ich eine Vase mit den Blumen, die Papa besorgt hatte und meine Eltern sahen sich gerade die Nachrichten im Fernsehen an. Als ich den Raum betrat, drehte Mama ihren Kopf zu mir.
"Kelya, Schatz, da bist du ja. Wir dachten schon du wärst bereits komplett in deinen neuen Büchern versunken. "
Kurz lachte sie auf und ich fühlte mich, obwohl dem nicht so gewesen ist, ertappt.
"Ich schwöre ich habe noch keine Seite der neuen Bücher angerührt."
Unschuldig hob ich die Hände und Mama sah mich prüfend an. Dann lachte sie wieder und der Ausdruck auf ihrem Gesicht wechselte zu Überraschung.
"Das ist mal was neues", murmelte sie so laut, dass ich es noch hören konnte.
"Hey, ähm, was ich euch fragen wollte, Jaxon schmeißt heute eine Party und ich wollte fragen, ob ich hingehen darf?"
Hoffnungsvoll sah ich meine Eltern an und biss nervös abwartend auf meine Unterlippe.
Meine Mama wandte sich an Papa.
"Was meinst du Deon?"
Kurz wanderte der Blick meines Vaters zu mir, ehe er wieder zu meiner Mama ging.
"Ich wüsste nichts was dagegen sprechen würde. Solange sie sich an die besprochenen Regeln hält, kann sie von mir aus gehen."
Bei dem letzten Satz schaute er mich erneut an und ich nickte eifrig. Die Regeln die er meinte hatten wir vor einiger Zeit zusammen vereinbart und beinhalteten solche Sachen wie keinen übermäßigen Alkohol, nicht zu spät nach Hause kommen und solche Sachen.
Mama nickte nach kurzem Überlegen schließlich auch.
"Also gut."
Freude sprudelt in mir hoch.
"Danke!"
Das würde super werden heute Abend. Ich konnte endlich Kilian wiedersehen!
"Ach und könnte ich mir vielleicht deinen Wagen leihen Papa? Ich verspreche auch ich passe besonders gut auf."
Hoffnungsvoll blickte ich ihn an und konnte in seinen Augen sehen wie er mit sich rang. Bis jetzt durfte ich noch nicht so oft mit seinem Auto fahren.
" Von mir aus. Aber wenn du eine Delle reinfährst oder auch nur einen Kratzer, dann darfst du ihn dir nie wieder leihen, verstanden? Und kein Alkohol auf der Party wenn du dann Auto fährst!"
Ernst sah er mich an und ich nickte.
"Aber das ist doch selbstverständlich", antwortete ich.
"Na dann", erneut bedachte er mich mit einem ernsten Blick, während Mama ihm beruhigend die Hand auf den Arm legte.
"Das weiß sie doch alles Deon", redete sie ihm gut zu.
"Danke Papa!", flötete ich und konnte mein Glück kaum fassen.
Das würde einfach großartig werden!
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