Kapitel 17, Teil 2
Gideon führte mich zielsicher durch die Gärten ohne mir viel Zeit zum Staunen und bewundern zu geben. Blumen blühten in den verschiedensten Farben und Büsche wurde zu den prächtigsten Figuren geschnitten. Irgendwo vernahm ich das Plätschern von Wasser, aber ich konnte nichts erkennen. Das laute Knirschen des Kieses hinter mir hielt mir vor Augen, dass wir nicht alleine waren. Deshalb wand ich mich nicht zu dem Wasser um. »Gebt Euch nicht zu beeindruckt« warnte mich Gideon, »Sonst halten Sie Euch noch für kleinkariert« Ich schnappte beleidigt nach Luft, dass meinen Begleiter auflachen ließ.
Als wir uns dem Schloss selbst näherten, schritten wir erneut über niedere Treppen, bis uns zwei Diener die Glastüren zu einem prächtigen Raum aufstießen. Der Goldschmuck fühlte sich dieses Mal nicht erdrückend an, sondern imposant. Ein Tisch war prächtig gedeckt und Gideon führte mich an der linken Seite des Tisches vorbei.
»Ich bringe Euch direkt in Eure Räumlichkeiten. Ihr seht erschöpft aus«
Ich war ihm wirklich dankbar, als er mich in einem rot ausstaffierten Salon zurückließ. Meine Hofdamen ließen noch einige Moment auf sich warten, deshalb konnte ich mich einfach kurz zusammensacken lassen. Grace lehnte sich gegen mich und ich strich gedankenverloren über meinen Bauch. Hoffentlich hatte den Kleinen der Sturz nichts weiter ausgemacht. Meine Hofdamen brachten mir eine Zeitung, damit ich mir die Zeit bis zum Dinner vertreiben konnte. Gleich auf der Titelseite prangte etwas, dass mir das Blut in den Adern gefrieren ließ:
Lang lebe der Kaiser! Lang lebe Bonheur - lang lebe die Waffenruhe!
Darunter war ein ausführlicher Artikel über das Ausrücken des Militärs in die Grenzgebiete von Malheur um langsam an Boden zu gewinnen. Vielleicht war Paget deshalb so wütend. Weil ihn die Nachricht heute erreichte und er nicht einverstanden damit war.
Als die Tür zuschlug, war ich so versunken in eine Kritik eines Theaterstückes, dass ich leise aufschrie. Grace lachte mich aus und lief zu ihrem Vater. Ich blieb einige Meter weiter steif stehen. »Lasst mich mit Ihrer Majestät alleine« verlangte er und Yorker zog herausfordernd die Augenbrauen nach oben. Sie knickste direkt vor ihm und griff nach Graces Hand. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie etwas zu ihm sagte. Seine Miene verfinstert sich.
Eine bedeutungsvolle Stille senkte sich über uns, als die Tür hinter Yorker zufiel. Paget trat vorsichtig einen Schritt zu mir. Instinktiv wich vor ihm zurück. Schmerz blitzte in seinen Augen auf, doch ich konnte nicht anders. Ich musste meine Kinder beschützen. »Sieh mich an Lavinia« forderte er schließlich. Durch den Tränenschleier konnte ich ihn nicht ganz klar erkennen, aber ich sah das leichte Lächeln auf seinen Lippen. Er wusste nicht, was er beinahe getan hätte!
»Ich war nicht ganz bei mir« versuchte er sich herauszureden, und ich lachte auf. Nicht ganz bei sich? So neben der Spur habe ich ihn überhaupt noch nie gesehen. »Bitte vergib mir«
»Was ist geschehen?«
»Belaste dich damit nicht«
»Herr Gott nochmal! Schließ mich nicht aus«
Ich wich weiter zurück, bevor er mir zu nahe kommen könnte. Dieses Feuer in seinen Augen jagte mir einen Schauder über den Rücken. Ich wusste nicht, ob ich seinen Blick jemals wieder vergessen könnte. Als wäre er besessen. »Mathew schickt mich in den Krieg« ich zuckte zusammen und trat vorsichtig näher zu Paget. Warum war er nicht einfach zu mir gekommen und hatte es mir erzählt?
»Ich werde dich Wochen nicht sehen können. Dabei sollte ich gerade jetzt bei dir sein«
»Mir geht es gut«
»Deshalb weichst auch vor mir zurück«
Ich zwang mich ruhig stehen zu bleiben, als er erneut auf mich zu kam. »Ich wollte dir niemals weh tun« - »Du hast mir Angst gemacht« Er streckte vorsichtig die Hand nach mir aus und ich schmiegte meine Wange an seine Handfläche. Versuchte den Anblick seiner Wut zu verdrängen, als ich meine Lippen auf seine presste. Er schmeckte immer noch nach starkem Whisky. Sobald ich mich näher an ihn schob, vergrub er seine Hände in meinem Haar.
»Darling« keuchte er schließlich, als ich ihn sanft in die Unterlippe biss. Als sich seine Erregung in meinen Bauch presste, wich ich schließlich zurück. Sah auf meine Hand hinunter. Blut hat die einst blauen Handschuhe gefärbt. »Was hab ich bloß getan?« murmelte er. Dieses Mal wandte ich mich nicht zu ihm um. Seine Atmung ging schwer hinter mir. Es war Wunschdenken, dass er meinetwegen nicht in den Krieg ziehen will. Sicherlich bedeutete ich ihm etwas. Irgendetwas. Aber nicht genug, damit er sein Land verraten würde.
»Ich muss mich umkleiden« sagte ich, ohne mich nochmal zu ihm umzudrehen. »Wenn wir heute Abend zurück sind, möchte ich, dass du mir die Wahrheit sagst, warum du nicht in den Krieg ziehen möchtest«
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