Kapitel 13, Teil 2
Ich fand in meinem Ankleidezimmer eine Klingel, an der ich probeweise zog. Einen Moment später rauschten meine Hofdamen durch die Tür und sanken ganz knapp vor mir in einen Knicks. Das hatte ich nicht verdient. »Helft mir aus dem Kleid« bat ich und reichte zuerst Lassalle und anschließend Yorker meine Hand. Die beiden schwiegen, aber ich sah die Tränen in Gräfin Yorkers Augen.
»Es ist in Ordnung, Gräfin« beruhigte ich sie und warf nochmal einen Blick in den Spiegel. Das war nicht länger ich. Sollte ich hier überleben wollen, musste ich mir eine dickere Haut zulegen. »Aber er hat Euch geschlagen!« rief sie und Lassalle zog abrupt an meinen Haaren. »Es ist in Ordnung« wiederholte ich und blinzelte meine eigenen Tränen fort.
»Die beiden haben Recht« ich fuhr herum, als ich Paget im Türrahmen lehnen sah. »Niemand darf Hand an dich legen« Mir wurde heiß, als ich seinen brennenden Blick auf mir spürte. Meine Hofdamen waren immer noch auf den Knien und Paget entließ sie mit einem dürftigen Winken. Ich schluckte, als er sich langsam in den Raum hineinbewegte. Ich löste notdürftig die letzten Zöpfe.
»Wieso hast du zugelassen, dass er mir folgt?« fragte ich, als ich seinen brennenden Blick erneut auf mir spürte. Er schien meine Angst und die Rötung meiner Wange mit blosser Willenskraft wegwischen zu wollen. »Ich habe es versucht« flüsterte er und legte eine Hand auf meine gerötete Wange. »Aber Sean untersteht Mathew. Er weiß, dass ich es nicht wagen werde, den Kaiser infrage zu stellen« - »Bitte hilf mir, Paget«
Sein Griff verfestigt sich und er presste die Lippen zusammen. Gott, ich erwartete sein Kind. Aber wenn Paget mich da nicht hinausmanövrieren wollt, würde ich mich selbstständig machen. Immerhin war ich die Erzherzogin, hoffentlich schwanger mit dem Kronprinzen. »Ich hole deine Hofdamen zurück. Danach überlegen wir uns etwas« Ich drückte einen Kuss auf seine Handfläche, bevor er sie zurückziehen konnte.
»Macht Euch keine Sorgen, Majestät. Heute waren wir überrumpelt, aber morgen werden wir Euch nicht von der Seite weichen« versprach Gräfin Yorker und ich schluckte kurz. Als ich von Hofdamen gelesen habe, stellte ich sie mir als steife Anstandsdamen vor. Aber niemals als Beschützer oder Freunde. »Egal, was er tun wird. Ihr seid nicht alleine« fügte Lassalle hinzu und ich nickte zaghaft. Sie wussten noch nicht, gegen wem sie sich auflehnten.
Paget blätterte durch einen Stapel von Zettel und brauchte einen Moment, bis er mich bemerkte. Seine Stirn war sorgenvoll gerunzelt. »Geht es dir besser?« Fragte er und ich schlug die Augen nieder. Er war eindeutig sauer.
»Ich hatte furchtbare Angst«
»Vor Sean?«
»Vor der Gesellschaft. Der ganze Prunk und die Themen sind mir fremd, Paget«
Er seufzte auf und zog mich zu sich. Ich ließ mich auf seinen Schoß gleiten und er wickelte sich eine Strähne um seinen Finger. »Bitte, Paget. Ich versuch es doch. Aber ich bin einsam« - »Du hast mich« Ich schüttelte stumm den Kopf. Die Geborgenheit, nach der ich mich so sehr sehnte, gab er mir nur im Bett. Wenn wir alleine waren.
»Was möchtest du denn von mir?« fragte er sanft und legte seine Hand an meine Wange. Bring mich nachhause, schrie alles in mir. Aber ich biss mir auf die Zunge und legte meinen Kopf auf seine Schulter. »Wird es leichter?«, murmelte ich und spürte das tiefe Einatmen durch die Bewegung seiner Schulter. »Zuerst wird es schwerer. Aber ich verspreche dir« er richtete mich auf und suchte meinen Blick, »du wirst es lieben, wenn du das Leben erst wirklich kennst«
Er hob mich hoch und drückte mich an seine Brust. Jetzt fühlte ich mich noch mehr wie ein verlorenes Bündel, dass immer weitergereicht wurde und bei niemanden so Recht hineinpasste. Meine Tränen wurden von Pagets Nachtgewand aufgefangen.
»Versprich mir, dass du kämpfst, Lavinia«, flüsterte er und ich schlug meine Augen auf. Er hatte sich auf mich gerollt und sein Gesicht war mir so nah, dass ich seinen Atem auf meinem Hals spürte. »Wogegen?« - »Gegen alles was dir im Weg steht« Er strich mir eine Strähne hinter mein Ohr und schenkte mir ein leises Lächeln.
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