Fast erwischt (4) (Gore Warnung)
Emily Kreuz hatte Glück gehabt. Jemand hatte die Lady gefunden, nicht, wie man erwarten würde, durch irgend einen grausamen Mord, sondern durch Falschparken. Eine Politesse hatte ein teures Auto, eine schwarze Limousine, bemerkt, das, nicht unweit des Kölner Domes, absolut grauenhaft auf einem Parkplatz abgestellt worden war. Die Politesse hatte auch beobachten können, wie eine Frau mit blonden Locken zusammen mit einer Gruppe von Leuten, deren Beschreibung sehr gut auf das Team der Lady zutraf, aus eben jenem Auto ausgestiegen waren. Die Politesse hatte ihren Strafzettel geschrieben, und das ganze dann der Polizei gemeldet, da das Auto einen Behindertenparkplatz blockierte und folglich abgeschleppt werden sollte. Die Kölner Polizei hatte dann die Beschreibung der Kriminellen erkannt und Emily Kreuz, die ja für den Fall verantwortlich war, kontaktiert. Die ganze Fahrt von Frankfurt nach Köln war Hauptkommissarin Kreuz unangebracht aufgeregt gewesen. Sie hatte nicht erwartet Lady Laeta de Dolores so früh in ihre Finger zu bekommen. In den letzten fünf Minuten der zweistündigen Fahrt bekam Emily dann über den Polizefunk mit, dass der Feueralarm des Domes aktiviert worden war und er momentan evakuiert wurde. "Sie hat den Dom angezündet.", sagte Kreuz entsetzt, "Die ehlende Spinnerin hat den Dom angezündet!"
Das sowieso schon mit Blaulicht und Sirene über die Straßen sausende Team, fuhr noch schneller.
Marie Brant, die mit Emily im Streifenwagen fuhr, lehnte sich zu ihrer langjährigen Kollegin herüber: "Glaubst du wir schnappen sie? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so schlampig geworden ist. Das ist eine Falle, oder?" Daran hatte die Hauptkommissarin natürlich auch schon gedacht. "Ja, ich denke auch, dass es eine Falle ist, aber keine für uns.", meinte sie und starrte weiterhin konzentriert auf die Straße. Brant legte den Kopf schief: "Für wen denn sonst?"
"Für ihre neuen Leute. Lady Laeta de Dolores will sehen, ob sie etwas taugen, ob sie es schaffen zu entkommen, oder ob sie für die Lady nur Balast wären.", erklärte Emily und hielt auf dem Parkplatz gleich neben dem auf welchem ihre Rivalin einige Zeit zuvor geparkt hatte. Sie kontrollierte ihre Pistole und sprang aus dem Wagen.
Stolz besah sie ihr ankommendes Team. Sie hatte noch nie so viele Polizisten bei einem Einsatz angeführt. "WIR UMZINGELN DEM DOM UND VERSUCHEN SIE NOCH ZU ERWISCHEN! SO WIE ICH DIE LADY KENNE WIRD SIE ES NICHT BEI EINEM FEUER BELASSEN!", befahl die Hauptkommissarin und eilte, ihrem Trupp voran, in Richtung der gigantischen Kirche. Der Dom, der die anderen Gebäude bei weitem überragte, war einfach zu sehen, aber es stieg kein Rauch von ihm auf.
"Die haben doch gesagt es brennt. Wo ist der Rauch? Wenn es brennt sollte der Dom doch rauchen.", fragte nun auch Marie verwirrt. Emily kaute auf ihrer Lippe herum: "Vielleicht ist es ein Trick, eine Ablenkung. Es könnte sein, dass sie kein Feuer gelegt hat, sondern etwas anderes gemacht hat, für das sie einen leeren Dom braucht. Ich trau der Frau alles zu, sie könnte eine Kirche anzünden, darin einen Mord begehen, oder einen Priester dem Teufel opfern. Ich traue ihr sogar zu, dass sie da nur wegen dem Gold eingebrochen ist.", gab die Ranghöhere zurück. "Du glaubst dass sie Satanistin ist?", fragte Brant entsetzt. "Nein, ich könnte mir aber vorstellen, dass sie so tut. Um den Leuten Angst zu machen, verstehst du?", entgegnete Emily.
Der Polizeitrupp hatte den Dom nun erreicht und die Beamten begannen ihn zu umstellen. Plötzlich kam ein Polizist der Kölner Polizei aus dem Dom und lief zielstrebig auf Emily zu.
"Polizeihauptkommissarin Kreuz, ich bin Polizeihauptkommissar Schmied. Wie es aussieht gibt es doch kein Feuer im Dom. Aber unsere Vermutung stimmt dennoch. Die Lady Laeta de Dolores ist wieder aufgetaucht. Auf dem Altar liegt eine Leiche und ich muss Ihnen eins sagen: In meiner ganzen Karriere habe ich noch niemanden gesehen der so übel verstümmelt worden ist. Die Leiche ist nackt, männlich, vermutlich Mitte 30. Auf seiner Brust steht in großen, mit einem Messer geschriebenen, Buchstaben 'SCHMERZ'. Und darunter wurde, ebenfalls mit einem Messer, ein Smiley gekritzelt. Die Frau ist genauso verstörend wie sie in den Berichten dargestellt wird. Außerdem, und das wird Ihnen jetzt nicht gefallen, hat man der Leiche eine rote Schleife um den Hals gebunden an der ein Schild hängt. Auf dem Schild steht "für die reizende Emily Kreuz". Wir sind uns da noch nicht sicher aber wir glauben, dass diese Grußkarte mit dem Blut des Mannes geschrieben wurde. Die Lady weiß, dass Sie sie jagen. Und wenn das stimmt was man über den letzten gehört hat der es versucht hat...", dann hörte Hauptkommissar Schmied auf zu reden. Seine Hände zitterten und er schien Tränen zurückzukämpfen.
Er musste auch gar nicht weiter sprechen, alle wussten was mit dem letzten passiert war, der versucht hatte, die Lady hinter Gitter zu bringen: er war tot. Der Autopsie hatte ergeben, dass die Lady in mindestens zwei Wochen gefangen gehalten und regelmässig gefoltert hatte. Er war an Hunger gestorben.
Emily Kreuz nickte. Das würde sie noch lange nicht zum Aufgeben bringen. "Ist die Leiche noch da? Ich würde sie gerne sehen.", fragte sie kalt. Der andere Hauptkommissar nickte und führt Emily in die Kirche. Überall wuselten Gerichtsmediziner und Leute von der Spurensicherung in weißen Plastiküberzügen herum. Die Luft in der Kirche war kühl und es roch nach Blut. Emilys Stiefel knallten über die Fliesen als sie schleunig auf das Podest des Altarraumes zulief. David Peterson und Marie Brant folgten ihr.
Auf dem Altar war eine bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leiche ausgebreitet. Blut färbte das Tuch, das über dem Altar lag, rot und besudelte den Boden darum. "Mein Gott.", flüsterte Emily und besah sich den Toten genauer. Er war ausgeweidet worden und seine Innereien hatte man ihm in sämtliche Körperöffnungen gestopft. Sein Gehirn hing aus seinen Augenhöhlen, seine Augen waren auf seinen Brustwarzen positioniert worden und seine Hände und Füße waren abgetrennt. Der Hauptkommissarin wurde schlecht.
Emily betrachtete die rote Schleife, die der Tote um den Hals trug und die in all dem Blut und Gedärm fast unterging. Sie sah... selzam aus.
Ein knacken ertönte aus dem Gebälk des Doms. Emily verstand. "RUNTER!", brüllte sie und hechtete hinter die nächstbeste Kirchenbank. Die anderen Polizisten, ebenso die Gerichtsmediziner, gingen ebenfalls in Deckung. Einige Zeit lang passierte nichts, eine Zeit die so lange war, dass David Peterson Emily einen besonders anklagenden Blick zu warf und Anstalten machte aufzustehen. Emily schüttelte energisch den Kopf. Peterson zögerte. Ein Piepen ertönte aus der Leiche. Anfangs leise und regelmässig, dann immer schneller und immer lauter und dann wurde die Leiche mit einem lauten Knall auseinandergerissen und ihre Einzelteile spritzten durch den kompletten Innenraum des Domes. "Sweet Jesus!", rief David Petersen schockiert. "Das ist Tech! Ich sehe sie! Sie ist in den Balken, jetzt durch das Fenster, ich nehme die Verfolgung auf!", rief Marie und eilte aus der Kirche. Emily und David wollten ihrer Kollegin gerade folgen, als sich eine andere Gestalt an einem Seil von den Deckenbalken herunter ließ.
Es war Evil Queen. "Hello Cooper, how's life?", fragte Peterson und stürmte auf seine alte Rivalin zu. Die bleiche Killerin zog ein vor Gift triefendes Messer aus dem Rock ihres Kleides und warf es, ziemlich schief, auf den CIA Agenten. Dieser schaffte es sich unter dem Messer weg zu ducken und Evil Queen an den Armen festzuhalten. Sehr zu seinem Entsetzen lachte Daphne Cooper nur. Sie schwang ihre lilanen Haare nach vorne und klatschte sie ihm ins Gesicht. Augenblicklich ließ David sie los und presste sich schreiend die Hände auf die Wangen. Fette, grünliche Pusteln bildeten sich auf seiner Haut und Blut begann aus seinen Augen zu laufen. Lachend rannte Evil Queen aus dem Gebäude, ihre vergifteten Haare wehten hinter ihr her. Emily Kreuz hatte vorgehabt dem Leiter ihres internationalen Ermittlungsteam zu Hilfe zu eilen, wurde jedoch von Khlopnuť aufgehalten, der eine Bank nach ihr warf.
Der massige Käfigkämpfer hatte sich in der Sakrestei versteckt gehabt. Die anderen Polizisten in der Kirche eröffneten das Feuer und Khlopnuť verschanzte sich hinter dem Altar. "Sprengstoff in einer Leiche? Wirklich, Laeta de Dolores? Ist das nicht ein wenig zu klischeehaft für dich?", brüllte Emily wütend. Das lief so gar nicht, wie sie sich das vorgestellt hatte. Sie hatte gehofft die Lady zu erwischen, stattdessen hatte sie ihre Leute fast erwischt. Aber nur fast! Sie erhielt keine Antwort, während Khlopnuť ebenfalls durch ein Fenster sprang. Schüsse donnerten ihm nach. Das bunte Glas splitterte und verteilte sich auf dem Boden vor dem Dom. Hoffentlich bekam Brant wenigstens Tech zu fassen!
Marie Brant rannte durch die Stadt. Ihr roter Pferdeschwanz peitschte von rechts nach links während sie der Silhouette der Chinesin vor ihr folgte. Hin und wieder konnte sie einen Blick auf Tech erhaschen, dann verschwand sie wieder um eine Ecke. Es wollte nicht in Maries Kopf gehen, warum eine einfache Physikerin und Hackerin so verdammt schnell rennen konnte. Marie war immer die schnellste Läuferin in ihrer Klasse gewesen und jetzt wurde sie von einem Computernerd abgehängt! Irgendetwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu! Da Marie allerdings nicht wusste, worum es sich dabei handelte, rannte sie weiter. Immer Tech hinterher, bloß nicht stehen bleiben! Ihre schwarzen Polizeistiefel trommelten über den Boden, ihr Atem ging in langen schweren Zügen. Bald würde sie zu erschöpft sein, bald würde sie Tech verlieren. Der Gedanke trieb Marie in Rage und brachte sie dazu noch schneller zu laufen, obwohl ihre Beine bereits müde waren. "Ich kriege dich schon.", murmelte sie, obwohl Tech sie nicht hören konnte. Als sie das nächste Mal um eine Ecke rannte, um die vorher auch ihr Ziel gerannt war, wurde sie von einem Triumphgefühl erfüllt: es war eine Sackgasse! "Sie sind verhaftet!", rief Brant und löste die Handschellen von ihrem Gürtel. Tech sah sie an und lächelte: "Nein."
"Oh doch!"
"Ja wenn Sie das sagen."
Marie schüttelte den Kopf. Sie hatte genug von diesem Unsinn! Energisch packte sie Techs Arm, und stolperte direkt durch sie hindurch. Tech war immer noch da, aber jetzt flackerte ihre Gestalt ein wenig. "Was zum?", flüsterte Marie und starte auf das Bild, das sich ihr bot. Techs Silhouette flackerte noch einmal, dann verschwand sie ganz. Eine Drohne erhob sich in den Himmel, da wo einige Sekunden vorher noch die Hackerin der Lady gestanden hatte. Marie schrie wütend auf. Sie hatte ein Hologramm gejagt.
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