*18* Ist das... Liebe?
Die Frau schien mir diesmal aber gutgesinnt zu sein. Sie funkelt ihn an: "Das ist inakzeptabel! Wenn du dein Benehmen mir nicht erklären kannst, kannst du es ja dem Direktor erklären. Du weißt ja wo sein Büro ist!"
Yoongi zog die Augenbrauen zusammen und knurrte mir noch: "Das wird ein Nachspiel haben, du Zwerg!" zu, bevor er aus dem Klassenzimmer marschierte. Die Tür krachte hinter ihm laut ins Schloss.
...
Ich ließ die Sonne auf mein Gesicht scheinen und entspannte mich.
Endlich hatten wir Schule aus. Ich lief den gewohnten Weg an der Straße nach Hause.
Von Yoongi fehlte jede Spur. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er mir nach der Schule auflauerte, aber nichts dergleichen geschah.
Normalerweise müsste ich mich fürchten, aber ich hatte irgendwie keine Angst. Das war merkwürdig. Wenn ich alledings auch nur an seine Drohung in der Schule dachte, rieselte mir schon ein kalter Schauer über den Rücken.
Eine schwarze Limousine fuhr plötzlich hinter mir und Jeon stieg aus. Ich ignorierte ihn und lief einfach weiter. Vielleicht ließ er sich ja damit abblitzen.
Es war jetzt mehr als eine Woche her, dass wir das letzte Mal gesprochen hatten und da hatte er mir seine Liebe gestanden. Ich wusste noch nicht, was ich ihm sagen sollte. Ich liebte ihn nicht, da war ich mir sicher. Wir waren mehr so etwas wie Geschwister. Geschwister, die immer wieder streiten, sich aber dennoch lieben. Bitte was?? Nein! Nein, nein, ich liebte ihn ganz sicher nicht!
Jeon steckte seine Hände in die Hosentaschen und ging einfach neben mir her. Das war ja Mal etwas Neues. Er sagte ja nichts.
Verwundert sah ich zu ihm. Seine Haare waren verstrubbelt und er sah sehr müde aus. Tiefe Augenringe zierten sein sonst so makelloses Gesicht.
Schuldgefühlte regten sich in mir. Ich hoffte innerlich, dass es ihm nicht wegen mir so schlecht ging, obwohl ich mir zu 100% sicher war, dass es meine Schuld war.
Es lag eine bedrückende Stille zwischen uns. Nach einigen Minuten hielt ich es nicht mehr aus.
"Jeon?"
"Mhm?" Sein Kopf schnellte zu mir und er blickte mich erwartungsvoll an.
"Ich... Tut mir leid, dass ich so lange nicht mehr mit dir gesprochen habe. Ich war mir nur nicht im Klaren, wie ich auf dein Geständnis reagieren soll."
"Und weißt du es jetzt?" Der Junge sah weg. Er hatte Angst vor meiner Antwort, das konnte ich spüren.
"Um ehrlich zu sein, brauche ich noch etwas Zeit. Ich habe nie mehr zwischen uns gesehen, als dieses Geschwisterliche."
Jeon lächelte traurig, hielt sich dann aber spielerisch getroffen die Hand aufs Herz. "Autsch, das tat weh!"
Ich musste lächeln. Obwohl die Sache sehr ernst für ihn war, konnte er seine Gefühle schnell hinter einer Maske verstecken.
Ich konnte so etwas nicht so einfach. Yoongi zum Beispiel schon. Er spielte anderen ständig etwas vor. Meine Mundwinkel gingen augenblicklich wieder runter.
Jeon merkte, dass etwas nicht stimmte. "Was ist los? Ist irgendetwas in der Schule passiert?", fragte er besorgt.
"Ja, es ist etwas passiert. Yoongi..." Ich sprach nicht weiter.
Jeon seufzte auf. Er konnte mir schon in der Vergangenheit keinen Glauben schenken, dass Yoongi etwas gegen mich hatte, also warum sollte er es jetzt tun?
Zu meiner Überraschung erwiderte er aber etwas anderes. Er bat mich allen Ernstes ihm zu erzählen, was passiert war.
Zuerst skeptisch, aber mit wachsendem Mut erzählte ich ihm alles vom heutigen Tag.
Am Ende meiner Erzählung wurde Jeons Blick zornig und er sein Kiefer spannte sich an. Er glaubte mir!
"Der Junge kann was erleben!", rief er. "Niemand kommt ungestraft davon, wenn er so etwas tut!"
Er drehte sich um und wollte schon davonstürmen, aber ich hielt ihn auf.
"Jeon! Warte!" Er drehte sich zu mir. Seine Augen sprühten Funken. "Was?!"
"Bitte mach das nicht! Er wird mir sonst noch was antun, wenn er herausfindet, dass ich es dir gesagt habe", flehte ich ihn mit zitternder Stimme an.
Der Blick des Jungen wurde weich. Er kam ein paar Schritte auf mich zu. Ich konnte Verwunderung in seinem Gesicht erkennen.
"Du hast ja wirklich Angst vor ihm."
"Neeeeiiin!", sagte ich ironisch und verdrehte dabei meine Augen. Dann begann ich ihm auf die Brust zu trommeln. "Natürlich habe ich vor ihm Angst, du Vollidiot!"
Jeon begann zu lachen und entfernte schon fast liebevoll meine geballten Hände. Der Zorn war verschwunden und ein amüsiertes Funkeln trat in seine Augen.
"Weißt du, Lucy? Du bist echt niedlich, wenn du sauer bist", sagte er grinsend.
Gespielt aufgebracht stemmte ich meine Hände in die Hüfte und formte meine Augen zu Schlitzen.
"Stimmt doch gar nicht", erwiderte ich.
Jeon grinste und streckte mir seine Hand entgegen. "Wieder Freunde?", wich er meiner Aussage aus.
Ich tat kurz so, als müsste ich überlegen, schlug dann aber ein. "Klar doch!"
Der Junge klatschte. "Klasse, dann können wir ja zur Feier einen Ausflug machen. Was sagst du dazu?"
Ich nickte grinsend.
"Gut!" Jeon kramte in seinen Taschen und holte einen Stift und ein kleines Stück Papier heraus. Dann kritzelte er etwas drauf und gab es mir.
Auf dem Zettel stand die Uhrzeit drauf. Ich steckte ihn sofort ein.
"Dann bis später, liebe Lucy", rief er mir zu, bevor er zu seiner Limousine lief und sie davonbrauste.
Als es zur besagten Uhrzeit schlug, klingelte es an der Tür.
Ich hatte davor mit meinen Eltern und Mary über den Ausflug gesprochen und alle waren einverstanden, nur Mary hob skeptisch die Augenbrauen, sagte aber nichts.
Ich öffnete die Tür und blickte einem strahlenden Jeon entgegen.
Ich erwiderte sein Lächeln und schloss die Tür. Gemeinsam liefen wir nach draußen und stiegen in seinen Sportwagen ein.
Der Motor heulte auf und Jeon gab Gas. Lächelnd fuhr ich über die Inneneinrichtung des Wagens. Ich hatte schon immer etwas für Autos übrig. Die Begeisterung für die Fahrzeuge hatte ich eindeutig von meinem Vater übernommen.
Nach kurzer Zeit kamen wir am Strand an.
Begeistern begann ich auf meinem Sitz herum zu zappeln. Ich liebte Wasser und Wellen. Mein Vater nannte mich, als ich klein war, liebevoll "das kleine Fischchen". Bei der Erinnerung daran stahl sich ein Lächeln auf mein Gesicht.
Jeon stellte den Motor ab und wir stiegen aus. Zusammen schlenderten wir zum Wasser und ließen den Sand zwischen unsere Zehen kitzeln.
Mir viel auf, dass der sonst so bombenvolle Strand keinen einzigen Menschen zeigte. Verwundert fragte ich Jeon, wo die ganzen Menschen seien.
Er zwinkerte mir zu: "Es hat auch seine Vorteile, wenn man berühmt ist."
Wissend nickte ich und sah auf das Meer. Es funkelte im Sonnenschein wie eine Vielzahl von Diamanten.
Genüsslich schloss ich die Augen und atmete die salzige Luft ein.
Ich konnte die Wellen gegen die Brandung weit entfernt rauschen hören. Ich hörte die Möwen kreischen, als sie sich um etwas Essbares stritten. Ich spürte die leichte Briese, die meine Haare aus meinem Gesicht wehte. Ich konnte die Strahlen der Sonne spüren, wie sie sich auf meiner Haut entlangtastete und dadurch ein angenehmes Prickeln verursachte.
Meine Wahrnehmungen wurden unterbrochen, als sich Jeon in den Sand setzte. Ich öffnete meine Augen und tat es ihm gleich.
Eine ganze Weile sahen wir den Wellen zu. Dann begann er zu erzählen: "Als ich noch klein war, kamen meine Eltern mit mir sehr oft hier her. Wir bauten dann immer Sandburgen und begruben meinen Vater im Sand." Ein Lächeln huschte auf sein Gesicht.
"Ich habe immer schon das Meer geliebt. Es hat dieses gewisse Etwas an sich, dem man einfach nicht wiederstehen kann, dieses Etwas, das einen anzieht, aber auch dieses Etwas, das einen beängstigt, das Unbekannte." Er sah zu mir.
"Wusstest du, dass zwei Drittel der Meere noch nicht erforscht sind und eine Vielzahl der Meeresbewohner noch gar nicht entdeckt wurden?"
Ich nickte. "Ich liebe auch das Meer. Wir konnten allerdings nicht so oft dort hin, weil wir nicht genug Geld für eine Reise hatten und meine Eltern arbeiten mussten, um unsere Miete bezahlen zu können. Wie geht es denn eigentlich deinen Eltern und wo wohnen sie?", wich ich neugierig ab.
Ein dunkler Schatten huschte über Jeons Gesicht. "Sie sind tot", presste er hervor. "Autounfall."
Geschockt hielt ich mir die Hand vor den Mund. "Das tut mir leid. Hätte ich das gewusst... "
Der Junge winkte ab. "Das ist schon länger her."
"Aber trotzdem belastet dich das", stellte ich fest.
Er warf die Hände in die Luft. "Natürlich belastet mich das! Ich bin doch auch nur ein Mensch. Ein Mensch, der die Liebe und Zuneigung seiner Familie braucht. Ein Mensch, der Gefühle hat und auch mal Schmerz empfinden kann." Er gestikulierte wild mit seinen Händen.
"Aber viele verstehen mich nicht. Sie sehen in mir einfach nur den beliebten Jungen, der auf der Bühne steht und singt und dem es gut geht." Er wurde ruhiger.
Ich nahm seine Hand und lächelte ihn an. Er erwiderte es sofort und entspannte sich sichtlich.
"Es wäre eine Lüge, wenn ich sagen würde, dass ich weiß, wie du dich fühlst", begann ich. "Aber es wäre auch eine Lüge, wenn ich sagen würde, dass du mir egal bist." Oh, sh*t. Was hatte ich da nur gesagt
Das Blut schoss mir in die Wangen. "A-Aber ich möch-te, dass du eines weißt: Wenn du jemanden zum reden brauchst, kannst du dich jederzeit an mich wenden. Ich kann vielleicht nicht immer nachvollziehen, wie du dich fühlst, aber kann dir zuhören und das ist manchmal sehr viel wert."
Jeon sah mir tief in die Augen. Konnte ich in ihnen etwa... Tränen entdecken?
Er nahm seine Hand aus meiner, legte sie an meine Wange und strich liebevoll mit dem Daumen über sie. Mein Herz begann schneller zu schlagen.
"Das war das Schönste, was mir jemals jemand gesagt hat. Danke dir", flüsterte er, schloss seine Augen und lehnte seine Stirn gegen meine.
"Du bist etwas ganz besonderes, Lucy Adams."
Ich lächelte und schloss ebenfalls meine Augen, einfach, um den Moment zu genießen.
Die Sonne ging langsam am Horizont unter und das Meer verfärbte sich von einem tiefen Azurblau hin zu satten Orange- und Rottönen, wie Feuer.
Heyoo
Diesmal habe ich ein längeres Kapitel für euch.
Ich war während des Schreibens so motiviert, wie schon lange nicht mehr. Eigentlich war der Schlussteil nicht so geplant, wie er jetzt da liegt, aber wie ihr schon gemerkt habt, verläuft bei mir immer alles so, wie ich es will XD
Sind Jeon und Lucy nicht einfach süß?
Eure ~Kissenkoenigin~
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