Wir saßen noch etwa fünf Minuten, dann erhob ich mich. "Wir müssen jetzt in den Unterricht. Danke, dass du mich gesucht hast." Ich lächelte ihr zu.

Mary stand auch auf. Sie lächelte nun ebenfalls. "Wozu sind Schwestern da?", zwinkerte sie mir zu.

...

Sauer stampfte ich auf. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein?!

Als ich wieder in die Klasse kam verkündete die Professorin gerade, dass es in der nächsten Stunde Referate geben würde. Spontan. Einfach weil sie Lust und Laune dazu hatte. Das sagte sie natürlich nicht, aber man sah es ihr an.

Nun stand ich wie ein verlorenes Schaf in der Klasse und wartete auf weitere Anweisungen des Drachen.

Die Professorin kümmerte sich allerdings herzlich wenig darum, denn sie war in einem anregenden Gespräch mit Yoongi vertieft.

Ich verdrehte die Augen und ließ mich auf meinen Platz fallen. Kurz fiel mein Blick auf die Uhr. Es waren noch ein paar Minuten bis zur Pause. Danach noch eine Stunde Biologie überleben und dann ins nächste Fach.

Gequält seufzte ich auf, als die Glocke wieder zur Stunde läutete. Warum musste man mir das nur antun?! Diese Frau war wahrhaftig der Drache in Person. Eine Skaventreiberin. Der unausstehlichste Mensch, den ich je...

Meine Gedankenflut wurde unterbrochen, als ich meinen Namen aufrufen hörte.

"Das nächste Referat macht Lucy mit... " Ich sah gespannt zu ihr. "... Yoongi. Das Thema sind Katzen und ihre schlechten Eigenschaften. Lucy vertritt das Thema und Yoongi muss ihre Gegenargumente liefern. Das nächste Referat... "

Ich hörte ihr nicht mehr zu.

Ich war wie versteinert. Das war doch nicht ihr Ernst. Hatte Yoongi das etwa extra geplant? Hatte er deshalb mit der Sklaventreiberin gesprochen?

Ich lugte vorsichtig zu ihm rüber. Der Junge saß total entspannt mit verschränkten Armen und grinste mich dreckig an.

Schnell sah ich weg. Jap, eindeutig. Er hatte das sowas von geplant.

Ich ließ meinen Kopf auf die Tischplatte fallen. Warum brachte er mich nicht gleich um? Er hatte viel mehr Spaß mich zu quälen, als mich sofort aus dem Weg zu räumen. Das wurde mir immer klarer.

Ein Stuhl wurde neben mir weggeschoben und eine Person setzte sich darauf. Ich wusste ohne hinzusehen, dass es mein größter Feind war.

"Na?", begann er. "Freust du sich auch schon so wie ich auf unser Referat?"

Ich ließ meinen Kopf auf der Tischplatte liegen, schüttelte ihn aber leicht, da ich Angst vor seiner Reaktion hatte, wenn ich ihm nicht antworten würde.

Plötzlich zog Yoongi meinen Kopf an meinen Haaren in die Höhe. Zischend stand ich auf, um diesem Schmerz entgegenzuwirken.

"Ich mag es gar nicht, wenn man mir nicht in die Augen sieht, wenn ich mit jemandem spreche, nein, nein." Schon wieder sprach er mit mir, als würde er mit einem kleinen Kind schimpfen.

Langsam aber sicher fühlte ich mich von meinem schulischen Leben verarscht.

Tränen füllten langsam meine Augen, denn er hielt mich immer noch an meinen Haaren in die Höhe. Nein, ich besserte mich aus. Nicht diese Frau war der Drache. Es war Yoongi. Er schien sogar der König der falschen Schlangen zu sein.

"Yoongi, lass sie sofort los!", kreischte unsere Professorin, als sie uns sah. Augenblicklich verschwand das schmerzende Ziehen an meinem Kopf. Schnell begann ich meine arme Kopfhaut zu reiben.

"Was war hier gerade los?", wollte die Frau von uns wissen, nachdem sie sich wie eine Mauer vor uns aufgebaut hatte.

Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, jedoch als mich Yoongis Blick traf schloss ich ihn aus Angst sofort wieder.

Der Junge antwortete auf ihre Frage mit einem höhnischen Grinsen: "Sie hat es nicht anders verdient."

Ich schloss die Augen aus der mir aufsteigenden Wut. Wie konnte er nur?!

Die Frau reagierte nur desinteressiert und mahnte ihn nur, so etwas nicht mehr zu tun. Dann begab sich wieder zu ihrem Lehrertisch. War das echt ihr Ernst?

Die Gruppen kamen in alphabetischer Reihenfolge dran. Zu meinem Pech waren wir eine der letzten Gruppen.

Yoongi blieb wieder meinem Willen neben mir sitzen und warf mir immer wieder mich ängstigende Blicke zu.

Nach einer gefühlten Stunde waren wir an der Reihe.

Yoongi schlenderte gelassen nach vorne, während ich mir wünschte im Erdboden versinken zu können.

Zu meinem Unglück stellte einer der Schüler mir ein Bein, sodass ich nach vorne flog und gegen Yoongi knallte. Dieser drehte sich langsam zu mir um und lächelte mich gespielt besorgt an.

"Geht es dir gut, Lucy? Hast du dich eh nicht verletzt?" Seine Fragen trieften nur so aus falscher Freundlichkeit, aber das konnte ja nur ich wissen.

Ich schluckte ehe ich mein Blick auf meine Zehenspitzen heftete, da ich es nicht wagte ihm in die Augen zu sehen.

"Ja, mir geht es gut", flüsterte ich leise.

Wir begaben uns nach vorne und begannen, wie all die anderen vor uns, mit dem Referat.

"Herzlich Willkommen zu unserem Referat über Katzen und ihre schlechten Eigenschaften", begann Yoongi. "Lucy wird jetzt ein paar Eigenschaften aufzählen und ich werde ihr Gegenargumente liefern. Also Lucy, beginne bitte."

Ich überlegte kurz, ehe ich meinen ersten Punkt mit zitternder Stimme auslegte: "Katzen sind falsch. Sie sind erst lieb, liegen auf deinem Schoß und schnurren, wenn du sie streichelst, aber dann springen sie plötzlich auf und kratzen einen."

"Das Gegenargument ist, vielleicht mochte sie nicht, wie du sie gestreichelt hast. Vielleicht hast du sie auch an den Haaren gezogen." Nach dieser Aussage zwinkerte er mir zu.

Ich ging einen kleinen Schritt von ihm weg. Er machte mir echt Angst.

"Ähm... I – Ich denke, dass dies nicht der Fall ist", stotterte ich.

"Ach, und warum nicht?", fragte Yoongi belustigt.

"Katzen müssen nicht unbedingt einen Grund haben, um dich zu kratzen-"

"Das nächste Argument! Wir haben nicht ewig Zeit!", schimpfte die Professorin.

"O-Okay. Ähm..." Ich atmete einmal tief durch. Dann sagte ich fest: "Sie spielen mit der Beute, bis sie nicht mehr kann und vor Angst wie gelähmt wird. Das ist barbarisch." Dann sah ich Yoongi mutig in die Augen.

Dieser grinste. Er hatte meine versteckte Nachricht sofort verstanden. "Vielleicht hat es die Maus verdient."

Ich schüttelte den Kopf. "Die Maus ist unschuldig. Die Katze sollte sie lieber sofort töten, wenn sie so Hunger hat."

Der Junge beugte sich leicht zu mir runter. "Aber das ist ja das spaßige daran. Warum sollte die Katze das sein lassen?"

Ich schluckte meine Angst hinunter. "Die Maus leidet darunter."

Er grinste böse: "Aber das ist ja dann das lustige daran."

Die Professin stand auf einmal vor uns. Wir schreckten beide zurück. "Was ist zwischen euch beiden los?", wollte die Frau wissen.

"Ach nichts. Nur ein Spielchen, welches wir zu spielen pflegen, nicht wahr Lucy?"

Ich wagte es nicht ihm zu widersprechen. Also blieb ich still.

Die ältere Dame sah uns prüfend an. Sie hatte schon einiges erlebt und wurde durch unser Benehmen immer misstrauischer.

"Yoongi! Ich erwarte eine Erklärung."

Der Junge grinste nur und schüttelte den Kopf. "Wenn ich es dir erkläre, dann verstehst du es eh nicht."

Die Klasse schnappte nach Luft. Er hatte die Professorin allen Ernstes geduzt. Auch die Frau empörte sich. "Wie sprichst du mit mir, junger Mann? Das geht so nicht!"

"Das tut mir jetzt aber so leid, Miss... Irgendwas. Wirklich! Ich wollte Ihre Ehre nicht beschmutzen."

Einige in der Klasse begannen hinter vorgehaltener Hand zu kichern. So etwas bekam man ja nicht alle Tage mit.

Die Frau schien mir diesmal aber gutgesinnt zu sein. Sie funkelt ihn an: "Das ist inakzeptabel! Wenn du dein Benehmen mir nicht erklären kannst, kannst du es ja dem Direktor erklären. Du weißt ja wo sein Büro ist!"

Yoongi zog die Augenbrauen zusammen und knurrte mir noch: "Das wird ein Nachspiel haben, du Zwerg!" zu, bevor er aus dem Klassenzimmer marschierte. Die Tür krachte hinter ihm laut ins Schloss.

Heyoo

Naja, diesmal ist das Kapitel auch nicht der Kracher, aber was solls. *packt schniefend den Koffer* Wenn es so weiter geht, kann ich einpacken.

Ich hoffe, es war trotzdem ein wenig unterhaltsam und ihr seid nicht allzu gelangweilt.

Das nächste Kapitel wird etwas... wie sage ich es am besten... es wird etwas interessant. Mehr sage ich erst einmal nicht.

Eure ~Kissenkoenigin~