What have I done?
In einem völlig idiotischen, irrationalen Wutausbruch hatte er die vollkommene Kontrolle über sich und sein Handeln verloren. Hatte sich der Verlockung der Dunkelheit in seinem tiefsten Inneren hingegeben. Und das Schlimmste daran war, dass er Rey verletzen wollte. Der Zorn, der sich in ihm manifestiert hatte, versetzte ihn in einen Rausch, den er nicht mehr zu stoppen vermochte. Es war alleine der Gedanken an den Kuss, der die Finsternis in ihm verdrängen konnte. Es hätte niemals so weit kommen dürfen. Wütend auf sich selbst biss Ben sich auf die Unterlippe, bis er Blut schmeckte. So viel Hass und Wut verbarg sich noch tief unter der Oberfläche und er wurde ihn einfach nicht los. Allmählich reifte in Ben der Gedanke, dass er niemals nur hell oder dunkel sein konnte. Vielleicht war es sein verfluchtes Schicksal ständig zwischen den Seiten hin- und hergerissen zu sein. Seine Faust prallte geräuschvoll gegen die Innenverkleidung, wobei eine Delle zurückblieb. Doch, der Schmerz, der in seiner Hand pochte, war nicht genug die Erinnerung auszulöschen.
,,Euer Aufeinandertreffen ist anscheinend unglücklicher verlaufen, als ich annahm", sprach Leia in die Stille, die Ben bis eben umgab.
Ein tiefer Seufzer entwich seiner Kehle, bevor er sich zu ihr umwandte. ,,Du hast ihr geraten mich zu konfrontieren. Habe ich recht, Mutter?"
Schuldbewusst senkte sie ihren Blick zu Boden. ,,Ich hätte nicht gedacht,...", begann sie leise.
,,Dass ich so wütend werden könnte", beendete Ben ihren Satz. ,,Oh Mutter, du kennst mich kein bisschen. Warum hältst du dich nicht einfach aus der Beziehung zwischen Rey und mir heraus", warf er ihr bitter vor.
Sie machte einen Schritt auf ihn zu.
,,Ben", versuchte sie beruhigend auf ihn einzuwirken, doch sie bewirkte das genaue Gegenteil. In diesem Augenblick entschied Ben sich. Er musste diesem nagenden Schmerz ein Ende bereiten.
,,Halt den Mund! Ich habe eure verdammten Ausflüchte und Lügen satt! Schon damals kümmerten sich Vater und du nur um eure Belange, also belass es auch dabei und versuch nicht plötzlich Mutter zu spielen, dafür bin ich nun eindeutig zu alt", schrie er sie zornig an, wobei er die Hand nach ihr austreckte. Doch nicht um sie zu berühren, sondern um sie mittels der Macht zu würgen. Leia tat nichts außer ihn anzusehen.
In derselben Sekunde kam Rey um die Ecke gerannt. Eine gewisse Verunsicherung lag auf ihren Gesichtszügen, während sie seinen Blick suchte. Sie musste seine Stimmung gespürt haben. Diese rohe, gewaltige Wut, die ihn seit gestern umgab und stetig wuchs. In diesem Moment war die Dunkelheit, jene er so verdammt gut kannte, das Einzige, was ihm Schutz bot. Fest presste Ben die Augen zu, wollte Rey nicht sehen. Es reichte, dass er ihren Geist wahrnahm. Ihre Gefühle flossen nur so aus ihr heraus, direkt in seine Seele - Trauer, Enttäuschung, Schmerz.
Wie er seine Familie hasste!
,,Bitte, hör auf, Ben!", drang Reys verzweifelte Stimme zu ihm durch.
Augenblicklich, so als hätte Ben sich verbrannt, löste er den Griff, um den Hals seiner Mutter, welche keuchend zu Boden sank.
,,Rey", brachte Leia mit erstickter Stimme hervor.
Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen näherte sich Rey Ben. Befangen streckte sie ihre Hand nach ihm aus, doch nach einem Blick in seine Augen, ließ Rey ihre Hand sinken.
,,Komm nicht näher", warnte er sie, dabei ging Ben einige Schritte rückwärts. Im Moment traute er sich selbst nicht über den Weg. Schließlich hatte er Rey schon einmal verletzt. Wer sagte ihm, dass er es nicht wieder tun würde? Doch die Warnung, oder war es sogar eine Drohung, hielt Rey nicht vom Näher kommen ab.
,,Ich habe keine Angst vor dir, nur vor dem, was du werden könntest, wenn du dich weiter diesen Gefühlen hingibst, die unaufhörlich in dir brodeln."
Mittlerweile stand sie dicht vor ihm. Es gab keine Möglichkeit mehr, ihr zu entkommen. Sie hob den Blick, damit sie ihm tief in die Augen blicken konnte. Tatsächlich konnte Ben keinerlei Furcht darin erkennen, eher eine Entschlossenheit. Es wurde ihm unerträglich, den Blickkontakt aufrechtzuerhalten. Unwillkürlich fiel sein Blick auf ihr gerötetes Handgelenk. Schuldgefühle brachen in Wellen über ihm zusammen. Die deutlich sichtbare Schwellung führte ihm seine Tat wieder deutlich vor Augen. Rasch wandte er den Blick ab. Er brachte es nicht fertig, Rey in die Augen zu sehen. Nicht nachdem, was er getan hatte, was er insbesondere ihr angetan hatte. Aber Rey war jemand, der nie aufgab, auch jetzt nicht, sie kämpfte.
Sie kämpfte für ihn ... Sie kämpfte für ihre Beziehung.
Ihre Fingerspitzen berührten federleicht seinen Handrücken. Nach wie vor fand Ben noch immer nicht die Kraft, um aufzusehen, also hielt er den Blick gesenkt. Sein Herz raste. Sanft begann sie, Kreise auf seinem Handrücken zu malen.
,,Ben, lass uns draußen reden, bitte. Nur wir beide."
Langsam entzog Ben ihr die Hand. Sein Blick war starr, flackerte vor Wut. Da war sie die Möglichkeit der Situation zu entfliehen. Eigentlich sollte er ihr dankbar sein, aber das war er nicht. Wortlos wandte er sich der geöffneten Rampe zu, um diese hinunterzulaufen. Rey folgte dicht hinter ihm. Irgendwo im nirgendwo blieb Ben schließlich mit dem Rücken zu ihr stehen. Weit genug vom Frachter entfernt, damit sie nicht von neugierigen Ohren belauscht werden konnten. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Nur das Rauschen des Meeres durchbar die Stille.
,,Was fühlst du, wenn du mich ansiehst?", fragte Rey, die, die Stille einfach nicht mehr ertrug.
Bens gesamter Körper spannte sich auf einmal an. Jetzt zweifelte Rey auch noch an seinen Gefühlen ihr gegenüber. Was hatte er nur angerichtet?
,,Meine Gefühle zu dir haben sich nicht geändert, Rey."
,,Was dann, Ben? Du kannst mir nicht einmal in die Augen sehen."
Ihre Worte trafen ihn härter, als eine Waffe. Ohne, dass er sich zu ihr umdrehen musste, wusste Ben, dass Rey den Tränen nah war. Es war an dem Klang ihrer Stimme zu hören. Bei jedem Wort, welches sie sprach, zitterte ihre Stimme ein kleines bisschen mehr.
Beinah verzweifelt vergrub er das Gesicht in den Händen. Der Schmerz in seiner Brust war kaum zu ertragen.
,,Ben, lass mich dir helfen. Bitte."
Beinah wie in Zeitlupe wandte er sich zu Rey um. In ihren wunderschönen Augen erkannte Ben Schmerz und die Furcht davor von ihm verlassen zu werden, wie sie schon von ihren Eltern verlassen wurde.
,,Rey, du kannst mir nicht helfen. Ich bin geprägt von innerem Konflikt und Widersprüchen, jene ich nicht los werden kann. Somit werde ich auch unausweichlich zu einer Gefahr für dich", sagte er leise, wobei er Rey keinen Moment aus den Augen ließ.
,,Willst du mir damit sagen, dass unsere Verbindung nicht stark genug ist, um dich im Gleichgewicht zu halten."
Frustration über ihr Unverständnis machte sich in ihm breit.
,,Lange stand ich unter dem Einfluss der dunklen Seite, der in mir die Glut aus Vorbehalten und Einsamkeit zu glühendem Zorn schürte. Es könnte Jahre dauern, bis ich diese Gefühle tilgen kann, aber vielleicht auch nie."
Mit einer wilden Entschlossenheit trat Rey auf ihn zu. Ihren Zeigefinger drückte sie gegen seine Brust.
,,Ich wusste, auf wen ich mich einließ, als ich mir meiner Gefühle für dich bewusst wurde. Nie hast du mich darüber belogen. Warum nimmst du es nun, als Vorwand, um dich von mir zu distanzieren. Was ist mit uns?"
Es war das erste Mal, dass sie das Wort »uns« in den Mund nahm, und sein Schweigen schmerzte mehr als jede Antwort, die er ihr hätte geben können.
,,Es tut mir leid, Rey", sagte er schließlich.
,,Was genau?"
Wieder war da nichts als Schweigen. Zähes, bleiernes Schweigen. Feiges Schweigen.
,,Dass du mich wie Luft behandelt hast?"
Wut schwang in ihrer Stimme mit, und gleichzeitig liefen ihr ungehemmt Tränen über die Wangen.
Schließlich rang Ben sich dazu durch ihr zu antworten. Das war er ihr schuldig. ,,Dass ich dir nicht geben kann, was du willst, brauchst und verdienst."
,,Was ich will?" Hastig wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Auch wenn es keine Rolle spielte, dass er sie sah. ,,Ich hatte das Gefühl, dass wir beide dasselbe wollen."
,,Das war auch so", erwiderte Ben gequält. ,,Das ist immer noch so. Aber ...", er schluckte. ,,Es ist einfach nicht ..."
,,... der richtige Zeitpunkt?! Scheiße, Ben! Es ist doch nie der richtige Zeitpunkt. Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt." Hilflose Wut hatte sich in ihre Stimme geschlichen.
,,Aber es gibt einen falschen", sagte Ben leise und senkte den Blick. Das saß.
,,Warum verschließt du dich mir?"
Rey würde nicht aufhören nachzubohren. ,,Es liegt nicht an dir, Rey. Es ist meine Familie."
Fragend sah sie zu ihm auf. Natürlich reichte ihr das nicht als Antwort aus. Möglicherweise war es an der Zeit Rey eines seiner vielen Geheimnisse zu offenbaren.
,,Erinnerst du dich an den Tod meines Vaters?" Plötzlich kippte die Stimmung, ihr Gesicht wurde traurig. Rey schenkte ihm ein knappes Nicken. Zweifellos erinnerte sie sich, schließlich mochte sie Han Solo, sehr sogar. Es fühlte sich nicht richtig an, es ihr auf diese Weise zu sagen. Doch welche Wahl hatte er noch?
,,Ich habe ihn nicht getötet."
Ihre Augen weiteten sich fassungslos.
,,Aber ich sah, wie du dein Lichtschwert in seinen Körper bohrtest."
,,Bist du dir sicher? Erforsche meine Erinnerungen."
Ohne zu Hinterfragen tat Rey, um was Ben sie bat und schloss ihre Augen. Ohne Gegenwehr ließ er Rey seine Gedanken und Erinnerungen erforschen, bis sie jene, die er meinte fand. Nun stand Han Solo vor ihm, die Hände auf seinem Lichtschwert. Einen langen Moment sahen sie einander nur in die Augen. Dieser liebevolle Blick brachte seinen Entschluss ins Wanken. Er musste es gespürt haben, denn Han Solo sah ihm wissend in die Augen. Bevor er eine Chance hatte, zu reagieren, zündete er das Lichtschwert. Es kam kein Laut über seine Lippen. Der Schmerz traf Ben mit einer Wucht, dass er kurz taumelte. Es fühlte sich so an, als hätte ihn auch ein Lichtschwert durchbohrt. Ein aller letztes Mal streckte Han Solo seine Hand aus, um seine Wange zu berühren, bevor er in den Abgrund fiel. Erschrocken riss Rey die Augen auf und die Bilder verblassten. Eine einzelne Träne löste sich aus Bens Augenwinkel und rollte über seine Wange.
Vollkommen sprachlos starrte Rey ihn an. Sie schien keine Worte zu finden.
,,Aber warum hast du nie etwas gesagt?", brachte sie mit brüchiger Stimme hervor.
,,Hättest du mir geglaubt?"
Kurz schien sie über die Worte nachzudenken. ,,Wahrscheinlich nicht", murmelte Rey leise.
,,Das ist noch nicht alles, ich kommuniziere mit dem Geist meines Vaters, genau wie meine Mutter es tut."
Endlich begriff Rey, woher die dunklen Gefühle, die Wut rührten. ,,Leia weiß es auch", entfuhr es ihr schockiert. Es waren keine Worte mehr notwendig. Rey verstand, dass ihn seine Familie erneut verraten hatte. Das Gefühl dieses Verrates schmerzte. Gerade als er Heilung erfuhr wurden alte Wunden wieder aufgerissen.
Rey lief ein Stück. Ihre Aufgewühltheit war greifbar. Abrupt blieb sie stehen, um zu ihm zurückzukehren. Entschlossen umfasste sie seine Hand.
,,Ben, lass uns zusammen fortgehen, irgendwohin, wo uns nicht einmal deine Familie findet."
Das kam unerwartet. Es fühlte sich nicht durchdacht an. Den Bruchteil einer Sekunde sah Ben auf ihre Hände hinab, bevor er ihren unbedachten Vorschlag zerstörte.
,,Rey, denk nach, du würdest deine Freunde vermissen und ich möchte auf keinen Fall, dass du dich meinetwegen unglücklich machst."
Verunsichert betrachtete sie den Boden unter ihren Füßen. ,,Aber du fühlst dich in ihrer Nähe unwohl."
Er wusste genau, worauf sie mit ihren Worten hinaus wollte. Reys schreckliche Angst erfüllte auch ihn, durch das Band ihrer Verbindung.
,,Du erträgst das nicht..."
Ihre Stimme brach.
Doch konnte er ihr Versprechen, dass er blieb? Konnte er das?
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