The End of all
Reys Worte trafen Ben härter als ein Schlag. Es fühlte sich an, als würde er den Boden unter den Füßen verlieren. Schmerzhaft zog sich sein Herz zusammen. Lange nachdem sie fort war starrte er noch immer auf die Stelle, an der sie verschwunden war. Verletzt und wütend zugleich lief Ben den Weg wieder hinauf. Warum genau er das tat und was er sich davon erwartete, wusste Ben selbst nicht. Aber etwas sagte ihm, dass er sich seiner Vergangenheit endlich stellen musste. Jace saß noch immer an derselben Stelle auf dem Stein. Den Blick auf das tosende Meer gerichtet, als ob es ihm Antworten geben könnte. Wie lächerlich! Seine Aufgewühltheit war in der Macht spürbar. Aber seine Gedanken... Seine Gedanken blieben Ben verschlossen.
,,Hat sie dich zurück geschickt, um dich bei mir zu entschuldigen. Das kannst du dir sparen, darauf lege ich absolut keinen Wert", sagte Jace, als Ben neben den Stein trat, auf dem er saß. Er sah Ben nicht an. Sein Blick blieb auf das Meer gerichtet. Einen Augenblick lauschte auch Ben dem Klang der Wellen, wann immer sie gegen die Klippen schlugen. Die Luft hier oben schmeckte salziger, stellte er fest. Unwillkürlich schloss er die Augen, um den Frieden dieses Ortes zu genießen.
Kurz spielte Ben dabei mit dem Gedanken seiner Aufforderung nachzukommen. Die Flucht anzutreten, aber das wäre feige. Langsam schlug er die Augen wieder auf, sprang über seinen Schatten und erwiderte: ,,Nein, Rey hat mich nicht geschickt. Sie hat mir nur vor Augen geführt, dass ich in derselben Situation war, wie du jetzt. Ihrer Gutmütigkeit ist es geschuldet, dass ich sie jetzt bei mir habe."
Jace blickte zu ihm auf. Er wirkte überrascht, neugierig und doch misstrauisch. ,,Rey verändert dich wirklich, Solo", entgegnete er nach einigen Sekunden. ,,Du siehst die Dinge jetzt aus einem anderen Blickwinkel."
Tatsächlich tat er das, nämlich aus Reys Perspektive, nicht nur aus seiner engstirnigen, eindimensionalen Sichtweise. ,,Zwar werden wie niemals so etwas wie Freunde, aber ich vertraue darauf, dass du uns nicht hintergehst, wie auch Rey darauf vertraut."
,,Dafür sollte ich Rey wohl danken", sagte er mit abgewandtem Gesicht.
Es war nichts vergessen oder vergeben zwischen ihnen. So dumm an seine Vergebung zu glauben war Ben nicht. Und auch er konnte nicht so leichtfertig vergeben. Der zugefügt Schmerz saß auf beiden Seiten zu tief. Es war wie eine unüberwindbare Kluft.
Bens Blick huschte wieder zu Jace, der in diesem Moment die Fäuste ballte.
,,Bereust du wenigstens ein bisschen?"
Bevor Ben die Chance bekam etwas zu erwidern, kam Luke den Weg herauf. Seine Miene ernst und die Stirn in Falten gelegt. Dieser Anblick erinnerte Ben daran, dass er ihm gestern etwas Wichtiges erzählen wollte, was vielleicht nicht für Jace Ohren bestimmt war. Schnell setzte er sich in Bewegung, um ihm entgegen zu laufen. Sein Gesichtsausdruck gefiel Ben mit jeder Sekunde weniger.
,,Du bist wirklich schwer zu finden, Ben", sprach Luke, als Ben bei ihm ankam.
Eigentlich verspürte Ben keine große Lust mit seinem Onkel zu sprechen, schließlich hatte er den Ausgang des letzten Gesprächs noch allzu gut im Gedächtnis.
,,Ich hatte noch andere Dinge zu klären", erwiderte er kühl.
Lukes Blick fiel auf Jace und er schien zu verstehen. Stumm bedeutete er Ben ihm zu folgen. Ben ließ ihn einige Schritte voraus gehen, um ihm dann zu folgen.
,,Ich möchte nicht viel deiner Zeit beanspruchen."
Gut. Schnell und schmerzlos. Das war Ben recht. Als keine Erwiderung von ihm kam fuhr Luke fort.
,,Nun gut, gestern empfingen Leia und ich eine Nachricht."
Eine Nachricht. Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn, da Luke nicht weiter sprach. Er schien über eine schonende Möglichkeit nachzudenken, wie er es ihm beibrachte. Abrupt blieb Luke stehen, noch immer zögerlich. Es war für Ben die reinste Folter. Die Sekunden dehnten sich zu Minuten, bis Luke endlich mit der Sprache hersusrückte.
,,Von Ventress."
Bei der Erwähnung dieses Namens erstarrte Ben augenblicklich. ,,Wie lautet diese Nachricht?"
,,Sie wird den Krieg beenden, wenn wir ihr Rey aushändigen."
Jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht. ,,Ihr denkt aber nicht ernsthaft darüber nach, oder?"
Luke betrachtete seinen Neffen viel zu lange stumm. Bens Hände ballten sich zu Fäusten.
Doch taten sie!
,,Nein, niemals, dazu bekommt ihr meine Zustimmung nicht!"
Wütend wollte er an Luke vorbei, um seine Mutter aufzusuchen und ihr in ihr verdammtes Gewissen zu reden, doch Luke hielt ihn zurück. Seine Hand lag fest und bestimmt auf seiner Schulter.
,,Ben. Wir werden die Entscheidung Rey treffen lassen. Ich wollte nur, dass du es weißt."
Seine Worte drangen nur langsam zu ihm durch und Ben brauchte einige Zeit, bis er verstand, was Luke damit sagen wollte. In dieser Sekunde zerbrach seine heil geglaubte Welt in tausend Scherben. Die Splitter, die entstanden, bohrte sich tief in sein Herz. Hart schubste er Luke mit der Schulter zur Seite und rannte los. Er musste Rey finden. Sofort. Zu gut kannte er sie. Rey würde diesem Vorschlag zustimmen, aber genau das würde er nicht zulassen. Rey würde nicht sich und ihre ungeborenen Kinder für das Wohl der gesamten Galaxie opfern. Nicht so lange er noch atmete.
Rey, schrie Ben förmlich durch ihre Verbindung, doch sie antwortete ihm nicht. Sekündlich stieg die Angst, dass Rey bereits etwas dummes getan haben könnte. Endlich kam der verdammte Frachter in Sicht. Rasch beschleunigte er seine Schritte, wobei seine Lunge bereits wie Feuer brannte. Endlich erblickte er Rey. Erleichterung durchflutete ihn, aber nur kurzzeitig, denn er erkannte mit wem sie in ein Gespräch vertieft war. Es war seine Mutter.
,,Rey", schrie er, als er außer Atem vor ihr zum Stehen kam. ,,Tue nichts unüberlegtes."
Fest umklammerte Ben ihre Schultern.
,,Ben, autsch. Was soll ich nicht tun?" Verdutzt sah er von Rey zu seiner Mutter und zurück. ,,Hat sie es dir nicht gesagt?", dabei deutete er auf seine Mutter.
,,Was gesagt, Ben?"
Rey schien wirklich nichts zu wissen, doch seine Mutter wandte schuldbewusst den Blick ab. Die Mischung aus Elend und Erschöpfung in ihm wurde noch finsterer.
,,Ventress wird den Krieg beenden im Austausch gegen dich, Rey", sprach Leia, wobei ihr schmerzerfüllter Blick ihrem Sohn galt.
Die nackte Wut packte ihn.
,,Wie kannst du nur eine Sekunde darüber nachdenken, Reys Leben gegen Frieden einzutauschen", brüllte Ben ihr ins Gesicht.
Sofort senkte sie die Lider.
,,Ich bin auf deiner Seite, Ben. Aber so wird niemand mehr sterben."
Das war ihre lapidare Entschuldigung, dafür ihm die Liebe zu nehmen, die er so dringend brauchte. Die Bitterkeit schmeckte wie Galle in seinem Mund. War Rey für sie niemand? Bedeutete sie ihr gar nichts? All die Leben, die gerettet werden könnten, waren ihm egal.
,,Außer Rey! Sie wird sterben."
Seine Stimme schnellte ein paar Oktaven in die Höhe. Langsam begann Ben die Kontrolle über sich zu entgleiten. Nun wandte er sich Rey zu. ,,Und du wirst erst gar nicht auf die Idee kommen dem Vorhaben zuzustimmen", warnte er sie.
Sanft umfasste sie sein Handgelenk und blickte ihm tief in die Augen. Plötzlich fühlte er sich müde, sehr müde, regelrecht ausgelaugt. Allmählich hatte Ben die Sache satt. Es schmerzte, auch nur hier zu stehen und darüber zu sprechen. Denn er wusste, was Rey sagen würde, bevor sie überhaupt den Mund aufmachte.
,,Ich habe dich nie in einer solchen Situation sehen wollen."
Stumm bat er, dass Rey nicht weiter sprach. Doch diesen Gefallen tat sie ihm nicht.
,,Auch wenn ich mich dafür entscheiden würde, müsstest du damit leben, denn es wäre meine Entscheidung."
Ihre Worte brachten sein angeschlagenes Herz dazu in Millionen noch so kleine Splitter zu zerspingen. Es war die Art und Weise wie sie die Worte ausdrückte, die ihn umbrachten. Ein Zittern durchlief seinen Körper. Bebend vor Zorn und vollkommener Verzweiflung löste Ben ihren Griff um sein Handgelenk, um davonzulaufen. Die einzige Lösung, die er gerade sah, war zu flüchten.
,,Ben", hörte er noch ihre zaghafte Stimme, doch er ignorierte sie.
Der Stachel dieser brutalen Zurückweisung füllte ihn mit diesem unkontrollierbaren Schmerz, welchen er nicht vermochte zu stillen. Im Moment wollte Ben rein gar nichts fühlen, nichts denken. Dafür fiel ihm nur eine halbwegs gut funktionierende Methode ein.
Wie lange er nun schon am Rand der Klippe saß und sich eine Flasche Whisky nach der anderen hinunterkippte, wusste er nicht. Langsam begann die Sonne auf Ahch-To zu sinken. Das Brennen, welches der Alkohol normalerweise in seiner Kehle auslöste, spürte er schon gar nicht mehr. Und der ansonsten erdrückende Schmerz in ihm war zurück gewichen, erträglich geworden. Mit glasigen Augen starrte Ben auf das Meer hinaus, doch es gab ihm keine Antworten. Die wellen schlugen mit aller Kraft gegen die Felsen. Vor ihm breitete sich ein weites Feld aus schäumenden Fluten aus, die so ziemlich alles verschlangen, was sie zufassen bekamen. Leise, zaghafte Schritte näherten sich ihm. Plötzlich verstummten die Schritte. Einen Herzschlag blieb es still.
,,Ben, was tust du dir an?", hörte er ihre flüsternde Stimme dicht hinter ihm.
Ein bitteres Lachen entfuhr seiner Kehle, während sein Blick auf dem Meer verweilte. ,,Was ich mir antue? Die bessere Frage wäre, was du mir antust."
,,Das ist keine Lösung."
Ihre Worte brachten ihn dazu sie nun anzusehen. Kurz flackerte Schmerz über seine harschen Worte in ihrem Blick, bevor er erneut von Entschlossenheit abgelöst wurde.
,,Du kannst mich dafür hassen, aber du musst für unsere Kinder da sein."
Durch den Alkohol waren seine Gedankengänge verlangsamt, also begriff Ben nicht sofort was sie ihm damit sagen wollte.
,,Leia wird die Kinder zuvor auf die Welt holen, somit spielen wir Ventress nur vor, dass sie auch die Kinder mit mir bekommt."
Wankend erhob Ben sich, um Rey mit blutunterlaufenen Augen finster in die Augen zu blicken. ,,Was soll daran nun besser sein? Du wirst dennoch sterben und unsere Kinder wachsen ohne Mutter auf. Eine Mutter, die sie brauchen... Ich brauche dich."
,,Ben, sie werden dich haben. Sie werden in Sicherheit sein."
,,Das reicht nicht!" Seine Stimme, die wie Donner klang, übertönte sogar das Rauschen des Meeres.
Unwillkürlich schweife sein Blick zur Klippe. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Ein paar unbedachte Schritte und all sein Leiden wäre zu Ende. Schnell und schmerzlos. Nun folgte Reys verwirrter Blick seinem. Keine Sekunde später begriff sie, was er im Begriff war zu tun. Sie starrte ihn an, ungläubig und entsetzt.
,,Ben bitte, tu das nicht", flehte sie ihn an.
Aber warum sollte er es nicht tun? Schließlich würde auch Rey sterben. Eine Welt ohne sie konnte Ben sich einfach nicht mehr vorstellen. Ein letzter Schritt. Rey streckte verzweifelt ihre Hände nach ihm aus. Unwillkürlich schloss er die Augen, um Rey endgültig auszublenden.
Ben tat den letzten Schritt ... Da war nichts mehr außer Luft. Einen Bruchteil einer Sekunde fühlte es sich an als würde er schweben. Ein Luftzug zog an ihm. Es war an der Zeit loszulassen.
Ein Windhauch trug ihre schreiende Stimme an ihn heran: Bleib bei mir.
Are you with me?
Are you in or are you out?
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