Rising Darkness
Es war so einfach gewesen, beinah zu einfach.
Schwer atmend saß Ben in einem der Transporter des Widerstands. Fest umklammerten seine Finger die Steuerkonsole, als wäre es sein Anker. Der Anker, der ihn nicht mehr umstimmen konnte. Sein Brustkorb hob und senkte sich, während sein Herz hämmerte. Er hatte es tatsächlich getan. Seine Hände, die nun auf seinem Schoß lagen, zitterten. Er hatte sie verlassen, obwohl er geglaubt hatte, dass er es nicht könnte.
Rey
Rey war der Grund, warum er die Dinge getan hatte, die er getan hatte. Das war der Grund, warum er sich hier und jetzt in dieser für sich schmerzhaften Katastrophe befand. Es war ihm egal, wo er endete, solange es weit entfernt von ihrem Einfluss war. Vielleicht würde er, dann wieder etwas klarer sehen. Seine überforderten Gefühle ordnen können. Er war verbittert und resigniert. Dünn lächelte Ben, während er an vergangene Worte dachte. Worte, welche Snoke einst an ihn richtete.
Es waren weder schlechte Strategie noch Arroganz, die das Imperium stürzten. Du weißt nur allzu gut, was es gewesen ist.
Gefühle.
Ja. Eine so einfache Sache. Eine solche törichte Fehleinschätzung. Wäre Lord Vader nicht im entscheidenden Moment seinen Gefühlen erlegen, hätte das Reich obsiegt.
Ich bin immun gegen das Licht.
Dein Glaube an dich selbst ist löblich, Kylo Ren, aber lass dich nicht von ihm blind machen. Niemand kennt die Grenzen seiner eigenen Kraft, bis sie auf das Äußerste geprüft wurde. Du alleine stehst im Zentrum des Sturms.
Der Sturm, der sein Leben auf den Kopf gestellt hatte war Rey.
Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte Rey es tatsächlich geschafft ihn zum Licht zu verführen. Waren seine Gefühle für sie seine Fehleinschätzung? Waren es seine irrationalen Gefühle, welche ihn verwirrten?
Unerwartet spürte Ben eine Präsenz hinter sich. Es war eine vertraute, etwas dem er schon einmal begegnet war. Langsam drehte Ben sich um, und erstarrte. Es war die alte Frau, der er auf Jakku begegnet war. Leise begann sie zu sprechen, dabei wirkte ihre Stimme zerbrechlich. Ja, fast gebrochen.
,,Ich sehe in die Augen eines Mannes, der weglaufen will."
,,Sie wissen überhaupt nichts über mich", entgegnete Ben frustriert. ,,Woher ich komme. Was ich gesehen habe."
Sie lächelte ihn warm an. Ein Lächeln, dass selbst die Sonne in den Schatten stellte.
,,Ben, ich denke, jetzt ist deine Zeit gekommen zurückzublicken. Darauf, was und wen du zurückgelassen hast."
Die Verwirrung über ihre Worte wuchs.
Dann kam etwas, verstohlen und nicht identifizierbar, um die Stille, um ihn auszufüllen. Ein Gefühl, unerkannt und doch irgendwie vertraut. Es zog ihn an, wie die Motten das Licht.
Plötzlich sah Ben sie vor sich. So deutlich und klar als wäre er bei ihr. Rey. Gedankenversunken saß sie unter einem Baum. Die Arme um ihre Knie geschlungen. Alleine... Alleine... es hallte in ihrem Geist wieder. Nicht anders, als sie sich auf Jakku gefühlt hatte. Das Gewicht ihrer Einsamkeit schien sie zu erdrücken. Tränen rannen über ihr Gesicht. Er kommt nicht zurück. Sie hatte genug von alldem, von seinem Weglaufen.
Es war zu viel. Augenblicklich wandte Ben den Blick von ihr ab. Sein wütender Blick wanderte zurück, zu der ihm fremden Frau. Doch, wie auf Jakku, war sie fort. Langsam begann Ben zu glauben, dass er wirklich verrückt wurde. Die Bedeutung der Worte dieser Frau verstand er auch nicht. Eigentlich konnte es ihm auch egal sein, denn er würde nicht zurückkehren.
Schließ die Augen. Spüre es. Das Licht. Es ist immer da gewesen. Es wird dich immer leiten. Nimm es an.
Verdammt! Da war es wieder. Er wurde diese hartnäckige Stimme in seinem Kopf einfach nicht los.
Plötzlich war er erneut in einer Vision der Vergangenheit gefangen. Erstaunt stellte Ben fest, dass es seine eigene war. Takodana
Eine Armeslänge blieb er von ihr entfernt stehen, um ihr Gesicht zu mustern. Als er endlich sprach klang er gleichzeitig beeindruckt und überrascht. ,,Du würdest mich töten, obwohl du nichts über mich weißt."
Rey antwortete ihm trotzig: ,,Warum sollte ich dich nicht töten wollen?"
,,Das glaube ich nicht. Aber das ist eine Kleinigkeit. Ein wenig Unwissenheit lässt sich leicht beheben." Während er sprach, ging er langsam um sie herum. Verängstigt versuchte sie ihm mit ihrem Blick zu folgen. ,,So ängstlich. Du denkst von der Ersten Ordnung, sie sei barbarisch. Und doch hast du zuerst geschossen, damit mich gezwungen, mich gegen dich zu verteidigen."
Nachdem er sie umkreist hatte, kam er noch näher blickte ihr in die Augen. ,,Etwas", sprach er verwundert. ,,Da ist etwas... Wer bist du?"
Langsam streckte er seine Hand nach ihrem Gesicht aus, um in ihre Gedanken einzutauchen. Noch immer weigerte sie sich, ihn anzusehen. All ihre Muskeln spannten sich an, als sie unter Schmerzen versuchte ihm zu widerstehen. Vergeblich. Er fand wonach er suchte. Überrascht ließ er die Hand sinken. ,,Du bist doch nichts Besonderes? Du bist einfach eine Schrottsammlerin von Jakku?" Erneut versuchte sie ihn aus ihrem Kopf zu verbannen, doch es gab nichts, was sie gegen ihn ausrichten konnte. Aber sie versuchte es weiter.
,,Hmm...", murmelte er leise. ,,Du hast den Verräter kennengelernt. Ein geringfügiges Ärgernis. Du magst ihn." Verwundert zog er sich ein wenig zurück. ,,Du bist sogar um ihn besorgt. Eine schwäche, solche Ablenkungen." Plötzlich hielt er sein Gesicht so dicht vor ihres, dass sie einander beinah berührten. ,,Du wirst mir geben, wonach ich verlange." Durch eine rasche Bewegung seiner Hand sank sie bewusstlos in seine Arme.
Endlich verblasste die Erinnerung. Tief atmete Ben ein und aus. Wie er es hasste! Diese verdammten Erinnerungen, die nur mit ihr zusammen hingen. Dort, wo sein Intresse vielleicht sogar sein Respekt ihrer Macht gegenüber begonnen hatte. Seine Hand ballte sich zur Faust. Er begann daran zu zweifeln, dass jene Erinnerung die letzte gewesen war. Es würden sicher weitere folgen. Aber wozu? Er verstand den Sinn nicht. Was sollten sie ihm zeigen? Oder gar beweisen?
,,Denk jetzt sorgfältig nach. Ich könnte dir leicht sagen, dass sie alle getötet wurden. Aber ich würde es vorziehen, von Anfang an ehrlich zu dir zu sein. Du wirst erleichtert sein, dass ich keine Ahnung habe." In seiner Stimme schwang eine unerwartete Sanftheit mit. Nicht ganz Mitgefühl, doch auch nicht die Feindseligkeit, welche er noch auf Takodana verspürte.
Durchdringend sah sie ihn an, als könnte sie durch seine Maske sehen. Ein seltsames Gefühl überkam ihn, der Drang seine Maske vor ihr abzunehmen. Und aus irgendeinem Grund tat er es, welcher sich ihm entzog. Nun sahen sie einander in die Augen. Da war... dieser Blick.
Dieser Blick und das, was dahinter schimmerte. Beinah vergass er, was er eigentlich von diesem Mädchen wollte. Die Karte, erinnerte er sich. ,,Ich weiß, dass du die Karte gesehen hast. Das ist es, was ich brauche. Im Moment ist das alles, was ich brauche." Der letzte Satz war mehr an ihn gerichtet, als an sie. Weiterhin schwieg sie verbissen, diese frustrierende Tatsache brachte ihn zum Seufzen. ,,Ich kann mir nehmen, was immer ich will."
Sofort verkrampften sich ihre Muskeln. ,,Dann brauche ich dir nichts zu sagen."
Resigniert erhob er sich. ,,Ich hätte das lieber vermieden. Trotz allem, was du vielleicht glaubst, macht es mir kein Vergnügen, aber ich werde mir nehmen, was ich brauche."
Erneut blieb sie regungslos und stumm. Doch bei diesem Versuch ihr ihre Geheimnisse zu entlocken, kam er nicht weit. Verwirrt stolperte er von ihr fort. Ihre Augen waren dieselben, aber etwas hatte sich verändert. Etwas hinter ihnen, in ihrem Blick und ihrer Haltung.
Keuchend öffnete Ben die Augen, zurück im hier und jetzt. In dieser Erinnerung waren ihre Kräfte das erste Mal kollidiert... und vermutlich auch ihr Interesse aneinander. Ein Gedanke setzte sich in ihm fest, dass er Rey nie hinter sich lassen konnte. Egal, wie sehr er sich bemühte. Sie war überall. In seinen Gedanken, in seinen Erinnerungen. Sie war ein Teil von ihm. Das Licht zu seiner Dunkelheit.
Da war etwas, Ben erstarrte.
,,Ben", sagte sie leise. Der Schmerz in ihrer Stimme ließ auch ihn wahrhaftigen Schmerz verspüren.
,,Verschwinde! Versuch es erst gar nicht! Unsere Geschichte muss enden", sprach er schroff, ohne sich zu ihr umzudrehen. Es war ihr Anblick, den er nicht ertrug.
,,Wie stellst du dir das vor? Wir bekommen Kinder."
,,Du spürst es auch. Nicht wahr? Die wachsende Dunkelheit in mir."
,,Ich kann dir helfen, wenn du mich lässt... Bitte."
,,Nein!"
Ihre Verletztheit über seine Zurückweisung kroch in ihm empor. Es war nicht, was er fühlte, sondern was Rey fühlte.
,,Niemals wollte ich zu dieser Schwäche zurückkehren, aber du...", Ben hielt inne. Ein Geräusch. Etwas tropfte zu Boden. Allmählich begann er zu begreifen, dass es Reys Tränen waren.
,,Sag es", schluchzte sie.
Die Angst vor dem Verlust ist ein Weg zur dunklen Seite.
Tun oder nicht tun. Es gibt keinen Versuch. Erfülle dein Schicksal.
Endlich zwang Ben sich dazu, sich zu ihr umzudrehen. Ihre Blicke begegneten sich. Ihre Augen weiteten sich, während sie vor dem zurück wich, was sie in seinen Augen sah.
,,Ich kenne nur eine Wahrheit: Es ist Zeit für die Jedi zu enden. Lass die Vergangenheit sterben. Töte sie, wenn du musst."
,,Ich habe den Konflikt in dir gesehen. Er zerreißt dich noch immer."
,,Hör auf! Mir Dinge einzureden!", brüllte Ben überwältigt von seinem Zorn. Diesmal wich Rey nicht zurück.
,,Ich werde nicht gegen dich kämpfen. Ben, ich kann es nicht."
,,Dann wirst du sterben. Das weißt du."
,,Dann soll es so sein. Der Angst zu begegnen ist das Schicksal eines Jedi."
,,Du kannst dich nicht verstecken, Rey. Nicht vor mir. Niemals."
Eine Pause entstand zwischen ihnen.
,,Ich sehe durch die Risse in deiner Maske. Immer. Ich werde auf dich warten."
,,Ich möchte dich nicht töten müssen. Die dunkle Seite liegt in unserer Natur. Gib dich ihr hin. Ich werde dich finden egal wohin du gehst, um dich zu verstecken und dich auf die dunkle Seite bringen, indem ich dir meine Hand anbiete. Du wirst sie nehmen."
Nun bohrte sich ihr Blick in seinen. Er kannte ihre Antwort und sie würde immer dieselbe bleiben.
,,Ja, ich werde deine Hand nehmen. Bens Hand." Mit diesen Worten löste sie ihre Verbindung.
Nicht bekämpfen, was wir hassen, sondern retten, was wir lieben.
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