Naboo
Reys Gesichtszüge waren entspannt, während sie dicht an seiner Brust lag. Ihr Herzschlag war regelmäßig und kräftig, während sich ihr Brustkorb in ruhigen Atemzügen hob und senkte. Für einen kurzen Augenblick erlaubte Ben sich ihr schönes, dichtes braunes Haar mit seinen Fingerspitzen zu berühren. Ihr unverhofftes Auftauchen vor seinem Quartier, mit all den vielen Tränen, die in ihren Augen glitzerten, hatten ihn seitdem einfach kein Auge mehr zu bekommen lassen. Erschöpft verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und starrte zur Decke hinauf. Es war viel, was ihm gerade durch den Kopf ging. Sein Blick glitt wieder zu Rey. Vor allem waren es die wirren Gefühle für sie. Eine Ruhelosigkeit lastete auf ihm. Seufzend erhob er sich vorsichtig, darauf bedacht Rey nicht zu wecken. Müde rieb Ben sich über die Augen, wobei er überlegte, was er tun könnte. Nachdenklich lief er schließlich Richtung Cockpit, um den Kurs nochmals zu überprüfen.
Sein Blick wanderte über die vielen vertrauten Knöpfe des Falken. Während er nun so im Cockpit saß, übermannten ihn Erinnerungen an seinen Vater. Als er ihm als kleinen Jungen das Fliegen beibrachte. In der alten Schrottmühle, dem Millennium Falken. Wie er es hasste, wenn er die Mühle, als hoffnungslosen Schrott bezeichnete. Ein trauriges Lächeln glitt über seine Lippen. Ein sinnloser Impuls seinerseits kostete ihm das Leben. Gequält schloss Ben die Augen. Die Bilder verfolgten ihn noch immer, bis tief in seine Träume. Ein tief empfundenes Bereuen schoss unkontrolliert durch seinen Körper, wann immer er sich gestattete an ihn zu denken. Diese Tat erschütterte seine Machtsinne nach wie vor in ihren Grundfesten. Womöglich würde es auch für immer so bleiben.
,,Ist sie bei dir?"
Diese Stimme, bei der sich seine Hände automatisch zu Fäusten ballten. Eigentlich sollte Ben auf solch eine dämliche Frage keine Antwort geben, doch um Finn zu reizen tat er es dennoch.
,,Wo vermutest du sie sonst? Bei dir scheint sie nicht zu sein."
Sofort verströmte Finn Zorn, welchen Ben befriedigt zur Kenntnis nahm.
,,Du bist so ein anmaßendes Arschloch!", grummelte er.
Belustigt drehte Ben sich nun zu ihm um. ,,Kennst du mich überhaupt, um so etwas zu behaupten?"
,,Kennt Rey dich gut genug?"
In seiner Frage lag eine Drohung. Allmählich kam er auf ihn zu, wobei Ben ruhig an Ort und Stelle verweilte und mit keiner Wimper zuckte. Regungslos sah Ben durch den Größenunterschied auf ihn hinab.
,,Ich würde mir überlegen, was du sagst oder tust", entgegnete Ben herablassend, dabei beabsichtigte er ihn an den Kampf auf der Starkiller-Basis zu erinnern. Er hatte ihn verloren, und das wusste er.
Finn bedachte ihn mit einem hasserfüllten Blick. ,,Wenn du nicht aufpasst, werde ich ihr vielleicht doch noch zeigen, dass du nicht der Richtige für sie bist."
,,Versuch es und ich werde nachholen, was ich auf der Starkiller-Basis leider versäumt habe", zischte Ben scharf. Hassgefühle fluteten seinen Körper, brachten sein Blut zum Kochen. Er zwang sich dazu ruhig zu atmen, damit er die Kontrolle behielt. Was ihm mehr als schwerfiel. Seine Nasenflügel bebten. Rasch versuchte sich Ben in Erinnerung zu rufen, dass er es für Rey tat. Das intensive Gefühl der Abneigung und Feindseligkeit sprühte zwischen ihnen hin und her. Finn hasste ihn, weil er ihn als das Monster sah, als das Ben sich auch fühlte. Rey sollte ihn mit denselben Augen sehen wie Finn, doch das tat sie nicht.
Plötzlich erregte ein ständig blinkendes rotes Licht auf dem Display Bens Aufmerksamkeit. Überrascht weiteten sich seine Augen und augenblicklich war dieser Trottel vergessen. ,,Verdammt!", entfuhr es ihm. Eilig rannte er zum Display, um den immer näher kommenden roten Punkt zu betrachten. Warum war er ihm nicht schon früher aufgefallen? Finn trat hinter ihn, um über seine Schulter spähen konnte.
,,Gott verdammte Scheiße. Ist es, dass was ich denke?", entfuhr es ihm panisch.
Es wäre amüsant gewesen, wenn ihre Situation nicht wirklich verdammt beschießen aussehe.
,,Es sind TIE - Jäger", entgegnete Ben, wobei er sich bereits an den Reglern des Shuttels zuschaffen machte.
,,Ich weiß und zwar ziemlich viele", erwiderte Finn, der plötzlich ziemlich blass aussah.
Diese Jäger verfolgten eindeutig das Shuttle und Ben konnte sich schon denken, wer sie anführte. Ventress, dieses Miststück. Seine Faust traf auf das Display, wobei es einen Sprung davontrug. Innerlich entschuldigte er sich bei seinem Vater.
,,Was hast du getan, dass diese Jäger es auf uns abgesehen haben, Ren?"
,,Noch gar nichts. Es ist diese irrwitzige Vision, die alle fürchten."
,,Vision? Wovon sprichst du?"
Seine Stirn legte sich in Falten und seine Unwissenheit stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Als Ben nichts erwiderte begann Finn ihn argwöhnisch zu mustern. Unter seinem fortwährenden Blick seufzte er. Gut, er sollte nicht unwissend sterben.
,,Laut dieser Vision werden Rey und ich ein machtsensitives Kind zeugen, dass den Lauf der Dinge verändern könnte, ob zum Guten oder Schlechten. Das ist so ziemlich das Wichtigste, was du zu wissen brauchst", gab er ihm die Antwort, welche er sicherlich nicht wissen wollte. Seine Augen wurden groß, während Finns Mund sich in Unglauben öffnete. ,,Ernsthaft? Bei dem Gedanken wird mir übel."
Zu einer Antwort kam Ben nicht mehr, denn das Shuttle wurde getroffen. Bekam mächtig Schlagseite, wobei Finn und Ben nach Halt suchend über den Boden schlitterten.
,,Stabilisieren!", brüllte Ben. Der Board Computer reagierte sofort auf den Befehl.
,,Wow, dein Shuttle hat die neuste Technik der Ersten Ordnung", rief Finn viel zu begeistert, was in ihrer prekären Situation nicht angebracht war. Genervt verdrehte Ben die Augen. Was dachte er bitte sonst? Nur fragte sich Ben, warum die Schutzschilde inaktiv waren.
Rey erschien am Eingang des Cockpits, mit völlig zerzausten Haaren, und einem wilden Blick. ,,Ich habe sie gespürt", richtete sie ihre Worte an Ben, dabei ignorierte sie Finn vollkommen. Ihre Augen nur auf ihn fokussiert, auf sonst nichts. Zur Bestätigung ihrer Vermutung nickte Ben. ,,Im Moment haben wir keinerlei Chancen gegen sie." Ihre Schritte brachten sie immer näher an ihn heran, so als wäre er magnetisch. ,,Du bist noch zu schwach. Ein weiterer derartig großer Gebrauch der Macht könnte dich töten", flüsterte sie sanft, dabei legte sie eine Handfläche auf seine Brust. Ab der Sekunde spürte er ihre Macht in seinen Venen pulsieren. Ein glühendes Licht, welches die gesamte Galaxis erstrahlen ließ. Was sie damit bezweckte erkannte er sofort. Finster fokussierte er ihren Blick. ,,Nein Rey, hör auf dich zu schwächen." Seine Worte bekräftigte Ben damit, dass er ihre Hand ergriff und sie von seiner Brust fortzog.
,,Verstehe ich das Richtig, eure Verbindung schwächt und stärkt euch zu gleich?", schaltete sich Finn nun in das Gespräch ein.
,,Du hast es erfasst", gab Ben zurück. ,,Zu oft und zu viel kann uns töten", dabei sah er Rey direkt an, die trotzig dem Blick standhielt.
Zu einer weiteren Überlegung kam Finn nicht mehr, denn das Shuttle wurde erneut getroffen. Hart prallte er gegen eine Wand, dabei kam ein schmerzerfülltes Autsch über seine Lippen. Rey zog er fest in seine Arme, um sie mittels der Macht an Ort und Stelle zu halten. ,,Verflucht! Sie wird nicht aufhören, bis sie das Shuttle in die Luft jagt." Seine Stimme bebte vor Zorn.
Sanft schubste Rey ihn beiseite und setzte sich auf den Sitz des Piloten. Ohne sich umzudrehen, rief sie Finn zu: ,,Weißt du noch?" Ein Lächeln trat auf sein Gesicht, bevor er sich umdrehte und losrannte. Ein Stich durchfuhr Bens Herz. Diese kleine, vertraute Geste zwischen den Beiden machte ihm, doch tatsächlich zu schaffen. ,,Setz dich! Ich brauche einen Copiloten", befahl sie ihm streng, doch einen Augenblick später lächelte sie Ben zärtlich an, sodass er ihren Ton gänzlich vergaß.
,,Was hast du vor?", fragte Ben mit einem mulmigen Gefühl, während er sich neben sie in den Sitz setzte. ,,Ein riskantes Manöver, um die Jäger abzuschütteln. Wird dir nicht gefallen", gab sie zurück, wobei sie sich auf die vielen unterschiedlichen Knöpfe konzentrierte. Als Ben sie so von der Seite betrachtete, erinnerte sie ihn sehr an seinen Vater. Wie sie jede einzelne Funktion des Shuttles erkannte, ohne es je geflogen zu haben. Beinah zärtlich gab sie ihre Befehle in den Computer. Es war faszinierend anzusehen. So als hätte sie nie etwas anderes getan. Fliegen, eine von Reys Leidenschaften. Zwar war auch er selbst ein beachtlicher Pilot, doch er tat es nicht mit solch einer überwältigenden Leidenschaft. Wie fast alles was Rey tat. Rey bemerkte, dass Ben sie unentwegt anstarrte, also fragte sie: ,,Alles in Ordnung, Ben?"
Anstatt ihr eine Antwort auf ihre Frage zugeben, sagte er: ,,Was immer du vorhast tu es schnell."
Sein Blick ruhte beunruhigt auf dem roten, blinkenden Punkt, der sich ihnen noch ein wenig schneller zu nähern schien. Der Abstand wurde kleiner und kleiner. Kaum sprach Ben die Worte aus, riss Rey auch schon die Lenkung nach oben. Entsetzt und zugleich überrascht krallte er sich in die Lehne des Sitzes. Rey schrie freudig auf, als sie das Shuttle über Kopf brachte. Erst jetzt erkannte Ben ihren Plan. Finn saß in der Gefechtsstation und beschoss die TIE - Jäger. Gleich mehrere erwischte er mit einem Schuss.
,,Wir werden jetzt die Lichtmauer durchbrechen und einen abrupten Sprung aus dem normalen Raum in den Hyperraum durchführen. Dieser Sprung muss wie die Navigation durch den Hyperraum mit höchster Präzision kalkuliert werden, denn eine Kollision mit einem Himmelskörper hätte fatale Folgen.", rief Rey ihm zu.
Tatsächlich bewegten sich Objekte im Hyperraum mit einem Vielfachen der Lichtgeschwindigkeit - die mögliche Höchstgeschwindigkeit war in der Theorie unendlich; in der Praxis wurde sie nur durch die Bauweise eines Schiffes begrenzt.
,,Ist das überhaupt möglich?", schrie Ben fast panisch.
,,Unsere einzige Chance sie abzuschütteln, damit rechnen sie nicht", entgegnete Rey, um bereits auf Höchstgeschwindigkeit hochzudrehen. Mit einer fließenden Bewegung brachte sie das Shuttle wieder nach oben.
,,Sie rechnen nicht damit, weil wir dabei sterben könnten", brachte er abgehackt hervor. ,,Erinnere mich daran, dass ich, falls wir das überleben, dich nie wieder fliegen lasse."
Seine Aussage ließ Rey belustigt grinsen. In Gedanken betete Ben, dass sie wusste, was sie da tat. Aber, wenn er sie sich so ansah, tat sie es aus purem Instinkt und nicht weil sie mit Sicherheit wusste, dass es funktionierte. Wie sein Vater.
,,Vertrau mir einfach", sagte sie von ihrem Können überzeugt. Ihre Worte beruhigten ihn kein bisschen. Unter ihren geschickten Händen leuchteten weitere Instrumente auf. Ein heftiger Ruck ging durch das Shuttle, als sie den Sprung machten. Angespannt knief Ben die Augen zusammen. Als er sie zögerlich wieder öffnete, sah er Naboo vor seinen Augen. Rey musste in weiser Voraussicht seine eingegebenen Kordinaten für den Sprung benutzt haben. Völlig von diesem Anblick gefesselt blickte Rey auf den wunderschönen Planeten, der nun vor ihnen lag. Ein seltenes Glitzern lag in ihrem Blick. Nun wandte auch er sich der Schönheit Naboos zu.
Die Oberfläche Naboos war geprägt von beinahe ununterbrochenem Bewuchs und dem reichlich vorhandenen Oberflächenwasser, das etwa die Hälfte des Planeten bedeckte. Zusammen mit seiner klaren Atmosphäre führte dies zum Eindruck einer blau-grünen Sphäre, die lediglich von feinen Wolkenschleiern umgeben war. Bergketten, Grasflächen und Wälder erstreckten sich über die gesamte Oberfläche und wurden von zahllosen Sümpfen, Seen und Flüssen durchzogen. Wo Kanten und Verwerfungen im sonst sehr regelmäßigen Terrain auftraten, fanden sich langgestreckte Klippen mit beeindruckenden Wasserfällen. Eine der wohl attraktivsten Regionen, die von den Naboo besiedelt wurde, war das Seenland, welches mit seinen zahlreichen stehenden Gewässern, Flusstälern und Wasserfällen seinem Namen gerecht wurde. Im Zuge einer fernen Eiszeit entstanden und von mächtigen Gletschern geformt, waren seine von der alljährlichen Schneeschmelze gespeisten Wasserläufe als einzige unabhängig vom Felslabyrinth des Planeteninneren - und damit unerreichbar für die dort heimischen Kreaturen. Dies, sowie die Fruchtbarkeit des Bodens und dessen reichlicher, saftiger Bewuchs auf Hängen und Wiesen machten diese Landschaft in jeder Hinsicht zu einer sicheren Heimat und Lebensgrundlage. Die hier ansässigen Landwirte profitierten sehr davon, zumal das hier gewonnene Fleisch als Delikatesse begehrt war. Auch der geschichtsträchtige Landsitz Varykino, Musterbeispiel der Naboo-Architektur und Familienbesitz der Naberries, befand sich in dieser Gegend.
Endlich setzte Rey zur Landung an.
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