Mein Leben
Ewiges Leben.
Viele Menschen versuchten einen Weg zu finden, ihr eigens ins Unendliche zu verlängern. So manche sind dabei schon ums Leben gekommen, das hinderte aber niemanden daran, weiter zu experimentieren.
So kam es, dass auch die Königin eines wohlhabenden Landes davon erfuhr. Sofort beauftragte sie ihre Untergebenen, einen Weg zu finden.
Es wurden Boten auf den Weg geschickt, durch alle Lande zu reisen, jeden zu befragen. Seefahrer stachen in See, um in anderen Welten nach der Lösung zu suchen.
Die Königin regierte weiter.
Tag ein, Tag aus. Sie regierte und wartete. Sehnsüchtig, bitterlich auf eine Antwort.
Die Jahre verstrichen. Die Boten kamen wieder zurück. Keiner hatte auch nur brauchbare Informationen. Seefahrer landeten im heimischen Hafen. Auch ohne jegliche Informationen.
Doch eines Tages erschien ein Mann. Gekleidet in einen einfachen Umhang. Sein Gesicht verhüllt von der Kapuze. Er schritt vor das Burgtor.
Wachen wollten ihn aufhalten, doch er beharrlich durchquerte das Schloss.
Mit Leichtigkeit stieß er die schwere hölzerne Tür zum Thronsaal auf. Verwundert blickten ihm Gesichter entgegen.
Solche Menschen werden doch direkt am Eingang aufgehalten?
Er trat vor die Königin. Das erste Mal, seit er das Schloss betreten hatte, schaute er auf. Eines seiner Augen war komplett rot. Es glänzte.
Mit fester Stimme sprach er die Königin an. Er habe einen Ort gefunden, der Ewigkeit geben könne.
Die Augen der Königin weiteten sich. Doch sie musste rational bleiben. Warum sollte genau dieser eine, einen Ort gefunden haben, ewiges Leben verspricht? Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, jemanden wie ihn geschickt zu haben.
Die Verwirrung bemerkend, setzte der Unbekannte seine Kapuze ab. Langes graues Haar viel in Wellen an seinen Schultern herab. Er zückte einen Dolch und setzte ihn an seinem Hals an.
Ohne zu zögern rammte er sich diesen durch die Kehle. Blut spritze, floss aus seiner Wunde heraus. Er verlor den Halt und fiel auf den Boden. Der Dolch glitt aus Wunde und Hand und flog auf dem Boden. Blut trat weiter aus der Wunde heraus.
Geschockt, gelähmt von diesem Anblick waren Königin und Berater. Warum hat er das gemacht?
Doch bald darauf erglühte ein Licht. Weiße Stränge bewegten sich aus seinem Auge heraus, auf die Wunde zu. Sie heilten sie.
Kurzdarauf war alles wieder vorbei.
Der Mann stand unbeschadet auf. Mit einem Grinsen blickte er der Königin in die Augen.
Diese war immer noch gelähmt. Jedoch sammelte sie sich schnell wieder.
Ewiges Leben gibt es.
Das war bestätigt. Sie fragte den Mann, was man machen müsse, um solche Kräfte zu erlangen. Welche Strafen man zahlen müsse, wenn man solche Kräfte erlange?
Wortlos aber überreichte er ihr einen Samen und ein Schriftstück. Danach verließ er das Schloss. Niemand konnte ihn aufhalten, so als würde eine übermächtige Kraft ihn beschützen.
In ihrem Zimmer las die Königin das Dokument. Eine Anleitung, wie man den Samen anpflanzte. Und eine Karte.
Direkt am nächsten Morgen wurden Gärtner beauftragt, sich um den Samen zu kümmern. Und die Königin selber. Sie plante den Weg zum Ort, der ihr den Wunsch erfüllen sollte, den sie schon seit mehreren Jahren in ihrem Herzen trug.
Die Zeit verging und aus dem Samen spross ein Keimling, er reckte sich den Himmel entgegen, wuchs größer und wurde schließlich zu einer Blume. Es war alles so weit.
Die Königin ließ die Blume ausgraben, in einen Topf pflanzen. Die Blume war wichtig.
Eine lange Reise stand der mutigen Königin bevor.
Ermüdend, lang, viel Hindernisse. Mehrere Monate müssen sie wohl unterwegs gewesen sein, bis sie ankamen. Eine unscheinbare Höhle. Treppen waren zu erkennen und Figuren scheinen, wenn auch durch Wind und Wetter fast zerstört, in die Wände eingraviert worden zu sein.
Die Königin ging hinein. Eine lange, ewige Treppe. Unaufhörlich wand sie sich in die Tiefe und mit ihr ging die Königin hinab.
Bald schon stand sie vor einer Tür, steinern. Geschichten wurden in ihrer Gravur erzählt. Wie Menschen ewiges Leben erlangt haben. Wie Menschen geheilt wurden. Wie Menschen Wunder erlebt haben.
Mit eisernem Willen stemmte sich die Königin gegen die Tür. Erst langsam, dann schneller öffnete sie sich.
Licht funkelte von einem Loch mitten auf ein Podest. Acht Säulen ragten in den Himmel, auf jeder schaute eine Figur hinab. Hinab auf eine kristallene Oberfläche.
Die Königin ging näher heran. Ominöse Striche, Kreise und Formationen waren in den Kristall geritzt. Ebenso wie eine Einlassung in der Mitte.
Instinktiv nahm die Königin die Pflanze aus dem Topf und setzte sie genau in diese Einlassung.
Stille.
Sehr lange.
War es doch alles nur ein Witz?
Aber sie hatte doch mit eigenen Augen gesehen, wie der Mann gestorben und wieder auferstanden war!
Dann auf einmal regte sich etwas.
Die Blume!
Ihre Blüte bewegte sich. Sie öffnete sich. Ein Spektakel. In den königlichen Gärten soll sie kein einziges Mal ihre Blüte geöffnet haben.
Die dreckig gelben Blüten zeigten ihr wahres Inneres. Himmlisch weiß strahlte eine Blume, deren Form an eine Taube erinnerte, auf und mit ihr begann auch der Boden zu leuchten. Die vorher so unheimlich aussehenden Zeichen wurden mit Licht durchflutet. Die Säulen begann en zu leuchten und aus den Händen jeder Figur strömte ein Lichtstrahl der Blume entgegen.
Sie regte sich weiter. Das Licht wurde stärker. Größer. Bedrohender.
Doch es formte sich ein Gebilde. Schwingen, ein Hals, ein Körper.
Die Königin musste ihre Augen schließen, es wurde zu hell.
Erst als das Licht aufhörte zu leuchten, öffnete sie ihre Augen wieder.
Vor ihr stand ein Vogel, von unbeschreiblicher Größe. Mit weißen Federn, die dem Hochzeitskleid der Königin Konkurrenz machten. Und einer Entschlossenheit in den Augen, so stark brannten sie.
Erwartungsvoll starrte es die Königin an.
„Was ist dein Wunsch?"
„Wenn du wirklich ewiges Leben gewähren kannst: Bitte befreie ihn aus den Krallen des Todes und bring ihn mir wieder zurück! Selbst wenn ich dafür mein Leben aufs Spiel setzen muss."
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