Nachts in der Bibliothek
Diese Kurzgeschichte stammt aus meiner Fantasie - denke ich mal, vielleicht hab ich so etwas schonmal irgendwo gesehen, keine Ahnung.
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Genervt werfe ich mich auf einen Sessel in der Bücherei und denke: Warum können mich nicht mal alle in Ruhe lassen?!
Ich habe eine nervige Angewohnheit. Ich rede mit meinem Spiegelbild. Warum? Keine Ahnung, aber ich wünschte, ich hätte diese Angewohnheit nicht. Nicht nur, dass ich ziemlich viel Zeit damit verschwende, natürlich müssen sich auch noch alle in meiner Klasse darüber lustig machen, seit ein Doofkopf es zufälligerweise mitgekriegt hat. Immerhin habe ich in der Bibliothek meine Ruhe - es würde mich sehr wundern, hier jemanden aus meiner Klasse zu treffen. Die sind alle dumm wie Brot, es wundert mich, dass sie es überhaupt in die Zehnte geschafft haben. Und dass sie überhaupt lesen können.
Ich versenke die Nase in einem Krimi, um mein Gehirn auf etwas anderes zu konzentrieren. Erstaunlicherweise klappt das sogar und ich beginne, mich in die Geschichte des alten Detektivs und seiner jungen Assistentin zu vertiefen.
20.15 Uhr
Ich klappe das Buch zu und wundere mich, warum es so still ist. Die Standuhr am Regal gegenüber tickt vor sich hin. Als ich genauer hinschaue, halte ich erschrocken die Luft an. So spät?! Die Bücherei schließt um 19 Uhr, spätestens um 18.45 Uhr müssen alle gehen. Warum also hat mich niemand rausgeworfen? Ich springe auf um zu gucken, ob wenigstens die Putzkolonne noch hier ist, aber... Fehlanzeige. Die Gänge sind blitzblank geputzt und dort sind wahrscheinlich auch so wenige Leute wie Bakterien - null komma null. Mein Handy habe ich zwar dabei, jedoch hat es auch nur null komma null Prozent Akku.
Plötzlich bemerke ich, dass hinten an der Rezeption eine Schreibtischlampe angegangen ist. In freudiger Erwartung jemanden zu sehen, der mir helfen kann, laufe ich darauf zu.
,,Ich sage es dir nun zum x-ten Mal! Nicht das Licht auf die grellste, höchste Stufe anmachen, jemand könnte es sehen!"
Verblüfft bleibe ich stehen und ducke mich hinter ein Regal. Auf der Theke steht ein kleiner Junge. Ein wirklich kleiner Junge. Nur etwa fünfzehn Zentimeter groß. Neben ihm steht eine ebenso kleine Pippi Langstrumpf, die gerade zu einer Antwort ansetzt. ,,Was kann ich denn dafür, wenn es direkt so hell angeht? Bin ich Gott?!" Sie streiten sich wegen der mickrigen Schreibtischlampe?, ist mein erster Gedanke, bis ich bemerke, dass das Licht in der gesamten Erwachsenen-, Krimi- und Kinderabteilung angegangen ist. Nur an meinem Platz, der Jugendabteilung, sowie in der Comicabteilung und Videothek ist das Licht noch aus. Jetzt klettert der Junge zu einer Klappe im Schreibtisch und stellt das Licht angenehm dämmrig ein.
,,Anfackel!!" Kommt es plötzlich von oben und ein kleines Wesen, das auf dem ersten Blick aussieht wie ein dunkelschwarzlilafarbener Fellball mit riesigen Augen, landet auf dem Tisch. Auf den zweiten Blick hat das Wesen zwei Hörnchen auf seinem Kopf (wenn man das so nennen kann) und zwei Vogelfüße. ,,Cornibus, du nervst. Es heißt Attacke und nicht Anfackel. Und wo ist überhaupt Luzie?" Der Junge starrt in die Dunkelheit, als warte da die Antwort auf seine Frage. ,,Benedict nervt selber", schmollt das Wesen und hüpft wieder davon.
Hinter mir ertönt eine leise Stimme. ,,Ey, was machst du hier?" Ich blicke nach unten und entdecke ein kleines, schwarzhaariges Mädchen. Und ja, klein. Kleiner als zehn Zentimeter. ,,Heidi, was ist denn?" Pippi Langstrumpf läuft über einen von der Theke zum Regal gespannten Faden und sieht nach unten. Ich blicke in Zeitlupe nach oben. ,,Aha, ein ungebetener Gast! Wie lange sitzt du schon da, wenn ich fragen darf?"
,,Ähh..." Sehr intelligent, denke ich und könnte mich ohrfeigen. Der Junge mit dem Namen Benedict geht zu einer kleinen Glocke und läutet sie. Ein heller Klang schallt durch die Gänge.
In weniger als dreißig Sekunden bin ich umzingelt von den merkwürdigsten Kreaturen, vom Einhorn bis zum Drachen ist alles dabei. Nur sind sie alle nicht größer als dreißig Zentimeter. Und das sind die Drachen. Die Menschen - oder Ähnliches - sind allesamt nicht größer als mein Schullineal. Einer der Drachen tritt vor und fragt mit seiner warmen Stimme: ,,Was tust du hier? Menschen sollten bei Nacht nicht hier sein." ,,Ich, also, ähh... ich wurde hier versehentlich eingesperrt", stottere ich, während der goldene Blick des Silberdrachen auf mich gerichtet ist. Ein Wikinger hebt die Hand und fragt: Und was sollen wir jetzt tun? Lung, du hast doch immer einen Plan." ,,Tja..." Der Drache läuft langsam auf und ab. ,,Da wir weder die Zeit zurücksetzen noch Erinnerungen löschen können, schätze ich, uns bleibt nichts übrig, als zu warten, bis die Bücherei wieder öffnet." Endlich verlässt ein gescheiter Satz meine Lippen. ,,Wer seid ihr?!" Erstaunt sehen mich alle an, bis ein Wolf das Wort ergreift. ,,Ist das nicht offensichtlich? Wir kommen aus den Büchern." Mein Mund klappt auf. Ich schließe ihn wieder. ,,Und wer genau seid ihr? Aus welchen Büchern?" Ein älterer Mann hebt die Hand leicht und meint: ,,Professor Reinhold Weissinger, Mara und der Feuerbringer, Jugendliteratur K." Das junge Mädchen - etwa fünfzehn Jahre alt - neben ihm, dass einen Stab aus Holz in der einen und die Hand eines Jungen in der anderen Hand hat, stellt sich ebenfalls vor. ,,Mara Lorbeer, selbes Buch." Der Junge grinst schief. ,,Thumelicus, ebenfalls dasselbe Buch." Nach und nach erfahre ich, wer hier wo hingehört.
,,Ähm... und was machen wir jetzt?"
Ein paar Minuten später sind die meisten Gestalten wieder abgehauen, nur noch ein paar sitzen mit mir auf dem abgeratzten dunkelgrauen Teppichboden, mit einer Ausnahme: ein gelber Wolf mit dem Namen Heep thront über uns auf einem verhältnismäßig niedrigem Regal. Benedict, der Junge, der mit Pippi Langstrumpf gestritten hat, knurrt ein ,,Spiel dich nicht so auf" zu ihm hoch. Heep ignoriert das geflissentlich und fragt stattdessen: ,,Wo ist eigentlich Faolan? Ich hab ihn schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen." Die rote Wölfin, die neben Lung liegt, gähnt. ,,Er muss noch das Set vorbereiten. Du weißt doch, bei der letzten Probe ist die Eisbrücke unter dem Gewicht unserer Gruppe zusammengebrochen. Er arbeitet gerade daran, ich glaube mit einem Bauarbeiter aus 'Sternengreifer'." ,,Ja" Benedict lehnt sich an einen Sitzsack. ,,Henry hatte Zeit." ,,Wie funktioniert das eigentlich?", frage ich in Lungs Richtung, der daraufhin verblüfft zu mir schaut. ,,Was meinst du?" ,,Na, dass ihr aus den Büchern kommt und das nachts und-" Ich gestikuliere wild mit meinen Händen in der Luft herum. ,,Und wie funktioniert das mit den Büchern? Und wie ist das, wenn eins ausgeliehen wird?" Der erste, der mir antwortet, ist Heep. ,,Also... warum oder wie genau es funktioniert, wissen wir nicht. Wir können nachts raus, theoretisch auch tagsüber, aber wir sind ja nicht blöd. Wenn ein Buch ausgeliehen ist, können die Charaktere darin auch nachts raus, machen es aber nicht zwingend." Lung übernimmt. ,,Du musst dir das so vorstellen: Wenn jemand das Buch liest, erstellen wir die Sätze mit unseren Handlungen. Das führt dazu, dass der Leser sich in die Geschichte vertiefen kann und sie lebendig wird - quasi." Ich ziehe die Augenbrauen hoch. ,,Aber euch gibt's doch nur einmal, wie könnt ihr dann-" Heep unterbricht mich. ,,Uns gibt es nicht nur einmal. Wir hier sind an die Bibliothek gebunden, aber die Charaktere - wir - in den Büchern der Leser zuhause entstehen durch deren Fantasie. Unsere Originale leben bei den jeweiligen Schriftstellern." Ich ziehe die Knie unter mein Kinn und murmele: ,,Klingt plausibel."
Ein Zwerg kommt keuchend angelaufen. ,,Lung", ächzt er, ,,Lung, Nesselbrand..." Lung steht seufzend auf und fragt: ,,Welches Abteil?" Der Zwerg deutet auf die Kinderabteilung, dann lässt er sich schwer atmend zu Boden fallen, während Lung die Flügel ausbreitet und mit Schwefelfell auf dem Rücken in ebendiese Richtung startet. Ich sehe hinterher und bevor ich Luft holen kann, um eine Frage zu stellen, antwortet Benedict mir. ,,Das kommt häufiger vor, ja. Das wievielte Mal diese Woche, Edme?" Die rote Wölfin legt den Kopf schief und scheint zu überlegen. ,,Das dritte, glaube ich. Wenn man den Cornibus-Vorfall nicht mitzählt." ,,Ich frage erst gar nicht, was da war", lache ich. ,,Habt ihr Cornibus gesehen?", ertönt eine Stimme hinter uns. ,,Wenn man vom Teufel spricht!", prustet Edme los. Auch Benedict fällt angesichts dieses Wortspiels mit ein. ,,Tschuldige Luzie", meint Edme mit Lachtränen in den Augen. ,,Wir haben ihn nicht gesehen. Aber ich glaube, du solltest den Rufen und der Verwüstung folgen." ,,Ehm... da hast du wahrscheinlich recht." Der Junge mit dem Namen Luzie kratzt sich am Kopf und geht davon.
Kaum ist er gegangen, kommt ein etwa elfjähriges, mit ungefähr 100 Taschen beladenes Mädchen auf uns zu und ruft ,,Pete sagte, du wüsstest, wo die hinkommen!" zu Benedict hinüber. Der zieht eine zerknitterte Liste aus seiner Hosentasche und mustert sie mit zusammengekniffenen Augen angestrengt. Schließlich gibt er
,,Krimis J" durch und zückt einen Kuli, mit dem er betreffende Stelle auf der Liste abhakt.
Die Zeit mit den Anderen vergeht wie im Flug und als Lung schließlich erschöpft zurückkommt, wird es schon heller draußen. ,,Weiß jemand zufälligerweise wie viel Uhr es ist?" Ich studiere die Öffnungszeiten der Bücherei. ,,5.42 Uhr" kommt es zurück. Es ist Samstag. Die Bücherei öffnet erst um Acht. ,,Was passiert eigentlich, wenn jemand das Buch liest, obwohl ihr nicht darin seid?", frage ich interessiert. ,,Probiers doch aus", grinst Schwefelfell, die Waldkoboldin. ,,Okay" Ich nehme mir ein Buch aus dem Regal, an dem ich stehe, und schlage es an einer Stelle auf. Es ist eine
Anfänger-Ponyhof-manche-Wörter-
sind-Bilder-Geschichte. Resigniert seufze ich, als plötzlich mindestens ein dutzend grauer Nebel an mir vorbeiziehen und mit einem leisen plopp in der Seite verschwinden. Keine Minute später erscheinen die grauen Nebel wieder, nur diesmal transformieren sie sich zu Pferden, Menschen und anderen, die mich etwas wütend anschauen. Ich lächele entschuldigend und stelle das Buch wieder zurück.
Gerade als die Sonne richtig aufgeht und alle in ihren Büchern verschwinden, höre ich, wie ein Schlüssel im Schloss herumgedreht wird. Erleichtert und auch ein bisschen traurig laufe ich darauf zu.
Diese Nacht werde ich niemals vergessen...
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Hello! Wer auch immer das hier liest, vielleicht gefällt es dir ja! Ich selbst bin ja nicht ganz zufrieden... Konstruktive Kritik ist übrigens erwünscht! Nur so...
Aber du, wer-auch-immer, bitte kein "Das ist alles Scheiße", ja?
Oke, wir verstehen uns. Hier, ein Keks. 🍪 Bis bald! (Hoffentlich) *weint weil mich niemand mag*
Ach und kennt jemand Mara und der Feuerbringer, Drachenreiter, Luzifer junior, Clan der Wölfe oder Sternengreifer? Wäre schön zu wissen, dass ich nicht allein bin. *-*
Dieses Kapi ist jetzt übrigens endlich fertig... (Um die 1640 Wörter, das hier nicht mitgerechnet, wenn doch 1703 :3)
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