ZWEIUNDSIBZIG
„Na, du“, wurde ich immerhin halbwegs begrüßt, als ich an mein klingelndes Handy ging. „Hängst du mal wieder bei Elias in der Wohnung rum, oder warum bist du nicht zu Hause?“
„Hey Becci“, grüßte ich. Vielleicht würde sie es ja irgendwann lernen. „Nein, ich bin nicht bei Elias, sondern mit Mia unterwegs?“
„Oh, was macht ihr zwei Hübschen denn?“
„Mia, Becci möchte wissen, was wir gerade machen“, sprach ich meine Nichte an und hielt ihr dann das Telefon unter die Nase.
„Wir waren gerade auf dem Spielplatz“, berichtete diese. „Und jetzt gehen wir Nudeln holen. Weil ich Hunger hab und Nudeln toll sind.“
Lachend übernahm ich wieder das Gespräch. „Wir gehen uns beim Chinesen eine Nudel-Box und ein paar Frühlingsrollen holen.“
„Meinst du, du könntest Mia auf Burger umstimmen?“, wollte Becci wissen. „Die Jungs und ich treffen uns gleich im Oxford-Pub, um uns zu stärken bevor es zur Bandprobe geht. Wir haben ein paar neue Songs fertig und die wollten wir dir vorspielen.“
„Okay, jetzt bin ich neugierig. Ich versuch mein Bestes, um das hungrige Kind neben mir von Nudeln ab zu bringen. Hoffentlich bis gleich.“
„Viel Erfolg“, hört ich Becci noch, bevor diese auflegte.
„Du Mia, Nudeln sind zwar wirklich toll. Aber weißt du, was noch toller ist?“
„Nein, was denn?“, interessiert blickte Mia mir entgegen.
„Pommes“, sprach ich begeistert aus.
„Pommes?“, hackte Mia nachdenklich nach. „Stimmt, Pommes sind toll.“
„Sollen wir also lieber Pommes essen gehen?“, unterbreitete ich ihr den Vorschlag.
„Aber nur wenn ich Mayo und Ketchup dazu bekomme“, stellte Mia ihre Bedingungen.
„Das lassen wir dann einfach Becci zahlen“, stimmte ich lachend zu.
Kurze Zeit später trafen wir recht zeitgleich mit Felix und Dave beim Oxford-Pub ein. „Ich wusste ja, dass es bei Elias und dir wieder gut läuft“, grinste Dave mich frech an. „Aber gleich so gut, dass ihr ein Kind adoptiert.“
„Spinner“, beschwerte ich mich amüsierte und schlug ihm leicht auf den Arm. „Becci ist eine elende Tratsch-Tante. Das ist meine Nichte Mia. Mia, das sind David und Felix.“
„Du darfst uns aber auch Dave und Fox nennen“, gab Fox ihr die Erlaubnis.
„Und ihr dürft mich Mia nenne“, gab diese, gütig wie sie nun mal war, zurück.
„Ich mag die Kleine“, lachte Felix auf, während wir uns wieder in Bewegung setzten um ins Gebäude zu gehen.
„Hey, dich kenn ich“, freudig lief Mia Kev entgegen, der schon mit Becci an einem Tisch saß. „Du bist der Typ, der nicht richtig Schlittschuh laufen kann. Du wolltest mir noch was auf der Gitarre vorspielen.“
„Da hat sie allerdings recht“, stimmte Becci ihr zu und hob Mia auf ihren Schoß. „Na hattet ihr einen tollen Nachmittag auf dem Spielplatz.“
„Ja“, gab diese begeistert von sich. „Und nachher darf ich noch kurz bei Elias und Percy vorbei, bevor Mama mich wieder abholt.“
„Percy ist toll“, mischte Fox sich in das Gespräch mit ein.
„Du kennst Percy?“, begeistert strahlte Mia ihm entgegen und schon waren die beiden in einer Unterhaltung über Katzen gefangen.
„Felix kann ja richtig gut mit Kindern“, stellte ich erstaunt fest.
„Hauptberuflich ist er auch Erzieher“, klärte Becci mich auf. „Wie hast du es eigentlich geschafft Mia von Nudeln auf Burger um zu stimmen?“
„Hab ihr versprochen, dass du ihr eine Portion Pommes mit Mayo und Ketchup bezahlst.“
„Ich glaub damit kann ich leben“, lachte Becci. „Kev muss heute nämlich für mich bezahlen.“
„Momentmal“, warf Kevin ein. „Muss ich jetz‘ etwa schon für drei Leute blechen?“
„Also wenn du schon dabei bist, darfst du mir natürlich auch gern das Essen ausgeben“, bot Dave überaus wohlwollend an.
„Ne du, lass mal“, lehnte Kev schnell ab. „Des passt schon so.“
„Ihr habt also neue Songs fertig?“, wandte ich mich an die Band, als jeder sein Essen vor sich stehen hatte.
„Jop“, bestätigte Dave. „Und die musst du als Testhörerin unbedingt hören.“
„Ich will auch“, meinte Mia.
„Dann schaffen wir es heute aber nicht noch zu Percy, bevor du abgeholt wirst.“
„Egal“, meinte Mia und stopfte sich dabei Pommes in den Mund. „Kev hat mir versprochen was auf der Gitarre vor zu spielen und Percy kann ich auch morgen noch besuchen.“
„Sie ist sehr kritisch was Musik an geht“, warnte ich die Anwesenden vor.
„Na dann müssen wir heute eben besonders gut spielen“, siegt Becci mit ein und stahl sich ein paar von Mias Pommes.
Was diese allerdings gar nicht mitbekam. Da sie mittlerweile dazu übergegangen war Kevins Tattoo zu mustern.
„Warum bleibt das bei dir so lange da. Wenn ich mich mit einem Stift anmale geht das voll schnell wieder weg?“
„Die Farbe wurde mir mit ‘ner Nagel unter die Haut gestochen“, versuchte Kev es ihr zu erklären.
„Auwa, das tut doch weh“, schmerzvoll verzog Mia das Gesicht. „Ich mag es nicht wenn der Doktor mich mit Nadeln pickst.“
„So schlimm is‘ des ned“, beruhigte Kev sie.
Es sah schon irgendwie niedlich aus, wie der fast voll tätowierte Kevin, mit den Tunnels in den Ohren und den Piercings im Gesicht mit der kleinen zierlichen Mia sprach.
Ich konnte einfach nicht anders als ein Bild von den beiden zu machen und es Symon zu schicken. ‘Dein Tochter wird sowas von mal ein Band-Fangirl. Dafür werden Becci und ich sorgen.‘
Als wir uns nach dem Essen alle im Proberaum eingefunden hatten kam dann auch die Antwort meines Bruders. ‘Ich sehe meine Ohren schon bluten sobald sie ins Teenager-Alter kommt. Aber so lang sie nicht heute schon mit einem Tattoo und einem Rocker als Freund nach hause kommt, werde ich wohl damit leben können.‘ Lachend zeigte ich Becci die Nachricht.
„Oh ich hab da einen tolle Idee. Dafür wird Siggi mich vielleicht hassen, aber das ist es mir wert“, begeistert sprang meine beste Freundin auf und kam kurz darauf mit einer kleinen Tube zurück. „Mia, wollen wir deinen Papa mal ein bisschen ärgern?“
„Au ja, wie?“, sofort war Mia Feuer und Flamme.
„Das hier ist Henna-Paste“, begann Becci ihr zu erklären und ich konnte mir ein frechen Grinsen einfach nicht verkneifen. Aber Symon hatte uns die Idee ja eigentlich selbst auf dem Präsentierteller geliefert.
Während die Jungs im Hintergrund also etwas auf ihren Instrumenten spielten, verpasste Becci meiner Nichte ein hübsches Blumenmuster auf das Handgelenk, von wo aus sich die Ranken bis zu ihren Ellenbogen ersteckten.
„So jetzt muss du das trocknen lassen“, meinte Becci als sie fertig war. „Nicht drauf fassen, sonst sind deine Finger nachher auch voll mit der Farbe.“
„Okay“, eifrig nickte Mia und hielt ihren Arm etwas steif von sich weg. „Singst du so lang was? Papa hat gemeint, du kannst voll gut singen.“
„Das mach ich doch gern“, lächelnd trat Becci zu ihren Band-Mitgliedern und kurz darauf bekamen wir beiden die neusten Songs von ihnen zu hören.
„Becci kann wirklich toll singen“, flüsterte Mia mir zu, woraufhin ich nur nicken konnte. Denn damit hatte sie einfach recht.
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