ZWEIUNDDREIßIG
„Symon, es ist so schön, dass du endlich da bist", begeistert fiel ich meinem Bruder in die Arme und seufzte dann zufrieden. „Du bist so schön warm."
„Mir ist auch kalt", jammerte eine Stimme hinter mir.
„Na super", seufzte mein Bruder, als ich ihn wieder los ließ. „Jetzt bin ich auch nass."
„Ups", kichernd betrachtete ich meine nassen Klamotten und schaute dann zu Noel, der ebenfalls total durchnässt war.
„Was hast du eigentlich da angestellt?", wollte Symon wissen und deutete auf mein aufgeschlagenes Knie.
„Bin vom Zaun gefallen", kam die genuschelte Antwort meinerseits.
„Aha", meinte Symon nur gedehnt dazu. „Jetzt steigt schon ein, bevor ihr hier noch erfriert. Warum seid ihr überhaupt nass?"
Die Frage brachte Noel und mich nur zum Lachen, während wir in Symons Auto kletterten.
„Oh man, ich dachte die Zeiten, in denen ich meine kleine Schwester abholen muss weil sie besoffen ist, wären vorbei", murrte mein Bruder und setzte sich hinters Steuer.
10 Minuten davor
„Ich sag's dir, der war vorhin noch nicht so hoch", schmollend schob ich die Unterlippe vor.
„Ja", bestätigte Noel erneut. „Die haben den Zaun gerade eben höher gebaut."
„Genau!"
„Naja, deine Handtasche hat es drüber geschafft, dann schaffst du es auch."
Mit vereinten Kräften schaffte ich es dann tatsächlich erneut über den Zaun, auch wenn ich bei der Landung unsanft mit den Knie aufschlug.
„Fast so elegant wie deine Tasche", lachend half Noel mir hoch, der plötzlich neben mir stand.
„Wie?", verwirrt schaute ich zu ihm hoch.
„Das Drehdings funktioniert in die Richtung."
„Und warum bin ich dann wieder über den Zaun geklettert?"
„Keine Ahnung", lachend zuckte Noel mit den Schultern.
„Und jetzt? Ich will nicht heim laufen. Ich bin viel zu müde."
„Ich auch", prompt ließ Noel sich auf den Boden sinken und zog mich mit sich. „Wir könnten uns ein Taxi rufen?"
„Nee, viel zu teuer. Ich kenn eine billigere Möglichkeit. Gib mal mein Handy."
„Du hast unsere Handys."
Panisch tastete ich die Taschen meiner durchnässten Hose ab.
„Nein, ich hab gar nichts dabei. Aber sonst hab ich doch wenigstens meine Schlüssel dabei. Noel, ich glaub ich hab meine Sachen verloren", nun noch panischer drehte ich mich zu ihm. „Oder ich wurde beklaut."
„Da hast du deinen Schuldigen", meinte Noel und deutete auf meine Handtasche, die neben uns im Gras lag. Ungelenkig streckte ich mich nach ihr aus, um mein Handy daraus zu angeln.
„Symon, mein aller liebster Lieblingsbruder..."
25 Minuten davor
„Na komm schon Malin! Jetzt bist du doch extra über den Zaun geklettert, dann kannst du auch zu mir ins Wasser kommen", auffordernd schaute Noel mich aus dem Becken heraus an.
„Ich weiß nicht, das ist doch bestimmt voll nass."
„Pff, Langweilerin", erwiderte Noel schlicht und tauchte unter.
„Also gut, wenn wir schon mal hier sind", seufzend legte ich meine Handtasche zur Seite und sprang ins Wasser.
„Scheiße, ist das kalt und nass!"
5 Minuten davor
„Aber das ist doch Einbruch."
„Ne, das verstehst du falsch. Einbrechen würden wir, wenn es offen hätte und wir ohne zu zahlen reingehen würden. Aber es ist ja gerade geschlossen, deswegen ist das der einzige Weg rein. Und damit kein Einbruch."
„Hm, stimmt irgendwie."
„Na also, hatte ich mal wieder Recht. Komm ich helfe dir." Und tatsächlich schaffte ich es mit etwas Hilfe über den Zaun des Freibades zu klettern.
30 Minuten davor
„So, absteigen. Wir sind da", mit einem Mal landete ich im Gras und die Tüte in meiner Hand wurde mir abgenommen.
„'En Guten", nuschelte Noel, während seine Zähne sich schon in das weiche Burger-Brötchen gruben.
„Gleichfalls", gab ich zurück und steckte mir ein paar Pommes in den Mund.
„Oh man, tut das gut", kam ein zufriedenes Seufzen von neben mir.
„Aber sowas von", stimmte ich zu und aß weiter.
Eine zeit lang waren nur unsere Kaugeräusche zu hören, der restliche Park war komplett still. Während ich langsam bemerkte, dass ich kalte Füße bekam, fiel mir die Pommes aus der Hand, welche ich gerade in meinen Mund befördern wollte. Auf ihrer Reise ins Gras hinterließ sie eine rote Ketchup-Spur auf meiner Bluse.
„Ach Menno, das sieht ja jetzt blöd aus."
„Das bekommen wir schon wieder weg. Und ich weiß auch wo."
3 Minuten davor
„Au, au, au, autsch."
„Klappt's?", wollte Noel lachend wissen.
„Nein, meine Füße tun weh", gab ich weinerlich zurück.
„Dafür kann ich nichts."
„Aber du könntest etwas daran ändern."
„Hä?"
„Trägst du mich?"
„Na gut, aber dann musst du das tragen." Und schon hatte ich die braune Tüte in der Hand.
5 Minuten davor
„Ich will Pommes, die größte Pommes überhaupt, die aller größte Pommes der ..."
„Eine große Portion Pommes und was darf es bei Ihnen sein", unterbrach der Junge auf der anderen Seite der Theke mich.
„Ach, der Langweiler will nur so einen öden Hamburger", wank ich ab.
Kurze Zeit später verließen wir das Fast Food Restaurant wieder. Ich selig lächelnd und Noel mit der braunen Tüte in der Hand, die unser Essen beinhaltete.
„Die nerven", umständlich befreie ich meine Füße aus den Pumps und schaffe es irgendwie diese in meine Tasche zu stopfen. „So, wo ist jetzt dieser super duper Platz um zu essen?"
„Hier geht's lang."
20 Minuten davor
„Ich hab ganz klar gewonnen", siegessicher stellte Noel sein Glas ab.
„Klar, wenn du das sagst. Unser guter Freund hier und ich sind da aber anderer Meinung."
„Ach ja, welcher Meinung denn?", wollte Noel vom Barkeeper wissen, welcher sich einfach von uns wegdrehte.
„Soviel dazu. Also hab ich wohl doch gewonnen."
„Du hast gemogelt."
„Nein, ich hab gewonnen."
„Pha, dann musst du jetzt das Essen zahlen."
„Welches Essen?"
„Das Essen, das wir uns jetzt holen. Ich hab nämlich Hunger."
„Aber du gibst zu, dass ich gewonnen habe?"
„Jaha", sagte ich gedehnt.
Auch wenn ich genau wusste, dass ich gewonnen hatte. Aber das würde ich nicht sagen, sonst müsste ich ja das Essen bezahlen.
2 Minuten davor
„Das ist eine sau dämliche Idee."
„Oh ja."
„Machen wir es trotzdem?"
„Auf jeden Fall."
10 Minuten davor
„So die Dame, ihr Drink."
„Ich hatte einen Drink bestellt?", verwundert schaute ich zu Noel, der plötzlich wieder neben mir auf getaucht war.
„Nein, aber du hast dir einen verdient", meinte dieser und drückte mir das Glas in die Hand. „Wir haben für heute definitiv genug mit potenziellen Partnern gelabbert."
„Ich weiß nicht", zweifelnd blickte ich auf das Glas in meiner Hand. „Offiziell arbeite ich ja noch."
„Ach Quatsch, du hast für heute genug gearbeitet", wank Noel ab. „Oder ist das etwa eine billige Ausrede, weil du nichts verträgst."
„Pff, dich würde ich locker unter den Tisch trinken Kleiner."
„Das musst du mir erstmal beweisen."
„Wenn du mir sagst wie, werde ich gern tun."
„Wetttrinken?"
„Okay."
1 Stunde davor
„So, dann mal auf zur 'After Show Party' obwohl man das ja nicht wirklich so nennen kann", seufzend erhob Noel sich.
„Warum denkst du das?"
„Naja, es ist ja mehr Gelabber als Party. Aber Geschäft ist nun mal Geschäft."
„Wir müssen nur mit ein paar potenziellen Werbepartnern reden", aufmunternd klopfte ich Noel auf die Schulter und schnappe mir meine Handtasche vom Sitz. „Danach hast du frei."
„Oh, wie großzügig von dir", lachte Noel auf. „Sag mal hast du zufällig noch Platz in deiner Tasche? Mir fällt ständig das Handy oder der Geldbeutel runter, weil diese Hose so bekloppt geschnitten ist."
„Klar, her damit. Für deine Sachen finde ich schon noch eine freie Ecke."
2 Stunden davor
„Ich weiß es ist Freitag und du hast gleich Feierabend, aber ich hätte da noch einen Auftrag für dich", Elias erschien mit einem etwas zerknirschten Gesichtsausdruck in meinem Türrahmen, gerade als ich meinen PC herunter fahren wollte.
„Was gibt es denn?"
„Du müsstest heute ein paar Überstunden machen", gab Elias kleinlaut zu.
„Wenn es einen guten Grund hat bin ich dir schon nicht sauer. Also was gibt es zu tun?"
„Du müsstest Noel Martin auf eine Kurzfilm-Premiere begleiten."
„Ist doch kein Problem, ich hatte heute Abend noch nichts vor."
„Super, Noel wartet schon unten, dann könnt ihr ja direkt los."
„Ach jetzt sofort", überrascht blickte ich Elias an. „Ich dachte ich hätte noch Zeit. Kann ich da so überhaupt hin?"
Elias bedeutete mir auf zu stehen und ließ seinen Blick über mein Outfit wandern.
„Ich finde das geht klar, nur eine Sache vielleicht ...", mit ein paar Schritten war Elias bei mir und hatte meine Haare aus dem Zopf befreit in dem sie geflochten waren. „Jetzt bist du definitiv Premiere tauglich."
„Danke", unser geringer Abstand ließ mich die Luft anhalten, bis Elias kaum merklich seinen Kopf schüttelte und einen Schritt zurück trat.
„Die Veranstaltung dürfte nicht allzu lang gehen. Du bist bestimmt schneller wieder zu Hause, als du denkst."
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