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JUUICHI

KANKURO 

Find eine Nadel im Heuhaufen, bevor du nach der Richtigen suchst.

Als Kankuro die Augen öffnete, war Asaka schon wach. Allerdings war sie nicht aufgestanden, sondern hatte sich noch enger an ihn herangekuschelt, sich leicht zusammengerollt, sodass ihr Kopf gegen seine Halsbeuge stieß. Sie forderte ihn förmlich dazu auf, einen Arm um sie zu legen. Er sah zwar nicht, wie sie lächelte, aber er glaubte, dass sie es tat. Ihr Yukata war so verrutscht, dass ihre Brüste herausschauten, doch das schien sie nicht zu kümmern. Sie verneinte sogar, als er den Stoff für sie richten wollte. Also legte der Marionettenspieler seinen Arm drüber. Daraufhin murmelte die Kunoichi etwas ins Kissen. Begleitet wurden ihre – fürs menschliche Ohr unverständlichen – Worte von einem leisen Kichern. Haarsträhnen hingen ihr ins Gesicht. Sie dufteten nach dem Shampoo, das sie immer verwendete. Ihren Ansatz direkt vor der Nase habend, versuchte er, einen Namen für den Geruch zu finden.

»Kirschblüten?«

»Woher ...«

»Korrekt?« Er wusste, wie Kirschblüten dufteten, obwohl sie in seiner Heimat nicht gediehen. Er meinte, dass in Konoha welche wuchsen und er den Geruch von dort kannte. Das sprach dafür, dass er seine Umgebung mit einem wachsamen Auge musterte und sich kleine, zuerst unwichtig wirkende, Details einprägte. Nicht, dass das in dieser Situation eine große Rolle spielte, aber im Kampf konnte er so verhältnismäßig schnell eine gute Strategie aushecken.

»Mmm.« Ihr Herzschlag hatte sich leicht beschleunigt. Ihre Finger strichen über seinen Arm, mit dem er ihre Brüste bedeckte. Ihre Berührungen verursachten ein dezentes Brennen auf seiner Haut. Es war angenehm. So vertraut ... Als hätten sie Teile der Kennenlernphase übersprungen.

»Wie fühlst du dich?« Der Suna-Nin achtete auf jedes Anzeichen von Unwohlsein. Asaka konnte mit ihm sprechen und dabei ehrlich sein. Bisher war sie das auch gewesen, was ihm zeigte, dass sie ihm vertraute. Trotzdem: Waren es zu viele Schritte gewesen, die sie gestern aufeinander zugemacht hatten? Die Kunoichi kannte sein wahres Gesicht und sie hatten die Nacht zusammen in einem Bett geschlafen und jetzt kuschelten sie. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er einen passenderen Moment gewählt. Er hätte sich deutlich mehr Zeit gelassen. Die erste Nacht im gemeinsamen Bett sollte etwas Besonderes sein. Sollte ... War sie natürlich nicht, wenn sie unter diesen Umständen stattfand. Sie hatten aus einer Notsituation heraus so gehandelt und nicht, weil sie wirklich bereit dafür gewesen waren. Oder es gewollt hatten. Wobei irgendwie hatten sie es ja doch gewollt und ... es war ... Ihre Köpfe waren zu gestresst gewesen, um dem Kribbeln im Bauch Beachtung zu schenken. Sie lebten halt wie Shinobi. Wir sollten jeden Moment nutzen, der uns bleibt, bevor wir draufgehen.

»Ich fühl mich gut bei dir.« Und wenn ich jetzt gehen würde?

»Dann war es doch die richtige Entscheidung von mir gewesen, dass ich dir gestern nach draußen gefolgt bin. Ich wusste zuerst nicht, ob ich dir nicht deinen Freiraum lassen sollte.«

»Ich war den Großteil meines Lebens ziemlich einsam gewesen. Man verfällt häufig automatisch wieder in das gleiche Muster, wenn irgendetwas Unvorhergesehenes passiert. Ich hab mich zurückgezogen, obwohl ich Nähe gebraucht hab. Ich hab mir also selbst keinen Gefallen damit getan, dass ich das Haus ohne dich verlassen hab. Freiraum ist nicht immer Freiraum. Ich bin allein nicht frei.«

»Du bist ziemlich gut darin, deine Situation zu analysieren.« Es lag wohl mitunter daran, dass Megumi nicht die erste Person gewesen war, die Asaka wegen ihrem Kekkei Genkai attackiert hatte. Der Suna-Nin wollte ungern so viel auf dem Thema herumreiten, weil es für die Kunoichi nur eine Wiederholung von etwas war, was sie schon tausend Mal durchgekaut hatte. Er wollte lieber versuchen, sie irgendwie aufzumuntern, ohne das, was passiert war, kleinzureden.

Die junge Frau hatte dagegen scheinbar nichts einzuwenden, was sie mithilfe einer frechen Antwort kundtat: »Ich weiß.«

Der Suna-Nin grinste. So kannte er sie. Es war noch lang nicht wieder alles okay, aber Trübsal blasen führte zu nichts. Das merkte Kankuro auch jedes Mal, wenn wiederholt irgendetwas war, was ihn nachts wach hielt. Er musste dann etwas tun, damit ihn das Kopfkino nicht verfolgte, denn das Kopfkino gab selten die Realität wider. Trotzdem waren die Aufnahmen so immersiv, dass man ihnen leicht Glauben schenkte. Man konnte es also tatsächlich mit der Selbstreflexion übertreiben. Zumindest, wenn der Realitätsbezug schwand. Bei Asaka war das gestern der Fall gewesen. Heute hatte sie sich wieder einigermaßen gefasst, sodass sie zwischen real und irreal unterscheiden konnte. Zwischen Ich-bin-gut-zu-mir und Ich-bestrafe-mich-selbst-ohne-Grund. Keine Frage der Schuld. Eine Frage des Umgangs mit dem Istzustand.

»Arrogant wie eh und je. Hab mir schon Sorgen gemacht ...«

»Arrogant können halt auch nur Leute sein, die etwas haben, worauf sie sich etwas einbilden können.« Schnippischer Unterton.

»Davon hab ich zweifelsohne eine Menge.« Asaka und er bevorzugten definitiv die unbescheidene Art. Man könnte meinen, dass Selbstverliebtheit den eigenen Selbstwert steigere.

»Dann zähl' mir doch mal alles auf ... huh?«

Gelassen erwiderte Kankuro: »Warte das Finale ab.« Und weil das noch nicht reichte: »HUH?«

»Ich verstehe. Du willst nichts anteasern, damit du am Ende nicht wie ein Blender dastehst. Aber ich persönlich hab nichts gegen Blender, schließlich blende ich tagtäglich jeden mit meiner Schönheit

»Wenn du dich zurückerinnerst, hast du mich nicht direkt geblendet. Wär' ziemlich fatal, wenn ich sowohl arrogant als auch oberflächlich wär'.«

»Ja, und das glaub ich dir bis heute nicht.«

Sie führten dieses Wortgefecht noch weiter fort mit dem Ergebnis, dass sie bei einem Unentschieden landeten, dann standen sie auf. Bevor sie mit ihrem Standard-Tagesablauf fortfuhren, zeigte die Kunoichi mit ihrer Kinnspitze auf ihr Dekolleté. Ihr gerötetes Gesicht entlockte dem Marionettenspieler ein Schmunzeln. »Vielleicht hätte ich vorm Aufstehen doch ... ähm ... Ich mein' wenn ich allein bin, juckt das ja niemanden ...«

»Ich könnt' jetzt was sagen ...«

»O Gott!« Mit gespielter Empörung wandte Asaka sich von ihm ab. Diese hielt aber nicht lang an, weil sie dann aus vollem Herzen anfangen musste, zu lachen. Ihr Teampartner stimmte mit ein. Es war wieder so, als wäre nichts passiert. Als hätte man den vorherigen Tag aus ihren Gedächtnissen herausgelöscht. Und es war, als wären sie jetzt wirklich ein normales Paar, oder zumindest auf dem Weg dahin.

Es war ... nicht ganz die Realität.

Was Asaka ebenfalls feststellte, als sie sich etwas zum Anziehen heraussuchen wollte. Das kaputte Kleid in den Händen haltend, sich ratlos umschauend. »Weißt du, es war mein Lieblingskleid gewesen ... Man kann es bestimmt flicken oder an der Stelle neu zusammennähen ... bestimmt. Schließlich soll man die Dinge, die man besitzt, wertschätzen. Genau. Richtig.« Ihre Hände zitterten. Sie versuchte, ihre Gefühle zu unterdrücken, aber ihr Körper spielte das Spiel nicht mit. Resigniert gab sie sich geschlagen. »Kannst du niemandem erzählen ... Also, dass du unterwegs fast abgestochen wurdest, weil du anders bist. Möglicherweise hab ich deren Scheißladen zerstört, aber es hätte auch schon gereicht, wenn ich mit einem Spiegel meinen Eyeliner korrigiert hätte. Hätte ich Megumi den Arsch gerettet, hätte sie mich trotzdem aus Angst töten wollen, weil sie keinen hohen Bildungsgrad besitzt und abergläubisch ist. Eventuell sollte ich das System kritisieren. Vielleicht muss ich aber auch noch mehr abstumpfen, damit's mich weniger verletzt. Doch eigentlich ... eigentlich will ich fühlen können. Zumindest ein bisschen. Nur tut es weh, wenn man auf diese Weise weggestoßen wird. Dieses Kleid wird mich immer wieder daran erinnern, dass ich der Dämon bin.«

Der Suna-Nin nickte zustimmend. »Nein, ganz wirst du die negative Verknüpfung wahrscheinlich nicht trennen können. Ich hab Sasori unter anderem deshalb umgebaut, um eine eigene Note mit reinzubringen. Fakt ist aber, dass es immer noch Sasori ist, mit dem ich eine unschöne Vorgeschichte habe. Ich kann das im Kampf gut ausblenden, doch bei etwas, das direkt auf der Haut aufliegt, stell' ich mir das schwieriger vor.« Er legte eine kurze Pause ein, bevor er fortfuhr: »Was hältst du davon, wenn wir ein neues Kleid kaufen gehen? Das wird sich mit der Mission irgendwie arrangieren lassen und jetzt fehlt dir ja quasi eines im Schrank.«

»Das wäre ... Warte mal, hast du gerade WIR gesagt?«

Statt direkt zu antworten, nahm er die junge Frau zärtlich in den Arm. »Wir. Außer du willst mich nicht dabeihaben.«

»Doch! I-ich weiß nur nicht, ob du das wirklich willst. Ich kann anstrengend sein. Du weißt schon ... Ich brauch dann Jahre, um mich zu entscheiden und ... u-und ich kann auch nicht nur ein schönes Kleid kaufen und muss unbedingt alles mehrfach anprobieren und bitte sag' dann ehrlich deine Meinung und läufst du mit mir wirklich alle Boutiquen ab und ...« Kankuro stoppte ihren Redeschwall, indem er sie auf die Stirn küsste. Nur auf die Stirn. War er immer noch so töricht und hoffte auf einen passenden Moment? Wie romantisch war es, auf den perfekten Augenblick für einen ersten Kuss zu warten, wenn man am Ende nur die Lippen einer Leiche küsste? Andere erste Male wurden uns schon genommen ... DAS unterscheidet uns von einem normalen Paar. Lassen wir uns dieses erste Mal auch nehmen, oder riskieren wir, es nie zu erleben?

»Ich helf' dir, wenn du dich nicht entscheiden kannst.« Ein selbstsicheres Lächeln. »Ich glaub, ich weiß mittlerweile ganz gut, was dir gefällt.«

»Stimmt.« Sie lehnte sich in seinen Armen etwas nach hinten. »Dein Gesicht gefällt mir zum Beispiel.« Mit ihren Fingern fuhr sie seine Kinnpartie entlang, rutschte rauf zum Wangenknochen. »Es ist ... sehr schön.« Mit sanfter Stimme: »Du bist attraktiv, Kankuro. Und ich sag das nicht nur, weil du gestern auf mich aufgepasst hast. Auch wenn ich mich dafür unbedingt noch einmal bei dir bedanken wollte. Das mit dir fühlt sich einfach von Tag zu Tag richtiger an. Deswegen ist es okay, wenn du mich ... b-berührst.« Sie konnte sich ein Kichern nicht verkneifen.

»Gut zu wissen.« Er errötete. Obwohl so viel um Asaka drumherum passiert war, hatte sie von selbst das Thema mit seinem Gesicht angesprochen. Ob sie auch der Tatsache nachtrauerte, dass das ein wichtiger und intimer Moment zwischen ihnen hätte sein können? Irgendwie bitter. Aber sie fand es sehr schön. Also sein Gesicht. »Aus deinem Mund muss das ja was heißen.«

»Natürlich.«

»Ich hätte mit einer weniger vorhersehbaren Antwort gerechnet.«

»Pfui! Dann geb ich mir halt beim nächsten Mal mehr Mühe ... Meine Güte!« Wieder zurück zur Unbeschwertheit. »Ich kann es dir beweisen, wenn wir zusammen shoppen gehen. Nur nicht hier. Du weißt schon ...«

Der Suna-Nin erwiderte ihren Blick mit einer ernsten Note darin. »Wir werden noch einmal mit Ichikawa Ukei sprechen müssen. Danach ziehen wir weiter. Er hat uns nicht verpfiffen, auch wenn er es hätte tun können. Wir hatten eine verhältnismäßig ruhige Nacht gehabt.« Er pausierte und wartete, bis die junge Frau das Gesagte gänzlich verarbeitet hatte und einen entnervten Seufzer ausstieß. Es war ein cleverer Schachzug, den Vermittler erneut aufzusuchen, da dieser bisher einigermaßen vertrauenswürdig schien und sie eine zweite Quelle brauchten, die das, was Megumi gesagt hatte, bestätigen würde können. Wenn Ukei sie nicht mit einem neuen Hinweis ins nächste Dorf lotste, würden sie den Heimweg anstreben, um sich in Suna über das weitere Vorgehen zu beratschlagen. »Keine Sorge. Jetzt, wo eh jeder weiß, wer du bist, gehört die Bühne quasi dir. Der alte Sack wird einen Kulturschock mit Sicherheit auch noch überleben. Kannst dich ja extra für ihn in Schale werfen.« Kankuro grinste süffisant, weil er wusste, dass Asaka von der Idee begeistert sein würde und er sich das Schauspiel auf jeden Fall geben wollte.

»Ich seh, du willst mich zu deiner eigenen Belustigung beeinflussen. Wer hätte damit gerechnet ... Und dann würde dein Auge ebenfalls davon profitieren. Ich mein', man sieht nicht alle Tage eine so schöne leicht bekleidete Dame. Aber ... Ich mag deine Idee. Ich find's auch gar nicht so schlimm, wenn der alte Sack das dann nicht überlebt.«

»Huh?«

»Ups!« Sie klimperte mit den Wimpern und setzte ihr falschestes Lächeln auf. »Tja ... Was wollte ich gerade sagen? Ach ja! Wenn er nicht redet, darf ich ihm dann den Kopf abschneiden?«

»Nein. Ich denk', das ist nicht nötig.«

»Schade. Er hätte es verdient. Außerdem lebt der Typ eh nicht mehr lang.«

»Ja deswegen kannst du ihm die paar Jahre auch noch gönnen ... Schau, er hat uns nicht hintergangen. Wir müssen ihn für die Mission also nicht aus dem Weg räumen.« Obwohl es wahrscheinlich unfassbar unterhaltsam wäre. Ein kleiner Teil von ihm war resigniert. Reichte schon, dass ausgerechnet Gaara zum Gutmenschen konvertiert war.

»Aber wir können ... Dafür werf' ich mich sehr gern extra in Schale.«


Sie suchten ein zweites Mal Ichikawa Ukei auf. Um sich auf den Straßen des heruntergekommenen Dorfes unauffällig fortbewegen zu können, verwendeten sie ausnahmsweise das Henge no Jutsu, weil ihnen nicht viele andere Optionen blieben, die kein Massaker zur Folge hätten. In Ukeis Laden angekommen, hätten sie die Tarnung am Liebsten direkt auflösen wollen, doch das große Schaufenster hatte ihnen dabei Probleme bereitet, sodass sie es mit einem Genjutsu niedrigster Stufe probieren mussten. Eines, das wahrscheinlich sogar von einem Genin durchschaut werden konnte, aber für den einfachen Dorfbewohner würde es reichen. Diese Art des Verkleidens widerspricht meinen Prinzipien. Ich verstehe, was Asaka durchmachen musste. Wir werden diesen Ort möglichst bald verlassen. Eventuell entgeht uns so eine Spur, doch die Sicherheit und das Wohlbefinden meiner Einheit gehen vor. Natürlich bin ich nicht zufrieden und frag' mich, ob es am Ende dieser eine Hinweis wäre, mit dem ich meinen Bruder retten könnte. Ich steiger' mich in das Ganze hinein und mir ist bewusst, dass es das ist, was der Feind will. Alles, was ich tue, spielt ihm in die Karten. Ob wir hierbleiben oder abhauen ...

Themenwechsel. Ukei machte direkt Augen, als Asaka in ihrem kimonoähnlichen Gewand vor ihm am Tresen erschien. Zwar sah man diesmal nicht viel von ihren langen Beinen, dafür waren ihre Brüste nur mit zwei schmalen sich überkreuzenden Schichten Stoff verdeckt worden. Sie lächelte und fühlte sich offensichtlich pudelwohl in dem Outfit. Ihr Eyeliner war so scharf wie die Klinge eines Messers. Der Suna-Nin konnte sich vorstellen, dass sie sogar aus Prinzip ihr Kunai zur Hilfe genommen hatte. Dazu die perfekt manikürten Nägel und das Lipgloss – mit den kleinen Glitzerpartikeln darin –, das an keiner Stelle verschmiert war. Einen Teil ihrer Haarpracht hatte sie zu einem Dutt zusammengebunden. Für sie war jetzt eindeutig Schluss mit der Maskerade. Das Stirnband hatte sie sich leider trotzdem um den Kopf binden müssen, selbst wenn es nicht zum Look passte. »Du wolltest einen Namen haben ...«, eröffnete die Kunoichi das Gespräch. Ihr Lächeln wurde noch breiter und ein Funkeln war in ihre Augen getreten, während sie den alten Mann von oben herab taxierte. »Yuki Asaka.«

Der Vermittler richtete seine Brille, ließ sich von Asakas Auftritt aber keineswegs aus der Ruhe bringen. »Yuki-Clan. Hab ich mir nach dem, was in der Papeterie vorgefallen war, gedacht. Ein Wunder, dass du bei deinem gewagten Aufzug noch nicht ins Gras beißen musstest, Mädchen. Wobei ich schon Wasserleichen gesehen hab, die mehr Farbe als du im Gesicht hatten.« Aus seiner Stimme war keine Emotion herauszuhören.

»Ich bin mir sicher, dass du weißt, warum wir hier sind«, klinkte Kankuro sich mit ein. Er kam direkt zum Punkt und stellte sich neben Asaka. Mit seinen Unterarmen beanspruchte er den halben Tresen für sich. Hatte der alte Mann sie nur wegen der Verschwiegenheitserklärung gedeckt? Offensichtlich war, dass er kein persönliches Interesse daran hegte, ihnen weiterzuhelfen. Und mit Gewalt würden der Suna-Nin und seine Teampartnerin nicht weiterkommen. Seltsam war es aber schon, dass Ukei nicht einmal ein Finger fehlte, wenn er sich allen seinen Kunden gegenüber so unkooperativ und respektlos verhielt. War es reines Glück? Dann hätte er jedoch ein paarmal zu oft Glück gehabt.

»Ich denke, dass ich sogar sehr gut weiß, warum ihr hier seid. Es scheint, als wäre ich die einzige vertrauenswürdige Person in diesem Dorf voller abergläubischer unterbelichteter Dilettanten. Aber bin ich das wirklich? Ihr seid hier, um das herauszufinden, doch so einfach werd' ich es euch bestimmt nicht machen, schließlich habt ihr euch in den letzten Tagen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Will ich mir den Ärger antun, nur um am Ende auf der Seite der vermeintlich Guten zu stehen?«

»Ich seh' schon ... kein Mitleid.« Der Suna-Nin zog eine Braue nach oben.

»Mitleid mit wem? Mit deinem Anhängsel garantiert nicht.« Sein knochiger Zeigefinger deutete auf Asakas Brüste. »Du bist selbst schuld, Mädchen. Erstens hab ich dir gesagt, dass du dich nicht so aufspielen solltest, während du eigentlich nichts zu sagen hast. Zweitens: Auf dich ist bestimmt schon ein hohes Kopfgeld angesetzt worden. Jemand von der Akatsuki hätte es mir mit Sicherheit sagen können. Jetzt weißt du, dass ich bereits wichtigere Kundschaft gehabt hatte. Außerdem interessiert mich nicht, auf welcher Seite ich stehe, solang man mich außerhalb der Geschäftszeiten in Ruhe lässt und keine lästigen Fragen und Forderungen stellt. Immerhin hat dein Typ Megumi aus dem Weg geräumt. Das hätte gern schon vor ein paar Jahren passieren können.«

Empört rümpfte Asaka die Nase, doch Ukei hatte noch nicht fertig gesprochen: »Bevor ich es vergesse ... Was hält dich eigentlich davon ab, deinem Dorf den Rücken zuzukehren? Du dienst den Leuten, die dich misshandeln. Du bist als Shinobi ihr Aushängeschild. Und was steht auf deinem Schild drauf? Genau. Du hast sowohl deinen Stolz als auch deine Würde im Kinderbett zurückgelassen. Wärst du tatsächlich das, was du mit deiner aufgesetzten Attitüde verkörpern willst, dann ständest du nicht hier vor mir.«

Kankuro reagierte zu spät, da hatte die junge Frau mit ihrer linken Hand bereits ein Fingerzeichen geformt. An Ukeis Halsbeuge erschien eine 20 Zentimeter lange Klinge aus Eis. »Was weißt du schon davon?«, fauchte sie den Vermittler an. »Ich bin Shinobi, weil ich im Gegensatz zu dir ein klares Ziel vor Augen brauche. Eine Mission. Ich hab noch nicht fertig gelebt ... Hm, aber was ist mit dir? Was sind deine Ambitionen? Ich soll meinem Dorf den Rücken zukehren? Dummerweise ist man als Shinobi jedoch an sein Dorf gebunden. Du bist kein Shinobi. Du könntest abhauen und dich in einer nobleren Gegend niederlassen. Das nötige Geld dürfte dir deine wichtige Kundschaft ja verschafft haben.« Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Wenn ich könnte, würde ich gehen.«

Immer noch unbeeindruckt: »An deiner Stelle wär' ich vorsichtig, wem du so etwas erzählst, Mädchen. Für den Bruder des Kazekage müssten solche Worte doch einem Frevel gleichen. Ein Shinobi, der sein Dorf verraten würde, ist kein ehrenwerter Krieger. Falls Shinobi das je waren.« Während Ukei das sagte, blieb seine Mimik ausdruckslos. In Asakas Gesicht hatte sich eine Zornesfalte gegraben und es war das erste Mal, dass Kankuro sie so wütend erlebte. Sie hielt nicht mehr viel davon ab, den alten Mann wirklich umzubringen, was sie demonstrierte, indem sie die Klinge weiter auf seinen Hals zubewegte und leicht in das trockene Fleisch schnitt. Eine feine Blutspur bahnte sich einen Weg zu seinem Schlüsselbein. Das zerschlissene Hemd stand dem Fluss nicht im Weg. Doch selbst das, machte Ukei keine Angst. Als wüsste er, dass die Kunoichi nicht durchziehen würde. Dann wandte er sich direkt an den Marionettenspieler aus Sunagakure: »Wer sagt denn, dass sie nicht auch dein Dorf verraten würde, sobald ihr etwas an der Politik nicht passt? Und denkst du, dass sie sich den Titel eines Shinobi überhaupt verdient hat?«

Es war Kankuros Faust, die den Tresen zum Wackeln brachte. Sein Blick hatte sich verfinstert und er sah keinen Grund darin, dem alten Mann in die Augen zu schauen. Daraufhin besann er sich aber eines Besseren und überlegte weiter. Ihm kam sogar eine Idee, wie er Ukei zum Reden bewegen könnte. »Geld reizt dich nicht mehr, dann könnte ich es auch symbolisch für deine Kehle zerschneiden. Wie viele Scheine soll ich für dich in die Hand nehmen? 10.000 Yen oder gleich noch ein paar Nullen hintendran? Nach oben gibt es kaum Grenzen. Asaka, würdest du eventuell was dazugeben?« Er spielte seine Rolle gut. Vor allem war er ein Meister des Improvisationstheaters und dazu gehörten heftige Stimmungsschwankungen und ein Hauch von Unberechenbarkeit.

Eine Schweißperle lief über Ukeis Stirn, während er dabei zusah, wie Kankuro mit seiner behandschuhten Hand ein Bündel an gelben Scheinen zückte. Bevor der Suna-Nin das erste Wertpapier zerreißen konnte, hatte der Vermittler angefangen zu kooperieren: »Eine eurer Zielpersonen ist Daiju Akihiro. Er ist der Sohn von Daiju Hekima, welcher am Mord an den Sugiyamas beteiligt gewesen war. Wie sein Vater hat er sich auf Genjutsus spezialisiert und ist ein Sensortyp. Ich hab ... Ich hab Hekima damals Unterschlupf geboten, weil er mich von der Steuerpflicht dem Daimyō gegenüber ähm nicht ganz befreit hat, aber ... Er hat mir geholfen, mein Geschäft aufzubauen.«

»Also Steuerhinterziehung?«

»Nicht direkt ... So würde ich das nicht nennen.« Nervös trat der alte Mann von einem Bein aufs andere. »Was wisst ihr über die Sugiyamas?« Endlich hatte Kankuro Ukei da, wo er ihn haben wollte. Dann würde er ebenfalls auspacken. Er schilderte seinen Verdacht bezüglich der Arsenvergiftung, während der Vermittler zuhörte und nickte. »Ja, es war Arsenik. Der Giftmischer hatte die Dosis auf Größe und Körpergewicht der einzelnen Familienmitglieder abgestimmt, sodass alle relativ zeitgleich gestorben sind. Das Gift war dem Wein zugeführt worden. Hätte es Minderjährige gegeben, wäre der Plan so nicht aufgegangen, aber die anderen Mitglieder der Gruppe hatten die Sugiyamas schon im Vorfeld observiert. Auch, um sich einen Überblick über deren Wohnsituationen zu verschaffen.«

»Schließlich musste die Sache mit den Testamenten parallel abgewickelt werden ...«

»Richtig.«

»Wen gab es noch in der Gruppe?«

»Ich kenn' keine anderen Namen. Akihiro hat allerdings gestern Abend das Dorf verlassen. Er hat wohl bekommen, was er wollte. Ich vermute, dass er euch bei der Papeterie eine Falle gestellt hatte. Es wundert mich nicht, dass die gleiche Strategie, die bei den Sugiyamas funktioniert hat, nun auf ein größeres Ziel übertragen wird.« Das würde passen. Auch die Tatsache, dass sie wieder einen Giftmischer haben, lässt darauf schließen, dass zumindest einige direkte Nachfahren an den Zielen ihrer Vorgänger festgehalten haben und die freigewordenen Posten in der Zwischenzeit neubesetzt wurden. Das erklärt die lange Inaktivitätsperiode.

»Welche Strategie?«

»Ist das nicht offensichtlich?«

»Hm.«

»Wenn ihr Akihiro noch erwischen wollt, müsst ihr euch übrigens beeilen.« Ukei nannte ihnen ein Dorf. Das Dorf befand sich in der Nähe von Suna und hatte schon beim Sugiyama-Case als Zwischenstopp für die Attentäter gedient. Kankuro fragte sich neben ein paar anderen Sachen, warum der alte Mann wusste, wo sich der Sohn von Hekima gerade aufhielt. Er vermutete, dass der Vermittler Akihiro parallel Unterschlupf geboten hatte. Wenn er schon mit dem Vater gute Geschäfte gemacht hatte ... Was den Suna-Nin aber noch interessieren würde ...

Ein beißender Geruch machte sich in dem paar Quadratmeter großen Vorraum breit. Aus dem Nichts. Alle Sinne des Marionettenspielers gerieten in Alarmbereitschaft. Fast hätte er nach seiner Schriftrolle gegriffen. Es roch ... Es roch nach ... doch nicht nach ... hat er wirklich? Nein, oder? Angewidert machte Asaka einen Sprung zur Seite. Den Mund hatte sie vor Schock weit aufgerissen und sie hielt sich eine Hand davor. Ja, sie hatte es auch bemerkt. Bei ihrer empfindlichen Nase war das aber kein Wunder. Ichikawa Ukei hatte sich während des Gesprächs in die Hosen gemacht.

»IGITT, WIE EKELHAFT!« Ein Atemzug. »O GOTT!«

»Was ist, Mädchen? Alte Menschen schaffen es eben nicht immer rechtzeitig auf Toilette. Das würdest du wissen, wenn du dich weniger in deiner eigenen Blase aufhalten würdest.« Sein anzügliches Grinsen brachte das Fass zum Überlaufen. Die Klinge bohrte sich hinter ihm in die Wand, weil er instinktiv zur Seite gehechtet war. Jetzt verdeckte nicht einmal mehr der Tresen den dunklen Fleck auf seiner Hose. Asakas Lippe bebte und sie hatte die Arme eng an ihren Körper gepresst. Auf wackligen Beinen stehend, hatte ihre Hand eine weitere Kombination von Fingerzeichen geformt. Diese Eisklinge maß fast einen Meter, was auf dem engen Raum nicht ungefährlich für den Marionettenspieler war. Welcher scharf die Luft einzog, als die Schneide bei beiden Beinen durch Ukeis Tibia, Fibula und Achillessehne glitt. Sie durchtrennte Nervenfasern und Blutgefäße, sägte sich mit einem quietschenden Geräusch durch die Knochen hindurch. Aus den abgetrennten Stümpfen spritzte das Blut in Fontänen auf. Ausgefranste Wundränder. Der Vermittler kippte nach vorn, schlug mit seinem Kinn auf dem dreckigen Holzboden auf. Sein Schritt wurde dabei zum Glück verdeckt. Er würgte, als sich Blut in seinem Mundraum sammelte. Ein Zahn aus der oberen Zahnreihe war abgebrochen und hatte sich in seine Unterlippe gebohrt.

Asaka hatte den Schreck immer noch nicht ganz verarbeitet gehabt und einen weiteren Satz zur Seite gemacht, bis sie mit ihrer Schulter gegen die Tür gestoßen war. »MEIN KLEID!«, schrie sie, während sie jeden Millimeter nach Blutflecken absuchte. Kankuro – der stattdessen all das Blut abbekam – verdrehte die Augen. Er musste den Fiebertraum auch erst einmal verarbeiten, doch die Kunoichi hatte sich mal wieder selbst übertroffen. Wie Ukei da lag und sich vor Schmerzen wand, war ... amüsant. Aber hatte er sich gerade wirklich eingenässt?

Scheiße, ja!

Eine Gänsehaut kroch Kankuros Arme hinauf. Er musste aufpassen, dass er nicht vor Aufregung alles vergaß, was der alte Mann zuvor über die Daijus gesagt hatte. Und dann war da seine Teampartnerin, die komplett mit diesem Dorf abgeschlossen hatte. Also wirklich komplett.

»Darf ich nun?«

»Was?« Er war auch dafür, dass sie jetzt ganz schnell das Weite suchten. Zudem hatten sie einen Namen und einen konkreten Hinweis, der diesmal nicht von den Attentätern selbst stammte. Sie würden also keinen großen Verlust machen, wenn sie die Befragung an dieser Stelle abbrächen.

»Na ihm den Kopf abschneiden.«

»Asaka! Dein Ernst?«

»Alles gut. Ich hör' schon auf, auch wenn ...«

»ASAKA!«




Anmerkungen:

@FallenPlanet hat mal wieder gezaubert und mir gehen die kitschigen Worte dafür aus.

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