Kapitel 2
Nach der Messe trotteten alle Schüler wieder zurück in Richtung Schulgebäude, wo es, kaum dass wir angekommen waren, zur vierten Stunde läutete. Als wir unser Klassenzimmer betraten, saßen Tim und Stegi immer noch auf ihren Plätzen, allerdings hatte Tim inzwischen nach der Hand des Blonden gegriffen und die Beiden unterhielten sich leise.
Als wir uns alle auf unsere Plätze gesetzt hatten und Herr Funack gerade ansetzte, etwas zu sagen, ging plötzlich die Türe auf. Ohne angeklopft zu haben, stapfte ein braunhaariger Junge in den Raum, schmiss die Tür hinter sich zu und setzte sich auf den letzten freien Platz, der im Prinzip neben mir war, allerdings trennte unsere Tische ein halber Meter Luft.
Unser Lehrer warf dem Braunhaarigen, der keine Anstalten machte, sich zu entschuldigen, einen kurzen, missbilligenden Blick zu, wandte sich dann aber wieder in Richtung der ganzen Klasse und machte weiter, als wäre nichts gewesen.
Verwirrt fragte ich Freddie: „Wieso schimpft er ihn nicht? Der ist doch drei Stunden zu spät!" Leise antwortete mein Sitznachbar: „Ja, aber niemand legt sich mit Manu an. Auch kein Lehrer. Denn egal, ob man sich mit ihm streitet oder prügelt – man verliert immer. Der Junge ist heftig. Niemand weiß was über ihn, aber alleine schon wenn man mit ihm redet, kommt man sich so durchschaut vor. Man kann ihn nicht anlügen, da fühlt man sich sofort ertappt. Der ist seltsam, halt dich lieber von ihm fern!"
Langsam nickte ich und wusste doch im selben Moment, dass ich es nicht hinbekommen würde, den Braunhaarigen völlig zu ignorieren, dafür wirkte er viel zu interessant. Für den Rest der Stunde schaffte ich es allerdings tatsächlich, unserem Lehrer zu folgen und Manu nicht zu beachten. Als es allerdings zur Pause läutete, lag mein Blick sofort wieder auf dem Größeren. Irgendetwas an ihm faszinierte mich, auch wenn ich nicht oder noch nicht sagen konnte, was es war.
Vielleicht sein selbstbewusstes und trotzdem lässiges, teilweise gleichgültiges Auftreten. Die Tatsache, dass er, wenn er aufgerufen wurde, so abfällig antworten konnte, wie er wollte, ohne eine Strafe oder auch nur einen kritischen Blick zu kassieren. Oder aber der stechende, fast schon hypnotisierende Blick aus dunkelgrünen Augen, der für zwei oder drei Sekunden auf mir gelegen hatte, als wir das Klassenzimmer verlassen hatten.
Ich erwischte mich dabei, wie ich ihn anstarrte.
In der Pause setzte ich mich neben Freddie, Stegi und Tim auf eine der Banken, die an der Wand aufgereiht waren und während sich die drei Jungs neben mir unterhielten, konnte ich nicht verhindern, dass mein Blick immer wieder zu dem grünäugigen Jungen wanderte und ich mich in meinen Tagträumen verlor.
Irgendwann klingelte es zur fünften Stunde und ich schreckte leicht auf, dann machten wir uns zusammen auf den Weg zurück in unser Klassenzimmer und es folgten weitere zwei Schulstunden voller leerem Gerede, bis endlich die erlösende Klingel ertönte.
Hektisch warfen alle ihre Sachen in die Taschen und beeilten sich, aus dem Klassenzimmer zu kommen. Ich wollte noch einen letzten Blick auf Manu werfen, doch dieser war offenbar schon mit den ersten Schülern, die gegangen waren, verschwunden.
Zu viert machten wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle, wo Freddie noch kurz nach meiner Nummer fragte, die sich Stegi und Tim auch aufschrieben, und sich dann verabschiedete, da er seinen Schulweg zu Fuß zurücklegte. Tim und Stegi halfen mir, meine Busverbindung heraus zu finden, allerdings musste ich genervt feststellen, dass ich noch fast 20 Minuten warten musste, während der Bus der Beiden schon um eine Ecke bog.
Bedauernd verabschiedete ich mich von meinen neuen Freunden und ging dann zum Bushäuschen, um mich erschöpft auf eine der Bänke fallen zu lassen. Ich würde also jeden Tag zwanzig Minuten auf meinen Bus warten müssen, na super.
Resigniert stützte ich meinen Kopf auf den Händen ab, zog dann nach einigen Minuten mein Handy aus meiner Tasche und schrieb meiner Mutter, dass ich wohl erst in einer guten dreiviertel Stunde zu Hause sein würde.
Dann schob ich mein Smartphone wieder in meine Hosentasche und wartete die verbleibenden zehn Minuten, bis der Bus endlich ankam. Schnell kaufte ich mir ein Ticket und ließ mich auf einen der Sitze fallen. Dann lehnte ich meine Stirn gegen die Scheibe und sah nach draußen. Alles in allem war ich mit meinem ersten Schultag in Köln mehr als zufrieden.
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Gut, dass ich vergessen habe, zu veröffentlichen.
Deswegen erst jetzt das Kapi ^^
Bye!
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