[17 - Schlange]
„Du scheinst ja doch schon einiges zu wissen."
„Nicht genug", meint Madara.
Madara hat zumindest einiges rausbekommen, was ein guter Start ist. Das war sicher nicht die letzte Unterhaltung mit Tatsu.
Der Monat im Reich der Drachen ist schneller vergangen, als Madara erwartet hatte. Madara hat sich inzwischen schon mit dem Gedanken abgefunden, eine weitere Nahtoderfahrung zu erleben. Und so steht er bald mit Haru, Tatsu und vier weiteren Mitgliedern des Drachenvolkes gemeinsam in einem Höhlenabschnitt.
Haru blickt zu Tatsu. "Können wir beginnen?" Der Genannte nickt. Haru blickt dann Madara an. "Bist du auch bereit, oder willst du wie letztes Mal erst wieder einen Aufstand machen?"
Madara runzelt die Stirn. Er hat nie einen Aufstand gemacht. Warum hat sie seine damalige Beschwerde, dass Haru ihn quasi ebenfalls abgestochen hat, als Aufstand bezeichnet?
"Ich bin bereit", murrt Madara, der es nur schnell hinter sich bringen will. "Gut. Wir werden jetzt erstmal dieses Reinigungsritual abhalten, dann werde ich meine Verwandlung durchführen, während du dich ein letztes Mal ausruhst, und danach ziehen wir ohne viel Zögern weiter," erklärt Haru noch einmal den ganzen Plan, woraufhin Madara nur knapp nickt.
Beide legen sich auf den Boden, um zu verhindern, dass sich jemand beim Bewusstseinsverlust den Kopf anschlägt. Dann lässt Haru ihre Krallen ausfahren und sticht sie sich in den Magen. Madara zuckt durch den Schmerz, der sich auf ihn überträgt, sofort zusammen.
Obwohl das nicht das erste Mal ist, hasst er es, zu wissen, dass er gleich ausbluten wird und nichts dagegen tun darf.
Haru rammt ihre Klauen schließlich in ihre Magengegend. Madara zischt schmerzerfüllt auf, unterdrückt aber weitere Geräusche.
Er schließt schon mal die Augen. Er wird sowieso in ein paar Minuten das Bewusstsein verlieren, da kann er auch leise vor sich hin unter den Schmerzen leiden.
Der Vorgang geht ohne Zwischenfälle vonstatten. Da Madara durch den Blutverlust das Bewusstsein verliert, bekommt er von der ganzen Sache auch nicht mehr viel mit.
Als er wieder aufwacht, setzt er sich sofort auf. Madara findet sich alleine in irgendeinem Teil der Höhle wieder. Haru meinte zwar, er solle sich ausruhen, aber er möchte seinen Kreislauf so schnell wie möglich wieder unter Kontrolle bekommen. Nach dem letzten Mal Ausbluten war er anfangs ziemlich wacklig auf den Beinen, und bevor irgendwer nach ihm schauen kommt, will er das wieder im Griff haben.
Und das tut er auch. In den folgenden Stunden passiert dann... gar nichts, weshalb Madara sich dazu entscheidet, ein wenig zu trainieren, solange er wartet. Er hat ja beim letzten Mal schon mitbekommen, dass diese Verwandlung von Haru etwas länger zu dauern scheint.
Dass sie sich verwandelt, heißt allerdings auch, dass in seiner Zeitrechnung erneut ein weiteres Jahr vergangen ist. Er ist mit Haru jetzt schon knapp zwei Jahre unterwegs, dabei fühlte sich das gerade mal wie ein paar Monate an. Wenn sie so weitermachen, sind sie wirklich erst in zehn Jahren mit allen Tierkreiszeichen durch. Da würde es sich wirklich fast eher lohnen, sein Leben einfach weiterzuführen und zu riskieren, dass dieser Blutpakt für sie beide irgendwann das Ende bedeutet. Andererseits würde Haru das wohl niemals zulassen.
An dem Tag scheint sich nichts mehr zu tun, weshalb Madara Tatsu aufsucht, der ihm ebenfalls mitteilt, dass Haru wohl erst am nächsten Tag fertig sein wird.
Am nächsten Morgen, nachdem er aufgestanden ist, sucht er dann erneut Tatsu auf. Er und Haru unterhalten sich in einer einsamen Ecke.
"Ich werde dir nicht danken, aber du hast mir sehr geholfen. Ich habe mich bei deiner Ernennung zum Anführer der Drachen nicht getäuscht. Wie du deine Arbeit erledigst, ist durchaus lobenswert. Ich habe in der Zeit hier bestätigt bekommen, dass dein Einfluss sich positiv auf das Drachenvolk als... Einheit auswirkt. Mach weiter so."
Tatsu blinzelt Haru etwas irritiert an. "Im Ernst jetzt?"
"Sehe ich so aus, als würde ich Witze machen?", hakt Haru nach. Er schüttelt schnell den Kopf. "Ich... danke dir für deine Worte."
Haru nickt nur knapp. "Gut, ich verabschiede mich dann."
"Ich bring euch noch raus", meint Tatsu und blickt auch zu Madara, der nur dasteht und zuhört. "Meinetwegen."
Die beiden kommen auf ihn zu, und Madara fallen vor allem Harus grüne Haare auf. Gerade als die beiden sich unterhalten haben, hat er sich auf die nach hinten gerichteten Zähne und die gespaltene Zunge konzentriert.
Auch das Symbol in ihrem linken Auge hat sich erneut geändert und zeigt nun das Zeichen für Schlange.
"Ich zeige euch einen schnelleren Weg raus als den, den ihr reingekommen seid. Dann braucht ihr nicht erst um den ganzen Vulkan zu wandern, sondern könnt euren Weg zum Nest gleich fortsetzen." Haru nickt knapp. "Glücklicherweise hat Hebi ihr Nest in der Nähe", meint Haru, was für Madara so klingt, als müssten sie diesmal nicht tagelang am Stück laufen.
"Sicher, dass du deinem Begleiter nicht... ein Gegengift vorbereitest?", meint Tatsu, und Madara runzelt die Stirn.
Die beiden blicken Madara nachdenklich an. "Worum geht es?", will er sofort wissen.
Haru zuckt nur mit den Schultern. "Du hast ihn auch nicht gleich gegrillt, das wird schon so klappen." "Na, wenn du meinst."
Madara wird einfach ignoriert. Und das gefällt ihm gar nicht, obwohl er fast das Gefühl hat, dass er sich an Harus Art gewöhnt hat. "Also?"
Haru seufzt. "Dir wird wohl schon zu Ohren gekommen sein, dass alle Tierkreiszeichen ihre Eigenarten haben. Und die Anführer repräsentieren ihre Rasse." Madara versteht langsam, in welche Richtung das geht.
"Und das Volk der Schlangen besteht eben aus giftigen, manipulativen, verführerischen Schuppenkriechtieren."
"Du bist immer noch eingeschnappt, weil Hebi dich mal um den Finger gewickelt hat?", fragt Haru ruhig. "Sie hat mich als Versuchsobjekt missbraucht!"
"Du hast Drachenschuppen. Selbst Schuld, einem offensichtlich giftigen Lebewesen zu verraten, wo man deine Schuppen am einfachsten durchbeißen kann", macht Haru ihn auf seinen eigenen Fehler aufmerksam. Madara lauscht nur ruhig. Scheinbar passiert bei den Tierkreiszeichen auch ohne Zwischenfälle wie diesen Blutpakt einiges Seltsames.
"Das war unser erstes Treffen, ich dachte, sie wolle das als Vertrauensbeweis wissen!"
Haru seufzt und blickt zu Madara. "Du hörst schon, wenn wir ankommen: Trau einfach keinem ein Wort, nimm nichts an, lass dich nicht verführen, und solltest du gebissen werden, ignoriere deinen Stolz und sag mir Bescheid. Im Gegensatz zu Wunden überträgt unser Pakt nämlich kein Gift, sondern nur die Nebenwirkungen später. Sollte sich irgendeines deiner Körperteile taub anfühlen, dir schlecht oder schwindlig werden oder dir irgendeine körperliche Reaktion seltsam vorkommen, sag mir Bescheid. Wenn du mir das nicht garantieren kannst, beiße ich dich hier und jetzt und betäube deinen Körper, bis wir da wieder raus sind."
Madara will erst widersprechen, lässt sich das aber durch den Kopf gehen. Mit Schlangengift betäubt zu werden, will er weder von Haru noch von sonst jemandem. Er soll ihr das nur versprechen, um ihr beider Leben zu garantieren. Er muss eben nur wachsam sein, dass er nicht gebissen wird, dann braucht er Haru auch nicht um Hilfe zu bitten.
"Sollte das passieren, sage ich dir Bescheid", meint er schließlich. Er ist sich nämlich ziemlich sicher, dass er verhindern kann, dass es passiert.
Sie kommen an einem Ausgang zum Stehen, und Madara sieht in der Ferne bereits wieder die Wüste des Wind-Reiches.
"Bis in ein paar Jahren dann", meint Haru zu Tatsu, bevor sie und Madara den Drachen-Stamm ein für alle Male verlassen.
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