CHAPTER 60
after hours
The Weekend
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"Nach umfassender Beratung, sind wir zu dem Urteil gekommen..", sprach der Richter und blätterte die ihm vorliegenden Unterlagen durch.
Nervös knibbelte Jimin an seiner Nagelhaut. Nach all den Jahren würden sie ihn befreien können oder in etwas stoßen, aus dem er nicht mehr lebendig herauskommen könnte und genau dies ließ ihn zittrig ausatmen.
Sein Blick huschte nach hinten zu Hendery, Lucas, Winwin und zuletzt Jeongguk, die ihn alle aufmunternd anlächelten. Mit Letzterem hielt er länger Augenkontakt, während er die Unsicherheit in dessen Augen erkannte. Er schluckte schwer.
Seine Kehle war zugeschnürt, sein Magen drehte sich unwohl unter der Nervösität, die in ihm hochstieg und seine Hände schwitzen ließ. Ihm war heiß und kalt zugleich, dass er anfing seinen Kragen zurecht zu zupfen, als er eine Hand an seiner spürte.
Es war Megumi, die ihn anblickte, ebenfalls nervös. Aufmunternd drückte sie ihm die Hand.
"Auf Grund der vorgelegten Beweislast und den Spekulationen, die beide Seiten vorgebracht haben, sind wir noch einmal alle Aussagen durchgegangen, mit Berücksichtigung ihres Alter und Vorgeschichte..", betonte der Mann und blickte zu den Anwesenden auf.
Niemand wusste, wie er es nun wiegte, immerhin lag all die Macht bei ihm. Noch nicht einmal die Jury konnte wissen zu welchem Urteil er nun gekommen war.
"Herr Park, Sie werden auf Grund schwerer Körperverletzung nach Paragraph 223 des Strafgesetzbuches zu acht Jahren und drei Monaten Freiheitsstrafe ohne Bewährung sowie vorzeitiger Entlassung verurteilt, zusätzlich zu einer Entschädigung von 900 Millionen Won gegenüber dem Opfer. Nach Absitzen der Freiheitsstrafe dürfen Sie sich ihrem Sohn Park Jimin nicht mehr als hundert Meter nähern, bei Verstoß kommt es zu unbestreitbaren Sanktionen. Sitzung beendet."
Jimin hörte kaum die Worte des Richters, so unglaubwürdig erschienen sie ihm. Er hörte dumpfe Stimmen um sich, Arme die ihn an sich zogen, doch es sollte keine dieser Gesten zu ihm dringen.
Sie hatten es geschafft.
All die Jahre lebte er mit dem Glauben sich nie aus dieser Hölle befreien zu können und nun stand er hier, hatte gewonnen, gewonnen gegen den Mann, der seine Kindheit zerstört hatte und verloren gegen den Kampf der Tränen. Doch diesmal waren des Freundentränen, in Unmengen flossen sie seine Wangen hinunter und betropften nass seinen Anzug.
"Wir haben es geschafft, Baby..", hörte er die geschmeidige Stimme neben seinem Ohr und schluchzend umschlag er Jeongguk, so stark, dass er bezweifelte, dass der andere noch Luft bekam.
"Wir haben es geschafft..", murmelte er leise, um es sich selber versichern zu können und lehnte sich zurück, nur um Jeongguks Lippen mit seinen Vereinen zu können.
Das Jubeln ihrer Freunde rückte in den Hintergrund, während sich der salzige Geschmack seiner Tränen zwischen ihren Lippen verteilte.
Wir haben es geschafft..
Der Gedanken kam ihm so surreal vor, doch einer seiner tiefsten Wünsche war in Erfüllung gegangen und dies nur durch die Hilfe des Jungen vor ihm. Des Jungen, den er einst nur für einen Sommer kennen lernen wollte und doch sein Leben umkrempelt hat.
Die Blitzlichter blendeten sie, als sie in der tiefsten Nacht das Gerichtsgebäude verließen und die Presse sich auf sie stürzte. Nur mit Mühe schafften sie es durch die Maße, während Jeongguk sie beide durchlotzte, die Hand seines Freundes fest umschlossen.
"Mr.Park! Äußern Sie sich zu den Misshandlungen!"
"Wie lange hatte Ihr Vater Sie misshandelt? Herr Park!"
"Stimmt es, dass Sie auch Männern zugeneigt sind?", tönten unzählige Fragen, doch die einzige, die Jimin beantworten wollte, war die letzte.
In ihm kam der Drang auf, sich der Welt zu öffnen, endlich dies klarzustellen, was in ihm schon Jahre lag, nicht darüber nachdenkend, welche Konsequenzen es bringen würde. Konsequenzen, die ihn härter treffen würden, als er jetzt noch ahnen konnte.
"Wissen Sie was? Ja. Ja, ich bin bisexual und glücklich in einer Beziehung mit Jeon Jeongguk. Es ist mir egal was Sie davon halten, denn verdammt, Korea braucht eine beschissene Veränderung.", sprach er einem der Reporter ins Mikrofon, der ihn nur schockiert anblickte.
Es entlockte ihm ein Schmunzeln, wie der Reporter das Aufnahmegerät senkte, da spürte er, wie Jeongguk ihn an der Taille an sich zog.
"Meinst du nicht wir sollten ihnen ihre Show liefern?"
Diese Worte, sie waren die selben, wie damals auf Kuba, als das Wasser sie umspielte und ihre Freunde ihnen zujubelten.
Lachend zog er Jeongguk am Nacken zu sich, noch während er sich auf die Zehenspitzen stellte und sich ihre Lippen in aller Öffentlichkeit berührten. Das Klicken der Kameras wurde nur noch lauter, während sich ihre Lippen gefühlvoll aneinander bewegten.
Es waren Live-Sender, die jeden Moment dieses nichtausgesprochenen Verstoßes aufgenommen hatten, hundert Tausende, die es über das Fernsehen gesehen hatten und Millionen, die diese Bilder im Internet verbreiteten.
Doch was Jimin in dem Moment nicht wusste, war, dass niemand anderes, als seine Mutter all dies gesehen hatte.
Die Frau saß mit Tränen in den Augen auf dem gigantischen Sofa, die fast leere Whiskyflasche vor sich, die Fernbedienung fest umklammert.
All dies, was sie sich über Jahren versuchte schön zu reden, fiel lautstark auseinander, hinter dessen Fassade sich nur noch Schmerz und Trauer versteckten.
Sie wollte dies nicht.
Sie wollte ein perfektes Leben mit diesen Kindern und ihrem Mann, doch sie wusste, sie war mit all den Jahren ebenfalls zu Grunde gegangen. Ihr Körper war die leere Hülle einer Seele, die schon vor langer Zeit entwichen war, um all dies überstehen zu können.
Doch es war umsonst gewesen, etwas von dem sie dachte, dass es sich irgendwann in weiter Ferne erfüllen würde, würde nie in Erfüllung rücken. Ebenso ihre verlorenen Gefühle, das Fehlen jeglicher Emotionen oder Freude darüber, dass ihr Sohn endlich die Liebe bekam, die ihm zustand.
Es war nichts, was sie hier hielt, ihre imaginäre zusammengesuchte Welt stürzte schmerzhaft zusammen und sie wollte nicht mitkriegen, wie die Scherben sie treffen würden, noch bevor sie zu Boden fielen.
Die Geräusche des Fernsehers verstummten, als sie ihn abstellte, nur ihr ruhiger Atem war noch zu hören. Sie wusste, dass dieser Abend nicht so enden würde, wie sie es sich erträumt hatte.
Der gedeckte Tisch würde noch Stunden unberührt bleiben, doch irgendwo tief in sich hoffte sie immernoch, dass ihr Mann bald nach Hause kommen würde, sie in den Arm schließen und sich für all die Dinge entschuldigen würde, die er ihrer Familie angetan hatte.
Eine Tablette nahm sie, eine einzige, doch es folgte noch eine und noch eine, bis sie sich langsam zurücklehnte, die orangene Dose rollte leer aus ihrer Hand, während sie ihren Blick an den Wänden streifen ließ.
Das letzte was sie ihr ins Auge fiel, war der dunkle Kasten in dem massiven Eichenregal, einsam und verstaubt stand er dort, ein Geschenk, wie sie sich erinnerte, doch da senkten sich ihre Augenlider, ruhig und erwartend, als würde sie wie an einem gewöhnlichem Tag in den Schlaf driften.
Zeit, sehr viel Zeit verging, bis die Mutter aufwachte, von dem Klopfen an ihrer Wange und das Gesicht ihres Sohnes tauchte vor ihr auf.
"Eomma, mach uns doch nicht so eine Angst!", rief er und zog die Frau in seine Arme.
"Appa hat das Essen nochmal aufgewärmt, du bist wohl weggedöst..", lachte der Junge und lief in Richtung Esszimmer.
"Eomma kommst du? Ich hab Hunger!"
Winwin zog sie von dem Sofa hoch und lächelnd hob sie ihn hoch.
"Das hoff ich doch, du magst doch so gerne Tteokbokki, nicht?", piekste sie ihm in den Bauch, bevor sie Jimin nachging.
"Na, Schatz?"
Ihr Mann setzte ihr einen Kuss auf die Lippen, bevor er den dampfenden Topf zwischen all den anderen Speisen auf dem Tisch abstellte.
"Können wir jetzt endlich anfangen?", quengelte Winwin auf ihrem Arm und lachend ließ sie ihn herunter.
"Ja, ja, ich hoffe es schmeckt euch..", sprach sie und füllte ihre Teller mit den zubereiteten Speisen.
"Eomma, das ist so gut..", zog Jimin das letzte Wort lang, als er die Udonnudeln in den Mund führte und auf dem Gesicht der Frau breitete sich ein liebevolles Lächeln aus.
Es war so viel Zeit vergangen, dachte sie, Zeit, in der sie die Familie nach all dem Geschehenen zusammengebracht hatte und es schaffte die Vergangenheit vergessen zu lassen.
Denn sie wusste nicht, dass sie immernoch einsam auf dem Sofa lag, ihr Körper zuckte unter den Krämpfen, während er gegen die Überdosis kämpfte, doch es war einer der unzähligen Kämpfe, die sie verlor, bevor sie losließ, ließ den letzten Atemzug über das Lächeln ihrer Lippen weichen.
Die Schachtel war wohl das Letzte, was sie zu Augen bekam, die, in der die alten kubanischen Zigarren lagen.
Kuba, Montecristo no. 2 stand gebrannt auf der Vorderseite.
Ein Geschenk ihrer Schwester, damals als sie auf die ferne Insel zog. Eine Insel, auf der ihr Sohn seine Liebe fand, die Liebe, die ihn jede Nacht halten würde bis in alle Ewigkeit, während ihr das Leben langsam aus dem geschundenen Körper wich, ihr letzter Blick den alten Zigarren gewidmet.
ende.
[a/n: ich danke allen, die diese story bis hier mitverfolgt, kommentiert und gevotet haben. diese story war eher als übewerk ausgelegt, eine geschichte, die einfach gestrickt bleiben sollte. ich wollte dieses buch zum verbessern meines schreibstils nutzen und mich einfach in manchen situationen austesten, weswegen oft stellen mehr ausgeschrieben waren, damit ich ein besseres gefühl dafür bekam und euch bessere ffs in zukunft bieten kann, mit denen ich mich selbst wohler fühlen würde. trotzdem hat diese story einen teil in meinem herzen eingenommen und ich hoffe, ich konnte ich euch mit dieser story ein kleines lächeln auf die lippen zaubern:)
a good day everybody.]
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