CHAPTER 11
"Nah Kleiner? Wie war dein Tag?", fragte Jimin als er nach Hause kam und Winwin gerade den Gang runterlaufen sah.
Der kleine Junge drehte sich zu seinem großen Bruder herum.
Der Blondhaarige musste nicht zweimal hinsehen, um das auffällige Glitzern in den riesigen Rehaugen zu sehen. Er rannte auf ihn zu, nur um seine kurzen Arme um seinen großen Bruder zu schlingen.
"Was ist los?", schob Jimin ihn ein Stück von sich und sah besorgt in die mandelförmigen Augen.
"W-Wir haben heute unsere Tests in Koreanisch zurückbekommen.."
Ahnend zog er den Braunhaarigen an sich heran, wusste, vor was er Angst hatte.
"Was hast du denn?", fragte er sanft in den weichen Haarschopf.
Beschämt vergrub der Fünftklässler seinen Kopf noch ein Stück tiefer in der dunkelblauen Schuluniform und fast schon unhörbar vernahm Jimin ein schwaches "Siebenundsechzig Prozent.."
Seufzend strich er ihm über den Rücken, merkte, wie sich sein Griff beschützend verstärkte.
"Appa wird schon nicht sauer sein..Und auch wenn, ich werd' auf dich aufpassen, in Ordnung?"
Er spürte ein schwaches Nicken an seinem Bauch und sanft lächelnd blickte er zu dem Jungen herunter.
"Soll ich dir ein Eis aus der Kühltruhe holen und wir spielen etwas auf der Playstation?"
"A-Aber ich muss doch noch meine Hausaufgaben fertig machen.."
"Vergiss das einen Moment lang. Uns sollte auch ein bisschen Entspannung gegönnt sein, nicht?"
Mit funkelnden Augen sah ihn der Kleinere an und obwohl Jimins Vorschlag nichts besonderes war, wusste er selber, wie glücklich einen das Bisschen Freizeit machen konnte.
Auch Jimin musste eigentlich seine Hausarbeiten erledigen bevor das Wochenende kam, dennoch er wollte den Jüngeren jetzt nicht alleine lassen, so wie er sich vor Winwins Zeit gefühlt hatte.
-
"Hey, du schummelst!", schrie der Braunhaarige empört und schlug seinem großen Bruder gegen die Schulter. Jimin hatte seinen Controller in die Höhe gehalten, unerreichbar für den Jungen, während sein großer Bruder weiter sein Männchen auf dem während Jimin weiter Flachbildschirm dirigierte.
"Stimmt gar nicht.", lachte er, doch als er gewonnen hatte, merkte er den niedlich-wütenden Blick, der ihm von der Seite zugeworfen wurde.
"Du bist blöd..", grummelte Winwin und drehte sich beleidigt weg. Plötzlich wurde von Älteren in den Schoß gehoben, brachte ihn dazu, überrascht zu kichern.
"Komm, wir sollten langsam-", setzte Jimin an, doch die zuschlagende Tür unterbrach ihn und ließ die zwei Jungs im Spielzimmer zusammenzucken. Beide sahen sich einen Augenblick in die Augen, beide hatten diesen gewissen Ausdruck, der nur durch dieses einfache Geräusch ausgelöst wurde.
Noch nie ging es für einen von ihnen gut aus, wenn die Tür zuschlug und auch wenn es Jimin traurig machte, merkte er, wie sich dieser Ausdruck in seinen Augen langsam in den Blick des Jüngeren schlich.
Vergiss nicht, ich pass auf dich auf, formte der Ältere stumm durch Lippenbewegungen und zog Winwin von dem weichen Tepichboden.
Krampfhaft lächelnd begrüßte der Ältere ihre beiden Elternteile und bemerkte, wie sich Winwin hinter ihm in seine weite Kleidung krallte.
"Essen gibt es in einer Stunde, Kinder. Wir werden aber nur bis acht bleiben können, unser Flug geht um zehn.", hörte Jimin die seidige Stimme seiner Mutter. Kurz darauf erleuchteten die hellen Lichter der offenen Küche den Flur.
Ihr Vater murmelte nur ein tiefes "Guten Abend.." während er vertieft auf sein Handy starrte, die enge Krawatte lockerte.
Jimin war bewusst, dass irgendwann im Laufe dieses Abends ihre Noten von der Schule übermittelt werden würden.
Ihr Vater würde von der schlechten Note des Jüngeren erfahren, doch die Ungewissheit, wann dies geschehen würde, brachte ihn noch mehr um den Verstand, als den Betroffenen.
Es herrschte eine ungemütliche Stimmung in dem Apartment, die wohl nur den beiden Söhnen auffiel. Nur die Geräusche der köchelnden Gerichte aus der Küche störten die Ruhe vor dem Sturm.
Immer wieder schweiften Jimins Gedanken von den Formeln des Buches hin zu dem Gedanken, wie sein Vater diesmal reagieren würde.
Winwin war schon immer der schwächere von Beiden, wenn es schulische Leistungen anbelangte und auch wenn Jimin versuchte ihm beim Lernen zu helfen, fiel es dem Kleineren schwerer sich zu konzentrieren.
Vielleicht lag es ebenfalls an dem angespannten Umfeld, in dem sein kleiner Bruder nie zur Ruhe kommen konnte.
Das Essen verlief ruhig, doch beiden war die deutliche Nervosität anzusehen und ließ sie keinen Bissen des köstlichen Essen genießen.
Zäh kaute Jimin auf dem Stück Lammkotlett herum und musterte seinen Vater ausgiebig nach einer Veränderung der Mimik.
Er dachte, sie hätten es überstanden als ihr Vater sie entließ. Als sie schon kurz davor waren, zum Gang ihrer Zimmer abzubiegen, hörte er jedoch ein weiteres Mal die monotone Stimme, die nach nur einem von ihnen bat.
"Winwin, du bleibst noch einen Augenblick."
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