Kapitel 44
Als den Farblosen die Stille umfing, sah er zu der exotischen Blume auf seinem Arbeitstisch. Es tat Lex unendlich Leid, das er ihn so verletzt hatte. Ohne es zu merken hatten ihn seine Füße an das Pflänzchen getragen und seine Finger strichen über das lange Blatt. "Mamaiblumen" klangen die Worte voller Bewunderung um das Wissen, das jene Exoten nur schwer zu bekommen waren.
Akira, der sich in sein Bett fallen lassen hatte, besah sich den leuchtenden Deckenkristall, während seine Gedanken an Lex hingen. Er wollte ihn mit seiner Nähe nicht verletzten und dennoch sehnte er sich genau danach. Wollte genau diese weiße warme Haut nah an seiner wissen, welche diese angenehme Hitze in ihm auslöste.
Es folgte das Geräusch der Zimmertür und Lex Schritte die Richtung Dusche durch die leere des Stockwerks hallten, doch diesmal folgte Akira nicht, sondern nahm das versaute Hemd von Lex aus seinem Schrank. Er hatte vergessen es waschen zu lassen, doch irgendwie freute es Kuruse auch es immer noch bei sich zu haben. Wenigstens ein Teil, von dem für ihn unerreichbaren Zweigleiter.
Mit dem weißen Stoff in seinen Fingern schlief Akira beruhigt ein, als er erneut die Tür seines Nachbars vernahm.
Ein leises Klopfen mischte sich in Akiras Traum, drang an sein Ohr und kitzelte ihn zurück in die Realität. Noch immer mit dem Hemd in der Hand, eröffnete sich die einen Herzschlag verschwommene Welt vor Akiras Augen. Bevor er den weichen Stoff unter seinem Kissen vergrub und sich aufsetzte. "Ja?", klang seine Stimme noch Müde, als er sich fragte, ob er mit Itzuna doch eine andere Zeit ausgemacht zu hatte.
Lex schob die Tür vorsichtig auf, zwei Papiertüten in der Hand ging von diesen ein angenehmer Geruch aus. Ohne aufdringlich zu wirken, blieb er am Eingang stehen und sah den verschlafenen Wasserelementar an. Dem Zweigleiter fiel nicht auf, das er ihn etwas zu lange musterte, die zerzausten blauen Haare, das zarte Gesicht mit dem verschlafenen Blick, sein schmaler Körper. "Ich wollte dich nicht wecken" Sofort war Akira bei dem auftauchen des Weißhaarigen wacher und ein Lächeln machte sich mit dem warme Gefühl in ihm breit. "Ich Schlaf eh immer viel zu lange", rückte Kuruse zur Seite und lud ihn zu sich ein. "Komm einfach rein"
Der Farblose bewegte sich durch den Raum auf Akiras Bett zu und lies sich mit etwas Abstand darauf nieder. "Beerenschnitten" legte er ihm eine Tüte auf den Schoß.
"Danke", strahlte der Blauhaarige seinen Freund an. "Ich liebe Kaukaubeeren", begann schon am Morgen der übliche Redefluss. "Du isst auch gerne Früchte oder? Welche magst du am liebsten?"
Es dauerte eine Weile, während Lex in der Stille überlegte. "Zinoren vielleicht?" Die kleinen, goldgelben Beeren welche nach Honig schmeckten, wuchsen hoch oben im Wipfel vieler Bäume, wo sie sich als Sträucher einnisteten.
Bei der ehrlichen Antwort musste Akira schmunzeln und biss erneut in das warme fruchtige Gebäck. "Wir fahren heute noch mal aufs Land...", berichtete er ungefragt von seinem Tagesplan. "Möchtest du mich und Itzuna vielleicht begleiten?", bot er wieder an, doch rechnete erneut mit einer Ablehnung.
Wahrhaftig schüttelte Lex sanft den Kopf um abzulehnen, in seinen Gesicht ein dankendes Lächeln. "Ich bin mit meinen Studien im Rückstand" erklärte Lex
"Solang du mir das nicht am Neujahrsfest sagst, ist alles verziehen", verlor Akira diesmal nicht sein hübsches Lächeln. "Ich war auch noch mal in der Bibliothek... über die Sternenpfade findet man dort ja die tollsten Märchen, aber richtige Literatur ist wohl etwas anderes...", ließ der Blauhaarige anklingen.
"Im - Forschungsabteil sieht das anders aus.", war es nun Lexs Gesicht das harte Züge annahm. "Die Regierung nimmt das Forschen sehr ernst, Behauptungen müssen mit allen mitteln belegt werden. " Er sah zu Boden, dachte nach, als Akira die Veränderung bemerkte Lächelte er erneut. "Na ja davon kann ich mich ja bald selbst überzeugen", beendete er das Thema welches sein gegenüber so nachdenklich stimmte. "Ich hab bis zum Mittag noch etwas Zeit, wenn du Lust hast kann ich dir bei deiner Arbeit helfen"
"Schon gut, du hast die letzten Tage genug Zeit für mich geopfert" sah er ihn Dankend an.
"Geopfert...", musste der Blauhaarige schmunzeln. "So schlimm war es gar nicht", neckte er ihn liebevoll mit vollen Wangen. Auch Lex biss in sein Frühstück, die Augen wie so oft an fernen Orten voller Gedanken.
An was denkst du gerade?", zog der noch immer halb zugedeckte die Beine an während er Lex verträumt ansah.
"Arbeit" lächelte der Zweigleiter sanft, ihm in die Augen sehend.
"An was den auch sonst", lächelte der Wassergeborene schief. "Das ändere ich irgendwann, warte es nur ab!", protzte der lebensfroh Mann. Das brachte auch Lex zum schmunzeln, klang es wie eine Herausforderung in seinen runden Ohren "Wollen wir uns deinem Objekt noch etwas widmen?" Fragte nun der Zweigleiter.
"Was denkst du warum ich dich wieder fit gepflegt hab?", kämpfte Akira sich aus seiner dünnen Decke um sich anzuziehen. Sein schmaler Körper nur von einem langen weißen Hemd verhüllt sah er einen Augenblick in den Kleiderschrank. Zum Holz haken später würde er diesmal kein all zu gutes Hemd anziehen.
Silbriggrau sahen ihn die Augen dabei zu, genossen einen Herzschlag den zarten Anblick des Mannes vor dem Schrank, welcher nach Kleidung fischte. Ohne es zu merken hatte sich sein Blick verfangen, bevor er ihn zaghaft löste und zu Boden richtete.
Eilig schlüpfte der Wasserelementar in seine rotbraune Hose, bevor er das leichte Hemd über seine Schultern fallen ließ und ein dickeres altes anzog. "Ich müsste nur einen Augenblick zu Itzuna, bevor man sie auf dem Gelände wieder nicht finden kann", schloss er die letzten Knöpfe.
"Itzuna?" sah ihn Lex verwundert an.
"Hatte ich nicht gesagt das wir heute wieder zu ihrer Großmutter fahren? Ich habe sie um etwas gebeten, aber ich habe es jetzt schon selbst erledigt", erzählte der Wasserelementar freizügig. "Willst du kurz mit zu den Schülergebäuden kommen? Dann können wir gleich weiter in die Bibliothek"
Das zarte Zögern war kaum zu vernehmen doch Lex atmete schwer aus und gab seinem Herz einen Ruck. Akira war wirklich nett gewesen und er hatte den jungen Lehrer bereits das zweite mal verletzt, jetzt sollte er sich wenigstens etwas erkenntlich zeigen. "Na gut" stand er auf und lief zu Tür.
Irritiert über diese Antwort verharrte Kuruse einen Augenblick in der Position, als er in seinen Stiefel schlüpfte. Einen Moment glaubte er sogar sich verhört zu haben, doch schenkte dem I-Kind ein zufriedenes Lächeln. "Gut wir können", war Akira voller Energie und Tatendrang, reichte Lex den Sternenleser und schloss hinter sich seine Zimmertür.
Wie so oft an diesen freien Tagen lagen die Gänge verlassen da. Der farblose Zweigleiter hatte seine Brille geholt und folgte Akira nun eng an seiner Seite den Weg hinab zu den Schülerquartieren.
Der Dunkelhaarige genoss schweigend die Nähe seines Freundes, als sie sich auf dem Kiesweg befanden, schien die Sonne, wie so oft in Lokora bereits hell am Himmelszelt.
Plötzlich schlenderten die Lila Haare weiter entfernt Richtung Tor. Itzuna hatte das Haar offen, schien das Gil in ihren Händen noch einmal zu zählen, als sie mit tiefem schnaufen los rannte und hinter dem Tor verschwand.
"Itzuna!", rief Akira ihr laut nach, sah den Zweigleiter einen Augenblick entschuldigend an bevor er ihr nach eilte. Doch als sie ihn nicht zu hören schien schickte er ihr einen eisigen Kuss auf die Wange, damit diese sich umwand.
Die frostige Berührung Liebkoste die Haut der jungen Dame, stach in ihre Gedanken, als sie langsamer wurde und ihre Hand traurig auf die Berührung legte ohne Akira zu bemerken. Einen Herzschlag lang hatte sie innegehalten, sich in dieser frostigen Berührung, welche ihr doch so viel Nähe und Wärme versprach verloren.
"Zunchen!", konnte er die kleinere keuchend einholen. "Warst du letztens auch schon so schnell?", musste Akira kurz innehalten um durch zu atmen.
Entsetzt und voller Verwunderung wand sie sich um, die offenen Haare dabei in einem wilden Flug. "Akira?" drückte alles an ihr Verwirrung aus.
"Ich wollte dir nur sagen das ich die Blume schon habe", richtete er sich wieder auf, als er sich auf seine Knie gestützt hatte. "Also kannst du dir diesen Weg sparren, wenn du in der Stadt bist", lächelte er ihre Haare richtend.
Die roten Augen schienen nicht so ganz zu begreifen. "Woher?"
"In einem kleinen Laden am Stadtrand, war nicht so ganz einfach aber hab sie und wollte nicht das du dich umsonst abhetzt", erklärte er Liebevoll "ich muss jetzt aber noch mal zurück, wir sehen und nach dem Essen"
Stehengelassen sah das Mädchen ihm nach, als Akira bemerkte das sie nicht weiter lief lächelte er ihr zu und deutete auf den Zug der gleich ankommen würden. Bevor er wieder zu Lex kam, froh darüber das er auf ihn gewartet hatte. "Ganz schön schnell die kleine... ich sollte wirklich mal mehr für meine Fitness machen", entschuldigte Akira sich für sein Verhalten.
Der andere schmunzelte bei den Worten. "Man verkalkt schnell unter den Akten" erläuterte er frech.
"Du bist doch auch ständig hinter den Büchern", konterte der etwas Kleinere vorlaut. "Machst du irgendwas?", erkundigte er sich grinsend "ich würde meinen zarten Körper zur Verfügung stellen, um mal etwas Muskulaturaufbau zu studieren", tänzelte er gespielt vor Lex umher.
"Wieso trainierst du nicht einfach etwas?" Fragte der Ältere, der sich ein verschlagenes Lächeln nicht verkneifen konnte.
"Davon hab ich doch gerade geredet!", trat das übliche freche Grinsen auf Akiras Züge. "Aber ich will nicht alleine irgendwo joggen gehen oder so", sah er ihn mit großen blauen Augen an.
"Und weiter?", folgte das Rauschen der Blätter den farblosen Worten.
"Lexi... musst ich immer so direkt werden?", zog Akira eine Schnute. "Nimmst du mich mal mit?"
"Nein, kommt nicht in den Korb Akira", beharrte der andere sicher und betrat das Gebäude. "Ich mach das eher spontan und allein"
"Dann bist du daran Schuld wenn ich mit 30 krumm bin wie ein Fragezeichen!", verhakte der Jüngere die Arme vor der Brust und stapfte voraus.
"Muss ich wohl mit leben" lächelte Lex über die Beharrlichkeit die ihm gut tat ohne das er es selbst richtig bemerkte. Akiras sonniger Art konnte man sich nicht einziehen.
Akira wand sich wieder zu ihm und Lächelte. "Ja musst du!", strahlte er immer noch vergnügt, sich wieder zu ihm gesellend.
Der wohltuende Geruch der Tusche schmeichelte Lexs Nase voller vertrauen und er schloss einen Atemzug lang die Augen um sie zu genießen, als beide bereist im Eingangsbereich der Bibliothek standen. Der Kristall an der Decke strahlte, Wolken schoben sich vor die Sonne, wobei diese eh nur spärlich durch das Glasdach fiel, hinab die vielen Stockwerke bis auf den weißen Boden mit dem schwarzen Teppich.
"Gehen wir wieder in unsere Ecke hmm?", berührte Akira Lex einen Herzschlag mit der Schulter um ihn zu necken. Es fühlte sich gut an, gemeinsame Orte zu besitzen die sie auf gewisse Weise verbanden.
Der sonst so verschlossene Mann sah ihn lächelnd an, dachte darüber nach, das er sein Reich bereits unfreiwillig mit Akira geteilt hatte. Der junge Wasserelementar war der erste gewesen, mit dem er in dieser Staubbedeckten Ecke gearbeitet hatte. "Nein heute nicht" Lex Gestalt trat an den hellen Tresen mit der kleinen Glocke und seine Augen glitten wie sanfter Wind über die Umgebung. "Miss Uneoda?", klang der Name durch den Raum bevor er doch beschloss das silberne Klangwerk zu leuten.
Bei dem Nachnamen musste das Wasserelementar kurz überlegen wer überhaupt gemeint war, doch da kam bereits Afina hinter einem Regal hervor und schritt auf die Beiden zu.
"Lex" strahle sie entzückt und sah ihn freundlich an, die Augen auch einen Moment auf Akira. "Afina wäre es Möglich, das ich in den Forschungsbereich darf?", erkundigte er sich nett, wobei das Gegenüber nicht so recht zu verstehen schien. "Immer doch?" Auch das Lächeln auf Lexs Lippen trug nicht zur Entwirrung in ihrem Gesicht bei. "Mit meiner Begleitung?" Das war Afinas Stichwort und ihr Blick erhellte sich. "Er hat keine Genehmigung?" Nickend bestätigte Lex.
Einen Moment sah das Ozeanblau auf den Zweigleiter und ohne etwas dagegen tun zu können, erhöhte sich Akiras Puls aufgeregt.
"Das kann ich nicht erlauben" sagte sie feste und nahm ein Buch aus dem Regal. "Aber ich könnte da drüben mal das Regal bestücken, ich weiß ja das du eine Zugangsberechtigung hast." Sie presste das Buch an sich und schritt erhobenen Hauptes wieder an die Arbeit ohne genauer darauf einzugehen. Lex Augen sahen sich einen Moment um als er völlig selbstverständlich Akiras Hand griff und ihn hinter sich her zog, um den Tresen in den dahinterliegenden Bogen.
Das warme Gefühl umschloss Akiras Herz, bevor er den Druck seiner Finger erwiderte und ohne einen Funken widerstand folgte. Aufgeregt weiteten sich die Augen des jungen Forschers, als er die vielen Regale des unendlichen Wissens, welches geprüft und nicht nur aus Hirngespinsten bestand vor sich entdeckte.
Schnell zog Lex ihn um die Ecke und die freischwebende Wendeltreppe empor in die nächste Ebene. Als er es für sicher empfand, ließ er die kalte Hand los und verlangsamte den Schritt. "Lass uns keinen begegnen der uns den Ausflug vermissen könnte" bat er Akira die Augen offen zu halten. „Ich danke dir", nickte dieser leise und versuchte sich nicht auffällig zu verhalten, obwohl er am liebsten alle Bücher die ihn interessieren könnten auf einmal aus den Regalen gezogen hätte. Die Stille umfing sie einige Herzschläge, nur begleitet von ihren Schritten als Lex anhielt. „Hier sollten wir fündig werden", begann Lex zu suchen und dabei verschiedene Titel mit den Fingern zu überfliegen. Erst zögerte Kuruse suchte nur mit den Augen, doch als ihm ein bekannter Name auffiel, griff er doch nach dem Regierungspergament. „Sieh mal, den habe ich in einer deiner Aufzeichnungen schon gelesen", blätterten seine Finger durch das versiegelte Buch. „Alexander? Ja, ich kann mich erinnern, eine merkwürdige Aufzeichnung" sah Lex neben dem Wasserelementar in die Schrift. „Er hat einiges an Aufzeichnungen über die Sternentore geprägt"
"Früher...", schien der junge Wasserelementar kurz zu überlegen, ob er diesen Gedanken überhaupt aussprechen sollte, doch er wollte das Lex ihn vertraute, also sollte er ebenfalls Dinge von sich Preisgeben, welche er sonst eher für sich behielt. "Früher, hat mein Vater mir immer erzählt, das es fremde Welten hinter den Toren gibt", begann er zögerlich flüsternd, den Blick beschämt nach unten gerichtet sich auf solche Märchen zu stützen, um eine wissenschaftliche These aufzustellen.
Aufmerksam ohne den Hauch von Zweifel oder den Anflug von Belustigung sah er den Wasserelementar an. Ein zartes Lächeln legt sich auf Akiras Lippen als er bemerkte das sein Studienpartner ihm immer noch aufmerksam zu hörte. "Nehmen wir mal an es gibt diese Welten und wir trauen uns nur nicht durch die Tore... wer sagt dann, das diese merkwürdigen Runen nicht von einer anderen Welt stammen? Vielleicht gibt es ja Völker die durch die Tore reisen? Es wird ja auch immer wieder in der Zeitung vermutet das die Herzkristalldiebe aus den Toren kommen...", zog Akira die Augenbrauen angespannt zusammen und wartete auf Lexs Reaktion.
Dieser gewährte ihm einen festen Blick in seine Augen bevor er nickte. "Du glaubst also das dieser Sternleser für jemand anderen bestimmt war?" Einen Moment schien das Silber zu flackern als er erneut antwortete und Akira etwas Platz gewährte. "Das Ding ist wirklich nicht gerade alltäglich für Lokora. Keine Kugel die es umgibt und auch die Filigran gearbeiteten Metalle, so zart, so etwas habe ich hier noch nie gesehen" bestätigte der Zweigleiter.
Als Lex seine These, welche er auf die Kindermärchen stützte nicht unüberlegt ließ oder abschlug, brachte auch Akira seine gesammelten Gedanken mit ein. "Selbst Lofa, welcher viel Handwerklich macht, wusste damit nichts anzufangen. Vielleicht benötigt man einfach anderes Werkzeug um ins Innere sehen zu können und die Mechanik zu verstehen"
"Gut möglich", schien Lex ein Gedanken zu haben und setzte sich in Bewegung. Einige Regale weiter zog er ein Dokument heraus, dass sich mit alten Fundstücken zu beschäftigen schien. Auch hier prangerte erneut dieser Alexander als Autor auf dem Buchrücken. Geübte Finger flogen über die Seiten, die Augen hinter der Brille den Lettern folgend. Immer wieder sah man Zeichnungen merkwürdiger Objekte, welche im Laufe der Äonen von Jahren, gefunden wurden, ohne zu wissen woher sie stammen mochten.
"Kann man diesen Alexander noch irgendwo auffinden?", schien die Frage zwar wenig hoffnungsvoll in Anbetracht der vielen Werke, welche von einem hohen alter Zeugen könnten.
„Ich vermute nicht", seufzte auch der Weißhaarige mit dem Dämmerlicht auf den Seiten. "Schau mal", er hielt Akira das Buch entgegen, als ihm eine Bewegung hinter dem Wassermagier ins Auge stach. Entsetzt zog er Akira zu Seite hinter eine Ecke, welche in einer schmalen Sackgasse endete.
Erschrocken hörte Akira die Stimmen welche nur ein Regal neben den Beiden zum stehen gekommen waren. Das Buch welches Lex ihm zuvor zeigte noch immer in der Hand, sah er Fragend zu seinem Freund.
"Psst" schob er ihn tiefer in die Dunkelheit, zog ein Buch empor um den Kristall abzudunkeln und mit seinem Körper Akira abzuschirmen. "Ich bitte dich, das passt nicht. So schwach sind die nicht" drang Ekonos Stimme den Flur entlang.
"Ich brauche Antworten Herr Thomar. Antworten! Die halten schon einiges aus", erklärte die bekannte Stimme Kalt und Gefühlslos. Die schmale Gestalt von Kuruse verbarg sich hinter dem breiteren Kreuz des Älteren, wo der angenehme Geruch seinen plötzlich in die Höhe geschossenen Puls wieder ruhiger werden ließ, so als könnte ihm bei Lex einfach nichts passieren, genoss Akira sogar diesen kurzen Moment der Nähe.
Ekono schien einige Dokumente an den Platz zu stellen und das raue kratzen der Seiten über die spröden Regalböden drang auf der anderen Seite durch. "Die Regierung kann sich keine halben Sachen leisten, es muss etwas passieren" erneut erklangen Schritte, doch die beiden schienen schwer vertieft in ihre Diskussion. Lex Körper zog sich zusammen, wobei er ungewollt noch einen Schritt zurück trat, als die beiden um die Ecke bogen. Der Stoff des weißen Hemdes berührte Akira, selbst seine ruhige Atmung war so nahe zu vernehmen.
Der junge Mann konnte nicht anders, lehnte seine Stirn gegen die schützende Abschirmung, während der warme Körper die Kälte aus seinem vertreiben wollte.
Lex Herz schlug ruhig, selbst als Beiden um das Regal traten und in dem langen Gang dahinter verschwanden. "Ich musste eigene Forschungen zurück stecken auf anfrage der Regierung ..." verklangen ihre Stimme im Labyrinth aus Pergament und Schriften.
Akira traute sich nicht, sich aus dieser seltenen Wärme zu lösen und nahm jeden Herzschlag von Lex war, als wäre es sein eigener, wobei er ruhig die Augen schloss und im Stillen hoffte das diese Berührung nicht enden würde, während seine Gedanken völlig vergessen hatten was der Weißhaarige ihm gerade zeigen wollte.
Selbst der Farblose schien sich der Situation nicht bewusst, verharrte noch eine ganze Zeit weiter so, obwohl die beiden Stimmen schon lange verstummt waren. Erst jetzt spürte Lex die Berührung und sein Herzschlag beschleunigte sich ungewollt. Sanft räusperte er sich um die Situation, möglichst vorsichtig aufzulösen. "Es tut mir leid, ich hatte dich nicht herbringen sollen, wenn Ekono dich gefunden hätte ..."
Tief Atmend schenkte er dem besorgten Lex ein Lächeln. "Ich hätte Nein sagen können wenn ich es nicht gewollt hätte. Ich kenne das Risiko", kehrte das freche Mundwerk zurück, das Buch noch immer in seiner Hand deutete er auf die Seite, welche Lex ihm zeigen wollte. "Also?"
Ein zaghaftes Nicken gab Akira diese Freiheit, aber wohl dabei, den Neuen in solche Schwierigkeiten zu bringen, war Lex nicht dabei. "Das hier. Ein Messgerät, welches so Filigran gearbeitet ist." Er deutete auf eine Zeichnung eines runden Gegenstandes, genauso geöffnet wie der kaputt Sternleser und doch war er anders. Es gab nur eine spiegelnde Fläche und darunter zwei Zeiger. Skizzen der Details zeigten hauchdünne Zahnräder, Schrauben und Federn.
"Was könnte man wohl damit Messen?", hatten Akiras Augen so ein Gerät noch nie irgendwo gesehen. "Aber sieh mal dort ist auch eine Schrift oder ähnliches", lag eine Gravur im oberen Teil der Apparatur.
"Der Autor schreibt das er vermutet das es sich um ein Tageszeitangabe Gerät handelt, über die Inschrift sehe ich jetzt nichts" überflog er. "Aber wie du siehst ist dein Fundstücken keineswegs ein Einzelfall." lagen die hellen Augen auf Akira, welcher sich in dem ehrlichen Silber einen Moment verlor, bevor er in Gedanken bereits wieder in den neuen Welten wandelte. Er versuchte sich die Welt welche er hinter den Toren gesehen hatte mit solch einem Gerät vor zustellen, doch es war ihm nicht weniger unwirklich als hier in Lokora. Allerdings war der junge Forscher, als er durch die verbotenen Sternentore zog auch nicht sehr weit vorgedrungen, aus Angst nicht mehr zurück zu finden. "Vielleicht sammelt sie jemand?", kam ihm die Idee.
"Möglich", schloss Lex das Buch. „Wir sollten uns etwas mitnehmen und hier weg." Beschloss der Älter und löste sich ganz um aus dem Gang zu spähen.
Der Dunkelhaarige nickte und folgte Lex sich gänzlich von ihm leiten lassend.
Der Farblose glitt zur Treppe, immer darauf bedacht nach unliebsamen Geräuschen zu hören und die Augen im Gang umher streichen zu lassen. Schnell waren die beiden die freischwebende Treppe hinab gestiegen und Lex schob sich aus dem Bogen zum zugänglichen Bereichen der Bibliothek, welcher relativ still dalag. "Frei" schob Lex sich daraus hervor, begleitet vom trommeln des Regens auf dem Glas der Decke.
Akira folgte, sah zu Afina, welche sich Lächelnd weg drehte und wieder irgendein Regal besah. Kuruses Grinsen würde breiter als er wieder neben Lex stand, die Augen voller Energie. "Besser als jeder Elementar Park!", fiel die Erleichterung von Akira, wie der Regen auf das Archipel.
"Ich wurde sagen ich werde mich nachher um die restliche Literatur kümmern, jetzt sollten wir essen gehen." Schloss Lex die Augen und legte den Kopf in den Nacken um zu entspannen, mit der Hand durch sein weißes Haar fahrend. Auch ihn hatte die Situation allem Anschein nach belastet. Beim Öffnen der klaren Augen, atmete er Tief ein und zog die Lesebrille ab.
"Und was machen wir als nächstes Spannendes?", neckte der Jüngere den sichtlich angestrengten nach diesem Adrenalin kitzel. "Brechen wir in die Elementkuppeln ein und veranstalten illegale Kämpfe?", spann Akira frech auf dem Weg in den Speisesaal.
"Einbrechen? Die wurden dich doch sowieso einweisen" ließ sich Lex locker darauf ein. "Dafür müssten sie mich erst mal erwischen!", antwortete der Wasserelementar mit frechem Blick zu seinem weißhaarigen Freund, von dem er so eine freche Aussage nie erwartet hätte.
Der Essensaal war fast Leer, und Lex hielt gleich auf die Ausgabe zu, da es keine Schlange gab. Ein Auflauf aus Wurzeln, Knollen und einer Beerensauce, duftete angenehm als der Zweigleiter voran auf den Platz zusteuert.
Dicht gefolgt von seinem blauen Schatten, welcher seinen üblichen Sitz in Beschlag nahm. "Bestimmt ist unser Tisch schon ein gestaubt", fuhr er mit dem Finger gespielt über die Platte. "Hmm... geht noch", verkündete Akira scherzhaft, als er seinen Blick auf die Knollen legte. "Magst du die? Mir sind die zu bitter..."
Zart zog sich das Lächeln über Lexs Lippen, verlieh ihn ein ungewohntes aussehen, während er schweigend aß.
Das übliche Geräusch von Akiras Stimme erfüllte den leeren Speisesaal, als er wie so oft auf den Älteren einredete und jedes noch so kleine Lächeln auf seinen Lippen genoss. "Ich hätte das übrigens nie im Leben von dir erwartet...", meinte er den Ausflug ins Forschungsabteil und grinste dabei frech. "Du bist wohl ein ganz schlimmer Finger wenn man dich mal besser kennt", gestikulierte Kuruse mit Hilfe seines Bestecks.
Angenehm drang der Redefluss zu ihm herüber ohne das Lex es für nötig hielt zu antworten.
Als sich eine kleine Gruppe Lehrer in den Speisesaal schob und zu den Beiden herüber sah.
Akira welcher mit dem Rücken zu den ankommenden saß bemerkte sie erst als er ihren Spot hörte. "Jetzt waren mal ein paar Tage Ruhe von dem da... hatte mich gerade erst daran gewöhnt mein Essen genießen zu können..", gackerte eine rothaarige Lehrerin.
Lex schien das nicht einmal zu hören und führte die nächste Gabel zu seinem Mund.
Die nicht für die Beiden bestimmte Bemerkung drang durch die Leere des Saals zu Akira, welcher in seinem Satz inne hielt, den Blick noch immer auf den Zweigleiter gerichtet, fragte sich dieser einen Wimpernschlag lang ob Lex diese bissige Bemerkung nicht mitbekommen hatte, als dieser jedoch nichts darauf gab, reagierte der impulsive Wasserelementar mit einem breiten Grinsen und sie könnten die Stimme der Dame erneut vernehmen. "Ist ja ekelhaft!", quiekte sie auf, als sie sich auf einen nassen Stuhl setzte.
"Du bist ein Kind", blieb Lex Stimme ungerührt nett ohne aufzusehen.
"Und ich steh' drauf!", aß Akira gut gelaunt weiter den Blick auf seinem Freund.
Das Wetter hatte sich bereits ungemein verschlechtert als Lex sich verabschiedet und beschloss erneut die Bibliothek aufzusuchen.
"Wir sehen uns heute Abend", wurde Akiras Laune durch das Wetter keineswegs getrübt, als der Wasserelementar an der Eingangstür ankam, saß dort eine gekrümmte Gestalt, die Knie eng an sich gezogen. Das lila Haare und knappe Kleidung triefte vom Wasser und hatte eine Lache um das Mädchen gebildet.
"Zunchen?", legten sich die kalten Finger auf die zarten feuchten Schultern. In den Zügen von Akira verzog sich das Lächeln sofort zur Sorge.
Die Kleine sah mit getrübten Lächeln zu dem Wassermagier empor. "Unser Ausflug wird wohl verschoben." Hatte sie die durchweichte Zeitung in ihren Fingern.
Der Ältere ließ sich neben seiner Freundin nieder. Entzog ihrem Haar und der Kleidung die Feuchtigkeit und schlug die Titelseite der Tageszeitung auf um die leicht verschmierte Tusche darauf zu entziffern.
Erste Opfer der Herzkristallsammler.
Am gestrigen Tag kam es zu Übergriffen auf ein Bauernhaus abseits der Stadtgebiete. Wie dem Bericht der Garde zu entnehmen ist wurde die Familie brutalst eliminiert und entstellt. Auf Grund dieser Ereignisse werden die ländlichen Gegenden abgeriegelt, Transporte der regierungseigenen Züge erfolgen nur noch in Städte und somit sicheren, überwachten Gebieten.
Wortlos zog Akira das junge Mädchen in seine Arme und ließ das feuchte Papier auf den Boden sinken. Die Berührung löste ungewollte die Tränen und Itzunas Körper bebte als ihre Sogen einen Weg fand. Sie hatte sich auf den Ausflug gefreut, schlimmer war jedoch, das diese Monster sich auf dem Land umhertrieben, unschuldige und wehrlose Elementare überfielen.
"Deine Großmutter ist eine starke Elementarin", flüsterte er sanft in ihr Ohr, sie nicht loslassend. "Ihr wird nichts gesehen...", verschwanden die kühlen Finger in dem glommen Haar, während er sie sanft in seinen Armen wog.
Es dauerte bis das Mädchen den Worten des Lehrers glauben schenkte und sich etwas löste damit er sie verstand. "Ich habe Angst Akira"
"Das haben wir doch alle", strich er ihr über die noch immer feuchte Wange. "Aber ich werde nicht zulassen das euch was passiert", versprach er liebevoll. Seine Worte klangen ehrlich und überzeugt, während seine Gedanken nach einer Lösung suchten ihre Großmutter in die Stadt zu holen.
Sie schloss die Augen und gab sich der Wärme und Schwärze hin, wollte sich nie wieder von ihm lösen, aus Angst ihr Herz würde in der Weite dieses grausamen Gefühls verloren gehen.
In Gedanken verloren zog er die Kleinere enger an sich, als sich keine Lösung für die weite Strecke finden ließ. Eine Wanderung würde mehrere Stunden brauchen und die Alte würde den Weg zurück nicht schaffen, wenn der Zug nicht fuhr, saß man in der Hauptstadt fest. "Lofa vielleicht...", fielen ihm die merkwürdigen Maschinen ein, mit welchen er die Möbel transportierte.
Itzuna sah in bei der Äußerung fragend an, verstand den Zusammenhang nicht.
"Vielleicht hat er eine Maschine mit der wir sie herbringen können", erklärte Akira seine Gedankenzüge, doch Itzuna wollte er auf diese Reise nicht mitnehmen. Der Weg wäre zu anstrengen und gefährlich, wenn die Herzkristalldiebe schon häufiger auf dem Archipel gesichtet wurden.
"Eine Maschine?!" Begriff sie immer noch nicht, was ihre helle Stimme deutlich machte. Das Mädchen war mehr als verwirrt.
"Lofa hat vielleicht irgend so ein Gerät mit dem ich sie tragen könnte... eine Unterkunft wird sich schon finden lassen, nur der Weg...", machte dem Wasserelementar sorge. "Ich werde zu Lofa gehen und ihn fragen ob er mir helfen kann", lächelte Akira aufmunternd.
Es dauerte einen Moment bis Itzuna begriffen hatte, doch mit der Eingebung erhellte sich auch ihr Gesichtsausdruck. Sie nickte zustimmend und rappelte sich auf.
"Aber Itzuna...", fuhr er ihr über die noch immer glänzende Wange. "Du wartest aber bitte hier wenn Lofa uns helfen kann... ich möchte nicht das dir etwas zustößt", erklärte der Lehrer besorgt um seine Freundin
"Was? Nein!", erneut ergriff sie das Gefühl der Hilflosigkeit, Angst die ihr zum zweiten Mal Tränen in die Augen trieb. "Nein, ich lasse nicht zu das du das alleine tust" war die Stimme schrill vor Sorge.
"Ich werde schon jemand finden der mich begleitet", küsste er ihre Stirn zum Trost. "Du vertraust mir doch? Ich hab es noch in den Ohren", schmunzelte er liebevoll.
"Aber ..." bebte die Stimme als erneut Tränen hervor brachen. "Akira!" Warf sie sich an seine Brust, die Wangen vor Scham gerötet. "Ich würde mir nicht verzeihen wenn dir was passiert, bitte"
"Tsssh", lehnte er seine Stirn an die ihre. "Mir kann gar nichts passieren... denn ich halte meine Versprechen die ich gebe...", flüsterte die sanfte Stimme ihr in die roten Augen sehend. "Und ein Versprechen das ich gegeben habe ist, auf dich aufzupassen"
Das Salz auf ihren Wangen versiegte nicht unter seinen Worten und doch Schloss sie die Augen und ließ ihn gewähren, weshalb sie ihren Griff löste.
"Gehen wir zu Lofa", nahm er ihre Hand in seine um ihr trotz der Bewegung die Nähe zu geben, welche sie brauchte.
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