Kapitel 17
Auch Akira verstand nicht was Lex in seinem Zimmer tat. "Aufräumen?", sah er ihn verwirrt über diese Frage an, doch dann wurden Akiras Züge weicher. "Was tust du da? Ist hier wohl eher die richtige Frage", deutete der Wasserelementar auf das dunkle Tablett, während seine ozeanblauen Augen Lexs fast farblosen trafen.
"Zusehen das unsere Mitarbeiter nicht meinetwegen am Hungerstot sterben" antwortete der Ältere etwas verwirrt.
Das brachte Akira sogar kurz zum Schmunzeln, als er sich einen Ruck gab und das Tablett entgegen nahm. "Ich esse aber nicht gerne ohne Gesellschaft...", setzte er sich, auf Grund des noch fehlenden Tisches auf sein Bett um zu essen und ließ Lex ausreichend Platz sich ebenfalls zu setzen.
Lex schloss die Augen einen Atemzug lang, bevor er sich einen Ruck gab und zu dem Neuen setzte, sichtlich auf Abstand bedacht. Der Elementarlose schlug die Beine übereinander, die Brille auf der Nase, das Buch in seinem Schoß. "Hast du passende Möbel gefunden?", versuchte Lex eine gefahrlose, höfliche Unterhaltung zu beginnen.
"Itzuna war mir tatsächlich eine sehr gute Begleitung", begann Akira mit dem Essen und genoss das erste mal die Nähe von Lex ohne das Gefühl zuhaben, er wollte ihn mit irgendetwas aufziehen. "Ich hoffe sie kommen schon Morgen, ohne eigenen Schreibtisch ist es eine Zumutung etwas zu erarbeiten", dachte Akira an seine mühsame Forschung über die seltsame Schrift auf dem Sternenleser.
Lex nickte zustimmend. "Lofa?" Fragte er knapp und man sah trotz aller Mühe das der Elementarlose sich nicht so recht entspannen konnte.
Akira hingegen lehnte sich locker gegen das Kopfende seines Bettes. "Ja genau, ein hibbeliger alter Kauz, aber talentiert wie kein Zweiter", lächelte der Blauhaarige Lex zu. "Darf ich dir mal etwas zeigen?", sah Akira ihn hoffnungsvoll an.
Pflichtbewusst nickte Lex ihm zu, obwohl ihm lieber zum gehen zu Mute war, doch als Abteilungsleiter durfte er seinen Zimmernachbar nicht abweisen und wartete skeptisch auf dessen Frage.
Akira glitt an Lex vorbei zu seiner Jackentasche aus welcher er den Sternenleser zog, um diesen dem viel belesen Zweigleiter zu zeigen. "Kennst du diese Schrift?", fiel es Akira zwar schwer ihm anzuvertrauen das er sie nicht Lesen konnte, doch die Neugierde, was auf dem alten Gerät stand war größer als sein Stolz.
Das Taschenuhr große Objekt lag flach in dessen Hand, im metallenen Deckel eine rote Schicht auf der das schwarzes Symbol prangerte. Das lang gezogene Sechseck erinnerte an einen geschliffenen Rubin, wäre dort nicht der metallerne Rand der alles umfing. In Lex Augen glänzte die Neugier, als er das Objekt ansah. "Was ist das?", richtete er sich interessiert auf um es entgegen zu nehmen.
Akira klappte es auf und präsentiert ihm den kleinen Schatz den er von Lofa erhalten hatte. "Ich denke ein alter Sternenleser, dessen Spiegel blind geworden ist", reflektierte sich auch hier nichts von den Lichtern der Kristalle welche um sie herum den Raum erhellten.
"Das ist mehr", klappte Lex ihn vorsichtig wieder zu und fuhr über das Symbol. In Lex Kopf erkannte er das Zeichen welches so oft in Verbindung mit seinen Forschungen auftrat. Sein erster Gedanke galt einer Art Kompass, über die Jahre wahrscheinlich wirklich erblindet, der den Weg zu den Sternentoren wies, doch sicher war er sich nicht. "Das ist eine Rune"
"Eine Rune?", hatte Akira diesen Begriff noch nie gehört und sah Lex neugierig an. Einen Moment war ihm egal, von wem er das wissen hier weiter gegeben bekam, so vernarrt war er in den Gedanken das Objekt zu benutzen. "Kannst du ihn reparieren?"
Lex schüttelte traurig den Kopf, das weiße Haar gilt dabei sanft in sein Gesicht. Er selber hätte einiges gegeben um dieses Gerät einmal in Aktion zu sehen, doch alles was mit den Sternenpfaden in Verbindung stand, war wie die Suche nach Wissen in einem Meer aus dichten Nebel. "Aber ich kenne vielleicht das Dokument, welches die Rune entziffert." überlegte er bereits wo ihm diese Schriften schon einmal begegnet waren. Während er nachdachte, schob er mit dem Zeigefinger seine Lesebrille an ihren Platz, doch es wollte sich kein klarer Gedanke einstellen.
Akiras Aufmerksamkeit glitt zu dem Anblick des Elementarlosen. So konzentriert und begeistert hatte er eine ungewohnte Aura an sich, welche Akira einige Herzschläge einnahm, bevor er das Wort wieder an ihn richtete. "Was ist den eine Rune?", verstand Akira überhaupt nicht was er ständig damit meinte.
"Schwer zu sagen, so etwas wie Symbole die auf Steinen existieren und eine eigene Bedeutung besitzen" versuchte er sich an das gelesene zu erinnern. Es war nicht Lex Art sich für andere zu begeistern, geschweige Fremden zu vertrauen, doch dieses besondere Objekt ließ ihn alles vergessen und bannte sein Herz in der Neugier nach Wissen. "Komm," beschloss er kurzer Hand und griff nach dem Objekt um es an sich zu nehmen, während sein Buch ungeachtet auf Akiras Bett zurück blieb, als seine Schritte bereits auf die Treppe zuhielten.
Erneut das Mittagessen nur halb verzerrt, wischt sich Akira mit dem Handrücken über den Mund um Lex zu begleiten. "Steine also?", lief er neben dem Hellhaarigen die Treppe hinunter zum Herzen der Schule. Ungläubige Blicke trafen auf die Beiden, als sie gemeinsam in der Bibliothek erschienen.
Lex schien sich in den prachtvollen Gefilden nicht weniger gut auszukennen als die Wächterin des Wissens selbst und führte die beiden zielstrebig an das magere Regal mit den altertümlichen Pergamenten in einem verwinkelten, hinteren Teil der Bibliothek. Hier schien es keine klare Struktur zu geben und Staub bedeckte nicht selten die Zwischenräume, leere Stellen auf den Brettern wo keine Dokumente ruhten.
Akiras Blick ruhte auf dem beschäftigen Mann, welcher immer noch seinen Sternenleser bei sich trug. "Nach welchem Werk suchst du? ", wollte der Wasserelementar sich ebenfalls nützlich machen und nicht nur dabei zusehen wie Lex die Pergamente zusammen suchte.
"Ein altes - D-o-ku-ment.", begann er in aller Geschäftigkeit, als er weitere Rollen hervorzog. "Etwas über Sternenpfade" die Augen fest in die ungeordneten Papiere verloren.
Verwirrt beobachtete Akira noch einen Herzschlag den Weißhaarigen, doch suchte dann nach Schriften über die Sternenpfade. Stumm arbeiteten sich die Beiden durch die Regale, auf welchen durch die seltene Bewegung der Staub aufwirbelte und im Licht der Kristalle tanzte, bevor er sich erneut weiter unten absetzte.
Im Herzschlag der Zeit und wie das Innenleben einer Uhr, arbeiten die beiden stetig zusammen ohne auf die Stunden zu achten, welche wie Sandkörner durch das Glas der Zeit rieselten. Immer wieder rollten sie Pergament auf, besahen Buchreste oder einzelne Blätter, doch nichts war wirklich hilfreich in Lex kleiner Schatzecke, obwohl er sich sicher war es hier gelesen zu haben. Lange war das Rascheln von Papier ihr einziger Begleiter bis Akiras Magen sich zu Wort meldete, sichtlich unerfreut über den Ausfall des Abendessens.
"Ich hätte doch erst essen sollen..", entschuldigte sich dieser für das unangebrachte Geräusch, welches die Beiden aus ihrem tun riss. Angestrengt durch die gebückte Haltung über die verschiedenen Schriften streckte sich der junge Wasserelementar und entspannte seine Muskeln etwas. "Kommst du mit?", sah Akira nun Lex fragend an, welcher zwar mehr gegessen hatte als er selbst, wohl aber auch eine Pause gebrauchen könnte, während er die Schriften zusammen sammelte, welche sie noch nicht zu Ende durchgesehen hatten.
"Lass mich noch einen Moment suchen" bat er beiläufig in ein Dokument versunken. Das wenige Licht warf müde Schatten auf sein Gesicht, doch Lex würde seine Suche nicht abbrechen bevor er nicht selbst zufrieden war.
"Na Gut", setzte sich Akira ebenfalls wieder auf den staubigen Boden um weitere Pergamente durchzusehen. Er würde nicht schwächeln und sich auf Lex verlassen in der Suche nach diesen mysteriösen Runen.
Erst nach einigen Minuten wurde dem Zweigleiter jedoch klar, das der Magier an seiner Seite lieber blieb als zu essen. Besorgt um dessen Gesundheit richtete er sich dann doch auf und zog die Brille ab. "Du hast Recht, wir sollten was Essen und Morgen weiter suchen", lenkte er ein und entspannte seine Glieder.
Erneut streckte sich Akira angestrengt von der Suche und packte die Dokumente zusammen um sie mitzunehmen. "Dann müssen wir sie nicht wieder raus suchen", erklärte Kuruse ohne auf eine Antwort zu hoffen.
Beide betraten völlig ermattet den leeren Speisesaal und erst jetzt wurde klar wie Spät es wirklich war. Die Essensausgabe hatte bereits geschlossen und Stille erfüllte den Raum wie ein Krematorium. "Ich habe noch ein paar Früchte im Zimmer" drehte Lex ungerührt bei und seine Stiefel schritte hallen über den leeren Flur.
Erneut musste Akira über seine Begleitung schmunzeln. "Passiert dir wohl öfter..", begann die neue Lehrkraft das Wort wieder an Lex zu richten. "Mein restliches Mittagessen wird wohl ausreichen müssen...", überlegte Akira einem Augenblick ob er sich eigentlich dafür bedankt hatte, das er es ihm gebracht hatte, weshalb er in nachdenkliches Schweigen versank.
Oben im Turm öffnete Lex sein Zimmer und trat ein um nach den bunten Früchten zu greifen, die in einer kleinen Schale auf dem Schreibtisch vor dem Fenster thronten. Gezielt griff er nach der violetten Frucht und drehte sich zu Akira um.
"Danke...", brach Akira das aufgekommene Schweigen. "Auch für das Mittagessen", sah er ihn allerdings nicht in die Augen, während er die Frucht mit den Papieren in seinem Arm tauschte, zu ungewohnt war das Gefühl sich bei Lex für irgendetwas Dankbar zu fühlen.
"Schon gut, sieh es als Ausgleich, Entschuldigung, wie immer du willst.", fuhr er sich durch das weiße Haar, die Augen bereits Müde. Sofort fühlte sich Akira wieder weg gedrängt und wollte etwas entgegen, doch er verkniff es sich. "Gute Nacht", nickte er schließlich und verließ den Türrahmen von Lex Zimmer, seinen Sternenleser bereits wieder an sich genommen.
Der Zweigleiter hingegen griff nach dem Handtuch auf dem Stuhl und bekam Akiras angesäuerten Ton schon gar nicht mehr mit.
Der Wassermagier legte sich auf sein Bett und wendete und drehte das kleine Objekt noch weiter in seinen Fingern, um es sich zum wiederholten mal von allen Seiten anzusehen. "Eine Rune... ", verknüpfte er Gedanklich alle Informationen, welche sie bereits zusammen getragen hatten und aß dabei sein Abendessen bis ihn der Schlaf einholte, wobei das Buch des Zweigleiter auf der sich gleichmäßig hebenden Brust verweilte.
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