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Das gläserne Eis glitzerte stumpf in der blutroten Flüssigkeit. Matte Lichtstrahlen versuchten stetig flackernd den Kristall zu erreichen und zwischen den schimmernden Flächen zu tanzen, doch das Liquid bremste die bunte Begeisterung und erschwerte die Reise. Umso schöner war das leise Farbenspiel zwischen den geschliffenen Kanten. Jede Seite der Kristalle ebenso glatt wie klar. Dir wurde die geradezu geisterhafte Erscheinung der scharfen Spitzen bewusst, wie sie da in der dunklen Flüssigkeit schwammen. Andächtig umschlugen die schillernden Finger den Kristall, schmiegten sich um ihn, schützend wie unterdrückend. Ein Kampf zwischen dem festen Eis und dem weichem Nass, dessen Unschuld schon lange genommen war. Ein Kampf zwischen messerscharfer Macht und schwindenden Lebens.

Seufzend schütteltest du die abstrakten Gedanken ab und hobst das Glas an deine Lippen. Das kühle Liquid rann beißend deine Kehle hinab und hinterließ einen ebenso süßen wie säuerlichen Geschmack zurück. Wer auch immer auf die absurde Idee gekommen war, sehr kirschlastigen Beerensirup und Whiskey zu kombinieren sowie mit Wasser zu strecken, musste entweder Herr über gerade einmal zwei minderbemittelten Gehirnzellen, seines Geschmacksinnes beraubt oder hackedicht gewesen sein. Anders konntest du dir dieses Gemisch nicht erklären. Doch als du das Glas mit den klimpernden Eiswürfeln darin wieder auf die Bar schobst, stelltest du so langsam fest, wie die berauschende Wirkung des Alkohols einsetzte. Wobei man allerdings dazusagen musste, dass die Geschmackskatastrophe nicht der erste Drink des heutigen Abend gewesen war. Tatsächlich hatten schon mehrere Shots den Weg in deinen Magen gefunden. Daher war es umso erstaunlicher, dass dieser Drink so widerwärtig schmeckte. Was hatte dich nur dazu gebracht, so einen Mist zu kaufen?

Wahrscheinlich die vorherigen Shots.

Und du warst einfach noch nicht besoffen genug, um diese Mische delikat zu finden.

Langsam nahmst du die flackernden Lichter wieder richtig wahr und dein Blick glitt durch den Raum. Unzählige Körper tanzten ausgelassen zu den lauten Bässen der Musik. Viele gefangen zwischen den Linien der Lieder, intuitiv dem Klang folgend. Jeder auf seine Art. Was in einer vielseitigen, unbewussten Interpretation der farbigen Töne mündetet. Würden Lehrer der Literatur die Sprache der Musik sprechen, könnten sie sich nicht mehr darüber beschweren, dass die Jugend keinen Schimmer mehr von Schriftstücken, dem tieferen Lesen und Weiterdenken statt dem bloßen Erfassen der Wörter haben. Denn Musik war eine universale Sprache. Viel mehr war es ein Gefühl, das man verpacken und weitergeben konnte. Das man konservieren konnte. Verschlüsselt in einem Code aus Tönen.

Allerdings verspürtest du nicht im Geringsten den Drang, dich unter die Menschen zu mischen und die Melodien und Bässe auszuleben. Denn während die Anderen von einer nahezu flackernd bunten Aura umgeben waren - was nebenbei bemerkt exakt der Stimmung des Liedes entsprach, welches gerade gespielt wurde - klumpte sich dein Inneres quälend zu einem nicht definierbaren Körper zusammen, der von schwarzen Nebel umwabbert wurde und dich verräterischerweise an die Eiswürfel in deinem Glas denken ließ. Es war dumpfer Schmerz, der durch deine Adern pulsierte. Bleiernd schwer und giftig wie Quecksilber. Und ebenso vernichtend. Selbst wenn du deine feinen Lippen zu einem Lächeln verzogst, wirkte dieses zum Einen eher wie eine Grimasse, zum Anderen fand kein Fünkchen Wärme den Weg in dein Herz. Was dich daran zweifeln ließ, ob jenes überhaupt noch schlug.

Deine Augen blieben in der lebenden Masse hängen und befreiten dich aus deinen unnützen Philosophien. Genauer gesagt an einem Jungen - nein, einem Mann. Geschmeidiger als ein Panther bewegte sich sein Körper, all seine Muskeln unter dem schlichten, schwarzen Hemd, das angenehm über den definierten Muskeln seiner breiten Schultern spannte und zu seiner leicht schmaleren Hüfte hin lockerer fiel, schienen jedem einzelnen Ton mehr als gerecht zu werden. Bei genauerem Hinsehen fiel dir auf, dass jede Linie, die sein Körper in der Melodie zog, fein und perfekt war. Auf eine Art, wie du es vorher noch nie erlebt hattest. Geradezu unmenschlich. Als wäre er die Musik und die anderen Menschen um ihn herum nur billige Kopien.

Als der Mann sich in die nächsten Bewegungen schwang, erhaschtest du einen kurzen Blick auf sein Antlitz. Eine seiner nachtschwarzen Strähnen war ihm glänzend über die geschlossenen Augen gefallen. Seine Gesichtszüge ebenso engelsgleich wie die Schatten der melodischen Linien des Tanzes. Atemberaubend. So vollkommen. Nahezu zu perfekt.

Und als ein zartes Lächeln seine fein geschwungenen Lippen benetzte wie kühler Tau an einem Frühlingsmorgen die Blätter des weißen Knöllchen-Knöterichs, taute der gefrorene Klumpen in dir. Das Quecksilber klärte sich zu frischem Quellwasser und der schwarze Nebel lichtete sich.

Es war, als spürtest du dein Herz wieder. Das Leben. Hoffnung.

Mit dem Gefühl der Wärme ergriffst du in Gedanken das kühle Glas. Die dumme Bewegung allerdings, die du dabei machtest, raubte dir qualvoll den Atem und entriss dir den schönen Moment mit all seinen Bildern so dermaßen, dass sich das Kribbeln in deinem Inneren sogleich wieder trübte. Du konntest dir noch nicht einmal erklären, was so falsch an der Bewegung war. Doch der stechende Schmerz, der sich mit einem Schlag durch deinen gesamten Brustkorb bis hin in die Magengegend zog, war keineswegs Einbildung. Keuchend stelltest du besagten Drink wieder auf der hölzernen Theke der Bar ab und versuchtest zischend, deinen Arm zu entspannen; in der Hoffnung, das Stechen zu mildern und wieder zu Atem zu kommen.

Wie hattest du das vergessen können? Offensichtlich hatte der Alkohol seine Wirkung mehr entfaltet, als du gedacht hattest. Sonst wärst du definitiv nicht so dämlich gewesen und hättest mit Rechts nach dem Glas gegriffen. Denn seit dem Vorfall vorgestern Abend würdest du auch so bald deine starke Hand nicht benutzen können.

Was hatte dich auch geritten, einen Kerl mit nach Hause zu bringen? Warum in aller Welt warst du so naiv? Dein Vater hatte dich auch schon für weniger schwerwiegende Errungenschaften wie schlechte Noten oder ein falsches Wort geschlagen; dass er seit Mutters Tod vor sieben Jahren immer mehr trank und dir aus Prinzip die Schuld an allem gab, besserte die Situation nicht gerade. Toleranz obendrein war noch nie seine Stärke gewesen. Seine Frau war immer der Ausgleich dazu gewesen. Und sie hätte sich sicher in einer solchen Situation mit ganzem Herzen unterstützt. Doch hatte der Krebs damals gewonnen.

Im Nachhinein betrachtet war es geradezu hirnlos gewesen, einen Mann mit in eure Wohnung zu nehmen und sich so als schwul zu outen. Die Mengen Alkohol, die dein Vater an dem Abend schon konsumiert hatte, hatten die Folgen nur noch schlimmer gemacht. Du hattest dein Date gerade noch so nach Hause schicken können, bevor dein Erzeuger komplett ausgerastet war. Kaum war die Tür zugefallen, hatte deine Strafe begonnen. Rückblickend konntest du nicht sagen, wie lange er auf dich eingeschlagen hatte. Irgendwann hattest du die Kraft verloren, seine Tritte und Fäuste abzuwehren sowie dich zu schützen. Dein Vater war schon immer stärker gewesen.

Erst, als du dein Bewusstsein verloren hattest, schien er von dir abgelassen zu haben. An viel erinnertest du dich nicht mehr. Als du wieder zu dir gekommen warst, hattest du es mühselig geschafft, dich aufzurappeln und dein Zeug zu packen.

Dein bester Freund war wortlos zur Seite getreten und hatte dich reingelassen, als du einige Zeit später vor seiner Haustür gestanden hattest. Ohne Fragen zu stellen, hatte Finn dir geholfen, deine Wunden zumindest ein wenig zu versorgen. Er wusste, dass du auf Männer standest, und es war nie ein Problem für ihn gewesen. Auch den Standpunkt deines Vaters zu der Thematik war ihm bewusst. Daher hatte dein bester Freund dann irgendwann auch gefragt, ob du nicht die Polizei verständigen wollen würdest, als er vor dir kniete und das gigantische Hämatom, welches sich nahezu über deine gesamte rechte Seite von Schlüsselbein bis unteren Rippenbogen sowie von Brustbein bis zum Schulterblatt zog, vorsichtig mit einer kühlenden Creme einrieb, um den Schmerz der Prellung ein wenig zu lindern. Du hattest nur schwach verneint; er hatte es hingenommen.

Und du warst Finn unfassbar dankbar dafür.

Von Vitus hattest du allerdings seit dem Vorfall kein einziges Wort mehr gehört, obwohl du ihm unzählige Nachrichten geschrieben und ihn mehrfach angerufen hattest. Diese Tatsache frustrierte dich fast noch mehr als die naive Hoffnung an deinen Vater, dass er sich änderte. Der hübsche Mann mit den eisblauen Augen und den braunen, seidig weichen Strähnen hatte seit Langem deinen Bauch wieder zum Kribbeln gebracht. Und es war gut zwischen euch gelaufen, seit mehreren Wochen hattet ihr euch schon gedatet.

Aber dann warst du so dämlich gewesen und hattest Vitus mit zu dir nach Hause genommen. Und damit alles kaputt gemacht - dich mit eingeschlossen. Was hatte dich glauben lassen, dass Vater euch mit offenen Armen empfangen würde?

Du könntest dir dafür eigenhändig den Hals umdrehen.

Der Abend hatte damit geendet, dass Finn seiner Freundin abgesagt, mit der er an dem Abend eigentlich ins Kino gehen wollte, für euch gekocht und dir dann wortlos seinen zweiten Controller in die Hand gedrückt hatte. Bis kurz nach Mitternacht hattet ihr gezockt, wobei du permanent mit den Tränen gekämpft hattest und Finn so jedes Spiel gewonnen hatte, obwohl er bemüht war, extra schlecht zu sein.

Du warst unglaublich dankbar, ihn als Freund zu haben. Die Ablenkung hatte gut getan, und aus dem Grund hatte Finn dich heute auch auf diese Party geschliffen. Bis jetzt war es allerdings der Alkohol gewesen, der dich von erbärmlichen Heulkrämpfen abhielt. Du konsumiertest dieses Getränk nicht sonderlich oft; denn während andere Studenten wild feiern gingen, scheffeltest du mit Essen auf einem klapprigen Fahrrad Ausliefern und Kellnern Geld heran, um Vaters Schulden zu begleichen und Miete zu zahlen. Zum Lernen blieb da kaum noch Zeit.

Mit Links ergriffst du dein Glas und nahmst einen großen Schluck, um die Sorgen zu vertreiben.

»Weshalb sitzt ein attraktiver Mann wie du so alleine hier an der Bar und versucht seine Trauer in mittelmäßig geschmackvollen Substanzen zu ertränken?«

Vor Schreck verschlucktest du dich an deinem Drink. Ebenso hastig, wie du das Glas wieder auf den Tresen knalltest, rangst du nach Atem. Währenddessen fuhr dein Blick zu der samtweichen Stimme herum, die dir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Doch dann erkanntest du den Mann, der eines Panthers gleich neben dich an die Bar rutschte: es war die Schönheit mit den engelsgleichen Gesichtszügen.

»Immer mit der Ruhe, Kleiner.« Da war es wieder: dieses Lächeln. Zum Niederknien. »Ich bin Fenrir, Fen reicht aber. Wie ist dein Name?«

Inzwischen hattest du den brennenden Alkohol mit widerlichem Beerengeschmack hinuntergewürgt und erfrischender Sauerstoff erreichte deine Lunge - nur, damit dein Herz ins Stocken geriet, als du seine schmalen Augen erblicktest. Sie waren blutrot. »Noí«, erwidertest du mit glühendem Gesicht, während sich dir die Frage aufdrängte, ob dein Körper überhaupt noch in irgendeiner Form funktionierte.

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