
Kapitel 11
Resigniert und fröstelnd, weil er ohne Jacke bei diesem kalten Wetter und in der Dunkelheit in den Garten hinausgegangen war, ging er wieder hinein. Im Wohnzimmer ließ er sich dann frustriert auf das Sofa plumsen. Das war definitiv das schlimmste, das ihm jemals passiert war. Der Inspector hoffte, dass sein Kollege einfach nur beschlossen hatte nach Hause zu gehen, obwohl er mit dem Auto gekommen war oder einfach nur ein wenig spazieren ging und vielleicht sogar ein paar Nachbarn befragte. Doch der Constable hatte auf ihn nicht den Eindruck gemacht, als hätte er heute noch etwas anderes vorgehabt als zu schlafen. Dabei war es ihm sogar egal gewesen wo, denn ansonsten wäre er nie eingewilligt mit ihm hierher zu kommen. Wo war er also?
Er würde zunächst noch etwas warten. Sein Kollege könnte immerhin jeden Moment durch die Tür marschiert kommen und rufen: „Hier bin ich wieder!".
Doch in der folgenden halben Stunde, in der er wartend auf dem Sofa ausharrte, geschah nichts dergleichen. Sein Partner kam nicht.
Jetzt würde er auf dem Präsidium anrufen müssen und ihn vermisst melden. Alle dort würden es in wenigen Minuten erfahren, dass er ihn mitgenommen hatte und der Constable nun verschwunden war. Sie würden wissen, dass es seine Schuld war. Keiner würde ihm je wieder vertrauen können. Er konnte sich selbst nicht einmal mehr vertrauen oder seinen Instinkten, denn er hat es für ungefährlich gehalten hierher zu kommen. Doch das war es augenscheinlich nicht.
Müde stand er auf um das Zimmer zu verlassen und nach einem Telefon zu suchen. Falls Lisa Sanders so etwas wie ein Telefon überhaupt besaß und nicht wie all die anderen jungen Leute nur mit ihrem Mobiltelefon Textnachrichten verschickte. Ihr Mann zumindest sah für ihn nach einem dieser Schreibtischmenschen aus, die auf ihrem Handy immer und überall erreichbar waren und nie auch nur daran denken würden ein Telefon auch nur in die Hand zu nehmen.
Zu seinem Glück stand auf einer kleinen Kommode im Gang ein Telefon. Es sah zu seiner großen Überraschung, überraschend altmodisch aus. Er nahm den Hörer in die Hand und wählte die Nummer des Präsidiums. Nach mehreren Minuten nahm endlich jemand ab. Es war irgendein Kollegen der Nachtschicht mit dem er nur selten zu tun hatte, da er es vorzog tagsüber zu arbeiten. Der Polizist am anderen Ende der Leitung schien jeden Moment einzuschlafen als der Inspector ihm den Ernst der Lage zu vermitteln versuchte. Schlussendlich bat er ihn darum den Chief Inspector, der nachts die Leitung über das Revier hatte, ans Telefon zu holen. Doch auch als dieser Minuten später endlich am Telefon war, wollte er nicht begreifen was Sache war. Der Chief Inspector verstand nicht was er sagte, sei es weil er von einem seiner Kollegen gerade erst aus dem Schlaf gerissen wurde oder weil er zu blöd war es zu verstehen. Eine ungesunde Mischung aus beidem hielt Inspector Miller für das Wahrscheinlichste. Es kostete ihn schließlich eine halbe Stunde dem Chief Inspector zu erklären, dass er Verstärkung brauchen würde um nach seinem verschwundenen Kollegen zu suchen. Frustriert ließ er nachdem das Gespräch beendet war den Hörer wieder zurück an seinen Platz fallen. Der Inspector hoffte inständig, dass sein Kollege auf dem Revier ihn verstanden hatte und seinen Anweisungen Folge leisten würde. Mehr konnte er momentan nicht für den Constable tun.
Oder etwa doch? Constable Smith war auf dem Weg aus der Küche verschwunden, doch er nicht, obwohl er nur wenige Sekunden nach ihm den gleichen Weg entlang gelaufen war, den gleichen Boden unter seinen Füßen hatte, die gleichen Wände um sich herum und die gleiche Decke über ihm. Wie war das möglich? Es gab nur eine Möglichkeit herauszufinden was mit diesem Haus nicht stimmte: man musste jeden Zentimeter davon absuchen. Es würde ihn viel Zeit kosten, aber wenn er dadurch herausfand was mit seinem Partner geschehen ist, wäre es ihm den Aufwand wert.
Also ging er zurück zu dem Ort an dem er seinen Partner das letzte Mal gesehen hatte und begann dort mit der Suche.
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