Schreibtipp 2: Charaktere
Einen Charakter erstellen und ausbauen
Zuerst hatte ich immer die Geschichte im Kopf. Dann habe ich drum herum die Charaktere entwickelt. Angefangen mit dem Protagonisten. (Nicht zwingend; man kann natürlich auch mit anderen beginnen). Wichtig ist, dass die Figuren die Handlung unterstützen.
Bei Schreibtipp 1 hatte ich bereits erwähnt, dass man für die Charaktere einen Steckbrief erstellen kann (und auch sollte). Wie man das angeht, bleibt jedem selbst überlassen. Wichtig ist, dass man ihn im Laufe der Geschichte ergänzt. Wenn man aber bestimmte Dinge, wie Haarfarbe oder Augenfarbe erwähnt bzw. festgelegt, dann sollte man das in den Steckbrief übernehmen. Und natürlich in der gesamten Geschichte so beibehalten. Außer natürlich, die Figur färbt oder schneidet ihre Haare. (Auch das bitte im Steckbrief ergänzen!)
Und denkt daran: Jeder Mensch hat Schwächen!
Ich habe mal irgendwo in einem Forum gelesen, dass Mädchen dazu neigen, den männlichen Charakter nach ihrem Idealbild zu erstellen. Sozusagen der Traum-Mann, der in allem perfekt ist. Das solltet ihr natürlich vermeiden. Manchmal muss die von dem attraktiven Mann begeisterte Leserin sich auch mal vor die Stirn schlagen und "Warum zum Teufel tust du das, du Idiot?" denken können.
Auch bei der Wahl des Namens sollte man nicht nachlässig sein. Ich persönlich entscheide mich immer relativ schnell für einen, wenn ich einen guten gefunden habe (in meinem Kopf oder im Internet ;) ). Das sollte man aber eigentlich nicht. Der Klang des Namens, die Zeit, in die er gehört und die Assoziationen sind wichtig. Wenn die Geschichte im 18. Jahrhundert spielt oder in einem anderen Land, sollte man logischerweise nach passenden Namen aus dieser Zeit bzw. aus diesem Land suchen. Im Internet findet man außerdem Seiten, wo Leute angegeben haben, was sie von dem Namen halten. Zum Beispiel, wie modern, sympathisch usw. er ist. Aber dem sollte man vielleicht nicht immer Glauben schenken. Man selbst weiß ja auch, welche Namen zu der Geschichte oder dem Charakter am besten passen. Gegen außergewöhnliche Namen spricht meiner Meinung nach auch nichts. Es sollte bloß nicht jeder Charakter solch einen Namen besitzen. (Außer es handelt sich vielleicht um Elfen, Damönen oder andere magische Wesen.) Aber dann müsst ihr damit rechnen, dass die Leser ihn falsch aussprechen. ;)
Wenn ihr nun die wichtigsten Figuren grob erstellt habt, geht es mit dem Einbinden in die Geschichte weiter.
Hierbei ist die Glaubwürdigkeit ein wichtiges Thema. Die Handlungen, Denkweisen etc. müssen nachvollziehbar und begründet sein. Die Motivationen beider Seiten (ebenso die des Gegenspielers) müssen klar und logisch erscheinen. Am besten ist es, wenn der Leser ab und zu ins Straucheln gerät und nicht mehr weiß, welche Seite nun das Richtige tut. Dabei sollte vor allem dein Protagonist ein bestimmtes Ziel vor Augen haben. Das Besiegen des Gegenspielers, den Mann seiner Träume finden oder ein Geheimnis aufdecken. Die Ziele variieren ganz unterschiedlich. Wichtig ist nur, dass dabei Konflikte entstehen. Und, im besten Fall, das Ziel in irgendeiner Form erreicht wird. Es kann auch von dem ursprünglichen Ziel abweichen (Der Gegenspieler wird zum Freund). Sollte aber immer nachvollziehbar sein!
Habt auch die Hintergrundgeschichte der Person im Kopf. Diese kann unter anderem für den Charakter der Figur von Bedeutung sein. Selbst bei Nebencharakteren habe ich ein wenig zum Hintergrund aufgeschrieben. Obwohl ich es teilweise nie erwähnt habe. Aber so habt ihr einen besseren Überblick über die Person. Und wenn mal ein Leser genaueres zu Person X wissen möchte, kann ich eventuell Antworten liefern.
Zur Glaubwürdigkeit gehört meiner Meinung nach auch die Sprache der Figur. Angepasst natürlich an die Zeit und an den Charakter bzw. seine Bildung. Versucht die Figur immer vor Augen zu haben und lasst sie den Satz, den ihr schreiben wollt, selbst sagen. Das hilft mir beispielsweise bei Kindern. Wenn ich mir vorstelle, wie ein sechsjähriges Kind redet, kann ich dies leichter aufs Papier bringen.
Wie dein Charakter sich verhält oder handelt, kannst du planen und an ihn anpassen, aber es auch mal dem Zufall überlassen. Ein Eigenleben ist in manchen Situationen wünschenswert und unvermeidbar.
Entwicklung
Die Entwicklung ist das wichtigste Merkmal bezüglich Charakteren. Das erfährt man auch, sobald das Exposé zum Thema wird. Immer wieder heißt es bei Tipps zum Schreiben eines Exposés, dass diese Entwicklung ein entscheidender Punkt sei.
Zunächst habe ich darauf erschrocken reagiert, da ich der Meinung war, meine Charaktere haben keine Entwicklung durchgemacht. Aber nach einer Weile ist mir aufgefallen, dass da doch eine statt gefunden hat. Mir wurde auch in den Kommentaren gesagt, dass man eine Entwicklung erkennen kann.
Grundsätzlich gilt: Durch Erlebnisse, Begegnungen mit anderen Menschen oder ähnliches entwickelt sich der Charakter weiter.
Meist sollte sie positiv sein, kann aber auch negative Auswirkungen haben. Wenn eine Person beispielsweise traumatische Dinge erlebt, wird auch eine negative Entwicklung zu erkennen sein (Trauma, Paranoia etc.). Anders ist es, wenn die Geschichte mit einem traumatisierten Menschen beginnt. Dann wird sich möglicherweise eher eine positive Entwicklung abzeichnen.
Achtet darauf, dass die Entwicklung langsam und wie immer nachvollziehbar vonstattengeht. Wenn die Person etwas zum ersten Mal tut, wird sie es noch nicht sofort können. Außer sie ist ein Naturtalent.
Und auch auf den Charakter bezogen müsst ihr vorsichtig sein. Es gibt auf der einen Seite durchaus Figuren, die Widersprüche in ihren Eigenschaften haben ( z. B. brutal, aber in manchen Momenten plötzlich liebevoll). Das wirkt, wenn man es richtig angeht, positiv überraschend. Auf der anderen Seite muss man trotzdem aufpassen, dass man nicht von der Realität abweicht. Andernfalls könnte man merkwürdiges Verhalten mit einer psychischen Krankheit erklären. Das wäre dann wieder interessant.
Adjektive zum Beschreiben eines Charakters
Ich persönlich war und bin immer auf der Suche nach Adjektiven, um einen Charakter facettenreich zu beschreiben. Deshalb habe ich nun eine kleine Auflistung vorgenommen, um euch ein paar Ideen zu geben.
Dazu habe ich eine grobe (!) Einteilung vorgenommen. Also die Adjektive gruppiert, die halbwegs zusammenpassen. Das ist natürlich nur oberflächlich. Jemand, der tolerant ist, kann auch vorlaut sein, beispielsweise. In Gruppen fand ich es jedoch ein wenig übersichtlicher.
hilfsbereit, treu, verantwortungsbewusst, zuverlässig, tolerant, freundlich, motiviert, loyal, höflich, selbstlos, liebevoll
offen, selbstbewusst, sozial, neugierig, ehrlich, direkt, charmant, quirlig, extrovertiert, impulsiv, unüberlegt, mutig, vorlaut, sarkastisch (beleidigend)
verschlossen, zurückhaltend, schüchtern, vernünftig, unsicher, zweifelnd, introvertiert, bescheiden, besorgt
egoistisch, unzuverlässig, stur, aggressiv, unsozial, nachtragend, angriffslustig, unverschämt, herrisch, eingebildet, manipulativ, gekünstelt, kalt, selbstbezogen, hemmungslos, brüsk, wichtigtuerisch, pessimistisch, brutal
ehrgeizig, naiv, intelligent, humorvoll, positiv, fröhlich, jugendlich, verpeilt
Klischees
Ja, die sollte man vermeiden. Aber ich war trotzdem so frei und habe die beliebtesten einfach zum Spaß aufgezählt. Manchmal passiert es, dass man sich eines dieser Klischees bedient. Durch o. g. Punkten, wie z. B. gegensätzliche Charaktereigenschaften, kann man solche jedoch umgehen.
Hier nun zum Abschluss die zehn beliebtesten Klischees, die mir eingefallen sind: (Nicht zu ernst nehmen. Das ist alles nicht böse gemeint.)
1. Der Bad Boy/Frauenheld: Wird gehasst und geliebt. Tausende von Mädchen umgarnen ihn. Findet am Ende immer die große Liebe in der Protagonistin.
2. Die Barbie/Prinzessin/Tussi: Erzfeindin der Protagonistin. Verhält sich typisch weiblich, aber auf übertriebene Art. Fast immer wohlhabend.
3. Der Nerd: Meist interessiert an technischen Dingen, Computerspielen, Superhelden o. ä.
4. Der Clown: Lustige Sprüche in jeder Situation. Den Meisten ist er sympathisch.
5. Das Bad Girl/die Männerheldin: Oft der Gegenpart zum Bad Boy. Kann aber auch einfach ein starker Frauencharakter sein.
6. Das Mädchen von Nebenan/Normalo: Schüchternes, unschuldiges Mädchen, das am Ende vermutlich den männlichen Protagonisten abbekommt.
7. Der Angeber/Schläger: Ist leicht zu provozieren. Von seinem guten Aussehen und Können überzeugt. Besitzt aber weder das eine noch das andere.
8. Der/die Fanatiker/in oder Fetischist/in: Verrückt nach einer bestimmten Sache oder einer Person. Nicht unbedingt im negativen Sinne.
9. Der/die Dumme/r: Gibt sinnlose, manchmal unpassende Kommentare von sich, die einen entweder lachen oder aufstöhnen lassen.
10. Der/die Unnahbare/r: Ein mysteriöser Mensch, der keinen an sich ran lässt. Spricht nicht viel, hat mindestens ein dunkles Geheimnis.
Und zu guter Letzt bleibt zu sagen:
"You can't blame a writer for what the characters say." - Truman Capote
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