Krank vor Sorge
"Du weißt, wie du nerven kann?", kam es genervt von mir. Warum hatte ich diesem Austausch überhaupt zugestimmt. Jin, ein Mitbewohner unserer sechsköpfigen WG, hatte ein Angebot für einen Austausch mit einem Deutschen Studenten mit koreanischen Wurzeln bekommen. Er stimmt natürlich nicht ohne uns alle vorher zu fragen zu. Wir alle stimmten jedoch leider unsere zu und das war meiner Meinung nach ein Fehler. Dieser Student hing mir, wie eine Klette. Zwar unternahm Jin viel mit ihm, doch wenn er gerade Zeit hatte, ging er mir auf die Nerven. Warum ich? Wieso nicht Tae oder Hoseok? Da er mittlerweile wusste, das wir eine Band sind, jedoch noch nicht so bekannt waren, da wir am Anfang unserer Karriere standen, fragte er mich dauernd, ob ich nicht einmal singen könnte. Ich lehnte natürlich immer wieder ab. Wieso sollte ich es machen? Leider fand er auch sehr schnell heraus, dass ich tanzen konnte, weswegen er mich immer wieder fragte, ob er und ich nicht einmal zusammen tanzen könnten. Auch das lehnte ich immer wieder ab. Die anderen können doch auch tanzen, warum denn gerade ich?
"Jimin, hast du Jungkook gesehen? Ich kann ihn nirgends finden?", fragte mich Jin direkt als er einfach in mein Zimmer platzte. "Woher soll ich wissen wo er ist? Ich bin froh, wenn er mich mal für fünf Minuten in Ruhe lässt", gab ich genervt von mir. "Sei doch nicht immer so abweisend, wenn es um ihn geht. Er mag dich eben. Das doch eigentlich schön oder nicht?" "Schön, dass er mich mag. Ich mag ihn nicht. Er nervt einfach" Jin seufzte auf. "Okay, trotzdem danke für deine Hilfe." Mit den Worten verließ er wieder mein Zimmer. Meine Worte mögen vielleicht hart geklungen haben, aber es war leider so. Seine kindisch Art war zum Großteil nicht aus haltbar. Dennoch war er manchmal echt goldig, aber nur manchmal.
Abends war Junkook immer noch weg. Jin machte sich schon seit Stunden Sorgen und malte sich die schlimmsten Szenarien aus, was mit ihm wohl passiert sein könnte. Wir alle versuchten ihn zu beruhigen, was uns von Anfang an unmöglich erschien, aber ein Versuch war es wert. Mit der Zeit fingen sich aber auch die andern an Sorgen zu machen und ich musste ehrlich gestehen, dass ich auch langsam Bedenken bekam. Was auch komisch war, dass es den ganzen Tag so trostlos und still war. Es war, als hätte Jungkook die ganze Farbe mitgenommen. Alles erschien nur noch schwarz und weiß, so trist. "Ich kann mir das Trauerspiel nicht länger antun. Wir gehen ihn jetzt suchen", brach Yoongi die Stille. Alle schauten ihn an. "Und wo willst du bitte suchen? Wir haben doch gar keinen Anhaltspunkt. Er könnte überall sein", beschwerte sich Jin. "Na ja, an ein paar Orten können wir ja schonmal gucken", sagte Yoongi. "Und die wären?", mischte sich Namjoon nun auch ein. "Orte, an denen er bis jetzt schon war und damit meine ich jetzt nicht, was Jin schon alles gezeigt hatte, sondern Orte an denen er schon mehrfach war, wie die Innenstadt zum Beispiel." "Und was ist, wenn er entführt wurde?" Jin ging natürlich direkt wieder vom schlimmsten aus. "Wird er schon nicht", versuchte Namjoon ihn zu beruhigen. "Ich würde vorschlagen jeder sucht an einem Ort und treffen uns wieder hier, wenn ihr alles ab gesucht habt", schlug Yoongi vor. Das klang doch mal nach einem Plan. Sofort machten wir aus, wer wo suchen würde und wir machten uns auf die Suche.
Nach zwei Stunden vergebenden Suchen, machte ich mich wieder auf den Weg zurück. Auch die anderen hatte ihn anscheinend auch noch nicht gefunden, sonst hätten sie sich doch schon gemeldet, oder nicht? Zuhause angekommen stellte sich heraus, das niemand auch nur ansatzweise eine Spur von Jungkook gefunden hatte. Jin war mehr als verzweifelt. "Ich finde wir sollten die Polizei langsam einschalten", sagte Hoseok betrübt. Alle stimmten zu. Jin nahm das Telefon und wählte schon die Nummer, als ich ihn aufhielt. "Ich wüsste noch einen Ort, wo er sein könnte." Verwundert sahen mich die anderen an. "Wo?", fragte Jin mich sofort. "Im Tanzstudio, aber lasst mich mal nur machen", sagte ich und war auch schon verschwunden ehe Jin mich hätte aufhalten hätte können. "Hoffentlich bist du da, Jungkook, ansonsten weiß ich auch nicht mehr weiter", sagte ich zu mir selber und machte mich auf dem schnellsten Weg auf zum Tanzstudio. Ich rannte und rannte, als gäbe es keinen Morgen.
Vor dem Eingang stützte ich mich mit einer Hand an der Wand ab und versuchte meinen Puls wieder zu normalisieren. Mit zitternden Händen öffnete ich dann die Tür und suchte unseren regulären Raum, wo wir immer waren. Hastig öffnete ich die Tür des Raumes und sah mich suchend um. Tatsächlich lag auf einer Bank an der Wand ein friedlich schlafender Jungkook. Langsam ging ich zu ihm, mit bedacht ihn nicht zu wecken. Kurz vor ihm ging ich in die Hocke und sah mir sein Gesicht an. Es war so makellos, so schön. Ich streichte vorsichtig mit meiner Hand durch sein Haar, jedoch wurde Jungkook unruhig davon und ehe ich mich versah schlug er langsam seine Augen auf. "Jimin." Seine Stimme war sehr kratzig, weswegen ich ihm die Wasserflasche, die neben der Bank stand, reichte. Er öffnete diese und trank hastig. Ich sah ihm dabei zu und musste selber schlucken. Wenn er trank, sah er verboten gut aus. Als er fertig war, fing ich mich wieder. Diese Gedanken über ihn waren irgendwie unheimlich. "Jungkook, warum in aller Herr Gotts Namen, sagst du uns nicht Bescheid, dass du hier bist. Wir sind alle krank vor Sorge. Wir dachten dir sei sonst was passiert", sagte ich aufgebracht. "T-tut mir leid, ich hätte euch Bescheid sagen sollen", sagte er traurig, "Aber ich wollte etwas geheimes für dich machen, Jimin Hyung." Verwirrt sah ich ihn an. "Für mich?", fragte ich ihn und sah ihn unwissend an. "Ja, da du nie mit mir tanzen wolltest, habe ich extra für dich eine Choreographie zusammengestellt, damit ich dir zeigen kann, wie gut ich bin. Vielleicht tanzen wir dann mal zusammen." Den letzten Satz flüsterte er so leise, dass ich ihn erst gar nicht richtig verstand. "Jungkook, aber-" Ich brach den Satz ab, da ich selber nicht wusste, was ich genau sagen wollte. "Soll ich sie dir zeigen?", fragte er schüchtern. Ich nickte nur als Antwort. Jungkook machte die Musik an und begann. Er tanzte und meine Augen weiteten sich. Auch mein Mund ging immer weiter auf. Ich habe ihn echt krass unterschätzt. Er war gut, verdammt gut. Ich fing mein Verhalten gegenüber ihm an zu bereuen, denn es war falsch. "Und wie fandest du es, Hyung?", fragte er mich, als er fertig war. Ich jedoch war gerade unfähig zu antworten. Sein Gesicht und die Schweißperlen, die seine Schläfen hinab rannten, waren für mich gerade viel interessanter. "Jimin, alles gut?", fragte er besorgt. Ich schüttelte meinen Kopf. "Alles gut." "Und wie war es nun?", wiederholte er seine Frage. "Es war, na ja wie soll ich sagen, geil?" Unsicher sah ich ihn an. Bei ihm bildete sich jedoch ein fettes Grinsen. "Freut mich, dass es dir gefallen hat." Und wie es mir gefallen hat. "Tanzen wir denn mal zusammen?", fragte er mich daraufhin total aufgeregt. Ich konnte nichts anderes als heftig zu nicken. Und dann tat Jungkook etwas, womit ich nicht gerechnet hätte. Er sprang mich freudig an, umarmte mich und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Perplex riss ich die Augen auf, doch schloss sie schnell wieder und fing an zu grinsen. Daran könnte ich mich dran gewöhnen. Und jetzt fand ich meine Gedanke vom heutigen Tag auch gar nicht mehr so komisch. "Hyung, tu mir bitte nächstes mal den Gefallen und rede nicht mehr so schlecht über mich", sagte er, als wir uns wieder voneinander lösten. Fragend sah ich an. "Ich habe dich und Jin heute reden gehört, als Jin mich gesucht hatte. Das gab mir jedoch nur noch mehr Ansporn dir zu zeigen, was ich drauf habe." Beschämt sah ich auf den Boden. "Tut mir leid, Kookie", entschuldigte ich mich bei ihm. "Kookie?", fragte er. "Findest du den Namen nicht gut", fragte ich. "Ich liebe ihn. Nenn mich bitte nur noch so. "Mache ich", sagte ich und drückte meine Lippen auf seine.
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