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"Sie sind der Vater von Jonathan, oder?", erkundige ich mich bei ihm. "Ja, dass stimmt", bestätigt er meine Vermutung, "aber bitte sage du zu mir. Ich bin Robert." "Ilaria", stelle ich mich ihm vor. "Setz dich doch bitte. Ich bin mir sicher, dass wir noch ein paar Minuten Zeit haben", fordert Konrad Robert auf. Dieser nickt nur lächelnd und setzt sich mir gegenüber. "Ich muss wirklich sagen, dass du Miro schon fast zum Verwechseln ähnlich siehst. Ich habt beide anscheinend euer Aussehen größtenteils von eurem Vater geerbt", meint Robert. In diesem Punkt kann ich Robert nur zustimmen. Es ist schon immer so gewesen, dass ich meiner Mutter vom Aussehen her keineswegs ähnlich sah. Als ich dann auch noch Jonathan und Miro getroffen habe, war das schon ziemlich seltsam, von denen sich mein Aussehen nicht zu sehr unterschied. Ich wurde schon oft gefragt, ob meine weißen Haare gefärbt seien, was aber nicht stimmte. Im Winter sahen meine Haare sogar manchmal grau aus. Dazu dann noch meine fast schwarzen Augen und ich wirkte auf manche Leute sogar schon beängstigend. "Wieso sehen Jonathan und Miro sich eigentlich so ähnlich?", frage ich interessiert. Auf meine Frage hin müssen die beiden Erwachsenen schmunzeln, wobei ich nur noch verwirrter dreinblicke. "Die zwei waren schon immer beste Freunde und unzertrennlich", beginnt Robert mir zu erklären, "Ich weiß nicht wirklich genau, was zu Jonathans Beschluss führte, aber irgendwann entschloss er sich, seine Haare zu färben und Kontaktlinsen zu tragen. Keine Ahnung, ob er sich zu große Sorgen um Miro machte oder die beiden es halt wirklich als Spaß ansahen. Mittlerweile färbt er sich die Haare wirklich regelmäßig und die Kontaktlinsen trägt er fast täglich." "Wirklich?", frage ich. "Ja, aber witzig wurde es erst, wenn die zwei auf Personen stießen, die sie noch nie zuvor gesehen hatten. Seltsamerweise wurde immer Jonathan für den Prinz gehalten und Miro für den Beschützer. Die Beiden machten sich einen Spaß daraus, die Leute zu verwirren und manchmal wurden diese Verwechselungen erst nach Wochen durch irgendwelche Zufälle klar gestellt. Ich weiß gar nicht, ob es je einen Tag gab, wo die Beiden voneinander getrennt waren", erzählt Konrad mir lachend. Auf seltsame Weise konnte ich die Beiden sofort damit in Verbindung bringen und irgendwie passte es auch zu ihnen. Die Freunde, die so gut wie nichts ohne den Anderen unternahmen. "Konrad, es gibt wirklich noch viel zu erledigen. Ilaria, bitte nimm es nicht persönlich, aber dein Vater muss leider auch noch arbeiten, hätten wir keinen Zeitdruck würde ich mich wirklich gerne mit dir unterhalten", drängt Robert. Ich meine daraufhin: "Ist schon okay. Ich sollte wahrscheinlich auch mal wieder zurück zur Schule. Ich weiß nicht, ob es irgendeine zeitliche Begrenzung gibt. Es war auf jeden Fall sehr schön euch beide kennen zu lernen. Ich hoffe, wir sehen uns in den nächsten paar Tagen wieder, Konrad." Die beiden verabschieden sich noch von mir, bevor ich den Raum verlasse. Auf dem Flur werde ich schon von einem Mann erwartet, der mich wieder zurück zur Schule begleiten soll. Nachdem wir den Weg schweigend zurückgelegt haben, verabschiede ich mich an der Schule von ihm, bevor ich diese betrete. In der Eingangshalle werde ich schon von Charly erwartet, die sofort erleichtert seufzt, als sie mich sieht. "Was ist los?", frage ich sie verwirrt. "Wir haben dich alle gesucht und irgendwie niemand wusste, wo du hin bist. Myra und Cian haben sich solche Sorgen gemacht. Selbst Julius und Jasmin helfen bei der Suche und noch ein paar anderen", erklärt sie mir. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich wirklich keinem von dem Brief erzählt habe und auch nicht, dass ich irgendwie weg wollte. "Oh, dass tut mir leid, dass war wirklich nicht meine Absicht. Aber wie du siehst geht es mir gut und ich bin nicht verletzt", sage ich entschuldigend. "Kein Problem. Alle werden sich freuen, dass es dir gut geht. Ich kontaktiere sie dann mal", meint Charly. Danach entfernt sie sich ein paar Schritte und telefoniert. Kurz danach kommt sie wieder und meint: "Die Anderen kommen jetzt gleich. Da meine Aufgabe hiermit erfüllt ist, wende ich mich mal wieder meinen anderen Aufgaben zu. Ich wünsch dir noch einen schönen Tag, Ilaria." Nachdem ich mich von ihr verabschiedet habe, verlässt sie die Eingangshalle. Nach ein paar sehr langweiligen Minuten betritt ein besorgter Julius den Raum: "Alles in Ordnung? Wir haben uns alle solche Sorgen um dich gemacht. Du kannst ..." "Julius, mir geht es gut", unterbreche ich seinen Redeschwall lächelnd. Erleichtert atmet er auf, bevor er mir schon die nächste Frage stellt: "Wo warst du eigentlich?" "Ich hatte ein Treffen. Wegen meinem Vater", antworte ich zögernd. "Deinem Vater?", fragt Julius mich zögernd. Ich nicke, während ich auf den Boden schaue. "Wie war das Gespräch?", fragt er mich besorgt, wobei er wahrscheinlich an unser Gespräch letztens erinnert, wo ich ihm von meinem Vater erzählt habe. "Es war ... seltsam", antworte ich ihm zögernd, da mir das passende Wort nicht wirklich einfällt. "Was meinst du mit seltsam? Ilaria, du kannst mir wirklich alles erzählen", hakt Julius weiter nach. Doch bevor ich etwas antworten kann, stürmen Myra und Cian in den Raum, die ziemlich besorgt aussehen. "Ilaria, wo warst du denn? Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht", sagt Cian als erster. "Ich hatte etwas zu erledigen. Tschuldigung, dass ich euch nicht Bescheid gesagt habe", antworte ich ihnen, wobei ich so langsam ein wirklich schlechtes Gewissen bekomme. "Na ja, umso schöner, dass du wieder hier bist. Wer weiß, was dir alles hätte passieren können. Du hättest ermordert werden können, oder entführt", stellt Myra irgendwelche Vermutungen an, während die beiden mich in ihre Mitte nehmen und mich langsam von Julius wegführen. Bevor wir die Eingangshalle verlassen, werfe ich gerade noch so einen Blick über meine Schulter und sehe Julius, der uns leicht lächend nachschaut. Ein paar Gänge weiter, sage ich: "Leute, ich bin wirklich müde und würde super gerne ins Bett gehen. Ist das in Ordnung? Ich verspreche auch hoch und heilig, dass ich nicht wieder abhauen werde", zumindest nicht nach draußen, vervollständige ich den Satz still. "Natürlich, also wir sehen uns morgen früh", sagt Cian, während er schon in die andere Richtung davon geht. Schließlich verabschiede ich mich vor meinem Zimmer von Myra. Als ich nach kurzer Zeit im Bett liege, kann ich, obwohl heute so unfassbar viel passiert ist, nicht einschlafen. Irgendwann halte ich es nicht mehr aus und stehe vorsichtig auf. Nachdem ich mir kurz etwas übergezogen habe, durchquere ich leise die Schulflure, bis ich mal wieder den Trainingsraum erreiche. Genau wie jedes Mal lasse ich mich auf dem Bode nieder und schließe die Augen. Konzentriert versuche ich wenigstens einen kleinen Funken zustande zu bringen. "Hey", ertönt plötzlich eine Stimme und ich schrecke hoch. In der Tür steht Julius, während er in seiner Hand einen Feuerball hält, der die Umgebung ein kleines bisschen erhellt. "Was machst du hier?", frage ich ihn verwirrt. "Das Gleiche könnte ich dich fragen", kommt seine Antwort zurück. In diesem Moment wird mir bewusst, wie gefährlich es war, jede Nacht hierher zu gehen. Sobald mich jemand entdecken würde, hätte ich mindestens eine Abmahnung bekommen. Und jetzt ist es passiert. Klar, mein Vater könnte wahrscheinlich alles wieder grade biegen. Aber ich könnte nicht damit leben, dass ich nur noch hier wäre, weil mein Vater der Kaiser ist. Dafür habe ich mich zu oft über Leute aufgeregt, die bevorteilt werden, weil sie einen bestimmten Familiennamen haben. "Wirst du mich verraten?", stelle ich ihm die alles entscheidene Frage.
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