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Akt I - Einleitung - Der Smutje und der Polizist

So sehr Lyell es auch versuchte, er brachte nicht mehr die nötige Konzentration für seine Arbeit auf. Sein Ausbruch von vorhin hatte Felia getroffen. Und diesmal brauchte er nicht seine Hunde dafür, um das zu erkennen. Was er noch weniger verstand, war, wieso ihm das jetzt keine Ruhe ließ.

Lyell hasste Menschen. Menschen waren laut und nervig. Und jeder hatte seine eigenen Wünschen und Motive, persönliche Pläne, Verhaltensweisen und Abneigungen. Und keine davon stand ihnen auf die Stirn geschrieben. Bei Menschen konnte man nie wissen, was sie dachten und was sie wollten, meistens sagten sie auch noch das Gegenteil davon, weil es zur Etikette gehörte.

Anders Maschinen. Maschinen waren einfach. Man konnte sie analysieren und verstehen. Sie reparieren oder wiederverwenden. Sie sogar verschrotten, ohne dass es sie störte. Man baute sie, und sie erfüllten ihren Zweck.

Nur du selbst nicht. Du wärst eine nutzlose Maschine, Ly!

Lyell fluchte und warf seinen Schraubenschlüssel mit aller Kraft an die gegenüberliegende Wand als wäre er Schuld an seinem Denkvorgang. Der Donnernde Blitz ... tot. Und das ausgerechnet jetzt! Der Schlitten, den er konstruiert hatte, war ein absolutes Meisterwerk – selbst sein Blindfisch von einem Vater hätte das bemerkt. Nun musste er irgendetwas anderes finden, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Sein Blick streifte den funktionslosen Zwergenkessel.

Ein lautes Pochen an der Tür ließ ihn aufhorchen. Menschen, dachte Lyell. Noch nicht einmal ein Wir-haben-geschlossen-Schild können sie richtig interpretieren! Er beschloss, den Störenfried zu ignorieren, als sich das Klopfen wiederholte, gefolgt von einer nervigen Stimme, die um Einlass begehrte. Genauer gesagt verlangte sie es sogar.

Verärgert erhob sich Lyell vom Boden seiner Werkstatt. Vielleicht ergab sich hier ja die Gelegenheit, etwas Dampf abzulassen. Er hatte es gar nicht gerne, wenn man ihm sagen wollte, was er zu tun hatte. Schnellen Schrittes durchquerte er die Werkstatt und betrat den vorderen Bereich, der als Laden genutzt wurde. Durch die Glasscheibe in der Tür konnte er keine Gestalt ausmachen. Wenn das also nur ein Jux von den hiesigen Halbstarken war, dann ...

Schwungvoll riss er die Ladentür auf und sah sich mit einer kleinen Gruppe von Zwergen konfrontiert.

„Na endlich!", ereiferte sich der Vorderste mit einer Stimme, die an einen tollwütigen Hirsch erinnerte. „Das wird aber auch Zeit!"

„Wir haben geschlossen!", sagte Lyell und deutete auf das Schild, welches gut sichtbar im Fenster der Tür baumelte. „Kommen Sie morgen früh wieder!"

„Geschlossen, geschlossen!", keifte der Zwerg weiter. „Wir haben im Gegensatz zu Ihnen keine Zeit, hier auf der faulen Haut zu liegen! Wir haben einen wichtigen Auftrag zu erledigen und benötigen dafür mehrere Kilo Bronze."

„Schön für Sie", brummte Lyell. „Und ich benötige mehrere Stunden Ruhe von nervigen Kunden."

„Nervige ...!" Der Zwerg schnappte empört nach Luft und seine Gesichtsfarbe wechselte zu einem dunklen Karminrot.

„Wenn Sie Bronze brauchen, gehen sie den Leuten bei Krust – Metallwaren auf die Nerven, die sind dafür zuständig. Ich hab hier nur Altmetall."

„Wissen sie eigentlich ...!", begann der Zwerg, dessen Hand schon gefährlich nahe am Griff seiner Axt ruhte, bevor er von seinem Nachbarn in den hinteren Teil der Menge gezerrt wurde.

„Wir kommen gerade von dort", versuchte dieser es in einem ruhigeren Ton. „Bronze war leider schon aus."

„Und da wir den Auftrag erst heute reinbekommen haben, konnten wir keine Bestellung aufgeben", fügte ein anderer hinzu. „Also hat man uns hierher geschickt. Es tut auch alte Bronze, wir schmelzen sie einfach ein."

„Wir zahlen auch das Doppelte!", rief ein Zwerg, der seinem Gewicht nach zu urteilen Erfahrung mit dem Doppelten hatte.

„Bedaure", erwiderte Lyell und machte Anstalten, die Tür zu schließen.

„Warten Sie!", rief der nun vorderster Zwerg, bevor die Tür vor seiner Nase ins Schloss fiel.
Draußen erhob sich wütendes Gezeter – in Lyells Ohren klang es jedoch wie eine liebliche Symphonie des blinden Star-Kompoisten Friedrich von Feldkhamin. Nichts entspannte so sehr, wie das Wissen, dass es anderen gerade genauso mies ging wie einem selbst.

Mit einem engelsgleichen Lächeln im Gesicht, schwebte Lyell zurück in die Werkstatt. Nun würde er sich sicher besser konzentrieren können.

Energischen Schrittes bahnte sich Rostbart seinen Weg an der Promenade des Hafenbezirks entlang, wobei er so geübt wie es nur ein echter Einwohner Schwalbenkacks vermochte, den sporadisch vom Himmel fallenden Kotbomben auswich. Möwengekreisch erfüllte die Luft. Das war nicht verwunderlich. Legte man den Kopf in den Nacken, so war im eigenen Blickfeld der prozentuale Anteil der Seevögel deutlich größer als der des Himmels.

Nur wenige Häuser entfernt bewegte sich eine geballte Möwenwolke am Steg entlang, in deren Zentrum sich vermutlich ein unglücklicher Fußgänger befand, der den Fehler gemacht hatte, mit einem Thunfischbrötchen in der Hand sein Heim zu verlassen.

Rostbart scherte es nicht. Denn er hatte gute Laune. Und Pläne.

Mit einer Beweglichkeit, die man seiner fassförmigen Statur nicht zutrauen würde, verließ er die Promenade und hielt auf den Pier zu, an dem sein Schiff vor Anker lag. Die Breite Bertha war nicht gerade das, was man in Seemannskreisen eine stolze Schönheit genannt hätte, aber für ihr Alter ein ansehnliches Schiff. Das Geheimnis bestand darin, dass die Möwen es aufgrund Berthas natürlichen Geruchs nicht wagten, über sie hinweg zu fliegen, weswegen die Gute weitgehend frei von Schwalbenkacks berühmtesten Ziergut blieb.

„Alle Mann an Deck!", brüllte der Kapitän, noch während er sein Schiff über die Planke betrat. „Na los, ihr faulen Käfer, wird's bald!?"

Lautes Gepolter untermalt von einem herzhaftem Aufschrei drangen aus der Kajüte, kurz bevor der Verursacher ihnen hinterher stürmte. Bei dem hageren Mann, dessen Gesicht aussah, als benütze er einen Igel als Kopfkissen, handelte es sich um Zehnfinger Jim – und wie es den Anschein hatte –, den Smutje des Schiffes.

„A-ay", stammelte Jim und hob eine verbrühte Hand an seine durch ein Kopftuch verdeckte Stirn. „Maden, Kap'tn."

„Was brabbelst du da?"

„Es heißt", Jims Haltung straffte sich und seine Stimme entwickelte ungezähmten Bartwuchs, „Bewegt euch, ihr faulen Maden!" Der Moment ging vorüber. „Ähm ... ja, so heißt es. Nicht Käfer."
Rostbart musterte seinen Leichtmatrosen, dessen linkes Augenlid krampfhaft zu zucken begonnen hatte.

„Wo ist der Rest der Mannschaft?"

„Amüsiert sich mit Froilein Sharleen drüben in der Kabeljau-Gasse."

„Waaas!? Etwa alle!?"

„Nun", sagte Jim und stieß nervös die Fingerspitzen aneinander. „Der Navigator ist noch da. U-und der zweite Maat auch! Schläft gerade seinen Rausch aus."

„Hol sie her, auf der Stelle! Der Kapitän hat wichtige Neuigkeiten."

„A-aber ich habe Essen auf dem Herd stehen."

„Mir egal." Rostbart schniefte und spuckte den Rotz in einen hohen Bogen über die Reling. „Was bereitest du zu, Jim?"

„Möwen, Kap'tn."

„Schon wieder? Zisch lieber ab und trommel den Rest der Meute zusammen, bevor ich dich Kielholen lasse."

„Aber ich kann doch nicht einfach ..."

„Wird's bald!?"

„S-sofort, Kap'tn."

Zufrieden beobachtete Rostbart, wie sein Smutje unbeholfen salutierte und dann mit der Anmut eines von der Gicht befallenen Kängurus an ihm vorbeihüpfte. Brummend sah er ihm nach, bis er in den Gassen des Hafenbezirks verschwunden war.

Rostbart schnupperte. Irgendetwas roch hier seltsam. Er drehte sich um und sah schwarzen Qualm aus der Kombüse hervorquellen.

„Bei Okeanas Schwanzflosse! Die Möwen!"

Filius bellte. Und bewahrte Felia davor, gegen eine der neumodischen Straßenlaternen zu laufen. Seit der Erfindung der Petroleumlampe standen die Dinger an allen wichtigen Plätzen in ganz Schwalbenkack, da der Regent sich um ein modernes Erscheinungsbild bemühte. Würde auch ein sauberes Erscheinungsbild auf der Agenda stehen, wäre sie sogar erfolgreich gewesen.
Filius bellte erneut und auch seine Brüder Argus und Nautilus stimmten mit ein. Nur Hochgenuss hatte sich in der Pause auf die Pflastersteine gelegt und döste. Im Gegensatz zu seinen Brüdern war er definitiv der Faulste der vier.

„Ist ja gut, ich geh ja schon", versprach Felia, als Filius mit der Stirn gegen ihren Oberschenkel stupste.

Sie waren bestimmt schon durch die halbe Stadt marschiert, aber die Hunde legten eine unglaubliche Energie an den Tag. Sie brauchten die Bewegung. Genau wie Felia.

Selbst ein Blinder hätte nicht übersehen können, dass ihr Besuch nicht so harmonisch verlaufen war, wie sie sich das vorgestellt hatte. Ihre Fragen hatten Lyell gekränkt, und sein Ausbruch über ihre Unwissenheit sie. Bemerkenswerterweise war ihm letzteres allerdings aufgefallen. Sie mit den Hunden raus zu schicken und sich was dazu zu verdienen war in ihrer Interpretation die stille Version einer Entschuldigung.

Felia seufzte und abermals musste Filius bellen, um sie davor zu warnen, in einen Straßenhändler hineinzulaufen. Reflexartig änderte sie ihre Richtung, wodurch sie dem Schnäppchen anpreisenden Mann zwar entging, stattdessen aber über eine seiner auf dem Boden liegenden Warenkisten stolperte. Taumelnd versuchte das Mädchen auf den Beinen zu bleiben – eine fehlerhafte Entscheidung, hätte ein Sturz ihrer unkoordinierten Bewegung doch ein sofortiges Ende bereitet. Aber gegen die eigenen Reflexe konnte sich das menschliche Gehirn schlecht durchsetzen und so machte Felia drei schwankende Schritte nach vorne, wodurch sie gegen den Rand des Zierbrunnens in der Mitte des Platzes stieß und haltlos ins Wasser fiel.
Köpfe drehten sich und Gespräche setzten aus, um in ein Lachen über das tollpatschige Mädchen umzuschwenken, welches sich prustend im Brunnen aufsetzte. Zu allem Überfluss hatte den Vorfall ein übereifriger Stadtwächter gesehen, der nun direkt auf sie zuhielt. Mit einer Miene, die Ärger deutlicher ankündigte als der Zeitungsjunge die Schlagzeilen, baute er sich mit gezücktem Notizblock vor ihr auf. „Junge Frau, Sie wissen schon, dass das Baden im Stadtbrunnen untersagt ist?"

Felia sah zu dem Wächter, der inzwischen einen Stift in der Hand hielt und ihr mit gehobener Augenbraue einen erwartungsvollen Seitenblick zuwarf.

„Sehe ich aus, als würde ich ein Bad nehmen?", fragte sie. „ich bin gestolpert und ..."

„Ah-ah-ah, Sie meinen, Sie haben sich förmlich ins Wasser gestürzt. Leugnen Sie es nicht, ichhabsgesehn." Eilig kritzelte er einige Wörter auf seinen Notizblock.

Filius kläffte. Im Grunde wusste Felia, dass es an unsagbarer Dummheit grenzte, sich mit einem Stadtwächter anzulegen, aber ihre Niedergeschlagenheit gepaart mit dem ärgerlichen Missgeschick ließen sie schneller sprechen als nachdenken.

„Haben Sie nicht! Sie sind gerade erst um die Ecke gebogen!"

Der Stift verharrte auf dem Papier. „Erschwerend hinzu kommt auch noch die Bezichtigung eines Wachmanns der Lüge, ichhabsgehört."

Filius bellte erneut, diesmal deutlicher.

„Nein, so war das nicht gemeint", widersprach Felia aufgeregt. „Ich wollte nur klarstellen, dass es sich hier um ein Missverständnis handelt und ..."

„Ah-ah-ah." Der Wachmann schüttelte den Kopf. „Leugnen der Tat auch noch, ichhabsgehört."
„Nein, ich ..."

Filius bellte und Felia schloss endlich den Mund, während der Wachmann aufmerksam zu ihr hinuntersah.

„Was wollten Sie sagen, junge Frau?"

„Gar nichts", murmelte Felia, während sie sich im Stillen für ihre Dummheit verfluchte. Wieso mussten ihr immer solche Dinge passieren? Wieso war sie nur so tollpatschig? Wieso konnte sie nicht so klug und geschickt sein wie andere Mädchen? Wieso ausgerechnet sie?

„Was geht uns der Tod des Donnernden Blitzes an?", knurrte Rostbarts erster Maat Argei und funkelte ihn über den Tisch in der Kapitänskajüte hinweg an. Er war wütend. Ein Umstand, der Rostbart nicht weniger interessieren könnte, denn Argei war immer wütend. Er gehörte zu jenen unzufriedenen Menschen, die stets einen Grund fanden, um sich über irgendetwas aufzuregen und sich dann, wenn man sie beruhigen wollte, einfach neue Zielscheiben ihres Unmuts schufen.

Egal wie man es drehte und wendete, wie man auch versuchte, mit Argei umzugehen und einen Kompromiss zu finden, es war, als versuche man einem Pedanten den Begriff der Approximation zu erklären. Deswegen ließ Rostbart keine Gelegenheit aus, seinem ersten Maat das Leben zur Hölle zu machen. Denn nichts machte Argei glücklicher, als unzufrieden zu sein. Schließlich war es anstrengend, sich Dinge zu suchen, über die man sich aufregen konnte.

„Was uns das angeht?", fragte Rostbart und bedachte die beiden Männer vor ihm mit einem gefährlichen Grinsen. „Der Donnernde Blitz galt als unschlagbarer Schlittenraser im Schwalbenkackschen Schlittenrennen! In anderen Worten, sein tragisches Ableben bedeutet, dass ein anderer dieses Jahr den Wettstreit gewinnt."

„Na und?", meckerte Argei. „Dieser Wettstreit ist idiotisch. Schlimmer kann man seine Zeit gar nicht verschwenden."

„Ihr zwei werdet an diesem Rennen teilnehmen!"

Argei blieb bei diesen Worten zunächst für ein paar Sekunden die Spucke weg. Die Pause nutzte der andere der beiden Männer. Es war Smutje Jim.

„Ähm ... Kap'tn, ich habe noch nie an so einem Rennen teilgenommen. Ich weiß gar nicht, wie das überhaupt geht. Zumal wir gar keinen Schlitten haben."

Die Petroleumlampe auf dem Tisch flackerte.

„Smutje!", donnerte Rostbart. „Was machst du hier? Ich hab den zweiten Maat zur Besprechung verlangt."

Jim zuckte zusammen. „Tut mir leid, Kap'tn, der zweite Maat schläft gerade seinen Rausch aus und ..."

„Dann räum das Chaos in der Küche auf und schick mir den Schiffsingenieur her!"

Zehnfinger Jim salutierte gehorsam, bevor er regelrecht aus der Kajüte floh.

„Der Smutje hat recht", moserte Argei, als die Tür hinter Jim zufiel. „Wir sind Seemänner und keine Schlittenraser. Und ich habe auch nicht vor, einer zu werden."

„Du wirst aber", provozierte ihn Rostbart, „denn ihr werdet teilnehmen und den ersten Platz gewinnen. Und somit auch das Preisgeld. Den Schatz!"

Argei horchte auf. „Nun ... ich hasse den Wettstreit immer noch. Besonders, weil wir keinen Schlitten haben, um daran teilzunehmen und den Schatz einzusacken."
Im nächsten Moment öffnete sich erneut die Tür zur Kajüte und ein Mann trat i

ns Zimmer. Es war Zehnfinger Jim. Schlurfend bahnte er sich seinen Weg nach vorne bis an den imposanten Schreibtisch, auf dem neben der Petroleumlampe noch allerlei Karten, ein Tintenfass und eine Flasche Rum standen. Jim blieb stehen.

„Der Smutje meinte, du wolltest mich sehen?", fragte er abwartend.

„Aye." Rostbart grinste.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass sich Rostbarts komplette Mannschaft derzeit in der Kapitänskajüte versammelte – zumindest physisch gesehen. Streng genommen bestand sie nämlich noch aus neun weiteren Personen, die sich allerdings allesamt in Jims Körper aufhielten. Ein Umstand, über den Rostbart nicht nachzugrübeln versuchte, schließlich war in Zehnfinger Jim nicht gerade viel Platz.

„Ich möchte, dass du uns was Hübsches zusammenbastelst", kam Rostbart sofort zum Punkt.
„So?", fragte Ingenieur Jim nicht besonders motiviert. „Aye, gib mir zwei Flaschen Rum und sechzehn Jahre Zeit, dann können wir das Mädchen von der Dirne abholen, die ich besoffen gemacht und geschwängert habe." Er grinste und entblößte gelbe Zähne.

Rostbart unterdrückte ein entnervtes Seufzen. Das Reden mit seinem Schiffsmechaniker war immer etwas ... geduldsfordernd.

„Nein, du hirngeräucherter Kabeljau, du sollst uns einen dieser Rennschlitten zusammenbasteln, die sie für den Wettstreit hier verwenden. Und zwar den besten und schnellsten, damit wir gewinnen."

„Hmm." Jim kratzte sich ausgiebig am Hinterkopf, ein Geräusch, welches Argei sichtlich aufregte. Bevor der erste Maat seinem Ärger jedoch Luft machen konnte, hielt Jims Hand inne. „Aye, nenn mir die verwendeten Zugtiere und besorge mir eine Bauanleitung, dann kann ich Auskunft über das benötigte Material geben."

„Zugtiere?", grunzte Argei. „Ich hasse Tiere!"

„Du bekommst das also hin?", hakte Rostbart nach.

Jim zuckte mit den Achseln. „Aye. Bring mir nur das Zeug."

„In Ordnung. Du kannst den Brummer machen."

„Ähm, es heißt ‚die Fliege machen', Kap'tn."

„Smutje!", rief Rostbart. „Du bist ja immer noch hier. Hab ich dich nicht angewiesen, den Dreck in der Küche zu beseitigen? Los, zisch ab und schick den Navigator zu mir!"

Smutje Jim zuckte zusammen, bevor er sich entschuldigend aus dem Raum zurückzog. Argei starrte ihn in seiner Standardhaltung – mit verschränkten Armen – hinterher.

„Es kotzt mich so an, wenn er das tut!", sagte er. „Wieso muss er dafür jetzt auf einmal rausgehen? Er lässt uns nur warten. Und ich hasse es, zu warten!"

„Frag mich etwas Leichteres", erwiderte Rostbart wenig interessiert. „Anscheinend muss er manchmal seine Personen irgendwo anders einsammeln."

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, klopfte es bereits an der Tür.

„Hereinspaziert!", rief Rostbart, der die Angewohnheit des Navigators kannte, vor dem Eintreten anzuklopfen. Die Tür öffnete sich und Jim zeigte einmal mehr sein Erscheinungsbild. Zielstrebig und mit durchgedrückten Rücken stakste er zu den beiden Seemännern hinüber. Er trug ein Monokel und dazu einen Blick, als würde er verschimmelten Käse riechen.

„Sie wünschen, Sir?", fragte er vornehm.

Rostbart grinste. In Port Dacar, den Hafen, wo er Jim angeheuert hatte, war der Mann mit den tränenden Augen und dem Stoppelbart belächelt und verspottet worden. Er sei verrückt, hatte man ihm gesagt. Aber Rostbart wäre nicht Rostbart, wenn er verrückte Menschen nicht genau unter die Lupe nehmen würde wie angeblich normale. Denn in seinen Ohren klang das Wort „verrückt" in etwa genauso wie das Wort „besonders". Simple Gemüter erkannten die Schätze einfach nicht, die sich direkt vor ihren Augen befanden. Und Jim konnte als wahre Kostbarkeit bezeichnet werden.

War der Umgang mit ihm zeitweise doch etwas verwirrend – besonders, weil alle seine ... Untermieter ... ebenfalls Jim hießen, so lohnte es sich allemal. Denn Jims Persönlichkeiten lieferten genug Vielfalt für eine komplette Crew. So musste er seine Beute nur noch mit zwei anderen teilen. Rostbart grinste schmutzig.

„Du kennst dich doch ein wenig in der Stadt aus, nicht wahr? Nun, ich möchte, dass du deine bücherverliebte Nase ausstreckst und uns eine Bauanleitung für einen Rennschlitten besorgst. Oder noch besser!", sprach Rostbart seine spontane Eingebung aus. „Du heuerst uns jemanden an, der in der Lage ist, solch einen Schlitten zu bauen. Ich traue dem Ingenieur nämlich nicht mehr, seit wir dieses beschissene Leck im Laderaum haben. Am besten holst du jemanden, den man in der Stadt nicht vermissen wird."

Navigator Jim hob eine Augenbraue. „Entführung unter dem Deckmantel eines gut bezahlten Broterwerbs? Dreckig, aber effektiv. Ich kenne da auch bereits die richtige Person."

„Tust du das? Gar-har-har, dann lass dich nicht aufhalten. Du hast freie Hand."

„Wie Sie wünschen, Sir."

Zehnfinger Jim deutete eine leichte Verbeugung an, bevor er kehrtmachte und die Kapitänskajüte verließ.

„Guuuuut." Rostbart rieb sich die Hände. „Ich werde euch derweil für das Rennen einschreiben."

„Und was soll ich tun?", fragte Argei.

„Du kümmerst dich um die Zugtiere."

„Was!? Wieso ich? Ich hasse Tiere!"

Rostbart lachte „Genau deswegen!"

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