Türchen 3 🌟
Oneshot von jiminslostearring
Yoonmin (BTS)
Wie tot lag Jimin in dem Krankenhausbett, sein Gesicht blass und eingefallen. Nichts wies darauf hin, dass er noch vor etwas mehr als zwei Monaten ein strahlendes Lächeln und seine Mochi-Bäckchen hatte. Schon seit langem hatte ich weder sein Lächeln gesehen, noch das Funkeln seiner Augen, geschweige denn überhaupt einen sanften Händedruck gespürt oder seine Stimme gehört, nur sein regloses Gesicht, das von Tag zu Tag blasser und lebloser aussah.
Seit zehn Wochen und ein paar Tagen, dem 13. Oktober, Jimins Geburtstag. Wir waren auf dem Weg zu seiner Geburtstagsparty, einer Überraschungsparty, die Taehyung, Jeongguk und ich organisiert hatten, gewesen, als es passiert ist. Ich gab dem Fahrer des PKWs keine Schuld, der uns auf der Beifahrerseite getroffen hatte, zumindest jetzt nicht mehr. Die erste Zeit nach dem Unfall, als Jimin noch immer nicht aufgewacht war, verbrachte ich meine Zeit nur neben seinem Krankenbett und redete darüber, wie ich ihn rächen würde, doch warum sollte ich? Der Fahrer, ein älterer Herr, hatte schließlich genauso wenig aufgepasst, wie wir. Und Jimin hätte nicht gewollt, dass ich die Zeit, in der er im Koma lag, mit purem Hass verbracht hätte.
Stumm sah ich auf sein Gesicht, ließ den vertrauten Anblick auf mich wirken, bis mein Handy in meiner rechten Hosentasche vibrierte und mich aus meinen Erinnerungen riss. Meine Tante rief mich bestimmt das fünfzehnte Mal in Folge an. Natürlich, ich war mitten während des Weihnachtsessens aufgesprungen und verschwunden. Auch wenn es ihr klar sein sollte, wo ich hingefahren war, weshalb ich sie wegdrückte und mein Handy letztendlich abschaltete.
„Fröhliche Weihnachten, Jimin“, murmelte ich leise und nahm seine kleine Hand in meine. „Ich hoffe, dass wir nächstes Weihnachten wieder zusammen daheim verbringen können. Es war ganz schön mühsam, den Weihnachtsbaum ohne deine Anweisungen aufzustellen, weißt du das? Und nächstes Weihnachten sollst du den Stern wieder auf die Spitze stellen, so wie du es immer wolltest. Hörst du, Jiminie? Nächstes Jahr feiern wir wieder zusammen.“
Jedes Mal, wenn ich ihn im Krankenhaus besuchte, fing ich automatisch an, mit ihm zu reden. Auch wenn keine Antwort kam, die Krankenschwester hatte mir während der ersten Woche erzählt, dass er es vielleicht irgendwie merken würde. Vielleicht totaler Quatsch, doch ich konnte nicht mit ihm in einem Raum sitzen und nichts erzählen. Es gab mir irgendwie ein Gefühl der Normalität. Bis mir wieder vor Augen geführt wurde, dass Jimin reglos zwischen weißen Laken lag und das Einzige, was mir verriet, dass er noch lebte, das regelmäßige Piepsen der Maschinen war.
„Morgen kommen Taehyung und Jeongguk vorbei und über die Feiertage bestimmt auch noch Jin und Namjoon. Hoseok ist gerade in Japan, aber wenn er Silvester wieder nach Seoul kommt, besucht er dich bestimmt auch, ist das nicht schön?“ Vielleicht hörte mich Jimin ja doch? Dann sollte er wissen, dass unsere Freunde ihn nicht vergessen hatten.
Ohne es zu wollen verließen ein paar Tränen meine Augenwinkel und liefen über meine noch von draußen kalte Wange.
„Weißt du noch, unser erstes gemeinsames Weihnachten zusammen? Verrückt, dass es schon sechs Jahre her ist… wie die Zeit doch verfliegt… Eomma hat einen halben Aufstand angezettelt, als ich ihr gesagt habe, dass ich Weihnachten mit dir in der WG feiern werde und nicht daheim. Und ich weiß noch, wie nervös du warst.
Zwar warst du schon öfter bei Tae und mir, aber wir haben nie so etwas zusammen gefeiert. Das Jahr davor haben wir noch jeweils bei den Familien gefeiert, nicht? Da waren wir erst ein paar Tage zusammen, aber wir haben fest ausgemacht, dass wir das nächste Jahr zusammen feiern würden. Tae hat sich genauso gefreut. Er hat echt einen Narren an dir gefressen, als ich dich vorgestellt habe“, lachte ich leise, zog dann meine Nase hoch. „Eomma wollte bis Silvester nicht mehr mit mir reden, bis wir am 26. zu mir heimgefahren sind und sie sich beruhigt hat. Am 25. waren wir bei deinen Eltern, stimmt‘s? War das da, als dein Bruder zu viel Glühwein getrunken hat und sich auf meiner Hose übergeben hat?“ Trotz meiner Tränen, die langsam mehr wurden, musste ich lachen. „Deine Mutter hat sich vor Scham nicht mal mehr getraut, mich anzusehen.“
Unser erstes Weihnachten zusammen, unvorstellbar dass es schon sechs Jahre her war.
„Oder weißt du noch, als wir anfangs immer versucht haben, den Stern auf die Spitze von unserem Weihnachtsbaum zu stellen?“ Wieder musste ich leise lachen. „Warum müssen wir beide so klein sein? Wie unfair. Namjoon hat sich kaputt gelacht damals und hat sich strikt geweigert, eine Leiter zu holen, nur um uns zu ärgern. Dir war das so peinlich, bis du fast geweint hast.“
In der Erinnerung schwelgend sah ich aus dem Fenster, hinaus auf den Schnee, der auf dem Fensterbrett lag und den Baum, der vor seinem Fenster stand, weiß einfärbte.
„Namjoon hat so ein schlechtes Gewissen bekommen, dass er sogar extra zu Hoseok gefahren ist, um eine Leiter zu holen, weil wir doch keine hatten und du unbedingt selbst den Stern draufmachen wolltest. Eigentlich hätte er dich auch einfach auf die Schulter nehmen können, nicht? Wäre viel unkomplizierter gewesen.“
Ein paar Minuten blieb ich still, bis mir eine weitere Erinnerung an unsere gemeinsamen Weihnachten der letzten Jahre einfiel.
„Vor zwei Jahren, denke ich, oder?“, überlegte ich, nickte dann. „Ja, vor zwei Jahren haben deine Eltern dir zu Weihnachten das Auto geschenkt. Den Hyundai, den du dir schon so lange gewünscht hast, und für den du auch gespart hast. Den Blick werde ich nie vergessen, als sie dir den Autoschlüssel gegeben haben. Himmel, hast du geweint, so sehr hast du nicht mal letztes Weihnachten geweint“, schmunzelte ich und schnäuzte mich. „Zum Glück haben wir beide gleichzeitig Urlaub bekommen, sonst hätten wir den Roadtrip durch Südkorea gar nicht machen können. Diese zwei Wochen waren verdammt schön. Wenn du aufwachst und wieder gesund bist, machen wir wieder einen Roadtrip, hörst du? Aber vielleicht nicht durch Korea. Wie wäre es mit Europa? Oder Amerika? Zwei Wochen quer über einen Kontinent klingt doch spannend. Und davor muss uns Namjoon unbedingt Englisch beibringen, sonst sind wir beide aufgeschmissen.“ Wie das letzte Mal, als wir auf den Philippinen im Urlaub waren. Doch diesmal nicht mit seinem Hyundai, denn dieser war nach dem Unfall als Totalschaden verschrottet worden.
Sanft fing ich an zu lächeln, als ich an das letzte Weihnachten denken musste und sah auf meine Hand, an welcher ein schlichter, silberner Ring steckte.
„Letztes Jahr an Weihnachten habe ich dir den Antrag gemacht und da hast du nicht so sehr geweint wie bei deinem Auto, Idiot“, lachte ich leise und drehte etwas an dem Ring. „Tae hat mir erzählt, dass du mit Jeongguk eine Wette abgeschlossen hast, wann ich dir einen mache. Natürlich, auf so eine Idee kommt nur ihr beide, aber wenigstens hast du die Wette verloren, Jiminie. Jeongguk wusste schon was ich an Weihnachten vor hatte, und er hat es einfach ausgenutzt, um dir 10.000 Won abzuzwacken. Und das Geld hast du dir von mir geliehen und mir nie wiedergegeben, kannst du dich erinnern? Wenn du wieder da bist, kannst du mir gerne mal ein Frühstück ausgeben.“
Eine Krankenschwester kam kurz herein, doch als sie mich sah, wünschte sie mir nur schöne Weihnachten und verschwand wieder.
„Vor fünf Jahren, als du zu Tae und mir gezogen bist, haben wir uns in der Adventszeit doch so gestritten, dass ich wirklich dachte, du würdest dich trennen und einfach wieder ausziehen. Und das wegen einem Grund, den ich jetzt nicht mal mehr weiß. Zum Glück hat Tae mich aus der Wohnung geschmissen, damit ich dich suchen gehe. Idiot, es war eisig kalt und du gehst ohne Jacke einfach raus in den Schnee! Man, hätte ich dich nicht gefunden, hätte was weiß ich was passieren können. Und dann wolltest du nicht mal mit mir wieder heimkommen, denn Mr. Ich-bin-jetzt-stur hatte anderes ihm Kopf.“ Seufzend musterte ich ihn. Den Anblick, wie er zitternd und halb durchgefroren auf der schneebedeckten Bank saß und mich aus verweinten Augen ansah, würde ich nie vergessen. Seitdem hatten wir uns nie in der Adventszeit gestritten. Wenn es kurz davor war, vergaßen wir beide wie stur wir waren und redeten das Thema aus. Wenn es wann anders im Jahr war, kam es auch mal vor, dass wir ein paar Tage nicht mehr miteinander redeten.
Draußen wurde es schon stockfinster, und als ich auf die Uhr sah, war es schon acht Uhr abends. Doch ich würde erst gehen, wenn ich wirklich darum gebeten werden würde, was hoffentlich noch dauerte, immerhin war es Weihnachten und Weihnachten verbringt man mit denjenigen, die man liebte!
Jimin und ich hatten uns passenderweise sogar in der Weihnachtszeit kennengelernt, ich war mit Taehyung, Namjoon und Hoseok auf einem Weihnachtsmarkt, auf dem er mit Jeongguk und Jin war. Und wie es der Zufall wollte, haben Namjoon und Jin sich gefunden und so haben wir beide und auch kennengelernt, bis wir jedoch offiziell zusammengekommen sind, hat es noch einmal fast zwei Jahre gedauert. Bei Namjoon und Jin war es viel schneller gegangen, doch Jimin und ich hatten uns Zeit gelassen. Wir waren beide jeweils die erste Beziehung und wir wollten einfach nichts überstürzen. Bis es Hoseok nicht mehr ausgehalten hat und Jimin und mich in mein Zimmer gesperrt hat, bis wir zusammengekommen sind. Das waren noch Zeiten. Jedes Jahr an Weihnachten war bis jetzt etwas passiert.
Fast nickte ich ein, der Tag war anstrengend gewesen, und der Stuhl neben Jimins Bett war komisch gemütlich, bis ein schnelles Piepsen mich aus dem Dösen herausriss. In der ersten Millisekunde dachte ich, dass die Maschine anzeigte, dass Jimin keinen Puls mehr hatte, doch als Ärzte in das Zimmer gestürzt kamen und ich aus dem Raum von einer Krankenschwester gebracht wurde, wurde mir klar was passierte. Jimin wachte auf!
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