Washington
- Hermines Sicht -
Wir apparierten nach Washington zu einem Apparierpunkt in einem Zaubererdorf. „Hermine, alles okay? Du bist ein bisschen blass?", erkundigte sich Lucius bei mir.
Mir war ein bisschen schwindelig, daher klammerte ich mich etwas unbeholfen an seinen Arm, atmete ein paarmal durch und sagte dann: „Ja, alles okay. Mir ist nur ein bisschen schwindelig, ich bin noch nie so weit appariert, Lucius. Das ist alles.".
„Wir müssen den Rest gehen, ich habe ein Hotelzimmer für uns gebucht. Abseits vom Dorf, ich dachte, du würdest es schön finden, wenn wir ungestörter sind.", „Danke, es geht mir schon wieder gut, Lucius. Lass uns gehen.", beteuerte ich ihm.
Meine Hand umklammerte noch immer seinen Arm, aber er achtete nicht weiter darauf sondern führte mich durch die vielen Straßen.
Das Dorf hier war ganz anders als die bei uns in England.
Hogsmeade war viel kleiner und nicht so... es war irgendwie gar kein richtiges Dorf, dafür war alles viel zu modern und so neu. Die Amerikaner legten wohl viel Wert auf Technik und ähnliches, sogar hier in der Zauberwelt.
„Es ist ganz anders als bei uns.", sagte ich leise, „In der Tat, hier in Amerika sind die Zauberer etwas toleranter was die Muggel angeht. Daher auch diese modernen Gebäude, die man bei uns in der Winkelgasse oder auch in Hogsmeade niemals sehen würde.", erklärte er mir.
Ich schaute mich staunend um, es war unglaublich. Es war das erste Mal, dass ich in Amerika war, meine Eltern und ich waren zwar schon mal in Australien und Irland gewesen, aber das war es auch schon.
„Ich finde es schön hier.", „Es freut mich, wenn es dir gefällt, ich hatte ehrlich gesagt die Befürchtung, dass du nicht mitkommen würdest. Ich habe mich schrecklich benommen und ich weiß immer noch nicht warum, Hermine, ich kann mir das einfach nicht erklären...", „Meinst du, es hat was mit dieser Person zu tun, die am Fenster stand? Harry hat mir erzählt, dass Elena ganz außer sich war, sie kann sich das auch nicht erklären. Was ist, wenn ihr unter einem Zauber standet, Lucius? Ihr wart beide so komisch und du, ich habe dich so noch nie gesehen...", erzählte ich ihm von meiner Vermutung.
Ich hatte mir die letzte Woche viele Gedanken darüber gemacht, was das alles zu bedeuten hatte und anders, als ich es Lucius gesagt hatte, hatte ich ihm nicht verziehen. Es hatte mich tief verletzt, auch wenn der Sonntag danach wundervoll gewesen war: Das Kleid, der Tanz... es war wie in einem Traum.
„Ein Zauber? Wäre mir das nicht aufgefallen, Liebes? Ich kenne mich durchaus mit Flüchen und so aus, wenn du dich erinnerst.", sprach er dann als wir das Zaubererdorf hinter uns ließen.
„Naja, wir sollten nichts außer Acht lassen.", „Du hast recht, wir sollten die Augen offen halten.", stimmte er mir zu.
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Wir kamen in eine Muggelgegend und ich fragte mich wirklich, was wir hier wollten, das Zaubererdorf lag schon einige Minuten hinter uns.
„Was machen wir denn hier, Lucius?", fragte ich ihn dann um meine Neugier zu stillen, „Wir gehen natürlich in das Hotel, wo ich ein Zimmer für uns reservieret habe.", antwortete er etwas abwesend.
Ich folgte seinem Blick und sprach dann: „Aber das ist doch eine Muggelgegend!", „Ich weiß.", kommentierte er meinen etwas geschockten Anblick.
Er wusste es? Hieß das also, dass er tatsächlich ein Zimmer in einem Hotel der Muggel reserviert hatte, wie er davor gesagt hatte?
Unvorstellbar, Lucius Malfoy in einem Muggelhotel!
„Du willst mir also sagen, dass du, Lucius Malfoy, freiwillig in einem Muggelhotel übernachtest?", erwiderte ich mit einem Lächeln, er musterte mich und auf seinem Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab, als er mir antwortete: „Ob du es glaubst oder nicht, Hermine, die Muggel haben wunderbare Hotels. Voller Luxus und verschiedenen Bequemlichkeiten, Malfoys, nutzen auch gerne dies. Auf meinen Geschäftsreisen nächtige ich fast ausschließlich in Muggelhotels.".
Er sagte das und plötzlich begann er leise zu lachen, seine Augen funkelten amüsiert. Er lachte mich aus, ist das denn zu glauben!
Gespielt beleidigt zog ich meine Hand aus seiner und stemmte meine Hände in die Hüfte, „Was ist so witzig, Lucius, dass du mich auslachst?", erkundigte ich mich und tat so, als wäre ich sauer und versuchte ihn böse anzufunkeln.
Leider misslang mir auch dies, es ließ ihn nur noch mehr lachen. Wenn mir das einer vor 4 Monaten gesagt hätte, dass ich mitten auf der Straße in einer Muggelgegend mit Lucius Malfoy stehen würde und er hier lachen würde ohne dass es ihn kümmert, dass ihn jemand so sieht, hätte ich diese Person ins St. Mungos eingeliefert.
„Sei nicht sauer, Liebes, aber du sahst so schockiert aus. Einfach hinreißend.", lachte er leise weiter als er mich ansprach.
Mein Kopf ruckte wieder zu ihm und ich blickte ihm in die Augen, die immer noch freudig funkelten, es war wirklich schön ihn so zu sehen. So befreit, ohne eine Maske und ich konnte einfach nicht anders, als ihm mit einem Finger zu zeigen, dass er sich zu mir runter beugen sollte.
Wie ich nicht anders erwartete, tat er das und ich konnte jetzt auch sehen, wie er mich neugierig musterte.
„Ja?", fragte er dann, als sein Gesicht nahe an meinem war, nur ein paar Zentimeter trennten uns voneinander und ich streckte mich den restlichen Weg, schloss meine Augen und legte dann meine Lippen auf seine.
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Nach Lucius kleinen Lachanfall mitten auf der Straße gingen wir weiter, er erzählte mir währenddessen, dass wir uns mit drei Geschäftsmännern einer großen Firma, die sowohl in der Muggel- als auch in der Zauberwelt erfolgreich waren, trafen.
Wir würden uns heute Abend mit ihnen in einem exklusiven Restaurant treffen und diese würden ebenfalls ihre Frauen mitnehmen, soweit sie eine hatten, teilte er mir mit.
Also hoffte ich, dass ich vielleicht auch interessante Gespräche mit den Frauen führen konnte und sie nicht so waren, wie Melinda mir gesagt hatte.
Wir gingen in das Hotel, von außen sah es sehr schön aus, gepflegt und wirklich edel. Weißer Marmor strahlte uns entgegen als wir die große Eingangshalle des Hotels betraten, „Komm, dann können wir vielleicht noch ein bisschen draußen spazieren gehen, wenn du möchtest.", sagte er mir, „Das wäre schön, Lucius.", erwiderte ich etwas abwesend, ich war ehrlich gesagt überwältigt von dem Anblick, der sich mir bot.
Zwei Treppen gingen von der Eingangshalle – wie im Malfoy Manor – aus in eine Empore, direkt davor hing ein großer Kronleuchter mit vielen Kristallen. Wunderschön, als ich klein war hatte ich immer davon geträumt in einem Haus zu wohnen in dem im Flur eben solch ein Kronleuchter hing.
Unter dem Kronleuchter stand eine schwarze Statue einer Frau, die auf einem Sockel stand, der eine Uhr darstellte.
An der Innenseite der Treppen standen jeweils zwei cremefarbene Sofas, die im Licht des Kronleuchters glänzten. Dahinter befand sich eine Glastür, diese führte zur Rezeption, zu der ich Lucius begleitete.
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Ein Mann mittleren Alters stand an der Rezeption und lächelte uns freundlich an als er uns begrüßte: „Herzlich Willkommen in unserem Hotel, haben sie eine Reservierung?", „Auf dem Namen Malfoy!", gab Lucius an und der Hotelier tippte eilig etwas in seinen Computer, „Ah, da sind sie Mr. Malfoy und Mrs. Malfoy, richtig?", fragte der Mann nach und blickte uns an.
Mrs. Malfoy? „Genau.", bestätigte Lucius.
Er wollte den Mann nicht korrigieren? „Einen Moment bitte, es kommt sofort jemand, der sie auf ihr Zimmer begleitet.", richtete er uns aus und reichte Lucius eine Karte.
Ich nahm an zum Öffnen des Zimmers, früher gab es dafür Schlüssel, aber heute, da ging das alles elektronisch, naja zumindest hier in der Muggelwelt.
Wir mussten nicht lange warten, da kam ein junger Mann mit braunem Haar und blauen Augen auf uns zu.
Er musterte mich von oben bis unten und lächelte mich dann provokant an, es war mir ehrlich etwas unangenehm, es sah aus, als würde er mich mit seinen Blicken ausziehen.
Ich rückte etwas näher an Lucius ran, „Sir, ich führe sie und ihre Tochter dann auf ihr Zimmer. Wenn sie mir bitte folgen würden.", richtete er das Wort an Lucius, blickte ihn dabei aber nicht an.
Allerdings bewegte er sich nicht, sondern starrte mich immer noch an.
Irgendwie war er mir nicht so ganz geheuer, ich mochte seine Blicke nicht, die er mir immer wieder zusandte.
„Wenn sie fertig sind meine V-E-R-L-O-B-T-E anzustarren, können sie uns auf unser Zimmer bringen.", zischte Lucius und der Mann blickte erschrocken zu ihm.
„Ver...Verlobte?", stotterte er und schaute jetzt zwischen Lucius und mir hin und her.
„Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!", war Lucius Antwort auf das Gestotter des Mannes und dieser schüttelte sich kurz, schaute mich dann noch einmal von oben bis unten an und drehte sich um.
Eilig schritt er voran und wir folgten ihm zu den Aufzügen.
+
Oben im sechsten Stock angekommen verließ der Mann uns eilig wieder nachdem Lucius ihm noch einen Todesserblick zukommen ließ.
Lucius öffnete die Tür und es erstreckte sich ein schmaler Flur, sowohl der Boden als auch die Wände waren mit dunklem Holz verkleidet, nur die Decke war weiß.
In dieser waren kleine Lampen eingelassen und sorgten dafür, dass der Flur trotz dem dunklen Holz hell und freundlich wirkte.
„Geh nur weiter rein.", wies mich Lucius an und ich ließ mir das nicht zweimal sagen, aber erst zog ich meinen Mantel aus und hängte ihn an die kleine Garderobe, Lucius folgte meinem Beispiel und zog seinen ebenfalls aus.
In ging langsam den schmalen Flur entlang, am Ende von gerade diesem war nur ein Raum und eine große Glasfront, eine kleine Tür war links neben mir, ich dachte mir, dass das das Badezimmer sein müsste.
Korrigierte mich aber in Gedanken schnell wieder, denn als ich nun das volle Ausmaß des Raumes erblickte, sah ich eine freistehende Badewanne und ein Waschbecken.
Daraus schloss ich, dass die Tür zur Toilette führt.
Genau wie der Flur war auch der ganze Raum mit Holz verkleidet bis auf die Decke, diese war wieder weiß und hatte auch diese Lichtakzente zusätzlich zu einer interessant gestalteten Lampe.
Direkt unter der Lampe bildete ein rundes Bett den Mittelpunkt des Zimmers, das auch teilweise einen runden Grundriss aufwies. Links neben der Wanne standen zwei orangefarbene Stühle.
Die rechte Seite hatte einem Kamin im Holz eingelassen und einige Schränke beziehungsweise Fächer.
Aber am beeindruckensten war der Ausblick, ich hatte nicht gewusst, dass man von hier aus Berge sehen konnte, aber wir konnten es.
Der Balkon war groß, aber kompakt und hatte einen kleinen Tisch mit zwei Liegen und Stühlen.
„Gefällt es dir?", durchbrach Lucius meine Schwärmerei, „Ja, es ist toll.", „Ich dachte ein Zimmer würde dir besser gefallen, als eine ganze Suite, wo wir eh nur hier schlafen werden.", „Du hattest Recht, das gefällt mir wirklich gut. Ich könnte dich beim Baden beobachten, Lucius.", kicherte ich.
„Oder ich könnte dich beobachten.", erwiderte er und zog mich an seinen warmen, gut gebauten Körper.
Direkt stieg mir wieder dieser Rosenduft in die Nase, „Bitte küss mich, Lucius.", flüsterte ich und mein Wunsch wurde mir erfüllt.
+
Wenig später schlenderten wir gemeinsam durch das Zaubererdorf, noch immer fand ich es unfassbar, wie sehr es sich doch von den Dörfern unterschied, die ich bis jetzt gesehen hatte. „Können wir irgendwo was Warmes trinken gehen, Lucius, mir ist etwas kalt.", fragte ich als wir schon eine Stunde lang unterwegs waren, „Sicher. Wir finden hier bestimmt etwas.", erwiderte er ruhig.
Seine Stimme war samtig tief, sehr angenehm. Er schien sich nicht um den Vorfall mit Ron zu kümmern, als hätte er ihn vergessen.
Er schien seit wir hier angekommen sind, unbeschwert zu sein und irgendwie friedlich.
Erschrocken zog ich laut die Luft ein, als Lucius mich fest an meinem Arm packte und mich so daran hinderte, dass ich mit dem Boden Bekanntschaft machte.
„Hermine, statt mich anzustarren, solltest du lieber schauen, wo du hingehst.", ermahnte mich Lucius und ich wurde rot, da er mich ertappt hatte, wie ich ihn anstarrte.
„Verzeihung.", murmelte ich und senkte sowohl meine Augenlider, als auch mein Haupt, „Ist denn alles okay?", „Ja, ich habe mich nur erschrocken. Bitte entschuldige.", murmelte ich weiterhin.
„Sieh mich an.", forderte Lucius dann und schob meinen Kopf nach oben, indem er mein Kinn mit seiner Hand umfasste.
„Wieso hast du mich so angestarrt, Liebes?", fragte er dann und schaute mir tief in die Augen, unter seinem Blick wurden meine Knie weich, mein Herz begann zu flattern und pumpte das Blut schneller durch meinen Körper.
Ohne dass ich es wollte, streckte ich meine Hand nach seinem Gesicht aus und nahm die blonde Strähne, die sich aus seinem akkuraten Zopf gelöst hatte zwischen meine Finger.
Vorsichtig, als könnte ich ihm mit dieser Geste wehtun, legte ich ihm diese Strähne zurück hinters Ohr.
„Hermine?", sagte er meinen Namen, aber mir kam es so vor, als wäre seine Stimme Meilen von mir entfernt. Ich war mir sicher, dass ein verträumter Ausdruck in meinen Augen liegen musste. Denn genau so fühlte ich mich gerade, wie in einem Traum.
„Hermine?", sagte er meinen Namen noch einmal, aber diesmal bestimmter und schaffte es so, mich aus meiner Starre zu holen.
Ich schüttelte leicht meinen Kopf und meine Haare flogen dabei durch die Luft, „Würdest du mir jetzt meine Frage beantworten?", hakte er nach und diesmal wirkte er irgendwie gereizt.
„Ich... also, ich habe nur...", „Hermine.", mahnte er mich jetzt schon wieder, „Ich hatte nur den Eindruck, dass du heute irgendwie so entspannt und friedlich wirkst und das freut mich, Lucius. Ich... dein Gesicht, es war so ruhig und...", erklärte ich, wurde aber unterbrochen, als er mir seinen Finger auf die Lippen legte und mir mit seinem Blick bedeutete, leise zu sein.
„Ich genieße es einfach nur dich um mich zu haben, das ist alles.", „Ich genieße es auch, wenn wir zusammen sind.", erwiderte ich und schaute ihm wieder in die Augen.
„Da vorne ist ein kleines Café.", offenbarte er mir, machte aber keine Anstalten sich fortzubewegen, genau wie ich schaute auch er mir in die Augen.
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Es vergingen wohl Minuten während wir uns einfach nur in die Augen blickten und ich hatte das Gefühl, als müsste ich es ihm sagen, ihm sagen, dass ich ihn liebe.
Aber ich tat es nicht aus Angst.
Immer wieder kamen mir die Zweifel, auch wenn er wirklich am letzten Wochenende unter einem Zauber gestanden hatte, so konnte ich es trotzdem nicht einfach vergessen.
„Verzeihung, ist hier alles in Ordnung?", holte Lucius und mich eine kratzige Stimme in die Realität zurück, ich trat automatisch einen Schritt zurück, denn der Duft, der wieder einmal von Lucius ausging, vernebelte meine Sinne nur zusätzlich.
Ich blickte mich dann um und erkannte eine kleine alte Frau mit einem Tuch auf dem Kopf, dass zum Teil ihre grauen Haare verdeckte, freundliche und besorgte grüne Augen blickten mir entgegen.
Sie schaute Lucius nicht an, aber ich hatte das Gefühl, als würde sie ihn trotzdem nicht unbeobachtet lassen. Ihre Frage schien außerdem an mich gerichtet zu sein, da sie mich unter anderem auch besorgt musterte, ihre Augen wanderten über meine Gestalt.
„Miss? Ist alles in Ordnung?", erkundigte sie sich jetzt noch einmal bei mir und bestätigte mir damit meinen Verdacht.
„Ja, alles in Ordnung.", „Sind sie sicher? Wenn dieser Mann sie ...", wollte sie nun genauer wissen, doch Lucius stoppte sie mit seinen Worten: „Kümmern sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten, hier ist alles in bester Ordnung.", „Ich muss doch bitten, die junge Frau hier ist offensichtlich von ihnen eingeschüchtert.", erboste sich die Frau und blickte Lucius giftig an.
Bevor Lucius jedoch weiter reden konnte, mischte ich mich ein: „Bitte Madam, es ist alles okay. Das ist mein Verlobter, ich war nur etwas verwirrt. Ich bin gestolpert, nichts worüber man sich Gedanken machen muss.".
„Na, wenn sie das sagen.", meinte sie dann recht schnippisch, wandte sich um und verschwand.
Ich blickte auf den Boden, „Komm, wir gehen in das Café, Hermine.", richtete Lucius das Wort an mich, die kurze Begegnung mit dieser alten Frau hatte ihn wohl gereizt.
Er drehte sich um und wollte Richtung Café gehen, dass ich von hier schon sehen konnte, doch ich griff schnell nach seinem Arm und hinderte ihn so daran.
„Lucius, bitte lass uns das eben vergessen. Ich war keineswegs eingeschüchtert, ich war nur überwältigt von...", „Von Gefühlen.", flüsterte er und beendete meinen Satz damit.
„Ja.", hauchte ich und umschlang seine Hand mit meinen beiden Händen und führte seine Handfläche dann an mein Gesicht und legte diese gegen meine Wange.
„Ich habe sowas noch nie gefühlt, Lucius, das ist alles.", versuchte ich zu erklären, dabei bemerkte ich, wie in seinen Augen ein warmer Blick Einzug nahm.
„Komm.", sagte er noch einmal und umfasste jetzt seinerseits meine Hand mit der seinen und zog mich mit sich zum Café.
Ich kicherte, als ich mir bewusst wurde, dass ich gerade wirklich mit Lucius Malfoy Händchen haltend durch ein Dorf ging.
Aber damit kam auch ein anderer Gedanke, nämlich der, dass er nichts getan hatte, sich sogar anscheinend nicht darum gekümmert hatte, dass wir in solch einer Situation von dutzenden Hexen und Zauberern gesehen wurden.
+
Wir betraten das kleine Café, das gemütlich eingerichtet war. Tische aus dunklem Holz, sowie Stühle aus dem gleichen Holz, die mit grünem Stoff bezogen waren.
Außerdem standen an der Seite Bänke, die ebenfalls mit dem grünen Stoff bezogen worden waren.
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Eine junge Bedienung begrüßte uns und führte uns an einen Tisch, sie ließ uns einige Minuten alleine, in denen wir die spärliche Karte begutachteten.
„Haben sie sich entschieden?", fragte sie, als sie wieder zu Lucius und mir an den Tisch trat, „Kaffee schwarz, Liebes?", „Eine Heiße Schokolade, bitte.", lächelte ich die Bedienung an.
Sie war wirklich die erste, die nicht Lucius die ganze Zeit über anstarrte, „Kommt sofort.", teilte sie uns mit.
„Wo werden wir heute genau hingehen?", wollte ich dann wissen, denn, ehrlich, war ich schon ein bisschen nervös.
„Ich kenne das Restaurant nicht, ich gab die Wahl des Restaurants an die drei ab mit denen wir uns treffen. Sie leben hier, sie kennen wahrlich die besten Restaurants.", antwortete er und grinste dann bei seiner nächsten Frage: „Hast du dir denn gestern ein paar Dinge gekauft?".
„Ja.", gab ich kleinlaut wieder, wieso wollte er das jetzt wissen? Er wollte mich doch nur ärgern... „Und, wie viel?", „Bitte?", fragte ich, weil ich nicht verstand.
„Wie viel hast du ausgegeben?", stellte er seine Frage präziser, „Zu viel, wenn du mich fragst. Aber Elena und Camilla waren davon überzeugt, dass es noch zu wenig war.", „Ich sah am Freitag Melinda, sie hatte einen großen Beutel dabei. Ich nehme an, es ist dein Kleid für die Hochzeit?", „Ja... es war wirklich teuer, Lucius.", gestand ich und erntete dafür ein leises Lachen von ihm.
„Es freut mich, dass du dich amüsierst, Lucius.", „Mit dir immer zu, mein Engel. Aber sag, hast du dir für heute Abend auch ein Kleid geholt?", löcherte er weiter.
Er konnte es nicht sein lassen, oder?
Ich ergab mich aber und gab ihm dann Auskunft: „Ja, sogar zwei, Lucius. Elena zwang mich praktisch dazu, ich hatte gar keine andere Wahl, als welche zu kaufen und ich habe außerdem auch passende Schuhe gekauft und einen neuen Mantel.".
„Wie viel, Hermine?", hakte er noch mal nach, wieso wollte er unbedingt wissen, wie viel ich ausgegeben hatte? Er meinte doch, ich sollte so viel wie nur möglich ausgeben, also wieso?
„7.900 Pfund ungefähr.", sprach ich sehr leise, „Mehr nicht? Wie viel hat das Hochzeitskleid gekostet?", „5.490 Pfund, Lucius.", gestand ich dann auch.
„Du warst sparsam! Wir werden in deinen Weihnachtsferien einen kleinen Ausflug machen, vielleicht nach Deutschland oder Mailand, dort gibt es paar nette Boutiquen.", „Lucius, das ist nicht...", „Hermine, ich möchte, dass du alles hast, was du dir wünscht.", „Aber das habe ich, Lucius. Wie oft soll ich dir sagen, dass ich das nicht brauche?", fragte ich ihn jetzt wirklich gereizt.
„Und wie oft möchtest du, dass ich dir sage, Hermine, dass du dir kaufen kannst, was du willst und dass du dir keine Gedanken über Geld machen sollst?", stelle er die Gegenfrage.
Er würde es wohl nie verstehen, dass ich mich nicht für sein Geld interessiere.
„Lass uns nicht weiter darüber reden, bitte.", bat ich ihn, denn ich wollte mich nicht schon wieder mit ihm streiten.
Der von letzter Woche hat mir schon gereicht, noch einen wollte ich wirklich nicht, dass machte nur wieder die ganze Stimmung zwischen uns zunichte.
+
Die junge Bedienung kam wieder und stellte vor Lucius den schwarzen Kaffee ab und vor mir den Kakao.
Kaffee war mir einfach zuwider, bitter und... egal, er schmeckte mir einfach nicht.
„Du hast Recht, ich denke nicht, dass wir uns da einig werden.", „Das sehe ich genauso und ich möchte nicht diese angenehme Stimmung zwischen uns zerstören, Lucius.", „Verständlich, Liebes.", stimmt er mir zu und nippte an seinem Kaffee.
Dabei beobachtete ich, wie er die weiße Tasse vorsichtig an seine Lippen führte und als er die Tasse wieder absetzte, seine Lippen vom Kaffee angefeuchtet waren.
Mein Blick blieb an eben diesen hängen, wie gerne ich ihn jetzt küssen würde, scheinbar ganz unbewusst leckte ich mir bei diesem Gedanken über meine eigenen Lippen.
Plötzlich konnte ich beobachten, wie seine Lippen ein anzügliches Grinsen formten, verwirrt, warum er denn auf einmal so grinste, wandte ich mich – schweren Herzens – von seinen Lippen ab und blickte hinauf in seine Augen.
„Siehst du was, was dir gefällt?", horchte er mich dann aus und ich fühlte mich wie vorhin auf der Straße ertappt und meine Wangen färbten sich dabei – wieder einmal – in einem zarten roten Ton.
Hastig wandte ich daher meinen Blick von ihm ab und schaute lieber wie die Sahne in meiner heißen Schokolade langsam flüssig wurde.
Immer, einfach immer ertappte er mich dabei, wie ich ihn anstarrte, leider bemerkte ich es nie, wenn er mich ansah und wenn, dann nur sehr, sehr selten.
Also praktisch nie!
„Es muss dir nicht peinlich sein, Liebes.", sprach er sanft, doch noch immer blickte ich ihn nicht wieder an, wieso nur wusste er das immer?
„Ehrlich, Hermine?", nun blickte ich ihn doch an, er und seine verdammte Stimme!
Sie konnte mich alles vergessen lassen – wenn er es denn wollte – genau wie seine grauen Augen, die auch jetzt wieder so viele Emotionen und Gefühle zeigten.
So kalt er auch anderen gegenüber war, bei mir war er selten so, fast nie eigentlich.
„Du kannst mich so viel angucken, wie du möchtest, Hermine.", erlaubte er mir und ich hatte das Gefühl, dass meine Wangen nur so glühten.
„Ich schaue dich auch andauernd an.", gab er dann zu und blickte mir fest in die Augen während er dies sagte.
„Wirklich?", fragte ich nach, denn wie gesagt, bis jetzt hatte ich eigentlich nie das Gefühl gehabt, dass er mich so anstarrte, wie ich ihn immer anstarrte.
„Ja, allerdings scheint es dir nie aufzufallen oder du...", beendete er seinen Satz nicht, aber seine Augen funkelten und es kam mir vor, als wäre es ein liebevoller Blick, den er mir schenkte.
„Oder was Lucius?", flüsterte ich, wir waren uns während dieses kurzen Gespräches irgendwie näher gekommen.
Sowohl er als auch ich hatten uns über den kleinen Holztisch zueinander vorgebeugt.
Nun streckte er seine rechte Hand aus und griff dann einer meiner Haarsträhnen und schaute diese – aus meiner Sicht zumindest – verträumt an.
Immer wieder zwirbelte er sie zwischen seinen Fingern und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er dann antwortete: „Oder wenn du neben mir schläfst.".
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