Auftritt im Ministerium
- Hermines Sicht, erste Woche im Februar -
Ich stand vor dem Schloss gemeinsam mit Neville. Es war Donnerstag und ich hatte gleich einen Termin bei Dr. Curt.
Lucius war schon fast einen ganzen Monat verschwunden und ich wusste noch immer nicht, wo er war oder was mit ihm geschehen ist. Ron ließ mich zwar in Ruhe, allerdings entgingen mir seine Blicke nicht.
Er war zufrieden und schadenfroh! Und ich... ich verzweifelte, Hyperion würde mich heute zum Arzt begleiten, weil das Ministerium weder Harry noch Draco erlaubt hatte, die Schule heute zu verlassen. Das Ministerium, noch so eine Sache, die mich ans Ende meiner Kräfte brachte.
Naja, Hyperion und Lucius Anwalt konnten zwar dafür sorgen, dass sie mich jetzt immer hin in Ruhe ließen. Aber trotzdem machte ich mir große Sorgen. „Da ist er, Hermine. Bist du sicher, dass du mit ihm gehen willst?", fragte Neville noch einmal.
Er machte sich wirklich Sorgen, zwar hatte ich zu Beginn auch Zweifel gehabt, aber Hyperion hatte sich nicht anders verhalten als höflich und zuvorkommend.
Er schrieb mir Briefe und hielt mich auf dem Laufenden, was Severus und Abraxas betraf und wie weit sie mit der Suche nach Lucius waren. Er schickte mir sogar Rosen aus Lucius Garten und er würde mich heute begleiten. Hatte sogar gesagt, dass er mit mir Essen gehen würde.
Ein bisschen Ablenkung hatte er es genannt.
Gut, wieso nicht. Ein bisschen Abstand von allem würde mir gut tun.
Ich war jetzt im dritten Monat und man konnte jetzt schon eine kleine Wölbung sehen. Zwar trug ich meist eher lockere Sachen, damit man es nicht sah.
Aber die meisten wussten aus der Presse, dass ich schwanger war. Also, was soll's?
Das Wetter war heute wirklich schön, die Sonne schien und es war warm.
Hyperion wollte mit mir Essen gehen, also hatte ich mich etwas rausgeputzt. Sicher würde er ein Kleid erwarten und so hatte ich ein beerenfarbenes angezogen. Es war mit Spitze versehen und die Ärmel reichten bis zu meinem Ellenbogen.
Dazu trug ich ebenfalls beerenfarbene Schuhe, die offen waren und Ohrringe in der gleichen Farbe. Außerdem fand ich noch eine Kette mit einem kleinen Anhänger in Beere. Meine Haare hatte ich lockig gelassen, aber an der Seite mit einem Haargummi zusammen gebunden, darüber hinaus hatte ich mir noch eine kleine Tasche gepackt und meinen Mantel übergeworfen.
Neville neben mir schaute mich immer noch abwartend an, da fiel mir ein, dass ich ihm nicht geantwortet hatte und holte dies direkt nach: „Ja, ich bin mir sicher, Neville. Es ist alles okay. Du kannst schon gehen, ich weiß, dass du nicht scharf drauf bist, ihm zu begegnen."
Er nickte mir zu und verschwand dann auch schon, genau dann kam Hyperion gerade bei mir an. „Hermine." „Hyperion.", grüßten wir uns und er hielt mir seine Hand hin.
Er führte mich den Weg, den er gekommen war, zurück zur Grenze, wo wir apparieren konnten und dann verschwanden wir.
Genau wie Lucius, einfach machen und nicht vorwarnen.
Wir kamen direkt vor dem St. Mungos an, er zog mich regelrecht hinter sich her. Wieso ging er nur so schnell? „Könntest du bitte ein bisschen langsamer gehen?", fragte ich schwer atmend, er versuchte mich doch nicht so umzubringen, oder?
Er blieb abrupt stehen, sah mich an, wie ich schwer atmete. „Natürlich, verzeih. Es ist schon etwas her, dass ich eine schwangere Frau begleitet habe.", entschuldigte er sich und ging dann relativ langsam neben mir her.
Wieder saß diese unhöfliche Frau am Eingang, aber als sie mich erblickte, schaute sie sich direkt nach Lucius um. Merkwürdig, jeder wusste doch, dass Lucius verschwunden war. Es war schließlich in der Presse gewesen.
Als sie Hyperion sah, verhielt sie sich jedoch genau wie das letzte Mal, als sie Lucius gesehen hatte. Versuchte ihre Haare ordentlich zu richten und versuchte zu lächeln.
„Mrs. Malfoy, darf ich fragen, wer sie da heute begleitet?", wie höflich, sie doch auf einmal war. Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Hyperion für mich antwortete: „Dürfen sie nicht! Wir haben einen Termin.".
Am liebsten hätte ich mir selbst vor den Kopf geschlagen. Ob Hyperion immer so uncharmant war? Die Frau war auf jeden Fall total durch den Wind. Ihr Gesicht spiegelte ihren Schock wieder. Bis sie sich wieder fing: „Ehm... natürlich. Sie kennen den Weg.".
Super, jetzt war sie wieder total unfreundlich. „Danke.", sagte ich und ging dann voraus. Dicht gefolgt von Hyperion.
Dr. Curt hatte mir genau das gleiche gesagt, wie das letzte Mal schon.
Beide sind vollkommen gesund, entwickeln sich super, aber ich sollte doch bitte mehr auf mich achten. Dieser Mann kann das auch so leicht sagen, sein Ehepartner ist nicht seit fast einem Monat verschwunden.
Er hatte mir noch ein Unterschallbild mitgegeben und ich wurde dadurch richtig traurig. Wie gerne würde ich das Lucius zeigen, hoffentlich finden Severus und Abraxas ihn bald.
„Hermine?" „Ehm... was?", stotterte ich, Hyperion sah mich leicht finster an. „Wenn du fertig bist mit deinem Selbstmitleid, dann würde ich jetzt gerne was Essen gehen.", sagte er mir. „Tut mir leid, ich musste nur an Lucius denken und dass er so viel verpasst...", ein Seufzen entkam ihm daraufhin.
„Hör zu, mein Bruder ist stark im Nehmen, egal was sie mit ihm machen, er wird klar kommen und weißt du, warum? Weil, wenn er nach Hause kommt, eine Frau und zwei Kinder auf ihn warten werden, die ihn brauchen. So und jetzt lächle endlich und komm." „Danke, Hyperion." „Ja, ja... jetzt komm endlich. Ich habe wirklich Hunger.", teilte er mir noch gereizt mit und verließ eilig das St. Mungos.
Hyperion führte mich in das gleiche Lokal, in dem ich mit Lucius auch schon einmal war. Aber diesmal war es schon etwas dunkler draußen. Okay, es war nicht richtig dunkel, aber bestimmt würde es noch dunkel werden, bis er mich wieder zurück nach Hogwarts brachte.
„Warst du schon einmal hier?", fragte er mich, als ein Kellner uns die Karten reichte. „Ja, Lucius hatte mich Anfang des Jahres einmal hierhin ausgeführt." „Hat es dir gefallen?", fragte er weiter, ich dachte mir nichts dabei und gab weiter Auskunft: „Es war sehr lecker."
Ich schaute durch die Karte, diesmal wollte ich was anderes essen, als das letzte Mal. Hyperion hatte seine Karte schon zur Seite gelegt und schaute mich jetzt abwartend an. Ich lugte über die Karte zu ihm rüber, irgendwie schien er amüsiert zu sein. Seine Augen funkelten merkwürdig, als würde er sich innerlich totlachen.
„Haben sie sich schon entschieden?", fragte der Kellner und ich erschreckte mich. „Verzeihen sie, Miss, ich wollte sie nicht erschrecken.", entschuldigte sich dieser direkt. „Schon okay.", beruhigte ich ihn und lächelte ihn leicht an.
„Ich hätte gerne den besten Wein, den sie haben und eine Platte mit verschiedenen Fleischspezialitäten.", sagte Hyperion, der Kellner notierte sich eilig alles und blickte mich dann an. „Ich hätte gerne nur die Tomatensuppe und einen frisch gepressten Holundersaft.", bestellte ich und der Kellner eilte schon davon.
Immer noch blickte Hyperion mich an. „Hab ich was im Gesicht oder warum starrst du mich die ganze Zeit so an?", wollte ich von ihm wissen, denn so langsam wurde mir das wirklich unangenehm.
Er lachte leise, schaute mich dann wieder an und sagte: „Ich kann verstehen, was mein Bruder an dir findet. Du bist hübsch und außerdem nicht auf dem Mund gefallen. Sicher lässt du dir von ihm nichts sagen."
Jetzt war ich diejenige, die ihn anstarrte.
Hatte er gerade gesagt, dass ich hübsch bin? Ich musste mich verhört haben! „Ehm... danke.", brachte ich dann hervor und merkte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. „Und dieses Rot... hinreißend, als wärst du die Unschuld in Person. Mein Bruder hat wohl einen Glückstreffer gelandet.", redete er weiter und ich wurde immer röter.
Konnte er damit nicht einfach aufhören? So wie er redete, erinnerte mich das irgendwie an das eine Mal, als ich durch den Kamin im Manor gestolpert bin und er mich dort aufgelauert hat. „Könntest du bitte damit aufhören, Hyperion, ich fühle mich dabei nicht wohl." „Ach? Lucius ist nicht hier, er wird nichts erfahren, wenn wir ein bisschen..." „Hör auf, bitte!", unterbrach ich ihn und hängte noch dran: „Ich werde sonst gehen. Ich bin dir wirklich dankbar, dass du die ganze Zeit da bist und mich begleitest, aber wenn du weiter damit machst, werde ich einfach gehen!"
Er nickte und der Kellner, der unsere Getränke servierte, unterbrach das Gespräch. Zum Glück!
- Sonntagmorgen, Hogwarts -
Schlecht gelaunt, weil ich wieder nicht schlafen konnte, ging ich neben Harry her.
„Man, Mine, jetzt mach doch nicht so ein Gesicht!", schimpfte er von der Seite. „Harry, mir ist nicht nach Lachen oder Lächeln. Seit Wochen gibt es nichts Neues von Lucius, Ron weiß was und niemanden scheint das zu interessieren. Wenn das Ministerium doch nur gegen ihn vorgehen würde, dann würde Lucius wahrscheinlich schon wieder zu Hause sein. Ich male mir die schlimmsten Dinge in meinem Kopf aus, Harry. Außerdem muss ich heute ins Ministerium, Frühlingsball... du musst doch auch dahin, oder nicht?" „Ja, ich habe auch keine Lust. Wenigstens sehe ich Elena auf dem Ball wieder.", stimmte mir Harry dahingehend zu.
Der Frühlingsball... vor drei Tagen hatte ich abends eine Einladung bekommen. Sie war an Lucius und mich adressiert und eigentlich war und ist mir immer noch nicht danach, dort hinzugehen. Dann auch noch ohne Lucius, jetzt musste ich aber dort erscheinen und Hyperion würde mich begleiten.
Was er genau damit bezwecken wollte, war mir auch noch unklar. Es war ja schön und gut, dass er hier war und mir half, aber... ich traute ihm einfach nicht.
Seine Blicke waren eindeutig, genau wie damals, als er mich in meiner Schuluniform im Manor gesehen hat.
Wenigstens würde ich heute nicht alleine mit ihm sein und vielleicht hatte er was von Severus und Abraxas gehört. „Sie werden ihn bestimmt finden, bitte sei nicht so niedergeschlagen." „Ich mache mir einfach nur Sorgen, es ist jetzt schon ein ganzer Monat vergangen und kein Zeichen, nicht eine Spur. Wo haben sie ihn nur hingebracht, Harry?", fragte ich ihn, obwohl ich wusste, dass er darauf keine Antwort hatte.
Er blieb stehen und ich tat es ihm gleich, jedoch zog er mich in eine Umarmung, gab mir einen Kuss auf die Wange und flüsterte in mein Ohr: „Sie werden ihn finden und Ron wird seine gerechte Strafe bekommen, genau wie die anderen. Versprochen, ich weiß, dass Snape und der alte Malfoy das schaffen."
Nachdem Harry und ich gemeinsam mit Neville und Kati in der großen Halle gefrühstückt haben, machte ich mich alleine – nach großem Protest von Harry – auf den Weg in mein Zimmer.
Hyperion würde später kommen und mir ein Ballkleid mitbringen.
Das erinnerte mich wieder an Lucius und den Verlobungsball von Kingsley, da hatte er mir auch ein Kleid geschenkt. Ein Kleid wie für eine Prinzessin gemacht, ehrlich hatte ich vor Hyperions Kleiderwahl etwas Angst. Ich hoffte sehnlichst, dass es nicht zu gewagt sein würde.
Ich stellte mich unter die Dusche, genoss das warme Wasser und versuchte meine Sorgen für ein paar Minuten zu vergessen.
Frisch gewaschen und mit einem Turban auf dem Kopf, einer Jogginghose, einem Top und einer alten Strickjacke am Leib setzte ich mich auf einen der zwei Sessel.
Vor mit auf dem kleinen Tisch lag das in Leder eingebundene Tagebuch, dass ich von Abraxas bekommen hatte. In letzter Zeit schrieb ich oft da rein.
Über meine Ängste... meine Sorgen... über Lucius... aber auch über Hyperion, wie er mich fühlen lies.
Draco, der sich wirklich rührend um mich kümmerte, wenn ich ihn um etwas bat, Harry, der immer wieder versucht, mich aufzumuntern, Blaise, der ihm dabei hilft und über meine zwei Babys.
Seit geraumer Zeit spürte ich morgens, statt einer Übelkeit, eher so was wie ein Ungleichgewicht meiner Magie.
Aber ob das wirklich was mit den Babys zu tun hatte? Dr. Curt meinte, dass so was nur sehr selten vorkommt und auch Madam Pomfrey wusste nur von sehr wenigen Fällen, bei denen so was passiert. Jedoch stand in dem einem der Bücher, die ich in der Hogwarts-Bibliothek gefunden habe, dass es durchaus passieren kann, dass Kinder im Leib das Gleichgewicht der Magie der eigenen Mutter durcheinander bringen können.
Vielleicht machte ich mir darüber aber auch zu viele Gedanken. Es lag wahrscheinlich nur an dem ganzen Stress und der andauernden Sorge um Lucius, die mich plagte und dieses Ungleichgewicht verursachte.
- später Nachmittag -
Ich saß auf einem Stuhl in meinem Badezimmer und Lavender war so nett, um mir beim Frisieren zu helfen. „Willst du das eher locker haben oder eher etwas straffer?", fragte Lavender mich, als sie meine Haare von den Knoten befreite.
Mal überlegen... in so strengen Frisuren fühlte ich mich eigentlich nicht so wohl. „Eher was lockeres, vielleicht mit Locken, da vertrau ich dir.", sagte ich ihr freundlich.
Lavender hatte es wirklich ernst gemeint und hatte sich auch echt verändert. Sie und Kati waren jetzt beste Freundinnen und Lavender war auch nicht mehr so eine Tratschtante wie die Jahre zuvor. „Wie geht es dir eigentlich, Lavender? Ich hab von Professor McGonagall gehört, dass du schwanger bist.", schnitt ich das Thema leicht an und sie erhitze den Lockenstab, den sie aus meiner Schublade zog.
Kurz huschte ein leidender Ausdruck über ihr Gesicht, aber dann fing sie sich wieder und antwortete auch: „Naja, ich verstehe mich mit ihm nicht sonderlich gut und wäre McGonagall nicht gewesen, dann würde ich jetzt wahrscheinlich noch nicht einmal mehr hier zur Schule gehen. Ich hoffe, dass dieses Gesetz bald aufgehoben wird, damit ich mich scheiden lassen kann. Er ist alt und... Oh Hermine, ich meine damit nicht, dass ältere Männer nicht auch ihre Vorteile haben. Ich mein, Mr. Malfoy, ist ein wahres Sahneschnittchen."
Sie kam leicht vom Thema ab und schwärmte sogar über Lucius. „Auf jeden Fall ist er schrecklich auch beim... naja, beim Sex. Ich bin echt froh, dass ich bei der Hochzeit keine Jungfrau mehr war und sobald ich schwanger war, hatte ich ihn auch nicht mehr an mich ran gelassen. Daher bin ich so dankbar, dass die Ferien endlich vorbei sind.", redete sie weiter.
„Ich kann dich verstehen, Kati ist ja auch nicht gerade glücklich. Dabei wünschte ich nicht nur euretwegen, sondern auch für meine Kinder, dass dieses Gesetz endlich wieder aufgehoben wird. Ich hab mit Lucius Glück gehabt, ich liebe ihn und er behandelt mich mit Respekt, Achtung und sorgt sich um mich. Aber ich weiß, dass viele eben nicht so viel Glück hatten und ich möchte das für meine Kinder nicht." „Du solltest dir jetzt keine Gedanken darüber machen, das mit Lucius muss schwer für dich sein, vor allem jetzt, da du schwanger bist. Ganz zu schweigen die Auroren, als wäre alles noch nicht genug, haben die versucht dich abzuführen wie eine Schwerverbrecherin.", brachte sie für mich Verständnis auf.
Mir fiel heute wirklich auf, dass sie gar nicht so schlimm ist, wie alle immer sagten. „Lass uns bitte nicht darüber reden.", bat ich sie und sah im Spiegel nicken.
Sie fuchtelte in meinen Haaren rum, bis sie nach weiteren 20 Minuten „Fertig", rief. Sie hatte mir eine lockere Hochsteckfrisur gezaubert, teilweise mit Locken, teilweise auch geflochten. Es war wirklich sehr schön.
„So, und jetzt schminken wir dich.", teilte sie mir voller Freunde mit. „Aber Lavender, bitte dezent. Übertreib es nicht.", mahnte ich sie und sie nickte und kicherte leise.
Sie drehte mich auf dem Stuhl um, ich schloss meine Augen und schon war sie dabei, mich zu bepinseln. Hoffentlich würde es nicht zu extrem werden, betete ich in Gedanken.
Als ich meine Augen dann wieder öffnete, war ich positiv überrascht. „Wow, Lavender, das ist... danke.", brachte ich hervor.
Meine Lippen zierte ein kräftiges Rosa und meine Augen hatte sie mit einem Eyeliner betont. Wir gingen gemeinsam in mein Schlafzimmer, dort packte sie ihre Sachen und wir verabschiedeten uns voneinander: „Danke, Lavender." „Ach was, kein Ding. Es freut mich, wenn ich so ein bisschen wiedergutmachen kann, was ich die vergangen Monate alles angerichtet habe.", kaum verließ das ihre Lippen, umarmte sie mich kurz und verschwand dann.
Ich ging zu meinem Schrank und holte mir dort noch eine Perlenkette und passende Ohrringe raus, Lucius hatte sie mir mit in meinem Koffer getan.
Schuhe hatte ich auch schon raus gesucht und hoffte jetzt, dass das alles auch zum Kleid passen würde, dass Hyperion mitbrachte.
Ich musste nicht lange warten, da klopfte es an meiner Tür.
Einmal tief durchgeatmet und ich öffnete sie. „Guten Tag, Hermine.", begrüßte er mich mit einem leichten Nicken. „Hyperion, bitte komm doch rein.", bat ich ihn und er kam dem nach.
In seiner Hand trug er einen Kleidersack, er selbst hatte einen schwarzen Gehrock an und eine schwarze Hose, darüber trug er ein ebenso schwarzes Jackett und schwarze Schuhe. Das einzige, was nicht schwarz war, war das weiße Hemd unter dem Gehrock und der Weste, als auch die rosa Rose, die er sich angesteckt hatte.
„Dein Kleid, du kannst es anziehen. Wir sind bereits spät dran.", teilte er mir mit und reichte mir den Kleidersack, ich nahm diesen und ging wieder in das Badezimmer.
Als ich den Sack öffnete, kam mir ein Traum von rosa entgegen und auch wenn rosa eigentlich nicht so meine Farbe war, war dieses Kleid wirklich schön.
Obenrum war es zum Schnüren und der restliche Teil fiel in Bahnen bis zum Boden.
Ich zwängte mich mit dem Kleid durch die Tür, Hyperion saß auf meinem Bett und hielt einen Brief in seiner Hand. „Hermine.", sagte er, als er mich sah und erhob sich.
Nicht darauf reagierend, stieg ich in meine Schuhe. „Der ist für dich, von meinem Vater.", teilte er mir mit und reichte mir den Brief. Ich wollte ihn eigentlich auf die Seite legen und später lesen, weil, wie er ja schon gesagt hatte, wir spät dran sind, aber hielt mich davon ab: „Les ihn jetzt. Ich warte so lange."
Hermine,
leider habe ich keine guten Neuigkeiten für dich. Wir konnten Lucius Aufenthaltsort noch nicht bestimmen, geschweige denn irgendwie herausfinden.
Severus und ich haben jetzt fast schon ganz England abgesucht, haben aber keine Spur finden können. Aber wir werden nicht aufgeben, ich werde nicht aufgeben.
Wenn der Brief dich erreicht, wirst du wahrscheinlich auf dem Weg zum Frühlingsball sein, der Pflicht für dich ist. Hyperion wird dich begleiten, ich bat ihn darum, bei dir zu bleiben und nicht mit Severus und mir zu suchen. Er wird dir helfen, wobei auch immer du Hilfe brauchen solltest.
Etwas Neues gibt es allerdings doch.
Wir wissen jetzt, dass die Lestrangebrüder etwas damit zu tun haben, ihre Spur konnten wir bis an die Grenze nach Irland verfolgen und wir versuchen nun einen Weg zu finden, nach Irland zu gelangen. Was gar nicht so einfach ist, da auch über mir ein Ausreiseverbot verhängt wurde.
Severus macht sich außerdem Sorgen um Camilla, sie ist jetzt ganz allein, daher würde ich dich bitten, sie vielleicht nach Hogwarts einzuladen. So wie ich das mitbekommen habe, versteht ihr euch gut.
Wir werden ihn finden, bitte mach dir keine Sorgen. Pass auf meinen Enkel und meine Enkelin auf.
Abraxas
Keine neue Spur also, aber Irland war vielleicht eine, vielleicht würden sie Lucius da finden.
Am liebsten würde ich mich selbst auf die Suche nach ihm machen. „Hermine, wir müssen jetzt gehen.", teilte Hyperion mir mit und öffnete schon die Tür.
Ich legte den Brief auf meinem Nachttisch ab und zog noch schnell ein kleines Jäckchen über, noch war es etwas kalt draußen. Vor allem am Abend.
Hinter mir versiegelte ich meine Tür mit einigen Schutzzaubern und folge Hyperion dann nach unten, die vereinzelten Schüler, die uns sahen, musterten uns argwöhnisch.
Aus dem Augenwinkel sah ich Draco, der sich mit Blaise unterhielt und mich dann auch sah. „Onkel, Hermine, wartet!", rief er uns zu und lief zu uns rüber.
Hyperion jedoch wartete nicht, im Gegensatz zu mir. Er hatte schon wieder diesen schnellen Schritt drauf, ich hoffte, ich müsste nicht jedes Mal hinter ihm herlaufen wie ein aufgescheuchtes Huhn.
Draco bot mir seinen Arm an, als er sah, dass ich Mühe hatte, mit seinem Onkel schrittzuhalten. „Wie geht es dir?", fragte er mich besorgt, noch so ein Malfoy, der sich Sorgen machte.
Aber immerhin wusste ich bei Draco, dass er es ernst meinte und nicht so wie Hyperion – höchstwahrscheinlich – vorspielte.
„Ganz gut, Abraxas hat mir einen Brief geschrieben. Er und Severus wollen jetzt in Irland suchen, das ist die einzige Spur, die die beiden haben." „Das hat er mir auch geschrieben.", lächelte er zu mir runter. „Ich hoffe, sie finden ihn dort, ich mache mir wirklich Sorgen. Auch wegen dem Ministerium...", begann ich, brach dann aber ab.
Wir erreichten Hyperion, der bereits ungeduldig am Apparierpunkt auf uns gewartet hatte und anscheinend hatte er Dracos und mein Gespräch mit angehört: „Ich kümmere mich um das Ministerium und die Auroren, darüber zerbrich dir nicht deinen Kopf. Jetzt komm."
Er bot mir jetzt selbst seinen Arm an und Draco gab mir noch einen Kuss auf die Stirn, ehe er mich an Hyperion übergab.
„Wir sehen uns nachher, Hermine. Onkel Hyperion, bitte pass auf sie auf.", sagte Draco noch, was mich genervt – zumindest der letzte Teil – die Augen verdrehen ließ und dann war er auch schon verschwunden.
Wahrscheinlich um Melinda abzuholen, Harry war auch schon früher verschwunden, er und Elena würden dann auch zusammen kommen. Nur Camilla wäre nicht da, sie hatte auch eine Einladung bekommen, aber ich nahm an, ohne Severus wollte sie dort nicht auftauchen.
Genau wie das letzte Mal mit Lucius, als ich hier war, wurden wir von einem Mann begrüßt: „ Guten Abend, die Einladung bitte."
Hyperion zog diese aus seinem Umhang und reichte sie ihm. „Mr. und Mrs. Malfoy, sie werden angekündigt. Bitte, ihren Umhang und die Jacke.", bat er noch, ich reichte ihm meine kleine Jacke und Hyperion gab ihm seinen Umhang.
Ich versuchte außerdem ein mitleidiges Seufzen zu unterdrücken, schon wieder angekündigt, das brauchte ich eigentlich echt nicht.
Hyperion griff wieder nach meinem Arm, beugte sich dann noch zu mir runter, als wir direkt vor der Tür standen: „Wir werden etwas tanzen, essen und dann werde ich dich auch wieder zurückbringen. Vor Mitternacht bist du wieder in Hogwarts."
Ich versuchte zu lächeln, als die Türen aufgingen und die laute Stimme eines anderes Mannes verkündete: „HYPERION BRUTUS MALFOY UND SEINE SCHWÄGERIN, HERMINE JANE MALFOY!"
Viele drehten sich zu uns um und ich erkannte auch bekannte Gesichter, wie zum Beispiel das von Nott Senior und seiner Frau.
Die beiden grinsten mich merkwürdig an, vor allem der alte Nott. Als Hyperion und ich die Treppe runter kamen, waren auch schon Nott und seine Frau dabei, auf uns zu zukommen.
Meine Hand verkrampfte sich in Hyperions Ärmel, der mich daraufhin anschaute. „Alles in Ordnung?", fragte er mich direkt. „Ja... nein, ich... es ist wegen ihm und seiner Frau. Lucius und ich hatten schon das letzte Mal, als wir auf einem Ball waren, ein schlechtes Zusammentreffen. Der Sohn ist auch nicht viel besser und jetzt kommen sie auf uns zu.", erklärte ich leise.
Er hatte keine Zeit, was zu erwidern, denn die beiden Notts, standen schon vor uns. „Ah, wenn das nicht Lucius kleiner Bruder ist. Ich hätte Lucius ja fast geglaubt, aber es sieht so aus, als würde er seine neue Frau in der Familie herumreichen.", begrüßte uns Theodor Nott und grinste mich lüstern an.
Aber auch seine Frau hatte was zu dazu beizutragen: „Was erwartest du auch von einem Schlammblut, Theo? Zu was anderem sind diese schließlich nicht gut."
Ich versuchte, mich krampfhaft zusammen zu reißen, kein Stress... immer ruhig bleiben...
„Mr. Nott, sparen sie sich ihre Kommentare und verschwinden sie und ihre... was auch immer sie darstellen soll, aus meinem Blickfeld. Und sollte ich noch einmal mitbekommen, dass sie meine Schwägerin derart angehen, werden sie sich wünschen, der Dunkle Lord hätte sie damals getötet.", zischte Hyperion kalt, dass es selbst mir kalt den Rücken runterlief.
„Was erlauben sie sich? Hat ihr Vater ihnen etwa keinen Respekt beigebracht? So über meine Frau herzuziehen und mir zu drohen!", keifte Nott Senior wie eine Frau zurück.
Ich spürte Hyperion sich neben mir anspannen und auch er schien um Kontrolle zu ringen. „Ich werde mich nicht wiederholen! A-u-s m-e-i-n-e-m B-l-i-c-k-f-e-l-d!", buchstabierte er praktisch schon und Nott ging tatsächlich ein paar Schritte zurück.
„Möchtest du tanzen?", fragte er mich dann, wieder beherrscht und freundlich. „Gerne.", nickte ich und wir ließen das Ehepaar Nott erstaunt und wahrscheinlich auch überfordert hinter uns.
Auf der Tanzfläche angekommen, zog er mich in seine Arme.
Die Musiker spielten, wenn mich nicht alles täuschte, einen Wiener Walzer und Hyperion führte mich gekonnt, genau wie Lucius, über das Tanzparkett.
Irgendwann wechselte die Musik, ich musste ehrlich sagen, ich kannte es nicht. Aber es war langsamer und Hyperion zog mich – ich glaube, eher unbewusst – näher an sich.
„Unangenehme Personen, diese Notts.", sagte er irgendwann, was mich doch tatsächlich leise lachen ließ. „Danke." „Wofür?", wollte er direkt wissen.
Ich hob meinen Kopf an und schaute in seine Augen, die auf einmal gar nicht mehr so kalt wirkten, wie sonst. „Dass du mich verteidigt hast.", sagte ich leise. „Das ist meine Pflicht, du gehörst jetzt zur Familie..." „Ob du es magst oder nicht.", wiederholte ich seine Worte, was ihn auch lachen ließ.
„Ich habe nichts dagegen...", flüsterte er in mein Ohr, nachdem er mich einmal um meine eigene Achse gedreht hatte.
Nun wusste ich nicht, was ich darauf sagen sollte.
Er hatte nichts dagegen! Auf einmal! Kann das überhaupt sein?
Ich zerbrach mir mal wieder den Kopf über alles Mögliche. „Hör auf, so viel zu denken, genieß den Abend einfach.", sprach er leise und wir tanzten noch ein drittes Lied durch.
„Ich kann nicht... ich muss immer..." „Immer an Lucius denken? Ich weiß, das tue ich auch. Er ist mein großer Bruder und wenn er nicht gewesen wäre, dann hätte ich mich dem Dunklen Lord anschließen müssen.", erläuterte er und ich verstand jetzt nichts.
Wie meinte er das nur? Direkt äußerte ich meine Frage auch laut: „Wie meinst du das?"
Er lächelte zu mir runter und kurze Zeit fand ich mich weit weg von seinem Körper, nur um dann wieder gegen ihn zu stoßen.
„Mein Vater hatte etwas getan, was der Dunkle Lord zu seiner Zeit nicht gut hieß und er wollte mich dafür haben. Aber ich war erst 14 Jahre alt und Lucius war 17. Er hat die Strafe, die Vater vom Dunklen Lord bekommen hatte, auf sich genommen.", erklärte er mir.
Eine Strafe also... aber was war das für eine?
Lucius würde mir davon sicher nicht erzählen... „Was... was für eine Strafe?", fragte ich leise und wusste eigentlich auch nicht, ob ich das wirklich hören wollte.
Er schien kurz zu überlegen, denn seine Stirn legte sich leicht in Falten, dann aber gab er mir Auskunft: „Zu einem die Annahme des Dunklen Mals und dann noch... Lucius wurde mit einigen älteren Todessern in Dörfer geschickt und dort sollte er... er sollte dort foltern, töten und..."
Ich wusste, was er meinte, aber Hyperion sprach dann noch weiter: „Es hat ihn verändert... jedes Mal, wenn ich ihn sah, wusste ich, dass er nicht mehr der Bruder war, den ich früher hatte. Er hatte nie Probleme mit Frauen, sie flogen zu ihm, wie die Bienen zu einer Blume. Aber danach... ich glaube, das war die Zeit, als es angefangen hat, dass er sein Herz verschloss. Nicht einmal mehr Mutter kam an ihn ran und er war immer ihr Liebling. Ich schulde ihm viel, auch wenn ich viele Ansichten des Dunklen Lord geteilt habe und es auch heute noch immer tue, war ich nicht wirklich mit seinem Methoden einverstanden. Folter... ist in einigen Situationen angemessen, genau wie das Töten, aber die Schändung einer Frau... das ist unverzeihlich."
Jetzt sah ich ihn doch wirklich überrascht an. „Wer bist du wirklich?", fragte ich daher und er lachte einfach, drehte sich mit mir ein paar Mal über die Tanzfläche.
„Ich sollte mich wohl bei dir entschuldigen, mein Verhalten damals war unangebracht. Ich hoffe, du verzeihst mir.", sagte er und die Musik endete, er führte mich zu unseren Plätzen.
- Kurz vor Mitternacht -
Ich hatte wirklich Spaß, für einige Momente vergas ich sogar, dass ich nicht mit Lucius hier bin, sondern mit seinem Bruder.
Wir tanzten nachdem wir noch einmal gegessen hatten und ich hatte wirklich nette Gespräche mit Elena und Melinda gehabt, die mich gut ablenkten.
„Hattest du einen schönen Abend, Hermine?", fragte Hyperion mich, als wir zu den Kaminen im Ministerium gingen. „Ja, er war wirklich schön. Ich danke dir, auch dieses Kleid, Hyperion... es ist sehr schön. Seit Lucius verschwunden ist, fällt es mir schwer... nun ja, Spaß zu haben." „Du solltest dich nicht so stressen, wenn sie ihn hätten umbringen wollen, dann hätten wir seine Leiche schon gefunden.", meinte er.
Wow... das ließ alle meine Sorgen jetzt verschwinden. „Onkel, bitte, sowas kannst du Hermine doch nicht sagen, sie macht sich nur noch mehr Sorgen.", hörte ich Dracos Stimme, er und Melinda kamen neben uns zum Stehen.
„Draco, Melinda.", sagte er nur. „Wollen wir, Hermine?", drehte er sich wieder zu mir, ich nickte und ergriff seinen Arm. „Wir sehen uns Morgen, Draco. Gute Nacht, Melinda." „Gute Nacht, Hermine.", sagte auch sie und dann zog mich Hyperion auch schon in das grüne Feuer.
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